Angel's Tale von -hoshi- (aus dem Leben Ayames) ================================================================================ Kapitel 17: 1.15 ---------------- 1.15 Am Freitag war Takanori wieder lange vor seinem Mann aufgestanden und früher zur Arbeit gegangen. Gestern hatte er noch einen entspannten Abend mit Kouyou verbracht, war früher als normal ins Bett gegangen und fühlte sich heute auch nicht ganz so erschlagen wie die letzten Tage. Wenn er heute den ganzen Tag durcharbeiten würde, könnte er vielleicht alles Vertragliche komplett erledigen und dann würde die größte Last schon mal von ihm abfallen, dann könnte er Montag entspannt die Verhandlungen vorbereiten und würde vor allem am Wochenende nichts machen müssen, was er nicht auch von zu Hause erledigen könnte. Und dann hätte er vielleicht auch Zeit etwas mit Ayame und Kouyou zu machen. Im Büro war natürlich um diese Zeit noch niemand außer Takanori, aber so konnte er wenigstens ungestört arbeiten. Es war zwar nicht so, dass sich hier außer Nao noch wahnsinnig viele seiner Kollegen mit ihm unterhalten würden, aber wenn niemand da war, war es automatisch ruhiger und entspannter zum Arbeiten. Und so kam der Braunhaarige auch ganz gut voran und hatte gegen Mittag sogar wirklich schon den Großteil erledigt. Wenn er so weiter durchkäme, könnte er es vielleicht wirklich zum Abendessen nach Hause schaffen. "Herr Matsumoto.", riss ihn die leise Stimme einer Sekretärin aus seinen Gedanken. Takanori kannte die schwarzhaarige Frau nicht, die etwas unsicher in der Tür stand, nickte ihr aber zu, um zu signalisieren, dass sie sprechen sollte. "Draußen wartet eine Frau, die sehr penetrant darauf besteht, mit ihnen reden zu wollen. Sie behauptet, sie sei ihre Ex-Frau und weigert sich zu gehen. Könnten sie sich bitte darum kümmern." Ex-Frau?! Nach diesem Wort hatte Takanori aufgehört zu zuhören, war schon aufgestanden und an der jungen Frau vorbei in die Empfangshalle gestürmt. Warum sollte Maki jetzt wiederkommen? Auf einmal, nach fast sechzehn Jahren. Ihm fiel kein guter Grund ein und wenn er ehrlich war, beunruhigte das den Manager. Die Hoffnung, dass es einfach nur ein Irrtum war, verflog auch sobald der Braunhaarige den Eingangsbereich betrat. Das war unverkennbar Maki, denn auch wenn sie mittlerweile kurze schwarze Haare hatte und auch einiges älter geworden war, hatte er sie sofort erkannt. Sie hatte noch immer die gleiche Ausstrahlung wie vor sechszehn Jahren und als sie sich umdrehte, den Braunhaarigen erblickte und ihm sanft zulächelte, zeigte sie auch noch immer das gleiche Lächeln. Das Lächeln, in das Takanori sich damals auf der Uni auf den ersten Blick verliebt hatte. "Maki, was machst du hier?", begann er auch ohne Umschweife, nachdem er auf sie zugetreten war. Der Manager konnte sich wirklich keinen Reim darauf machen, dass seine Ex-Frau so plötzlich auftauchte. "Ich muss mit die reden, Takanori. Bitte, es ist sehr wichtig." Die Jüngere klang leicht verzweifelt und somit war er sich sicher, dass es wirklich wichtig sein musste. Maki hatte sich nie unnötig wegen irgendetwas aufgeregt. Also nickt der Braunhaarige bestätigend, er würde ihr zuhören. Es war ein seltsames Gefühl wieder in Makis Nähe zu sein und so richtig einordnen, ob er sich gerade wohl fühlte, wie er ihr gegenüber saß oder nicht, konnte Takanori nicht sagen. Immerhin war er ja wirklich mal in die kleine Frau, die auf der anderen Seite des Tisches saß und an ihrem Kaffee nippte, verliebt gewesen, er hatte schöne Erinnerungen an die ersten Jahre ihrer Beziehung und diese Gefühle kamen gerade wieder hoch, wenn er die Schwarzhaarige so ansah, die sich wirklich bis auf ein paar Äußerlichkeiten gar nicht verändert zu haben schien. Es waren keine Liebesgefühle oder ähnliches, es war nur einfach so, dass sein Kopf ohne dass er es kontrollieren konnte, die Frage aufwarf, ob es vielleicht mit ihnen hätte funktionieren können, ob es anders gelaufen wäre, wie sein Leben jetzt aussehen würde, wenn damals gewisse Dinge nicht passiert wären, wenn sie sich später kennen gelernt hätten, wenn sie für Kinder bereit gewesen wären. Wobei Takanori im Herzen aber wusste, dass er es nicht erfahren wollte, dass er sich gar keinen anderen Verlauf wünschte, denn das würde bedeuten, er hätte Kouyou nicht mehr an seiner Seite und den Blonden würde er für nichts in der Welt eintauschen wollen. Sie waren zusammen in ein kleines Café gegangen, um in Ruhe reden zu können, Maki machte aber keinerlei Anstalten ein Gespräch zu beginnen. "Wie geht es dir so?", durchbrach der Manager nach einigen Minuten das Schweigen, einerseits weil es ihm unangenehm geworden war hier still zu sitzen, andererseits weil es ihn wirklich interessierte. "Gut, danke. Ich habe vor ein paar Jahren wieder geheiratet und lebe jetzt in Saitama.", kam die Antwort und es war ehrlich gesagt etwas womit der Braunhaarige gerechnet hatte, dass seine Ex-Frau wieder heiraten würde und er freute sich auch für sie. Immerhin war er auch wieder verheiratet und dieses Mal sogar sehr glücklich. "Und dir? Ich hab gesehen, du bist umgezogen. Ich hab dich nur gefunden, weil du immer noch den gleichen Job hast. Dabei dachte ich immer, dass du unsere alte Wohnung so geliebt hast." "Ja, ich habe eine größere Wohnung in Roppongi gekauft, weil... Ich wollte einfach neu Anfangen mit meiner neuen Familie und dazu musste die alte Wohnung weg. Aber mir geht es soweit auch wunderbar und naja, geheiratet hab ich auch wieder." "Das freut mich für dich. Weißt du, ich glaube wir waren damals einfach noch nicht reif genug, um Ehe und Kind zu schaffen. Ich hoffe, dass du mit deiner neuen Frau jetzt glücklich wirst." Die Schwarzhaarige lächelte sanft, um die Aussage ihrer Worte zu unterstreichen. Takanori konnte nur vor sich hingrinsen. "Ich hab Kouyou geheiratet und ja, ich bin sehr glücklich mit ihm." Die doch etwas entgleisten Gesichtszüge Makis ließen den Manager jetzt doch Lachen, aber ein bisschen verstehen konnte er ihren Schock ja. Weiter darauf eingehen wollte er dann aber auch nicht. "Ayame geht es übrigens auch gut." Ein wenig kränkte es Takanori dann schon, dass sie bis jetzt noch nicht mal ein bisschen nach ihrem Sohn gefragt hatte. Denn auch wenn sie den Kleinen seit er ein Baby war nicht mehr gesehen hatte, war er doch immer noch ihr Kind. Auch wenn er nachdem sie so viele Jahre förmlich verschwunden war auch ehrlicherweise nicht damit gerechnet hatte, dass sie sich auch nur ein bisschen für Ayame interessierte. "Ja, deswegen wollte ich mit dir reden. Also wegen Ayame. Ich würde ihn gern wiedersehen." Was? Okay wenn Takanori ehrlich war, hatte er mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Maki ihren Sohn sehen wollte. Nicht nach sechszehn Jahren. "Warum? Ich meine, du hast dich sechzehn Jahre nicht für ihn interessiert." "Ich weiß. Damals nach unserer Trennung habe ich mir eigentlich vorgenommen, dass ich unseren Sohn besuchen komme und dass ich nicht vollkommen aus seinem Leben verschwinde, aber irgendwie hab ich es nicht geschafft mich zu überwinden, dich anzurufen und dann habe ich so viel gearbeitet und sowieso wusste ich ja, dass ich keine gute Mutter war und dann sind die Jahre so vergangen, ohne dass ich mich gemeldet habe und dann war unsere Trennung irgendwann solange her, dass ich mir blöd vorkam, würde ich einfach so wieder in euer Leben platzen." Maki klang wirklich ehrlich bei ihrer Erzählung und irgendwie glaubte Takanori ihr auch, dass sie Ayame gar nicht alleine hatte lassen wollen. Aber trotzdem verstand er es nicht. "Warum kommst du dann aber jetzt?" "Ich... Vor einem knappen Jahr haben mein Mann und ich ein Kind bekommen, eine Tochter. Und sie ist so wunderbar und ich liebe sie mehr als alles andere und ich kümmere mich auch gerne um sie. Es... Irgendwie alles was mich damals bei Ayame gestört hat, mache ich jetzt gerne. Ich bin eine gute Mutter für unsere Tochter. Aber ich war so nie zu Ayame und das tut mir unheimlich leid. Ich weiß auch, dass ich daran nichts mehr ändern kann, aber ich will mich wenigstens bei ihm entschuldigen und ihn kennen lernen. Ich will gar nicht die Rolle seiner Mutter einnehmen, aber ich will auch nicht vollkommen aus seinem Leben verschwunden sein. Weißt du, damals war ich einfach noch zu jung und nicht reif genug um mich um ein Kind zu kümmern. Ich konnte diesen Schritt weg von meiner Unabhängigkeit einfach noch nicht gehen. Ich bin erst die letzten Jahre dazu bereit und... Taka, ich will ihn einfach nur sehen und ich will, dass er weiß, dass es nicht sein Fehler war, sondern es an mir lag, dass ich weg bin." Takanori konnte darauf erst mal nichts antworten, weil ihn diese Situation doch überforderte. Er hätte sowas einfach nicht von Maki erwartet, weder dass sie wirklich so etwas wie Muttergefühle entwickelt zu haben schien noch dass sie sich Gedanken um Ayame machte und am aller wenigsten hatte er ehrlich gesagt mit ihrem Auftauchen gerechnet. "Taka, bitte du musst mich verstehen, ich..." "Bitte nenn mich nicht Taka." Er mochte diesen Namen aus ihrem Mund nicht, es war zu vertraut, nur Kouyou sollte ihn so nennen. "Ich verstehe dich irgendwie.", begann er nach einer kurzen Pause auch wenn er nicht wirklich nachvollziehen konnte, wie man sein Kind solange ignorieren konnte. Wenn Takanori damals nicht das Sorgerecht bekommen hätte, wäre er wohl gestorben, aber zumindest hätte er dann trotzdem alles versucht, seinen Sohn so oft wie möglich zu sehen. Der Manager wollte sich gar nicht vorstellen, wie es ohne Ayame gewesen wäre. "Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll. Ich meine, du hast sicher ein Recht dazu Ayame zu sehen, aber nach sechzehn Jahren einfach so aufzukreuzen ist schon komisch. Außerdem weiß ich nicht einmal, ob Ayame dich überhaupt sehen will, ich meine, sei mir nicht böse, aber für ihn bist du einfach kein Teil seines Lebens. Ich weiß nicht, ob er das ändern will." Das war auch so eine Sache. Es war nicht so, dass Takanori und Kouyou Ayame alles über seine Mutter verschwiegen hatten, aber sonderlich ausführlich berichtete hatten sie auch nicht. Abgesehen davon hatte der Junge auch nie weiter nachgefragt und Takanori war der Meinung sein Sohn interessiere sich einfach nicht sonderlich für seine leibliche Mutter. Aber wieso auch, er hatte ja letztens selbst erst gesagt, dass er niemand anderen als Kouyou als Mutter haben wollte. "Ich hab mir sowas schon gedacht und wenn er mich nicht sehen will, ist das okay. Daran kann man nichts ändern. Aber frag ihn wenigstens, bitte." Der Braunhaarige seufzte leise. Maki hatte ja ein Recht Ayame zu sehen. "Es tut mir leid, aber das ist auch für mich ein bisschen viel, ich muss selber erst mal darüber nachdenken." Und was Takanori jetzt besser verschwieg: Er wollte erst mit Kouyou darüber reden. Wenn sein Mann ein Problem damit hatte, dass Maki wieder da war, dann würde er Ayame nicht fragen, ob er sie treffen wolle. Kouyou war Ayames zweiter Elternteil und der Braunhaarige wollte nicht, dass sein Mann auch nur eine Sekunde glaubte, daran könnte sich jemals etwas ändern. "Ich weiß nicht, ob ich es kann, dich einfach wieder in das Leben unseres Sohnes zu lassen. Wir sind eine glückliche Familie und das will ich keinesfalls riskieren, versteh das bitte. Ich brauche wirklich Bedenkzeit." Die Schwarzhaarige nickte nur, wirkte dabei irgendwie verloren und Takanori hatte wirklich ein bisschen Mitleid mit ihr, auch wenn das nichts daran änderte, dass sie seiner Meinung nach einfach sechzehn Jahre zu spät war. Der Manager hatte ihr Treffen dann schnell beendet, hatte mit Maki Nummern getauscht und versprochen sich bald zu melden, bevor er zurück ins Büro ging, wo ja immer noch ein Haufen Arbeit auf ihn wartete. Er hatte dank dem Treffen mit seiner Ex-Frau bestimmt zwei Stunden verloren und so würde er es heute wohl definitiv nicht zum Abendessen nach Hause schaffen. Er sollte Kouyou am besten gleich anrufen, der Größere wäre sicher enttäuscht, aber das würde den Manager gerade nur noch mehr motivieren alles an Arbeit heute zu erledigen, damit er wenigstens das ganze Wochenende für seine beiden Engel hatte. * „Aya, du siehst gut genug aus, können wir jetzt gehen?“ Tora stand mit verschränkten Armen in der Zimmertür des Blonden und drängte ihn schon seit bald einer halben Stunde zum Aufbrechen, weil er endlich losfahren wollte. Immerhin hatte der Schwarzhaarige ihn und Sono extra von der Schule abgeholt, damit Ayame auch alle Zeit der Welt hatte, um sich fertig zu machen und sie pünktlich zur Party von Toras Kumpel aufbrechen konnten. Aber der Kleinste hatte es trotzdem nicht geschafft, pünktlich um acht fertig zu sein. Seine Haare wollten nicht, zum Anziehen hatte er sowieso nichts und wieso er sich überhaupt so aufbrezelte, war ihm noch das größte Rätsel. Er kannte doch sowieso kaum jemanden auf der Party und in Flirtlaune war er nach dem Vorfall mit Takarai auch überhaupt nicht. Wahrscheinlich hatte er einfach Kouyous Ego geerbt und konnte deswegen nicht das Haus verlassen, solange er nicht perfekt gestylt war. „Ich bin ja gleich fertig.“, versuchte er den anderen zum wiederholten Male zu beruhigen, scheiterte dieses Mal aber grandios, denn Tora griff sich einfach sein Glätteisen, legte es weg und zog Ayame dann vom Bett. „Wir gehen jetzt.“, meinte er nur mit schon leicht angesäuerter Stimme und zog den Blonden hinter sich her aus dem Zimmer. Sono folgte ihnen nur breit grinsend. Manchmal könnte sein bester Freund ihn ein bisschen mehr unterstützen. Wobei Tora vielleicht ein bisschen das Recht hatte, jetzt zu drängen, immerhin war es schon halb neun und bis zu dem Kumpel des Schwarzhaarigen würden sie fast eine Stunde fahren müssen. „Ich weiß sowieso nicht, warum du dich so stylen musst, Aya. Ich glaube kaum, dass einer von den Kerlen, die heute kommen, dein Typ ist. Mal abgesehen davon, dass ich neben dir und meinem Bruderherz niemanden kenne der schwul ist.“ „Was?“, brachte der Kleine nur leicht verwundert hervor, war von der Aussage gerade zu verwirrt, um sich überhaupt noch gegen Tora zu wehren, so dass dieser ihn problemlos aus der Wohnung und in den Fahrstuhl schieben konnte. „Nimm’s mir nicht übel, Kleiner, aber dir sieht man auf tausend Meter Entfernung, dass du wohl kaum auf Frauen stehst.“ Das war aber eigentlich gar nicht der Teil, der Ayame verwirrt hatte. Zwar hatte er nie mit Sonos Bruder darüber geredet, aber es wunderte ihn auch nicht, dass Tora bemerkt hatte, dass er doch eher dem gleichen Geschlecht zu getan war. „Ja, schon, aber Sono…“ Nein, erstens hatte der Silberhaarige nie irgendwas in die Richtung erwähnt und Ayame ging davon aus, sein bester Freund würde es ihm erzählen und zweitens war er immer davon ausgegangen… ja wovon eigentlich, wenn er ehrlich war, konnte er seinen besten Freund in diesem Punkt gar nicht einordnen. Sono redete nie über sich selbst, was diesen Punkt anging und irgendwie war Ayame einfach davon ausgegangen, dass der Größere einfach… naja noch auf nichts von beidem stand oder eben auf Mädchen, weil das ja irgendwie normaler war. „Tora hat Halluzinationen, lass ihn nur rumspinnen, Ai-chan.“ Sono war jetzt nicht mehr am Grinsen, er sah eher angesäuert zu seinem Bruder. „Jaja, glaub mir Aya, ich bin gut in sowas. Ich merk es, auch wenn unser kleiner Sono es vielleicht noch nicht gemerkt hat.“ Der Größte schloss seinen Bruder in die Arme und knuddelte ihn grob. Okay, wahrscheinlich verarschte der Schwarzhaarige sie mal wieder nur. Eine Stunde später waren die Drei dann auch auf besagter Party angekommen. Tora hatte sich mehr oder weniger direkt zu seinem besten Freund und einer Gruppe Mädchen verabschiedet, die anscheinend schon sehnsüchtig auf den Schwarzhaarigen gewartet hatten. Tora war im Gegensatz zu Sono und ihm schon immer bei allen unheimlich beliebt gewesen und manchmal hatte Ayame ihn darum beneidet, aber nur manchmal. „Und was machen wir jetzt?“ Sono hatte mittlerweile wieder sein typisches Lächeln aufgesetzt, blickte sich langsam im Raum um. Wahrscheinlich hielt er Ausschau, ob noch jemand da war, den er kannte, immerhin machte der Silberhaarige ja öfter mal was mit Tora und seinen Freunden. Und da selbst Ayame den ein oder anderen kannte, der hier so herumstand, waren hier für Sono sicher noch ein paar mehr bekannte Gesichter. „Keine Ahnung. Lass uns einfach was trinken und irgendwo hinsetzen und reden.“ Der Blonde hatte sich schon Getränke von einem Tisch ihn seiner Nähe gegriffen, für Sono Bier und für sich eines dieser leckeren, bunten Cocktail – Dinger, die er letztens bei Tora auch getrunken hatte. „Geh ich recht in der Annahme, dass du wissen willst, ob das stimmt, was Tora gesagt hat?“, begann der Silberhaarige gleich, nahm die Dose entgegen und zog den Kleineren zu einem der herumstehenden Sofas. Er schien aber keinesfalls genervt zu sein, also nickte Ayame. Ja, er wollte schon mal gerne wissen, wie es bei seinem besten Freund so aussah. „Naja, also so ganz stimmen, tut es nicht was Tora gesagt hat und vor allem weiß er es auch nur, weil ich mal mit ihm drüber geredet habe. Ich glaub, ich steh irgendwie auf beides. Aber in letzter Zeit mehr auf Männer und mit Tora hab ich eben mal darüber geredet, weil es da jemanden gab, in den ich wohl ein bisschen verknallt war.“ „Ach so.“ Ein bisschen geknickt war Ayame jetzt schon. Er erzählte Sono immer alles und eigentlich hatte er gedacht, andersrum wäre es genauso. Wobei er in letzter Zeit vielleicht auch einfach zu sehr mit sich beschäftigt gewesen war, strenggenommen war er ja nur damit beschäftigt seine Probleme bei Sono abzulanden, da hatte der andere überhaupt keine Chance, über sich selbst zu reden. „Ai-chan, du brauchst dir da echt keine Gedanken zu machen. Ich hab einfach nur mit Tora geredet, weil es jemand war, den er kennt und naja, du hast doch selbst so viele Probleme und ich wollte dich nicht belasten, ich meine es war ganz harmlos und wirklich nichts wichtiges, du hättest dir nur umsonst Sorgen gemacht.“ Vorsichtig legte Sono seine Arme um den Blonden, zog ihn an sich und schenkte ihm ein versicherndes Lächeln. „Du bist doch mein bester Freund, Ai-chan, es gibt niemanden, dem ich mehr vertraue.“ „Ich will aber, dass du mir alles erzählen kannst, eben weil wir beste Freunde sind. Ich will genauso immer für dich da sein, wie du für mich.“ Und das wollte der Blonde wirklich, er wollte ein genauso guter Freund für Sono sein wie dieser für ihn. „Ayame, Sono, ihr seid auch hier?“, unterbrach eine bekannte und etwas betrunken klingende Stimme ihre Zweisamkeit abrupt und als der Kleinere seinen Blick hob, sah er wie erwartet in Sagas dunkle Augen, die ihn freundlich anstrahlten und sofort wurde ihm wieder ein bisschen wärmer ums Herz. „Na, haben wir die zwei Turteltauben gestört?“, sprach eine weitere Ayame ebenfalls bekannte Stimme zu ihnen und als er seinen Blick endlich von Sagas Gestalt lösen konnte, erblickte er neben diesem Kouki, der auch nicht mehr ganz nüchtern wirkte. „Du bist ein Idiot, Kouki.“ Saga ließ sich schwerfällig neben Ayame auf das Sofa fallen, legte seinen Arm auch gleich um diesen, so dass der Blonde sich unweigerlich ein Stück von Sono lösen musste, aber das tat er auch gerne, denn es kribbelte überall so schön, wo Saga ihn berührte. Dabei hatte er die Gefühle für den Älteren doch vergessen wollen, aber ehrlicherweise machte der Braunhaarige es ihm auch nicht einfach, davon loszukommen. Vor allem nicht wenn er ihn wie gerade fest im Arm hielt und doch mit bestimmten Druck an seinen Körper zog. Dass Saga das alles wohl nur tat, weil er eben betrunken war, spielte für Ayames ausrastendes Herz dabei keine Rolle. Kouki beobachtete die Drei nur eine Weile offensichtlich überlegend, bevor er sich einfach Sono schnappte und ihn irgendetwas vor sich hinlallend wegschleifte, was Ayame dann doch etwas ratlos zurück ließ. Wobei das auch bedeutete, dass er jetzt mit Saga alleine war, mit einem betrunkenen, allem Anschein nach sehr kuschelbedürftigen Saga, denn der Größere hielt ihn noch immer fest an sich gedrückt und vielleicht… Innerlich verfluchte der Blonde sich sofort für seinen Gedanken, Saga war ein guter Freund und er stand nicht auf Männer und wenn Ayame jetzt versuchte den betrunkenen Zustand des anderen auszunutzen, würde er erstens einen Freund verlieren, zweitens wäre er nicht besser als Takarai, das Arschloch und drittens würde er sich nur selbst am meisten weh tun. Er wusste, dass Saga nichts von ihm wollte und deswegen sollte er auch gar nicht weiter über das Thema nachdenken. Vor ein paar Tagen war er doch noch vollkommen zufrieden damit gewesen, dass sie nur Freunde waren, wieso kehrte dann diese Kribbeln jetzt zurück, wenn er sich in der Nähe des Älteren aufhielt? „Und… wie… geht’s?“, brachte Saga irgendwie hervor und Ayame musste unweigerlich leise lachen, weil der andere bei so etwas simplen wie Sprechen schon so unheimlich bemüht wirkte. Aber sein glasiger, verklärter Blick hatte auch etwas unglaublich Niedliches und nein, so würde der Blonde es sicher nie schaffen, nicht mehr von dem Älteren zu schwärmen. „Gut, aber dir anscheinend nicht mehr so wirklich. Kann es sein, dass du ein ganz bisschen betrunken bist?“, stellte der Blonde die etwas unnötige Frage, es war ja nicht zu übersehen, dass der andere nicht ganz bei Sinnen war. „So betrunken bin ich gar nicht.“, kam ein leiser Protest. „Du bist nur zu nüchtern. Das ist eine Party, du solltest auch ein bisschen was trinken." Der Braunhaarige gluckste leise und führte Ayames Hand, in der er seine Cocktaildose hielt, zum Mund des Jüngeren. Wobei er nicht ganz zielsicher in seiner Lenkung war, sodass Ayame lächelnd nachhelfen musste, um wirklich aus der Dose trinken zu können. "Geht doch." Ein triumphales Lächeln schlich sich auf Sagas Lippen und fast sofort drückte er den Kleineren noch ein bisschen fester an sich. Ja, diese Position gefiel dem Blonden. "Und Saga, was macht man noch so auf einer Party?", fragte er belustigt und bekam so einen niedlich verwirrten Blick von dem Größeren, dass er einfach lachen musste. "Lach mich nicht aus. Aya du bist gemein." Jetzt schmollte Saga und sah dabei noch mehr zum Anbeißen aus. Ayame musste sich wirklich schwer zurückhalten, um ihn nicht augenblicklich abzuknutschen. Das wäre gar nicht förderlich für ihre Freundschaft. "Weißt du, lass uns einfach ein bisschen unterhalten." Ayame löste sich während dieser Worte ein Stück aus Sagas Umarmung. Zu viel Körperkontakt war einfach nicht gut für sein armes Herz und wer wusste, zu was ihn dieser vielleicht verleiten würde, wenn er betrunken war, denn er nuckelte ja auch schon die ganze Zeit an seinem Cocktail, die Dose war fast leer und er hatte definitiv Lust auf noch weitere. "Okay... Also, es gibt da was, das mich interessiert.", begann er, machte dann aber erst mal eine bedeutungsschwangere Pause und trank von seinem Bier. "Wie ist das so?" "Häh?" Wie sollte was sein? "Naja mit einem Mann. Ich meine, ist das wie bei einem Mädchen, das verwirrt mich." "Aso." Darauf wollte der Braunhaarige also hinaus, wobei Ayame nicht so ganz klar war, warum der andere das Thema jetzt anschnitt, Saga hatte auf ihn bis jetzt nicht so gewirkt, als würde er sich dafür so detailliert interessieren."Ich weiß nicht so genau. Ich hab noch nie irgendwie was mit einem Mädchen gehabt, ich kann dir nicht sagen, ob es sich anders anfühlt." Und wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht herausfinden, wie es mit einem Mädchen war, denn ein bisschen seltsam fühlte er sich schon, bei dem Gedanken eine Frau zu küssen oder sogar noch mehr zu tun. Wahrscheinlich war das in ungefähr das gleiche Gefühl was Saga hatte, wenn er darüber nachdachte, etwas mit einem Mann zu haben. "Ja aber wie ist das mit einem Mann. Wie fühlt es sich an, einen Mann zu küssen?" Saga wirkte regelrecht enthusiastisch, woher auch immer die plötzliche Neugier kam. Aber Ayame schob es einfach mal auf den Alkohol. „Eh…“ Wie sollte er das denn beschreiben? Vor allem weil der Blonde ehrlicherweise nicht glaubte, dass es einen Unterschied machte, ob man einen Mann oder eine Frau küsste. „Ich denke, es fühlt sich halt ganz normal wie küssen an. Ich finde, es ist ein schönes Gefühl, wenn man jemandem, der einem etwas bedeutet, so nahe ist.“ „Hmmm…“ Saga schien ernsthaft zu überlegen und schwieg eine ganze Weile, in der Ayame sich erst mal eine weitere Cocktaildose holte und diese auch fast schon wieder geleert hatte. „Hast du schon mal mit einem Kerl geschlafen?“ „Err…“ Okay, Saga wollte es jetzt wohl ganz genau wissen, aber der Kleinere nickte erst mal, immerhin waren er und Saga ja befreundet und es war ja eigentlich nichts dabei, diese Frage zu beantworten. „Und wie… also ich meine, ich kann mir ungefähr vorstellen, wie das geht. Aber fühlte sich das nicht komisch an? Also ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das gut anfühlt. Irgendwie eher schmerzhaft. Und…“ Saga redete immer weiter vor sich hin und Ayame wurde nur mit jedem Wort roter. Jetzt war er sich übrigens vollkommen sicher, dass der Braunhaarige betrunken war, denn er plapperte fröhlich darauf los, wie er es sich vorstellte, dass es war, mit einem Mann zu schlafen und ja, Ayame fand das gerade peinlich. Er war für dieses Gespräch in einer solchen detailtreue definitiv noch nicht betrunken genug. „Also wie ist es?“ „Saga, ich weiß nicht, dass…“ „Komm, Aya, wir sind doch Freunde, es muss dir nicht peinlich sein, darüber zu reden.“ "Ist es mir aber.", brachte der Blonde leise hervor, kippte den letzten Rest seines Cocktails herunter. Wieso war Saga auch plötzlich so versessen darauf, in zu diesem Thema auszufragen? "Wieso interessiert dich das eigentlich so?" "Hmm... Ich weiß auch nicht, aber seit letztens interessiert es mich halt." Saga nahm wieder einen Schluck von seinem Bier, blickte jetzt nachdenklich zu dem Blonden, sein seltsames Grinsen war verschwunden. Heute war der Braunhaarige eindeutig merkwürdig, aber wahrscheinlich lag das wirklich am Alkohol und Ayame fragte sich gerade, ob er auch so seltsam wurden, würde er zu viel trinken. "Du Aya, ich...", führte der Ältere seinen Satz irgendwann weiter und bekam so wieder die volle Aufmerksamkeit des Kleineren. Doch bevor Saga weiterreden konnte, wurde er auch schon von einem blonden Etwas angesprungen, der ihn wild durchknuddelte und Ayame dazu veranlasste besser ein Stück von den beiden wegzurücken. "Kouki ist total dicht.", vernahm er die sanfte Stimme seines besten Freundes, der sich jetzt auch wieder neben ihm auf dem Sofa niederließ. "Ja, Saga auch." Ayame hatte sich wieder ganz Sono zugewandt, ignorierte die anderen beiden jetzt einfach mal und insgeheim freute der Kleinere sich, dass der Silberhaarige wieder da war, denn Saga war ihm heute doch nicht ganz geheur. "Was wollte Kouki eigentlich von dir?" "Oh glaub mir, das hab ich auch nicht verstanden. Erst hat er mich lallend durch das ganze Haus gezogen, dann hat er mich irgendwelchen Leuten vorgestellt und versucht auszufragen, ob wir beide eine Beziehung haben und den Rest hab ich nicht verstanden.", berichtete der Größere kopfschüttelnd und Ayame konnte nur mitleidig zustimmen. "Naja, vielleicht sollten wir einfach ganz heimlich verschwinden, die sind eh gerade mit sich selbst beschäftigt." Der Blonde warf einen kurzen Blick zu den immer noch kuschelnden Älteren, nickte dann nur kurz und griff seinen Freund am Handgelenk. "Lass uns tanzen gehen.", klärte er seinen besten Freund auf, der zwar nicht begeistert war, aber doch ohne Murren mitkam. Immerhin waren sie ja auf einer Party und wollten Spaß haben und Tanzen machte ja Spaß. tbc ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- So, da der gute Ayame (also der echt ne) heute Geburtstag hat, gibt es doch noch ein Extrakapitel vor meinem Urlaub... außerdem bin ich krank und hab sonst gerade nichts zu tunxD @Lucel: Ja ein bisschen süß muss ja sein, aber gut wenn es nicht ganz zu kitschig war^-^ und Ruki hat erstmal weiter Stress, sorry... und ja, irgendwie sind jetzt alle in Japan, hab ich auch gemerkt @ Morumotto: Okay, dann ein Punkt für Team SagaxD und Kuchen? das hab ich nicht verstandenxD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)