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Pieter und Apolonia

Arbeitstitel
von

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Kapitel 1

Hallöchen an alle =)
 

Ich hatte heute morgen so im Halbschlaf einen Traum und das hier ist dabei rausgekommen.

Ich dachte mir ich poste dieses Stückchen erstmal und seh wie es ankommt ^^

ich weiß noch nicht wirklich genau worum es gehen soll und was alles passieren soll, aber ich fand den Traum so schön ...
 

Ich bin gern offen für Kritik, Lob, Verbesserungsvorschläge und auch Ideen wie es weitergehen soll oder was davor kommt XD

Ich freu mich über Kommis und wünsche viel Spaß =)
 

Liebe Grüße euer --Engel--
 

Kapitel 1
 

Henry packte mich noch am Handgelenk und zog mich kurz ganz nah zu sich, dabei raunte er mir ins Ohr: „Vertraue ihm niemals!“

Einen Moment war ich wie erstarrt, bis Pieter an meiner Hand zog – nicht so sehr wie mich Henry gepackt hatte, eher leicht und bittend – er drehte sich zu uns um und sah erst Henry und dann mich mit unterschiedlichen Blicken an. Henry bedachte er mit einem geringschätzigen Blick, mich dagegen, ich wusste nicht recht wie ich ihn einordnen sollte – am Anfang vielleicht >Ich bin der Wolf und du Rotkäppchen< und am Ende wurde sein Blick weicher, als wollte er sagen >Ich bin vielleicht der Wolf, aber ich wird dir nichts tun<.

Dann ließ ich mich von Pieter, durch die Menge an Menschen, in den Fahrstuhl ziehen.
 

„Was hast du jetzt vor?“, frage ich ihn um Zeit zu schinden – ich spürte das Knistern um uns herum förmlich und wusste es noch nicht richtig einzuordnen.

„Ich zeige dir den Rest vom Haus.“, lächelt er mich an, wissend, das Knistern sicherlich auch spürend – vielleicht ging es auch zum Großteil von ihm aus. „Ich hab`s ja immerhin entworfen und muss ein wenig damit prahlen.“

„Also bist du Architekt?“, frage ich verwirrt, denn das hatte ich noch nicht im Zusammenhang mit Pieter … gehört. Vieles erzählt man über ihn – vieles davon gar nicht gut für junge Mädchen.

Er ist der angesehenste, reichste, schönste Junggeselle weit und breit.

Aber nachgesagt werden ihm mehr schlechte als gute Eigenschaften.

Warum war ich dann noch gleich in diesem Fahrstuhl mit ihm? Ich war mir nicht mehr sicher.

„Auch.“, sagt er und grinst schelmisch.

„Was denn sonst noch?“, will ich wissen, denn einige Gerüchte kriechen meinen Rücken hinauf und lassen mich schaudern.

„Ich denke …“, überlegt er, „Ganz allgemein könnte man mich als Händler bezeichnen.“, über meine hochgezogene Augenbraue lachend sagt er: „Immobilien, Autos, Kunst, Bücher.“

„Frauen?“, werfe ich ein.

Innerhalb einer Sekunde wird das Knistern zu einem Brennen.

Pieter kommt immer näher, und da ich nur die Fahrstuhlwand im Rücken habe, kann ich nicht ausweichen. Er ist so nah, dass ich seinen berauschenden Duft riechen kann und seine Wärme durch mein Kleid spüre.

Als ich die Augen hebe ist sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt.

Seine blauen Augen verschlingen mich, deshalb bemerke ich seine Hand – nur hauchzart – auf meinem Hals zu spät. Ein frösteln durchfährt meinen Körper, und ich würde schwören, dass er es genau gemerkt hat und kurz ein Lächeln über seinen schönen Mund zuckt.

„Denkst du das von mir? Denkst du das wirklich?“, er flüstert nur.

„Ich weiß es nicht.“, es ist die Wahrheit. Ich kenne ihn doch nur von Erzählungen, die mich allesamt gewarnt haben. Das er Frauen oder Mädchen verführt und sie dann verkauft oder einfach wegwirft ist wohl eins der schlimmsten Gerüchte über ihn.

Er kommt immer näher und ich kann meinen Körper nicht mehr beherrschen, ich zittere und atme stockend. Doch dann, kurz vor meinem Mund dreht er sich ein Stück zur Seite und flüstert mir ins Ohr: „Die Leute erzählen sehr viel über mich. Ich weiß das. Aber ich möchte, dass du dir selbst eine Meinung bildest. Lern mich kennen und entscheide ob du die Geschichten glauben willst oder ob du mir glaubst.“

Er sieht mir noch lange in die Augen, eine gefühlte Stunde, und ich kann am Ende nichts weiter tun als zu nicken. Meine Stimme ist wie weggeblasen, mein Mund ganz trocken und ich zittere immer noch. Das alles ist neu für mich, noch nie hat mich ein Mann so verwirrt.

Nach schier einer Ewigkeit beruhige ich mich und sehe ihm wieder in die Augen – diese blauen Augen mustern mich mit einem Ausdruck der Neugier, doch nach einem Moment ist der Ausdruck verschwunden und ein Lächeln tritt an seine Stelle.

„Ich will, dass du mich nie anlügst!“, höre ich mich sagen.

Nach einem kleinen Augenblick knistert es wieder und zwar so heftig, dass es mich fast umhaut.

Pieter zieht mich in diesem Augenblick an ihn und küsst mich.

Mein erster Kuss.

Er hält mich eng umschlungen, mit einer Hand an meiner Taille und einer in meinem Nacken. Würde er mich nicht festhalten würde ich wahrscheinlich sowieso umfallen. Meine Beine fühlen sich an wie Butter und mein Herz rast.
 

Der Fahrstuhl lässt ein leises „Ping“ ertönen und die Tür öffnet sich lautlos.

Ich öffne meine Augen, aus dem Traum gerissen und sehe wieder direkt in seine blauen Augen.

Langsam löst er sich von mir, lässt aber seine Arme wo sie sind – vielleicht merkt er, dass ich noch nicht in der Lage bin selbstständig zu stehen.

„Du hast nicht ja gesagt!“, ich bin froh, dass mein Hirn halbwegs noch funktioniert und meinen Mund daran erinnert hat, dass ich eine Forderung gestellt habe.

Er schenkt mir ein strahlendes Lächeln, „Ja.“

Kapitel 2

Hey hey =)
 

also ich konnte nicht aufhören zu schreiben und hier jetzt der Rest.

Freue mich wie immer auf Kritik, Lob, Vorschläge und Kommis =)
 

Kapitel 2
 

„Willst du das Haus nun noch sehen?“, er lächelt mich an.

„Gerne.“, sage ich und wende den Kopf zur Seite, damit er nicht sieht, dass ich rot werde.

Mittlerweile bin ich auch wieder in der Lage selbstständig zu stehen und zu gehen. Pieter lässt mich los und läuft aus dem immer noch offen stehenden Fahrstuhl.
 

Ich bin selbst in gehobenem Kreise aufgewachsen und doch überrascht mich der Reichtum. Es ist nicht überladen oder prahlerisch. Sein Wohnzimmer, zumindest gehe ich davon aus das es sein Wohnzimmer ist, ist in weißtönen und beruhigenden brauntönen gehalten. Alles wirkt auf einander abgestimmt und doch sehr edel.

Eine Frage durchströmt mein überfülltes Hirn: >Warum nimmt er mich mit in sein persönliches Wohnzimmer?<

Ich bleibe kurz stehen und sehe ihn an.

In seiner schwarzen Hose und dem Hemd, dass oben ein paar Knöpfe geöffnet ist, sieht er wirklich gut aus. Ich hatte schon früher – als ich noch im Internat war – Bilder von ihm gesehen, aber nie im Traum hätte ich damals daran gedacht, heute in seinem Wohnzimmer zu stehen und mich von ihm küssen zu lassen.
 

Langsam fing mein Wein-benebeltes Hirn wieder an zu arbeiten.

Was bedeutete das alles?

Warum schickte mich Hilly hier her?

Und warum interessiert er sich für mich?

Hilly ist die Haushälterin in meinem Zuhause, dem Haus meines Vaters.

Meine Mutter starb im Kindbett und mit 6 Jahren steckte mich mein Vater in ein Internat in Frankreich. Bis vor 2 Wochen. Ich hatte meinen Abschluss mit Auszeichnung gemacht und war endlich nach zu Hause zurückgekehrt.

Mein Vater war vor 1 Jahr gestorben, doch hatte das für mich keinen Unterschied gemacht – er war e nie für mich dagewesen.

Jetzt gehörten meinem Bruder das Haus und die Vormundschaft für mich.

Mein Bruder Nathaniel hatte mich, als ich wieder zu Hause war sofort in die Gesellschaft eigeführt.

Ich hatte viele wichtige und noch mehr unwichtige Menschen kennen gelernt.

Hatte getanzt, mich unterhalten, Wein getrunken und mir war nie bewusst gewesen, dass Pieter … ein Auge auf mich geworfen hatte. Denn er war auf jeder dieser Gesellschaften anwesend gewesen.

Mein Bruder hatte 2 Wochen gewartet, bis er mich ihm vorstellte und heute war es soweit gewesen.

Ich wunderte mich warum.
 

Ohne zu merken war ich auf das nahestehende Sofa gesunken und gleichzeitig in meine Gedanken.

Mit einem Mal wurde ich mir wieder bewusst wo ich war und wer mit mir in einem Raum war.

Ich sah hoch und direkt in sein Gesicht.

„Fühl dich wie zu Hause.“, sagte er und reichte mir ein Glas Wein. Widererwarten setzte er sich nicht zu mir sondern trat an das überdimensionale Fenster.

„Tut mir leid, wenn ich kurz abgelenkt war.“, sage ich zu ihm und nippe an dem Wein.

„Woran hast du gedacht?“, fragt er mich.

„Meinen Vater, meinen Bruder, gesellschaftliche Ereignisse.“, sagte ich wage – ich wollte nicht preisgeben, dass sich meine Gedanken hauptsächlich mit der Frage beschäftigt hatten, warum er sich für mich interessierte.

„Das mit deinem Vater tut mir leid.“

„Schon gut.“, ich sehe ihn unverwandt ins Gesicht, „Ich habe ihn e nie zu Gesicht bekommen. Ich kannte ihn gar nicht wirklich.“

„Er war ein guter Mann.“, ich wusste, dass Pieter recht hatte. Jeder sagte das über ihn.

„Hast du mit ihm auch … gehandelt?“, frage ich eine Spur zu spitz, denn er dreht sich abrupt zu mir um.

„Denkst du, deswegen bist du hier?“, fragt er mich kühl.

„Du hast gesagt ich soll mir meine eigene Meinung bilden – ohne Fragen zu stellen wird das nichts!“

Er sieht mich lange an.

Vielleicht hat er nicht erwartet, dass ich längste eine eigenständige Person bin. Aber in unserem Internat hat man uns Mädchen genau das beigebracht. Selbstständig sein, stark sein, Sachen zu hinterfragen, nicht einfach alles hinzunehmen, nur weil wir Frauen sind.

„Okay …“, ich erschrecke leicht als er endlich spricht, „Du willst die Wahrheit wissen?“, ich sehe ihn nur an, ohne ein Wort zu sagen.

Er setzt sich neben mich auf die Couch.

„Dein Bruder möchte, dass du hier bei mir bleibst.“

Der Satz ist angekommen, aber die Bedeutung will ich nicht erkennen.

Ich drehe ihm den Kopf zu, „Aber er geht doch in 2 Wochen nach Amerika.“, sage ich.

„Genau. Deswegen hat er mich gebeten für dich zu sorgen.“, er sieht mich mit einem Blick an, der meinen Ausbruch schon erwartet.

„Niemand muss für mich sorgen – schon gar nicht du.“

Er reißt für einen Moment erstaunt die Augen auf, beherrscht sich aber sofort wieder und ein freundlicher Ausdruck tritt an die Stelle.

Eigentlich hatte der letzte Teil nur in meinem Kopf stattgefunden, nur hatte ich ihn auch laut gesagt.

„Ich … ich gehe jetzt.“

Und drehe mich um und laufe, so schnell ich kann mit meinem Kleid, zum Fahrstuhl.

Der Fahrstuhl fährt quälend lange und ich tippe von einem Fuß auf den anderen.

Ich höre wie Pieter von der Couch aufsteht, das Weinglas hinstellt und irgendwo hinläuft. Halb erwarte ich, dass er mich aufhält und halb das er mich einfach gehen lässt.
 

„Die Etage unter dieser steht dir zur freien Verfügung. Hilly ist bereits da und wartet auf dich.“

Der Fahrstuhl öffnet seine Tür und ich muss mich am Rahmen festhalten sonst wäre ich auf die Knie gesunken.

„Ist Nathaniel schon weg?“, ich höre selbst wie meine Stimme zittert.

„Ja. Seit heute Nachmittag. Das Haus …“

„Ist verkauft … ja das sieht ihm ähnlich.“, ich schleppe mich in den Fahrstuhl.

Einen Moment brauche ich um mich zu sammeln, dann drehe ich mich zu ihm herum, recke das Kinn und sehe ihm in die Augen.

Mit ein paar großen Schritten ist er beim Fahrstuhl und hält die Tür auf.

Ich weiß nicht was er sagen will oder was er tun will, aber anscheinend weiß er es auch nicht genau, denn nach einer kleinen Ewigkeit in der wir uns in die Augen gesehen haben sagt er nur: „Ich hoffe du wirst dich wohlfühlen. Wenn du etwas brauchst, frag einfach danach.“, dann schließt sich die Fahrstuhltür und bringt mich in mein neues zu Hause.
 

Wie Pieter sagte, wartete Hilly schon auf mich.

Sie umarmte mich herzlich und streichelte mir über das Gesicht.

Hilly war das Mutter-Ähnlichste was ich kannte und dementsprechend eng war unsere Beziehung.

„Mr. Pieter scheint ein guter junger Mann zu sein.“, Ich wusste nicht genau ob sie es sagte, weil sie es meinte oder um mir einen Gefallen zu tun.

„Würdest du mir ein Bad einlassen?“

„Aber natürlich Miss.“

Erst jetzt sah ich mich in dem großen Wohnzimmer um.

Es war alles da. Fast alle Möbel aus unserem, Hilly`s und meinem, Zuhause.

Es hatte etwas, dass mir das Gefühl gab daheim zu sein und mich wohler zu fühlen, als mit irgendwelchen teuren Möbeln die er gekauft hatte.

Anscheinend war das von langer Hand geplant worden. Wahrscheinlich noch als ich im Internat saß.

„Das Bad ist fertig Miss.“, sagte Hilly zu mir und zeigte mir den Weg.

Sie half mir aus dem schweren Kleid und ich setzte mich in die dampfende Wanne. Ein Gefühl der Wärme breitete sich in mir aus und durchströmte mich. Ich versuchte mich vollkommen zu entspannen, doch irgendwie gelang es mir nicht vollständig.

„Hilly?“, rufe ich und merke, dass sie, wie immer wenn ich bade, nur ein Zimmer weiter ist und Schundromane liest. „Ja Miss?“, sagt sie und setzt sich auf den Wannenrand.

„Seit wann hat mein Bruder das hier geplant?“, ich muss es einfach wissen.

„Ich weiß nichts genaues Miss, aber getroffen haben sich Mr. Pieter und Mr. Nathaniel das erste Mal kurz nach Ihrem Geburtstag. Danach hatten sie regelmäßig ein Treffen. Auch mit anderen Herren traf sich Ihr Herr Bruder ca. einmal in der Woche. Einmal hat sich Mr. Nathaniel sehr laut mit Mr. Pieter gestritten, es ging um einen Preis, ich weiß nicht genau wofür aber Mr. Pieter sagte am Ende: >Ich werde jeden Preis zahlen, du weißt das ich es kann.<.“

„Für mich.“, flüstere ich, „Es ging um den Preis für mich.“

„Aber Miss, Ihr Herr Bruder wollte nur, dass Sie versorgt sind, wenn er weg ist.“, sagt Hilly voller Überzeugung.

„Ja Hilly. Du hast recht.“, ich lehne mich zurück und Hilly wendet sich wieder ihrem Roman zu.

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Nach der doch noch entspannenden Wanne lege ich mich in mein Bett. Was sogar tatsächlich mein Bett ist, und genieße den vertrauten Geruch.

Meine Träume werden diese Nacht von verkauften Frauen beherrscht.

Hilly sitzt schon an meinem Bett und wartet erwartungsvoll darauf, dass ich ausschlafe.

Ich blinzle sie nur an, als sie mir schon einen kleinen Brief unter die Nase hält. „Och Hilly.“, stöhne ich in mein Kissen nehme den Brief aber an mich – insgeheim interessiert es mich was er wohl zu sagen hat. Auf den Gedanken, der Brief könnte nicht von ihm sein kam ich gar nicht erst.

Nur eine Zeile:
 

„Ich erwarte dich zum Frühstück auf dem Dach.“
 

Kein Signum nur eine Forderung.

Ich wollte gerade zu einer Schimpftirade ansetzten als mir Hilly ein Kleid vor die Nase hält. Es war eins von meinen Lieblingskleidern.

Mitternachtsblau, mit silbernen Stickereien, einer Korsage und ausgestelltem Rock.

Vielleicht war es für ein Frühstück zu viel, aber ich war fest entschlossen zu zeigen, dass ich eine Dame von Welt war und sehr gut alleine klar kam. Außerdem ließ ich Hilly eine aufwendige Flechtfrisur machen die eine ganze Weile dauerte. Nur um ihn warten zu lassen.

Als ich dann über das Dach lief, den zarten Wind spürte, versuchte ich nicht beeindruckt zu sein und ich sah, dass er genau dasselbe versuchte.

Ich hatte meine Erscheinung also gut gewählt – ihn nur kurz aus der Fassung zu bringen, war mir schon ein kleiner Triumpf.

Ich setzte mich ihm gegenüber.

„Guten Morgen.“, sein Blick wanderte über mich.

„Morgen.“, sagte ich nur und machte mich, ohne ihn zu beachten, über das Essen her.

Zwei Brötchen später hatte immer noch nichts gegessen und starrte mich an.

„Hab ich irgendwo etwas oder was ist?“, ich sehe ihn das erste Mal heute Morgen an.

Leider sieht er noch genauso gut aus wie gestern, wenn nicht sogar besser. Sein blondes Haar ist verwuschelt und hängt ihm locker ins Gesicht, unter dem weißen Hemd kann ich seine Muskeln erahnen.

„Du siehst gut aus.“, sagt er leichthin.

„Danke.“, aber er ignoriert mich, „Aber beruhigt hast du dich nicht.“, das war eine Feststellung, keine Frage.

Ich sehe ihm direkt in die Augen und versuche irgendetwas zu sehen.

„Ich hoffe … die Einrichtung ist nach deinem Geschmack.“, sagt er und fängt an zu essen.

„Ich hoffe du hast nicht zu viel dafür gezahlt.“, ich sehe ihm an, dass diese Worte einen wunden Punkt treffen. Er weiß, dass ich damit nicht die Möbel meine sondern mich selbst.

„Ich glaube es war ein angemessener Preis.“, nach einer kurzen Pause fährt er fort, „Es sind einige Schmuckstücke darunter.“, ich lächle über diesen Kommentar.
 

Eine Weile sagen wir beide nichts mehr. Ich stehe auf und laufe über das Dach, sehe mir die Aussicht an und meine sogar mein altes zu Hause zu erkennen.

Plötzlich durchfährt mich dieses Knistern wieder, dass mir genau verrät, dass Pieter hinter mir steht.

„Du hättest es viel schlechter treffen können, als mit mir, dass weißt du oder?“, fragt er mich leise.

Wahrscheinlich will er nicht, dass die Belegschaft lauscht. Ich bin in die Falle getappt, als ich herumgelaufen bin – denn ich hatte mir nach dem aufstehen geschworen nicht mit ihm zu sprechen.

„Vielleicht hätte ich es aber auch noch besser treffen können?“, eigentlich wollte ich mich nicht mit ihm streiten, aber es ist zu verlockend.

„Vielleicht. Viele Frauen würden sich deine Situation herbei wünschen.“, ich drehe mich zu ihm herum und erschrecke, da ich nicht gemerkt hatte wie nah er mir wirklich war.

„Wie viel hast du ihm gezahlt?“, will ich wütend wissen, seinen Kommentar übergehend.

„Warum tust du dir das an?“, seine Stimmt wird weicher, „Es ist nicht wichtig. Du bist jetzt hier und Nathaniel ist weg, er hat gesagt, dass er nicht wieder kommen wird.“

Mein Blick muss hm zeigen, dass ich das schon geahnt hatte.

„Dir wird es an nicht mangeln. Glaub mir!“, fast flehentlich sieht er mich an.

„Ich bin nicht mit Reichtum zu kaufen, so wie all deine anderen Freundinnen.“, ich versuche an ihm vorbei zu gehen, doch er hält mich fest, „Ich will mein altes Leben zurück.“, zische ich ihm zu.

„Dein Leben ist jetzt das hier.“, sagt er entschieden und lässt mich los.
 

In meiner Etage wieder angekommen, weiß ich nichts mit mir anzufangen.

Ich bin wütend und traurig.

Ich weiß, dass es dumm war so etwas zu sagen. >Mein altes Leben<

Im Prinzip hatte ich überhaupt kein Leben, außer dem im Internat und dort kann ich wirklich nicht zurück. Ich weiß ich bin undankbar, denn er hat viel getan. Er hätte mich nicht aufnehmen müssen, ein Klotz am Bein, der auch noch Geld kostet. Er hätte auch nicht alle Möbel hier her bringen lassen.

Aber das Seltsamste war der Kuss. Wollte er mich verführen und es mir dann schonend beibringen?

Bin ich ihm versprochen?

Er war mein Vormund – hieß das, dass wir irgendwann heiraten mussten?

Vor lauter Verzweiflung flog eine Vase – die liebste meines Bruders – gegen die Fahrstuhltür.

Einen Moment später öffnete sie sich.

Ich lief rot an und wollte schon ins Bad flüchten, als mich seine Stimme warten ließ.

„Das hätte ins Auge gehen können.“, er kommt auf mich zu.

Ich kann mich nicht rühren.

Auf der einen Seite lache ich, was aber bald zu einem verzweifelten Schluchzen wird.

Ich sinke auf die Knie und ignoriere, dass er es ist, der mich in den Arm nimmt.

Eine Weile sitzen wir so dort – ohne ein Wort zu sagen.

Nachdem ich aufgehört habe zu weinen nimmt er mich auf seine Arme, als würde ich nichts wiegen und trägt mich zur Couch. Wir sitzen nebeneinander immer noch ohne zu sprechen.

„Eigentlich war die Vase wirklich hässlich.“, sagt er um mich aufzuheitern.

Ich muss kurz lachen und sage: „Ja, es war die Lieblingsvase meines Bruders.“

„Dann ist es wohl besser, dass sie nun kaputt ist.“, er hebt mein Kinn mit dem Finger, sodass er mir in die Augen sehen kann, „Ich kann es nicht wieder rückgängig machen. Deshalb werden wir uns damit arrangieren müssen. Es tut mir leid für dich, aber ich hatte gehofft, hier bei mir würde es dir gut gehen. Ich wollte nicht, dass du an irgendeinen alten Knacker verkauft wirst und niemals glücklich wirst. Mit mir wäre es eine Chance.“, ich konnte ihn nur anstarren.

Wirklich verstanden hatte ich ihn nicht, aber ich war mir sicher mein Gehirn hatte es irgendwo abgespeichert und ich konnte es wieder abrufen.

Ich wünschte mir er würde mich küssen. Aber eigentlich wollte ich es auch nicht.

Ich war nicht sicher ob ich eine Chance mit ihm wollte. Ob er das alles überhaupt erst meinte.

Ich erinnere mich noch an Henry`s Rat >Vertraue ihm niemals.<

„Wie geht es jetzt weiter?“, frage ich stattdessen und entfernte seinen Finger von meinem Kinn.

„Was meinst du?“, er scheint verwirrt von meiner Frage.

„Na so allgemein. Was erzählst du allen anderen? Als was wirst du mich auf der nächsten Party vorstellen? Wer bin ich jetzt?“, die Worte sprudeln nur so aus meinem Mund.

„Das sind alles gute Fragen. Wir sollten uns etwas überlegen.“, anscheinend hatte er sich darüber noch keine Gedanken gemacht.

„Hast du überhaupt vorher darüber nachgedacht?“, frage ich entsetzt.

„Nein ich war beschäftigt dich vor den alten Säcken zu retten.“

„Mein Bruder hat mich anscheinend auf dem Schwarzmarkt angeboten.“, ich versuchte es als Witz klingen zu lassen, doch innerlich bin ich entsetzt. „Wie wäre es damit, jetzt darüber nachzudenken?“

„Was hast du dir denn überlegt – du hattest viel mehr Zeit als ich.“, er grinst mich an und ich ziehe eine Augenbraue hoch.

„Naja … also …“, er sieht mich an und bedeutet mir es ruhig zu sagen, also hat er doch vorher darüber nachgedacht, „Entweder du stellst mich als deine neue Schwester vor oder …“, ich traue mich nicht es auszusprechen, dass würde es nur unausweichlich machen.

Er grinst immer breiter und flüstert mir mit einem Mal ins Ohr: „Sag es!“

Ich zucke vor ihm zurück und sehe ihm in die Augen.

„Also hast du dir deine Ehefrau gekauft?“, sage ich stattdessen und weiche ihm aus.

„Jetzt hör auf darauf rumzureiten! Bitte! Es ist nicht so, dass ich es mir leisten kann jede zu nehmen, die ich will.“, als er meinen Blick sieht grinst er und lenkt ein, „Nicht zur Ehefrau zumindest. Auch wenn du dich nicht erinnern magst, wir kennen uns schon sehr lange und unsere Familien sind einmal gut befreundet gewesen. Du bist sozusagen erste Wahl gewesen, von Anfang an. Es hat sich einfach angeboten auf den Deal deines Bruders einzugehen.“

Wieder weiß ich nicht was ich dazu sagen soll. Manchmal kommt er mir total überheblich und wie ein Macho rüber und jetzt – ob ich ihm glauben soll, dass er das alles ernst meint?

Mir war sehr wohl bewusst, dass unsere Familien uns schon immer verheiraten wollten. Ein Indiz dafür, war das alljährliche Bild von ihm in meiner Post. Und die Beschreibungen, was für ein guter Kerl er doch ist und das wir perfekt zusammenpassen würden.

„Also … und warum hast du mich erst gestern angesprochen? Das war doch sicherlich schon lange geplant oder?“

„Eine Weile.“, gesteht er nach kurzem Zögern, „Dein Bruder wollte es so. Er wollte es genauso wie es passiert ist – ich hätte es dir lieber gleich am ersten Abend gesagt, aber er wollte es nicht. Wäre es nach mir gegangen, dann hätte ich mich am ersten Abend vor dir auf die Knie geschmissen und dir einen Antrag gemacht und du hättest von diesem ganzen Arrangement gar nichts erfahren müssen, oder zumindest erst dann, wenn du schon hoffnungslos verliebt in mich gewesen wärst.“, wie zu erwarten schenkte er mir ein schelmisches Grinsen.

Ich für meinen Teil konnte das nicht so gut schlucken, „Was macht dich so sicher, dass ich mich in dich verlieben würde?“, er hatte zwei Möglichkeiten – entweder macht er mich wütend oder er ist klug genug es nicht zu tun. Ich war gespannt.

Vom Adrenalin aufgescheucht wanderte ich zum Fenster. Von Fenster zur Kommode und dort drehte ich mich zu ihm herum um seine Antwort zu hören. Ich hatte genug Abstand zwischen uns gebracht, dass ich ihn entweder mit etwas nach ihm werfen konnte oder sicheren Kuss-Abstand hatte.

„Willst du die Antwort auf diese Frage wirklich hören?“, eine Gegenfrage – na Danke.

Pieter steht auf, er nimmt genau den gleichen Weg wie ich und kommt ungefähr zwei Schritte vor mir zum stehen. „Willst du oder nicht? Sei dir lieber sicher ob du die Antwort am Ende verträgst.“

Ich nicke nur und warte auf das vernichtende.

„Weil du es schon bist. Ein Kuss hat vollkommen ausgereicht.“, ich setze zu einer Entgegnung an doch er hält mir einen Finger vor den Mund, nun war er mir schon wieder so nah und ich konnte nicht ausweichen. „Weil jede Frau sich in mich verliebt, wenn ich das will.“, da war es.

Ich wische seinen Finger weg und entgegne: „Dir ist schon bewusst, dass sich keine von den Frauen wirklich in DICH verliebt hat, oder? Sondern nur in das, was du ihnen vorgespielt hast. Nur weil du ein guter Menschenkenner bist und Anerkennung in Liebelein suchst heißt das noch lange nicht das diese Frauen wirklich DICH wollten, sie wollten nur das was du ihnen vorgespielt hast.“, ich hoffe das hat gesessen, denn sein Gesicht verzieht sich für einen Moment.

„Anscheinend bin nicht nur ich ein guter Menschenkenner.“, er kommt näher – obwohl ich ihn beleidigt habe – obwohl er mich beleidigt hat.

„Was hast du vor?“, ich stemme meine Hände gegen seine Brust – dieser Morgen ist seltsamer als alles was ich je erlebt habe.

„Was denkst du, dass ich vorhabe?“, und wieder zaubert er dieses Lächeln auf sein Gesicht.

„Du willst mich nur in dich verliebt machen, damit du mich als deine neue Errungenschaft vorzeigen kannst. Aber …“, seine Hand fährt von meinem Nacken zu meinem Hals und über meine Schulter, „Aber.“, hilft er mir auf die Sprünge, sich völlig im Klaren darüber, dass ich meinen Körper nicht kontrollieren kann und ihm ausgeliefert bin. „Aber du musst daran denken, dass ich dann dein Leben lang da sein werde – mich kannst du nicht einfach ausranchieren. Ich … dir macht es nur Spaß mich aus der Fassung zu bringen.“, mit genau dieser Ringe ich gerade um meine Konzentration und meine Hormone, „Nur weil ich in all diesen Dingen keine Ahnung habe, kannst du mich nicht als deine Spielpuppe ausnutzen.“, soweit so gut.

Pieter hielt still und sah mich aufmerksam an, „Ich weiß das. Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass mir das nichts ausmacht.“, nach einem kurzem Zögern sprach er weiter: „Und ich will dich nicht benutzen – ich will nichts mit dir tun was du nicht auch willst. Also sag mir, willst du das ich dich jetzt küsse?“, eine Frage – mein Hirn hatte sich gerade ausgeklinkt.

Mein Körper wollte es, definitiv. Aber der letzte vorhandene Rest meines Willens sagte: >Nein, jetzt noch nicht.<

Also, um mich zu entscheiden, sah ich ihm direkt ins Gesicht.

Ich glaube so ehrlich habe ich ihn noch nie gesehen, vielleicht brachte mich das zu meinem Entschluss einfach die Augen zu schließen und darauf zu warten, dass er es als ein Ja verstand.

Nun mit einem Entschluss entspannte sich mein Körper spürbar – für mich und bestimmt auch für ihn. Meine Hände auf seiner Brust übten keinen Druck mehr aus und ich spürte wie er näher kam.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sich seine Lippen ganz sanft auf meine legten. Seine beiden Hände hielten meinen Köpf im Nacken fest umschlungen – anscheinend ging er davon aus, dass ich diesmal allein stehen konnte.

Dieser Kuss war viel sanfter als der erste. Langsam brachte er seinen Körper immer näher an meinen und vertiefte den Kuss dabei. Ich spürte wie seine Zunge über meine Lippe leckte und ich den Mund einen Spalt breit öffnete. Als er weiter ging krallten sich meine Hände in sein Hemd.

Nach einer Ewigkeit löste er sich von mir.

„Ich hoffe du hattest ja gemeint, sonst wäre das hier wirklich nicht das Richtig gewesen.“, warum musste er gerade jetzt witzig sein wollen.

„Hätte ich nein gemeint hättest du jetzt eine große Beule am Kopf.“, erwidere ich.

Meine Hände sind immer noch in sein Hemd gekrallt und er streicht mir zart über die Wange.

„Ist doch ein Anfang.“



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