Die Magie der Worte von Feuerblut ================================================================================ Akt 4: Der Butler, der mal eben den Brunnen bedienen ging --------------------------------------------------------- Eine erste Begegnung im Mondenschein… oder war es nicht doch schon die zweite? Zwei unschuldige Seelen… welche sich augenblicklich ineinander verliebten. Diese beiden waren Romeo und Juliet. Er liebt sie und sie liebt ihn. Und allem Widerstand zum Trotz versucht das junge Paar den Weg zu einander zu finden. Die Liebe gibt ihnen Kraft, die höchste Not mit höchster Freude zu verbinden. Kann das gelingen? Die Masken fallen zu Boden… denn jeder ist so, wie er ist!!   „Nein! Stopp! So geht das doch nicht!“ „Was habe ich denn nun wieder falsch gemacht?“, fragte Emilia sichtlich genervt. „Du spielst es mir nicht inbrünstig genug!“, erklärte Shakespeare mit wedelnden Händen. „Bei diesem Partner ist das ja auch nicht verwunderlich! Odin? Möchtest du nicht mein Partner sein?“ „Aber ich spiele doch schon das Schaf!“, erwiderte Juliet. William hatte seine Drohung mit der Rolle für die junge Capulet tatsächlich wahrgemacht. „Und was ist mit dir?“, wollte sie von mir wissen. „Ohhh… ich bin ein ganz miserabler Schauspieler, wirklich ganz schlecht. Da solltest du wohl besser jemanden fragen, der mehr Erfahrung im Theaterspiel hat als ich!“, winkte ich ab. Eigentlich wollte ich mich nicht einmischen. Und schauspielern wollte ich erst recht nicht! Schon schlimm genug, dass William verlangte, dass ich mich um Juliet kümmerte. Aber dieser Aufgabe stellte ich mich, schließlich war ich hier im Theatersaal und sah bei den Proben zu Willys neustem Stück „Otello“ zu, in welchen Juliet ebenfalls involviert war. „Ihr wollt mich einfach nicht verstehen!“, rief Emilia erzürnt, „Ich kann nur mit einem Partner spielen, der auch mit mir als Person umgehen kann! Sonst können wir die Rolle vergessen! Ach, ich habe für heute keine Lust mehr! Außerdem muss ich langsam los, ich bin noch verabredet!“ „Emilia, du kannst doch nicht einfach - Emilia!!“, kreischte William entsetzt, doch die blonde Schauspielerin war schon verschwunden. „Ich würde fast sagen, sie mag dein Stück nicht, Willy!“, betonte ich absichtlich amüsiert, doch ich wurde mit einem Tötungsblick fixiert.   „Wohin geht Ihr denn noch, Emilia?“, erkundigte ich mich, nachdem ich Juliet und ihr zum Umkleidungsraum gefolgt war. Natürlich blieb ich wie ein Gentleman vor der Tür stehen. „Es findet heute Abend der alljährliche Rosenball im Schloss des Duce statt!“, antwortete mir die blonde Schauspielerin. „Ein Ball bei den Montagues?“, fragte Juliet sichtlich unwohl. „Jaaaa! Möchtest du nicht mitkommen, Odin? Es wird ganz toll und wir verstecken unsere Gesichter alle hinter Masken! Ich bin so schüchtern, ich trau mich nicht allein hinzugehen! Los, Odin, zieh dir doch ein Abendkleid an!!“ „Muss ich das denn?“ „Jaaaa, du musst doch als Mädchen hingehen! Ach, komm schon, Odin, tu mir den Gefallen!!“ „Ich werde euch begleiten!“, sagte ich sofort, „Nicht, dass euch noch etwas passiert. Ich gehe mich nur schnell umziehen!!“ „Dankeschön, Watanuki!“, hörte ich Juliets Stimme, sie klang nun doch wesentlich unbesorgter. Ich musste lächeln und ging schnell in den Raum nebenan und zog mir den nächstbesten Anzug an, den ich fand. Vermutlich ein Kostüm für Willys Theaterstück. Er musste ja nichts Besonderes sein… oder? Nur eine Maske fand ich einfach nicht. Egal. Darauf würde es schon nicht ankommen. Ich trat vor den Spiegel und musterte mich. Ich trug ein weißes Hemd und einen langen, schwarzen Mantel darüber. Meine Haare waren gekämmt und ich sah doch relativ ordentlich aus. „Ich wäre dann soweit!“, rief ich und als ich ins Zimmer trat, blieb mir die Luft weg. Ich sah Juliet - das allererste Mal als Mädchen. Sie war wirklich wunderschön. Das rote Abendkleid passte perfekt zu ihren roten, langen Haaren und stand ihr einfach prächtig - Moment mal! Lange Haare? Dann war das also nur eine Perücke, die sie bisher getragen hatte. „Du… bist wunderschön!“, hauchte ich und sie lächelte schüchtern. „Ah, da sind Sie ja, meine Verehrteste! Los, wir müssen uns beeilen! Der Ball hat schon lange angefangen!!“ Ehe ich den Mann erkennen konnte, der gerade hereingestürmt kam, hatte er die ärmste Juliet auch schon am Handgelenk gepackt und mit sich gezogen. „Halt! Warten Sie! Was ist denn mit Emilia?? Halt! Ich komme mit!!“, brüllte ich und rannte ihnen beiden hinterher. „Was suchen Sie hier?“, fragte der korpulente Mann, als wir in seiner Kutsche saßen. „Ich? Ich bediene auf dem Rosenball! Ich hoffe, es kommt nicht ungelegen, dass ich in solchem Moment um Mitfahrt bitte“, redete ich mich heraus und hoffte, dass er mir diese Ausrede abkaufen würde. „Nein, nicht doch. Na, dann wollen wir mal!“ Die ärmste Emilia. Wir fuhren ohne sie los. Aber ich konnte nichts mehr für sie tun… Die Kutschfahrt dauerte nicht lange, dann hielten wir an. Eifriges Geplauder drang an meine Ohren, als ich ausstieg und Juliet aus der Kutsche half. Wir gingen zu dritt durch den prächtigen Torbogen in den Eingangssaal des Schlosses, doch ehe ich mich versah, wurde ich auch schon von den zwei Bediensteten mitgezogen. Eigentlich überreichten sie den Frauen Blumen, jetzt schleppten sie mich ab. Juliet schien so verzaubert von ihrer Umgebung, dass sie noch nicht einmal mitzubekommen schien, dass ich nicht mehr an ihrer Seite war. „Sie sind spät dran, jetzt aber los!“, sagte der eine Butler zu mir und drückte mir ein Tablett in die Hand. „Geh bedienen! Oder der Duce lässt dich in die Kerker werfen!“ Ich musste schlucken. Warum wieder ich? Das mit dem Butler… das war doch nur eine Idee gewesen! Warum machten die Bediensteten hier jetzt damit ernst? Sah ich denn wirklich wie ein Butler aus, nur weil mir die Maske fehlte? Ich nickte verängstigt und wurde mitten in die Menschenmenge geschubst. Ich räusperte mich und nahm eine aufrechte Haltung an, dann hielt ich das Tablett gerade, um die Getränke darauf nicht zu verschütten. „Darf ich Ihnen einen Drink anbieten, Milady?“, fragte ich elegant eine Dame neben mir, welche nickte und sich ein Glas nahm. Ich richtete mich auf und sah mich um. Das Schloss war prächtig gebaut. Überall standen goldene Engelsstatuen mit Kerzen darauf, der Raum war in Weiß gehalten und hell erleuchtet. Säulen hielten die große Deckenkuppel und überall waren rote Rosen aufgestellt. Das prächtige Familienwappen der Montagues war auf riesige Vorhänge gestickt worden, welche die Wände zierten. Die Menschen um mich herum trugen alle bunte Masken und unterhielten sich leise, manche tanzten auch zur Musik. Wo war denn Juliet nur hingegangen? Ich kämpfte mich nach vorne, hielt verzweifelt nach ihr Ausschau. Erst wurde sie von einem ihr fremden Mann einfach mitgenommen, dann hatten wir Emilia daheim vergessen und nun hatte ich sie auch noch verloren! Das gab es doch nicht! Dabei sollte ich doch auf sie Acht geben! „Wo bist du nur?“, murmelte ich leise und balancierte mit dem Tablett in der Hand weiter vorwärts, sehr darauf achtgebend, dass ich auf dem blankpolierten Boden nicht ausrutschte. Nachdem ich vier weitere Getränke auf meinem Tablett loswurde und mich unauffällig weiter umschaute, sah ich sie plötzlich: Sie stand relativ weit vorne im Saal, dort führten an der linken und rechten Seite zwei Treppen in das obere Stockwerk, wo ein hochgewachsener Mann stand und auf seine Gäste hinunterblickte. Ich schenkte ihm nur einen kurzen Blick, um meine Zielperson nicht erneut zu verlieren. Juliet schien sich vor ihm zu fürchten, sie ließ ihre Rose und Maske fallen und rannte weg. Ich fluchte und versuchte, mich mit dem Tablett voller Getränke weiter nach vorne zu drängeln und der Rothaarigen zu folgen. Der Weg, den Juliet genommen hatte, führte mich nach draußen. Völlig außer Puste sah ich die Capulet-Tochter an einem Brunnen sitzen. Na, welch ein Glück, ihr war nichts passiert!! In diesem Moment bemerkte ich, dass noch jemand bei ihr war. Ein gutaussehender junger Mann mit kurzen, meeresblauen Haaren stand ihr gegenüber. War das… etwa Romeo? Der Romeo aus Neo Verona? Es war beinahe so etwas wie ein „Magic Moment“ - Still standen sich die beiden gegenüber, keiner sagte etwas. Ich traute mich gar nicht, näher zu kommen. Nun schien der junge Mann etwas gesagt zu haben, da Juliet zu ihm aufsah, doch ich war zu weit weg, als dass ich verstanden hätte, worum es ging. Ich pirschte mich im Schutz der Nacht näher an den gewaltigen Engelsbrunnen heran und versteckte mich dahinter. „Der Duft dieser Iris… betört mich… mögt Ihr diese wunderschöne Blume?“ Juliet stutzte, ich beugte mich weiter vor, da ich durch die vielen kleinen Wasserfontänen, welche in den Brunnen schossen, Juliets Gesprächspartner nur sehr schlecht verstehen konnte. „Ja!“, traute sich das Mädchen nun zu sagen. „Und ähm… wie heißt Ihr? Darf ich Euren Namen erfahren?“, fragte der junge Mann sichtlich schüchtern. „Ist das etwa… Romeo?“, flüsterte ich und beugte mich noch ein wenig weiter vor, ich wollte unbedingt mehr hören! Das Tablett in meinen Händen zitterte etwas, so weit hatte ich mich schon über das Wasser gebeugt. „Seid so freundlich und sagt ihn mir!“ „Ähm… ich heiße…“ Plötzlich geschah es: Ich konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel vornüber in den Brunnen hinein, das Tablett voraus. Ein lautes, für mich unter Wasser dumpfes Klirren ertönte, als die Gläser am Brunnenboden zerschellten, ich hörte das Rauschen von Wasser um mich herum, als ich prustend auftauchte. Zum Glück war der Springbrunnen nicht so tief gewesen, dennoch war es eiskalt und ich war über und über nass geworden. Juliet schien die Situation ausgenutzt zu haben und rannte zum Ausgang, welcher von zwei Wachen versperrt wurde. „Romeo! Dein Vater will dich sehen!“, hörte ich nun eine zweite Stimme hinter mir rufen. Das Chaos war perfekt. Eindeutig. Ich stieg aus dem Brunnen und rannte Juliet hinterher. „Jetzt warte doch!“, rief ich und tropfte den gesamten Platz voll, als ich ihr hinterher spurtete. Wasser in den Schuhen zu haben war so… hinderlich!! „Romeo! Jetzt weiß ich, wie er heißt! Romeo!“, rief Juliet sichtlich glücklich. „Halt! Stehenbleiben!“, erklang eine Stimme von vorn. „Geht Ihr etwa allein nach Hause? Ihr wisst, das ist verboten!“, sagte der andere der beiden Wachmänner und ich kam direkt neben ihr zum Stehen. „Ich… begleite sie nach Hause!“, keuchte ich, doch die Wachen musterten mich misstrauisch. Plötzlich tauchte auf der Straße eine Kutsche auf. „Ich bin gekommen Euch abzuholen, junge Dame! Bitte steigt ein!“ „Darf ich fragen, welcher Familie Ihr angehört?“, wollte der erste Wachmann wissen. „Ich bin empört! Erkennt ihr sie denn nicht? Sie ist eine entfernte Verwandte der Montague-Familie! Sie gehört dem Haus Vanese an! Wenn ihr das Familienwappen sehen wollt, hier!“ Francesco war unsere Rettung. Er war urplötzlich, beinahe wie ein Baum aus dem Boden gewachsen und rettete uns vor den Wachen. Ich bezweifelte, dass sie ein einsames Mädchen mit einem durchnässten Butler hätten gehen lassen. Wir waren schon sehr verdächtig, das musste ich dann doch zugeben. „Das war knapp. Dankeschön!“, sprach ich, als wir in der Kutsche saßen. Es war so eklig in nassen Klamotten zu sitzen und aufgrund des Kopfsteinpflasters durchgerüttelt zu werden. „Was ist mit dir geschehen, Watanuki?“, fragte Conrad, der schon im Vorhinein in der Kutsche gesessen hatte. „Er hat wohl ein kleines Bad im Brunnen genommen!“, kicherte Juliet. „Es war mein Fehler! Ich bin gestolpert! Ich wollte so schnell wie möglich zu Euch kommen, Odin, weil ich Euch verloren hatte!“, schwindelte ich. Sie musste nicht sofort wissen, dass ich lauschen wollte. Das würde mir kein gutes Verhältnis Juliet gegenüber bescheren, dessen war ich mir sicher.   Shakespeare saß in seiner Schreibkammer, als er die Ankömmlinge hörte. Sofort öffnete er seine Tür. „Watanuki? Könntest du bitte mal kurz kommen?“, fragte er, sah aber, dass sein Zielobjekt mehr als durchnässt war. „Gut, vielleicht ziehst du dich vorher noch um, ich habe nämlich nicht die Muse, in meiner Stube schwimmen zu gehen!“, sagte der Dichter grinsend. „Sehr lustig!“, war daraufhin die Antwort des Gepeinigten. „Bis gleich!“, verabschiedete sich Shakespeare vorläufig und setzte sich erneut in seinen Sessel, welcher vor dem Feuer stand. Sein Zimmer war sehr gemütlich eingerichtet, Teppichboden ließen seine Schritte verstummen, wenn er in schlaflosen Nächten auf und ablief, rastlos, ideenlos. Die Wände hatten eine hölzerne Fassade, welche rot gestrichen war. Vor seinen riesigen Fenstern hingen Vorhänge und sein Schreibtisch war mit Pergamentrollen übersät. Also eigentlich ein ganz normales Zimmer für einen darin wütenden Autoren. Wenig später klopfte es. „So, die abendliche Berichterstattung!“, forderte Shakespeare und Watanuki seufzte ergeben. Er sah wirklich sehr erschöpft aus. Dennoch fing er an zu erzählen… „Also, das ist alles passiert? Klingt ja spannend!!“, kommentierte der Dichter, der hastig mitgeschrieben hatte. „Warum schreibst du das alles auf?“, fragte Watanuki und William lächelte ihn an: „Ich habe dir doch gesagt, dass ich mir Inspiration hole!“ „Aha…“ „Aber was mich noch interessieren würde… wie hast du gefühlt?“, erkundigte sich Shakespeare. „Wie ich… gefühlt habe?“, hakte Watanuki verständnislos nach. „Ja! Was hast du dabei empfunden, als Romeo und Juliet sich gegenüberstanden? Hast du dich gefreut? Hast du eine Gänsehaut gehabt?“ „Ja… irgendwie schon. Es war so ein magischer Moment. Der Duft von Blumen lag in der Luft… Das Wasser plätscherte so beruhigend, die kühle Nachtluft streichelte meine Haare. Und Romeo und Juliet schienen das auch zu fühlen… Moment mal - Was rede ich da überhaupt?“ „Deine Seele redet, Watanuki. Endlich. Endlich begreift sie, was es heißt, mit jemand anderem mitzufühlen. Das ist fremd für dich, oder? Bist du allein aufgewachsen?“, fragte William und die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich. „Woher weißt du…?“, setzte er an. „Wenn man ganz allein ohne Familie und Freunde aufwächst, ist es schwer, mit anderen mitfühlen zu können, da man schließlich die ganze Zeit nur auf sich selbst fixiert ist. Doch hier wirst du lernen, deine Gefühle zu offenbaren, welche die ganze Zeit in dir geschlummert haben. Du wirst sie ans Tageslicht holen, da bin ich mir ganz sicher. Und jetzt… Geh schlafen, Watanuki. Morgen wird ein anstrengender Tag. Juliet wird sechzehn Jahre alt. Das müssen wir feiern!“ Watanuki verließ mehr verwirrt als müde den Raum. „Oh ja… du wirst lernen, in andere hinein zu blicken, du wirst dich mit ihnen freuen, aber auch mit ihnen leiden. All das werden wertvolle Erfahrungen sein, die du sammeln wirst, mein Junge. Warte nur ab. Es wird kommen und dich überraschen!“ William tauchte seine Schreibfeder in das Fass und schrieb hastig auf ein Pergament.   Und die Nacht wurde immer dunkler und dunkler und das Feuer loderte noch ein letztes Mal, es bäumte sich noch einmal auf, bevor es schlussendlich starb.   „Mann, bin ich müde! Und dann hatte ich auch noch so einen komischen Traum…“, gähnte ich, als ich mit Juliet und William zusammen im Theatersaal saß. Es war bereits der nächste Tag angebrochen und nach unserem für mich verwirrendem Gespräch am Vorabend konnte ich dementsprechend schlecht einschlafen. Juliet hatte ich bereits zum Geburtstag gratuliert, ich hatte Cordelia geholfen das Geburtstagsfrühstück zuzubereiten und die Wäsche zu waschen. Eigentlich machte ich auch hier nichts anderes als bei Yuko. Irgendwie deprimierend, aber bei Arbeiten im Haushalt war ich nun mal gut. „Eine Frage, Willy: An was für einer Geschichte schreibst du denn gerade?“, fragte Juliet und ich sah William an. Das war eine gute Frage… „An einer Komödie! Ein Mädchen namens Rosalind verwandelt sich in einen Jungen. Und am Ende wird aus ihr wieder ein Mädchen, und zwar aus großer Liebe! Ich nenne es: Wie es euch gefällt! Gut, oder?“ „Und was soll daran toll sein?“, kommentierte ich, meine Laune war auf ihrem Tiefpunkt. Zumal diese „Komödie“ wie er sie nannte, in meinen Ohren doch äußerst verdächtig nach der momentanen Geschichte von Juliet klang. „Halt den Mund! So was verstehen solche Bücherhasser wie du nicht!“, kam die Antwort des Dichters prompt. „Aber die anderen scheinen es auch nicht zu verstehen… es kommt ja fast niemand auf deine Aufführungen!“, erwiderte ich. Emilia hatte mir das erzählt. William fuhr mir grob durch die Haare. „Wirst du wohl still sein!“, zeterte er. Er redete beinahe so, als ob ich ein kleiner Junge wäre! „Angenommen ein Prinz liebt eine Bürgerliche… Was meinst du, Willy, geht das gut?“ Wir hielten in unserem verbalen Kampf inne, als die Rothaarige uns unterbrochen hatte. „Du kannst Fragen stellen! Ich will dir mal etwas sagen, Odin: Die ganze Welt ist eine große Bühne und wir Menschen sind die Schauspieler. Die Liebe ist das Kind der Freiheit und hat mit Rang und Namen überhaupt nichts zu tun!“ „Ich geh dann mal… bis bald, Willy und Watanuki!“, sagte Juliet anscheinend nachdenklich geworden und verließ das Theater. „William, findest du es denn ratsam, deinen eigenen Figuren Ratschläge zu erteilen?“, hakte ich nach. „Veränderst du damit nicht irgendwas? Ich finde das seltsam! Sie ist genaugenommen eine von dir geschaffene Figur… Warum hilfst du ihr dann? Du könntest es doch einfach schreiben!“ „Ich habe dir bereits gesagt, Watanuki, dass ich das alles hier nicht schreibe, es passiert einfach so!“ „Nichts passiert einfach so!“, konterte ich. „Nichts ist Zufall! Es ist alles unausweichlich!“, meinte ich altklug. „Wo hast du das denn her? Das ist ja richtig philosophisch!“, fragte Shakespeare. „Von Yuko!“, antwortete ich patzig. „Von der Hexe? Das sieht ihr ähnlich. Jetzt hör auf so unwichtige Fragen zu stellen, Watanuki, und geh Juliet hinterher!“ Und was tat ich? Richtig: Ich machte mich auf den Weg zu Juliet… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)