Nächtliche Begegnung von Piggybank ================================================================================ Kapitel 1: Nächtliche Begegnung ------------------------------- Wo bin ich? Wie komme ich hier her? Isabell sah sich um, doch egal wie oft ihr Blick über das teils feuchte Holz glitt sie erkannte den Ort nicht. Es war zweifelsohne ein Schiff und sie einer der Passagiere, doch wie konnte das sein? Schließlich hatte die fünfzehnjährige keine Möglichkeit auf ein Schiff zu kommen. So ganz ohne ihre Eltern. Noch einmal ließ sie ihren Blick über die Planken schweifen, sah wie das Wasser immer wieder über die Reling schwappte und das Holz einnässte. „Ich will hier weg!“ „Ich will nach Hause!“ Die Stimmen zweier Kinder zogen Isabells Aufmerksamkeit auf sich und eng aneinander gedrängt erkannte sie zwei Jungen, sicherlich nicht älter als zwölf, deren Blicke hektisch nach einer Möglichkeit suchten von hier zu verschwinden. Hastig rappelte sie sich auf, schritt dann auf die Jungen zu, doch noch bevor sie bei ihnen ankam trat ein Mann aufs Deck und erreichte die beiden mit nur wenigen Schritten. „Hört auf! Eure Worte finden hier kein Gehör!“, knurrte er und die Kinder begannen zu weinen. Aus Angst vor dem Unbekannten, vielleicht auch aus Furcht vor dem was sie erwartete. Die See war unruhig und das kleine Schiff schaukelte, bahnte sich aber dennoch unaufhaltsam seinen Weg durch die Nacht. Nichts war zu sehen außer völliger Dunkelheit. Selbst das Wasser konnte man nur hören, da der Mond von Wolken verdeckt nur ab und zu einen kurzen Blick auf die wenigen Menschen an Bord freigab. Ich gehöre hier nicht her. Dieser Gedanke ging Isabell immer wieder durch den Kopf und festigte sich, während sie regungslos dastand und einfach nur abwartete. Der Mann drehte sich um und trat nun an sie heran, strich kurz durch ihr rabenschwarzes Haar, welches untypischerweise nicht zusammen gebunden war. Schwer schluckend sah sie ihn an und konnte ihren Blick einfach nicht von den dunklen, fast schwarzen Augen des anderen wenden. Er ist hübsch!, schoss es ihr durch den Kopf und innerlich schollt sie sich gerade einen Dummkopf, weil sie statt zu flehen sein Gesicht musterte. Die blonden Haare fast schon anhimmelte, die sein markantes Gesicht fast schon sanft umrahmten. „Ackrz…“ Die starke Hand die plötzlich ihren Hals umfasste und sie zu würgen begann brachte Isabell auf den Boden der Realität zurück und ließ sie röcheln. Ließ sie mit geweiteten Augen diesen Fremden ansehen und einfach nur beten, dass er sie loslassen möge. „Ich… liebe… dich.“ Ihre Stimme klang kratzig und die Worte waren nicht das was sie eigentlich hatte sagen wollen, doch der andere lachte nicht, sondern lockerte statt dessen den Griff und sah sie an. „Du bist noch nicht bereit. Ich lasse dich zurück.“, erklärte er mit warmer, tiefer Stimme und wandte sich nun ab, ging wieder auf die beiden Jungen zu, die noch immer wimmernd dastanden und jetzt auch wieder zu weinen begannen. „Eure Zeit ist gekommen. Daran könnt ihr nichts mehr ändern.“ Einen Augenblick später ging er von Bord, die Kinder in seinen Mantel gehüllt, der die drei in der Dunkelheit fast unsichtbar machte. „Guten Morgen, Berlin! Es ist genau sieben Uhr und die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Wolkendecke und werden uns heute einen wirklich angenehm warmen Tag bescheren.“ Isabell fuhr hoch und blickte sich irritiert um. Morgen? Berlin? Wo war das Schiff? Nur ein Traum. Sie seufzte schwer und schlug ihre Decke zurück, keuchte schon im nächsten Augenblick erschrocken auf. Ihr Bett war vollkommen durchnässt und auch ihr Pyjama war nass und roch nach Meer. Von draußen hörte sie eine Stimme. Vorsichtig stand sie auf und schlich zur Tür, lauschte der Stimme, die sie als die ihrer Mutter erkannte. „Nein, wie schrecklich. Diese Nacht? Die armen Jungen. Ist Inga noch im Krankenhaus?“ Kurz war Stille, doch in Isabells Kopf arbeitete es und eine merkwürdige Ahnung stieg in ihr hoch. „Aber das gerade die Kinder sterben mussten. Ich würde so etwas nicht verkraften. Schrecklich. Und alles nur, weil irgend so ein Ignorant nicht auf die Ampel geachtet hat.“ Isabell verstand. Das war kein Traum. Das ist der Tod? Wenn der Tod wirklich so gut aussah, dann war es wirklich dumm sich weiterhin vor ihm zu fürchten. Und im Augenblick … Ich bin noch nicht bereit. Noch darf ich leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)