Rhythm of Life von 13thBlackCat (Das Leben ist ein Tanz) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Das schrille Kreischen eines Mädchens riss mich aus dem Schlaf. Unwillig tastete ich nach dem Kopfkissen und drückte es mir auf die Ohren. Es half nichts. Nach einigen Minuten, in denen ich krampfhaft versuchte, wieder einzuschlafen und dem beklemmenden Gefühl zu entkommen, das sich sofort bei meinem Erwachen eingestellt hatte und über dessen Ursache ich gar nicht weiter nachdenken wollte, gab ich es auf, warf das Kissen gegen die Wand, drehte mich auf den Rücken und schielte zu meinem Wecker. 14:09 Uhr. Ich stöhnte und schloss in einem letzten Versuch noch einmal die Augen. Sogleich drängten sich mir die Geräusche der im Innenhof spielenden Kinder auf. Konnten diese Drecksplagen ihr Gebrüll nicht auf Zeiten verschieben, zu denen ich ohnehin arbeiten war? Mussten sie dann draußen spielen, wenn jeder normale Mensch noch schlief?! Es war immerhin Samstag! Eines der Kinder begann lautstark zu weinen. Ich schlug endgültig die Augen auf und starrte wütend meine Zimmerdecke an. Ein paar Mal atmete ich tief ein und aus, ehe ich mich aufsetzte und motivationslos umsah. Mir war sofort wieder klar, warum ich am liebsten gar nicht mehr aufstehen wollte. Mein Blick blieb an den Sachen hängen, die ich gestern getragen hatte. Richtig, Naruto war hier gewesen. Ich hatte mit ihm geschlafen. Und dann war mir Hinata wieder eingefallen. Unwillkürlich knirschte ich mit den Zähnen und zog die Augenbrauen zusammen. Scheiße. Erst als er hochzufrieden Anstalten machte, nach Hause zu fahren, hatte ich es ihm gesagt. Ohne weiter darüber nachzudenken. Ich hatte ihm einfach gesagt, dass es ein Fehler gewesen war. Und er hatte mich natürlich überhaupt nicht verstanden. „Was? Wie jetzt? Warum denn das auf einmal? Hast du etwa einen Freund?“ Was für eine bescheuerte Frage. Aber ich hatte nur den Kopf geschüttelt und „Hinata.“ gesagt. Daraufhin hatten sich seine Augen geweitet. „Willst du etwa sagen, du hast eine Freundin?! Du bist be?!“ Auf meinen gequälten Blick hatte er sofort hinzugefügt: „Nicht, dass ich irgendein Problem damit habe! Es wundert mich nur...“ Den resignierten Seufzer konnte ich nicht unterdrücken, als ich erwiderte: „Nein, das ist es nicht. Es geht um Hinata. Ich glaube, nein – ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in dich verliebt ist. Darum hätte ich nicht mit dir schlafen dürfen.“ Nach dieser Erklärung starrte er mich so lange an, dass ich schon beinahe begann, mich unwohl zu fühlen und mich zwingen musste, ihn anzusehen. Er öffnete immer wieder den Mund, ohne auch nur einen Ton herauszubekommen. Ich hatte also richtig damit gelegen, dass er keine Ahnung hatte. Erst nach einigen Minuten, wie es mir schien, war er wieder in der Lage, sich zu artikulieren. „Du – du hast... Seit wann weißt du es schon?“ Seine Stimme zitterte etwas und ein Ernst lag darin, den ich ihm nie zugetraut hätte. Es war fast bedrohlich. Mein Mund wurde trocken. Ich musste schlucken. Was war nur mit mir los? So ruhig wie möglich entgegnete ich: „Ich weiß es nicht. Aber ich nehme es an. Vor fast vier Wochen hatte ich das erste Mal die Vermutung.“ Während er mich weiterhin fixierte, erschien eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen, die mit ziemlicher Sicherheit der Überlegung geschuldet war, ob wir den – abgesehen von heute – letzten Sex davor oder danach gehabt hatten. Ich gab mir große Mühe, mir nichts anmerken zu lassen, doch innerlich schrie beinahe alles in mir danach, ihn auf der Stelle raus zu schmeißen und die Sache dann einfach zu vergessen. Ich hasste diese Anspannung, die kurz vor einem Streit in der Luft lag. Und deshalb umging ich sie, wann immer es möglich war. Oder ich reagierte, indem ich entweder zuschlug oder verschwand. Alles war besser, als es einfach zu ertragen und nichts dagegen tun zu können. Schließlich nickte er langsam. „Warum hast du es mir nicht schon früher gesagt?“ Weil ich es einfach vergessen habe, du Idiot! „Weil wir uns heute zum ersten Mal seitdem wieder gesprochen haben. Ich wusste nicht, dass es dir so wichtig ist.“ Verdammt, ja! Ich weiß doch, ich habe Mist gebaut! Ein ironisches Lächeln legte sich auf seine Lippen und er gab einen abschätzigen Laut von sich. „Ist es auch nicht, ich liebe sie erst seit der achten Klasse.“ Bei diesen Worten zog sich mein Innerstes schmerzhaft zusammen. Was denn, du wusstest doch, dass es eine rein körperliche Sache ist. So wie alles. Ich überspielte es, so gut ich konnte, doch meine Antwort war nicht annähernd so bissig, wie ich es mir gewünscht hatte. „Tut mir ja schrecklich leid, dass ich keinen Einblick in dein Gefühlsleben habe. Ich hätte es dir auch gar nicht zu sagen brauchen!“ Einen Moment glaubte ich, Wut in seinem Blick aufflackern zu sehen, doch dann atmete er tief ein, schloss die Augen und winkte müde ab. „Lass gut sein Maiko, passt schon. Danke für die Info. Man sieht sich“ Damit hatte er mir den Rücken zugedreht und war gegangen. Ich hatte noch kurz das Klimpern seines Autoschlüssels gehört, bevor die Tür ins Schloss fiel und die Stille sich erbarmungslos über die Wohnung legte. Ich spürte, wie meine angespannten Glieder sich langsam etwas lockerten und ich am ganzen Körper zu zittern anfing. Wie ich es hasste! Viel zu aufgewühlt, um mich einfach ins Bett fallen lassen zu können, war ich, nur mit einem langen Männerhemd bekleidet, das ich zum Schlafen anzog, auf die kleine Loggia getreten, die von der Wohnküche aus erreichbar war, und hatte mich nach etlichen Liegestützen, Sit-ups, Kniebeugen und Klimmzügen an der Metallstange, die ich extra dafür an der Wand befestigt hatte, so weit wieder beruhigt, dass ich es mir zutraute, nach der nun bitter nötigen Dusche einschlafen zu können. Es war gegen sechs gewesen und die Sonne war schon ein gutes Stück vom Horizont entfernt, als ich endlich im Bett lag. Genervt von mir selbst schlug ich mit der Faust auf mein Bein. Das reicht! Es ist doch vollkommen egal! Ich musste diese Sätze noch einige Male wiederholen bis sie mich überzeugt hatten, dass ich den Gedanken an Narutos Abschiedsworte beiseite schieben konnte. Unwichtig. Mit diesem Gedanken schwang ich die Beine über den Bettrand und stellte die Füße auf den Boden. Im nächsten Moment verzog ich das Gesicht, hob meinen linken Fuß etwas an und schüttelte angewidert das Kondom ab, das Naruto dort fallen gelassen hatte. Der Tag fing wirklich super an. Zuerst tapste ich ins Bad, beugte mich über das Waschbecken, ließ meine Hände voll mit kaltem Wasser laufen, das mir schon bei der Berührung mit meinen Fingern eine Gänsehaut über den Körper jagte, und schüttete es mir anschließend ins Gesicht. Ich sog scharf die Luft ein. Halb blind tastete ich nach dem Handtuch, das ich jedoch nicht fand. Dunkel konnte ich mich daran erinnern, dass ich es am Morgen beim Duschen zum Abtrocknen genommen hatte, weil ich kein anderes mehr hatte finden können. Nun lag es irgendwo in der Wohnung. Mit einem wütenden Schnauben zog ich mir das Hemd über den Kopf und trocknete mein Gesicht damit ab bevor ich es achtlos auf den Boden fallen lies. Ohne hinzusehen tastete ich auf der Ablage neben dem Waschbecken nach einem Haargummi. Vornübergebeugt band ich mir meine ungekämmten Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammen. Ich verließ das Bad und trat vor meinen Kleiderschrank. Der Haufen davor erinnerte mich daran, dass ich keine sauberen Sachen mehr hatte. Einen bösen Fluch auf den Lippen ging ich zurück ins Bad, klaubte das Hemd vom Boden auf und warf es mir wieder über, wobei ich versuchte, die nasse Stelle an meiner Schulter zu ignorieren. In der Küche holte ich aus einem der Hängeschränke einen letzten kläglichen Rest Müsli. Als ich die Milch aus der Kühlschranktür nahm und öffnete, schlug mir ein beißender säuerlicher Geruch entgegen. Schnell verschloss ich die Packung wieder und legte sie in einen schmutzigen Topf neben mir. Die Müslipackung in der Hand ging ich zum Fernseher und schaltete ihn ein. Mein Lieblingssender hatte gerade die ersten fünf Minuten eines Autorennens ausgestrahlt. Ich machte es mir bequem und leerte nebenbei das Müsli. Trocken schmeckte das Zeug noch nicht einmal so schlecht. Nebenbei angelte ich nach einer Wasserflasche, die unter dem Tisch stand, und spülte die letzten Essensreste weg, wobei ich den Blick nicht vom Fernseher nahm. Nach der Siegerehrung war ich wieder gezwungen, durch das Programm zu zappen. Ich verfolgte ein Tennismatch, dessen Höhepunkt das schrille Stöhnen der Spielerinnen war, schaute eine Weile einigen Kanuten zu, die sich durch einen Wildwasserfluss kämpften, und sah schließlich noch ein Spiel der Handball-WM. Unbewusst tasteten meine Finger nach meinem Handy, das normalerweise neben mir auf der Couch lag. Als sie dort nichts vorfanden, musste ich kurz überlegen, bevor mir wieder einfiel, wo ich es gelassen hatte und warum. Ein kurzer Schreck fuhr mir durch den Körper. Schnell griff ich nach der Fernbedienung und ließ mir die Uhrzeit anzeigen. 17:14 Uhr. Ich sprang vom Sofa auf während ich den Fernseher ausschaltete und lief ins Schlafzimmer. Zwar widerstrebte es mir, aber da ich keine andere Möglichkeit hatte, zog ich die Sachen an, die ich gestern im Vollmond getragen hatte. Ich war schon auf dem Weg zur Tür, als mir einfiel, dass ich heute Abend unbedingt saubere Klamotten brauchte. Ich lief noch einmal zurück, suchte eine halblange mittelblaue Jeans und ein schwarzes Top mit breiten Trägern raus sowie einen bequemen BH, eine Hotpant und noch einige andere Sachen, von denen ich annahm, dass ich sie demnächst wieder anziehen würde, stopfte sie in die Waschmaschine im Bad und stellte sie an, bevor ich, Handy und Schlüssel in der Hosentasche, die Wohnung verließ. Mein Weg führte mich in die Innenstadt, mitten ins gesellschaftliche Zentrum. Ich stürmte an Shoppingwütigen und Sonnenanbetern vorbei, ignorierte die Versuche von irgendwelchen Gutmenschen, die mich für den Schutz des Regenwaldes begeistern wollten, und steuerte eine Nebenstraße an, in der sich der Handyladen meines Anbieters befand. Ich konnte die Strecke schon im Schlaf. Als ich die Tür öffnete – zehn Minuten vor Geschäftsschluss –, sah der alte Mann hinter dem Tresen mürrisch auf. Zwar kannten wir uns, aber wir ließen es uns nicht anmerken. Wozu auch? Ich legte das Handy auf den Tisch. „Wasserschaden.“ Er grunzte kurz und besah es sich anschließend. Dann nickte er. „Wird eingeschickt. Ende nächster Woche. Rechnung?“ Ich bejahte und er verglich noch einmal die Adresse. „Freitag.“ Mit einem weiteren Nicken verabschiedeten wir uns. Für den Rückweg hätte ich gern eine weniger belebte, aber dafür längere Strecke gewählt, doch die Zeit saß mir im Nacken. Warum hatte ich es auch wieder so lange aufschieben müssen? Mit verschlossenem Gesicht eilte ich zurück zum Haus, schloss die Tür auf, stürmte die Treppen hoch, stolperte in meine Wohnung und direkt weiter ins Schlafzimmer, nachdem ich die Wohnungstür ins Schloss hatte fallen lassen. Dort öffnete ich weit das Fenster zum Innenhof, das ich am Morgen geschlossen hatte – in der vergeblichen Hoffnung, auf die Art nicht von den Gören geweckt zu werden. Sofort schlug mir ein Schwall warmer Luft von draußen entgegen. Wenn ich die Wäsche in zweieinhalb Stunden trocken haben wollte, musste ich das in Kauf nehmen. Anschließend warf ich alle Klamotten in eine Ecke, entschied mich kurzerhand dazu, auch meine Bettsachen zu waschen, und verbrachte anschließend geschlagene zehn Minuten unter meinem Bett, um darunter alles hervorzuholen, was sich mit der Zeit dort angesammelt hatte. Neben einigen Taschentüchern, Kleidungsstücken – die nicht immer mir gehörten –, leeren Flaschen, Dosen, zwei Löffeln, Plastikverpackungen diverser Lebensmittel, Kondomen, sowie einigen Münzen fand ich auch zwei Blöcke mit Unterrichtsmitschriften, die ich schon vor Monaten verloren geglaubt hatte. Die Klausuren zu diesen Themen waren lange gelaufen. Beim Hervorkriechen stieß ich mir schmerzhaft den Kopf an der Bettkante, was mir einen halblauten Wutschrei entlockte. In der Wohnküche zauberte ich den Mülleimer aus einer Ecke, die mit einem kleinen Vermögen in Säcken verpackter Pfandflaschen zugestellt war, hervor und trug ihn ins Schlafzimmer. Schon nach kurzer Zeit quoll er über und ich sah mich gezwungen, den Beutel zu wechseln. Alles andere warf ich auf das unbezogene Bett. Nachdem ich diese Vorarbeit abgeschlossen hatte, wandte ich mich der Wohnküche zu. Bevor ich mich mit dem Abwasch befasste, füllte ich noch drei weitere Müllbeutel und verdoppelte beinahe den Wäscheberg im Schlafzimmer. Dabei kam auch der traurige Rest einer Kaktee zum Vorschein, die völlig braun und verschrumpelt in einem mit steinharter Erde gefüllten Topf steckte. Ich erinnerte mich vage daran, dass eine Verkäuferin aus dem Blumenladen um die Ecke sie mir vor einigen Monaten aufgeschwatzt hatte, da die Pflanze irgendein Manko gehabt hatte, das sie für den Verkauf ungeeignet machte. Nun, ich hatte es wohl erfolgreich durch ein überzeugenderes ersetzt. In der Ausrottung allen pflanzlichen Lebens war ich wirklich einsame Spitze. Noch während dieser Aktion machte die Waschmaschine mit einem Piepen darauf aufmerksam, dass sie fertig war. Ich ließ alles stehen und liegen und holte aus einer Ecke im Schlafzimmer den Wäscheständer, den ich dort aufstellte, bevor ich ins Bad ging und die Wäsche holte. Als alles hing, öffnete ich auch die beiden Fenster in der Wohnküche weit, um für etwas Durchzug zu sorgen. Dann nahm ich einen weiteren Arm voll Wäsche und machte die Maschine ein zweites Mal an ehe ich mich wieder dem Wohnteil widmete. Nachdem alles andere fertig war und ich nicht mehr drum herum kam, machte ich mich daran, das Geschirr so zu stapeln, dass ich an das Waschbecken herankam und begann letztlich die elende Prozedur des Abwaschens. Gefühlte tausend Flüche, zwei kaputte Teller, ein kaputtes Glas und vier Waschbeckenfüllungen später hatte ich es geschafft. Das erneute Piepen der Waschmaschine unterbrach das Einräumen der Schränke. Ich ging sofort los, um die Sachen aufzuhängen. Schon jetzt musste ich einige Kleidungsstücke über die Tür zum Bad, die meines Schrankes und die Stühle in der Wohnküche verteilen. Eine dritte Ladung folgte. Bevor ich das Einräumen der Schränke fortsetzte, sah ich zur Uhr. Es war fast um acht. Schnell schnappte ich mir Schlüssel und Portemonnaie, sowie einen Rucksack und verließ die Wohnung. Nicht weit entfernt befand sich ein Supermarkt. Er hatte keine große Auswahl, aber alles, was man brauchte, wenn man gar nichts mehr zu essen hatte. Drei Minuten vor der Schließung trat ich durch die Tür. Eine Kassiererin, offensichtlich die einzige Mitarbeiterin, sah mir missmutig entgegen. „Sie sind aber früh dran“, bemerkte sie schnippisch. „Beeilen Sie sich bitte, ich will rechtzeitig Feierabend machen.“ Ich schenkte ihr nur einen vernichtenden Blick. Einen Moment war ich versucht, mir absichtlich Zeit zu lassen. Da ich aber selbst so schnell wie möglich wieder nach Hause musste, konnte ich mir diese Genugtuung nicht gönnen. Daher begnügte ich mich damit, fünf Minuten später an der Kasse den Betrag mit so vielen kleinen Münzen wie nur irgend möglich zu begleichen. Ich ging, bevor die Frau mit dem Nachrechnen fertig war und ignorierte ihren lautstarken Protest. Zwar war ich mir selbst nicht sicher, ob das Geld reichte, aber es war mir letztlich auch egal. Den voll gepackten Rucksack geschultert ging ich im Stechschritt nach Hause zurück, wo ich sofort mit dem Einräumen der Schränke weitermachte. Danach verfrachtete ich alles, was in der Wohnung herum gelegen hatte – allem voran meine Unterrichtsmitschriften und Schulbücher – in diverse Schubfächer im Wohnzimmer, brachte die restliche Wäsche ins Badezimmer, wechselte bei der Gelegenheit auch gleich den Müllbeutel, und jagte anschließend mit dem Staubsauger einmal quer durch die gesamte Wohnung. Im Schlafzimmer, wo ich den Staubsauger wieder in seine Ecke räumte, nahm ich die Sachen vom Wäscheständer, die ich brauchte. Die erste Ladung war tatsächlich trocken geworden. Ich nahm sie ab, hing die Stücke dazu, die zuvor über Türen und Stühlen ihren Platz gefunden hatten, und brachte den Ständer auf die Loggia, wo die Sachen wegen des fehlenden Luftzugs nicht so schnell trocknen würden, dafür aber nicht im Weg waren. Nachdem ich mein Bett neu bezogen hatte, legte ich die restlichen trockenen Klamotten locker zusammen und in den Schrank bevor ich mir die anderen krallte, sie mit ins Bad nahm und nach einer kurzen Dusche anzog. Ich sah schnell zur Seite um auf die Uhr im Flur zu schauen. Es war zehn nach halb neun. Erfreut darüber, dass ich doch so schnell gewesen war, putzte ich mir die Zähne, löste den Zopf, kämmte mir die Haare, die sich nun dafür rächten, dass ich sie so lange vernachlässigt hatte, band mir nach diesem Kampf einen einfachen Pferdeschwanz zusammen und ging erst in die Wohnküche, dann ins Schlafzimmer, um die Fenster anzukippen. Dabei streifte mein Blick den Wecker, der neben meinem Bett auf dem kleinen Nachttisch stand. 21:19 Uhr. Ich erstarrte. Was zum...?! Als die Anzeige auf 20 sprang, durchfuhr mich ein Adrenalinstoß der übelsten Sorte. Ich hastete in den Flur und sah dort auf die Uhr. Zehn nach halb neun. Der Sekundenzeiger bewegte sich kein Stück. Fluchend schnappte ich mir meine Tasche von der Garderobe, warf alles Nötige hinein und verließ meine Wohnung. Vor lauter Hektik dauerte es länger als gewöhnlich, bis ich das Schlüsselloch traf und die Tür abschließen konnte. Mit großen Sätzen hechtete ich die Treppen hinunter, stieß auf der ersten Etage beinahe mit einer säuerlich dreinschauenden Frau zusammen, die ich nur unterbewusst als die Kassiererin aus dem Supermarkt wiedererkannte, stürzte aus der Haustür und die Straße entlang. Ich konnte nur hoffen, dass meine Stammkunden in Dais Augen auch eine Verspätung von 35 Minuten wett machten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)