Vom Flaschendrehen und Liebesgeständnissen von ChiChii ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nachdenklich sah You in die Runde. Sie hatten ihre Tour heute abgeschlossen und da hatte Sono einfach beschlossen, dass sie eine spontane Feier bei ihm machen würden. Und was der Vocal wollte, bekam er auch. Immer. Doch inzwischen waren alle schon angetrunken. Sogar Ayame, der sonst kaum etwas trank, weil er eine Intoleranz gegen den Alkohol hatte, hatte ein paar Gläschen zu viel intus. Jetzt führte der Keyboarder sich genau so doof auf wie die anderen. „Was haltet ihr von Flaschendrehen?“, fragte Anzi kichernd und legte die Flasche, die er gerade leer getrunken hatte, auf den Tisch. Dann sah er fröhlich in die Runde. „Ich bin total dabei!“, rief Sono sofort und setzte sich ordentlich hin. Der sonst so ruhige und elegante Sänger war eigentlich ein richtiger Spaßvogel, der nur Unsinn im Kopf hatte. Den hatte er auch umgesetzt, bis Kamijo ihm irgendwann damit gedroht hatte, seinen Kleiderschrank abzufackeln. Ja, ihr Produzent wusste, wie er mit ihnen umgehen musste. Sofort sprang auch You von der Couch und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Ayame lag sowieso schon neben dem Tisch am Boden und war zu Strohhalmen übergegangen, mit denen er aus der Flasche trank, doch jetzt setzte er sich auf, nuckelte dabei weiter an seinem Drink. Yuu war der letzte, der Platz nahm. Er hatte gerade aus der Küche etwas zu essen geholt, aber bei einem Blick auf den Tisch zuckte er kurz mit den Schultern und setzte sich dann dazu. „Kekse?“ „Woher hast du die denn her?“ Sono sah fragend zu dem Drummer. Anscheinend kannte er seine Küche doch nicht so gut, wie er gedacht hatte. „Waren bei den Kochtöpfen“, gab Yuu grinsend zur Antwort. Die Schusseligkeit ihres Sängers war für alle ein Grund, um sich den einen oder anderen Scherz zu erlauben. Die restlichen Bandmembers lachten alle. „Okay, ich fang an“, bestimmte Sono und drehte die Flasche. Die kurzen Proteste der anderen ignorierte er einfach. Als die Flasche auf Anzi zeigte, lachte er leise. „Du musst jetzt eine ganze Tafel Schokolade essen.“ Der Gitarrist sah den Sänger geschockt an. Wollte der ihn etwa fett machen? Leider konnte er nichts machen und ließ sich das kalorienreiche Essen geben, dass er dann auch brav aufaß, was die anderen doch ziemlich überraschte. Anzi aß nie, wirklich nie so viel Süßes, gerade mal einen Keks oder ein kleines Stück Kuchen. Anzi dachte aber nicht daran, die anderen einfach so davon kommen zu lassen und so begann ein kleiner Teufelskreis, den niemand ließ es sich nehmen, den anderen richtige Gemeinheiten aufzudrücken. Irgendwann war Sono wieder am Drehen und der Flaschenhals und wie das Schicksal es so wollte, zeigte er auf You. Der Bassist sah den Sänger an, wurde aber etwas nervös als er dessen Grinsen sah. „Du musst Ayame küssen!“ Er wusste es! Sono war zwar sein bester Freund, aber er hätte ihm nie erzählen sollen, dass er den Keyboarder mochte. Nein, nicht mochte, sondern liebte. Er mochte den Blonden für diese geheimnisvolle und extravagante Ausstrahlung, die sein feminines Aussehen unterstrich. Oder wenn der Kleine lachte. Es war wie die Sonne, die in einer trostlosen Welt aufging und Farbe verbreitete. Der Klang glich einen silbernen Faden, der sich durch tiefste Schwärze zog und einem den Weg zeigte. Trotzdem konnte You seine Chancen ausrechnen, aus diesem Schlamassel herauszukommen. Sie lagen weit unter Null. Also gab er es auf, beugte sich zu dem Blonden nach vorne und legte seine Hand in dessen Nacken. Wenn er das schon tun sollte, würde er es auch auskosten. Die anderen würden die Details sowieso vergessen, also konnte es ihm egal sein. Sanft verschloss er schließlich die Lippen des Kleineren mit seinen eigenen. Sie waren so weich und zart, sie schmeckten nach dem Erdbeersirup, den er sich immer in seinen Alkohol mischte. Erst als Anzi sich räusperte, löste er sich. Bei einem Blick auf Ayame stellte er fest, dass der Keyboarder die Augen geschlossen hatte und seine Lippen schon leicht gerötet waren. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Er selbst hatte das Gefühl, es wären nur ein paar Sekunden gewesen, aber Sonos Grinsen verriet ihm, dass seine Wahrnehmung ihn wohl getäuscht hatte. Kurz blickte er entschuldigend in die Runde. Er hatte wirklich nicht mit so etwas gerechnet. Also machte er sich lieber daran, das Spiel fortzusetzen. Sie spielten noch die halbe Nacht lang. Als sie sich schließlich verabschiedeten, war es weit nach Mitternacht. Zum Glück wohnten sie alle nicht weit entfernt, denn Auto fahren hätte niemand mehr können. You sah kurz zu Ayame. Der Keyboarder und er mussten in die gleiche Richtung. Er bemerkte erst ein paar Sekunden später, dass der Kleinere stehen geblieben war. Also blieb er auch stehen, drehte sich mit einem fragenden Blick um, der auch direkt auf den Blonden traf. „Sag mal, der Kuss vorhin…“ Der Bassist verkrampfte leicht die Schultern. Wollte Ayame ihn jetzt etwa ausfragen? Das konnte er nicht tun. Er würde jetzt sicher nicht lügen können, da der Alkohol ja bekanntlich die Zunge löste. Und bei jemandem wie ihm war das schwerwiegend. Denn er sprach viel, auch wenn man das in den Videos nicht wirklich mitbekam. „Also der war nicht nur wie bei einer kleinen Aufgabe…“ Der Keyboarder atmete tief ein, bevor er den anderen ansah. „Was empfindest du für mich?“ Er hatte es gewusst! Der Bassist biss sich auf die Unterlippe. Er zögerte. Er könnte jetzt weitergehen und so Ayames Freundschaft riskieren oder er redete und verlor sie. Denn er ging nicht wirklich davon aus, dass der Blonde mehr als eben diese, von ihm so geschätzte, Freundschaft verspürte. „Ich liebe dich.“ Bevor You es verhindern konnte, waren diese drei Worte über seine Lippen gekommen. Überraschend wenig, wenn man bedachte, dass er sonst mindestens drei Sätze am Stück redete. Als Ayame nichts antwortete, bekam er es mit der Angst zu tun. Hatte er gerade wirklich seine Freundschaft zu dem Kleinen verloren? Er zögerte kurz, dann ging er auf den Keyboarder zu und tippte ihm fragend auf die Schulter. „Ayame?“ Der Blonde hatte jetzt seit einer Weile nur auf den Boden geschaut. Aber jetzt hob sich sein Blick, in seinen Augen schwammen Tränen. „Weißt du, ich hab Sono gebeten, dass er etwas unternehmen sollte, weil er ja dein bester Freund ist und mir sagen soll, wie ich über dich hinwegkommen kann. Aber er meinte nur, dass er das schon hinbiegt. Und da bekam ich die Hoffnung, dass du vielleicht etwas für mich empfinden würdest. Und der Kuss vorher…“ Der Keyboarder schluchzte kurz auf. You dachte nicht darüber nach, sondern zog den Blonden einfach in seine Arme. Sofort spürte er, wie Ayame den Kopf an seiner Schulter vergrub und die Hände in sein Shirt krallte. Er genoss es. Immerhin hatte der Kleine doch gerade gesagt, dass er ihn mochte, oder? Außerdem war der Körper des Kleineren warm und passte irgendwie perfekt in seine Arme, was wohl an den zarten Schultern lag. Nach einer Weile löste der Bassist seine Arme und legte eine Hand sanft in den Nacken des Keyboarders, mit der anderen hob er sein Kinn sanft an. Zum zweiten Mal an diesem Abend küssten sie sich. Als sie sich lösten, atmete Ayame kurz schluchzend auf und flüsterte dann: „Ich liebe dich auch.“ Der Bassiste lächelte kurz und strich dem Keyboarder die Tränen sanft von den Wangen. Das Lächeln wurde daraufhin sanft erwidert und noch ein zärtlicher Kuss folgte. Vielleicht war es doch nicht so schlimm gewesen, Sono von seinen Gefühlen zu erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)