Negotiator von Yun-Harla ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Corscant schläft nie. Egal, zu welcher Uhrzeit. Es ist immer etwas los und irgendwo haben immer die Geschäfte geöffnet. Selbst wenn sie sich auf der derzeitigen Nachtseite des Planeten befinden. Nachts wird es lediglich ein wenig ruhiger, bevorzugen die meisten Spezies doch das Tageslicht. Aus diesen Gründen macht es mir auch nicht viel aus, die Spätschichten in der kleinen Bar zu übernehmen, in der ich mir meine Brötchen verdiene. Deswegen und weil ich ohnehin eine Nachteule bin. Es ist schon beinah drei Uhr in der Nacht. Die Bar hat heute Abend guten Umsatz gemacht und ich musste ein wenig länger bleiben. Nicht weiter schlimm. Ich mag meine Arbeit. Und ich mag es im Dunklen mit dem Zug nach Hause zu fahren. Das eintönige Geräusch mit dem er über die Schienen rast und die hell erleuchteten Fenster draußen, lullen einen ein. Meine Gedanken schweifen umher, anders als auf dem Hinweg. Bin ich dort doch meistens in eine Lektüre vertieft. Manchmal dient mir ein Roman als Lesestoff, manchmal sind es die neusten Nachrichten über den Krieg, der meist so weit entfernt scheint. Eine meiner Freundinnen – nach der Schule und Ausbildung hatte es uns durch die ganze Galaxis verteilt – lebt nun in einem Krisengebiet. Eine weitere zählt zu den Feinden, weil sie zufällig auf einem Planeten lebt, der der KUS angehört. Doch noch ist Coruscant sicher und der Krieg weit weg. Nur eine Frage der Zeit, bis sich dies ändert. Der Zug wird langsamer, kommt dann zum Stillstand. Mit einem Zischen öffnen sich die Türen und kühlere Luft weht hinein. Ich gehöre zu den wenigen Personen, die den Zug an dieser Station nicht verlassen. Und praktisch niemand steigt neu zu. So ist es immer. Noch sechs Stationen, dann muss ich raus. Dann noch die Straße entlang zu dem anonymen Tower, in dem zwei kleine Zimmer mein Reich sind. Ich freue mich auf mein Bett. Der Tag war anstrengend. Eine Bewegung am Rand meines Sichtfeldes lässt meinen inhaltslosen Gedankengang abreißen. Ein Mann setzt sich mir gegenüber auf den freien Platz am Fenster. Innerhalb weniger Sekunden mustern wir einander unauffällig. So, wie man es immer tut, wenn man zufällig jemandem auf der Straße begegnet, der irgendwie die Aufmerksamkeit erregt. Und sei es nur, weil er sich zufällig auf den gegenüberliegenden Platz im Zug setzt. Blaugraue müde Augen, gepflegter Vollbart, brauner Mantel, Lichtschwert. Jedi. Er setzt sich, ich blicke wieder aus dem Fenster. Mit einem leichten Ruck fährt der Zug wieder an und die definierten Lichtpunkte der erhellten Fenster ziehen schon nach wenigen Momenten wieder als verwischte Streifen an mir vorbei. In der Scheibe kann ich das Spiegelbild des Jedi beobachten. Er sieht müde aus, reibt sich unauffällig die Augen und blickt immer wieder in die Richtung, in der bald der Tempel in Sicht kommen wird. Sicherlich ist er sich meiner kurzen Blicke bewusst. Schließlich ist er ein Jedi. Die Schienen schlängeln sich zwischen den gewaltigen Wolkenkratzern des Stadtplaneten hindurch und bald wird die Silhouette des Jedi-Tempels sichtbar. Ein anheimelnder Anblick. Kann ich den Tempel doch auch von meinem Schlafzimmerfenster aus sehen. Wir halten in seiner Nähe. Drei Stationen noch, dann muss ich raus. Der Jedi erhebt sich mit einem leisen Seufzen. Ich kenne sein Gesicht aus den Nachrichten, doch sein Name fällt mir nicht ein. War er nicht der, der draußen bei Christophsis gesiegt hatte? Noch einmal blicke ich in sein Gesicht, weswegen er mir ein kurzes Lächeln schenkt. Ich erwidere es ein wenig schief, ein wenig strahlender und wende den Blick in einer verlegenen Geste ab. Der Jedi geht, ich bleibe sitzen. Bald darauf schließen sich die automatischen Türen des Zuges wieder, mit einem sanften Ruck fährt er an und schlängelt sich weiter durch die Häuserschluchten. Bald habe auch ich mein Ziel erreicht, während meine Gedanken weiterhin bei jenem Mann verharren, der trotz des Krieges einer völlig fremden Person mitten in der Nacht ein Lächeln schenkt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)