Fiancailles von Asmodina ================================================================================ Kapitel 8: Blumentanz --------------------- Auch die beiden Elfen fielen in das Lachen ein. „Nun kommt“, sprach Lyndwyn, die bisher geschwiegen hatte und stellte sich schwesterlich an Fees Seite. „Wir wollen Euch zum Schloss führen!“ Während sie gingen, begann die Sonne allmählich hinter den scheinbar unendlichen Bergen zu versinken und es wurde merklich leiser. Je näher das märchenhafte Schloss kam, desto mehr weiteten sich Fees Augen: Das imposante, riesige Bauwerk schien nicht aus Stein, sondern aus reinem Glas zu bestehen. Jenes schillerte im Dämmerlicht violett-silbern und erst am Boden wurde es zu tiefem, aber dennoch beruhigendem Schwarz. Die insgesamt sechs Türme waren von unterschiedlicher Höhe, ähnelten sich jedoch durch ihre kugelförmige Spitze und die großen Fenster. Kamijo schien ihre Gedanken erraten zu haben: „Mein Zuhause“, in seiner Stimme lag eine Spur Ehrfurcht und ein großes Maß an Liebe. Es ist… atemberaubend“, pflichtete das junge Mädchen ihm bei, während Lyndwyn und Celethir sie durch das goldene Eingangstor führten. Alle Stimmen und Tätigkeiten schienen minutenlang unterbrochen zu werden als der Edelmann mit seiner Liebsten erschien und gefühlte tausend Augenpaare auf ihnen ruhten. Jedoch war es nicht dieses unangenehme Starren, welches Fee aus der Menschenwelt kannte, sondern ein freundliches, warmherziges Betrachten. „Sie freuen sich über deine Ankunft“, erklärte Kamijo und ließ spielerisch einige Haarsträhnen durch seine Finger gleiten. „Als Kind habe ich mir immer gewünscht, dass solche Märchenwelten tatsächlich existieren würden“, sagte Fee und widmete ihre Aufmerksamkeit kurzzeitig einem kleinen Halblingsmädchen, welches neugierig an ihrem Rocksaum zupfte. Diesen Augenblick nutzte Lyndwyn, um dem Edelmann eine wichtige Frage zu stellen: „Werdet Ihr dem Mädchen einen Antrag machen, Herr?“ Als Antwort nickte Kamijo sanft: „Schon bald werde ich es tun!“ Beinahe wären seine Worte im allgemeinen Gelächter untergegangen, da mehrere sich Halblinge um das junge Mädchen geschart hatten und wild und ausgelassen um sie herum tanzten. Nur die hoch gewachsene Elfe blieb ernst: „Tut es noch heute Nacht!“ Ihre Stimme klang ungewohnt eindringlich und sogar ein wenig furchtsam. Kamijo begegnete ihrem Blick: „Gibt es einen bestimmten Grund, warum es damit so eilig ist?“, fragte er, „wobei ich deiner Bitte mit Freuden nachkommen möchte: Liebe wartet nicht gerne!“ „Wir alle haben Eure ewig scheinende Suche hautnah miterlebt und wir gönnen Euch das Glück von ganzem Herzen. Aber zugleich seid Ihr, infolge dieser beschwerlichen Suche, mehr aus dem Schatten getreten als es wohl beabsichtigt war. Ihr seid in der menschlichen Welt kein Fremder mehr und langsam, aber stetig wittern sie Euer Geheimnis. Von daher ist es an der Zeit, das Tor endgültig zu schließen!“ Der Edelmann nickte; der unliebsame Vorfall mit Machi hatte gezeigt, dass entsprechende Gerüchte bereits im Umlauf waren. Halbwahrheiten, geboren aus Unwissen und Furcht - und gerade deswegen so gefährlich. „Wir werden Euch auf keinen Fall enttäuschen“, versicherte er, auch wenn sein Lächeln etwas gequält wirkte. Warum verabscheuten die Menschen etwas, nur weil sie es nicht kannten? Celethirs angenehme Stimme unterbrach das Gespräch: „Wie Ihr seht, Prinz, ist hier alles in Ordnung, auch haben wir Euer Gemach jeden Tag für eine mögliche Rückkehr vorbereitet. Für Euren Gast ist ebenfalls gesorgt!“ Kamijos Lächeln wurde erneut weicher; es tat gut zu wissen, dass man sich, gerade in schwierigen Zeiten, auf seine Leute verlassen konnte. „Vielen Dank“, erwiderte er und schlug dem Elfen kurz auf die Schulter, „aber der Abend ist noch jung und ich möchte Fee gerne ein bisschen herumführen!“ Deren Augen funkelten wie Edelsteine als Kamijo ihr galant seinen Arm reichte und der Gang durch das Märchen, wie das junge Mädchen es insgeheim nannte, beginnen konnte. Je länger sie durch das atemberaubende Gebäude schritten, desto mehr Verwunderung erwachte in Fees Herzen: Nicht nur, dass jedes noch so winzige Detail, von den geradezu perlweißen Wänden mit ihren golden glänzenden Stuckverzierungen bis zu den verschiedensten Farben und Ornamenten schillernden Böden, von einzigartiger Schönheit erfüllt zu sein schien. Jeder Raum besaß einen ganz eigenen Zauber wie durchsichtige, riesengroße Fenster, durch welche man das Geschehen draußen beobachten konnte wie durch eine Glaskugel. Oder tanzten bunte Schatten aus längst vergangener Zeit um sie herum, die jeden Besucher mit Späßen und Scherzen erheiterten. Von einem Raum mit einer hohen purpur-gold bemalten Eingangstür blieb Kamijo kurz stehen: „Nun zeige ich dir meinen persönlichen Raum der Gefühle.“ Er öffnete die Tür und gemeinsam betraten sie einen Raum, in welchem Musik körperlich greifbar schien. Neben den zahlreichen Instrumenten wie Klavier, Harfe und Panflöte erfüllte ein leichter Hauch von Tönen die Wände und formte dabei verschiedene Stimmungen oder auch Bilder. Vertraut und wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt drehte sich das junge Mädchen einmal im Kreis, ehe ihr Blick auf die Harfe fiel. Jene war aus dunklem Holz gefertigt und mit kostbaren Schnitzereien verziert. Ihre Saiten schienen aus purem Gold zu bestehen. Sie wandte sich um: „Spielst du?“ Kamijo lachte etwas verlegen: „Ja, das tue ich, auch wenn das letzte Mal schon ein wenig zurückliegt!“ Ein leicht freches Grinsen zierte Fees Mundwinkel: „Spiele für mich, mein Prinz!“ Kamijo grinste ebenfalls und seine Augen blitzten schelmisch; formvollendet nahm er Fees Hand und hauchte einen winzigen Kuss darauf. „Wie du wünschst, meine Prinzessin!“ Der Edelmann setzte sich auf einen Hocker und begann, liebevoll über die Saiten zu streichen. Es war keine bestimmte Melodie und dennoch harmonisierten die Klänge perfekt, nach und nach schienen sie jedes andere Empfinden zu verbannen. Als Kamijo hingebungsvoll die Augen schloss, begannen wie auf ein Zeichen hin Wildblumen in den Raum zu strömen. Sie schienen aus dem Nirgendwo zu kommen, und verträumt fing das junge Mädchen einige von ihnen auf, ehe sie sich selbst im Takt der Musik zu bewegen begann. Die zahllosen Blüten wirbelten dabei um sie herum wie ein zügelloser Sturm, und doch war es wie eine tröstende Umarmung. Von ihrem fröhlichen Gelächter angeregt öffnete Kamijo die Augen und betrachtete ihren Tanz, welcher sein Herz mit unbändiger Freude erfüllte. Fees Ausstrahlung, Herzenswärme und Offenheit schienen einfach nicht von dieser Welt zu sein und viel zu lange hatte seine Suche nach diesem ungewöhnlichen Menschen gedauert. Als der letzte Ton verklungen war, kniete das junge Mädchen neben Kamijo auf dem Boden und schmiegte sich vertrauensvoll an ihn. Dieser strich ihr zärtlich übers Haar: „Du tanzt wunderbar!“ Errötend hob Fee den Kopf und schaute ihn an: „Ich danke dir!“ „Dich dabei zu betrachten, verleiht der Musik noch einmal einen ganz besonderen Zauber; ich habe es so vermisst!“ Fee erhob sich und küsste ihn, von Gefühlen überwältigt. Sie wusste, sie hatte sowohl ihre große Liebe als auch die Heimat ihres Herzens gefunden. Eine Rückkehr in die Menschenwelt war schon jetzt unmöglich; viel zu grausam schien sie im Vergleich zu diesem wunderbaren Ort. An die unvorhersehbare Gefahr, in welcher Kamijo dort schwebte, wollte sie gar nicht erst denken. Jener erwiderte den Kuss, ehe seine schwarzen Flügel aus dem Rücken sprossen. Zeitgleich erfüllte ein nahezu festlicher Elfengesang den Raum. Kamijo wusste sehr wohl, was das bedeutete. „Der Moment ist in der Tat perfekt“, dachte er, kniete vor dem jungen Mädchen nieder und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Handfläche, bevor ihre Blicke sich wieder trafen. „Fee, wir kennen uns noch nicht lange, doch habe ich es von dem Moment an gewusst, als du mir sagtest, dass dir meine Macht keinen Schrecken einjagt und du trotzdem hinter mir stehen würdest. Du bist die Frau, auf die ich solange habe warten müssen und die ich nie wieder verlieren möchte. Willst du auch weiterhin als Prinzessin und zukünftige Frau an meiner Seite weilen?“, sprach er langsam. Um sie herum war es ganz still geworden, denn jeder Einzelne im Königreich wartete mit Spannung auf die Antwort der jungen Frau. Nur der leise Gesang einiger Elfen schwebte nach wie vor in der Luft. Selbst der disziplinierte Celethir beobachtete das Geschehen in einem Anflug von Neugierde. Fee selbst starrte ihren Liebsten zuerst nur fassungslos an, bevor ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht wanderte; es schien alles wie ein Traum und doch war es wirklich. Tränen der Freude liefen über ihre Wangen: „Kamijo, schon vom ersten Augenblick an spürte ich eine unendliche Vertrautheit zwischen uns und es ist mir vollkommen gleichgültig, was du bist. Auch mit deiner Macht liebe ich dich über alles: Ja, ich will!“ Kaum hatte sie jene bedeutungsschweren Worte gesagt, schien das ganze Schloss in einem einzigen Jubelschrei zu erbeben. Auch Celethir strahlte und verbeugte sich würdevoll vor seinem Prinzen und der zukünftigen Prinzessin, um seine Glückwünsche auszudrücken. Kamijo konnte sein Glück kaum in Worte fassen; überschwänglich und von euphorischen „Wir haben eine Prinzessin!“- Rufen begleitet, hob er das junge Mädchen einfach hoch und wirbelte sie herum. Jene Drehung mündete schnell in einen Tanz, wobei der Prinz seine Liebste immer wieder an sich zog, um ihr die Tränen von den Wangen zu küssen. Im Gegenzug strich sie durch seine langen Haare: „Nichts wird uns mehr trennen können!“ „Niemals mehr“, flüsterte er zurück und verdeutlichte seine Worte durch einen leidenschaftlichen Kuss, woraufhin Fee die Arme um seinen Nacken schlang. „Wir sollten unsere Verlobung und die anschließende Hochzeit feiern, meinst du nicht auch?“, fragte er. Sie nickte und in der nächsten Sekunde standen einige Bedienstete um sie herum, welche auf ihre Anweisungen warteten. Kamijo machte lediglich einige Andeutungen, da er den Rest ihrem Einfallsreichtum überlassen wollte. Fee lachte; das eifrige Treiben der Elfen sah mehr als herzallerliebst aus. Sie lehnte ihren Kopf an Kamijos Schulter: „Ich hatte nie damit gerechnet zu heiraten, mein Leben bestand bis vor Kurzem nur aus Arbeiten und dem Ziel, am Ende des Tages satt zu sein.“ „Auch ich habe meine Suche bald für utopisch gehalten. Doch andererseits erfährt man manchmal auch, wie schnell sich alles zum Guten wenden kann!“ Sanft streichelte sie seine Wange: „Du hast gedacht, dass niemand dich lieben könnte, nicht wahr? Nur weil du ein Feenprinz bist.“ Er nickte: „Aber du hast mich eines Besseren belehrt und bin ich dir auf ewig dankbar!“ „Und ich bin dir dankbar dafür, dass du mein freudloses Leben erleuchtet hast, mein Prinz!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)