Zum Inhalt der Seite

Der letzte Schuss

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1.

Viel Vergnügen beim Lesen

-----------------
 


 

Gemeinsam mit meiner kleinen Schwester sitze ich im Wohnzimmer. Wir spielen. Meine Eltern sind in der Küche. Sie streiten. Doch wirklich wahrnehmen, tue ich den Streit nicht. So ist das nun einmal mit den Dingen, die selbstverständlich sind. Man spricht ihnen keinerlei Bedeutung zu. Irgendwann beginnt man über sie hinweg zu sehen und über sie hinweg zu hören. Doch plötzlich erklingt ein Schrei. Nein, nicht irgendein Schrei. Es ist meine Mutter, die schreit. Erschrocken reiße ich die Augen auf. Ich bin zu keiner Bewegung fähig. Beinahe so, als hätte der Schrei mich erstarren lassen. Meine Hände zittern. Dann ertönt ein Knall. Ein dumpfer Aufprall. Hastige Schritte hallen wieder, die Tür nach draußen wird geöffnet, um keine Sekunde darauf hart zugeschlagen zu werden. Eilig stehe ich auf. Meine kleine Schwester hielt mich an meinen Kleid fest. Ich schaue sie an. Die Angst steht ihr ins geschrieben. Blanke Angst.
 

„Nicht gehen“ sagt sie mir.
 

Ich erwidere nichts. Stattdessen mache ich mich von ihr los und gehe zur Küche. Sie liegt auf dem kalten Fliesenboden. Meine Mutter. Eine allmählich größer werdende Blutlache unter ihr. Ich falle auf die Knie, versuche sie aufzuwecken.
 

„Mama, wach auf. Bitte, Mama! Du darfst nicht sterben, Mama. Bitte, Mama“ rufe ich ihr immer wieder zu, während Tränen unaufhaltsam meine Wangen hinab flossen. Ihr Blut klebt an meinen Händen.
 

„Hinata?“ Meine kleine Schwester ist gekommen. Sie darf Mama nicht so sehen.

„Hanabi, bleib weg!“ Sie hört nicht auf mich, nähert sich mir. Nie werde ich vergessen, welches Entsetzen sich in ihren kindlichen Augen spiegelt, als sie unsere Mutter so liegen sieht. Auch sie fängt an zu weinen.
 

Die Tür wird aufgebrochen. Wir bemerken es nicht. Wie aus dem nichts treten Polizisten in die Küche. Schockiert betrachten sie das Bild, welches wir ihnen präsentieren.
 

„Wir müssen die Kinder hier wegbringen! Und ruft einen Seelsorger!“ sagt einer von ihnen laut. Ein großgewachsener Mann packt sich Hanabi. Sie wehrt sich, schreit. Zwecklos. Dann wollen sie auch mich mitnehmen. Ich klammere mich an meine Mutter.
 

„Fasst mich nicht an. Ich will bei meiner Mama bleiben!“ Eine Hand greift nach mir, ich schlage sie weg, klammere mich fester an meine Mutter. Sie schauen mich mitleidig an.
 

„Das arme Kind“ höre ich sie sprechen.
 

Zwei von ihnen fassen mich von beiden Seiten, am Arm. Sie zerren mich weg. Weg von meiner Mutter. Ich schlage um mich, versuche sie zu treten. Es gelang mir sogar Einen der Zwei zu beißen. Dennoch schaffen sie es mich zu ignorieren. Ich werde lauter, rufe nach meiner Mutter.
 

„Mama hilf mir! Sie wollen uns trennen. Sie haben Hanabi und mich. Mama! Mama! Mama!“
 

Sie erhört mich nicht. Wie denn auch? Sie ist tot. Er hat sie erschossen. Mein Vater hat meine Mutter erschossen, wie ich später erfahren darf.
 

Und so wie sie mich aus unsere Wohnung zerren, mich meinem zu Hause entreißen, stelle ich fest, dass die Zeit nicht stehen blieb und die Welt nicht unterging. Es ist viel schlimmer.
 


 


 

------

2.

16 Jahre später:
 

Als ihr Verlobter eintrat, saß sie auf dem Bett. Sie war eine junge, wunderschöne Frau. Seidenes Haar so dunkel wie die Nacht. Zarte Haut, so weiß wie Schnee. Bittersüße Lippen in einem tiefen rot. Große fliederfarbene Augen, die bei seinem Anblick zu strahlen begannen. Seine goldblonden Haare, schmiegten sich etwas wuschelig, an seine wohlgeformten Wangenknochen. Saphirblaue Augen, in denen sie sich nur zu gern verlor. Der Körper eines Adonis.
 

„Hast du es dabei?“

„Natürlich“
 

Er zückt einen kleinen Plastikbeutel hervor. Weißes Pulver befand sich darin. Sie begann zu lächeln. Fünf Jahre hatte sie durchgehalten bis sie wieder rückfällig geworden war. Ob sie wohl jemals davon loskommen würde? Nicht solange sie, so großen Gefallen daran fand.
 

„Dann lass uns doch ein wenig von kosten. Ich hoffe doch es ist gutes Zeug.“
 

Sie stellt sich auf ihre Beine, begab sich in das Wohnzimmer, er folgte ihr. Auf dem gläsernen Tisch, lag ein Löffel, Feuerzeug, eine halbe Zitrone wie auch eine Spritze.
 

„Holst du ein wenig Wasser?“

„Mach ich“
 

Schnell ging er in die Küche, füllte ein Glas mit Leitungswasser ab. In der Zwischenzeit, hatte sie ein wenig vom weißen Pulver, in den Löffel getan. Dazu einen Spritzer Zitronensaft. Ohne die Säure der Zitrone würde sich das weiße Pulver nicht auflösen.
 

„Hier ist das Wasser“
 

Dankend nahm sie das Wasserglas an. 2,3 Tropfen davon kippte sie mit in den Löffel. Danach begann sie mithilfe des Feuerzeugs, den Inhalt zu erhitzen. Es dauerte nicht lange, da hatte sich das Ganze verflüssigt. Kaum, dass es soweit war, schnappte er sich die Spritze, zog damit die Flüssigkeit auf.
 

„Bereit?“ fragte er mit einem Grinsen.

„Ja“
 

Er krempelte den Ärmel ihres Pullovers hoch, band ein Tuch fest um ihren Oberarm. Dadurch würde sich die Durchblutung stauen und die Venen würden besser zu erkennen sein. Behutsam stach er die Nadel der Spritze unter ihre Haut, direkt in eine Vene und verabreichte ihr die flüssige Droge. Auch bekannt als Heroin. Keine Minute danach verfiel sie dem Rausch.
 

„Verdammt gutes Zeug. Du solltest auch probieren.“ kam es benommen von ihr.

„Das werde ich. Keine Sorge“
 


 

---------

Sie kam gerade aus dem Supermarkt raus, eine Tüte voll mit Lebensmittel in der Hand, als ihr eine altbekannte Person entgegen lief.
 

Wann würde er sie endlich in Ruhe lassen? Würde er denn jemals begreifen können, dass es zwischen ihnen schon längst vorbei war? Es war zu Ende gewesen, bevor es auch nur angefangen hatte. Sie liebte ihn nicht. Nie würde sie ihn lieben. Für sie ist er stets wie ein großer Bruder gewesen. Doch er musste es unbedingt zerstören. Die tiefe Freundschaft, die sie verband, hatte er aufs Spiel gesetzt und letztlich verloren.
 

„Hinata.“ Mehr als ihren Namen sagte er nicht, als er atemlos bei ihr ankam.

„Kiba, was willst du!?“ fragte sie in einem harschen Ton.

„Du hast wieder damit angefangen, nicht wahr?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“ gab sie scharf zurück.

„Oh doch, Hinata. Es geht mich etwas an. Du liegst mir am Herzen und ich werde nicht zulassen, dass du dich kaputt machst“
 

„Mir geht es blendend wie du siehst.“

„Erzähl das jemanden anderen aber nicht mir. Ich kaufe dir das nicht ab. Dafür kenne ich dich zu gut. Viel zu gut“

„Du irrst dich. Du kennst mich kein bisschen.“

„Doch, das tue ich. Du willst es nur nicht wahr haben. Schau dich an Hinata, dein Gesicht. Dein wunderschönes Gesicht, es zerfällt.“
 

„Wann begreifst du endlich, dass ich deine Gefühle nicht erwidern kann. Ich liebe dich nicht!“

„Das habe ich schon längst begriffen, du scheinst es dir aber schwer zu machen, endlich zu begreifen, dass es mir einzig und allein um dein Wohlergehen geht“
 

„Das glaube ich dir nicht!“
 

Kiba entwich ein Seufzer der Verzweiflung. Wem hatte sie bloß solch einen Starrkopf zu verdanken!
 

„Liebes?“ Als seine Stimme erklang, huschte plötzlich ein Lächeln über ihre Lippen. Vollgepackt mit den restlichen Tüten mit Lebensmittel stand er hinter ihr. Sie wandte sich um, beugte sich zu ihm vor und küsste ihn zärtlich.
 

„Warum hat das so gedauert?“

„Na ja. Die zwei Tüten haben nicht gereicht, also durfte ich mich für eine dritte Tüte ein weiteres mal an der Kasse anstellen“

„Dann ist ja gut. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du mit einer anderen Frau verschwunden bist.“ sagte sie belustigt. Es glitzerte in ihren Augen.

„Niemals könnte ich dich verlassen. Das weißt du doch.“

„Ich weiß.“
 

„Hinata?“ Innerlich die Augen verdrehend, zwang sie sich ein weiteres Mal Kiba zu zuwenden.

„Was ist denn noch!“ fuhr sie beinahe schon an.

„Gibt es vielleicht etwas von dem ich nichts weiß?“ sprach er, während sein fast schon verachtender Blick dem blonden Mann neben Hinata galt.
 

„Das ist Naruto. Naruto, darf ich vorstellen Kiba.“
 

„Das ist also Naruto. Ist er der Typ, der dir deine Drogen beschafft, hm? Ist er das? Lässt er etwa zu, dass du dem Tod in die Arme rennst? Gibt er die vielleicht auch noch einen Rabatt, weil du ihm dafür andere Dienste erweist, verkaufst du dich an ihn? Tust du das? Ist es das, was du tust, Hinata!?“
 

Deutlicher Zorn schwang plötzlich in seiner Stimme mit. Obwohl er sich alle Mühe gab nicht los zuschreien wurde er zum Schluss doch lauter.
 

„Schrei mich nicht an, Kiba. Du hast keinerlei Recht dazu“ Nur schwer gelang es ihr die Ruhe zu bewahren.
 

„Oh doch ich habe sogar jedes Recht dazu! Es ist meine Pflicht dich zu beschützen. Vor allem vor jemanden wie ihm!“ Abfällig musterte er Naruto.
 

„Naruto ist mein Verlobter. Ich liebe ihn und er hat mich gefragt ob ich seine Frau werden will, ich habe ja gesagt, verstanden? Wir sind seit längerem ein Paar. Wenn du mich so gut kennst wie du behauptet hast, solltest du das eigentlich wissen. Ich werde heiraten, besitze ein nicht günstiges Dach über dem Kopf und hungern muss ich auch nicht. Also so schlecht kann es mir da wohl kaum gehen! Und überhaupt ich habe mir in den letzten Jahren regelrecht den Arsch aufgerissen, für dieses beschissene Jurastudium, ich habe als einer der Besten abgeschnitten und arbeitete in einer angesehenen Kanzlei. Da darf ich mir wohl noch den oder anderen Spaß erlauben!“
 

„Schön und gut. Aber verrate mir doch mal, wie lange du jetzt angeblich krank geschrieben bist. Wann hast du dich das letzte Mal in der Kanzlei blicken lassen? Vor mehr als einem Monat, Hinata.“
 

Sie erwiderte darauf nichts. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen.
 

„Naruto lass uns zum Auto gehen. Ich will nach Hause.“

„Na gut, lass uns gehen.“ antwortete er, nachdem er die ganze Zeit über geschwiegen hatte. Sie wandten sich um, waren dabei zu gehen.
 

„Genau das kannst du am Besten Hinata!“ rief Kiba ihr hinterher.
 

„Sobald es ernst wird, läufst du weg. Du haust einfach ab. Irgendwann musst du dich der Realität stellen. Sonst wird es zu spät sein. Muss denn erst ein Unheil geschehen? Dein Vater stand unter Einfluss von Drogen, als er deine Mutter erschoss! Ist dir das nicht Grund genug aufzuhören!?“
 

„Hinata ich rede mit dir! Ist dir das nicht Grund genug aufzuhören!? Bleib hier und antworte mir gefälligst! “
 

Keine Antwort.
 

Scheinbar unberührt schritt sie den Weg zum Auto. Naruto neben ihr. Kiba konnte nicht sehen, dass Tränen vereinzelt ihre Wangen hinab liefen. Die Lippen bebten. Ein Aufschluchzen war nur mühsam zu unterdrücken. Die Erinnerung an ihre Mutter, war als würde man sie in ein tiefes Loch stürzen. Unbeschreibbar in dem Schmerz, der mit ihr einherging.
 

Er fasste die Tüten in eine Hand, die andere schlich sich zu ihrer, verschloss sich sanft darum.
 

„Alles ist gut, Hinata“ flüsterte er ihr tröstend zu.
 

Nichts war gut. Das war die bittere Wahrheit, die sie verzweifelt zu verdrängen versuchte.
 


 


 

----------



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mino-Sama
2012-07-24T19:31:53+00:00 24.07.2012 21:31
So hab alles mal gelesen xD
Arme Hina. Sie tut mir Leid.
Ich freu mich wenn weiter geht ^^
Von:  SnowLoveShine
2012-05-18T06:09:51+00:00 18.05.2012 08:09
Tolles Kap
Ist echt traurig, dass so etwas passiert ist :(
freu mich schon wenn's weiter geht
Lg
Snowie


Zurück