Memori3s von _Myori_ ================================================================================ Sich beweisen ------------- Orpheus hatte kein Stück untertrieben, als er Ares prophezeite, von Herk umgebracht zu werden- auch wenn diese Exekution nur rein verbal stattfand, fühlte sich Ares danach um zehn Zentimeter geschrumpft und tagelang wagte er es nicht mehr, seinem Lehrer in die Augen zu sehen. Ares` zurückhaltendes Verhalten verflog allerdings wieder recht schnell und auch wenn er weiterhin vorsichtig gegenüber Herakles war, so gab er sich vor den Anderen nach zwei Tagen schon keine Blöße mehr und verkündete mit Trotz in der Stimme, dass er nichts bereue und er weiterhin an seinem Schwur festhielte- und das sollte keine provozierende Floskel bleiben, denn er begann tatsächlich nach dem Zwischenfall mit Orpheus wie ein Irrer zu trainieren. In den darauf folgenden Tagen und Wochen begann Ares langsam hinter die harte Maske von Herakles zu blicken und stellte mit Verwunderung fest, dass dieser kalte Klotz von Mann weitaus weniger von einem brachialen Leutnant hatte, als er zu Anfang noch angenommen hatte. Herk verdrosch ihn zwar immer noch regelmäßig beim Training, allerdings war er mit der Zeit immer schneller mit Ares` Leistungen zufrieden, ließ das ein oder andere Mal ein Lob beiläufig fallen und manchmal sah Ares seinen Lehrer sogar lächeln- eine nervöse Zuckung, die überhaupt nicht in das sonst so kühle Gesicht des Kriegers passen wollte. Wenn Ares nicht trainierte, saß er in einer Ecke der Halle und schaute Orpheus bei seinem Training zu. Jede Bewegung, jedes Niederfahren seiner Klinge, jede Schrittfolge beobachtete Ares kritisch und versuchte sich die Abfolgen zu merken. Er war so konzentriert, dass er blinzelnd aufsah, als Herk direkt vor seiner Nase auf einmal mit den Fingern schnipste. Der Ältere runzelte die Stirn und sah seinem Schüler in die fragenden Augen. „Egal was du vorhast, Junge… schlag` s dir aus dem Kopf.“, brummte er, reichte Ares die mitgebrachte Wasserflasche und gönnte sich selbst einen Schluck aus seiner eigenen. Gedankenversunken öffnete Ares die Flasche, machte allerdings keine Anstalten, aus ihr zu trinken. Sein Blick ruhte erneut auf Orpheus, der sich wieder einen Trainingspartner gesucht hatte und nun gegen ihn antrat. Dieser schien mehr drauf zu haben- immerhin konterte er Orpheus` Schläge viel präziser und schneller, als die ganzen anderen Deppen aus seinem Fanklub… Ares deutete auf die beiden Kontrahenten. „Ist Orpheus eigentlich auch ein Ausbilder?“, fragte er Herk, der daraufhin in die gedeutete Richtung schaute. Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, so kann man das nicht nennen.“ „Aber was ist er dann?“ „Er ist ein Springer.“ Und auf Ares` fragenden Blick hin, zuckte Herk mit den Schultern und fügte hinzu: „Das ist eine besondere Stellung hier bei Olymp. Normalerweise hast du einen festen Partner, mit dem du auf Missionen gehst und trainierst, aber bei den Springern ist das anders. Sie haben mehrere Partner, also auch mehrere Teams, die meistens alle verschiedene Vorteile und Schwerpunkte haben. Wenn du so willst, ist Orpheus ein Allroundtalent.“ Herk deutete auf den jungen Mann, gegen den Orpheus schon seit unglaublichen drei langen Minuten kämpfte. „Das ist einer seiner Partner, genauso wie der andere da, der an der Wand lehnt.“ Ares hatte schweigend zugehört und Orpheus dabei nicht aus den Augen gelassen. Nun nickte er langsam. „Und die bildet er also aus?“ Er hörte Herk belustigt lachen. „Die beiden sind vollwertige Mitglieder von Olymp, einer davon war selbst mein Schüler. Wenn du es so willst, sind wir Ausbilder für das Grobe zuständig- Orpheus verpasst seinen Partnern lediglich noch einen Feinschliff.“ In diesem Moment fiel das Schwert des Anderen hell klirrend zu Boden. Orpheus hatte schon wieder gewonnen, doch das rief in Ares schon lange keine Bewunderung oder gar Neid mehr hervor. Dieser Mann, der Orpheus nun geschlagen lächelnd die Hand reichte, sollte tatsächlich ein Krieger wie Herakles sein? Wenn ja, dann musste Orpheus viel besser als die meisten hier sein… „Für viele ist Orpheus ein Vorbild und die meisten Neulinge haben das Ziel, sein Partner zu werden. Wer es bis dahin geschafft hat, kann etwas auf sich halten.“ Herk sah erwartend auf Ares herab, doch der Blonde sagte nichts zu seiner Lobpreisung. Ares beobachtete noch ein paar Sekunden lang den legendären Mann mit den Kopfhörern, dann sah er zu seinem Lehrer hoch. „Gibt es noch mehr Springer?“, fragte er und Herk hob verwundert die Brauen. So ruhig hatte er Ares noch nie erlebt, wenn es in ihren Unterhaltungen um Orpheus ging oder dieser nur physisch im Raum anwesend war- normalerweise war das schon Grund genug, um diesen Hitzkopf an die Decke gehen zu lassen… „Zurzeit ist er der Einzige. Hades überlegt, einen seiner Schützen in diesen Rang zu erheben. Gerüchten zufolge soll es sich dabei um D handeln- du kennst ihn, dieser unterkühlte Typ mit der Beretta…“ Ares nickte verstehend. Er war diesem merkwürdigen ‚Dark Amor’ bis jetzt nur selten begegnet, aber diese wenigen Momente hatten schon ausgereicht, damit sich sein Gesicht in Ares` Gedächtnis eingebrannt hatte. Orpheus war in der Zwischenzeit zum Rand der Matte gegangen, wo er sein Schwert in die Schwertscheide zurückschob, sich dankend ein Handtuch reichen ließ und sich damit über das verschwitzte Gesicht fuhr. Durch Zufall sah er in die Ecke, in der Herk und Ares standen und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Seit ihrem Zusammenstoß lag in Orpheus` Augen kein Funken Belustigung mehr; das Grün schien dunkler und bedrohlicher geworden zu sein und wenn Ares genauer hinsah, erkannte er, dass Orpheus jedes Mal seine Lippen zu farblosen Strichen aufeinander presste, als müsse er sich um Ruhe beherrschen. Ares` Blick war weiterhin feindselig und von Trotz und Selbstbewusstsein getränkt. Der Augenkontakt, der mehr als tausend Worte verriet, hielt nur kurz, dann wandte sich Orpheus ab, setzte seine schwarzen Kopfhörer auf und verließ die Halle. Ares sah ihm noch einen Moment lang nach, dann stand er auf und drehte sich seinem Lehrer zu. „Herk, was muss man alles tun, um ein Springer zu werden?“ Sein Lehrer brauchte einen Augenblick, um den Sinn hinter seinen Worten zu verstehen, dann verengten sich Herks Augen und energisch schüttelte er den Kopf. „Ares, denk erst gar nicht daran!“, knurrte er, doch der Blonde ließ sich von der Warnung nicht einschüchtern. Ernst trat er einen Schritt auf den Älteren zu. „Herk, bitte! Ich will es versuchen!“ „Du wirst dich damit schwer langlegen.“ Nun schüttelte Ares mit dem Kopf und machte eine weit ausgreifende Handbewegung. „Das ist mein Problem. Ich will gegen Orpheus kämpfen und das kann ich nur, wenn er mich als ebenbürtig ansieht- also, was muss ich anstellen, um diesen verdammten Rang zu erhalten?“ In Ares` hellem Irispaar funkelte es entschlossen und für Sekunden starrten sich die beiden nur stumm an, dann gab Herakles seufzend auf und fuhr sich über seinen Dreitagebart. „Du bist der nervigste Bastard, den Zeus mir je zugeteilt hat…“, brummte er schlecht gelaunt und stellte seine Flasche beiseite. „Du willst unbedingt ein Springer werden? Das wird nicht einfach werden, das sag ich dir jetzt schon!“ „Ich werde es versuchen.“, entgegnete Ares noch einmal ernst und als Herk ihn diesmal ansah, konnte der Krieger ein Schmunzeln nicht länger unterdrücken. Dieser Junge war größenwahnsinnig- nicht einmal drei Monte hier und schon setzte er sich die unbequemsten Ziele… Der Leutnant schaute sich kurz in der Halle um, dann deutete er auf einen Mann, der nicht weit von ihnen entfernt stand und mit einem anderen redete. „Siehst du den Typen mit den hellbraunen Haaren dort? Er hat `nen halbes Jahr vor dir hier angefangen und steht, wenn du so willst, in der Rangordnung über dir.“ Er sah kurz zu Ares, der verstehend nickte. „Fang mit dem an, wenn du dich hocharbeiten willst. Mehr kannst du nicht tun; die eigentliche Entscheidung, ob du ein Springer wirst, liegt allein bei Zeus und Hades.“ „Hey, Orpheus, hast du schon das Neuste gehört?“ Fragend sah der Angesprochene zu Jason auf und ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr dieser weiter fort: „Dieser Neue von Herk- Ares- hat schon wieder einen auf die Bretter geschickt.“ Stirnrunzelnd stockte Orpheus in der Bewegung, seine Bandagen zu wickeln. Er sah, wie das Lächeln seines Partners im Sekundentakt breiter wurde und Orpheus bemühte sich, sein folgendes Schulterzucken so gleichgültig wie möglich wirken zu lassen. „Er ist ein paar Ränge aufgestiegen, na und?“, entgegnete er gelangweilt und wandte sich wieder den langen Bandagen zu. „Wenn du mich fragst, wird das seinem Ego nicht gerade gut tun. Der Typ stirbt noch irgendwann an seinen Größenwahn.“ „Es mögen vielleicht nur ein paar Ränge sein, aber hast du mal dabei die Zeit bedacht, die er erst hier ist?“, fragte Jason ungläubig, während er sich streckte und seine Arme dehnte. Wieder zuckte Orpheus nur mit den Schultern. „Zeus hat schon immer ein Händchen für talentierte Leute gehabt…“ „Dann gibst du also zu, dass du ihn für gut hältst?“, mutmaßte Jason grinsend, was ihm einen ernsten Seitenblick des Springers einbrachte. „Dass ich ihn für talentiert halte, bedeutet noch lange nicht, dass ich ihn für gut halte.“, brummte Orpheus und ballte zum Test seine bandagierte Hand zur Faust, dann sah er wieder zu Jason auf. „Ich gebe zu, dass ich ihm weitaus weniger zugetraut habe, aber ich halte ihn immer noch für unausstehlich und arrogant.“ Seufzend stand er auf und ließ seine Schulter kreisen. „Wenn er sein Gehabe nicht bald ändert, prophezei ich dir, dass er vielleicht noch zwei Ränge schafft, aber dann ist Schluss- selbst, wenn Herk ihn trainiert.“ „Herakles hat bis jetzt aus jedem einen guten Krieger machen können… du müsstest das doch eigentlich am besten wissen, oder?“, entgegnete Jason vorsichtig. Orpheus antwortete ihm nicht, allerdings sah Jason in den grünen Augen seines Partners, dass er sich auf gefährlichem Terrain bewegte. Also versuchte er wieder auf das alte Thema zurückzulenken. „Man erzählt sich überall, dass Ares es sich in den Kopf gesetzt hat, ein Springer zu werden.“ Nun schaute Orpheus sichtlich verwundert und hob eine dunkle Augenbraue. Ein paar Sekunden vergingen, dann legte sich endlich ein Grinsen auf seine mürrischen Züge und Jason erkannte in seinem Gegenüber seinen alten, immer gut gelaunten Partner wieder. „Tja, dann solltest du vielleicht aufpassen, dass er nicht bald dich herausfordert.“, gab dieser lachend zurück, woraufhin Jason verwirrt die Stirn in Falten legte. „Hast du nicht gerade noch gesagt, dass du ihm keine drei Ränge mehr zutraust und nun glaubst du, dass er es tatsächlich bis zum Springer schaffen könnte?“ „Herk scheint ihm zu vertrauen, ansonsten würde er es nie zulassen, dass sein Schüler sich so ein Ziel setzt. Ich halte immer noch an dem fest, was ich über ihn denke, aber du hast es ja selbst gesagt: Herks Zöglinge sind immer für eine Überraschung gut und ich bin bereit, mich überraschen zu lassen.“ Jason sah verdutzt zu Orpheus, dann schüttelte er grinsend den Kopf. „Ich habe wirklich keine Ahnung, was dieser Typ mit euch anstellt, was andere Ausbilder nicht auch tun, aber ihr Schüler hinterlasst ohne Ausnahme bei allem einen bleibenden Eindruck- du und Theseus seid wohl der beste Beweis dafür, hm?“, stellte er lachend fest und streckte sich ein letztes Mal. „Können wir dann loslegen?“ Orpheus` Grinsen sprang nun auch auf seine Augen über. „Was denn, so scharf darauf, einen auf den Deckel zu kriegen?“, feixte er und stellte sich auf die Matte. Jason folgte ihm und klatschte grinsend in seine ebenfalls bandagierten Hände. „Denk dran, die letzten Male habe ich dich im Kickboxen geschlagen.“ „Dann sollte ich das nicht zur Gewohnheit werden lassen…“, entgegnete Orpheus, setzte seine Kopfhörer auf und griff mit einem blitzschnellen Tritt an, den Jason mit dem Unterarm abwehrte. Die Monate vergingen und nach einem weiteren halben Jahr stand Ares seinem Lehrer im Ring gegenüber. Er hatte eigentlich noch lange nicht den Rang erreicht, um sich mit Herk messen zu dürfen; eigentlich, aber Ares hatte so schnelle Fortschritte gemacht, dass es sich selbst bei den Schützen herumgesprochen hatte- die meisten Gerüchte waren dank Hermes bis an die Schießstände geschwappt- dass es ein Neuer in Rekordverdächtiger Zeit geschafft hatte, sich einen Namen unter den Mitgliedern von Olymp zu machen. Konzentriert legte Ares die zweite Hand an den langen Schwertgriff und balancierte seine Körperhaltung aus. Es war kein Kampf um den Rang, allerdings hatte es Ares in den letzten Kämpfen gegen Herakles immer mehr geschafft, seinen Lehrer ins taumeln zu bringen und einmal hatte der Ältere kurz davor gestanden, auf die Knie zu sinken… Seitdem war Herk noch konzentrierter und ernster an ihr Training herangegangen und hatte das Tempo gewaltig angezogen, sodass jede Konfrontation, jeder Kampf zwischen ihnen eine neue Herausforderung für Ares darstellte, in der er sein bisheriges Wissen gnadenlos umsetzen musste, wenn er nicht in kürzester Zeit am Boden liegen wollte. Er sah, wie der breitschultrige Mann die Muskeln anspannte und Ares machte sich ebenfalls bereit. Dann griff Herk an. In weniger als einer Sekunde hatte er Ares erreicht und keinen Lidschlag später klirrten die Schwerter aufeinander. Ares wich keinen Schritt zurück, parierte konzentriert die Schwertstreiche der schwarzen Klinge und wartete geduldig auf eine der wenigen Lücken in Herks Stakkato. Einer seiner Streiche kam aus einem weniger günstigen Winkel, sodass es Ares schaffte, die Klinge mit seiner zu verkeilen und so den Angriff seines Lehrers zu stoppen. Für einen Moment, in dem sie sich musterten, bewegte sich keiner der beiden, dann löste Herakles sein Schwert mit einem Ruck und ging drei Schritte rückwärts- Fehler! , dachte Ares und ließ seinem Gegner keine Luft zum Atmen. Sofort setzte er nach, ließ sein weitaus schmuckloseres Schwert auf Herks Seite niederfahren und zwang ihn so in eine defensive Position. Seine Angriffe waren nicht weniger schnell und er fühlte Stolz in sich aufsteigen, als er beiläufig die aufeinander gepressten Lippen seines Lehrers wahrnahm. Ares versuchte aus allen möglichen Winkeln heraus anzugreifen, allerdings war Herks Deckung unglaublich stark und er hatte den Eindruck, als wisse Herk genau, wann und wo Ares als nächstes zuschlagen würde. Wütend presste er die Kiefer aufeinander. So würden sie nicht weiterkommen- sie waren in einer Pattsituation… Ares konnte nichts anderes tun, als auf Abstand zu gehen und erst jetzt merkte er, wie schnell sein Herz raste und dass sich der Schweiß in seinem Nacken sammelte. Tief einatmend sah er zu Herk, dessen Gesicht ebenfalls in dem grellen Neonlicht der Halle glänzte. „Was dagegen, wenn ich `nen Gang höher schalte?“, rief er seinem Lehrer leicht keuchend zu. Herk begann zu grinsen und fuhr sich mit dem Unterarm über die Stirn. „Kannst du das Echo vertragen?“, konterte er ebenfalls etwas atemlos und als Antwort legte sich ein breites Lächeln auf die Züge des Jüngeren, der im nächsten Bruchteil einer Sekunde wieder auf seinen Lehrer zu rannte und das Schwert in die Rechte wechselte. Ares schlug einmal zu, was Herk wieder mit Leichtigkeit abwehrte und ließ dann einen Tritt in die freigewordene rechte Flanke folgen- allerdings hatte er die Wucht seines eigenen Schwertstreiches überschätzt. Zu seiner Verärgerung musste er feststellen, dass Herk doch nicht beide Hände an seinem Schwertgriff brauchte, um Ares` Angriff abzufangen… Herks rechter Arm wehrte Ares` Tritt ab und schlug sein Bein mit so einer Kraft zurück, dass Ares das Gleichgewicht verlor und sich nur noch mit einem uneleganten Abrollen über die Schulter retten konnte- wertvolle Sekunden, die er dadurch verlor und die Herk sofort für sich nutzte. Kaum hatte Ares sich wieder orientiert, tauchte der Hüne über ihm auf und Ares blieb nichts anderes übrig, als in seiner knienden Haltung das Schwert hochzureißen und so die niederfahrende Klinge aufzuhalten. Das rot schimmernde Schwarz war nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht zum Stehen gekommen. Seine angespannten Muskeln zitterten, schmerzten, dennoch versuchte er sich mit ganzer Kraft gegen den Druck des Schwertes zu lehnen. „Ich dachte, du wolltest einen Gang höher schalten.“, hörte er Herk sagen. „War ja `nen kurzes Vergnügen- ein halbherziger Tritt und das war’s?“ Ein hartes Lachen entrang seiner Kehle und ließ Ares wütend aufblicken. „Wart` s… ab!“, presste der Jüngere zähneknirschend hervor, sammelte all seine verbliebenen Kräfte und drückte Herks Schwert so ruckartig von sich weg, sodass sein Lehrer erstaunt ein paar Schritte rückwärts stolperte. Jetzt! Mit einem Satz war Ares vollends auf den Beinen, stürmte auf den strauchelnden Hünen zu und ließ seine Klinge mit einem zornigen Aufschrei niederfahren. Herk war sichtlich überrumpelt, wehrte den Angriff dennoch wieder ab, woraufhin Ares sofort eine Kombination aus Schlägen und Tritten folgen ließ, bei der es glatt an ein Kunststück erinnerte, diese mit einem Schwert in der Hand auszuführen oder gar abzuwehren- beides gelang, obwohl Ares den Angriff weitaus besser umsetzte, als Herks Versuch, ihn zu parieren. Der letzte Schlag durchbrach seine eiserne Verteidigung endgültig, sodass Herakles ins Taumeln geriet. Ares setzte blitzschnell nach, traf seine bewaffnete Hand, die den Griff um sein Schwert augenblicklich löste und brachte seinen Gegenüber mit einer Hebelbewegung, die auch aus jedem Lehrbuch hätte stammen können, zu Fall. Im selben Moment, in dem Herk auf dem Boden aufschlug, ertönte auch das helle Klirren der schwarzen Klinge, die einen knappen Meter neben ihm zum Liegen kam. Schwer atmend und mit aufeinander gepressten Lippen, kniete Ares neben seinem Lehrer und sah auf ihn herab, die Linke leicht um Herks Hals geschlossen- das Zeichen, dass der Kampf entschieden war. Für Sekunden geschah nichts, dann verschwand der erstaunte Ausdruck aus Herks Gesicht und er sah Ares wieder gewohnt mürrisch an. „Lass mich endlich aufstehen.“, brummte der Ältere und als sei Ares aus einem Traum erwacht, ging ein Ruck durch seinen Körper und er beeilte sich, die Hand von Herks Kehle zu nehmen. Ares stand auf, ging ein paar Schritte auf Abstand und sah Herk schweigend dabei zu, wie er langsam wieder auf die Beine kam. Erst jetzt bemerkte Ares, wir ruhig es in der Halle geworden war. Alle Blicke schienen auf ihn gerichtet zu sein, in einigen lag Unglauben und Verwunderung, andere ließen Fassungslosigkeit und Bewunderung durchscheinen. Herakles trat auf ihn zu und sah ihm tief in die Augen. Ares straffte sich, schaute selbstsicher zurück, dann nickte Herk kurz und abrupt und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Das war ein guter Kampf.“, raunte er leise und ging an seinem Schüler vorbei. Überrumpelt blieb Ares stehen und sah Herk mit gerunzelter Stirn hinterher. „Wo willst du hin?“, rief er dem glatzköpfigen Mann zu. „Meine Knochen einrenken lassen; ich werd zu alt für solche Spielchen…“, antwortete der Leutnant knurrend und ließ vielsagend seine breite Schulter kreisen, dann war er aus der Halle verschwunden. Ares sah noch einen Augenblick lang in Richtung Hallenausgang, dann schloss er die Augen und atmete erleichtert tief ein und wieder aus. Er spürte, wie seine Knie zitterten und das Schwert in seiner Hand mit jeder Sekunde schwerer zu halten war, dennoch fühlte er sich ausgesprochen gut und stolz. In ihm schwoll ein Glücksgefühl an, das hartnäckig einen Weg an die Oberfläche suchte, doch in diesem Moment wurde sich Ares wieder dem Dutzend Männer bewusst, das immer noch um ihn herumstand und ihn ansah, und vor diesem wollte er sich die Blöße eines Jubelausbruchs nicht geben; ein kleines, zufriedenes Lächeln gönnte er sich dennoch. Nur langsam löste sich die Menschenmenge wieder auf. Einige kamen auf ihn zu, nickten anerkennend oder sprachen knappe Lobe aus, unter ihnen war auch Hermes, der wie gewohnt ausgelassen und bewundernd vor sich hinplapperte und bei seinen Worten schwoll Ares‘ Lächeln zu einem ausgewachsenen Grinsen an. Gerade hatte er sich von Hermes zu einer Zigarette auf dem Dach überreden lassen- ein Ritual, das Ares, zu seiner eigenen Verwunderung, immer mehr in letzter Zeit schleifen ließ- als er Orpheus unter den Anwesenden entdeckte. Der Brünette bemerkte seinen Blick und wandte sich sofort zum Gehen ab, doch da hatte Ares‘ unersättlicher Hitzkopf schon wieder die Überhand ergriffen. „Du bist der nächste, Minnesänger, also komm her!“, rief er deutlich durch den Raum und deutete mit seinem Schwert auf den stehengebliebenen Orpheus. Aus den Augenwinkeln bemerkte Ares, wie Hermes die Augen verdrehte und hörbar seufzte. „Du kannst es nicht lassen, oder?“, hörte er seinen Freund murmeln, woraufhin Ares wieder breit grinsen musste. „Ach komm, lass mir den Spaß.“, entgegnete er ebenso leise, ohne den Blick von Orpheus zu nehmen. Hermes antwortete mit einem vielsagenden Schnauben und verließ die Matte, wohl wissend, dass er Ares seinen „Spaß“ sowieso nicht austreiben konnte. Orpheus drehte sich in diesem Moment zu ihm um und in seinem Gesicht sah Ares es arbeiten, als müsse sich der Springer arg zurückhalten, lediglich seine Augen ließen Rückschlüsse auf seine derzeitige Gefühlslage zu. Er zwang sich zu einem verwunderten Ausdruck, der den Zorn in dem Grün seiner Iris jedoch nicht ganz zu verdrängen schaffte. „Was? Jetzt? Du bist am Ende deiner Kräfte, das wär nicht fair.“, rief er zurück. Zu seiner Linken stand einer seiner Partner, der seine Abneigung gegen den Blonden weitaus weniger gut zu verstecken wusste als Orpheus. Ares zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich fühl mich super. Und wenn schon; du bist doch auch nicht ausgeruht, oder?“ Der Mann mit den Kopfhörern hatte sich ein Handtuch in den Nacken gelegt und seine dunklen Haare glänzten nass in dem Neonlicht der Halle. Ares‘ Aussage blieb unbeantwortet. Er sah, wie Orpheus die Lippen leicht aufeinander presste, dann wandte er sich wieder ab, als wollte er gehen. „Meine Warnung gilt immer noch, auch wenn du Herk einmal geschlagen hast.“, entgegnete er und setzte sich in Bewegung. Seine Worte ließen den geschürten Zorn wieder in Ares hochbrodeln. Er schaute immer noch auf ihn herab! Aber diesmal würde er sich wundern, jetzt war sich Ares seiner Worte sicher! Ein Lächeln kehrte zurück auf seine Lippen. „Gott, wie konnte ich nur so dumm sein und denken, dass dieser Springer-Kram was bewundernswertes ist?“ Es war immer wieder erstaunlich, wie ruhig es hier unten werden konnte, wenn man nur die richtigen Worte fand. Innerlich labte sich Ares an Orpheus‘ stockender Bewegung und dem versteinerten Gesichtsausdruck, den der Angesprochene ihm nun zuwarf. Die Luft um die beiden herum schien sich aufzuheizen und ein beinahe spürbares Knistern lag in ihr. „Aber jetzt seh ich, was ihr Typen wirklich seid:“, fuhr Ares weiter fort und stellte sich wieder auf die Matte; eine eindeutige Botschaft, der Orpheus keine Beachtung schenkte- noch nicht, dachte Ares zuversichtlich. „Feiglinge.“, vollendete er seinen Satz und spie seinem Gegenüber das Wort verächtlich ins Gesicht. „Kleine Kotzbrocken, die sich die Schwächsten als Gegner rauspicken, um selbst als überlegen und unantastbar da zu stehen- aber wenn mal jemand kommt, der ihnen ebenbürtig sein könnte, ziehen sie den Schwanz ein und suchen das Weite.“ Für einen Moment war selbst Ares ein wenig überrascht, wie finster Orpheus schauen konnte. Seine ruhige Fassade schien immer weiter zu bröckeln, dennoch rührte er sich keinen Meter und sah Ares unverblümt in die Augen. Stattdessen ergriff sein hochgewachsener Partner- Ares meinte sich zu erinnern, dass er Jason hieß- neben ihm die Initiative und wollte mit geballten Fäusten auf den Blonden losgehen, doch Orpheus ergriff ihn noch rechtzeitig am Oberarm und hielt ihn somit zurück. Der Zorn färbte Jasons Gesicht rot. Die unausgesprochene Drohung hing wie eine gespannte Guillotine über den Beteiligten; eine Bemerkung, ein Wort schien auszureichen, um die scharfe Klinge herunter schnellen zu lassen… und Ares hatte die Absicht, die Strippen zu lösen. Männer, die das Gespräch mitbekommen hatten, wichen vor den dreien zurück, riefen vorsichte Warnungen, mit dem Mist aufzuhören, doch das alles ignorierte Ares. Er würde Orpheus zeigen was er konnte und vor allem würde er allen den Zahn ziehen, diesen Springer-Typen als Held zu preisen und anzuhimmeln! Breit grinsend ließ er das Seil des Fallbeils durch seine Finger gleiten. „Ganz ehrlich, Goldkehlchen, wie hast du es zu diesem Rang geschafft? Mit Hochschlafen?“ Schnapp. Jason sah aus, als würde er im nächsten Moment all seine Menschlichkeit ablegen und zähnefletschend auf allen Vieren auf ihn losstürmen; Orpheus‘ Gesicht klärte dagegen auf und selbst seine angespannte Haltung verpuffte im Bruchteil einer Sekunde, als habe es den Streit nie gegeben. Er schloss kurz die Augen und Ares hörte ihn leise und ruhig ausatmen. Langsam öffnete Orpheus die Augen wieder und das Grün seines Irispaares erinnerte ihn an das wilde, ungezähmte Meer während eines Sturmes. „Und ich hatte gehofft, du hättest dazugelernt …“, hörte er ihn noch murmeln, dann war der Springer bei ihm, hatte sein Schwert aus der Scheide gerissen und ließ es auf Ares niederfahren. Hätte er das Schwert nicht schon vorher in der Hand gehalten, hätte ihn der gnadenlos geführte Schlag in zwei Hälften geteilt, doch so konnte Ares den schnellen Hieb in letzter Sekunde noch abwehren, allerdings blieb ihm keine Zeit für einen Konter. Das helle Echo der Metallklingen war noch nicht ganz verebbt, da holte Orpheus schon wieder aus und traf Ares diesmal in einem schwerer abzuwehrenden Winkel. Wütend presste er die Lippen aufeinander. Orpheus‘ Schläge waren mit deutlich weniger Kraft geführt als die von Herakles und somit auch leichter zu parieren… wenn man nur schnell genug war, sie zu parieren. Gegen das Tempo, was der Springer vorgab, waren Herks Schwertstreiche in Zeitlupe ausgeführt. Ares hatte sich lange auf diesen Moment vorbereitet, hatte die Angriffe seines Gegners hunderte Male analysiert und eingeprägt, doch mit so schnellen Schlägen und Hieben hatte er nicht gerechnet. Etwas hilflos war er nur noch damit beschäftigt, Orpheus‘ Angriffe abzublocken. Er versuchte etwas Abstand zwischen sich und seinem Gegner zu halten, um eine reelle Chance auf einen Konter zu erhalten, doch der Springer schloss die Lücken in der gleichen Sekunde in der sie entstanden sind. Ihm blieb nichts anderes übrig, als immer weiter vor dem Dunkelhaarigen zurückzuweichen, sodass er von Orpheus stetig an den Rand der Matte getrieben wurde. Er würde verlieren, wenn er nicht bald etwas änderte und dieser Gedanke ließ die Wut in ihm noch höher kochen. In diesem Moment holte Orpheus weiter mit der Klinge aus als zuvor. Sein nächster Schlag würde von der Seite kommen, schoss es Ares durch den Kopf und in derselben Sekunde schnellte das Schwert schon von links heran. Ares wich dem Angriff aus indem er sich blitzschnell zur Seite warf, über die Schulter abrollte und sofort wieder auf die Beine sprang und dieses Manöver verschaffte ihm endlich die nötige Distanz, wenn auch nur für einen Augenblick. Orpheus‘ Blick ruhte auf ihm und der Zorn in seinen Augen war noch immer nicht zu übersehen. Er schwitzte und Ares meinte ihn schwer atmen zu hören, aber vielleicht war es auch sein eigener Atem, der sich zusammen mit seinem rasenden Herzen in seinen Ohren zu betäubenden Lärm vermischte. Die warnenden Signale seines Körpers ignorierend, packte er sein Schwert wieder mit beiden Händen und griff an. Orpheus ließ ihn näher kommen und wich Ares‘ Schlägen im letzten Augenblick aus, duckte sich unter seinen horizontal geführten Angriffen weg und versuchte stets aus Ares‘ Reichweite zu gelangen, um einen Konter zu starten. Trotz des minutenlangen Kämpfens fiel es Ares weiterhin schwer, den Springer zu treffen, der keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigte. Als Ares dann sein Schwert mit einem wütenden Aufschrei und mit aller Wucht auf Orpheus so von der Seite her niederfahren ließ, dass diesem keine Möglichkeit zum Ausweichen blieb, trafen die Klingen hell klirrend aufeinander und Orpheus hatte sichtlich Mühe, dem Aufprall standzuhalten. Ares sah, wie der Springer die Lippen zornig aufeinander presste und sein Schwert vor Kraft zitternd gegen Ares‘ Klinge drückte, die sich nicht von einander lösen wollten. Unweigerlich musste Ares grinsen. Nun wusste er, was zu tun war… Orpheus‘ Überlegenheit lag in seiner Schnelligkeit und technischen Perfektion, doch sein Vorteil war die Kraft. Es hätte ihm schon früher auffallen müssen! Die drahtige Statur des Springers, seine schlanken Arme und die kräftigen Beine, alles an ihm war auf Geschwindigkeit und wendige Bewegungen ausgelegt. In diesem Punkt konnte ihm niemand das Wasser reichen, doch wenn er in die Enge getrieben und zum defensiven Kampf gezwungen wurde… Orpheus drehte sein Schwert um wenige Zentimeter und veränderte den Winkel zwischen den Klingen so weit, dass er sich aus Ares‘ Angriff befreien konnte und ging ein paar Schritte zurück. Der Zorn in seinen Augen war nicht weniger geworden, dennoch sah Ares nun einen Hauch von Verwunderung durch das dunkle Grün hindurch schimmern. Nur ein paar von diesen Schlägen mehr und er würde vor ihm auf die Knie gehen, dachte Ares triumphierend und das Grinsen breitete sich wieder in seinem Gesicht aus. „Was ist? Machst du schlapp?“, rief Ares ihm zu, seinen eigenen hektischen Atem bewusst ignorierend, und zuckte mit den Schultern. „Wenn du `ne Pause brauchst, sag Bescheid; ich kann dir ja in der Zwischenzeit mal den Unterschied zwischen einem Baseballschläger und einem Schwert erklären.“, feixte er und sah mit Genugtuung die schäumende Wut in Orpheus‘ Gesicht. Wortlos ließ dieser sein Schwert fallen und stellte sich seitlicher hin, die Rechte zur Faust geballt. Pikiert zog Ares eine Augenbraue hoch. „Wie? So schnell gibst du auf, wenn du merkst, dass du mit deinen üblichen Tanzeinlagen nicht mehr weiterkommst?“ Er schnaubte angewidert, legte aber sein Schwert ebenfalls zur Seite. „Wusste ich es doch- ihr Springer seid alle nur heiße Luft und aufgeblasene Ar-“ Der Rest des Satzes ging in einem erstaunten Luftholen unter, als Orpheus‘ Faust im nächsten Moment keine zwei Zentimeter vor seinem Gesicht zum Stehen kam. Mit aufgerissenen Augen schielte Ares zuerst auf die geballten Finger, dann suchte er den Blick des Springers. Das verärgerte Grün stach aus seinem Gesicht markant heraus, das nun viel näher vor ihm war, als er einen Augenblick vorher noch gedacht hatte. Die Welt schien um sie herum angehalten zu haben. „Im dumm Rumschwatzen bist du tatsächlich ungeschlagen“, sagte Orpheus leise und zog seine Faust minimal zurück. „Allerdings solltest du vorsichtig sein, wen du mit deinen Reden langweilst.“ Der erste Schreck war vergessen und Ares‘ berühmtes Grinsen kehrte in sein Gesicht zurück. „Was denn? Hab ich dich etwa beleidigt?“ Zu seiner Verwunderung schlich sich ein Lächeln auf Orpheus‘ Züge. „Oh, ganz und gar nicht… ich bin eher verwundert, wie du mit diesem Axtschwingen so weit kommen konntest.“ Er machte ein enttäuschtes Gesicht. „Deine Technik ist immer noch eine Zumutung, dass ich mich tatsächlich frage, ob Herk nicht vielleicht wirklich zu alt für den Job geworden ist, wenn er sich mit sowas schon schlagen lässt.“ Ares‘ Grinsen machte allmählich einem säuerlichen Lippenkräuseln Platz, was Orpheus jedoch keineswegs davon abhielt seinem Gegenüber provokant in die Augen zu sehen. „Ich will mir dieses Gemetzel nur nicht länger antun, hinterher hackst du dir noch ein Bein ab und das wäre irgendwo doch schade. Nein, ich würde gerne sehen, wie du dich ohne eine Waffe in der Hand gegen mich schlägst- ich hoffe doch sehr, dass du dich dabei etwas feinfühliger anstellst.“ Sein Grinsen nahm schlagartig zu und war schon für sich allein stehend viel schlimmer, als hätte Orpheus ihm in diesen Moment ins Gesicht gespuckt. „Oder bist du in allen Lebenslagen so grobschlächtig? Mir tut jetzt schon die Frau leid, die dich mal abkriegt…“ Etwas legte einen Schalter in Ares‘ Kopf um und kappte die Verbindung zu dem kleinen, vernünftigen Teil seines Gehirns, der ihn die ganze Zeit über versucht hatte zu beruhigen. Er brüllte zornentbrannt auf, schlug Orpheus‘ Rechte zur Seite und setzte mit seiner eigenen einen Schlag nach, der direkt auf das breite Grinsen des Springers gezielt war. Sein Gegner wich der Faust aus und setzte zum Konter an, den der Blonde zähneknirschend abwehrte und so ging es hin und her. Ohne Schwert war Orpheus noch schneller und somit schwieriger zu treffen und Ares spürte mit zunehmender Länge des Kampfes, wie seine Arme immer schwerer wurden, wobei sein Gegner weiterhin sein zu Anfang angesetztes Tempo gnadenlos beibehielt; Orpheus‘ Kondition war durch das jahrelange Training seiner weit überlegen, das musste er sich neidlos eingestehen. Der Springer traf ihn in diesem Moment mit einem Fußtritt gegen den Oberschenkel und der betäubende Schmerz breitete sich binnen weniger Sekundenbruchteile in seinem ganzen Körper aus. Ares fühlte, wie sein Bein unter seinem Gewicht nachzugeben drohte, da tauchte der Dunkelhaarige plötzlich vor ihm auf und wollte ihn mit einem frontal gegen die Brust geführten Tritt endgültig zu Fall bringen. Ares sah den Angriff auf sich zukommen und handelte im letzten Augenblick. Er drehte sich zur Seite, wobei er kurzfristig seinen Schwerpunkt ganz auf sein rechtes Bein verlagern musste, dass es sich anfühlte als würde jemand ein Schwert in seinem Oberschenkel versenken und umdrehen, holte mit der Faust aus und schleuderte sich mit allem was er noch aufbringen konnte gegen den Springer, der dem Schlag mit aufgerissenen Augen entgegen starrte und nicht mehr ausweichen konnte. Orpheus‘ Kopf flog zur Seite und ungebremst schlug er auf der Matte auf. Ares konnte das Gleichgewicht nicht länger halten und keinen Augenblick später lag auch er keuchend am Boden und umklammerte sein pulsierendes Bein. Sein Blick suchte den Springer, der ihn mit einem Ausdruck ansah, den Ares nicht zu deuten vermochte. Der Faustschlag hatte Orpheus‘ Wangenknochen tiefrot gefärbt und aus seiner Nase, gegen die er eine Hand fest gedrückt hielt, tropfte Blut. Ares‘ rasendes Herz pumpte weiterhin Wut und Hass durch seine Adern und auch in Orpheus‘ Augen hatte sich der Zorn noch nicht gelegt- und beide wussten, dass ihr Kampf noch lange nicht vorbei war. Die grünen Augen seines Gegenübers zuckten plötzlich und richteten ihre Aufmerksamkeit auf etwas, das links neben Ares lag und in diesem Augenblick sah er es in seinem Augenwinkel kurz hell aufblitzen. Sein Schwert lag eine Armlänge neben ihm, er brauchte also nur danach greifen. In diesem Moment sprang Orpheus mit einer Geschwindigkeit wieder auf die Beine, die er ihm nicht mehr zugetraut hätte und schnappte sich seine eigene Klinge, die, einem Wink der Götter gleich, zu seinen Füßen gelegen hatte. Ares verstand die Botschaft, streckte sich ebenfalls nach seinem schmucklosen Schwert und zog sich auf die Beine. Orpheus besaß den Anstand ihm die Zeit zu lassen, das Gleichgewicht wiederzufinden, dann stürmte er vorwärts. „Komm her, Drecksack!“, spie Ares ihm hasserfüllt entgegen und machte sich bereit, den brennenden Schmerz, in den sich sein Körper verwandelt hatte, ausblendend. Er hörte warnende Rufe um sich herum, Befehle, die Einhalt verlangten, doch das ignorierten sie beide. Die Schwerter klirrten erneut aufeinander. _______________________ Hallo, an alle, die bis hierher gelesen haben! Es ist wahrscheinlich fies, euch an so einer Stelle zappeln zu lassen, aber "Memori3s" wird von nun an eine etwas längere Pause einlegen- wobei Pause nicht Abbruch bedeutet ;) Ich werde das hier durchziehen, auch wenn es etwas länger dauern wird. Die Gründe sind schlicht Zeitmangel und die damit verbundenen Dinge, die im Moment einfach wichtiger sind. Ich kann noch nicht sagen, wie lange die Geschichte still stehen wird, aber es wird länger dauern, das kann ich mit Sicherheit sagen. Ich würde mich freuen, wenn ihr an "Memori3s" trotz der Pause dennoch nicht das Interesse verliert und weiterlest, wenns weitergeht :) Ich gebe euch auch gerne Bescheid, wenn das nächste Kapitel in den Startlöchern steht, lasst es mich nur wissen. ... also, ich geh dann mal in Deckung ^^" Bis bald! Myori Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)