Shinigami Haken Kyoukai desu - Shinigami Dispatch Society von Frigg ================================================================================ Kapitel 9: Regel Nr. 4: Das Leben ist ewiges Lernen und Lehren -------------------------------------------------------------- Verwirrt und besorgt über das Geschehene, fragte sich Lily, was sich eben eigentlich ereignet hatte und sah ihrem Mentor nach. Ihre Bluse war aus einem ihr unverständlichen Grund nass und das kalte Getränk lief ihre Wirbelsäule hinab. Glaubte diese Carry allen Ernstes, dass Ronald Knox, ihr Mentor, etwas mit ihr hatte? Lily fand diesen Gedanken sehr weit hergeholt und war der festen Überzeugung, dass die Frau übertrieb und einfach nur nach Aufmerksamkeit suchte. Zu allem Übel brach auch noch lautes Gelächter los und wilde Gespräche fingen an. Die Blicke richteten sich auf ihren Tisch. Eine Hand auf ihrer Schulter holte sie aus den Gedanken. „Gehen Sie sich umziehen, Miss McNeil“, sagte Alan und machte eine Kopfbewegung zur Tür, „Wir kümmern uns um das Geschirr und die Sauerei.“ Lily nickte und nahm ihr Jackett von der Stuhllehne. Nakatsu wollte sie begleiten, doch Eric hielt ihn zurück und schüttelte stumm den Kopf. Dankend nickte Lily und rannte aus der Mensa, durch die Flure der Society und durch das Treppenhaus. Die letzten Stufen sprang sie hinunter und stolperte in den Eingangsbereich, der zu den verschiedenen Abteilungen führte. Plötzlich stieß sie gegen ein unerwartetes Hindernis. Lily taumelte mehrere Schritte zurück und sah auf. Zwei Shinigami standen vor ihr. Einer davon war William T. Spears. Den anderen Shinigami kannte sie nicht. Sie war in den ihr unbekannten Mann hinein gelaufen, da dieser aber recht sicher neben William stand, schien ihn der Zusammenstoß nicht viel ausgemacht zu haben. „Es tut mir schrecklich leid!“, sagte Lily schnell und verbeugte sich ein wenig zur Entschuldigung. Als sie aufsah, wurde sie von William kalt gemustert, der nur stumm seine Brille zurecht rückte, während der andere Mann ein breites Grinsen auf den Lippen hatte. Sein Mantel war schwarz und schien schon älter zu sein, genauso wie sein Hut. Die Haare waren lang und weiß und fielen ihm dicht ins Gesicht. Lily hatte ihn noch nie gesehen, da war sie sich absolut sicher. Jemand mit solch abgetragenen Kleidern wäre aufgefallen wie ein bunter Hund. Dennoch regte sich in ihr etwas und schnürte ihr die Kehle zu. Die Atmung fiel ihr schwer und ihr Herz verkrampfte sich. Kalter Schweiß bildete sich auf ihrem Rücken. Sie wollte fort. „Miss McNeil“, richtete Spears das Wort an sie. „Gibt es ein Problem oder wieso haben Sie es so eilig? Was ist mit Ihrem Hemd passiert?“ Lily errötete etwas und merkte erst jetzt, was sie mit dem nassen Hemd für einen Eindruck auf Spears machte. „Oh…ähm…nein, es ist alles in Ordnung. Ich hatte nur einen unglücklichen Zusammenstoß mit jemanden und wollte mich schnell umziehen.“ Ihr Herz schmerzte und es zog sich durch den ganzen Brustbereich bis in den Rücken. William nickte nur und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. „Miss Lily McNeil ist zur Zeit der einzige weibliche Shinigami in meiner Abteilung“, erklärte Spears. Der fremde Shinigami schien sie durch seinen dichten und üppigen Pony zu mustern. Sein Grinsen wurde um einiges breiter. Ein Kichern entfuhr ihm und er verschränkte seine blassen Finger mit den langen Nägeln miteinander. „Oh, wie interessant.“, sagte der Mann gedehnt, „Dann passt gut auf sie auf. Die Arbeit kann manchmal sehr gefährlich sein.“ William nickte nur. Lily wusste nicht, was sie dazu sagen sollte und blickte beide stumm an. Sie versuchte ruhig zu atmen, was ihr jedoch von Sekunde zu Sekunde schwerer fiel. „Miss McNeil“, wandte sich nun wieder Spears an sie, „Dies ist einer der ältesten Shinigami. Sein Name ist Undertaker und er ist eine Legende. Er hat schon Robin Hood überprüft und Marie Antoinette in die Hölle geschickt.“ „Ja, aber mittlerweile befinde ich mich im Ruhestand, wie Sie wissen“, erwiderte er und seine Stimme klang ruhig und gelassen, als hätte er bereits alles gesehen. „Es freut mich sehr Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte Lily schnell und hielt sich zurück nicht das Gesicht zu verziehen, „Aber ich muss jetzt leider los. Bitte entschuldigen Sie.“ Mit diesen letzten Worten rannte sie los und auf das Wohngebäude zu. Der Schmerz in ihrer Brust wurde immer schlimmer und sie musste in der Eingangshallte stehen bleiben. Ein schmerzerfülltes Keuchen entfuhr ihr und sie lehnte sich an die Wand. Ihre Atmung ging flach und schnell. Die Beine zitterten und Lily sackte zu Boden. Der Name des Shinigami schwirrte in ihrem Kopf und verursachte Kopfschmerzen. Auf allen vieren kniete sie in dem Eingangsbereich und hatte das Gefühl ihre Rippen würden langsam gebrochen und ihr Herz zerquetscht. Ein schmerzerfüllter Laut entfuhr ihr und Schweiß rann ihre Stirn hinab. Lily ballte die Hände zu Fäusten und griff zu der Stelle, an der ihr Herz saß. Was war nur los? Eine erneute Welle des Schmerzes überkam sie, kurz und heftig. Danach war der Schmerz fort als wäre nie etwas gewesen. Lediglich ihrem Atem hörte man an, dass etwas nicht stimmte. Er glich einem Keuchen als sei sie einen Marathon gelaufen. Langsam und vorsichtig richtete sich Lily wieder auf und sah sich um. Sie war alleine und niemand hatte gesehen, was passiert war. Ein paar Minuten blieb sie noch stehen und wartete, doch als sie sich sicher war, dass ihr Körper sich beruhigt hatte, rief sie den Fahrstuhl und fuhr nach oben. Als sie in der neunten Etage ankam, ging ihre Atmung noch immer schnell und ihr Herz pochte. Sie wollte das Geschehene einfach nur verdrängen, sich frische Sachen anziehen und zum Tagesgeschehen zurückkehren. Mit zitternden Händen schloss sie die Tür auf und hörte das Geräusch der Dusche. Ihr Mentor war also gerade dabei sich den Spinat aus den Haaren zu entfernen. Seine Kleidung lag auf dem Sofa und auf seinem Hemd waren grüne Flecken. Lily knöpfte sich die Bluse auf, zog sie aus und warf sie achtlos auf den Boden. Mit schnellen Schritten ging sie ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Von einem Kleiderbügel zog sie ein frisches Hemd und streifte sich dieses über. Als sie den Schrank schloss, fiel ihr Blick auf ihr Spiegelbild. Wenn man genau hinsah, merkte man ihr an, dass sie geschafft war. Genervt wandte sie sich von ihrem Abbild im Spiegel ab und knöpfte sich die Bluse zu. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was eben mit ihr passiert war, sondern es einfach nur vergessen. Als sie aus dem Schlafzimmer kam, war noch immer das Geräusch der Dusche zu hören und sie sammelte ihr nasses Hemd vom Boden auf. Unordentlich legte sie die Kleidung über ihren Schreibtischstuhl, damit sie nicht vergaß, sie mit zu waschen. Ihr Magen gab ein leises Knurren von sich und ihr fiel ein, dass sie noch gar nichts gegessen hatte. Das Gespräch mit dieser Carry hatte es verhindert. Lily dachte auch an ihren Mentor Ronald Knox. Er hatte schon nicht gefrühstückt und sich den Vormittag nur von Kaffee und Süßigkeiten ernährt. Auch er hatte durch Carry nichts essen können. Sowieso schien ihm das Essen nicht zugesagt zu haben. Kurz überlegte sie und entschied, eben selbst etwas zu kochen. In ihrer kleinen Küche fand sie Nudeln, Tomatenmark, Zwiebeln, Knoblauch, Milch, Eier, Mehl, Zucker und noch anderes Gemüse und Gewürze. Kurz kramte sie in den Schränken herum und holte einen Topf und eine Pfanne heraus, sowie Messer und eine Unterlage zum Schneiden. Den Topf füllte sie mit Wasser auf und stellte den Herd an, während sie die Zwiebel in kleine Würfel schnitt. Ein paar Tränen ließen sich jedoch dabei nicht vermeiden. Die Zwiebel briet sie in der Pfanne an und gab danach das Tomatenmark dazu. Als das Wasser nach ein paar Minuten kochte, gab sie die Nudeln dazu und würzte die Soße mit Knoblauch, Salz und Pfeffer. Mit einem kleinen Löffel schmeckte sie ab und holte zwei Teller und Besteck aus dem Schrank. Ihr Mentor war noch immer unter der Dusche und Lily goss das Wasser der Nudeln ab. Sorgfältig teilte sie das Essen gerecht auf beide Teller auf und stellte sie auf den Tisch. Sie setzte sich und wartete auf Ronald. Lange musste sie jedoch nicht auf ihn warten. Die Badezimmertür öffnete sich und heraus trat ihr Mentor in frischen Kleidern und mit nassen Haaren. Er roch nach Shampoo und einem Männerparfüm. Seine Augen weiteten sich und er gab einen überraschten Laut von sich. Ronald musste schmunzeln, während Lily unter seinem Blick errötete. „Ich hab uns etwas gekocht…“, nuschelte sie verlegen und mied seinen Blick, „Wir haben ja beide nichts essen können, durch Ihre Freundin Carry. Sie können ja auch nicht den ganzen Tag von Kaffee und Süßigkeiten leben.“ „Sieht gut aus“, kommentierte Ronald und setzte sich an den Tisch. Er aß einen Bissen und nickte zufrieden. „Sehr lecker.“ Stumm aßen sie eine Weile das Essen. „Sie könnten ja öfters kochen, wenn die Mensa nichts zu bieten hat. Ich bin sicher, Alan und Eric würde es auch schmecken“, meinte Ronald plötzlich und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Nach dem Mittagessen gingen sie gemeinsam in die Bibliothek. Lily war noch nie dort gewesen und sah sich neugierig um. Die Regale waren meterhoch und vollgestellt mit den unterschiedlichsten Büchern. Es gab richtig alte Bücher mit Ledereinbänden und dickem Inhalt. Alles war katalogisiert und in der entsprechenden Abteilung. Zwischen den Regalen gab es Tische und Stühle, um dort die Bücher studieren zu können. „Jetzt fangen wir mit den Grundlagen der Magie an“, erklärte Ronald und ging in die entsprechende Abteilung. Sie befand sich in der dritten Etage. „Zuerst werden wir testen, welche Magie Sie lernen müssen“, klärte er auf, „Wissen Sie, was es für Magiearten gibt?“ Lily nickte. „Ja, schwarze und weiße Magie.“ Ronald nickte. „Richtig. Wobei schwarz nicht unbedingt böse ist und weiß nicht nur gut. Es kommt immer auf den Zweck an.“ „Warum heißt es dann schwarz und weiß?“ „Weil es die Art und Weise ist, woher die Energie kommt. Weiße Magie kommt immer aus einem selbst und bei der schwarzen Magie wird die Energie aus der Umgebung genommen.“ „Wieso muss getestet werden, was ich lernen soll?“ „Der Unterricht unterscheidet sich ein wenig bei den beiden Magiearten. Es kommt immer wieder mal vor, dass man das eine nicht verträgt. Man kann es sich dann als eine Art Allergie vorstellen.“ „Verstehe. Aber wieso müssen wir eigentlich Magie lernen?“, fragte Lily und nahm ein paar Bücher entgegen, die ihr Mentor aus dem Regal zog. „Wenn wir die Seelen einsammeln, müssen wir natürlich auch auf uns und sie aufpassen. Es ist wichtig, dass wir einen Schutzkreis ziehen können oder Dämonen vertreiben. Aber keine Sorge, die Grundlagen sind sehr leicht. Am Anfang wird sehr viel meditiert, dann kommt die Verbindung mit den Elementen und vieles mehr.“ „Glauben die Menschen auch daran?“ „Einige tun es, andere nicht. Es gibt auch ein paar Menschen, die sie beherrschen, wie Merlin, aber viele sind es nicht. Magie gibt es auch seit Anbeginn der Zeit. Sie ist also so alt wie die Welt selbst.“ Als Ronald genug Bücher aus dem Regal gezogen hatte, begaben sie sich zu einem Tisch und ließen sich an diesen nieder. „Heute machen wir nicht allzu viel. Ich werde jetzt erst testen, welcher Magieart Sie angehören und dann bringe ich Ihnen die Regeln, Gefahren und ein paar kleinere Dinge bei.“ Lily nickte und setzte sich auf einen Stuhl. Ronald suchte in seiner Tasche nach etwas und legte es dann vor ihr auf den Tisch. Es waren zwei identisch aussehende Steine. Fragend sah sie ihren Mentor an. „Schließen Sie jetzt die Augen und strecken Sie mir ihre Hand entgegen.“ Lily tat wie ihr geheißen und wartete ab. Ihr Herz schlug schnell. Sie wusste nicht, was passieren würde. Ronald legte ihr einen der Steine in die Hand und sie schloss die Hand darum. Seine Finger berührten kurz ihre Handfläche und Lily zuckte kurz zusammen. In ihre Wangen schoss wieder Blut. „Was fühlen Sie?“, fragte er. Irrte sie sich oder hörte sich seine Stimme etwas nervös an? „Wie fühlt sich der Stein an? Denken Sie nicht viel darüber nach.“ Mit den Fingern betastete sie den Stein und ließ ihn mehrmals in ihrer Hand hin und her gleiten. Die Augen hielt sie geschlossen, während sie sich auf das Gefühl konzentrierte. „Es ist ein komisches Gefühl. Es kribbelt ein wenig, aber angenehm.“ „Gut.“ Ronald nahm den Stein aus ihrer Hand und legte den anderen hinein. Diesmal berührten sich ihre Hände nicht. „Wie ist es mit diesem?“ Lily spürte die Kälte des zweiten Steines in ihrer Hand und betastete auch diesen ausgiebig. „Ich kann es nicht beschreiben. Es ist anders. Unangenehm.“ Ihr Mentor nahm ihr den Stein aus der Hand. „Sie können die Augen wieder aufmachen.“ „Und?“, fragte Lily neugierig. „Sie lernen weiße Magie“, gab er Auskunft und packte die Steine wieder ein. Er zog ein Buch hervor und schlug es auf. „Darf ich fragen, was Sie können?“, wagte Lily zu fragen und zog Papier und Stift heran. Ihr Mentor nickte. „Ich kann beides einsetzten.“ „Ist das schwer?“ Nachdenklich legte ihr Mentor den Kopf schief. „Es geht. Es ist nur etwas mehr, was man lernen muss. Aber wir sollten uns auf Ihren Unterricht konzentrieren.“ Lily nickte und hörte ihrem Mentor zu, als er über die Regeln sprach, während sie sich Notizen machte. Der Nachmittag ging in der Bibliothek schnell herum, was allein schon daran lag, dass Ronald ihr viel abverlangte. Sie musste die Regeln lernen und die Gefahren. Ronald fragte sie mehrmals dazu ab und trieb sie an, die Sachen in und auswendig zu können. Die Regeln beinhalteten im Großen und Ganzen, dass man niemandem Schaden zufügen durfte und sein Wissen weise anwenden sollte. Die Gefahren bestanden darin, dass man sich vom Negativen verfolgt fühlen und den Bezug zur Realität verlieren könnte. Aber auch in ein paar anderen Dingen, die eher für Menschen galten, die eh schneller in Versuchung gerieten als ein Shinigami. Auch hatte sie mehrere Meditationsversuche unternommen. In dieser Meditation ging es darum, sich zu erden und eine innere Ruhe zu finden. Auch musste sie dabei ihren Körper genau wahrnehmen mit jeder einzelnen Faser, wie die Haare, die ihr ins Gesicht fielen und an ihrer Nase kitzelten. Also Dinge, die ihr Kopf normalerweise ausblendete. Nach mehreren Stunden hatte Lily das Gefühl, ihr Gehirn hätte die Konsistenz von Pudding und ihr Kopf rauchte. „Sie sehen geschafft aus.“, merkte Ronald an und warf einen Blick auf die Uhr. Er stand von seinem Stuhl auf und streckte sich ausgiebig. Sein Rücken knackte kurz und ein angestrengter Seufzer entglitt ihm. „Jetzt haben wir noch genug Zeit für eine Schwimmstunde. Ein bisschen Bewegung wird gut tun.“ Lily nickte stumm und sammelte ihre Sachen ein. Der Gedanke, ins Wasser zu gehen, behagte ihr überhaupt nicht. Ihr Herz schlug sofort schnell und in ihrem Bauch machte sich ein flaues Gefühl breit. „Muss dieser Schwimmunterricht sein?“, fragte sie mürrisch. Ihr Mentor nickte. „Ja, ich fürchte, Sie müssen da durch.“ „Wieso?“ Es war ihr egal, dass sie wie ein kleines Kind klang. „Vorschrift.“, war die schlichte Antwort. Ronald schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, als er die Bücher einsammelte, die auf dem Tisch verstreut lagen. „Wieso können Sie es nicht?“ Die Frage überraschte Lily ein wenig und sie zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht. Ich hab es nie gelernt und in der Grundausbildung hatten wir keinen.“ In Wahrheit hatte sie sich schon öfters gefragt, wieso sie solche Probleme damit hatte. In ihrer Kindheit hatte sie nie etwas Schlechtes erlebt, was ihre Angst begründen würde ins Wasser zu gehen. Doch jedes Mal, wenn sie vor einem tiefen Becken stand, war es als würde sie zum Galgen gehen. „Dann wird es höchste Zeit, dass sie es lernen“, sagte Mr. Knox und holte sie aus ihren Gedanken, „Gehen Sie schon einmal Ihre Sachen holen. Ich räume die Bücher ein und wir treffen uns in der Schwimmhalle.“ Lily nickte und nahm ihre Unterlagen. Sie drehte sich beim Hinausgehen nochmal um, doch Ronald Knox war schon zwischen den Reihen in der Bibliothek abgetaucht. Schnell verließ sie die Bibliothek und ging zum Wohnheim, um ihre Sachen für den Schwimmunterricht zu holen. Auf dem Weg begegnete sie dem Shinigami vom Mittag. Sein Name war Undertaker, wenn sie sich recht erinnerte. Diesmal war er alleine und sein Gesicht zierte noch immer ein breites Grinsen. „Na, du bist ja wieder so schnell unterwegs.“ Lily hielt in der Bewegung inne und wandte sich dem Mann zu. „Hallo“, sagte sie und fragte sich, was dieser Shinigami von ihr wollte. „Du hast es ja sehr eilig. Aber pass auf dass du nicht wieder in jemanden hinein rennst.“ Ein leises Kichern entfuhr ihm und er grinste etwas breiter, als würde ihn der Gedanke amüsieren. „Denn der Nächste kann den Zusammenstoß vielleicht nicht so gut wegstecken.“ „Wegen heute Mittag tut es mir wirklich leid. Es war keine Absicht.“ Verlegen sah sie Undertaker an. Plötzlich spürte Lily einen Ruck an ihrem Hals. Er hatte sie an der Krawatte gepackt und zu sich heran gezogen, ohne dass sie die Bewegung auch nur gesehen hatte. Sie war ihm so nahe, dass sie den süßlichen und leicht erdigen Geruch wahrnehmen konnte, der ihn umgab. „Ein Shinigami sollte auch in stressigen Situationen auf seine Kleidung achten, aber du warst ja schon immer ein kleiner Chaot“, sagte er und richtete den Knoten ihrer Krawatte, während er leise vor sich hin kicherte und immer noch breit grinste. Verwirrt sah Lily den Mann vor sich an und zog die Stirn in Falten. Was meinte er nur? Wie konnte er wissen, dass sie ein wenig chaotisch war? Er hatte sie doch nur einmal bisher gesehen. Unsicher, was sie davon halten sollte, wich sie ein Stück zurück. „Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn ein Teil von einem selbst immer schläft?“, fragte er plötzlich kichernd, „Aber da du eben nicht wusstest, was meine Wenigkeit meint, wirst du es jetzt wohl leider auch nicht wissen.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte er sich von ihr ab und ging davon. Lily blieb verwirrt und alleine zurück. „Miss McNeil, was machen Sie noch hier?“, fragte auf einmal eine Stimme hinter ihr. Lily schreckte auf und erkannte ihren Mentor. „Oh…ähm…“ „Kneifen geht nicht!“, sagte er tadelnd mit dem Finger, „Sonst gibt’s ne Strafarbeit.“ „Ich will auch nicht kneifen!“, gab sie zurück. „Dann holen Sie schnell Ihre Sachen. Wenn Sie nicht in zwanzig Minuten umgezogen in der Halle sind, werden Sie zur Strafe meine Unterhosen waschen müssen.“ „Was?!“ Lily starrte ihren Mentor entsetzt an und dachte an die vergangen Nacht zurück, wo er nur in seiner Unterhose neben ihr gelegen hatte. Wenn sie die Farbe richtig in Erinnerung hatte, war sie schwarz-weiß gestreift gewesen. Ihr Gesicht nahm die Farbe einer überreifen Tomate an. Lily wollte sich nicht ausmalen, wie der Rest seiner Wäsche aussah und erst recht wollte sie keine von denen waschen müssen. „Die Zeit läuft, Miss McNeil.“ Ronald Knox sah auf seine Armbanduhr und grinste sie frech an. „Sie meinen das ernst?!“ Ihre Augen weiteten sich panisch. „Natürlich.“ „Ich dachte, es sei ein Scherz! Oh mein Gott…!“ Lily rannte mit rotem Gesicht davon und schnell ins Wohngebäude. In ihrem Zimmer angekommen, suchte sie in aller Eile ihre Sachen zusammen. Kurz betrachtete sie ihre alten Schwimmsachen, die sie nie getragen hatte. Ihre Eltern hatten sie ihr einmal zum Geburtstag geschenkt, in der Hoffnung, dass sie dann den Antrieb hatte, schwimmen zu lernen. Aber die Sachen lagen bisher ungenutzt in ihrem Kleiderschrank. Wegwerfen wollte sie die Kleidung auch nicht einfach so. So hatte sie es einfach weiter aufbewahrt. Innerlich betete sie, dass der Zweiteiler noch passen würde, stopfte ihn mit einem Handtuch in eine kleine Tasche und rannte wieder los. Die Zeit lief ab und der Gedanke, dass sie seine Wäsche waschen musste, ließ sie erröten. Völlig außer Atem und mit hochrotem Kopf, kam sie an der Halle an, riss die Tür auf und während sie rannte, öffnete sie schon die ersten Knöpfe ihrer Bluse und riss sich die Krawatte vom Hals. In der Umkleidekabine warf sie die Tasche auf den Boden und zog sich so schnell es ging um. Zum Glück passte der Zweiteiler noch. Lily nahm noch das Handtuch und verstaute ihre Kleidung und Tasche in einen der Spinte. Kurz holte sie tief Luft und wappnete sich für das, was auf sie zukommen würde. Mit stark klopfendem Herzen ging sie aus der Umkleide und trat in die Halle mit dem großen Schwimmbecken. Der Geruch des chlorhaltigen Wassers stieg in ihre Nase und die Luft hing schwer in dem Raum. Das Wasser war ruhig in dem Becken und spiegelte das Deckenlicht wieder. Lily legte ihr Handtuch auf eine Bank und sah sich nach ihrem Mentor um. Ronald Knox stand bereits am Beckenrand und sah auf die Uhr. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. „Gerade so geschafft“, sagte er mit einem leichten Lachen in der Stimme und zwinkerte ihr zu, „Sie werden also keine Unterhosen waschen müssen.“ Er stand in einer dunkelblauen Badehose vor ihr und Lily spürte deutlich, dass ihr Gesicht rot war. Sie senkte den Blick und konnte den Blick spüren, mit dem ihr Mentor sie kurz musterte. Ein kurzes Seufzen entfuhr ihm. „Gut. Dann fangen wir mal mit Ihrem Unterricht an. Ich schlage vor, wir gehen beide ins Wasser. Am besten ins ganz flache Becken. Dort können Sie stehen und es reicht auch ungefähr nur bis zur Hüfte.“ Lilys Pupillen weiteten sich. „Nein…“, keuchte sie erschrocken, „Das kann ich nicht! Nein! Nein! Nein! Ich kann nicht ins Wasser! Nicht mal bis zur Hüfte!“ „Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich rette Sie, wenn Sie wirklich untergehen. Kommen Sie. Gehen Sie nur bis zu den Stufen, bitte“, bat er und ging bereits die kleine Treppe hinunter, die ins Becken führte. „Ich werde hier auf Sie warten und bitte Sie, trauen Sie sich und kommen her.“ Mit ängstlichem und panischem Blick sah sie auf das Wasser und blieb an der Treppe stehen. Sie schluckte schwer und sah zu ihrem Mentor, der sich auf den Boden des Beckens nieder lies. Das Wasser reichte ihm nun bis zur Brust. Ronald schloss die Augen und es sah so aus, als würde er meditieren. Unschlüssig, was sie tun sollte, stand Lily am Beckenrand. Ihr Herz pochte. Sie wollte so gerne, doch etwas in ihrem Inneren hielt sie zurück. Ihr Blick glitt zwischen ihrem Mentor und dem Wasser vor ihr hin und her. Lily kniff die Augen zu und machte einen vorsichtigen Schritt auf die erste Stufe, dann die Zweite und die Dritte. Das kalte Wasser berührte ihren Fuß und langsam ließ sie den anderen ebenfalls eintauchen. Ein paar Sekunden stand sie einfach nur auf der Stufe, hielt die Luft an, während ihr Herz lautstark pochte. „Ich kann das nicht!“, schrie sie und sprang zurück auf die zweite Stufe. Ihre Atmung ging schnell und zeigte deutlich, wie viel Angst sie hatte. Ihr Mentor Ronald Knox öffnete die Augen und sah sie mit skeptischem Blick an. „Kann nicht, gibt es nicht“, sagte er schlicht, „Soweit ich mich erinnere, hat das mal ein Philosoph aus der Menschenwelt gesagt.“ Nachdenklich sah er Lily an. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Setzen sie sich auf die Treppe und lassen nur die Füße im Wasser. Sie brauchen nichts weiter tun, ehrlich und es geht Ihnen auch nur bis zu den Knöcheln. Das haben Sie ja eben selbst gesehen. Wir können uns dann unterhalten. Egal über was, zum Beispiel: Was essen Sie eigentlich gern als Süßigkeit?“ Lily schüttelte energisch den Kopf, so dass ihre langen Haare hin und her flogen. „Nein, nein, nein, nein…Ich kann das nicht…“ Ihre Stimme klang weinerlich. Ronald seufzte kurz. „Sie wissen, dass Spears Sie von der Ausbildung ausschließen kann, wenn Sie es nicht lernen?“ „WAS?!“ Erschrocken und überrascht sah sie ihren Mentor aus großen Augen an. „Das ist doch nicht fair!“ „Es liegt also ganz und gar bei Ihnen.“ „Ich will die Ausbildung aber!“ „Wenn Sie die Ausbildung wirklich durchziehen wollen, dann müssen Sie ihre Ängste überwinden. Holen Sie den Wasserball und pusten Sie ihn auf.“ Ronald deutete auf eine kleine Glastür, hinter der die Sachen fürs Schwimmen aufbewahrt wurden. „Wozu?“, fragte Lily nun sichtlich verwirrt. „Wir werden Ball spielen.“ Ihr Mentor grinste sie breit an. „Ich werde im Wasser bleiben und Sie auf dem Trockenen.“ „Ball spielen? Ich dachte, ich soll schwimmen lernen?“ Lily verstand nicht, was Ronald Knox genau vorhatte. „Na, wie wollen Sie es denn lernen, wenn Sie nicht herein kommen und es gar nicht versuchen wollen?“ „Ich will ja gerne, aber ich kann einfach nicht…“ Kam es ihr nur so vor oder wurde ihre Stimme weinerlicher? Widerwillig ging sie in die kleine Gerätekammer und holte den Ball. Lily verstand immer noch nicht, was Ronald damit bezwecken wollte, fing jedoch an, den Ball aufzupusten. Es dauerte mehrere Minuten und sie hatte das Gefühl, die Luft wollte gar nicht in dem Ball bleiben. Ihre Lunge schmerzte und ihr Kopf hatte sich vor Anstrengung rot verfärbt. Als sie fertig war, warf sie ihn Ronald zu, der ihn geschickt auffing und zu ihr zurück warf. Einige Minuten ging es zwischen den beiden so hin und her. Lily bekam ab und zu ein paar Wassertropfen ab, während ihr Mentor schon ganz nass war. Ronald strich sich die nassen Haare aus der Stirn und warf den Ball erneut zu ihr zurück. „Gefällt Ihnen das Spiel?“, fragte er nach mehreren Minuten. „Etwas Spaß kann nie schaden“, gab sie zur Antwort und warf den Ball mit einem frechen Grinsen zurück. „Aber wie soll mir das mit meiner Angst helfen?“ Ronald ignorierte ihre Frage und schwamm in schnellen Zügen zu dem Ball. „Waren Sie schon im Baderaum für die Frauen?“ Verwirrt über diese Frage schüttelte sie den Kopf und fing den nassen Ball wieder auf, warf ihn zurück. „Nein, war ich nicht. Ich kann auch in keine Badewanne gehen. Wasser, das über meine Knöchel geht, macht mir Angst und darin liegen geht auch nicht. Deshalb dusche ich auch immer nur.“ Nachdenklich hielt Ronald den Ball in den Händen fest. „Das ist sehr schade. Ab und zu ein entspanntes Bad würde Ihnen bestimmt gut tun.“ Lily lachte kurz auf. „Das sagte mein Grundausbildungslehrer auch zu mir. Aber ich kann es nicht. Die Angst ist einfach zu groß.“ „Gab es bei Ihnen in der Grundausbildungsakademie japanische Bäder, wie sie die Menschen in Japan benutzen?“ Fragend sah Lily ihren Mentor an. „Japanische Bäder? Nein. So etwas gab es nicht bei uns. Was ist das?“ Anstatt eine Antwort zu geben, grinste er nur und warf ihr den Ball zu. Er ging durch das flache Wasser und aus dem Becken. „Was haben Sie vor?“, fragte Lily skeptisch und wich ein wenig von ihrem Mentor zurück. „Kein Angst, Miss McNeil, ich werde Sie nicht ins Becken werfen. Wir nehmen jetzt einfach nur ein japanisches Bad. Sie sind zu verspannt.“ Ronald ging in den Raum mit den Geräten und holte zwei kleine Schemel und zwei Eimer. In Letzteren befanden sich noch zwei Schwämme. „Folgen Sie mir.“ Lily folgte ihrem Mentor zur anderen Seite der Halle und eine kleine Treppe hinunter in die unterste Etage. Auf der rechten Seite befanden sich zwei Saunaräume und Duschen für die Abkühlung. Gegenüber auf der anderen Seite war eine Einlassung in der Mauer, die zu einem weiteren Raum führte. In diesem Raum blieb ihr Mentor stehen, stellte die Eimer und die Schemel ab. „Was sind das für Becken?“, fragte Lily. „Das sind Becken mit verschiedenen Temperaturen, um das Immunsystem zu stärken. Das Linke ist sehr warm und das Rechte kalt. Dieser Raum entstand ein wenig im Stil der japanischen Bäder, deshalb auch die Reihe mit Wasserhähnen. Hier kann man sich reinigen oder auch gegenseitig und dann das Bad genießen und sein Immunsystem stärken.“ Lily sah auf die zwei Becken. Sie waren so groß, dass mindestens zwanzig Leute in jedem Platz hatten. Dort wo ihr Mentor stand, waren mehrere Wasserhähne in der Wand und im Boden befanden sich Abdeckungen für den Abfluss. „Setzen Sie sich“, meinte ihr Mentor und füllte die Eimer mit warmen Wassern auf. Interessiert beobachtete Lily Ronald dabei und folgte seiner Aufforderung sich auf den kleinen Hocker zu setzen. „Was machen Sie da?“, fragte sie neugierig. „Ich bereite unser Bad vor. Bin gleich fertig.“ Skeptisch und mit roten Wangen zog Lily eine Augenbraue hoch. „Unser…Bad?“ Ronald Knox lachte leise. „Haben Sie noch nie etwas von den Menschen in Japan gelesen und deren Kultur? In der Bibliothek gibt es sehr interessante Bücher darüber.“ Er stellte einen der Eimer vor Lily hin und setzte sich auf den zweiten Hocker. „Wir haben in der Grundausbildung und auch im Unterricht bei Mr. Spears über verschiedene Völker gesprochen, aber nicht über deren Badegewohnheiten. Also, was muss ich tun?“, fragte sie mit hochrotem Kopf. „Entspannen Sie sich. Das Bad soll beruhigen und entspannen. Mit dem Schwämmen reinigt man sich vom Tag und entspannt danach die Füße in dem Eimer.“ Noch während er es ihr erklärte, hatte er seinen Schwamm in dem Eimer getaucht und rieb sich damit über die Arme. Auffordernd sah er seine Schülerin an. Zögernd nahm Lily dem Schwamm und tat es ihrem Mentor gleich. Es war ein komisches Gefühl, sich vor ihm mit einem Schwamm zu waschen. Ihr Körper verkrampfte sich und ihr Gesicht war noch immer gerötet. Mit einem Seitenblick auf Ronald, registrierte Lily, dass er erfreut über diesen Fortschritt lächelte. Ronald nahm seinen Schwamm und drückte ihn über seinen Kopf aus. Danach tauchte er seine Füße in den Eimer und gab einen wohligen Seufzer von sich. Entspannt schloss er die Augen. „Machen Sie solche Bäder öfters?“, fragte Lily neugierig und legte den Schwamm auf den Boden. „Wenn ich Zeit habe und der Tag mal wieder sehr anstrengend war, ja. Sie tun wirklich gut. Ich fühle mich danach wie neu geboren. Versuchen Sie es auch mal. Los, stecken Sie ihre Füße in den Eimer. Das Wasser ist angenehm warm. Sie haben doch sicherlich schon kalte Füße.“ Innerlich gab Lily ihrem Mentor Recht. Sie hatte wirklich kalte Füße durch den Fliesenboden, doch die Vorstellung, die Füße ins Wasser zu tauchen, behagte ihr wenig. Ängstlich sah sie auf das Wasser und ließ zögerlich einen Fuß eintauchen und dann den nächsten. Sämtliche Farbe wich aus ihren Wangen. Das Wasser reichte bis zu ihren Waden. Lily atmete unruhig ein und aus. „Wie fühlt es sich an?“, fragte Ronald, „Denken Sie daran, sie sitzen immer noch auf dem Schemel und können den Boden des Eimers fühlen. Konzentrieren Sie sich darauf, dass Sie den Boden fühlen und nicht auf das Wasser. Sehen Sie das Wasser als Freund an, nicht als Feind. Versuchen Sie es positiv zu sehen, zum Beispiel werden ihre Füße warm.“ Die Worte ihres Mentors kamen wie von weit weg, doch Lily versuchte das zu tun, was er gesagt hatte. Sie konzentrierte sich darauf, dass sie den Boden unter ihren Füßen fühlte und wie das Wasser sie wärmte. Ihre Atmung beruhigte sich etwas und ein stolzes Gefühl machte sich breit. „Beantworten Sie mir meine Frage von vorhin, Miss McNeil.“, sagte ihr Mentor plötzlich. „Welche Frage denn?“, fragte sie verwirrt und bewegte vorsichtig die Zehen. Ronald Knox hatte Recht gehabt. Es tat wirklich gut. Vielleicht konnte sie nach den Unterrichtsstunden wirklich auch mal baden gehen und die Wannen im Gemeinschafsbad nutzen. „Was ist Ihre Lieblingssüßigkeit?“ „Ach die!“ Jetzt fiel ihr die Frage wieder ein und sie grinste ihren Mentor an. „Ich mag vieles, wie Kekse oder Schokolade. Aber auch Kuchen und Torten. Es gibt einiges, was ich mag. Aber so verdrücken, wie Sie, kann ich das Zeug nicht.“ Ronald lachte und grinste zurück. „Dann werde ich ab morgen Schokoladenkekse in meiner Schublade im Büro haben.“ „Nur für mich brauchen Sie keine Kekse bunkern!“, wehrte sie mit rotem Gesicht ab. „Doch das werde ich! Keine Widerrede!“ Lily seufzte gespielt auf. „Na gut.“ „Was machen Sie in Ihrer Freizeit?“ „Ich lese gerne und unternehme auch gerne etwas.“ „Stimmt. In Ihrem Zimmer stehen viele Bücher. Was lesen Sie alles?“ „Oh, das ist unterschiedlich. Hauptsächlich Romane, aber natürlich auch Sachen für die Arbeit. Was machen Sie denn in Ihrer Freizeit? Sie sagten ja gestern in Mr. Humphries Zimmer, Sie seien ein Frauenheld?“ „Touche“, sagte er und grinste verlegen, „Ja, das bin ich. Aber Eric ist wesentlich schlimmer. Aber wenn ich nicht gerade mit einer Frau verabredet bin, bin ich gerne auf Partys. Ich hasse Überstunden und bin froh, dass ich noch nie welche machen musste. Aber da Sie ja jetzt mein Lehrling sind, geht das mit den Feiern auch nicht mehr wirklich.“ „Bin ich also Schuld, dass Sie Ihrer Lieblingsbeschäftigung nicht mehr nachgehen können?“, fragte Lily gespielt beleidigt. „Wenn ich so darüber nachdenke, ja. Indirekt schon.“, sagte er neckisch und grinste sie frech an. Empört blies Lily die Wangen auf und nahm den Schwamm. Sie nahm die Füße aus dem Eimer und tauchte den Schwamm ein. Nass wie er war, warf sie ihn ihrem Mentor ins Gesicht. „Werden Sie etwa frech, Miss McNeil?“, fragte er herausfordernd und wischte sich das kalte Wasser aus den Augen. „Nein“, sagte Lily grinsend und konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. „Sie wissen, dass das Wasser kalt war?“ „Öhm…ja….“ „Gut.“ Ronald nahm seinen Eimer, ein siegreiches Grinsen auf den Lippen und trat näher an Lily heran. „Dann wissen Sie ja, was jetzt auf Sie zukommt.“ „Nein, das wagen Sie…“ Noch ehe sie den Satz zu Ende führen konnte, hatte ihr Mentor ihr den Inhalt des Eimers ins Gesicht geschüttet. Sofort stellten sich die kleinen Härchen an ihrem Körper auf und sie bekam eine Gänsehaut. Das Wasser war kalt. Viel kälter als sie es an den Füßen gespürt hatte, was wohl daran lag, dass diese sich langsam daran gewöhnt hatten. „Strafe muss sein.“, lachte Ronald. „Gott, ist das kalt…“, keuchte Lily und sie fühlte sich, als hätte sie gerade in Eis gebadet. „Mr. Knox reicht völlig.“ Lily verdrehte die Augen und schlang die Arme um ihren Körper. „Wenn Sie sich aufwärmen wollen, gehen Sie ins warme Becken.“ „Wieso das?!“ Lily zitterte. „Weil wir jetzt zur nächsten Übung kommen. Es hat ja wunderbar geklappt mit den Füßen. Jetzt kommt der Rest.“ „Aber…“ „Kein aber!“, unterbrach er sie mit ernster Miene, „Sie werden jetzt mit mir zusammen in das warme Becken gehen.“ „Oh nein!“, erwiderte sie ängstlich. „Oh doch! Und wenn ich Sie darein tragen muss. Das schaffen wir heute noch!“ „Das machen Sie nicht!“ Ronald verdrehte übertrieben die Augen. „Stellen Sie sich nicht so an. Ich fresse Sie schon nicht oder werde Sie in dem Becken ertränken.“ Missmutig verzog Lily das Gesicht. Sie wollte nicht in das Becken. Ihr Mentor kam näher an sie heran und auf einmal war sie wieder über seiner Schulter, so wie am Abend zuvor. Diesmal wehrte sie sich mehr. Sie strampelte mit den Füßen und klammerte sich an Ronalds Schulter fest. Ihre Nägel gruben sich in seine Haut. Sie flehte und bettelte. „Miss McNeil, das tut weh“, sagte er, hielt sie jedoch weiterhin über seiner Schulter fest, „Sie brauchen keine Angst haben. Ich setzte Sie jetzt ab.“ Vorsichtig ließ er sie von seiner Schulter gleiten und setzte sie auf die Fliesen, doch Lily hielt sich weiterhin an ihn fest und umschlang seinen Nacken. Sie zog ihn zu sich herunter, so dass er nun über ihr gebeugt stand und Mühe hatte, sein Gleichgewicht zu halten. Verschmitzt grinste er. Lily hatte keine Ahnung, wie nahe sie dem Wasser war. „Sie müssen mich auch schon wieder los lassen, Miss McNeil“, grinste Ronald und versuchte vorsichtig, aber bestimmt ihre Arme aus seinem Nacken zu lösen. „Ich wusste ja nicht, dass Sie mich so sehr mögen. Sie hätten sich dann auch gestern Abend so an mich klammern können.“ Ihre Befürchtungen, dass er sie ins Wasser schmeißen könnte, waren nach diesen Worten wie weggeblasen. Sofort ließ Lily Ronald los und wich zurück, nicht wissend, dass hinter ihr das Wasserbecken war und so war das Kommende unausweichlich. Anstatt von Lily wegzurücken, umfasste er schnell ihre Hüfte mit beiden Armen. Das Nächste, was Lily spürte, war das warme Wasser, das in ihren Ohren rauschte. Schnell zog Ronald sie nach oben. Prustend holte sie Luft und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „Alles ist gut!“, sagte Ronald sofort und zog sie eng an sich, während sich ihre Arme von alleine um seinen Körper legten, „Ich bin hier und es passiert nichts.“ Lily strampelte wild um sich und klammerte sich fest an ihren Mentor. Selbst ihre Beine umschlangen seine Hüfte, als wäre er ein Rettungsseil. „Ganz ruhig“, flüsterte er ihr ins Ohr und strich über ihren Rücken. Ihr ganzer Körper zitterte und Lily machte keinerlei Anstalten ihn los zu lassen. Ronald hielt Lily im Arm und ging zum Beckenrand. Das Wasserbecken war so tief, dass das Wasser bis zu seinem Bauch reichte und er bequem darin stehen konnte. „Alles ist gut“, flüsterte er ihr zu und strich Lily eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet und ihre Brust hob und senkte sich schnell. „Sehen Sie mich an. Nur mich“, murmelte er und hielt sie fest, „Das Wasser tut Ihnen nichts.“ Seine Worte zeigten keinerlei Wirkung. Lily hielt sich weiterhin an ihn fest und atmete schnell. „Miss McNeil, reißen Sie sich zusammen. Sie sind im Wasser. Tiefer als Sie sich jemals zugetraut haben und alles ist gut. Sie können hier stehen.“ Langsam sah sich Lily um und schien zu realisieren, was Ronald gesagt hatte. Deutlich sah man die Angst aus ihrem Blick weichen, auch wenn ihre Atmung noch schnell und unregelmäßig war. „Ich…bin…im…Wasser…“, keuchte Lily und schien den Gedanken langsam zu begreifen. Ronald lächelte ihr aufmunternd zu und strich ihr übers Gesicht. „Ja, genau. Sie sind im Wasser und alles ist gut. Ich bin bei Ihnen.“ Ihre Arme lockerten sich um seinen Nacken, aber ließen ihn noch nicht ganz frei. Die Atmung wurde ruhiger und Lily schien sich beruhigt zu haben. Erleichterung zeigte sich auf ihrem Gesicht und die Angst wich. „Sie sind ja offenbar ganz versessen auf meinen Körper und meiner Nähe“, grinste Ronald frech, „Sie umschlingen mich ja wie eine Schlange.“ Lily merkte erst jetzt, dass sie ihren Mentor immer noch mit Armen und Beinen umschlungen hatte. Ihr Gesicht lief rot an und sofort ließ sie ihn los. „Tschuldigung!“, nuschelte sie und sah verlegen auf das Wasser. Ronald lachte amüsiert und grinste sie an, als gäbe es nichts lustigeres auf der Welt wie seine Schülerin, die ihn bis vor wenigen Sekunden noch fest umschlungen hatte. „Da gibt es nichts zu entschuldigen. Sie sind nicht die erste Frau, die mich so anziehend findet und sich mir an den Hals wirft!“ Verschwörerisch grinste Ronald Knox sie an und zwinkerte. „Als ob!“, sagte sie und verschränkte die Arme. Das Gesicht war noch immer gerötet und verlegen. „Bilden Sie sich bloß nichts darauf ein!“ „Tu ich aber!“, erwiderte er selbstsicher, „Immerhin sind Sie im Wasser und haben keine Angst! Gibt es einen besseren Lehrer als mich?!“ Bei diesen Worten musste nun auch Lily lachen. „Stimmt. Ich hab keine Angst. Sie sind ein toller Lehrer.“ Ronald grinste zufrieden mit sich. „Das Leben ist ein ewiges Lernen und Lehren. Aber ich schlage vor, wir machen nächste Woche weiter. Für heute haben wir viel geschafft. Jetzt können Sie auch das Gemeinschaftsbad nutzen und nächste Woche gehen wir dann an den richtigen Schwimmunterricht.“ Lily nickte und ging aus dem Becken heraus. Ein Hochgefühl breitete sich in ihrer Brust aus. Sie war stolz auf sich und froh, endlich ihre Angst überwunden zu haben, wenn auch ein kleiner Unfall dazu nötig gewesen war. Zusammen mit Ronald räumte sie Sachen zusammen, dann gingen sie nach oben. Die Eimer und Hocker waren schnell in dem Geräteraum verstaut. Sie nahmen ihre Handtücher und gingen zu den Umkleidekabinen. Ronald lief zwischen dem Schwimmbecken und Lily, nur für alle Fälle. „Was machen Sie jetzt nach Feierabend?“, fragte Ronald. Nachdenklich zog Lily die Schultern hoch. „Wahrscheinlich Schularbeiten.“ Erstaunt sah er sie an. „Jetzt noch Schularbeiten?“ „Ja, wieso nicht?“ „Nehmen Sie die Ausbildung nicht zu ernst. Entspannen Sie sich auch mal.“ „Was machen Sie denn nach Feierabend?“, fragte Lily neugierig. „Ich werde gleich in die Stadt fahren, in meinen Lieblingsclub gehen und Party feiern!“ „Party feiern?“ Skeptisch hob Lily eine Augenbraue. „Ja, ich kann da richtig gut entspannen. Wieso kommen Sie nicht mit? Ihr Freund kann auch mitkommen.“ „Oh…ich weiß nicht. Ich war noch nie in einem Club.“ „Dann wird es Zeit.“ „Aber wäre das nicht zu viel? Ich meine, Sie sind mein Lehrer…wir sollten distanziert bleiben.“ „Das bleiben wir doch auch. Ich zeige meiner Schülerin, wie man sich entspannen kann.“ Verschwörerisch grinste er sie an. Noch ehe Lily antworten konnte, schlitterte sie auf dem nassen Boden entlang und verlor den Halt. Instinktiv griff sie nach dem Arm ihres Mentors, der sie sofort schützend an sich zog. „Entschuldigung“, nuschelte Lily mit hochrotem Kopf. „Kein Problem“, grinste er zurück und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Kommen Sie also heute Abend mit?“ Ein Räuspern unterbrach die beiden. Sofort ließ Ronald sie los und trat einen Schritt zurück. „Mr. Spears, was machen Sie hier?“, fragte er überrascht und sah seinen Vorgesetzten in die kalten Augen, während Lily verlegen zu Boden sah. „Mr. Knox, ich muss mit Ihnen reden“, sagte William T. Spears emotionslos. „Ziehen Sie sich um und kommen in Büro. Es ist äußerst wichtig.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Spears wieder die Halle, warf den beiden jedoch noch einen kurzen missbilligenden Blick zu. „Das klingt nicht so gut. Ich sollte mich beeilen“, sagte Ronald und klopfte seiner Schülerin zum Abschied auf die Schulter. „Wir sehen uns später!“ Lily nickte und ging in die Frauenumkleide. Sie zog die nasse Kleidung aus und ging unter die Dusche. Viel Zeit ließ sie sich nicht, denn Lily wollte unbedingt mit Ronald reden. Sie wollte wissen, was Spears von ihm wollte. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihrer Brust breit und Lily glaubte, dass es etwas mit dem Morgen zu tun hatte. Schnell trocknete sie sich ab und zog ihre Uniform an. Ihre Gedanken kreisten. Das Gefühl, dass etwas passieren würde, wurde immer größer. Lily ging mit schnellen Schritten aus der Schwimmhalle und den Weg zum Wohngebäude entlang. Eigentlich wollte ihr Körper sich nur noch hinlegen und nichts mehr tun, doch es war ihr egal, was ihr Körper wollte. Sie wollte ihre Neugierde stillen. Ihr Magen knurrte und sie war froh, noch eine Packung Kekse eingepackt zu haben. Lily griff in die Schachtel und nahm einen Keks heraus, der mit wenigen Bissen in ihrem Magen landete. „Warum so eilig?“, fragte eine männliche Stimme und sorgte dafür, dass sie stehen blieb. „Verfolgen Sie mich oder warum begegnen wir uns so oft?“, gab Lily zurück. Auf einer Bank saß der Shinigami mit dem Namen Undertaker. „Verfolgen ist so ein unschönes Wort.“, kicherte er und stand auf. Undertaker kam direkt auf sie zu. „Wie würden Sie es denn dann bezeichnen?“, fragte sie skeptisch. „Meine Wenigkeit hat es nicht nötig, jemanden zu verfolgen. Meine Informationen bekomme ich ohnehin immer.“ „Was genau meinen Sie?“ Der Mann wurde ihr von Sekunde zu Sekunde merkwürdiger. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, ihn zu kennen und eine Verbindung zu ihm zu haben. „Sachte! Sachte! Wenn du Informationen von mir haben willst, kostet das etwas.“ Undertaker grinste breiter. „Sie wollen Geld?“ „Die Münzen dieser Welt interessieren mich nicht!“ „Was wollen Sie dann?“ „Das, was ich von dir will, kannst du mir noch nicht geben. Aber die Zeit wird kommen, da zahlst du mir deinen Dank zurück.“ Verwirrt legte sie den Kopf schief und sah ihn fragend an. Was genau meinte er? Lily verstand kein Wort. Amüsiert lachte Undertaker und hob eine Hand zu ihrem Gesicht. Seine langen schwarzen Nägel machten ihr ein wenig Angst. Er berührte kurz ihren Mundwinkel mit dem Finger ohne sie mit den Nägeln zu kratzen. „Kekskrümel im Gesicht stehen dir nicht, aber Keksen konntest du noch nie widerstehen.“, erklärte er und kicherte über ihren fragenden und überraschten Blick. Lily wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Dieser Mann wusste Dinge, die er nicht wissen konnte. Wer war er? Undertaker griff nach ihrem Handgelenk und hielt es eisern fest. Er beugte sich zu ihrem Ohr und Lilys Herz pochte laut und schnell. „Deine Gedanken werden nicht mehr verstreut sein.“, flüsterte er und ließ sie abrupt los. „Was zum Henker soll das?“, fragte Lily aufgebracht. Anstatt ihr zu antworten, wandte er sich wie vorhin schon von ihr ab und ließ sie stehen. Diesmal hob er lediglich zum Abschied die Hand und winkte, drehte sich aber nicht um. Dieser Mann war unheimlich und unsympathisch entschied Lily. Sie drehte sich um und ging wieder zum Wohngebäude, doch anstatt wieder über ihren Mentor und Spears nachzudenken, dachte sie über die letzten Worte von Undertaker nach. Ihre Gedanken würden nicht mehr verstreut sein. Was sollte das bedeuten? Als ob ihre Gedanken verstreut waren! Seufzend strich sich Lily die Haare hinters Ohr und schloss ihre Zimmertür auf. Ihr Mentor stand im Wohnzimmer und packte seine Tasche. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. Seine Haltung war angespannt, sein Rücken und seine Schultern gerade. Sofort merkte Lily, dass etwas nicht stimmte. „Mr. Knox?“, fragte sie vorsichtig und trat in das Zimmer ein, „Ist alles in Ordnung?“ Er gab keine Antwort von sich und schloss die große Tasche. Das Geräusch des Reißverschlusses erschien in der Stille unendlich laut. „Mr. Knox?“, fragte Lily erneut und vorsichtig. Sie machte einen Schritt auf ihren Mentor zu. Er gab noch immer keine Antwort und langsam beschlich sie die Angst. Hatte sie etwas falsch gemacht? Oder gar etwas Falsches gesagt? War das Gespräch mit William T. Spears so schlecht gelaufen? „Bitte sagen Sie mir, was los ist, Mr. Knox“, bat sie, doch ihr Mentor drehte sich nicht um. Ronald hatte ihr noch immer den Rücken zugewandt und zog seinen knielangen, schwarzen Mantel an. Langsam knöpfte er ihn zu und schloss die Gürtelschnalle um seine Taille. Dann nahm er seinen schwarzen Hut, setzte ihn auf und nahm seinen Koffer. Lilys Herz pochte. Sie verstand nicht, was vor sich ging. Nach endlosen Minuten drehte sich ihr Mentor um, würdigte sie aber keines Blickes. Seinen Hut hatte er tief ins Gesicht gezogen. Zielstrebig ging auf die Tür zu und öffnete sie, hielt jedoch kurz inne. Lily wagte nicht sich umzudrehen. Sie hatte ein schreckliches Gefühl in der Brust. „Miss McNeil“, sagte er und seine Hand verkrampfte sich um den Griff seiner Tasche. Seine Stimme klang kühl und sachlich, ganz anders als sonst. „Morgen früh um neun Uhr melden Sie sich im Büro von Mr. Grelle Sutcliffe. Es befindet sich auf derselben Etage wie meines, Zimmernummer 2031.“ „Aber wieso?“, fragte sie. Ihr Gefühl hatte sie nicht im Stich gelassen. Etwas war passiert. „Er wird ab jetzt Ihr Mentor sein“, antwortete Ronald Knox emotionslos und im nächsten Moment schloss sich die Türe hinter ihm. Lily zuckte zusammen, als die Tür ins Schloss fiel. Sie hatte sich nicht umgedreht. Ihre Knie zitterten und sie sank zu Boden. Was war nur passiert? Ihr Blick war auf eine Ecke des Zimmers gerichtet, doch Lily sah sie nicht wirklich an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die ihr langsam über die Wange liefen. „Wieso…?“, flüsterte sie die ganze Zeit, ihre Gedanken kreisten und suchten nach einer Erklärung. Die letzten Worte von Ronald Knox hingen in ihrem Kopf. Er wird ab jetzt Ihr Mentor sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)