Der Auftrag `☂ヽ von jyorie (Angstshipping) ================================================================================ Kapitel 2: Im Club ------------------ An diesem Abend beobachtete Malik etwas Neues. Er sah wie Bakura und sein kleiner Bruder gemeinsam das Haus verließen und zusammen mit dem blonden und dem schwarzhaarigen Leibwächter in die Limousine stiegen. Schnell schwang er sich auf sein Motorrad und verfolgte das ungleiche Quartett. Der Wagen hielt nach halbstündiger Fahrt vor einem gut besuchten Club im Rotlichtviertel Napolis. Die Vier stiegen aus und wurden am Hintereingang eingelassen. Malik konnte natürlich nicht mit durch diese Tür schlüpfen, dass wäre zu auffällig gewesen. Zudem kannte er einige der Leute, die zeitgleich in diesem inoffiziellen Eingang verschwunden waren, weitere Mafiosi und große Tiere der Unterwelt. Malik musste mit dem Haupteingang Vorlieb nehmen und in der Schlange warten, um unauffällig zu bleiben. Jedoch hatte er unter das Auto von Bakura einen Bewegungsmelder rollen lassen, der es ihm zumindest mitteilen würde, falls die Brüder wieder gehen würden. Andererseits war es nicht schlecht in der Wartereihe zu stehen. Da er dort interessante Gesprächsfetzen der Türsteher mitbekam, die beiden Männer wurden zur besonderen Wachsamkeit angehalten, wegen der Fusions-Versammlung, die heute statt fand. Malik musste nicht lange nachdenken, worum es ging, er hatte die Großen der Unterwelt selbst gesehen, als sie den Club betraten. Das fügte sich nahtlos in die Informationen ein, die Malik bei seinem Auftrag erhalten hatte. Zudem war es keine Seltenheit, dass solche Etablissements für die Treffen von den großen Bossen genutzt wurden. Man war mitten in der Öffentlichkeit und niemand würde es wegen der unzähligen Zeugen wagen hier etwas zu tun, wie es Malik vor hatte. Selbst wenn er nur einen einfachen Tötungsauftrag erhalten hätte, könnte er den Auftrag hier nicht ausführen und das Imperium der Di Lauro musste auf anderem Wege ausgelöscht werden. Die Warteschlange war eine echte Geduldsprobe für Malik. Es dauerte viel zu lange, bis er endlich in die Disko gekommen war, jetzt musste er nach dem Hinterzimmer suchen, in dem das Treffen abgehalten wurde. Bei seinem auslotenden Blick, um sich die Örtlichkeit einzuprägen, viel ihm an der Theke ein leuchtend weißer Haarschopf auf. Der Jüngere des Büderduos, nach dem Älteren der Beiden hielt Malik vergeblich Ausschau. Er vermutete, dass Bakura allein bei der Zusammenkünfte war und dort seine Macht und den Einfluss, den er schon besaß weiter untermauern würde. Die Zeit drängte, dass der Auftrag endlich erledigt wurde. Denn Bakuras Machtgier war der Grund, warum man auf ihn angesetzt hatte. Nachdem Malik den Jungen zusammen mit dem blonden Bodyguard entdeckt hatte, überlegte er wie er an ihn herankommen konnte. Er gab einer der Bedienungen ein Bündel Scheine und flüsterte kurz mit ihr. Danach bereitete er seinen nächsten Schritt sorgsam vor. Ryou saß gelangweilt in der Disko auf einem Hocker an der Bar. Er wusste selbst nicht mehr den Grund, warum er unbedingt seinen großen Bruder hatte begleiten wollen, dass Bakura in einen Club gehen würde hätte er nie vermutet, aber jetzt war er schon wieder allein. Um ihn herum tanzten und freuten sich die Leute, nur er war genau der Gegensatz dazu. Seine Ellenbogen hatte er auf die Theke gestemmt und sein Kinn auf die Handballen gestützt, seine Hände umschlossen die Wangen. Man hätte bei seinem Anblick denken können, er wolle sich die Ohren zuhalten. Man sah dem Jungen die tiefe innere Unzufriedenheit einfach an. Aber Malik wusste es besser. Auch sah er wieder diesen gewissen Blick in seinen Augen, diesen Ausdruck, den er in der Schule schon bei ihm gesehen hatte. Aber da Malik nun genau sah, wem er seine Blicke seufzend nachwarf, disponierte er kurz um. Er würde sich nicht nur dessen Vertrauen und Freundschaft erschleichen. Nein, der Kleine war fällig, mit ihm konnte der Auftragskiller einen Schritt weiter gehen und er wusste, dass dies seinen Auftrag erleichtern würde. Seufzend warf Ryou einen kurzen Blick zu dem sandblonden Mann, mit den wirr abstehenden Haaren, der am Ende der Theke stand, wegen dem er kein bisschen Spaß haben konnte, oder jemanden kennenlernen würde. Der Leibwächter hatte sich an die Wand gelehnt, seine Arme vor der Brust verschränkt und ließ den Kleinen nicht aus den Augen. Ryou ließ seinen traurigen Blick weiter über die Menge gleiten. Dann verfing sich plötzlich sein Blick mit dem eines Anderen und er konnte sich nicht mehr losreisen. Ryou blickte in ein fliederfarbenes Augenpaar und fühlte sich von dem inneren strahlen der Amethyste angezogen, als würden ihn diese Augen gefangen nehmen können. Dieser intensive Blick des Unbekanten hatte ihn direkt in der Seele getroffen und das Lächeln des Mannes hinterließ ein flaues Gefühl in seinem Magen. Scheu erwiderte Ryou den Augenkontakt und Malik sah etwas in den schokobraunen Augen des kleinen Albinos schmelzen. Genüsslich nahm er wahr wie sein Blick verträumt wurde und sich seine verkrampften Gesichtszüge zu einem Lächeln entspannten. Als der Jugendliche seinen Blick für einen kurzen Augenblick senkte, verschwand Malik wieder im Gedränge. Jedoch beobachtete er den Süßen weiter, wie er sich suchend umschaute. Das Interesse war definitiv geweckt und jetzt brauchte er den Fisch, der an der Angel zappelte nur noch einzuholen. Ryou seufzte. Er dachte kurz darüber nach, was in seinem Leben schief gelaufen war. War er vielleicht selbst daran Schuld das es so aussah wie es jetzt war? Was sollte er den machen? Wie könnte er etwas ändern? Wie könnte er entkommen? Sein Bruder liebte ihn wohl, aber er war schon immer was ihn betraf übervorsichtiggewesen. So ein Quatsch! Er war schließlich kein Kind mehr, auf das man aufpassen musste, so wie vor sieben Jahren, als das Schicksal die beiden Di Lauro von ihren Eltern trennte und jetzt beide nur noch sich hatten. Er war schließlich schon fast erwachsen mit seinen siebzehn Jahren. Ständig wollte sein Bruder ihn beschützen, bewachen und alles wissen wo er war, was er tat. Und seit den letzten drei Monaten war er noch paranoider geworden. Wieder warf er einen mürrischen Blick zu dem Mann am Ende des Tresens, dessen Blicke weiterhin auf ihm ruhten. Seit über zehn nervigen Wochen hatte er auch noch dieses Anhängsel überall hin mitzunehmen. Nicht, das er seinem Bruder undankbar wäre, dass sich dieser immer um ihn gekümmert hatte und tat was er konnte um ihm die Eltern zu ersetzen. Aber jetzt übertrieb er es einfach nur maßlos und so konnte es nicht weitergehen. Er hatte ihn schon darauf angesprochen, dass er kein Kindermädchen benötigte, dass er allein auf die Uni gehen konnte und sehr wohl im Stande war auf sich aufzupassen. Aber da biss er bei Bakura auf Granit. Dieser Punkt war nicht verhandelbar. Ryou hatte keine Freunde. Die Art und Weise wie sein Bruder in sein Leben regierte, engte ihn zu sehr ein. Warum hatte er nur so große Angst um ihn, normal war das wirklich nicht! Er durfte sogar nicht mal jemanden mit nach Hause nehmen und wenn doch, musste er das immer erst mit ihm abklären und einen Termin eine Woche später vereinbaren. Aber wenn es dann soweit war, wollten die anderen nicht mehr und wendeten sich von ihm ab. In den letzten Wochen kam er sich wie isoliert vor. Ryou dachte wieder daran, wie ihn vorhin dieser hübsche Mann sanft und warm angelächelt hatte. Er dachte wieder an dessen unglaubliche Augen, die ihn so tief in seinem Innersten berührt hatten, dass er das Kribbeln in seinem Magen noch spüren konnte. Sogar seine Knie fühlten sich weiterhin an wie Wackelpudding. Ryou war ein Junge der definitiv noch an Romantik glaubte, an Liebe auf den ersten Blick und all so ein Zeug. Und genau so, haargenau so hatte er es sich vorgestellt, wenn er sich einmal verlieben würde. Jedoch war er zu schüchtern, um den Augenkontakt zu halten, er hatte nur kurz weg geschaut und alles war vorbei. Der Mann war fort und Ryou fand ihn nirgends mehr. Traurig schloss er seine Augen und träumte vor sich hin, wie es hätte sein können, wenn er sich getraut hätte diesen Mann anzusprechen.. Ryou grummelte, Bakura würde ausflippen, wenn er sich verlieben würde, oder gar einen festen Freund mit nachhause schleifen würde. Er könnte es auch gleich vergessen. Am besten war es, sich diesen Mann schnell wieder aus dem Kopf zu schlagen und nicht mehr an ihn zu denken. Dennoch erwägte Ryou zum erste Mal ernsthaft von zu Hause abzuhauen, damit er sein eigenes Leben leben könnte. Wie es wohl wäre einfach auszubrechen, alles hinter sich zu lassen? Weg von seinem offenen Gefängnis bei seinem Bruder? Könnte er ihm das den antun? Bakura würde krank vor Sorge werden. Wenn er doch nur etwas mehr Freiraum hätte! Ryou blieb der Schrei in seiner Kehle stecken, als er plötzlich den Halt verlor. Während der Hocker unter seinem Hintern einfach umkippte und er gen Boden sauste. Er kniff seine Augen zusammen und erwartete, das harte, schmerzliche Zusammenprallen mit dem Fußboden. Sein Sturz in die Tiefe stoppte abrupt, jedoch ohne den harten Schmerz den er erwartet hatte. Als er langsam eines seiner Augenlider aufschlug, nahm er die Umrisse seiner Umgebung nur noch verschwommen wahr. Er glaubte zu träumen und bemerkte nicht das kleine Tuch auf seiner Nase, auch nicht, dass er auf dem Boden in Maliks Armen lag. Für kurze Zeit konnte er noch sein anderes Lid flackernd heben und sah diese unglaublichen Augen, die vorhin den Schmetterlingen in seinem Magen die Starterlaubnis erteilt hatten. Die tiefen, dunklen Amethyste schwebten nur wenige Zentimeter über ihm und er verlor sich abermals darin. Ryou seufzte: „Mein Leben!“ Seine Lippen umspielte ein zartes Lächeln, danach verlor sein Körper jegliche Spannung und es wurde ihm schwarz vor Augen. Malik grinste in sich hinein, besser konnte es ja gar nicht laufen. Ein kurzer Seitenblick an den Rand der Theke offenbarte ihm, dass der Leibwächter noch mit der Bedienung beschäftigt war, die ihm aus versehen ein Getränk übergeschüttet hatte. In fast demselben Moment, nur geringfügig zeitversetzt, wie das feuchte Nass auf der Brust des Ägypters landete, hatte er Ryous Barhocker umgestoßen, um ihn ganz unverfänglich abzufangen. So wie er momentan mit dem Weißhaarigen auf dem Boden kauerte, war er außerhalb des Blickfeldes des blonden Aufpassers. Perfekt! Behände stand er mit dem ohnmächtigen Jungen in seinen Armen auf und beeilte sich nach draußen zu kommen. Schließlich war frischer Sauerstoff das Beste, um die Lebensgeister wieder zu erwecken. Außerdem musste er den Kleinen ungesehen rauben und ihn außer Reichweite seines Bodyguards bringen. Mit Ryou in den Armen drängte er sich den Weg durch die Menschenmassen. Die Leute nahmen keine Notiz von den Beiden. Ob jetzt ein kuschelndes Pärchen mehr oder weniger im Club war interessierte niemand. Er legte den Jungendlichen auf einer Bank nieder, die auf einem heruntergekommenen Spielplatz in der Nähe stand. Dann setzte er sich selbst und drehte Ryou ein Stück auf die Seite, damit er dessen Kopf auf besser seinen Schoß legen konnte. Er betrachtete den Schlafenden, es war nicht zu leugnen, dass dieser sehr anziehend war. Ein niedliches, unschuldiges Gesicht, die schöne, ebenmäßige blasse Haut. Er wirkte fast zerbrechlich. Malik strich mit seinen Fingern über den Rücken des Jungen und wunderte sich, dass sich die feinen Härchen auf seiner Haut von so einer simplen Berührung aufstellten. Malik mochte es. Belustigt hauchte er in sein Ohr: „Das scheint dir wohl zu gefallen Kleiner?“ . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)