Verliebt in einen Vampir von xXSasukeUchihaXx (Zero x OC x Hanabusa) ================================================================================ Kapitel 2: Das gleiche Schicksal -------------------------------- Die blauen Augen öffneten sich blinzelnd, brauchten eine Weile, um sich an die hellen Sonnenstrahlen zu gewöhnen, welche das ihr fremde Zimmer erhellten und sahen sich vorsichtig um. Schließlich drehte sich Shizuka auf den Rücken, drehte ihren Kopf und erblickte einen jungen Mann mit silbernem Haar schlafend auf einem Stuhl vor dem Bett sitzen, in dem sie lag. Hatte der junge Mann sie hierher gebracht? Shizuka wusste es nicht, setzte sich auf und betrachtete verwundert das weiße Hemd, welches sie trug. Auch zahlreiche Pflaster konnte sie nun auf ihren Armen erkennen, waren die Ärmel des Hemdes beim Schlafen offensichtlich verrutscht und ebenso trug sie einen Verband an ihrer linken Hand und an ihrem Hals. Erneut nahm sie den jungen Mann, der sich offensichtlich um ihre Verletzungen gekümmert hatte, in Augenschein, schlug die Bettdecke zur Seite und schwang ihre Beine aus dem Bett. Kraftlos erhob sie sich, brauchte einen kurzen Moment, um einen sicheren Halt zu finden und atmete mehrere Male tief durch. Schließlich, als sie sich sicher war, stehen zu können, ergriff sie die Bettdecke und legte sie dem Jungen vorsichtig über seine Schultern. Jedoch nicht vorsichtig genug, denn seine Augen öffneten sich, ehe ihr ein Revolver an den Kopf gehalten wurde und die junge Frau vor Schock erstarrte. "Entschuldige..." erhob Zero seine Stimme, ließ die Bloody Rose sinken und bemerkte nun erst die Bettdecke, die sie ihm über die Schultern gelegt hatte. "Wie fühlst du dich?" erkundigte er sich nach ihrem Befinden, betrachtete ihr Gesicht mit seinen violetten Augen und stellte erleichtert fest, dass sie nicht mehr so blass war, wie noch in der gestrigen Nacht. Eine Antwort erhielt er allerdings nicht von ihr, sie senkte lediglich ihren Kopf und schien sich an die gestrige Nacht zu erinnern, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Schluchzend sank sie auf ihre Knie, umklammerte verzweifelt das Medaillon mit ihren Händen und schüttelte ihren Kopf. Die Tür öffnete sich, bevor Zero etwas hätte sagen können und der Direktor betrat das Gästezimmer mit einem silbernen Tablett, auf dem eine Schüssel mit einer köstlich riechenden Suppe stand. Besagtes Tablett stellte er auf dem Nachttisch ab, bat seine Tochter ebenfalls herein und forderte Zero auf, ihm in sein Büro zu folgen. Die Polizei hatte ihm erst keine Auskunft geben wollen, doch schließlich, nach einer langen Diskussion, hatte er in Erfahrungen bringen können, woher die junge Frau kam und wo ihre Eltern und ihr kleiner Bruder waren. "Yuuki, könntest du dich um Shizuka kümmern?" bat Kaien seine Tochter, welche stumm nickte und Zero dabei beobachtete, wie er Shizuka auf die Arme hob und zurück auf das Bett absetzte. Ebenso schweigend legte er ihr wieder die Bettdecke um die Schultern, sah ihr in die Augen und stieß einen wehleidigen Seufzer aus. "Du solltest die Suppe essen, um wieder zu Kräften zu kommen" riet er ihr wispernd, erhob seine linke Hand und strich ihr vereinzelte Tränen von ihren Wangen. Oh ja, er kannte ihre verzweifelten Gefühle sehr gut und nur aus diesem Grund war er die gesamte Nacht bei ihr geblieben, um auf sie zu achten. Erneut seufzte Zero, erhob sich wieder, um dem Direktor zu folgen und blickte verwundert zu Shizuka hinab, deren Hand seinen Ärmel ergriffen hatte, um ihn zum Bleiben zu bewegen. "Direktor, was hat die Polizei Ihnen genau gesagt?" fragte Zero, erhob seine Hände und bedeckte die Ohren der jungen Frau. Jede weitere Information über ihre Eltern würde sie nur noch mehr verletzen und weil sie ihn nicht gehen lassen wollte, anscheinend fühlte sie sich in seiner Gegenwart sicher, hatte er ihr doch in der gestrigen Nacht das Leben gerettet, würde er wohl oder übel bleiben müssen. "Ihre Eltern und ihr kleiner Bruder wurden vor drei Tagen tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, wie erwartet und sie werden Shizuka noch befragen wollen. Ich konnte ihr allerdings genügend Zeit verschaffen, damit sie sich erholen kann" gab Kaien die Informationen preis, die er erhalten hatte und legte einen bedrückten Gesichtsausdruck auf. "Direktor?" fragte Yuuki beunruhigt, denn offensichtlich wusste ihr Adoptivvater noch etwas. "Weitere Verwandte konnte die Polizei nicht ausfindig machen. Vermutlich wird sie in einem Waisenhaus gebracht werden müssen, bis sie erwachsen ist und auf ihren eigenen Beinen stehen kann" teilte der Direktor seine Vermutung mit und blickte nun zu Zero, welcher seine Hände von ihren Ohren nahm und stattdessen die Schüssel mit der Suppe ergriff. Kaien konnte sich vorstellen, wie sich der Silberhaarige fühlte, teilte er doch das gleiche Schicksal mit ihr, auch wenn Shizuka nicht von einem reinblütigen Vampir gebissen worden war und demnach kein Level E werden würde. "Komm, Yuuki, wir gehen in die Stadt und kaufen unserem Gast vernünftige Kleider. Desweiteren befreie ich euch für die nächsten Tage vom Unterricht" lächelte der Direktor, schob seine Adoptivtochter aus dem Zimmer und blickte noch einmal zu Zero. "Ich überlasse Shizuka in deiner Obhut, Zero. Ich weiß, dass du dich gut um sie kümmern wirst" sagte er noch, bevor er die Tür ins Schloss zog und den Silberhaarigen mit der jungen Frau alleine ließ. Zero war sogar im Moment die einzige Person, die ihren Schmerz nachvollziehen konnte und Kaien wusste, dass er sich auf Zero verlassen konnte. Nach einigen Versuchen, Shizuka zu füttern, stellte Zero die Schüssel zurück auf das Tablett und blieb stumm auf der Bettkante sitzen, um ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. "Ich hätte mit meiner Familie sterben sollen" murmelte Shizuka leise, betrachtete erneut das Familienfoto und konnte einen verzweifelten Schluchzer nicht länger unterdrücken. "Mein Vater, er... Er wurde befördert und... Wir wollten doch nur seine Beförderung bei einem Essen im Restaurant feiern, aber..." fuhr Shizuka mit weinerlicher Stimme fort und konnte erneut die schlimmen Bilder vor ihrem geistigen Auge sehen. "Auf dem Heimweg wurde unsere Kutsche angehalten, die mein Vater extra gemietet hatte. Er wollte nur schauen, wieso wir halten, aber er... Er wurde einfach getötet und... Meine Mutter war sehr erschrocken, gab mir Mito und meinte, ich solle einfach nur laufen. Erst wollte ich nicht, aber sie hat mich angeschrien und dann... Dann bin ich mit Mito einfach nur noch gerannt" erzählte die junge Frau, wischte sich die Tränen aus den Augen und stieß abermals einen Schluchzer aus, während sie eine Hand auf ihrer linken Schulter spürte, die ihr Trost zu spenden versuchte. "Mein kleiner Bruder war doch erst fünf Jahre alt und... Wir kamen nicht weit, weil ich ihn nicht lange genug tragen konnte. Wir wollten nur eine kleine Pause machen und dann... Dann tauchte einer der Männer auf, biss mir in den Hals und raubte mir mein Blut. Ich konnte mich zwar befreien, aber mein kleiner Bruder, er... Der andere Mann hat ihn gefunden und ihn vor meinen Augen getötet" berichtete Shizuka und betrachtete ihre Hände, welche leicht zitterten und an denen sie noch immer das Blut ihrer Wunden zu sehen glaubte. "Mito würde noch leben, wenn ich nicht diese Pause gebraucht hätte. Was bin ich nur für eine große Schwester? Warum..." gab die junge Frau verzweifelt von sich, verstummte jedoch, als sich zwei Arme um sie legten und sie an eine starke Brust gezogen wurde. Weinend schloss Shizuka ihre Augen, verkrallte ihre Finger in dem weißen Hemd, welches er trug und lehnte ihre Stirn an seine Brust. "Ich verstehe, wie du dich fühlst" wisperte er ihr ins Ohr, fuhr mit seiner Hand immer wieder durch ihr Haar und schloss ebenfalls seine Augen. "Ich habe meine Eltern auf die gleiche tragische Weise verloren. Deine Verzweifelung und die Hilflosigkeit, nichts tun zu können, kenne ich" fuhr er ebenso leise fort und obwohl er sonst eigentlich nie über seine Vergangenheit sprechen mochte, seine Vergangenheit ging schließlich keiner Menschenseele etwas an, teilte er sich ihr mit, um ihr zu zeigen, dass sie mit dieser grausamen Erfahrungen nicht gänzlich alleine war. Aus diesem Grund hatte der Direktor auch ihm die Aufgabe übertragen, sich um Shizuka zu kümmern. Ja, weil er ihr Leid kannte und ihr ein wenig Beistand leisten konnte. "Du... Tut mir leid, aber mir ist dein Name entfallen" gestand Shizuka, löste sich von ihm und wischte sich die letzten Tränen aus ihren Augen. "Kiryuu Zero" wiederholte er seinen vollständigen Namen, strich ihr eine störende Haarsträhne hinter ihr linkes Ohr und sah ihr in die Augen. "Möchtest du ein Bad nehmen?" wollte er in Erfahrung bringen, war ihr Haar doch fettig und verklebt, während sie noch immer nach Blut roch. Nach süßem Blut, welches ihn ungewollt hungrig machte. Überhastet schüttelte er seinen Kopf, löste sich gänzlich von ihr und ließ seine Augenlider sinken. Unter keinen Umständen durfte Shizuka erfahren, dass auch er ein Vampir war, dem es hin und wieder nach Blut dürstete. "Ja, ein Bad wäre nicht schlecht" entgegnete sie ihm, nahm ihre Kette mit dem Medaillon ab und verstaute besagte Kette in der obersten Schublade des Nachttisches. "Zero, ich muss mich noch bei dir bedanken. Ohne deine Hilfe wäre ich sicherlich nicht mehr am Leben. Vielen Dank" murmelte sie, war es doch Zero gewesen, der ihr in der gestrigen Nacht geholfen und den Vampir erledigt hatte. Eine Antwort erhielt sie nicht, stattdessen machte sich Sorge in ihr breit, weil der Silberhaarige ungewöhnlich schnell atmete und Schmerzen in der Brust zu haben schien. "Was ist mit dir? Hast du Schmerzen?" fragte sie besorgt, ergriff seine freie Hand und erschrak, als er ihre Hand grob zur Seite schlug. Was hatte er denn? "Shizuka, du kannst das... Das Gästebadezimmer benutzen. Deine Verbände werde ich dir wechseln, wenn du... Wenn du fertig bist" keuchte er, erhob sich und deutete auf die Tür, die neben dem Nachttisch zu sehen war. "Warte..." rief sie, jedoch verließ Zero trotzdem das Zimmer, obwohl er ungewöhnlich blass um die Nase geworden war. Hoffentlich hatte er nichts Ernstes oder sich erkältet, nur weil er die ganze Nacht über bei ihr geblieben war. Den Gedanken an ihre getötete Familie weitgehend verdrängend erhob sie sich und betrat das Badezimmer, um ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Eine Stunde später saß die junge Frau sauber und gepflegt an dem eingedeckten Esstisch und wartete auf den silberhaarigen Jungen, der ihr vor zehn Minuten neue Verbände angelegt hatte. Auf die Frage hin, wie es ihm ging, hatte er nur gemeint, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte und einfach beim Esstisch auf ihn warten solle. Er hatte ihr ein neues Hemd von sich geliehen, Socken und eine Shorts, die ihm offensichtlich zu klein geworden war, weil diese Yuuki und der Direktor dieser Schule noch nicht zurück waren. Schritte ließen sie aus ihre Gedanken schrecken, ehe ein Teller mit Pfannenkuchen vor ihr auf dem Tisch gestellt wurde, mit Sirup übergossen und sehr lecker riechend. Zero setzte sich zu ihr an den Esstisch, begann ebenso stumm zu essen und begutachtete noch einmal ihren Aufzug. Sein Hemd war ihr viel zu groß, aber diese Tatsache schien sie persönlich nicht zu stören, ebenso die Tatsache, dass sie eine Shorts von ihm trug. "Hast du die Pfannenkuchen gemacht?" fragte sie, nahm Messer und Gabel zur Hand und probierte ein kleines Stück. Ihre Mutter hatte auch jeden Morgen Pfannenkuchen gemacht und ihr kleiner Bruder hatte jedes Mal die Schüssel mit dem Teig auslöffeln dürfen, den er anscheinend so sehr geliebt hatte. "Ja, ich koche sehr oft für Yuuki und für mich selbst" entgegnete Zero und quittierte ihren schmatzenden Laut damit, dass ihr der Pfannenkuchen schmeckte. "Bisher habe ich noch keinen Jungen kennen gelernt, der kochen kann" erklärte sie ihre Verwunderung, aß gemütlich den Pfannenkuchen und trank hin und wieder Orangensaft, den er ihr zuvor schon gebracht hatte. Allerdings verblasste ihr Lächeln nach nur wenigen Sekunden, erinnerte sie sich immer wieder an das leidvolle Erlebnis und senkte ihren Kopf. Erneute Tränen bildeten sich in ihren Augen, liefen über ihre Wangen und tropften von ihrem Kinn. "Shizuka..." wisperte Zero, legte sein Besteck neben seinen Teller ab und erhob sich, nur um sich direkt neben ihr auf den freien Stuhl zu setzen. Inzwischen hatte sich sein Gemüt wieder beruhigt, roch sie auch kaum noch nach Blut, welches sich mit dem Duschgel mischte. "Zero, muss ich... Muss ich in ein Waisenhaus?" fragte sie, wollte sie doch gar nicht in ein Waisenhaus, auch wenn sie nun keine Eltern mehr besaß, die sich um ihr Wohl kümmern konnten. Nein, sie würde einfach die Schule abbrechen, arbeiten gehen und sich eine eigene Wohnung suchen, auch wenn sie noch minderjährig war und demnach einen Vormund brauchte. "Vermutlich, diese Entscheidung werden die Behörden treffen. In den nächsten Tagen kannst du aber noch bei uns bleiben, um dich zu erholen, sagte jedenfalls der Direktor. Die Polizei wird dich auch noch befragen wollen" erklärte Zero, um sie vorerst zu beruhigen, nahm ihr Messer und Gabel aus den Händen und schnitt ein kleines Stück vom Pfannenkuchen ab, um sie zu füttern. Er erinnerte sich noch sehr gut an die erste Zeit beim Direktor und Yuuki, erinnerte sich, dass seine beste Freundin ihn auch gefüttert und sich in den ersten Tagen rührend um sein Wohlergehen gekümmert hatte. "Lebst du auch in einem Waisenhaus?" wollte Shizuka wissen, denn wenn er auch in einem Waisenhaus lebte, dann wollte sie dorthin, wo er lebte. Zwar kannte sie ihn noch nicht sehr lange, aber er teilte ihr Schicksal und wusste um ihr Leid. "Nein, ich lebe seit vier Jahren bei Direktor Kurosu. Yuuki übrigens auch, sie wurde von ihm adoptiert" erwiderte Zero, bemerkte sehr wohl den traurigen Ausdruck in ihren Augen und legte das Besteck ab, denn der Hunger schien ihr vergangen zu sein. Kein Wunder, sie sollte einfach in ein Heim und würde dort einige Jahre leben müssen. "Ach, wir haben euch schon gesucht. Wie geht es dir, Shizuka?" durchbrach Kaien die bedrückende Stille, doch eine Antwort erhielt er nicht. Stattdessen erhob sich Shizuka, verließ überhastet das Esszimmer und lief in ihr zugewiesenes Zimmer zurück. "Habe ich etwas Falsches gesagt?" fragte Kaien verwundert, neigte seinen Kopf fragend und trat mit Yuuki ein, stellte die Taschen mit neuen Kleidungsstücken auf einen der Stühle ab und wartete auf eine erklärende Antwort. In der Stadt hatte Yuuki gefragt, ob die Erinnerungen der jungen Frau gelöscht werden würden, um das Geheimnis um die Vampire zu wahren, aber der Direktor selbst hielt diese Idee für wenig sinnvoll. Schließlich würde sie noch einmal erfahren, dass ihre Eltern und ihr kleiner Bruder ermordet worden waren. "Nein, sie fürchtet sich nur vor dem Tag, an dem sie in ein Waisenhaus gebracht wird" berichtete Zero und warf einen prüfenden Blick in die Taschen. Yuuki und der Direktor hatten offensichtlich an das Nötigste gedacht und ihr etliche Kleidungsstücke gekauft. "Muss Shizuka denn unbedingt in ein Waisenhaus? Sie könnte doch auch bei uns leben und zur Kurosu Academy gehen" schlug Yuuki vor, denn ihre Schule war doch ein Internat. Nur in den Ferien durften die Schüler nach Hause fahren, um ihre Familien zu besuchen, ansonsten lebten die Schüler in zugewiesenen Wohnheimen, wie auch Zero und sie selbst. "Wenn ihr damit einverstanden seid? Zero, deine Zustimmung ist mir besonders wichtig, bevor ich die Behörden benachrichtige" erläuterte der Direktor und sah den Silberhaarigen lange und studierend an. Seine Miene wirkte ernst, denn auf Yuuki konnte er sich immer verlassen, aber bei Zero war er sich nicht immer sicher. "Wieso ist Ihnen meine Zustimmung besonders wichtig?" fragte Zero, erhob sich und ergriff die Taschen mit den Kleidungsstücken, um Shizuka besagte Taschen zu bringen. "Weil du die meiste Verantwortung für Shizuka übernehmen wirst. Sie musste das gleiche Leid erfahren und fühlt sich sicherlich mit dir verbunden, wenn du ihr von deiner Vergangenheit erzählen würdest. Erwähne aber nicht, dass du ein Vampir bist. Das arme Ding muss keinen weiteren Schock erleiden". "Was Sie nicht sagen, Direktor" murrte Zero, drängte sich an Kaien und Yuuki vorbei und blieb noch einmal auf dem Gang stehen. "Wie Sie bereits sagten, ich teile ihr Leid und werde aus diesem einfachen Grund die Verantwortung übernehmen. Dazu muss ich nicht aufgefordert werden" fügte er noch hinzu, ehe er seinen Weg fortsetzte. Ja, auch er fühlte sich mit Shizuka verbunden, auch wenn er sie kaum kannte. Dennoch würde er ihr helfen, um den Verlust ihrer Familie zu verarbeiten und um einen neuen Anfang zu beginnen. "Zero wird allmählich erwachsen, findest du nicht auch, Yuuki?" belächelte Kaien die Aussage des Silberhaarigen und setzte sich an den Esstisch, um sich einen der leckeren Pfannenkuchen auf einen Teller zu legen. Yuuki setzte sich zwar ebenfalls an den Esstisch, erwiderte jedoch kein einziges Wort, denn ihre Gedanken kreisten um Zero und den Vampir in ihm. Wie lange könnte er dieses Geheimnis vor Shizuka bewahren? Vielleicht sollte er von Anfang an ehrlich zu ihr sein, um ihr, sollte sie ihn mögen lernen, einen weitaus größeren Schock zu ersparen. Ja, Yuuki selbst hätte sich diese Ehrlichkeit gewünscht, aber sie kannte Zero gut genug, um zu wissen, dass er auch dieses Mal schweigen würde. Der Silberhaarige hatte inzwischen die Kleidungsstücke, die Yuuki und der Direktor ausgesucht und gekauft hatten, auf dem Bett ausgebreitet und wartete darauf, dass sich Shizuka etwas nach ihrem Geschmack aussuchte. "Möchtest du nicht vernünftige Kleider tragen?" fragte er, denn sie konnte sich doch unmöglich in seinem Hemd wohl fühlen. "Zero, gibt es viele Vampire auf der Welt?" entgegnete sie ihm fragend, hielt ihre Beine mit ihren Armen umklammert und legte nun ihre rechte Hand an ihren bandagierten Hals. Zero setzte sich zu ihr auf das Bett, überlegte eine Weile, ob er ihr erzählen sollte, was die Schüler aus der Night Class waren und dachte unweigerlich an sein eigenes Schicksal. Würde sie sich vor ihm fürchten, wenn er ihr die Wahrheit erzählen würde? Wäre er dann noch in der Lage, sich um Shizuka zu kümmern? "Ja, es gibt viele Vampire. Shizuka, wenn du bei uns bleibst, dafür wird sich unser Direktor einsetzen, muss ich dir etwas Wichtiges sagen" murmelte er schließlich und legte seine Hand auf das Brandmal an seinem Hals. Er musste ihr wenigstens sagen, dass die Schüler aus der Night Class Vampire waren, bevor sie eine schockierende Bekanntschaft mit besagten Vampiren machte. "Was ist das für ein Brandmal?" fragte sie, freute sie sich doch sehr über die Tatsache, dass sie möglicherweise bleiben durfte und umfasste sein Handgelenk, um noch einmal das Brandmal zu begutachten. "Schützt dieses Mal vor Vampiren?" folgte ihre nächste neugierige Frage, während Zero um seine Fassung kämpfte und seine Augen schließen musste, um den erwachten Blutdurst zu verbergen. Nach wie vor gierte er nach Blut und konnte noch immer ihren Blutgeruch wahrnehmen, obwohl sie doch gebadet hatte. Dieser süße Geruch brachte ihn dazu, sich unweigerlich über seine trocken gewordenen Lippen zu lecken. "Zero, du...". "Dieses Brandmal werde ich dir vielleicht irgendwann, wenn wir uns besser kennen, erklären. Höre mir zu und entscheide selbst, ob du wirklich bei uns bleiben willst" unterbrach er sie, umfasste ihr schmales Handgelenk und setzte sich an das Bettende, um eine gewisse Distanz zu ihr zu wahren. Seine beschleunigte Atmung beruhigte sich schließlich wieder und als er sich sicher war, dass der Blutdurst in seinen Augen verschwunden war, öffnete er seine Augen wieder und atmete noch einmal tief durch. Nein, er konnte und wollte ihr nicht sagen, dass er zu diesen Vampiren gehörte. Direktor Kurosu hatte recht, denn sie würde nur einen weiteren Schock erleiden und sich unwohl in seiner Gegenwart fühlen. "Die Kurosu Academy dient einem bestimmten Zweck, den ich zwar nicht unterstütze, aber keinen Einfluss auf die Entscheidungen unseres Direktors nehmen kann. Kurosu Kaien, unser Direktor und gleichzeitig eine Legende unter uns Vampirjägern" begann Zero und bemerkte sehr wohl den verwunderten Blick der jungen Frau. War sie etwa verwundert, weil ein Vampirjäger eine Schule leitete? "Bist du auch ein Vampirjäger? Deswegen trägst du auch diese Waffe bei dir, oder?" warf sie ein und betrachtete die Waffe, die er auf dem Nachttisch gelegt hatte. Ein Revolver, womit er Vampire töten konnte. "Ja, auch ich jage Vampire. Ich gehörte einer Vampirjägerfamilie an und wurde von Kindesbeinen an für diesen Job ausgebildet" erwiderte er ihr im sachlichen Ton, konnte die aufkeimende Bewunderung in ihren Augen erkennen und stieß einen leisen Seufzer aus. Ihre Bewunderung würde ein jähes Ende finden, wenn sie wüsste, dass er selbst ein Vampir war. Welch Ironie, ein Vampir, der ein Vampirjäger war. "Wie auch immer... Direktor Kurosu hatte vor einigen Jahren die glorreiche Idee, diese Schule zu gründen. Alles im allem sprach nichts gegen seine Idee, wenn er nicht diesen sinnlosen Plan verfolgen würde" fuhr Zero mit seiner eigentlichen Erzählung fort und legte seine rechte Hand an seine Stirn. Er konnte sich noch sehr gut erinnern, die Kurosu Academy hatte es noch nicht lange gegeben, als Kaien seine Idee erläutert hatte. Von Anfang an war Zero gegen diese Idee gewesen, aber auf ihn hatte der Direktor keine Rücksicht genommen. "Einen Plan?" fragte die junge Frau neugierig und betrachtete die Kleidungsstücke, die Zero auf dem Bett ausgebreitet hatte. Vielleicht sollte sie sich doch ein Kleid anziehen, doch zuerst würde sie dem Silberhaarigen zuhören, welcher seine Hand sinken ließ und ihr nun in die Augen blickte. "Den Plan, dass zwischen Menschen und Vampiren Frieden herrscht. In unserer Schule gibt es zwei Klassenunterteilungen. Die Day Class, die von Menschen besucht wird und die Night Class, die nur aus Vampiren besteht. Auf diese Art und Weise versucht unser Direktor ein friedliches Verhältnis zu schaffen" erklärte Zero und konnte deutlich die Angst in ihren Gliedern wahrnahmen. Verständlich, schließlich sollte sie an einem Ort leben, wo es nur so von Vampiren wimmelte. "Das... Das ist...". "Schwachsinn, ich weiß, aber Direktor Kurosu und auch Yuuki glauben an diesen falschen Frieden. Ich werde allerdings weiterhin wachsam sein und auf einen Vorfall warten, damit ich diese Bestien erledigen kann" unterbrach er sie und teilte ihr seine Meinung mit. Seine Augenbrauen hoben sich jedoch, als sie zu ihm an das Bettende krabbelte und seine Nähe suchte. Deutlich konnte er spüren, wie unwohl sie sich auf einmal fühlte und offensichtlich nicht wusste, was sie zu diesem Vorhaben sagen sollte. "Darf... Darf ich dich um einen Gefallen bitten?" fragte sie, ergriff sein Hemd mit ihren zittrigen Fingern und senkte ihren Kopf. "Wir kennen uns kaum, aber du scheinst mir eine vertrauenswürdige Person zu sein" ließ sie ihn wissen und schloss ihre blauen Augen. Eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte, animierte Shizuka dazu, ihren Kopf zu heben und ihm wieder in die Augen zu sehen. "Zero, wenn ich bei euch wohnen bleiben darf, dann... Du wirst mich doch beschützen, oder? Ich... Ich fürchte mich und...". "Das ist meine Aufgabe, Shizuka. Ich werde dafür Sorge tragen, dass sich dir kein einziger Vampir nähert" unterbrach er sie, auch wenn er ihr einen wichtigen Teil verschwieg. Schließlich bat sie einen Vampir um Schutz vor anderen Vampiren. Keineswegs durfte sie je erfahren, dass er auch ein Vampir war, sonst würde dieses minimale Vertrauen, welches sie zu ihm gefasst hatte, wieder verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)