Zwischen den Welten von YashiruChan ================================================================================ Prolog: Die Reise beginnt ------------------------- Prolog Wer ich war und jetzt bin, ist so unterschiedlich wie zwei Seiten eines Buches…. doch…es ist und bleibt dasselbe Buch. Selbst, wenn wir den Umschlag ersetzen und den Titel ändern würden. Möchtest du umblättern? Hallo, mein Name ist Alessia-Caitlyn MacAllister. Ich bin 18 Jahre alt - gut, ich bin bald 18, genaugenommen in neun Stunden, 48 Minuten und zwölf…13 Sekunden. Und wie sehr sich mein Leben durch meinen 18. Geburtstag verändern würde, das konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt wahrlich nicht vorstellen. Aber von vorne… Es ist der 13.02.2012. Ich kam von der Schule. Endlich, Mathe in der siebten und achten Stunde ist doch wirklich ätzend. Wer soll sich um diese Zeit denn noch richtig konzentrieren können? Und dann auch noch in solchen Dingen… Ich ließ den Rucksack in die Ecke fliegen – oh wei, da war der MP3-Player noch drin. Nach kurzer Suche fand ich ihn unversehrt und stopfte ihn mir in die kleine Jeanstasche. Wusstet ihr, wofür die kleine, fünfte Tasche in der Jeans gut war? Für Taschenuhren, damit die Goldgräber – wozu die Jeans früher ja gewebt wurde - ihre Taschenuhr sicher aufbewahren konnten. Warum es sie immer noch gibt? Ich weiß es nicht, aber solch unnötiges Wissen weiß ich. Typisch ich, Wissen, das wohl nie gebraucht wird, das kann ich mir merken, aber die nächsten französisch Vokabeln, nein, die muss ich pauken, pauken, pauken und trotzdem bin ich nicht gerade eine Leuchte. „Ich bin wieder da!“, rief ich ins Nichts und erwartete keine Antwort. Meine Tanten hatten es nicht so mit Fürsorge. Ja, ihr lest richtig. Tanten. Ich lebte bei meinen Tanten. Wieso? Nun, meine Mutter war, als ich ein Baby war, abgehauen und dann irgendwann bei einem Unfall gestorben und wer mein Vater war, davon habe ich keine Ahnung, da er weder in meiner Geburtsurkunde genannt wird, noch weiß eine meiner Tanten, wer er sein könnte. Meine Tanten waren genetisch gesehen auch nicht meine Tanten, aber sie haben das Sorgerecht erhalten und kümmerten sich eigentlich ganz gut um mich. Meine Mutter lebte schon Jahre bevor sie mich bekam, mit ihnen in einer Art WG zusammen. Und auch wenn sie nicht gerade das normalste Leben führten, liebte ich sie sehr. Ich weiß, dass ich in jeder Lebenslage zu ihnen könnte. In der Küche angekommen hob ich eine Braue. Tante Cassandra stand dort und machte tatsächlich Spagetti. Nicht, dass ich etwas gegen Spagetti hätte. Ich nahm mir eine Flasche Pepsi aus dem Kühlschrank und schenkte mir ein. „Für welchen Kerl versuchst du dich denn am Kochen?“, erkundigte ich mich so trocken wie möglich, doch ein leichtes Prusten konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Aber statt Cassandra antwortete Nana. Tante Nanami, wie sie richtig hieß, war die älteste meiner Tanten, arbeitete als freischaffende Journalistin und war eigentlich die, die sonst immer kochte. „Unsere neuen Nachbarn. Sie sehen einfach harrrr aus…wenn du verstehst. Und Cassandra meint wohl, dass Liebe durch den Magen geht.“ Sie zwinkerte mir amüsiert zu. Ich sah zwischen den Beiden hin und her und ersparte mir ein Kommentar. Wenn man schon seit fast 18 Jahren solche Konversationen mitbekam, war das irgendwann… nun ja, einfach nur noch nervig. Zumal sie sowas auch vor Fremden machten – und mich so echt oft blamierten. Da fragt man sich schon manchmal, wer hier erwachsen und wer der Teeny war. Ich nippte an meiner Pepsi und lauschte ihrer Konversation, aber schnell glitten meine Gedanken zu dem eigentlichen Thema. Wir hatten also neue Nachbarn. Aus dem Gespräch entnehmend, lebten nun in dem Haus ein alleinerziehender Vater mit zwei Söhnen. Als Tante Nana mich ansprach und meinte, dass beide so in meinem Alter sein müssten, sah ich sie an. „Und das bedeutet für mich…?“, erkundigte ich mich desinteressiert. „Deinen ersten Kuss!“, grölte Cassandra schallend vor Gelächter. Ich zog eine Schnute und stand auf. Das musste ich mir heute nun echt nicht geben. Ich ging in den Flur, schnappte mir meinen Rucksack und ging hoch in mein Zimmer. Unten zankten sich nun meine Tanten meinetwegen. Ich schloss die Tür und atmete tief ein. Ihr müsst wissen, dass ich das Haus liebe und insbesondere dieses Zimmer. Das Haus wurde 1872 gebaut und war fast komplett aus Holz gezimmert. Es war weiß getüncht, hatte an drei Seiten eine riesige, überdachte Veranda und ein kleines, angebautes Türmchen, welches die Eckzimmer der ersten und zweiten Etage abrundete. In der dritten Etage gab es zwei nette, französische Balkone und ein Eckzimmer mit einer großen Fensterfront. Mein Zimmer war das Türmchenzimmer, wie wir es nannten. Unter mir, in der ersten Etage, war das Gästezimmer. Somit hatte ich es eigentlich immer recht ruhig. Was mir sehr lieb war, immerhin lebten wir hier schon zu Sechst und hatten eigentlich jeden Abend Mädels – Freundinnen meiner Tanten - zu Besuch, was dann am Frühstückstisch durchschnittlich so zwölf bis 17 Frauen machte. Habt ihr euch mal diesen Lärm angetan? Wenn nicht, dann versucht es auch zukünftig so zu handhaben. Ich schmunzelte. Ich hatte eine alte Blümchentapete (Priel-Blumen versteht sich), die schon leicht vergilbte und aus der Hippie-Zeit meiner Mutter stammte. Dazu passend waren die Möbel – wobei die eigentlich schon als Antik zu bezeichnen waren. Ein schwarzer verschnörkelter Schreibtisch, dazu passend ein großer Kleiderschrank und die Kommode. Nur das Wasserbett und das Notebook passten nicht so recht in das Retrozimmer rein. Gut, Stereoanlage und die anderen Helferlein der Moderne eben so wenig… Aber es passte zu mir. Und wahrscheinlich verriet das Zimmer mehr über mich als ich wollte. Ich linste auf das Woodstock Poster, das über meiner Stereoanlage hing und schaltete mit der Fernbedienung das Radio an. Es lief „Himmel auf“ von Silbermond. Ich schaltete etwas leiser und kramte mein Französischbuch und Vokabelheft raus. Wieso hatte ich auch ausgerechnet Französisch gewählt? Mit den naturwissenschaftlichen Sachen hätte ich viel weniger pauken müssen. Aber sei es drum, bald war das Abi vorbei und dann würde ich nie wieder französisch pauken! NIE! Ich ließ mich aufs Bett fallen und begann zu lernen. Es vergingen einige Stunden. Hausaufgaben hatte ich erledigt, gelernt auch und noch schnell meine Mails gecheckt. Nadine hatte mir geschrieben. Nadine war meine beste Freundin, wir waren seit der Grundschule ein unzertrennliches Gespann. Morgen hatte sie für meinen Geburtstag geplant, mit mir ins Kino zu gehen und erkundigte sich, welchen Film ich mir ansehen mochte. Bei uns war es eine nette Tradition, uns immer gegenseitig ins Kino einzuladen, wenn die Andere Geburtstag hatte. Ich freute mich schon, Popcorn, Cola und viel Tratsch. Das würde richtig entspannt werden. Ich sendete schnell die Mail und fuhr das Notebook herunter. Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas schmökern, aber es klopfte und ich sah auf. Monika, eine gute Freundin von meinen Tanten, streckte den Kopf hinein. „Hey Kleines!“, begrüßte sie mich und lächelte. „Möchtest du nicht mit uns unten Wii spielen? Und später dann in deinen Geburtstag rein feiern? Komm schon, das wird lustig.“, kam es aufmunternd. Wieso sie immer diesen aufmunternden Tonfall in der Stimme hatte, war ein Mysterium, das ich seit Jahren nicht lösen konnte, Somit zurück zu ihrer Frage. Ich kannte die Wii-Abende meiner Tanten. Sie kreischten, lachten, tranken und benahmen sich wie Teenies. Erzählten sich Dinge über Männer, die einem die Röte ins Gesicht trieben und falls dann noch ein nettes Unwetter kam, waren sie kaum noch zu halten…also total irre. Wer mochte denn schon Unwetter? Mit Blitzen und allem? Also ICH nicht. So schüttelte ich den Kopf. „Ne, ich muss morgen fit sein… bald ist Abi.“ Als ich ihren enttäuschten Blick sah, ruderte ich zurück. „Das nächste Mal, okay?“, kam es aufmunternd lächelnd. Sie nickte und zog sich zurück. Ach ja, manchmal wäre es wirklich schön, wenn wir ein Drei/Vier-Mann-Haushalt wären. Da wäre es wirklich ruhiger. Auch wenn ich es manchmal richtig mochte, diese Geschäftigkeit. Ich wartete einen Moment und ging dann in die Küche. Immerhin habe ich noch nichts Richtiges heute im Magen gehabt. Cassandra kochte immer noch. „Willst du die armen Nachbarn mästen?“, fragte ich misstrauisch, als ich Berge von Essen vorfand. Sie lachte nervös und stellte mir als Gegenfrage nur, ob ich Hunger hätte. „Sieht so aus, sonst wäre ich nicht hier, oder?“ Ich zog den Esstischstuhl zurück und setzte mich. Sie stellte mir Chili Con Carne mit Reis hin. „Wusste gar nicht, dass du so kochen kannst. Riecht echt lecker.“, meinte ich erfreut lobend. Endlich mal was einigermaßen Ungesundes, sie fanden, dass es ungesund sei Kohlenhydrate und tierisches Eiweiß zusammen zu essen. Tante Nana legte größten Wert auf gesundes Essen. Und so gab es oft Gemüsetöpfe oder auch Tofu Burger. Nichts, was man in meinem Alter wirklich bevorzugte. Jedenfalls kannte ich niemanden, der sich über solches Essen wirklich freute. Während ich also halbwegs ungesundes Essen in mich hinein schaufelte, setzte sich meine Tante zu mir und musterte mich. Sie erkundigte sich, ob ich mich schon leicht verändert fühlte. Oh Gott, sie war in sowas nicht gut, dafür war ja auch immer Lucia – sie hasste es, wenn ich sie Tante Lucia nannte - zuständig. Kein Wunder, sie war Psychologin. Tante Cassandra redete derweil von ihrem 18. und wie aufregend es danach war…so richtig erwachsen. Sie klopfte mir auf die Schulter und grinste breit. Ja klar, was die sich wieder dachte… ich musste schmunzelnd den Kopf schütteln, stand auf, drückte sie kurz und brachte das Geschirr in die Spülmaschine. Sie gab sich doch Mühe, also wieso ihr die Freude nehmen. „Erzähl mir von den Nachbarn.“, kam es schmunzelnd. Cassandra liebte Google. Und ja, sie googelte jeden, damit sie mittratschen konnte… So hatte ich auch erfahren, dass Lisa, die Klassenzicke und meine persönliche Erzfeindin, jetzt mit Phil - dem Schulschwarm - ging und dass sie dafür einen aus der Uni hat abblitzen lassen. Sie war einfach berechnend und solange sie daraus Nutzen ziehen konnte, waren die Leute interessant, aber danach waren die wie heiße Kartoffeln. Sie wurden fallen gelassen. Ich sah auf, als mich Cassandra an stupste. Sie hatte anscheinend vor einer Weile begonnen zu berichten und vor lauter Sinnieren meinerseits hab ich es nicht mal bemerkt! „Sorry.“, nuschelte ich undeutlich. Sie nickte und begann von Neuem. „Also der Vater ist Architekt. Er hat anscheinend den Auftrag bekommen, das Rathaus zu sanieren und einen kleinen Neubau passend dazu zu bauen. Der Jüngere der beiden Söhne ist in der Elften. Und der Ältere ist an der Uni und studiert irgendwas mit PC-Programmierungen… du weißt ja, das Zeug interessiert mich nicht so.“, plapperte sie. Es fiel mir schwer, nicht wieder abzuschalten. Aber ich wollte sie nicht verärgern. Sie war nicht die Geduldigste. Doch dann kam mir Lucia zur Hilfe. Sie kam in die Küche und ließ sich stöhnend auf den Stuhl neben mir fallen. „Das war ein Tag, sag ich euch. Der eine, von dem ich euch erzählt hab…der verklemmt ist? Nach meinem ganzen gut zureden versucht er sich an mir…“ sie schauderte. „AN MIR!!! Könnt ihr euch das vorstellen?“, kam es beinahe empört. Ich schmunzelte. An ihren hippokratischen Eid hielt sie sich nicht immer 100-prozentig, aber gut, ich denke, jeder muss mal sich Luft über seine Arbeit machen…und sie verrät ja nie was Genaueres. Ich klopfte ihre Schulter und lächelte mitfühlend. „Das ist echt die bodenlose Frechheit. Ich verstehe nicht, wie er dir Avancen machen kann.“, kam es nicht ganz ernstgemeint von mir. Ich meine, keine meiner Tanten hatte je eine Beziehung die länger als drei bis vier Monate ging. Sie waren alles Emanzen. Lucia hatte ihren letzten Typen abgeschossen, weil er ihre Rechnung übernehmen wollte. Wahrscheinlich meinte er es nur gut. Aber sie empfand es als Diskriminierung, weil sie ja mehr als er verdienen würde und das für sowas ja nicht die ganzen Frauen früher auf die Straße gingen und blablabla. Ey, ich wäre schon froh, wenn mich irgendein Typ mal fragen würde, ob ich mit ihm ausgehen würde! Und eingeladen zu werden hatte doch auch seine Vorteile… „Wie sieht es eigentlich aus Kleines, möchtest du irgendwas besonderes morgen haben?“, kam es unschuldig, tauschte aber vielsagende Blicke mit Cassandra aus. Als Pokerspielerin wäre sie auch arbeitslos. Aber ich spielte mit. „Puh…wie wäre es mit einem süßen Auto und einem, hm… einem neuen Notebook und ich hätte gerne die DVD „Ghost Rider 2“ und… och da würde mir das ein oder andere noch einfallen.“, äußerte ich mich amüsiert. Lucia und Cassandra lachten und ich stimmte mit ein. Ich sah auf die Uhr. Noch eine knappe halbe Stunde, dann war ich 18! Wow, durch das Plaudern war die Zeit echt schnell vorbei gegangen. Lucia schien zu erahnen, was ich dachte, denn sie nahm mich in den Arm und drückte mich kurz. „Ach, bald ist meine Kleine gar keine Kleine mehr…“, kam es sinnierend. „Was denkst du?“, wandte sie sich an Cassandra. „In 15 Minuten sollten wir raus, oder?“ Ich hob die Braue. „Was ist in 15 Minuten draußen?!“, kam es misstrauisch von mir. „Och, nichts Besonderes.“, kicherten Beide. Jaja, wer’s glaubt wird selig. Oh sie werden doch sicher keine Party geplant haben! Ich meine, Nadine wusste davon nichts, da war ich mir sicher, sie wusste ja, dass ich Überraschungen hasste! Und wen könnten sie sonst eingeladen haben? Sie kannten sonst keinen aus meiner Schule. Hm, wenn ich Glück haben würde, dann hätten sie Freunde von sich eingeladen und ich könnte schnell ins Bett verschwinden. Ihr merkt schon, ich bin nicht so das Partytier. Klar, ich feier auch mal gerne…aber, ich war, gelinde gesagt, etwas schüchtern und zaghaft, also konnte ich mich dann auch nicht so recht, entspannen…. Ich musste immer daran denken, was passieren könnte. Blamieren wollte ich mich ja nicht. Und wenn ich an Lisa dachte…ja, so wäre ich gerne, total beliebt, ausgesprochen hübsch…gut, hochbegabt war sie nicht, aber solange sie immer Deppen hatte, die ihr halfen, fiel das ja nicht groß auf… und sie wurde wirklich IMMER eingeladen…aber…nein, lieber doch nicht so sein wie sie. Sie war beliebt, aber trotzdem war sie eine falsche Schlange, sie lästerte gerne, mobbte die Schwächeren, wenn eine aus ihrem Hofstaat einen Freund hatte, der ihr gefiel, spannte sie diesen aus… Da bin ich lieber ein Loser und konnte weiterhin in den Spiegel schauen. “Na dann schau doch schon mal in deinem Zimmer, ich weiß, es wären noch ein paar Minuten, aber komm, schau…“, kicherte Cassandra. „Ihr wisst doch, dass müsst ihr nicht…“, kam es verlegen. Sie gaben sich immer Mühe, hoffentlich war es wirklich keine Party, über das Geschenk freute ich mich sehr, aber…ich wollte nicht im Mittelpunkt stehen! Sie standen auf und ich folgte ihnen. In meinem Zimmer lag auf dem Bett ein kleines Geschenk. Hm, sah etwas unscheinbar aus, wenn ich ehrlich war. Ich sah meine Tanten fragend an und ging zu dem Päckchen. Ich atmete tief durch. Eine Kette? Ich sah meine Tanten an. „Die ist richtig schön.“ Ich nahm meine beiden Tanten fest in den Arm und sie lachten erheitert. „Na die Kette an sich ist ja nicht die Überraschung, sondern was sie…aua!“ Cassandra sah Lucia sauer an und rieb sich die Rippen. Lucia schüttelte derweil tadelnd den Kopf und legte mir die Kette um. Das kalte Silber fühlte sich nur für einen Moment unangenehm auf meiner Haut an, dann wurde es wärmer und fühlte sich richtig an. Wisst ihr, wie ich meine? - Als wäre es schon immer dort gewesen. Ich betrachtete den Anhänger. Er sah schön aus, wie ein…hm… Labyrinth? „Er hat deiner Mutter gehört. Es ist ein keltischer Knoten.“, erklärte Lucia. Sie strich mir über die Wange und lächelte. „Weißt du, jeder keltische Knoten hat eine bestimmte Bedeutung. Es gibt Knoten, die einen beschützen sollen, andere sollen für Gesundheit sorgen und, und, und… Es gibt tausende. Der hier ist ganz besonders. Du musst gut auf ihn Acht geben.“, kam es sanft eindringlich. Ich lächelte. „Natürlich, ich werde sehr gut drauf aufpassen.“, versprach ich. Ich hatte nur wenig von meiner Mutter und das hier bedeutete mir viel. Zumal meine Tanten ungerne über meine Mutter redeten. Ich drückte sie abermals, Heather, eine weitere Tante, rief nach uns. Ich sah die Beiden an. „Keine Party, oder?“, kam es unbehaglich. Cassandra und Lucia sahen sich kurz an. „Nicht so…direkt.“, meinten sie dann aber ehrlich. „Lass dich einfach überraschen.“, kam es aufmunternd. Wunderbar, was hatten die Fünf denn nur vor? Ich ging mit ihnen runter und auch Heather nahm mich in den Arm. Es waren noch zwei Minuten, bis ich Volljährig war…auch wenn ich mich nicht anders fühlte – jedenfalls nicht bis jetzt - war ich doch aufgeregt. Im Garten seufzte ich dann allerdings lautlos auf. Es war keine Party, es war eine RIESIGE Party. Überall hingen Lampions, es gab eine kleine Bühne, wo ein junger Mann Musik auflegte und ein großes Buffet. Nur das ich – wie ich es erwartet oder auch befürchtet hatte - keinen der Menschen hier kannte. Meine Tanten reihten sich auf der Bühne auf. Nanami, Lucia, Heather, Cassandra und Tavia sahen sich mit einem komischen Blick an. Winkten mich zu sich. Toll, wirklich toll, jetzt sahen mich alle Fremden an. Und mir wurde schon schlecht, wenn ich ein Referat vor meiner Klasse halten sollte. Wieso hatte ich auch eben noch etwas gegessen?! Ich schloss die Augen und atmete kurz durch, ehe ich – so schnell ich konnte - durch die Menge huschte und zu meinen Tanten kam. Diese nahmen mich schützend in ihren Kreis auf küssten mich, als die Kirchenuhr zwölf Uhr schlug. Ich war volljährig. Ich lächelte sie alle an. „Danke…“, kam es sacht. Ob ich jetzt wieder gehen konnte? Von allen angestarrt zu werden gefiel mir nicht. „Schätzchen, die Kette deiner Mutter, weißt du, für was das Symbol stehen soll?“, erkundigte sich Heather liebevoll und fuhr fort, als ich den Kopf schüttelte. „Es ist ein besonderer Knoten, ein mystischer Knoten. Mit diesem kannst du alle unsere Gäste verstehen ohne dass du zu 100% wie wir bist…“ Ich hob den Kopf und runzelte die Stirn. Ein mystischer Knoten… ohne dass ich zu 100% wie sie war? In meinem Kopf ratterte es, aber entweder war ich zu müde – war ja schon spät - oder ich verstand es wirklich nicht. „Schau Liebes, wir haben dir schon oft gesagt, dass es nicht nur weiß und schwarz in dieser Welt gibt…tja, wir sind sozusagen…grau.“, kam es weiter behutsam erklärend, bis irgend so ein Kerl ungeduldig dazwischen fiel. „Nun sagt ihr endlich, dass wir keine Menschen sind.“ Ich warf einen scharfen Blick in die Menge, ehe mir wirklich bewusst wurde, was da gerade gesagt wurde. „Keine Menschen...“, wiederholte ich. Dann brach ich in schallendes Gelächter aus. Das konnte NUR ein Witz sein! „Ja klar, das da sind nicht einfach toll aussehende Kerle, nein, das sind Vampire und das da…“, ich drückte auf einen Kleinwüchsigen, „Ist ein Zwerg, ja klar!“ Ein ungehaltenes Murmeln ging durch die Menge und Nanami schnalzte mit der Zunge –wie immer wenn sie etwas ärgerte. „Kleines, nun sei nicht so und hör uns einfach zu, ja? Vielleicht hätten wir dir das irgendwie… anders beibringen sollen, aber es ist nun mal wie es ist. Du bist nicht wie die Anderen. Genauso wenig wie wir. Und das da sind nun wirklich keine Vampire, das sind Leprechaun.“ Klar, damit konnte ich auch VIEL anfangen. Verarschen konnte ich mich alleine. Und dann sowas an meinem Geburtstag, die hatten sie ja wirklich nicht mehr alle. Ich biss die Zähne zusammen und sah meine Tanten grimmig an. „Klar, und jetzt erzählt ihr mir, dass meine Mutter eine Hexe war…“ Ich hob die Hände. „Ne… kommt, lasst mich einfach damit in Ruhe. Das ist weder witzig noch sonst was. Und ich weiß gar nicht, was ich euch getan hab, dass ihr mich so demütigen und blamieren müsst. Aber herzlichen Dank, DEN Geburtstag werde ich sicher nicht vergessen.“, fauchte ich sie wütend und aufgebracht an, ehe ich auf dem Absatz kehrt machte, mich durch die Menge drückte und im Haus verschwand. Ich hatte das dringende Bedürfnis, irgendwas gegen die nächstbeste Wand zu werfen. „DIE haben sie doch nicht alle!“, schreite ich wütend. „Nimm es ihnen nicht böse, sie dachten, du fändest es cool, was Besonderes zu sein.“, kam eine wohl bekannte Stimme. Ich zuckte zusammen und sah Nadine an. „Du meinst wirklich, dass ich es toll finde, wenn sie mich verarschen wollen?“, kam es immer noch sauer. Ich ließ mich in unserer Privatbibliothek in den großen Ohrensessel fallen und sah Nadine an. Musste blinzeln und schniefte leise. „Ich kann mich nie mehr draußen blicken lassen, da waren sicher so an die hundert Menschen!“, kam es aufgelöst. Nadine setzte sich neben mich auf die Armlehne und legte mir ihre Hand auf den Rücken. „Ist es für dich so schlimm zu glauben, dass es auch andere Wesen geben könnte?“, erkundigte sie sich ruhig. „Ich bitte dich, wir sind nicht in irgendwelchen Büchern von… keine Ahnung… Hohlbein, Stephenie Meyer oder Joanne Rowling. Auch wenn es sicher spannend wäre, wir leben nicht in solchen Welten.“, murrte ich vor mich hin und Nadine seufzte. „Dann bin ich wohl auch nicht real?“, kam es amüsiert und ich sah sie fragend an. Sie stand auf und zuckte mit der Schulter. „Ich hab Heather versprochen, auf dich aufzupassen…und irgendwie… ja, sind wir dabei gute Freunde geworden.“, kam es entschuldigend. „Ich hätte dir das vielleicht früher sagen sollen, aber ich habe es versprochen… Du als Wächter bist sehr wertvoll für uns, weißt du? Wir hatten alle Sorge, dass du – wenn du es früher erfährst – es einfach nicht… hinbekommst.“, plapperte sie dann los. „Ich hab dich doch lieb…“, kam es unruhig. So kannte ich sie wirklich nicht. Sonst war sie so unscheinbar wie ich und total ruhig und dachte nach, bevor sie redete. „Nad‘, willst du mir sagen, dass du glaubst, was meine Tanten da behaupten?“, kam es fassungslos. Nadine sah mich an und murrte. „Also gut, ich bin ja immer ruhig und dafür alles zu hinterfragen, aber du bist gerade SO verbohrt. Ich muss es dir wohl beweisen!“, kam es plötzlich explodierend. Sie trat einen Schritt zurück und in einem recht hellen Licht wurde sie kleiner und kleiner und…das Licht verschwand und vor mir flatterte eine etwa 35-40cm große Fee. Ungläubig rieb ich mir die Augen und blinzelte. Hatte ich Verdorbenes gegessen oder hat mir wer was ins Glas gemischt? „Nun schau nicht so! Ich sehe richtig gut aus…und erst meine Hüften, da kommt kein Bunga-Bunga-Mädchen mit!“, kam es mit einer viel helleren Stimme. Das Kapitel des Buches schließt sich, ein neues Kapitel öffnet mir eine neue Welt. Betrittst du mit mir diese Welt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)