Behind the mask von LucyCameronWeasley (Albus Potter x Imogene Malfoy) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- »Wir Malfoys tragen das Erbe reinen Blutes in uns. Wir stehen über den Dingen.« Imogene Genevive Malfoy war ein Mädchen von zarten fünfzehn Jahren. Sie trug den Namen Malfoy die ersten dreizehn Jahre ihres Lebens voller Stolz und wurde diesem sogar gerecht. Zusammen mit ihrem älteren Bruder Scorpius gehörte sie zu den Unruhestiftern Nummer eins in Hogwarts. Schon von Kindesbeinen an, wurde der Malfoy- Tochter eingeprägt, sich von den Potters und den Weasleys fernzuhalten. Brav hatte sie sich daran gehalten, obwohl sie sich insgeheim gern mit ihnen angefreundet hätte. Besonders Rose und Lily waren ihr sympatisch. So hatte sie im vierten Schuljahr angefangen, sich ihnen anzunähern. Sie hatte angefangen, sich zu verändern. Rose und Lily wurden ihre besten Freundinnen- jedoch nur, solange Scorpius nicht in der Nähe war. Denn vor ihrer Familie wahrte sie weiterhin den Schein. Und dann kam alles noch schlimmer- durch den Kontakt zu den beiden Mädchen, lernte sie auch Albus näher kennen...verliebte sich in ihn. Doch die Worte ihrer Eltern klangen immer wieder in ihren Ohren und ihr war klar, dass es für ihn und sie keine Zukunft gab. Kapitel 1: Kapitel 1- Unterschiede ---------------------------------- Es war ein kühler und vernebelter Morgen. Der letzte Tag im August 2022, brach also außergewöhnlich kühl an. Im Hause Malfoy herrschte bereits seit frühesten Stunden reges Treiben, die Hauselfen waren geschäftig in der Küche und im Speisesaal. Scorpius Malfoy, seines Zeichens Frauenliebhaber und Unruhestifter hochwohlgeboren, feierte seinen siebzehnten Geburtstag an diesem Tag. Im Moment jedoch, lag er ziemlich breit am Boden seines Zimmers, schnarchte und machte allgemein einen ziemlich zerstörten Eindruck. Seine jüngere Schwester Imogene hockte neben ihm und wartete mit einem amüsierten Grinsen darauf, dass er aufwachte. Sie hatte sich einen Spaß daraus gemacht, sein Gesicht mit Karnevalsfarben zu bemalen und hatte dies auch schon festgehalten. So hatte sie ihn in der Hand, gegen seine Freunde, wenn Scorpius gedachte, sie wegen irgendwelcher Kleinigkeiten auffliegen zu lassen. Das Malfoy-typische blonde Haar fiel über ihre Schulter, während sie sich nach vorne beugte und vorsichtig die Wange ihres Bruders piekste. Vielleicht bekam sie ihn so ja wach. Und tatsächlich, er regte sich und gab ein Brummen von sich, was Imogene dazu veranlasste, leise zu kichern. “Na Bruderherz? Hast du schon in deinen Geburtstag reingefeiert?”, wollte sie grinsend wissen und als er die Augen öffnete und sie anstarrte, richtete sich das Mädchen zu ihrer vollen Größe auf. Ihre Miene nahm einen unschuldigen Ausdruck an: “Was siehst du mich denn so an, lieber Scorpius?” “Du hast doch sicher irgendwas angestellt...was machst du überhaupt in meinem Zimmer?”, fragte ihr Bruder und rappelte sich auf, dann fuhr er sich mit der Hand durch die zerzausten Haare. “Ich war ganz brav. Ich wollte dich eigentlich nur aufwecken. Das Frühstück ist fertig”, teilte Imogene ihm grinsend mit, ja sie verkniff sich sogar ein Lachen. Er sah eben einfach zu komisch aus mit den Malereien im Gesicht. Scheinbar hatte sie ihn wohl zu lange angestarrt, denn Scorpius wandte seinen Blick zum Spiegel und erstarrte dann. Wut zeichnete sich in seinem Gesicht ab und mit eben dieser sah er die junge Malfoy nun an: “Imogene Genevive Malfoy! Was zum Teufel fällt dir ein, du idiotisches Biest?” Mit einer fahrigen Handbewegung tastete er nach seinem Zauberstab und stieß ein Knurren aus, als er diesen nicht finden konnte. Imogene grinste triumphierend und wirbelte besagten Stab zwischen den Fingern. “Tut mir leid, Bruderherz, aber du glaubst ja wohl nicht, dass ich so einfältig bin, dein Gesicht voll zu malen, ohne vorher deinen Zauberstab zu beschlagnahmen?”, kicherte sie leise und drehte sich einmal um ihre eigene Achse. Scorpius Hand bebte vor Zorn. “Gib mir sofort meinen Zauberstab zurück!”, forderte er mit donnernder Stimme, welche die Fünfzehnjährige zusammenzucken ließ. Imogene warf ihrem Bruder einen erbosten Blick zu und verschwand zur Tür, von wo aus sie ihm den Zauberstab zuwarf und dann eilig aus der Schusslinie verschwand. * Eine halbe Stunde später waren die Malfoys im Speisesaal versammelt. Der lange, marmorne Tisch war prunkvoll gedeckt und doch wirkte es schrecklich fehl am Platz. Die distanzierte Kälte, die im Raum hing, schuf eine Wand aus persönlichem Desinteresse und weckte fast den Anschein, man befände sich auf einer Todesfeier und nicht auf einem Geburtstag. “Sohn”, erklang die etwas überhebliche Stimme von Draco, als er den Tagespropheten beiseite legte. Sein Blick drückte Respekt aus, jedoch nicht mehr. Keine Spur von Zuneigung oder gar elterlicher Liebe. Imogene verabscheute dieses kalte Verhältnis ihrer Familie zueinander. Seit sie gemerkt hatte, wie familiär und herzlich es bei den Potters und Weasleys zuging, wünschte sie sich sehnlichst, dass es auch bei ihnen zumindest annähernd so sein könnte. Aber dies würde wohl auf ewig ein Wunschdenken ihrerseits bleiben. Das Mädchen beobachtete, wie Scorpius aufstand und auf seinen Vater zuging. Dann sah sie weiter zu ihrer Mutter Astoria, welche starr auf ihren Teller blickte, ebenso emotionslos, wie die Stimme Draco’s klang. Doch Imogene hatte den Verdacht, dass dies einen gänzlich eigenen Grund hatte. Ihr war aufgefallen, wie rasch das Verhältnis zwischen ihren Eltern in letzter Zeit abgekühlt war. Und immer öfter stellte sich die junge Malfoy die Frage, ob ihr Vater seine Frau jemals wirklich geliebt hatte oder ob es letztendlich nur eine Zweckehe war. Sie fände beides nicht sonderlich schön, aber bei ersterem bestand zumindest noch etwas Hoffnung. Hoffnung darauf, dass sie irgendwo in den tiefsten Abgründen ihrer Herzen, doch eine Familie waren. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Scorpius sich wieder ihr gegenüber niederließ und ein Schatten von Stolz auf seinem Gesicht zu lesen war. Also schob Imogene ihre ketzerischen Gedanken erstmal zur Seite und blickte ihren Bruder mit einer Mischung aus Neugier und Aufmerksamkeit an. “Was gibt’s denn zum Stolz sein?”, wollte sie wissen und legte ihr zauberhaftes Lächeln auf, dem normalerweise niemand widerstehen konnte. Niemand, außer ihrem Bruder Scorpius. Dieser schenkte ihr einen mitleidigen Blick und zog es erstmal vor, zu schweigen. Das machte Imogene jedoch sauer und sie fing an, ihn unterm Tisch zu treten. “Sags mir, sags mir, sags mir!”, forderte sie ungeduldig und ließ ihn dabei nicht aus den Augen, trat ihn immer weiter. Scorpius zischte und sah sie böse an: “Hör auf damit, Imogene!” “Dann sag mir den Grund!” “Hört auf jetzt!”, hallte die Stimme Draco’s genervt von den Wänden wieder und sofort verstummten die Kinder. Imogene hörte jedoch nicht damit auf, ihren großen Bruder böse anzufunkeln, bis dieser schließlich so genervt davon war, dass er aufgab. Scorpius hob sein rechtes Handgelenk, an welchem eine silberne Uhr baumelte. Auf dem Ziffernblatt war das Familienwappen der Malfoys eingraviert und kleine Diamanten funkelten über jeder Ziffer. Das ist so typisch, dachte Imogene achtlos. Dass ihre Familie immer so protzig sein musste. Sie musste zwar zugeben, dass sie auch schöne Dinge bevorzugte und den Wohlstand genoss. Aber niemals protzte sie damit übermäßig herum. “Schick”, meinte sie trocken und ärgerte sich insgeheim. Dafür hatte sie genervt? “Imogene? Wir wollen heute neue Festumhänge besorgen. Hast du einen bestimmten Wunsch?”, mischte sich Astoria ein, bevor es wieder eskalieren konnte. Die junge Malfoy sah ihre Mutter an und strich durch ihre blonden Haare. Sie haderte mit sich, wusste nicht, ob sie ihren Wunsch aussprechen sollte. Ein unsicherer Blick wanderte zu ihrem Vater, ehe sie sich ihrer Mutter hinbeugte: “Ich würde gern viel lieber ein Kleid haben.” Überrascht sah Astoria sie an: “Ein Kleid? Du hast doch genügend Kleider.” Imogene seufzte leise auf, das hatte sie erwartet. Sie wollte keine weitere Erklärung abgeben. Stattdessen wandte sie sich an ihren Vater: “Darf ich aufstehen?” Draco sah sie durchdringend an und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er ihr die Bitte verwehren. Doch letztendlich nickte er nur knapp und erleichtert seufzte Imogene auf, legte ihre Serviette von ihrem Schoß auf den Tisch und erhob sich geräuschlos. Sie nickte ihrer Familie kurz zu und das Flüstern ihrer Schuhsohlen war das einzige Geräusch in dem riesigen Raum. * Als Imogene die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich gegen diese und atmete tief durch. Am liebsten wollte sie schreien, doch stattdessen biss sie sich so stark auf die Unterlippe, dass diese fast blutete. Sie konnte es kaum erwarten, wieder in Hogwarts zu sein. Ihr Blick wanderte zu ihrer Halskette, an der ein Medallion hing, ebenfalls mit dem Familienwappen. Der Drang, es abzureißen, war fast unwiderstehlich und sie schloss ihre Hand schon um das Schmuckstück, als einer der Hauselfen den Gang entlang kam. Als hätte sie sich die Hand verbrannt, ließ Imogene das Medallion hastig los und lächelte dem Hauselfen zu, als er an ihr vorbeihuschte. Wann hatte sie begonnen, so wütend auf ihre Familie zu sein? Trotz der Distanz zwischen ihnen, liebte sie sie doch. Als sie aus dem Speisesaal das Rücken von Stühlen hörte, stieß die Blonde sich von der Tür ab und beeilte sich, die Eingangshalle zu durchqueren, um in ihr Zimmer zu kommen. Dort angekommen, schloss Imogene direkt die Tür hinter sich und ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Ihr Bett war schwarz, mit silberner Bettwäsche und grünem Baldachin. Ebenso wie der Rest ihres Zimmers, war alles in den Farben Slytherins gehalten. Und auch hier kam die Familienzuteilung nicht zu kurz: Ein riesiges Familienwappen prangte an der Wand gegenüber ihres Bettes. Imogene fühlte sich komplett fehl am Platz. Sie hatte das blonde Haar der Malfoys. Die blauen Augen ihrer Mutter. Doch ihr Herz und ihr Charakter passten nicht ins Muster. Zumindest immer seltener. Vielleicht lag es daran, dass Lily und Rose auf sie abfärbten. Vielleicht aber auch daran, dass sie nicht ständig unter Beobachtung stand und zum Teil der Erziehung ihrer Eltern entfliehen konnte. Kurzentschlossen setzte Imogene sich an ihren Schreibtisch und begann, einen Brief an ihre Freundinnen zu schreiben. Sie musste sich einfach irgendwie abreagieren. *~*~*~* Albus Serverus Potter saß seiner Schwester Lily gegenüber und starrte sie durchdringend an. “Petrificus Totalus”, sagte die rothaarige Potter und hielt angespannt die Luft an. Hatte sie richtig im Kopf? Zu ihrer Freude nickte Albus: “Das war richtig. Tja..ich schätze, du kannst jetzt alle, Lils. Zumindest in der Theorie. Ob es in der Praxis auch klappt, weiß ich natürlich nicht.” Lily jubelte: “Damit wäre es kein Problem mehr, Peterson zu schocken!” “Worum geht es?”, erklang die Stimme von James, der gerade die Küche betrat. Albus warf seiner kleinen Schwester einen warnenden Blick zu, doch diese plapperte gleich drauflos: “Al hat mir ein paar Sprüche gesagt, mit denen ich mich gegen Peterson wehren kann. Du weißt schon, dieser blonde Typ aus Hufflepuff.” James warf zuerst seiner Schwester, dann seinem Bruder einen Blick zu: “Ist das euer Ernst? Das ist doch Kinderkram.” Lily warf erbost ihre Haare zurück und funkelte ihren ältesten Bruder an: “Soll ich mir das etwa gefallen lassen, James?” Einen Moment lang sah James seine Schwester todernst an- dann fing er an zu grinsen: “Aber natürlich nicht, Schwesterchen. Ich zeig dir etwas viel besseres als Zaubersprüche.” “James-”, fing Al an, doch sein Bruder schnitt ihm das Wort ab, in dem er die Hand hob. “Vergiss es, Albus. Jetzt wo ich nicht mehr mit euch in der Schule bin, um auf euch aufzupassen, müsst ihr euch selbst verteidigen können”, erklärte James seinen Geschwistern und ignorierte die protestierende Miene von Albus. Dann schnappte er seine Schwester an der Hand und zog sie aus der Küche. Albus seufzte auf und schüttelte den Kopf. James hatte schon immer Begabung für Blödsinn gehabt und nach und nach färbte das auch auf ihn und Lily ab. Das war wirklich zum Haareraufen. Die Tür ging ein weiteres Mal auf und seine Cousine Dominique kam in die Küche, gefolgt von Hugo, Rose und Roxanne. Die vier sahen aus, als wären sie durch den Fleischwolf gejagt worden und besorgt sprang Al auf. “Was ist euch denn passiert?”, fragte er und musterte seine Cousinen und seinen Cousin. Roxie warf ein paar Stückchen Holz auf den Tisch und sah Albus düster an: “DAS ist passiert. Wir haben gegen ein paar Leute Quidditch gespielt und einer von ihnen fand es wohl lustig, uns komplett fertig zu machen! Mein Besen ist total im Eimer und Hugo’s hat auch einiges abbekommen. Rose hatte ein verstauchtes Handgelenk, Domi konnte es aber richten.” Fassungslos starrte Albus Roxie an und schüttelte dann den Kopf: “Ihr legt euch aber auch mit allen an.” Nun war es Dominique, die sich einmischte: “Das war keine Absicht! Wir ‘aben sie schon länger spielen se’en und ‘aben sie nur herausgefordert, weil es uns langweilig war, immer gegen die Familie zu spielen.” In einer grazilen Bewegung, wie sie nur eine Veela ausführen konnte, ließ sie sich auf einen Stuhl sinken. Ihr langes, rötlich-blondes Haar ergoss sich in Wellen über ihren Rücken. Mit einem einfachen Fingerschnippen flogen ihr Nagelfeile und Nagellack zu und mithilfe von Magie ließ sie sich maniküren. Rose holte sich ein Glas Wasser, welches sie in einem Zug leerte und ihre braunen Augen verengten sich zu Schlitzen: “Ich habe euch doch schon vorher gesagt, dass das keine gute Idee ist. Und ich habe euch auch gesagt, dass ich nicht gut im Quidditch bin.” “Dir gibt doch niemand die Schuld, Schwesterchen”, versuchte Hugo sie zu beruhigen und lächelte leicht. Als Ruhepol der Familie gelang ihm das natürlich auch gleich. “Na schön...ich werde dann mal duschen gehen”, meinte Rose und mit einem kurzen Nicken verschwand sie nach oben. “Hättet ihr Lily, James oder mich gefragt, hättet ihr gewonnen”, gab Albus mit einem Grinsen und rappelte sich auf, “wir sind schließlich alle im Quidditch-Team.” Dominique’s glockenhelles Lachen füllte den Raum. “Ja, natürlisch. Aber Roxie und ‘Ugo sind ebenfalls im Team”, meinte sie grinsend und verscheuchte die Nagelpflegedinge. “Es wäre besser gelaufen, wenn die anderen fair gespielt hätten”, erklärte Roxie seufzend und starrte einen Moment lang aus dem Fenster. Schließlich sprang sie auf und wirbelte zu den andren herum: “Das werden sie noch büßen! Aber jetzt gehe ich erstmal zu Dad. Wir sehen uns beim Abendessen!” Damit entschwand auch sie. Zurück blieben nur noch Hugo, Domi und Al und ein angenehmes Schweigen breitete sich aus. Mit einem Lächeln beobachtete Albus die anderen. Manchmal war es anstrengend, in so einer großen Familie zu leben, aber er wollte keinen von ihnen hergeben. Niemals. “Al..hey, Al”, drang die Stimme Hugos an sein Ohr und der Schwarzhaarige tauchte blinzelnd aus seinen Gedanken auf. “Was gibts?”, wollte er wissen und Hugo grinste. “Du träumst vor dich hin”, erklärte der Jüngere, “ist ein Mädchen im Spiel?” Mit großen Augen sah Albus ihn an: “Quatsch. Ich habe gerade dran gedacht, wie cool es ist, so eine Familie wie unsere zu haben.” Und er wusste nicht, wie sehr jemand anderes sich das auch wünschte... Kapitel 2: Kapitel 2- Partytime ------------------------------- Es war knapp nach Sonnenuntergang, als das Malfoy- Manor sich langsam mit Leben füllte. Natürlich kamen viele, um die Party von Scorpius Malfoy nicht zu verpassen. Abgesehen davon, dass es um einen Malfoy ging, war der Junge berühmt berüchtigt für die besten Partys überhaupt. Und gerade weil er diesen Namen trug, bedurfte es seiner persönlichen Einladung, sodass fast alle Slytherins der letzten zwei Klassen vertreten waren. Unter ihnen Adrian Zabini, Leon Goyle und die Schönheit Miranda Fletcher. Imogene saß mit ihrem Notizbuch auf einem der Sessel neben dem Kamin und war vertieft darin, ein neues Gedicht zu schreiben. Sie schenkte ihrer Umgebung wenig Beachtung. Wer jetzt jedoch glaubte, das Mädchen wäre nicht interessiert an ihren Mitmenschen, täuschte sich gewaltig. Keinem der Malfoys lag so viel an seinen Mitmenschen, wie Imogene. Ihr jetzt zu Schau gestelltes Desinteresse lag in drei Punkten. Erstens, sie war in ihr Gedicht vertieft. Zweitens, es waren alle älter als sie, wer störte sich also an einem Mädchen wie ihr. Und zu guter Letzt, mochte sie die Freunde ihres Bruders eigentlich nicht. Viele von ihnen dachten so schrecklich konservativ. Gryffindors wären Feinde, ebenso alle Potters und Weasleys. Ganz besonders schlimm war es, sich mit Rose oder Albus anzufreunden. Rose wäre ihrer Mutter viel zu ähnlich, die- um es mit den Worten ihres Vaters auszudrücken- ein kleines, dreckiges Schlammblut war. Imogene hasste diese Bezeichnung. Und Albus, so sagen sie, wäre seinem Vater zu ähnlich. Eine Nervensäge, ein Besserwisser und immer im Mittelpunkt. Mit letzterem war er Konkurrenz für Scorpius. Dabei wollte Al das gar nicht. Was ihre Familie wohl sagen würde, wenn Imogene ihnen erzählen würde, dass ausgerechnet Rose eine ihrer besten Freundinnen war? Dass ausgerechnet Albus derjenige war, der ihr Herz in letzter Zeit zu Kapriolen veranlasste? Vermutlich würden sie ihre Tochter in eine Anstalt einweisen lassen. Oder verbannen. Beides jagte ihr Furcht ein, denn auch wenn das Verhältnis unter ihnen eher kühl war, so lag zumindest ihr viel an ihrer Familie. Auch wenn diese Geheimniskrämerei definitiv nicht ihre Lieblingsbeschäftigung war. Als sie den Kopf hob, um sich gewohnheitshalber umzusehen, traf sie Scorpius genervter Blick. Oder war er schon eher strafend? Sie blickte ein wenig eisig zurück. Er hatte doch darauf bestanden, sie hier zu haben, also brauchte er sich nicht zu wundern, wenn sie sich jetzt selbst beschäftigte. “Was?”, fragte sie, als er sie noch immer ansah und ihr Bruder kam auf sie zu. “Liebe Imogene, wieso vergräbst du deine Nase in den Büchern, statt dich mit den Leuten zu unterhalten? Du kannst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass zwischen all den Gästen niemand ist, der deine Aufmerksamkeit erregen kann?”, fragte Scorpius mit einem süffisanten Grinsen. Das machte die junge Malfoy ziemlich misstrauisch. Warum legte ihr Bruder Wert darauf, dass sie sich mit jemandem unterhielt? “Ich bin eben einfach nicht interessiert an kopflosen Unterhaltungen, wie sie nur deine Freunde zu führen verstehen”, antwortete Imogene in leicht überheblichem Tonfall, während sie ihren Blick über die Gäste schweifen ließ. Ein Teil davon war bereits jetzt schon angetrunken und das fand die Blonde einfach nur widerwärtig. “Du bist viel verklemmt, Schwesterherz. Sieh nur, wie sich alle amüsieren und du sitzt hier und liest ein Buch!”, kommentierte Scorpius abermals und zog seinen Freund Jason Helling zu sich. Imogene seufzte auf. Der Sechstklässler hatte schon einige Male offen Interesse an ihr bekundet, doch sie mochte ihn nicht. Er war ihrem Bruder ähnlich, nur noch schlimmer in Sachen Arroganz. “Also los, amüsiert euch”, grinste Scorpius und machte sich aus dem Staub. Imogene warf Jason einen kurzen Blick zu, ehe sie sich wieder ihrem Buch widmete. “Sei doch nicht so kalt, kleine Lady”, sagte Jason schmunzelnd zu ihr und setzte sich neben ihrem Stuhl zu Boden, “lass uns doch tanzen.” “Kein Bedarf”, erwiderte die junge Malfoy kühl und machte sich noch etwas kleiner. Ihre Haare verdeckten zum Glück ihr Gesicht, denn die Gleichgültigkeit ihrer Miene war beinahe erschreckend. Man konnte eben daraus lesen, wie wenig sie sich für die Leute in diesem Raum interessierte. Jason ließ jedoch nicht locker: “Ach komm schon! Mister Cool und Lady Cute, wir sind perfekt für einander geschaffen!” Das blonde Mädchen schnaubte. Das war doch lächerlich! Als ob sie sich für so einen Trottel interessieren würde. Ihr Herz gehörte längst jemand anderem. Nicht, dass sie dies irgendjemandem sagen würde. Ihr böser Blick traf Scorpius, der sie nur hämisch angrinste und sein Glas mit Feuerwhiskey hob. Nach weiteren quälenden fünf Minuten in Jasons Gegenwart, erhob sich Imogene genervt von ihrem Platz und ging auf die Minibar zu. Ein kleines Butterbier durfte sie ja wohl trinken. Sie griff nach einem Glas, als Scorpius schon wieder neben ihr auftauchte. “Wieso bist du so gemein zu Jason? Du brichst ihm das Herz, Schwesterherz”, sagte er in lästerhaftem Tonfall und Gene sah deutlich, wie er sich das Grinsen verkniff. “Als ob dich das interessieren würde, Scorp”, entgegnete sie trocken, “außerdem ist er ein Idiot.” Sie trank einen Schluck von dem Butterbier und sah sich wieder um. Mittlerweile war die Party so weit fortgeschritten, dass die meisten Hemmungen gefallen waren und die Gäste eng aneinander tanzten, andere auch rumknutschten. Imogene fand das ziemlich widerlich, wenn sie ehrlich war. Mit Anstand hatte das nichts mehr zu tun. “Du weißt einfach nicht, was gut ist, Imogene. Er wäre eine gute Partie. Seine Eltern sind reich, er sieht nicht schlecht aus und er ist gar nicht so unbeliebt”, zählte Scorpius grinsend auf. “Dann heirate ihn doch”, meinte das Mädchen nun unwirsch und trank noch etwas von dem Butterbier, bevor es ihr aus der Hand genommen wurde. Böse funkelte sie ihren Bruder an: “Gib es mir sofort wieder!” Er hob die Hand: “Einen Moment, Kleine!” Der Malfoy drehte sich kurz um mit dem Glas und hantierte herum, ehe er ihr das Glas wieder in die Hand drückte. “Hier trink.” Misstrauisch verzog seine Schwester das Gesicht. Das Getränk roch gar nicht nach Butterbier. Viel eher nach Feuerwhiskey. Und das konnte die Fünfzehnjährige so gar nicht ab. “Willst du mich vergiften?”, fragte sie vorwurfsvoll und schob das Glas von sich. Plötzlich wurde ihr von hinten der Arm um die Taille gelegt. Sie zuckte zusammen, als ihr Jasons Geruch in die Nase stieg und seine Stimme nah an ihrem Ohr erklang: “Komm schon, Principessa! Sei mal ein bisschen lockerer. Nimm dir ein Beispiel an deinem coolen Bruder.” Genervt schüttelte Imogene den Arm ab und trat einen Schritt zurück. Eine spitzzügige Bemerkung lag dem Mädchen auf der Zunge, doch sie sprach es nicht aus. Stattdessen griff sie wieder nach dem Glas. Vielleicht konnte ihr der Alkohol doch den Abend erleichtern. Also kippte sie das grässliche Zeugs in einem Zug runter. Eine halbe Stunde später saß Imogene auf Jasons Schoß, während seine Stimme auf sie einrieselte. Sie empfand es fast als angenehm, da er eine warme, tiefe Stimme hatte, außerdem war er etwas heiser, was ihr auch ganz gut gefiel. Aus dem Augenwinkel sah sie das triumphierende Grinsen ihres Bruders und wären ihre Sinne nicht so von dem ganzen Alkohol vernebelt, dann wäre sie wohl höchst sauer auf ihn. “Weißt du, Kleines...du bist schon etwas sehr Besonderes”, nuschelte Jason und strich der Blonden eine Haarsträhne aus dem Gesicht, “hübsch wie eine Elfe. Süß wie Honig. Du riechst nach nachtblühenden Rosen und deine Stimme ist zart wie die Saite einer Harfe.” Unwillkürlich musste Imogene auflachen: “Das ist so kitschig!” Dem folgte ein leicht kehliges Lachen von Jason: “Mh, mag sein, kleine Lady...aber ich kann einfach nicht anders..” Er beugte sich nach vorne und presste seine Lippen auf Imogenes, auf bestimmende und harsche Weise. Im ersten Moment war die junge Malfoy zu gelähmt vor Schreck und Überraschung, um sich dagegen zur Wehr zu setzen. Was hat das zu bedeuten? Er soll mich loslassen!, schoss es ihr durch den Kopf und zaghaft fing sie an, doch zu versuchen, sich seinem Griff zu entwenden. Doch lange hielt ihr Protest nicht an, denn die Art wie er sie küsste, machte Imogene schwach. Und so verschwanden ihre Gedanken um ihren Schwarm, ihr Unwille diesem Kerl näher zu kommen und ihre Vernunft weit in eine Ecke ihres Gehirns. Jason bemerkte, dass sie ihren Widerstand aufgab und tastete sich mit einer Hand unter den Saum ihres Rockes, strich über ihren Oberschenkel, während er sie mit der anderen Hand im Nacken an sich gepresst hielt. Es war ziemlich deutlich, wie weit er zu gehen bereit war- nämlich aufs Ganze. Hitze kroch durch Imogenes Venen, als sie diese Möglichkeit in Betracht zog. Im Moment würde sie sich wirklich alles zutrauen, denn klare Gedanken konnte sie keine mehr fassen, soviel stand fest. Jason sah das wohl ähnlich, denn seine Hand wanderte zur Vorderseite ihrer Bluse und er knöpfte die ersten beiden Knöpfe auf. Plötzlich wurde seine Hand jedoch weggezogen und Scorpius stand vor ihnen: “Treibt es nicht zu weit!” Verdutzt sah Gene ihren Bruder an. Zuerst wollte er sie unbedingt mit dem Idioten zusammen bringen und nun wo sie beschäftigt waren, hatte er ein Problem damit? Männer und Logik! “Sorry, man”, meinte Jason schulterzuckend und hob Imogene von seinem Schoß: “Ich hole uns mal etwas zu trinken.” “Okay”, meinte Imogene kichernd und streckte ein Bein in die Luft. So schrecklich war die Party ja doch nicht. Vier Gläser Feuerwhiskey später spielte die junge Malfoy mit den “Erwachsenen” Wahrheit oder Pflicht. Sie hatte keine Ahnung mehr, wieviele Lippen sie schon geküsst hatte und wieviele Fragen beantwortet, aber bei der Frage nach ihrem Schwarm war sie hartnäckig schweigsam geblieben. Niemand durfte davon erfahren. Außer eine gewisse Person. Mit Schwung ging die Tür zum Salon auf und alle Anwesenden wandten sich der Tür zu. Verblüffung machte sich breit, als ein blondes Mädchen in der Tür erschien, höchstens fünfzehn oder sechzehn Jahre alt und beinahe ein Ebenbild von Imogene. “Was ist hier denn los?”, fragte Aranea Leonore Malfoy in misstrauischem Tonfall und ehe einer der Anwesenden groß etwas sagen konnten, flog Imogene ihrer Zwillingsschwester schon um den Hals. “Swesterhers...du bischt wieder da!”, säuselte die Blonde und drückte ihre Schwester. Aranea drückte sie kurz zurück und verzog angewidert das Gesicht: “Imogene, bist du etwa betrunken?” Gene löste sich von ihrer Schwester und sah sie unschuldig an: “Nur’n bis’en angetrungen!” Scorpius grinste: “Na na macht mal nicht so einen Wirbel darum. Das ist eine Party, da darf man ruhig was trinken.” Nea warf ihrem Bruder einen vernichtenden Blick zu: “Du solltest doch auf sie aufpassen! Das ist nicht zu fassen!” Kurzerhand schnappte Aranea ihre Schwester an der Hand und zog sie mit sich aus dem Saal. Imogene winkte den Anwesenden noch zu. “Ich kann es nicht glauben! Was hast du bitte alles getrunken? Wieso hast du soviel getrunken? Und warum um alles in der Welt warst du überhaupt auf der Party?”, schimpfte Aranea vor sich hin. Sie war ein wenig enttäuscht, denn Imogene hatte sich bisher nie die Blöße gegeben, sich zu blamieren, dadurch, dass sie zuviel trank! Normalerweise war sie sogar vernünftig genug, sich aus Scorpius’ Feiern rauszuhalten! Gene stolperte hinter Nea her, versuchte einfach nur, mit ihr irgendwie Schritt zu halten. “Es tut mir leid...isch wollte ja nich auf die Barty...zuerst hab ich misch mit einem B..Buch in die Ecke gesetzt”, erklärte sie ihrer Schwester und entzog ihr ihre Hand. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust: “ Scorp wollte misch mit Jason verkuppeln, aber ich kann den Kerl nischt ausstehn...Irgendwann war es mir su blöd und isch hab halt ein bis’sen Feuerwhiskey getrunken..” Okay, das bisschen war wohl ein bisschen mehr gewesen, aber eigentlich war es doch nicht so tragisch. Nea schüttelte den Kopf: “Und sowas von dir! Ich dachte eigentlich, du wärst vernünftig genug...” Sie stieß die Tür zu Imogenes Zimmer auf und schob ihre Schwester hinein. “Du gehst jetzt ins Bett und schläfst deinen Rausch aus, klar? Wenn Mom und Dad dich morgen so sehen, köpfen sie dich!”, meinte Nea dann bestimmt, während sie Imogene aufs Bett drückte. Sie half ihr aus den Klamotten und holte ihr noch ein Glas Wasser. “Tut mir leid”, entschuldigte sich Imogene leise und verkroch sich unter der Decke. Sie hatte nun doch ein schlechtes Gewissen. So hatte sich Aranea die Rückkehr von ihren Großeltern sicher nicht vorgestellt. “Nicht so schlimm. Sieh einfach zu, dass du morgen wieder fit bist...” Imogene lächelte etwas. Wie toll ihre Schwester doch war. Sie konnte sich immer auf sie verlassen. “Nealein? Ich liebe dich. Total”, nuschelte sie leise lächelnd und drückte ihrer Schwester einen Kuss auf den Handrücken, “ich bin froh, dass du wieder da bist.” Das brachte Aranea trotz ihres Ärgers wieder zum Lächeln: “Ich freu mich auch. Und jetzt schlaf gut, wir haben morgen viel zu besprechen.” Mit diesen Worten entschwebte sie dem Zimmer und Imogene schlief so schnell ein, wie noch nie in ihrem Leben. Kapitel 3: Kapitel 3- Auf nach Hogwarts! ---------------------------------------- Albus saß am nächsten Morgen bereits hellwach in der Küche, als seine Geschwister und Eltern erst betraten. “Nanu, du bist aber früh auf, Brüderchen!”, stellte Lily schmunzelnd fest und rutschte neben ihrem Bruder auf die Bank. Ihr rotes Haar hatte sie heute mit zwei geflochtenen Zöpfen gebändigt, in ihren Augen tanzte Vorfreude. Schließlich sollte es heute nach Hogwarts gehen! Aber eigentlich war nur die Jüngste der Potters wirklich aufgeregt. Obwohl sie jetzt auch schon ins vierte Jahr kam, fand sie es immer wieder total interessant. Albus hoffte, dass sie sich diese unschuldige Kindlichkeit immer bewahren würde. Das machte sie einfach besonders. Ginny fing an, in der Küchenzeile herumzuhantieren: “Wir fahren pünktlich um neun Uhr los. Die Straßen werden wieder voll gestopft sein. Ich will kein Gezicke, keinen Streit und kein Gejammer hören.” “Warum fahrt ihr mit dem Auto? Ihr könnt doch Flohpulver verwenden”, mischte sich James ein und lehnte sich gelassen an die Anrichte, während der Kaffeeduft die Luft erfüllte. “Auja, Flohpulver! Mama, das wäre doch viel lustiger! Biiiiiitte!”, bettelte Lily und sprang auf, “dann müssten wir nicht im Stau stehen!” Ginny warf ihrem Sohn einen funkelnden Blick zu, der soviel hieß wie ‘Danke, James!’ - und das nicht nett gemeint. Ihr ältester Sohn zuckte die Schultern und grinste unschuldig. Doch es war Albus, der das Wort ergriff: “Das wäre ziemlicher Blödsinn, Lily! Das würde den Tieren nicht gut bekommen. Außerdem ist es umständlich mit dem Gepäck.” Das Mädchen zog eine Schmollmiene und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr vorwurfsvoller Blick traf James: “ Warum schlägst du etwas vor, das wir nicht machen können? Das war gemein!” James grinste frech und stieß sich von der Anrichte ab: “Tja, Schwesterchen. Blöd gelaufen.” Der Schwarzhaarige schnappte sich einen Apfel und ging zur Küchentür. “Passt auf euch auf, Zwerge. Sonst muss euer großer Bruder kommen und euch retten”, fügte James noch hinzu und lachte, dann verschwand er aus der Tür. Lily kaute auf ihrer Unterlippe herum und sah dann zu ihrer Mutter: “Kommt James denn gar nicht mit nach King’s Cross, Mom?” Ginny ließ die Teller mit Omletts auf den Tisch schweben und schüttelte den Kopf: “Heute ist auch der Beginn der Aurorenausbildung. Also kann er nicht mitkommen.” “Das ist so schade”, nuschelte Lily und spießte seufzend ein Stückchen Omlett auf ihre Gabel. Das restliche Essen verlief ohne Ereignisse und schließlich wurde es doch etwas hektisch. “Habt ihr alles? Lily, dein Mantel hängt noch im Flur. Albus, jetzt beeil dich doch”, hörte man Ginnys Stimme ununterbrochen, während die Kids ihre Koffer bereits zum Auto brachten. Harry wartete schon beim Fahrzeug und öffnete den Kofferraum, damit Lily und Albus ihre Sachen im magisch vergrößerten Stauraum unterbringen konnten. “Ich kann euch heute leider nur zum Bahnhof bringen und muss gleich weiter”, gestand nun auch er seinen Kindern. “Ist das dein Ernst, Vater?”, fragte Albus mit zusammengezogenen Augenbrauen und wechselte einen enttäuschten Blick mit seiner Schwester. In all den Jahren war es nicht einmal vorgekommen, dass nicht beide Elternteile sie verabschiedeten. “Tut mir leid. Aurorenlehrlinge schulen sich nicht von selbst ein”, meinte Harry mit einem schwachen Grinsen. “Also ist daran nur James schuld”, beschwerte Lily sich kichernd und kletterte auf den Rücksitz des Autos. Albus rutschte nach und legte den Sicherheitsgurt an: “Er ist mit Sicherheit nicht der einzige Aurorenschüler, der jetzt anfängt, Lils.” Seine Schwester streckte ihm die Zunge raus und die beiden beobachteten, wie ihre Eltern noch ein paar kurze Worte wechselten und ernste Blicke tauschten. “Was sie wohl zu besprechen haben?”, fragte Albus halblaut und runzelte nachdenklich die Stirn. Es kam nicht häufig vor, dass ihre Eltern sich so geheimniskrämerisch verhielten. Und wenn sie es doch taten, war es ziemlich ernst. “Wahrscheinlich geht es um Jamsie”, meinte Lily, “die beiden beraten sich zurzeit ständig und andauernd wegen ihm. Mom ist nicht so glücklich damit, dass er dasselbe machen will wie Dad. Sie macht sich Sorgen.” Albus war ein wenig überrascht, dass seine jüngere Schwester so gut bescheid wusste. Allerdings war sie auch der Liebling in der Familie. Hatte das Nesthäkchen nunmal so an sich. “Verstehe”, schaffte er es noch zu sagen, als seine Eltern schließlich einstiegen und mit Schweigen losfuhren. Imogene blinzelte müde, als das Sonnenlicht sich ihre Bahnen durch den Vorhang brach. Ihr Kopf tat weh und sie fühlte sich ziemlich neben der Spur. Im nächsten Moment fuhr sie hoch. “Verdammt!”, fluchte sie vor sich hin. Sie konnte nicht glauben, dass die Party ihres Bruders für sie damit geendet hatte, dass ihre Schwester sie betrunken ins Zimmer gebracht hatte. Sie war stinkwütend auf ihren Bruder. Schließlich war es seine Schuld! Scorpius hatte ihr immerhin den Feuerwhiskey gegeben. Brummig schälte sich die Malfoy aus dem Bett und eher im Halbschlaf, taumelte sie zu ihrem Kleiderschrank, wo sie wahllos irgendwelche Klamotten rausholte. Vermutlich saß ihre Familie bereits beim Frühstück und ihre Abwesenheit war noch niemandem aufgefallen. Außer Nea vielleicht. Nea! Hastig streifte sich Imogene die Klamotten über und machte sich im Badezimmer zurecht. Sie liebte ihre Schwester und konnte ihr meistens auch vertrauen. Doch Aranea kroch Draco zu gern in den Hintern und Imogenes Zustand war dafür ein ziemlich gefundenes Fressen. Abgesehen davon war ja am heutigen Tag die Abreise nach Hogwarts. Kurz schweiften die Gedanken der Blonden ab. Möglicherweise würde sie heute ihren Schwarm wiedersehen. Spätestens im Hogwarts Express würde sie ihm über den Weg laufen. Denn genauso wie ihr Bruder, war auch Albus Potter ein Vertrauensschüler. Die beiden hassten sich aufs Blut, doch die Umstände zwangen sie, in gewissem Maß zusammenzuarbeiten. Und das wiederum war gut für Imogene. Sie wischte ihre Gedanken beiseite und ging nach unten. Wie nicht anders erwartet, befand sich der Rest der Malfoys bereits am Tisch. Alle vier sahen auf Imogene, als sie den Speisesaal betrat und sie blickte etwas kühl zurück- jetzt war schauspielern wieder angesagt. “Guten Morgen, Vater und Mutter. Geschwister”, begrüßte sie ruhig und setzte sich an ihren Tisch. Scorpius sah erstaunlich fit aus, stellte sie beiläufig fest. “Imogene Genevive, wir haben etwas zu besprechen”, hallte Dracos Stimme von den Wänden, bevor Imogene überhaupt nach einem Brötchen greifen konnte. Schnell sah sie zu ihrer Zwillingsschwester, die ein unschuldiges Lächeln zeigte. Oh...Aranea, das wirst du büßen!, dachte sich Imogene grimmig und richtete ihre Aufmerksamkeit mit gelassener Miene auf ihren Vater: “Ja, Vater?” “Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei der Geburtstagsfeier deines Bruders ziemlich viel getrunken hast”, fing Draco mit gefährlicher Ruhe an. Aus dem Augenwinkel sah Gene, wie Nea immer weiter in den Sitz sank. Sollte sie ruhig! Später würde sie noch ein ernstes Wörtchen mit ihrer Schwester reden müssen. “Mag sein. Warum?”, fragte Imogene ungerührt und sah ihren Vater ausdruckslos an, auch wenn sie sich innerlich nicht ganz furchtlos auf ein Donnerwetter vorbereitete. “Warum? WARUM?!”, donnerte Draco schließlich wirklich los und starrte seine Tochter wütend an, “du bist fünfzehn! Was hast du dir dabei gedacht?” Imogene schrumpfte auf ihrem Stuhl zusammen und stocherte in ihrer Müslischale herum. “Es war Scorpius Schuld! Er hat mir den Feuerwhiskey untergejubelt und außerdem war doch die Gesellschaft dieser Hohlbirnen gar nicht anders zu ertragen”, kommentierte Imogene den Wutausbruch ihres Vaters, obgleich sie ihn auch verstand. Sie war ohnehin keine von diesen Partyteenies. Hätte das nicht dafür sorgen sollen, dass alles gut ausging? “Aber es war deine eigene Entscheidung, den Whiskey zu trinken. Schwesterherz”, meinte Scorpius gehässig, “und ich habe dir auch nur ein Glas angedreht. Die anderen fünf hast du selbst gekippt.” “Du hast mich aber gezwungen, an deiner bescheuerten Party teilzunehmen, obwohl ich gar nicht wollte!”, verteidigte sich Gene wütend und funkelte ihren älteren Bruder an, ihre Hand umfasste den Griff des Löffels so fest, dass er sich leicht bog. Nun mischte sich auch Astoria ein: “Beruhigt euch alle drei. Es ist doch schön, dass dein Bruder dich dabei haben wollte, Imogene. Und Scorpius, war es wirklich nötig, ihr den Whiskey anzudrehen?” Draco richtete sich zu seiner vollen Größe auf: “Wenn das noch einmal vorkommt, dann gibt es richtig Ärger, für euch alle beide! Damit das klar ist!” “Das wird auch nicht mehr vorkommen. Ich geh zu keiner bescheuerten Scorpius-Party mehr”, motzte Imogene und warf allen Anwesenden einen vernichtenden Blick zu. Der Appetitt war ihr vergangen und sie schob die Schale von sich. Das war mal ein guter Morgen. Harry hatte sich von seinen Kindern verabschiedet und war dann direkt disappariert. Ginny brachte ihre Kinder zum Gleis 9 ¾, auch wenn das in Albus’ Ansichten völlig überflüssig war. Er war sechzehn und somit alt genug, auf sich und seine Schwester aufzupassen. Aber er wusste, dass er seine Mutter nicht davon abbringen können würde, also legte er sich gar nicht erst mit ihr an. “Und wenn irgendjemand Probleme macht, dann haltet euch da raus, okay? Mischt euch um Himmels Willen nicht ein! Es hat bei Gott schon gereicht, dass James lettes Jahr fast geflogen wäre, ich will nicht, dass einer von euch wirklich fliegt”, ermahnte Ginny ihre Kinder bestimmt. “Das ist aber nicht fair! Du und Dad ward auch nicht gerade Musterschüler an Vorbildlichkeit”, beschwerte sich Lily schmunzelnd, nickte aber brav. Lily war definitiv die artigste der Potter-Kinder und hatte bisher nie etwas angestellt. “Das heißt nicht, dass ihr uns nachmachen müsst”, entgegnete ihre Mutter streng, aber ihre Mundwinkel zuckten, sie verbarg ein Lächeln. “Passt einfach auf euch auf”, meinte sie und drückte Lily einen Kuss aufs Haar, ehe sie ihren Sohn an sich zog, “pass auf deine Schwester auf.” Albus nickte leicht: “Natürlich, Mom. Und mach dir nicht soviele Gedanken um James. Er schafft die Ausbildung mit links.” Ein wenig überrascht sah die rothaarige Potter ihren Sohn an: “Woher weißt du das?” Nur ein unbestimmtes Lächeln war seine Antwort darauf, ehe er die Hände auf seinen Gepäckswagen legte und ihn anschob. Lily folgte ihm auf den Fuß und hob dann ihre Sachen hoch, damit er sie reintrug. “Ausnahmsweise”, kommentierte Albus und nahm ihr die Koffer schmunzelnd ab. Dann ging er mit seiner Schwester geradeaus, bis sie ein freies Abteil fanden und sich in dieses setzten. Lily öffnete das Fenster um noch ein paar Worte mit ihrer Mutter zu wechseln. Der Abschied zwischen den Malfoys fiel etwas kühler aus. Vorallem von Imogenes Seite aus. Eine steife Umarmung war alles, was sie ihren Eltern zugute kommen ließ. Wobei sie ihre Mutter schon etwas inniger umarmte. Aranea hingegen machte ihrem Vater allerhand Versprechen und versicherte ihm brav zu sein und nichts anzustellen. Scorpius versprach das selbe seiner Mutter. Imogene hingegen lief einfach schonmal mit ihren Sachen los und es dauerte nicht lange, bis Areana zu ihr aufschloss. “Bist du mir böse, Gene?”, fragte sie in einschmeichlerischem Tonfall. Ihre Schwester sah sie grimmig an: “Der Ton hilft bei Vater, aber nicht bei mir, Aranea. Wie konntest du mir das antun? Ich dachte, du bist meine beste Freundin!” Kurzes Schweigen breitete sich aus, während dem die beiden nebeneinander zum Waggon liefen. “Es tut mir leid, Gene”, murmelte Aranea schließlich kleinlaut und in versöhnlichem Tonfall, “aber du weißt doch, wie ich bei Papa bin. Ich kann einfach nicht anders..” “Ja, das ist wirklich armselig”, grummelte Imogene und beschleunigte ihre Schritte, war aber schon ein wenig milder gestimmt. Beide Mädchen kletterten in den Zug und Scorpius kam direkt nach seinen Schwestern und bugsierte sie ins Abteil: “Wir bleiben zusammen.” Imogene grummelte vor sich hin, sie hasste es bevormundet zu werden, überhaupt von ihrem Bruder. Nea hingegen setzte sich direkt ans Fenster und winkte ihrem Vater noch fröhlichst zu. Scorpius warf sich direkt seinen Umhang über und steckte das Vertrauensschülerabzeichen an die Brust. “Ich verstehe nicht, wie du Vertrauensschüler werden konntest, Scorpius. Du bist doch alles andere als ein Vorzeigeschüler”, meinte Imogene etwas trocken und knabberte an einem Schokofrosch. Da sie beim Frühstück nicht viel runterbekommen hatte, war sie eigentlich wahnsinnig hungrig. Ihr Blick wanderte dabei zur Abteiltür, sie hatte die kleine Hoffnung, vielleicht Albus zu sehen zu bekommen. Stattdessen lief ein rothaariges Mädchen vorbei, welches ebenfalls ihre Aufmerksamkeit weckte. Zögernd hob sie die Hand zum Gruß und Rose winkte lächelnd zurück. Ehe ihr Blick grimmig Scorpius streifte. Dass die beiden sich überhaupt nicht leiden konnten, war ein offenes Geheimnis und schnell huschte die Weasley weiter. Gene fand es ehrlich gesagt ziemlich nervig, dass diese blöde Familienfehde immer noch bestand. Lily und Rose waren zwei ihrer engsten Freunde und es störte sie zutiefst, dass sie diese nur treffen konnte, wenn ihre Geschwister nicht in der Nähe waren. Wobei sie jedoch zugeben musste, dass Aranea noch um einiges toleranter war als Scorpius. Ihre Zwillingsschwester nannte die Weasleys wenigstens nicht Blutsverräter. Und das Wort Schlammblut befand sich auch nicht in ihrem Vokabular, in ihrem übertragenen Sinne. Scorpius hingegen war zum Großteil wirklich wie Draco. Eine richtige Kopie. Ein Clon! Sie schob ihre Gedanken beiseite und kam blinzelnd wieder in die Realität. “Na, wieder unter uns?”, fragte Nea schmunzelnd und das Aufblitzen in ihren Augen verriet imogene, dass ihre Schwester wohl schon öfter versucht hatte, zu ihr durchzuringen. “Ehm..ja. Auf gehts nach Hogwarts”, murmelte Gene, als der Zug sich in Bewegung setzte. Ihre Vorfreude war groß und sie war gespannt, was das neue Jahr für sie alle bereithielt. Kapitel 4: Kapitel 4- Hass oder Liebe? Hassliebe? ------------------------------------------------- Der Zug hatte sich gerade erst in Bewegung gesetzt, als auch schon die Tür zum Abteil der Malfoykinder aufging und sowohl Zabini als auch Miranda auftauchten. “Gefunden”, flötete die Schönheit und setzte sich direkt neben Scorpius. Imogene musterte sie ein wenig abschätzig. Es lag normalerweise nicht in ihrer Natur, sich Urteile über andere zu bilden. Aber wenn eine Siebzehnjährige Schülerin ihren Ausschnitt bis zum Bauchnabel trug- und das schaffte sie mit der Schulbluse- dann konnte sie nicht anders. Das war doch einfach widerlich oder? Imogene warf einen blick zu ihrer Schwerster, die Miranda ebenfalls leicht abschätzig musterte. Anders als Gene war Aranea am Leben anderer brennend interessiert und stand selbst gern im Mittelpunkt. Und lästern gehörte auch ganz groß dazu. “Deine Party war mal wieder sagenhaft, Scorpius”, flötete Miranda und schmiss sich förmlich an Scorp ran. Angewidert verzog Imogene das Gesicht und sah zu Nea: “Wie war’s eigentlich bei Oma und Opa?” “Wunderschön! Grandma war enttäuscht, weil du nicht mitgekommen bist”, erklärte die Ältere der Zwillinge spitz. Schuldbewusst starrte Gene auf ihre Hände: “Ich konnte nicht. Ich musste mich auf das neue Schuljahr vorbereiten.” Aranea verdrehte die Augen: “Oh bitte! Ich hab mich auch nicht vorbereitet und du lernst viel leichter als ich!” “Deine Schwester hat recht, Kätzchen”, kam es von Zabini und er legte Gene einen Arm um ihre Schultern, “noch bist du jung, also genieße dein Leben!” “Kätzchen?”, nuschelte Imogene irritiert. “Vergiss es, Zabini. Meine Schwester hat nen Besen im Hintern”, winkte Scorpius ab. Imogene errötete: “ist doch gar nicht wahr!” “Lasst sie doch!”, ging Aranea dazwischen und schüttelte den Kopf. Nur sie durfte auf Imogene herumhacken! Miranda lachte: “So unschuldig, wie sie tut, ist sie doch gar nicht!” Die Zwillinge sahen erstaunt zu ihr: “Was soll das denn heißen?” Scorpius grummelte, während die Slytherin antwortete: “Auf der Party hat das Engelchen mit mindestens drei Typen geknutscht, bevor sie mit Adrian gekuschelt hat.” Dieser grinste: “Deshalb das »Kätzchen«.” “Aber...”, stammelte Gene fassungslos, ehe Aranea ihr ins Wort fiel: “Schwesterherz...ich bin entsetzt! Wirst du schon wie unser Bruder?” “Ich weiß das gar nicht mehr!”, widersprach Gene aufgelöst. “Natürlich nicht, du warst ja auch total betrunken”, frohlockte Miranda schadenfroh. “Eine Schande für die Familie”, hängte Scorpius dran. Tränen traten Imogene in die Augen, gegen welche sie versuchte anzukämpfen: “Sollten wir deshalb zusammen bleiben? Damit ihr mich wieder runtermachen könnt?” “Gene-”, fing Nea besänftigend an, doch mit einem finsteren Blick brachte ihre Schwester sie zum Schweigen. “Nichts da mit »Gene, nimm es nicht so ernst«! Es reicht!”, rief sie aufgebracht nd schoss hoch, ehe sie das Abteil fluchtartig verließ. Aranea sprang auf und wollte ihr folgen, doch Scorpius hielt sie fest. “Lass sie doch spinnen! Ist sie ja selbst schuld!” “Selbst schuld?”, echote Nea, “ihr habt sie doch geärgert! Und du weißt, dass sie sensibel ist!” “Deshalb macht es ja soviel Spaß!”, grinste Scorp hämisch. “Du bist so ein Arsch”, erwiderte Aranea trocken und verschränkte die Arme vor der Brust. “So ist das Leben”, warf Miranda spöttisch ein. “Das war aber doch etwas zu hart oder? Sie ist doch deine Schwester”, murmelte Adrian etwas zögernd. Nea nickte zustimmend, doch Scorpius sah Zabini abschätzig an: “Vom Namen her, ja. Aber vom charakter kann sie unmöglich eine Malfoy sein. Diese jämmerliche Heulsuse!” “Sie ist halt anders. Ist ja nicht ihre Schuld”, gab der andere Junge zurück. Zwar teilte er auch die Meinung, dass sie nicht in diese Familie passte - nichtmal nach Slytherin- aber sie deswegen so herablassend wie einen Schlammblüter zu behandeln? “Mein Gott, Zabini! Du stehst auf sie, oder?”, kam es belustigt von Miranda und Nea hob skeptisch die Augenbraue und sah, ebenso wie ihr Bruder, zu Zabini. Dessen Miene war gelassen wie immer: “So ein Blödsinn! Ich besitze nur noch so etwas wie Menschlichkeit!” “Ach, wir nicht?”, grummelte Miranda und Adrian runzelte die Stirn: “Meinst du das ernst?” “Du Vollidiot!”, zischte Miss Fletcher und Aranea schmunzelte nur. Es war ja irgendwie doch ziemlich unterhaltsam. Immer noch gegen Tränen ankämpfend, lief Imogene in Richtung der Toiletten. sie war in ihrer Familie schon immer das schwarze Schaf gewesen und das ließ man sie auch spüren. Vorallem eben Scorpius. Nea ärgerte sie zwar auch, aber nie wirklich gemein. Meistens kam die fünfzehnjährige Schülerin damit klar, aber nachdem ihr Nea auch noch Schuldgefühle wegen Grandma eingeredet hatte, war das etwas zuviel. Sie wischte sich über die Augen und knallte im selben Moment mit jemandem zusammen. “Hast du keine Augen im Kopf?”, zischte sie, wurde aber sofort verlegen, als sie aufblickte. “Oh...Albus..sorry, ich hab nicht aufgepasst”, nuschelte die Malfoy und wich seinem Blick verlegen aus. Albus zog eine Augenbraue hoch und schob sich das letzte Stück seiner Lakritzstange in den Mund. Wie peinlich! Albus mochte sie sowieso nicht, weil er glaubte, sie war wie der Rest ihrer Familie. Und jetzt erwischte er sie heulend. Das fiel ihm anscheinend auch auf, denn der herablassende Blick wurde weicher. “Ist etwas passiert?”, fragte er sie ziemlich sanft, was Imogene gar nicht fassen konnte. Aber auch das war eher im Hintergrund, denn allein der Klang seiner Stimme sorgte dafür, das Imogene hin und weg war. Ein wenig war es ja wie ein Fluch, es beeinträchtigte ihre Aufmerksamkeit. Sehr. Also wiederholte Albus seine Frage. Leicht ungeduldig. “Nein...schon gut. Alles bestens..”, antwortete Imogene abwehrend. Einige drehten sich nach ihnen um. Natürlich, es war schon eine Sensation- ein Potter und eine Malfoy unterhielten sich, ohne aufeinander loszugehen. Obwohl es bestimmt Leute geben würde, die behaupteten, Albus hätte sie zum Weinen gebracht. “Und deshalb weinst du?”, hakte er nach und ließ sie nicht aus den Augen. Irgendwie war die Kleine ja schon fast süß. Al konnte kaum glauben, dass sie nur ein Jahr jünger war als er. Sie sah aus wie zwölf oder dreizehn. “ich weine nicht!”, entgegnete Imogene trotzig. Albus musste grinsen. Auch ihr Verhalten erinnerte ihn gerade an ein jüngeres Kind. “Verstehe”, gab der Schwarzhaarige zurück, “dann ist das also Deko.” Gene musste schwach lächeln und nickte: “Genau.” Seine nächsten Worte konnte der Potter selbst kaum fassen, dennoch sprach er sie aus: “Na geht doch. Ein Lächeln steht dir viel besser.” Die Slytherin blinzelte verdutzt, ehe Röte ihre Wange färbte. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, doch ihr Herz raste wie verrückt. Wie einfach gestrickt sie doch war. Verlegen wandte sie den Blick ab und starrte aus dem Fenster. Betretende Stille trat ein, bis Albus schließlich seine Sprache wiederfand: “Nun..ich muss dann mal weiter..ciao.” Er drängte sich an ihr vorbei und sie sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war. Schließlich ärgerte sie sich über ihr eigenes Verhalten. “Ich bin so dumm! Dumm, dumm, dumm, dumm, dumm! Jetzt hält er sicher noch viel weniger von mir!”, stieß sie verärgert hervor. Wieder drehten sich einige zu ihr um. “Was?”, blaffte sie grimmig und flcühtete nun endgültig zu den Toiletten. Albus ließ sich auf seinen Platz zwischen Rose und Hugo fallen und seufzte. Dieser Vertrauensschülermist war so nervig. Er verstand nciht, wie seine Cousine Rose so versessen darauf sein konnte, diesen Posten inne zu haben. Al machte lieber Unsinn, als ihn zu verbieten. Nun, man konnte wohl nicht alles haben. “Ich habe gehört, dass wir einen neuen Lehrer für Zauberkunst bekommen. Professor Flitwick ist wohl endlich in Pension gegangen”, erzählte Lily grinsend. “Wurde ja auch Zeit. Wie alt ist er, vierhundert?”, fragte Hugo schmunzelnd. Die anderen zuckten die Schultern. Das würde wohl ein Geheimnis für die Ewigkeit bleiben. “Weißt du auch den Namen des neuen Lehrers?”, wollte Rose wissen, doch Lily schüttelte den Kopf. “Alice sagt, dass Neville auch noch nichts weiß”, antwortete sie und biss den Kopf ihres Schokofrosches ab. “Schade, dann wirds wohl ne Überraschung”, meinte Albus und zuckte die Schultern. Überraschungen war man in Hogwarts gewohnt. “Wo ist Alice überhapt? Wollte sie nicht mit uns fahren?”, fiel es Hugo ein. “Ja, wollte sie”, stimmte Lily zu, “aber sie hat wohl irgendwas in die Luft gejagt und muss jetzt bei Neville sitzen.” “Im Lehrerabteil? Oh Gott, die Ärmste!”, bekundete Albus sein Mitleid. Das musste schrecklich sein. Von den Weasleys/Potters war wohl jedes Kind froh, keinen Elternteil als Lehrer zu haben. Vor zwei Jahren hatte Hermine zwei Monate Verwandlungen vertreten und das hatte allen gereicht. “Es war ja nicht mal mit Absicht! Sie hat zwei Zutaten verwechselt beim Zaubertränke üben”, erklärte Lily seufzend und zog den Umhang an. “Ganz schön unfair. Tut man nichts für die Schule, ist es falsch und andersrum auch”, lamentierte Hugo kopfschüttelnd. Eltern eben. Zustimmendes Gemurmel erfolgte. Eine Weile herrschte Schweigen, in dem Albus mit sich selbst rang. Er hatte sich nie nähere Gedanken um die Malfoys gemacht. Der Name sagte schließlich alles. Doch Imogenes Anblick vorhin ließ ihn nicht wirklich los. Gab es vielleicht etwas, das er nicht wusste, oder auch nicht nur ansatzweise ahnte? Sein Blick wanderte zu den beiden rothaarigen Mädchen, von denen er wusste, dass sie gut mit Imogene auskamen. Er hatte sich schon öfter gefragt, wie es dazu gekommen war. “Sagt mal”, fing er an und sprach erst weiter, als die Mädchen ihn ansahen, “ich hab vorhin Imogene getroffen.” Er erklärte ihnen, was passiert war und wurde ziemlcih überrascht von dem, was ihm erzählt wurde. Imogene hatte vollkommen das Zeitgefühl verloren. Sie ärgerte sich immer noch tierisch darüber, wie sie sich verhalten hatte, war aber höchst erfreut, dass Albus mit ihr gesprochen hatte. Und sie war immer noch bedrückt wegen Scorpius. Abgesehen davon glaubte sie Mirandas Worten nicht.Mit wem sollte sie denn bitte geknutscht haben? Für sie gab es nur Albus, sonst niemanden. Und das seit drei Jahren. Vielleicht war sie naiv, denn er würde sich doch nie für sie interessieren. Aber sie konnte nicht aus ihrer Haut. Als er sie damals gerettet hatte- nicht wissend, wer sie war- hatte sie sich in ihn verliebt. Aranea hatte gemeint, es wäre Dankbarkeit oder Schwärmerei, da sie zu dem Zeitpunkt erst 12 Jahre alt gewesen waren. Imogene hatte von da an, ihre Gefühle nie mehr erwähnt. Doch deshalb waren sie nicht verschwunden, im Gegenteil. sie wurden inniger, während sie ihn einfach still beobachtete. Und er sie vergaß. Seufzend strich sie ihre blonden Haare glatt und schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse. Zeit, wieder aufzustehen und die Krone zu richten. Lächeln und weiterkämpfen! Nocheinmal atmete sie durch, dann verließ sie die Toilette und trat auf den Gang. Dabei rannte sie fast gegen Nea. “Da bist du ja! Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Wir sind gleich da, Herrgott nochmal. Hier ist dein Umhang, zieh ihn an! Und trödel nicht rum”, schimpfte Aranea, lächelte aber leicht. “Tut mir leid”, kam es von Gene, die sich hastig den Umhang anzog, als der Zug langsamer wurde. Kapitel 5: Surprise, Surprise! ------------------------------ Hey, hier ist Imogene :D (wer auch sonst XD) Danke an alle, die bis hierher schonmal gelesen haben ^-^ Was haltet ihr von der Story? Ich gebe mir Mühe beim Schreiben, da Imogene ein Chara ist, der mir sehr am Herzen liegt- sowie mittlerweile alle Charas, die in der FF vorkommen, aber leider kommt es vor, dass ich oft keine Zeit oder Ideen hab um weiterzukommen v.v Dieses Kapitel ist nicht sehr actiongeladen und wie schon das davor ziemlich >Dialogstark<. Ganz besonders widme ich dieses Kapitel , die mir in der kurzen Zeit die wir uns kennen, eine tolle Freundin und Inspiration geworden ist, die mich antreibt weiterzuschreiben und mir mit Ideen auf de Sprünge hilft. Hab dich lieb, Cissy :* Und jetzt...viel Spaß ^-^ _________________________________ Die Halle war schon ziemlich voll, als die Malfoys diese betraten. Scorp war natürlich schon da, ganz in Vertrauensschülermanier. Er genoss die Macht, die dieser Titel mit sich brachte. Deshalb achtete er stets darauf, sich in Gegenwart der Lehrer zu benehmen. Miranda und Adrian waren an seiner Seite wie Wachhunde. Alle drei hatten ihre ganz eigene Macht, die andere Schüler einschüchterte. Imogene schüttelte darüber nur den Kopf. Scorpius war doch nur in der Gruppe so stark. allein war er sogar ziemlich feige. “Aranea! Hier sind wir!”, drang die schrille Stimme von Lucy Weasley zu den Zwillingen durch. Ja, die schwarzhaarige Weasley war in Araneas Clique- und in Slytherin. Ebenso wie die anderen vier Mädchen, die neben ihr saßen. “Meine Süßen”, begrüßte Nea die Mädels überschwänglich. Küsschen links, Küsschen rechts, eine Umarmung, bei der man sich kaum berührt. Noch etwas, worüber Gene nur den Kopf schüttelte. Dieses grauenvolle Schicki-Micki Getue ging ihr auf die Nerven. Obwohl sie gegen die Clique ansich nichts hatte, also lächelte sie einfach zur Begrüßung. Auch hier gehörte sie nicht richtig dazu, aber ausgeschlossen wurde sie auch nicht. Sie war einfach nur...da. Mit halbem Ohr hörte sie zu, wie alle von ihren Ferien redeten. In denen hatte Gene außer der Party nicht viel erlebt. Sie war zwar selbst schuld, aber so hatte sie eben nichts zu erzählen. Umso angestrengter lauschte sie, ob ein Wort von der Party fiel. Dabei hielt sie Ausschau nach Albus, der sich offenbar angeregt mit Lily unterhielt. Ein wenig neidisch war sie schon auf Lily. Diese konnte immer mit Albus zusammen sein. “Also, was sagst du dazu, Gene?”, richtete sich Lucy an die Malfoy. Verdutzt sah diese die Schwarzhaarige an:”Bitte? ich hab nicht zugehört, sorry.” Lucy folgte ihrem Blick und grinste: “Soso, mein Cousin hat es dir also angetan..” “So ein Unsinn!”, entgegnete Gene unwirsch und fast schon panisch. Das durfte auf keinen Fall zu Scorp durchdringen! “Ich hab nur durch die Halle geblickt auf der Suche nach...ähm..” Lucy und auch Aranea lachten: “Du bist so eine miese Lügnerin, Gene!” Imogene errötete und starrte auf den Tisch: “Denkt doch, was ihr wollt.” “Tun wir sowieso”, meinte die Weasley vergnügt und sah wieder zu ihrem Cousin. Das würde ein interessantes Jahr werden. Die restliche Unterhaltung drehte sich dann wieder um irgendwelchen Klatsch & Tratsch. “Das hätte ich nie gedacht. Eine Malfoy, die nett sein kann”, murmelte Albus immer noch verdutzt. “Siehst du mal. Man sollte nicht immer nur nach dem Namen gehen. Das sind Vorurteile”, gab Lily belehrend zurück. Al verzog kurz das Gesicht und linste zum Slytherintisch, wo besagtes Mädchen neben Aranea saß. “Sieht aber nicht so aus, als würde man sie deshalb gemein behandeln”, sagte der Ravenclaw und sah wieder zu seiner Schwester. “Aranea ist immer recht nett zu ihr. Sie sind immerhin Zwillinge, ich schätze da hat man einfach ein engeres Band zueinander”, zuckte die Rothaarige die Schultern, “als du sie im Zug getroffen hast, war sie vorher bestimmt grad bei ihrem Bruder. Er bringt sie ständig zum Heulen. Und obwohl sie das schon gewohnt ist, ist sie zu sensibel, um es auf die leichte Schulter zu nehmen.” Albus runzelte die Stirn. Klar, er stritt sich auch ab und zu mit James und Lily, aber schlecht machen? “Ich will trotzdem, dass du dich nicht zu sehr mit ihr anfreundest”, sagte er schließlich ernst und sah seine Schwester durchdringend an. “Zu spät, Al. sie ist bereits eine meiner besten Freundinnen”, entgegnete die Jüngere unschuldig grinsend. Albus setzte zu einer Antwort an, doch da erhob Direktorin McGonagall das Wort. “Einen guten Abend ihnen allen und herzlich Willkommen in Hogwarts! Der sprechende Hut steht gleich für die Erstklässler bereit. Zuerst möchte ich ihnen mitteilen, dass der verbotene Wald ABSOLUTE Tabu für sie alle ist! Außerdem ist Professor Flitwick nun in Pension. Die Leitung des Chores obliegt von nun an Professer Winchester. Zudem begrüßen wir eine neue Kollegin in unserer Runde. Sie wird Professor Flitwick vertreten. Willkommen Professor Malfoy!” McGonagall trat beiseite und gab den Blick auf Narcissa Malfoy frei. Erstauntes, aber auch missmutiges Gemurmel erhob sich unter den Schülern. Überraschung bei den Malfoy Geschwistern. Leises Klatschen wurde hörbar, angefangen von Imogene und Aranea, ehe es sich über den ganzen Slytherintisch zog. Die anderen Haustische blieben vollkommen still. Professor McGonagall räusperte sich und fuhr fort: “Allen Fünft- und Siebtklässlern möchte ich nahe legen, fleißig für die Prüfungen zu lernen. Sie sind anspruchsvoller als in den Vorjahren. Kommen wir nun zur Häuserwahl!” Der Rest war uninteressant für die Geswchwister. “Was macht Narcissa Malfoy bitte hier? Ich meine..ist McGonagall bewusst, dass sie eine Todesserin ist?”, fragte Albus fassungslos. Lily sah nachdenklich zum Lehrertisch und zuckte schließlich die Schultern: “Sie war einer. Voldemort gibt es schließlich nicht mehr.” “Na und? Das heißt ja nicht, dass es Todesser auch nicht mehr gibt. Und die Malfoys standen doch ziemlich weit oben in der Liste seiner Anhänger. Ich fasse es nicht, dass McGonagall sie als Lehrerin angestellt hat!”, regte sich Al weiter auf. Wäer James noch an der Schule, hätte er bestimmt Randale gemacht. “Al! Vielleicht hat sie sich ja geändert! Es soll beizeiten mal vorkommen.” Der Schwarzhaarige sah seine Schwester kopfschüttelnd an: “Du bist so naiv!” Erbost schnaubte Lily. “Von wegen naiv! Menschen ändern sich nunmal!” “Klar, aber sie ist schon uralt, wie soll sie sich da noch groß geändert haben?”, brummte Albus rechthaberisch. “Das Alter spielt doch gar keine Rolle..” “Einem alten Hund bringt man nichts Neues mehr bei!” “Albus, also wirklich! Miss Malfoy ist doch kein Hund!”, schimpfte Lily grummelig. Albus war sonst immer nett und verständnisvoll, aber diese Vorurteile ließen sich wohl nicht austreiben. “Unglaublich, Omi wird unsere Lehrerin...wusstest du das, Nea?”, fragte Imogene verdutzt, aber vorallem erfreut. Sie würde ihre geliebte Grandma jeden Tag sehen können! Aranea schüttelte den Kopf: “Sie hat kein Wort gesagt. Aber irgendwie..ich weiß nicht, ob ich das so gut finden soll. du siehst doch, wie Longbottom immer kontrolliert wird.” Imogene schüttelte den Kopf: “Aber Grandma ist vieeeeeel cooler. Außerdem sind wir Malfoys. Wir führen kein niederes Leben.” Perplex sah Nea ihre Schwester an. Das war doch eine total malfoy’sche Aussage, durch und durch. Und das von Gene? Was tat sie nicht alles, wenn es um Narcissa ging. “Ja, da hast du recht”, stimmte sie ihr zu und lächelte. Vielleicht war es ganz gut, sie hier zu haben. Aus dem Augenwinkel bemerkte Gene Scorpius’ unzufriedene Miene. Natürlich, jetzt war die Gefahr größer, dass seine Kapriolen entdeckt wurden. Was die Fünfzehnjährige grinsen lie. Das war sehr gut. Sie konnte es kaum erwarten, bis die blöde Feier vorbei war. Als sie auf die nicht kürzer werdende Schlange von Neuankömmlingen blickte, seufzte sie frustriert. Das würde wohl noch eine Weile dauern. Undgeduldig fing sie an, mit dem Fuß zu wippen. “Also ich finde das ja schon ganz lustig”, meinte Lucy amüsiert, “ ob eure Großmutter einen Grund hat, hier zu unterrichten? Eure Familie ist doch sicher höhere Posten gewöhnt.” “Natürlich sind wir das”, meinte Scorp in arrogantem Tonfall, “vielleicht ist sie ja hier, um allen Manieren beizubringen. Oder vielleicht will sie die Schule ja von den Schlammblütern säubern.” “Scorpius! Nicht dieses Wort!”, fuhr Imogene ihn an, doch damit erreichte sie nur einen verächtlichen Blick. “Was denn, setzt du dich nicht nur für Blutsverräter ein, sondern auch für schlimmeren Abschaum?” “Was?”, stammelte Imogene verdutzt. Scorp schnaubte, während Miranda ein hohes Kichern hören ließ. “Bitte! Denkst du, wir wissen nicht, dass du mit Potter und Weasley rumhängst?”, fragte Scorpius herablassend, “wirklich, du widerst mich zunehmend an. Und sowas schimpft sich meine Schwester!” Imogene umklammerte ihre Gabel so fest, dass es ihr wehtat, doch viel mehr musste sie sich abhalten, diese nicht in Scorp’s Oberschenkel zu rammen. Die Blonde war sehr gutmütg, doch wenn man sie soweit brachte, dass sie wütend war, erweckte man damit einen bösen Drachen. “DU bist verabscheuungswürdig, Scorpius! Menschen auf den Stand ihres Blutes zu schmälern ist das Letzte! Es gibt kaum noch Reinblüter und ohne Halbblüter und Muggel, würde die Zauberwelt rasch aussterben”, stieß Imogene zischend hervor und sah ihren Bruder zornig an. Dieser zuckte nur unbeeindruckt die Schultern: “Na wenn schon. WIR sind eine der letzten Reinblüterfamilien und darauf sollten wir stolz sein!” “Ohja, es ist super wenn der Cousin mit der Cousine verheiratet wird! Nur, um die Blutlinie rein zu halten. Ich finde nicht, dass man darauf stolz sein sollte, das ist widerlich. Ich lasse das sicher nicht mit mir machen. vorher heirate ich einen Muggel”, redete sie sich immer weiter in Rage. Entsetzes Schweigen im näheren Umkreis. Ja, wie kommt eine Malfoy dazu, so etwas zu sagen? Ein Skandal! Gäbe es Internet in Hogwarts wäre dies vermutlich Thema Nummer eins für die nächsten wochen. Würde es aber wohl auch so sein. “Imogene”, murmelte Aranea zaghaft, “krieg dich wieder ein.” Ihre Zwillingsschwester sah grimmig zu ihr: “Ist ja wohl wahr!” “Tja, meine liebe Schwester”, das letzte Wort spie Scorpius aus, als wäre es ein Schimpfwort, “dann wird es dich freuen zu hören, dass Vater bereits entschieden hat, dass du Nathaneal heiraten sollst. Den Sohn von Mutters Schwester.” “WAS?!” Imogene war aufgesprungen und starrte ihn fassungslos an. Auch Aranea schien aboslut perplex. Genugtuung lag in Scorp’s Gesicht, als er nickte. “Allerdings. Und Nate ist..wie hat er gesagt...entzückt über diese Verbindung. Diese Hackfresse.” Fast die gesamte Halle sah zu den Malfoys, inklusive der Lehrer. Als Imogene Cissys Blick begegnete, die ungläubig das Verhalten ihrer Enkel beobachtete, wurde Gene knallrot, aber auch ruhiger. Kraftlos sank sie auf die Bank. “Das ist nicht wahr!” Scorpius grinste: “Und wie es das ist. An Weihnachten will er dir den Verlobungsring schicken. Er ist ‘untröstlich’, weil er nicht bei dir sein kann.” Das konnte doch nicht wahr sein! Wie konnten ihre Eltern ihr das nur antun? Das war ungerecht! So..verdammt ungerecht. Sie war sicher, ihre Geschwister wurden davon verschont. Ihre Eltern wollten bestimmt sicher gehen, dass sie nicht noch mehr Schande über ihre Familie brachte. Nate war zwar in Ordnung, aber...Himmel nochmal, er war ihr Cousin und außerdem liebte sie Albus. Ungeduldig blickte sie zu den Erstklässlern. Sie musste noch dringender mit ihrer Großmutter sprechen, soviel stand fest. Schließlich war das Essen beendet und die Vertrauensschüler wurden dazu angehalten, die Erstklässler zu ihren Gemeinschaftsräumen zu bringen. Als eine der letzten stand Imogene auf und als sie Narcissa erblickte, umarmte sie diese so stürmisch, dass die Ältere fast von den Füßen gerissen wurde. “Grandma! Was machst du denn hier?”, fragte sie mit einer Mischung aus Freude und Verwirrung. Cissy schmunzelte leicht: “Was denkst du denn? Ein bisschen auf meine Enkel aufpassen.” Behutsam strich sie Imogene übers Haar: “Ich habe dich vermisst, Kleine.” “Ich dich auch..es tut mir leid, dass ich nicht mit Nea gekommen bin”, sagte die Slytherin sofort und sah ihre Grandma entschuldigend an. “Nicht so tragisch, dafür bin ich ja jetzt hier”, erwiderte sie und sah ihrer Lieblingsenkelin in die Augen. “Und jetzt erzähl mir, wie es dir geht.” Was wirklich in Narcissa Malfoy vorging, wusste nur sie selbst und niemand würde es so schnell erahnen können... Kapitel 6: Kapitel 6- Neugierde ------------------------------- Hey, Leute! Es tut mir leid, dass hier so lange nichts weiterging! Mir fehlten die Ideen und die Lust am Schreiben war irgendwie auch weg. Aber endlich ist ein neues Kapitel da und ich hoffe, es gefällt euch ^^ Viel Spaß beim Lesen, eure ___________________________ Das Gespräch mit ihrer Großmutter hatte Imogene fast bis in die frühen Morgenstunden wachgehalten. Glücklicherweise war der Tag ein Samstag, also konnte sie ausschlafen. Wenn sie nur schlafen könnte. Ihr Kopf schwirrte von all den Dingen, die sie ihrer Großmutter erzählt hatte. Die beiden hatten ein fast geschwisterliches Verhältnis zueinander, was Imogene im Laufe des Abends dazu veranlasste, ihr sogar von ihren Gefühlen für Albus zu erzählen. Narcissa war nicht gerade das, was man erfreut nannte, verstand aber auch, dass man sich seine Gefühle nicht aussuchen konnte. Innerlich hoffte sie ein bisschen, es wäre nur eine Phase, eine Schwärmerei vielleicht. Dracos Entscheidung, Nathanael für seine Tochter auszusuchen, verwunderte sie nicht. Aber sie fand es auch unverständlich. Sie hatte Gene versprochen, nochmal mit ihm zu reden. Viel Hoffnung hatte die Fünfzehnjährige nicht. Einigermaßen lebendig, aber verdammt müde, hing Imogene am nächsten Morgen am Slytherintisch und rührte in ihrer Müslischale. Sie war eigentlich zu müde um etwas zu essen. Ihr Blick galt fast unablässig dem Ravenclawtisch, aber Albus konnte sie nicht entdecken. Vielleicht hatte er ja ihre Aufmerksamkeit bemerkt und war genervt davon? Der Gedanke gefiel ihr gar nicht und ließ sie sich selbst schimpfen. Sie war viel zu aufdringlich. “Guten Morgen, Gene”, zwitscherte Aranea und setzte sich schwungvoll neben ihre Schwester, “weißt du, was ich heute gehört habe? Sie wollen einen Schulball geben! Nächsten Freitag, sogar mit Prinzenpaarwahl!” Nea wirkte hellauf begeistert, doch Imogene konnte dem nichts abgewinnen. “Aha”, sagte sie nur und schob sich einen Löffel Müsli in den Mund. Gene war eben mehr die Quidditchspielerin, an Beliebheitswahlen war sie nicht interessiert. Aranea plusterte empört die Wangen auf. “Wie kannst du nur so wenig Interesse zeigen, Schwesterherz? Du bist eine Malfoy, du musst stolz darauf sein und solche Dinge sollten dich sehr wohl interessieren”, belehrte sie ihre jüngere Schwester mahnend. Imogene brummte: “Ach, sei doch still. Du weißt genau, dass mich das nicht interessiert.” Aranea schüttelte den Kopf. Sie konnte ihre Schwester wirklich nicht verstehen. Dann aber wurde ihr Lächeln zu einem kleinen gemeinen Grinsen. “Wenn du den Wettbewerb gewinnst, wird ja Albus vielleicht auf dich aufmerksam”, merkte Aranea an. Imogene musste zugeben, dass es sehr verlockend klang. Aber so schätzte sie ihn nicht ein. Das wäre ja etwas komplett neues, wenn er auch so drauf wäre, wie diese aufmerksamkeitsheischenden Teenager hier. “Das glaube ich nicht”, sagte sie also ziemlich entschieden und stand auf, “und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe wichtigeres zu tun, als mir Gedanken um solch belanglose Dinge zu machen.” Sie schenkte ihrer Schwester ein kurzes Lächeln, dann verließ sie den Slytherintisch. Schnellen Schrittes durchquerte sie die Halle und verließ diese. Kaum bog sie um die Ecke, als sie auch schon gegen ihren Bruder rannte. Der hatte ihr grade noch gefehlt. Heute schienen es wohl alle auf sie abgesehen zu haben, das konnte doch gar nicht wahr sein. “Hallo, Scorpi”, begrüßte sie ihn murmelnd und wollte direkt weiterziehen, doch der Ältere griff nach ihrem Handgelenk. “Stehen geblieben, Imogene”, meinte er etwas ruppig, “wir haben ein Hühnchen zu rupfen!” Gene versuchte, sich seinem Griff zu entreißen und verzog das Gesicht: “Das tut weh! Lass mich los!” Das tat er dann auch. Doch dabei hörte er nicht auf, sie finster anzusehen und Gene fragte sich, was er schon wieder für einen Spinner hatte. Denn sie hatte doch gar nichts mehr angestellt, seit ihrer Malerei in seinem Gesicht. Oder ging es um seinen Freund, mit dem sie auf der Feier geknutscht hatte? Ja, das konnte sie sich schon vorstellen. “Was zum Henker hast du dir dabei gedacht, dich bei der Zeremonie mit Rose und Lily sehen zu lassen? Wie oft muss man dir noch sagen, dass du dich von ihnen fernzuhalten hast?”, zischte Scorpius wütend und funkelte sie aufgebracht an. Imogene seufzte nur über seine veraltete Art. Dass er die selbe Einstellung hatte, wie ihr Großvater und teilweise auch ihr Vater, war doch wirklich traurig. Doch einschüchtern ließ sie sich davon schon ziemlich lange nicht mehr. “Was ist dein Problem? Sie sind meine Freundinnen...kann dir doch egal sein”, erwiderte die Blondine also nur recht trocken und wollte sich an ihm vorbeidrängen. Warum glaubten alle, sie kontrollieren zu müssen? Es war ihr Leben. Ihre Entscheidungen. Und bei Merlin, es ging niemanden etwas an. “Es geht um unsere Familie! Du ziehst unseren Namen in den Schmutz! Bedeutet er dir gar nichts mehr?”, fragte er nach, klang aber nicht weniger aggressiv. Doch Imogene wurde jetzt wirklich sauer, sie hasste es, wenn jemand ihre Freudinnen beleidigte. Nur weil sie ihre Freundschaft nicht verstanden, musste sie nicht runtergemacht werden. “Oh bitte! Was habt ihr alle nur immer mit euren Vorurteilen? Rose und Lily sind zufälligerweise sehr kluge und freundliche Mädchen und auch Albus und James sind schwer in Ordnung! Wühl doch in deinem eigenen Dreck, immerhin läufst du mit der Schulhure durch die Gegend und mit einem Volltrottel!”, fuhr sie ihren Bruder aufgebracht an. Selten gebrauchte die Malfoy solche Ausdrücke, war sie doch eigentlich sehr wohlerzogen. Doch damit brachte er sie wirklich zur Weißglut. Seine Miene wurde kalt wie Eis, sein Blick drückte Verachtung aus: “Manchmal frage ich mich doch wirklich, warum du dich meine Schwester schreist.” Imogene schnaubte: “Ich habe darum ja auch gar nicht gebeten. Und jetzt geh mir aus dem Weg, ich habe noch zu tun.” Schlecht gelaunt schob sie Scorpius beiseite und eilte an ihm vorbei. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie verletztend sie seine Worte empfand. Obwohl sie diese jetzt schon zwei Jahre über sich ergehen ließ änderte sich daran nichts. Die Slytherin konnte auch nicht begreifen, was so tragisch daran war, dass sie toleranter geworden war. Und eben andere Freunde hatte. An Rose und Lily war nichts schlechtes. Wenig später kam Imogene an der Bücherrei an, was schon verwirrend genug war. Ihre Beine hatten sich wohl selbstständig gemacht, aber so schlimm war das nicht. Hier war es zumindest ruhig. Mit einem Nicken begrüßte sie die Bibliothekarin und ging dann weiter ins Innere. Am besten verkroch sie sich irgendwo in einer Ecke und widmete sich ihren Büchern, bis es Zeit zum Abendessen war oder so. Mit diesem Vorhaben im Kopf wollte sie gerade nach links abbiegen, als sie ein leises Geflüster hörte. Eine der Stimmen gehörte eindeutig Albus, die andere hingegen kannte sie nicht. Eigentlich gehörte es sich zwar nicht, aber neugierig war Imogene schon immer gewesen und immerhin ging es hier um ihren Schwarm. Auf leisen Sohlen schlich sie sich näher an die Stimmen heran und verschwand in der Reihe direkt dahinter. Ebenso lautlos nahm sie ein Buch aus dem Regal, sodass sich ihr ein Blick auf den Tisch dahinter bot. Albus saß einem schwarzhaarigen Mädchen aus Slytherin gegenüber, beide hatten die Köpfe über ein Buch in der Mitte des Tisches gebeugt. Da konnte man ja direkt eifersüchtig werden. Und Gene merkte, dass sie es war, schob es aber nach hinten. Angestrengt versuchte sie, etwas vom Gespräch zu erhaschen, doch mehr als ein paar Fetzen fing sie davon nicht auf. Unterirdischer Tunnel? Aufträge und Versammlung? Wovon redeten sie da nur? Das ergab doch gar keinen Sinn. Grüblerisch lehnte sie sich etwas zurück, stolperte dabei und landete mit einem lauten Krachen auf dem Boden, nachdem sie sich erstmal an der Holzbank angestoßen hatte. Scharf sog Imogene die Luft ein, der Schmerz war bombastisch, trieb ihr geradezu Tränen in die Augen. Verdammt, warum passte sie nicht einmal auf? Schon kam Albus um die Ecke mit grimmiger Miene, die sich nur ein kleines bisschen erhellte, als er Imogene erkannte. “Hast du uns etwa belauscht?”, fragte er in recht ruppigem Tonfall und zog das verlegene Mädchen grob auf die Beine. Daraufhin errötete sie noch etwas mehr. “N..nein, ich hab nur..tut mir leid”, murmelte sie und verzog das Gesicht, als sie auftrat und sich ein ziehender Schmerz über ihr Bein zog, was noch nicht so schlimm war, wie der Schmerz, der in ihrer Hüfte pochte. Da hatte sie sich aber wirklich blöd verletzt. “Für eine Malfoy hast du verdammt schlechte Manieren. Man lauscht nicht”, wies er sie zurecht, doch Gene meinte, seine Mundwinkel leicht zucken zu sehen. Fand er das Ganze hier etwa lustig? Sie jedenfalls tat es nicht. Aber daran war sie auch selbst schuld. “Für einen Potter hast du erstaunlich viel mit Slytherins zu schaffen”, gab sie murrend zurück und griff nach ihren Sachen. Heute schien wirklich ein verfluchter Tag zu sein. Ob sie sich besser einfach in ihr Zimmer verziehen sollte? Albus Blick wanderte zurück zu der Schwarzhaarigen, die Imogene nun als Wendy Bullstrode erkannte, welche mit verschränkten Armen und ungeduldigem Blick neben dem Regal stand. “Wir sind in einer Klasse, warum sollte ich nichts mit ihr zu tun haben?”, fragte er dann wieder an Imogene gewandt und zuckte die Schultern. Für ihn war da wirklich nichts dahinter. Er wusste auch gar nicht, warum er sich überhaupt vor ihr rechtfertigte. Gene sagte darauf nichts. Ganz bestimmt wollte sie nicht auch noch mit einer dritten Person streiten, ganz besonders dann nicht, wenn sie eigentlich schuld an der Situation war. “Schon gut..ich wollte euch nicht belauschen. Ich gehe jetzt besser”, winkte die Blondine ab und setzte auch wirklich dazu an, doch kaum hatte sie einen Schritt gemacht, ging sie wimmernd in die Hocke. Bei Merlin, was hatte sie bitte gemacht, dass ihre Hüfte so wehtat? So stark war sie doch gar nicht gegen die Bank geprallt. So würde sie ewig brauchen, bis sie in ihrem Zimmer war. Es war zum Haare raufen. Sie hörte ein Seufzen und im nächsten Moment stand Albus vor ihr und ging mit dem Rücken zu ihr in die Hocke: “Na los, steig auf. Ich bringe dich zum Krankenflügel.” Imogene blinzelte verdutzt und errötete erneut: “W-was? Das..das ist nicht nötig, ich schaff das schon alleine.” Sie würde sich doch wohl nicht von ihm durch die Gegend tragen lassen?! Wie sah das denn aus? Al warf ihr einen mürrischen Blick zu: “Das will ich sehen.” Die Malfoy presste die Lippen zusammen und rappelte sich auf, um ihren Weg fortzusetzen, doch auch dieses Mal kam sie nicht weit. Innerlich fluchte sie, während sie versuchte, keinen Ton von sich zu geben. “Legst du jetzt deinen Stolz ab und lässt dir von mir helfen?”, fragte der Junge ungeduldig, während Wendy sich ein Lachen verkniff. Das war so demütigend. Aber nicht, weil sie Hilfe brauchte, sondern weil es ausgerechnet Albus war, der sie ganz offenbar Huckepack nehmen wollte. “Ich bin viel zu schwer”, nuschelte Imogene, trat aber unsicher einen Schritt auf ihn zu. Der Potter musste lachen: “Seh ich etwa so schwach aus? Außerdem bist du bestimmt nicht zu schwer. Jetzt mach schon oder willst du hier Wurzeln schlagen?” Imogene schüttelte den Kopf und kletterte schließlich auf seinen Rücken, hielt sich zaghaft an seinen Schultern fest. Himmel, er roch so gut. Ihr Herz schlug so schnell, dass ihr davon fast schwindelig wurde, so nah war sie ihm noch nie gewesen! Seltsame Umstände hin oder her, das war es doch wirklich wert. Albus richtete sich auf und sagte Wendy, dass er dann nochmal zurück kommen würde, ehe er sich auf den Weg zum Krankenflügel machte. Die meiste Zeit schwiegen sie, aber das war Imogene recht, konzentrieren konnte sie sich eh nicht. Aber es interessierte sie, was in Albus Kopf vorging, er wirkte sehr gedankenverloren. Eigentlich kannte sie ihn kaum, fiel ihr auf, als sie sich diese Frage stellte. Sie würde ihn so gern besser kennen...allein, dass er sich um sie sorgte, obwohl er sauer sein sollte zeigte doch, was für eine tolle Person er war, oder? “Worüber haben Wendy und du geredet, wenn ich fragen darf?”, fragte die Malfoy ein wenig schüchtern, schließlich wusste er sowieso schon, dass sie gelauscht hatte. Da konnte sie gleich auch nachfragen. Albus zuckte leicht die Schultern: “Nichts wichtiges.” Also etwas sehr wichtiges. Und geheimes. Das machte sie gleich noch viel neugieriger! Sie wünschte, sie hätte ein Langziehohr dabei gehabt. Aber nein, sowas schleppte sie selten mit sich rum. “Verstehe”, gab sie also wenig überzeugt zurück. Aber er hatte ja recht, es ging sie überhaupt nichts an. Sie waren nichtmal befreundet. Vielleicht konnte man das aber ändern? War doch eine gute Möglichkeit dafür jetzt. Doch viel zu schnell waren sie im Krankenflügel, der bis auf die Krankenschwester leer war. Behutsam ließ Albus das Mädchen auf einem der Betten hinab und legte ihre Tasche neben sie. “Danke fürs Bringen”, sagte Gene sofort und meinte es auch wirklich ernst. Trotz ihres dummen Verhaltens, ihn davon abhalten zu wollen. “Kein Problem, alleine wärst du ja morgen noch nicht da gewesen”, gab er zurück und schmunzelte etwas. Sie errötete nur wieder ein wenig, besann sich dann aber nochmal auf ihre Manieren: “Und es tut mir wirklich leid, dass ich gelauscht habe. Ich bin viel zu neugierig.” Zustimmend nickte Albus: “Das bist du wirklich, aber du hast dich ja gleich selbst dafür gestraft. Pass nur auf, dass dir deine Neugier nicht irgendwann zum Verhängnis wird, kleine Malfoy.” Mit diesen Worten verließ er das Krankenzimmer und Imogene konnte ihm nur verblüfft hinterherstarren. Was fiel ihm ein? Nannte sie einfach kleine Malfoy..pah! Trotzdem bekam sie ihr Lächeln nicht aus dem Gesicht. Er hatte mit ihr gesprochen...und sie sogar getragen. Das war mehr als sie je gedacht hatte. Kapitel 7: Kapitel 7- Missing ----------------------------- Da ist auch schon das nächste Kapitel. Leider ist es nicht sehr spannend und teilweise kommt es mir sehr verwirrend vor XD vielleicht gefällts euch ja trotzdem :) Albus schloss die Tür hinter sich und blieb einen Moment lang stehen. Eigentlich war er wirklich verärgert darüber, dass Imogene versucht hatte, ihn und Wendy zu belauschen. Sowas tat man doch nicht und wenn sie wirklich etwas mitbekommen hätte...das wäre sehr schlecht gewesen. Über ihre Worte musste er aber immer noch schmunzeln. ‘Für einen Potter hast du erstaunlich viel mit Slytherins zu tun.’ Sowas konnte auch nur von der kleinen Malfoy kommen. Aber Lily hatte recht, sie war nicht so, wie Scorpius und Aranea. Für seine Schwester war er darüber froh. Doch ihn machte es wirklich neugierig darauf, in wiefern sie sich von ihren Geschwistern unterschied. Nur die wenigsten wussten, dass Albus und Scorpius eine Freundschaft pflegten. Obwohl, Freundschaft war so ein übertriebenes Wort. Sie hatten öfter mal was miteinander zu tun und arbeiteten zusammen. Er musste kurz lachen. Da verbot er seiner Schwester den Umgang mit der harmlosen Imogene und er selbst trieb sich mit Scorpius rum. Wenn das mal keine Doppelmoral war. Al stieß sich von der Tür ab und machte sich auf den Weg zurück zur Bücherrei. Diese erreichte er kurze Zeit später und direkt wurde er von Wendy aufgegabelt. “Da bist du ja. Was hat denn so lange gedauert?”, beschwerte sie sich und zog ihn mit sich zum Tisch, an dem sie vorhin gesessen hatten. Die Bücher und Notizen hatte sie einfach mal flugs mit ihrem Umhang abgedeckt, welchen sie jetzt von den Sachen runternahm. “Tut mir leid, der Krankenflügel ist nicht grad um die Ecke”, gab Albus ein wenig genervt zurück. Langsam bereute er es, sich mit ihr abzugeben. Warum hatte er nur gesagt, dass er ihr helfen würde? Er konnte einfach nicht nein sagen, wenn ihn ein Mädchen um etwas bat. Seufzend ließ er sich wieder auf seinen Platz fallen und zog das Buch zu sich. “Warum hast du Malfoy überhaupt hingebracht? Sie kann ja wohl selbst laufen”, bemerkte Wendy grimmig und setzte die Feder wieder aufs Papier. Albus starrte sie einen Moment schweigend an, etwas erstaunt aber auch geschockt darüber, wie intolerant man sein konnte. “Sie konnte kaum stehen, falls es dir nicht aufgefallen ist”, gab er gereizt zurück und überlegte, ob er nicht einfach seine Sachen nehmen und sich verziehen sollte. Gerade war ihm das nämlich wirklich zu dumm. Wieso musste er sich überhaupt ständig rechtfertigen? “Es ist Imogene. Sie ist eine gute Schauspielerin”, bemerkte Bullstrode schlicht und beendete damit das Thema. Albus verkniff sich ein genervtes Knurren. Gut, er hatte von Imogene auch keine so gute Meinung, aber trotzdem störte es ihn, dass Wendy sich über sie lustig machte. Doch auch der Schwarzhaarige sagte nichts mehr dazu und setzte einfach seine Arbeit schweigend fort. Eine Stunde später tauchte Scorpius ebenfalls in der Bibliothek auf und gesellte sich zu Wendy und Albus. Prüfend musterte er die beiden: “Habt ihr soweit alles vorbereitet?” Beinahe unterwürfig nickte Wendy und schmeichelte sich an Scorp heran: “Wir stehen in der Endphase, viel fehlt nicht mehr.” Albus kaute an seiner Unterlippe und sah die beiden Slytherins leicht zweifelnd an: “Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Das...wir gehen damit sicher zu weit.” Entgeisterte Blicke trafen ihn und er hatte förmlich das Gefühl zu schrumpfen. Lag das irgendwie im Hause Slytherin mit den durchdringenden Blicken? War ja nicht auszuhalten. “Wie, das ist keine gute Idee? Das war doch DEIN Vorschlag!”, kam es von Scorpius und er gab seinem Kumpel einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, woraufhin dieser leicht zusammenzuckte, ehe er seine Miene mürrisch verzog. “Ich weiß, dass es mein Vorschlag war. Aber deshalb meine ich auch, dass wir es sein lassen sollten. Mal ehrlich...damit würden wir die halbe Schule gefährden”, nuschelte Albus. Jetzt wo er näher darüber nachdachte, wurde ihm das ganze Ausmaß erst bewusst. Es war einfach viel zu gefährlich. “Du bist eine Memme, Al”, kicherte Wendy und stand auf, “ich hab noch eine Verabredung. Wir sehen uns später.” Die Jungs sahen ihr kurz nach und Albus wurde fast augenblicklich entspannter, als die Tür hinter ihr zufiel. Er strich sich durchs schwarze Haar und seufzte: “Warum sind die alle so anstrengend?” Scorpius grinste: “Was, Frauen? Du musst nur wissen, wie du mit ihnen umgehen musst und alles ist easy.” Al schnaubte und zuckte die Schultern: “Das bezweifle ich irgendwie. Ich komme einfach nicht klar mit den Weibern.” Das brachte Scorpius zum Grinsen und er lehnte sich mit leicht feixendem Blick nach vorne: “Vielleicht solltest du es ja mal mit Jungs probieren, Potter.” Kurz herrschte Stille, in der Albus erstmal checken musste, was der Blonde eben gesagt hatte, dann schüttelte er den Kopf: “Du hast echt einen hängen...seh ich aus, als würde ich auf Kerle stehen?” Der Malfoy schnappte sich den Block, den Wendy hatte liegen lassen und lehnte sich entspannt zurück: “Man sieht es ja nicht gleich jedem an.” Al schnaubte nur. Offenbar war Scorp ja wirklich scharf drauf, ihn als schwul abzustempeln. Oder war das nur mal wieder eine seiner Macken, mit denen er versuchen wollte, den Potter auf die Palme zu bringen? Da musste er ihn aber enttäuschen, schließlich ließ sich Albus nicht leicht auf die Palme bringen, es sei denn, man hieß Wendy Bullstrode. Lieber wechselte er das Thema: “Deine Schwester versucht sich anscheinend als Spionin oder so.” Scorpius wirkte nicht sehr überrascht: “Natürlich, das ist doch Araneas Lieblingsbeschäftigung..lauschen und Gerüchte verbreiten.” Das brachte den Ravenclaw zum Grinsen. Soso, für Nea war das also nichts Neues, dann musste er sich also vor beiden Schwestern in Acht nehmen. “Es war aber Imogene”, klärte er sein Gegenüber auf und musterte ihn genau. Die Reaktion wollte er schließlich nicht verpassen. Denn Scorpius schien mehr als überrascht zu sein, seine Augenbrauen wanderten nach oben und einen Moment lang verschlug es ihm die Sprache. “Das ist sehr interessant. Alte Gepflogenheiten lassen sich eben schwer ablegen”, meinte er letztendlich, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. Schon früher hatte Imogene gern andere belauscht, aber nicht wie Aranea, um Gerüchte zu verbreiten sondern weil sie einfach schrecklich neugierig war. “Besteht deine Familie nur aus Spionen?”, fragte Al halb im Scherz, denn auch er und Scorpius hatten sich mehr oder weniger angefreundet, als Scorp ihn ausspioniert hatte vor ein paar Jahren. Malfoy zuckte die Schultern: “Vorsicht ist immer besser als Nachsicht. Sie hat doch hoffentlich nichts Wichtiges mitbekommen?” Al schüttelte den Kopf. Gene hätte sicher nicht nachgefragt, wenn sie Zusammenhänge erkannt hätte. Eine Weile saßen sie sich stillschweigend gegenüber, Scorpius die Notizen durchblätternd und Albus in seine Gedanken verstrickt. Lange hielt er diese Stille aber nicht aus und er stand auf: “Wollen wir nicht rausgehen und eine Runde Quidditch spielen oder so? Hier drin wird man ja ganz depressiv.” Zunächst blickte Scorpius ein wenig irritiert auf, nickte dann aber: “Klar, wieso nicht.” Sie sammelten die Sachen ein und verließen die Bücherrei, doch da prallten sie schon fast mit einer aufgebrachten Aranea zusammen. “Pass auf, wo du hinrennst”, grummelte Scorpius seiner Schwester zu, doch diese scherte sich darum nicht, sondern trat mit wütendem Blick auf Albus zu. “Du! Wegen dir verdammten Idiot ist Imogene verletzt!”, herrschte sie ihn an und tippte ihm mit dem Zeigefinger heftig gegen die Brust. Al stolperte vor Überraschung einen Schritt rückwärts und blinzelte verdutzt: “Was, wieso wegen mir? Sie ist von selbst hingefallen.” Scorp blickte zwischen den beiden umher, von verletzt hatte sein Freund kein Wort gesagt. Dass er so gar nicht durchblickte, schmeckte dem Malfoy ganz offensichtlich nicht. “Ja, aber nur weil du sie erschreckt hast!”, gab Aranea zurück und funkelte ihn wütend an. “Moooment mal! Was redest du da überhaupt? Sie hat uns belauscht und als ich sie gesehen habe, wollte sie sich verstecken und ist dabei gestolpert, ja? Hat sie das etwa gesagt? Ich war noch so nett sie zum Krankenflügel zu schleppen”, verteidigte Albus sich aufrichtig, er wollte sich doch nicht beschuldigen lassen für etwas, woran er wirklich keine Schuld hatte. Abgesehen davon war Aranea wirklich beängstigend, wenn sie wütend war. “Das entschuldigt gar nichts”, murrte Nea und setzte zu einer weiteren Schimpftirade an, doch Scorpius unterbrach sie: “Was ist denn jetzt eigentlich das Problem? Passiert doch öfter mal, dass sich jemand wehtut.” Sie wandte sich ihrem Bruder zu: “DAS werde ich dir sagen. Imogene ist verschwunden! Ich war kurz Sachen aus unserem Zimmer holen und als ich wiederkam, war sie weg! Und ich finde sie nirgends.” Scorp verstand nicht, warum sie das so aufregte: “Vermutlich hat sie einfach genug von deinen Ausrastern und ist irgendwohin geflüchtet, wo sie Ruhe hat.” Albus nickte zustimmend, das konnte er sich gut vorstellen. Aber irgendwo machte er sich trotzdem ein kleines bisschen Sorgen. Imogene wirkte irgendwie so, als könnte sie sich nicht verteidigen. Zerbrechlich, das war das Wort, das er suchte. “Sollen wir dir helfen sie zu suchen?”, bot er Aranea also an. Diese war so perplex über das Angebot, dass sie ihn einfach nur anstarrte. Als hätte er grad angeboten, das ganze Jahr ihre Hausaufgaben zu machen! “Ja oder nein?”, fragte er also nach, wieder langsam ungeduldig. Aranea zuckte die Schultern: “Wenn du glaubst, dass es hilft, warum nicht.” Wow, soviel Begeisterung. Aber was erwartete er auch von einer Malfoy, die alles tat um ihrem Vater zu gefallen? Sich von einem Potter helfen zu lassen war dem wohl doch zu entgegengesetzt. Doch diesen Kommentar verkniff er sich. Auch Scorpius stimmte dem zu und so zogen sie zu dritt los. Eine Stunde später hatten sie das komplette Schloss durchquert und jeden nach Imogene gefragt, der ihnen über den Weg lief. Erfolglos, denn die meisten hatten sie zuletzt beim Frühstück gesehen. Das war allmählich doch besorgniserregend. Niemand verschwand einfach so aus dem Blickfeld. “Vielleicht ist sie im Raum der Wünsche”, meinte Albus irgendwann überlegend und blickte die Treppe hoch. “Das könnte sein. Aber wenn es stimmt ist die Chance sie zu finden, noch geringer als ich dachte”, entgegnete Aranea darauf, denn es war fast unmöglich, den richtigen Raum der Wünsche zu finden. Ganz besonders, wenn man nicht gefunden werden wollte. Doch warum sollte Imogene sich derart darauf versteifen, nicht gefunden zu werden? Das ergab irgendwie keinen Sinn. “Ich schlage vor, einer geht hoch und bezieht Stellung vor dem Raum der Wünsche und die anderen beiden suchen weiter”, meinte Scorpius dann, denn allmählich machte selbst er sich Sorgen um seine Schwester, was schon was heißen sollte, da es ihn sonst recht wenig interessierte, was sie tat. Albus und Aranea nickten beide, doch keiner meldete sich freiwillig, sodass Scorpius seufzte: “Ich geh schon. Schickt mir ne Memo oder so, wenn ihr sie gefunden habt.” Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging die Treppen hoch. Albus dachte nach, wo konnte sie noch sein? Draußen irgendwo? Sie würde doch nicht in den Wald gegangen sein oder? Das war viel zu gefährlich und Imogene wusste das mit Sicherheit. Am See vielleicht? Aber da hätte man sie sicher gesehen... “Glaubst du, ihr ist etwas passiert?”, fragte Aranea in flüsterndem Tonfall und zum ersten Mal wirkte sie nicht feindlich sondern einfach nur ehrlich besorgt um ihre Schwester. “Ihr gehts sicher gut. Immerhin ist sie eine Malfoy, nicht wahr?”, fragte Albus in dem Versuch sie zu trösten zurück. Daraufhin lächelte Nea wirklich etwas: “Du hast recht. Als erstes bekommt sie Ärger, weil sie sich einfach aus dem Staub gemacht hat. Lass uns weitersuchen. Am besten draußen erstmal.” Also begaben sie sich nach draußen, wo es von Schülern wimmelte, die noch die letzten Sonnenstrahlen genießen wollten. Unter ihnen auch Wendy, Miranda Fletcher und Adrian Zabini, die am Ufer des Sees saßen und ein paar Zweitklässler ärgerten. Das machte Albus ungehalten und er schritt ohne zu zögern auf die Gruppe zu: “Was macht ihr da? Lasst doch mal die Zweitklässler in Ruhe!” Alle drei blickten zu ihm und die zwei Jungs nutzten die Gelegenheit und flüchteten. Auf Mirandas Lippen lag ein spöttisches Grinsen: “Sieh mal einer an, Albus ‘ich misch mich in alles ein’ Potter bestattet uns mit einem Besucht.” Al verengte die Augen und setzte zu einer Erwiderung an, welche er dann aber doch lieber runterschluckte: “Ich sollte euch allen Punkte abziehen. Aber das geht ja nicht, da Slytherin gar keine Punkte mehr hat.” “Das holen wir schon auf”, meinte Adrian recht großspurig und widmete sich dann wieder seiner Unterhaltung mit Wendy, während Miranda immer noch Albus fixierte. Aranea fiel niemandem auf, da sie sich abseits weiter darum kümmerte, Imogene zu suchen und ein paar Schüler nach ihr fragte. “Wenn ich das noch einmal sehe, ich schwöre euch, dann gibts so richtig Ärger”, betonte Albus und wandte sich zum Gehen. “Sei mal locker, Potter. Vielleicht brauchst du ja mal ein bisschen Bettsport, dann bist du nicht mehr so verklemmt”, trällerte Miranda mit einem schiefen Grinsen. Albus zog skeptisch die Augenbrauen hoch, ehe er ihr spöttisch Kontra gab: “Soll das ein Angebot sein? So tief sinke ich sicher nicht.” Miranda sah ihn entgeistert an, Adrian hingegen grinste. Das musste wohl offenbar mal gesagt werden. Albus machte sich auf eine harsche Antwort gefasst, doch als nach einer Minute noch immer nichts kam, drehte er sich um und ging wirklich. Manchmal kam ihm doch wirklich die Überzeugung, dass Slytherins hohl waren und zwar allesamt. Obwohl, ein paar kleine Ausnahmen gab es natürlich schon. Albus schloss wieder zu Aranea auf und warf ihr gleich einen fragenden Blick zu: “Und?” Die Malfoy schüttelte den Kopf, auch hier hatte sie keine Antwort gefunden. Das war doch wirklich verhext. “Hat die Krankenschwester sie denn schon behandelt? Sie konnte kaum auftreten, als ich sie hingebracht hab, sie kann also nicht weit gekommen sein, wenn nicht”, wollte Al dann wissen. Aranea nickte: “Doch, sie hat sie schon behandelt, wollte aber, dass sie zur Beobachtung bis zum Abendessen im Krankenflügel bleibt, falls die Medizin nicht so gut wirkt. Und Imogene würde sicher nie dagegen handeln. Das passt einfach nicht zu ihr.” Albus hörte ihr aufmerksam zu. Den selben Schluss zog er auch, obwohl er Gene kaum kannte. Aber würde das nicht bedeuten, dass wirklich etwas passiert war? Der Gedanke war nicht sehr angenehm. Es war mehr als unangenehm. “Vielleicht sollten wir zu nem Lehrer”, meinte er überlegend, doch Nea schüttelte sofort den Kopf. Das irritierte Albus. Wollte sie nicht ihre Schwester wiederfinden? “Das wäre zu übertrieben”, erklärte sie ihre Antwort etwas lächelnd. Da würde man sie doch nur für verrückt halten. Schließlich konnte man gehen wohin man wollte. “Na gut...dann eben nicht. Aber wenn sie bis zum Abendessen nicht auftaucht...dann gehen wir zu McGonagall”, entgegnete Albus, das war das vernünftigste, was sie tun konnten. Aranea nickte und sodann machten sie sich wieder auf die Suche... Kapitel 8: Kapitel 8- Lost -------------------------- Dunkelheit. Stille. Kälte. Diese Worte waren wohl die ersten, die einem einfielen, wenn man diesen Raum sah. Ein kleiner, zarter Körper regte sich in der Mitte des Raumes, am Fußboden um genau zu sein. Imogene zwang ihre Augen sich zu öffnen, doch pochende Kopfschmerzen erschwerten ihr dieses Unterfangen ziemlich. Sie konnte sich nur noch erinnern, dass sie auf die Toilette hatten wollen und plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen. Selbst jetzt, wo sie sich langsam aufrichtete, konnte sie kaum etwas erkennen. Es war fast stockdunkel hier, der Boden unter ihrem Körper war kalt. Die Luft war irgendwie schwer, sie konnte kaum atmen. Ein beklemmendes Gefühl der Angst engte ihre Brust ein. Vorsichtig schob sie sich vorwärts und streckte dabei einen Arm von sich um nicht gegen irgendetwas zu rennen. Irgendwann ertastete sie einen Lichtschalter und drückte ihn. Eine einzelne, nackte Glühbirne baumelte von der Decke und spendete dem Raum flackerndes und spärliches Licht. Es reichte aus, damit Imogene sich etwas umsehen konnte. Verwitterte Wände umschlossen den Raum, teilweise splitterte die Tapete ab. Ein leeres Bettgestell stand an der linken Wand, die Matratze lag weiter hinten gegen die Wand gelehnt. Sie war ziemlich zerfetzt. Das machte der jungen Malfoy gleich noch mehr Angst. Was war in diesem Zimmer, das so etwas anrichten konnte? Vorsichtig ging sie ein paar Schritte weiter nach vorne und bereute das fast sofort. Hinter dem Bettgestell verbarg sich eine halb verweste Leiche. Übelkeit stieg in dem Mädchen hoch und nur sehr mühsam konnte sie es vermeiden sich zu übergeben. Hastig entfernte sich von dieser Seite des Raumes und mit rasendem Herzschlag versuchte sie nun wieder, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Als sie mit dem Fuß gegen etwas stieß, unterdrückte sie einen Schrei und schlug sich die Hand auf den Mund. Sie wagte sich gar nicht so richtig nachzugucken, wogegen sie gestoßen war. Ihre freie Hand schob sie in die Tasche ihres Rockes, doch ihr Zauberstab war nicht da. Natürlich nicht, er lag in ihrem Zimmer, auf ihrem Bett. Und da lag er wirklich gut und vor allem...brauchbar! Imogene zwang sich, nicht auf den Boden zu blicken und ging weiter. Ein leises, knacksendes Geräusch ließ sie augenblicklich herumfahren. Doch in dem spärlichen Licht konnte sie natürlich nicht viel erkennen, auch wenn sich ihre Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnten. Halt, da hinten bewegte sich etwas! Direkt neben dem Bett...Imogenes Körper fing plötzlich an zu zittern und sie taumelte zurück, als die Leiche schwankend und mit unförmigen Bewegungen auf sie zuging. Das konnte doch gar nicht wahr sein! Ein schlechter Traum? Ein Alptraum eigentlich! Sie wich zurück so weit sie konnte. ‘Mach die Augen zu und die Alpträume verschwinden’, der Rat ihrer Großmutter kam ihr wieder in den Sinn und genau diesen befolgte sie, Gene kniff die Augen zusammen und zählte ein paar Sekunden, dann öffnete sie sich wieder. Und schrie auf. Das Monster war noch immer da. Ganz knapp vor ihr, sie konnte seinen fauligen Atem riechen, doch das war gar nicht mehr nötig dafür, dass ihr schlecht wurde. Das war ihr schon. Sie wich noch etwas zurück und unterdrückte einen weiteren Aufschrei, als sie gegen eine Wand stieß. War das ihr Ende? Ihr Blick glitt zu beiden Seiten, doch was sie zu sehen bekam, erschreckte sie nur noch mehr. Verkümmerte Tiergestalten, die an weiteren Leichen knabberten, sich gütlich taten. Die Gestalt kam ihr immer näher und sie drückte sich eng an die Wand. Es holte aus und...die Wand gab plötzlich nach und drehte sich nach innen. Gene blieb die Luft weg, als sie mit Händen und Knien auf dem Boden landete. Eilig warf sie einen Blick zurück, doch die Wand war fest wie zuvor und die Monster konnte sie nicht mehr sehen. Lediglich das Trommeln der Fäuste war zu hören. Wo war die Wand jetzt hin verschwunden? Egal...hauptsache das Monster war weg. Erleichtert blickte sie nach vorne. Das andere Problem war...jetzt herrschte vollkommene Dunkelheit und sie konnte nichtmal die Hand vor Augen sehen. Was, wenn hier noch mehr solcher komischen Gestalten rumliefen? Sie wusste nicht, wo sie überhaupt war, was das Ganze noch schlimmer machte. “Albus..Nea, Scorp...wo seid ihr?”, fragte sie flüsternd ins Dunkel hinein. Doch natürlich bekam sie keine Antwort darauf. Es nervte sie, nicht zu wissen wo sie war. Und keinen Zauberstab zu haben war natürlich auch nicht vorteilhaft. Imogene versuchte angestrengt, etwas in der Finsternis zu erkennen, doch das klappte nicht und Lichtschalter erwartete sie diesmal keinen. Und möglicherweise war es ohne Licht ja besser. Das Monster hatte sie schließlich erst angegriffen, als das Licht an war, nicht wahr? Dann war sie im Dunkeln also erstmal in Sicherheit. Sie lief weiter, so weit es ging ohne etwas zu sehen. Es verging einige Zeit, bis sie schließlich an eine Weggabelung kam. Das erkannte sie nur daran, dass aus beiden Richtungen ein Luftzug kam. Aber auch aus beiden Richtungen sehr unsympatische Geräusche. Aber zurück konnte sie auch nicht. Also ging sie in den linken Gang und rannte gleich mal gegen etwas. Scheppernd fiel es zu Boden und Imogene sah sich sofort hektisch um, ob sie jemanden angelockt hatte, bis ihr klar wurde, dass sie das wohl kaum sehen wurde. Sie ging in die Hocke und tastete ab, was sie umgeworfen hatte. Noch ein Bettgestell. Wenn das nicht seltsam war. War das hier vielleicht das leere Krankenhaus? Sie hatte von dem verlassenen Gebäude gehört, das unweit von Hogwarts stand, aber nicht in die Hogsmeade Richtung, sondern in die Andere. Es rankten sich die wildesten Gerüchte darum, warum es leer stand. Und Imogene merkte, dass genau die suspektesten wahr waren. Monster. Bei Merlin, wer hätte das ahnen sollen? Schwer schluckte die Malfoy. Wenn das mit den Monstern stimmte...dann kam sie hier auch nicht mehr raus? Nein, das wollte sie nicht glauben. Ihre Schritte wurden schneller, als sie sich in den Kopf setzte, einen Ausgang zu finden. Die wenigen Räume, an denen sie vorbeikam, waren ebenfalls nur schwach erleuchtet, aber die Malfoy hatte kein Bedürfnis, diese zu durchsuchen. Ein Blick durch die Fensterscheiben genügte und ihre Vermutung bestätigte sich. Es war das Krankenhaus, es waren Krankenzimmer an denen sie vorbeilief. Und ein OP-Saal, der ihr wieder Übelkeit bereitete, da eine geöffnete Leiche auf dem Tisch lag. Irgendwann fing sie an zu rennen. Einfach nur geradeaus und ohne zurück zu blicken. So weit sie kam. Plötzlich öffnete sich vor ihr eine Tür. Was sie noch etwas zurückweichen ließ. Das war ihr nicht geheuer. “Komm ruhig rein, liebes Kind”, erklang eine rauhe, aber doch weibliche Stimme aus dem Raum. Imogene trat nach vorne, konnte jedoch nicht viel erkennen. Ein paar Kerzen sorgten für flackerndes und schwaches Licht, doch die Person der Stimme konnte sie nicht ausmachen. Kapitel 9: Kapitel 9 - You're not here -------------------------------------- Imogene trat in den Raum ein. Die flackernden Kerzen hüllten alles in eine gruselige Atmosphäre. Gene blickte zurück, da fiel die Tür schon ins Schloss und sie hatte das Gefühl, dass sie hier nicht wieder rauskam. Was es nicht besser machte, aber sie ließ es gleich bleiben. Die Schatten an der Wand machten der jungen Malfoy Gänsehaut, erinnerten sie an die Monster, vor denen sie eben noch geflohen war. “Warum bin ich hier? Und wie bin ich hergekommen?”, fragte sie mit zitternder Stimme und blickte starr nach vorne, doch erkennen konnte sie kaum etwas, nur Umrisse. Umrisse, die sehr beunruhigend waren. “Du musst keine Angst haben, Liebes. Ich will dir nichts Böses”, meinte die Stimme wieder in lockendem Tonfall. Imogene blieb misstrauisch. Aber andererseits, eine andere Wahl hatte sie ohnehin nicht. Raus konnte sie nicht und wenn sie nur rumstand, würde sich auch nichts ändern. Oh hätte sie nur ihren Zauberstab bei sich. Obwohl sie definitiv Angst hatte, versuchte sie sich davon nichts anmerken zu lassen, kratzte ihren Mut zusammen und schritt nach vorne. Mit jedem Schritt wurde ihr mulmiger zumute. Das war gar nicht gut, wirklich nicht. Je weiter sie nach vorne lief, desto heißer war es in dem Raum, fast so, als würde sie sich einem Vulkan nähern, die Luft war ebenso erdrückend wie heiß. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie hatte erneut das Gefühl, dass ihr Magen sich umdrehte. Durch den Kerzenschein konnte sie nun etwas deutlicher die Gestsalt vor sich sehen, aber das war eindeutig nichts Gutes. Es war eine Frau, das war klar, doch sie war sehr verunstaltet. Ihre linke Gesichtshälfte sah aus, als wäre sie vor einigen Jahren verbrannt. Es wirkte fast so, als würden noch Hautfetzen von ihrer Wange hängen. Ihr linkes Auge schien aus Glas zu sein, milchig, doch fast durchsichtig. Ihre rechte Gesichtshälfte war von Narben übersät, die von Flüchen stammen könnten. Langes, schwarzes Haar hing in wirren Strähnen über ihre Schultern hinab. Imogene schauderte, war jedoch gleichzeitig wie gebannt von dem Anblick, der sich ihr bot. Es war wie bei einem Autounfall- man wollte nicht hinsehen, aber wegsehen konnte man auch nicht. Unauffällig musterte die Blondine die Gesichtszüge eingehender und kam nicht umhin eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Frau festzustellen, die sie auf einem Foto ihrer Großmutter gesehen hatte. Aber das war vollkommen unmöglich. Die Frau war tot. Mit immer noch schnell schlagendem Herzen erhob Gene nun ihre Stimme wieder: “Wer sind sie? Und..wie bin ich hergekommen?” Obwohl die dunkelhaarige Frau ein Lächeln auf den Lippen trug - zumindest nahm die Malfoy an, dass es ein Lächeln sein sollte- wirkte ihre ganze Miene durch und durch bösartig. Eine ebenso vernarbte Hand klopfte auf den Stuhl neben sich: “Setz dich doch, dann will ich dir erzählen, was du wissen möchtest.” Imogene sah sie kritisch an, schüttelte dann aber entschieden den Kopf. “Nein, ich bleibe lieber stehen. Danke”, fügte sie höflich hinzu, obgleich sie sich nicht sicher war, ob Höflichkeit überhaupt angebracht war. Aber ihre Erziehung blieb eben selbst in solchen Momenten vorhanden. Das Gesicht der Frau verzog sich zu einer spöttischen Grimasse, doch sie beharrte nicht weiter darauf: “Nun..sei es wie es wolle. Wer ich bin hat dich nicht zu kümmern, Kleine. Auch wie du hergekommen bist, ist unwichtig. Du bist hier, weil ich deine Hilfe benötige.” Imogene löste ihre verschränkten Arme und musterte ihr Gegenüber mit einer Mischung aus Verwirrung und Fassungslosigkeit, doch sie bekam kein Wort über ihre Lippen. Wieso sollte ausgerechnet sie ihr helfen, bei was auch immer? Sie kannte diese Frau nicht und bezweifelte, dass es umgekehrt anders war. Sie wollte hier raus und zurück nach Hogwarts, oder besser noch, aus diesem Alptraum aufwachen. Die Hitze machte ihr zu schaffen, ihr war schwindelig und sie fühlte sich, als würde sie leicht schweben. Vielleicht Nachwirkungen der Medikamente? “Du zweifelst? Du kennst mich vielleicht nicht, aber ich weiß alles über dich, Kindchen”, unterbrach die rauhe Stimme Imogenes Gedanken, ehe es zu einem irre klingenden Lachen wurde. Die Malfoy wich zurück und stolperte, landete auf dem Boden. Dieser war ebenso heiß und hinterließ gleich Verbrennungen auf ihren Handflächen. Zischend sprang Imogene auf und besah sich ihre Hände. Dunkle Striemen des vergitterten Bodens zeichneten sich auf ihre Haut ab und schmerzten. Ihre stahlblauen Augen wandten sich wieder der Frau vor sich zu: “Ich wüsste nicht, warum ich etwas tun sollte, das ihnen zugute kommt. Sie führen sicherlich nichts Gutes im Schilde!” Es war ganz sicher keine gute Idee, sich so zu verhalten, aber sich dieser Irren gefügig zu machen noch weniger! Trotz der ansteigenden Hitze lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken, als sich ein Ausdruck auf dem Gesicht der Frau zeigte, der definitiv nichts Gutes verhieß, wenn nicht sogar etwas maßlos Bösartiges. “Du hast doch gar keine Wahl!”, rief sie aus und streckte ihre Hand aus, eine nicht vernarbte, jedoch sehr knochige Hand. In ihr lag ein Zauberstab, der einem Skelettfinger glich. Voller Furcht weiteten sich Imogenes Augen und sie machte einen Schritt rückwärts. *~*~* Atemlos kam Albus wieder am See an. Er hatte sich im Wald umgesehen und musste letztendlich vor einer aufgewühlten Horde Acromantulas fliehen, die ihm glücklicherweise nicht gefolgt waren. Nach Atem ringen ließ er sich auf den Boden fallen und strich sich unruhig durchs Haar. Er hatte keine Spur von Imogene gefunden und hoffte, deren Geschwister hatten mehr Erfolg zu vermelden.Was machte er sich überhaupt solche Sorgen um das Mädchen, das er kaum kannte? Es war immerhin gut möglich, dass es sich hier einfach um einen Streich von Aranea und Scorpius handelte. Andererseits hatte auch deren Sorge echt gewirkt. Im Grunde traute er nichtmal ihnen zu, sich sowas auszudenken. Das näher kommende Knirschen von Schritten holte ihn aus seinen Überlegungen. Aranea kam auf ihn zu, doch ihre Miene sprach auch nicht grade von einem Erfolg. “Also hast du auch nichts gefunden”, stellte er fest, ohne dass sie etwas sagen musste. Die Malfoy schüttelte den Kopf: “Sie kann doch nicht vom Erdboden verschluckt worden sein! Und einfach zu verschwinden sieht ihr überhaupt nicht ähnlich.” Al nickte kurz und starrte schweigend auf die Wasseroberfläche, wo sich ihre Gesichter spiegelten. Wo konnten sie noch nachsehen? Im selben Moment kam ein Memo von Scorpius mit der Frage, ob sie schon was gefunden hatten. “Wir sollten zu deinem Bruder gehen und uns zusammen überlegen, was wir noch tun sollen”, schlug der Potter vor und erhob sich. Den Zettel schob er in seine Hosentasche und ohne auf eine Antwort der Malfoy zu warten, setzte er sich in Bewegung. Aranea folgte ihm schweigend. Sie drängten sich vorbei an lärmenden Fünftklässlern, zwei streitenden Slytherins, einem mit sich selbst diskutierendem Mädchen und am Hausmeister, der versuchte das Chaos irgendwie zu regeln. Albus überkam der Wunsch ihm zu helfen und so schickte er Aranea voraus, um dem armen überforderten Hausmeister unter die Arme zu greifen. Dabei griff er ein paar Aussagen auf, die ihn ziemlich verwirrten. Was faselten die da von einem Verschwindekabinett? Das war doch beim Brand vor dreiundzwanzig Jahren verbrannt. Er behielt das erstmal im Hinterkopf und entschied sich, später nochmal genauer nachzuforschen. Jetzt gab es weitaus wichtigere Dinge als irgendwelche Spekulationen. Der Hausmeister bedankte sich überschwänglich, doch Albus winkte nur ab und sah zu, dass er weiterkam. Bei den Geschwistern angekommen, fand er diese schon in ein Gespräch verwickelt vor, das er dann einfach mal unterbrach: “Ich muss euch etwas erzählen. Eben habe ich gehört, dass das Verschwindekabinett wieder aufgetaucht sein soll. Vielleicht hängt das mit Imogenes Verschwinden zusammen?” Die beiden Malfoys starrten ihn an wie Autos, ehe Scorpius schon in Gelächter ausbrach. Dann klopfte er Albus auf die Schulter: “Ich weiß ja nicht, was du geraucht hast, aber das Verschwindekabinett gibts schon lange nicht mehr!” Al sah ihn finster an und murmelte etwas von wegen, dass er das auch wüsste. “Sollen wir nicht noch mal im Krankenflügel nachsehen? Vielleicht war sie ja auch nur kurz draußen und ist wieder zurück gekommen”, unterbrach Aranea das Gespräch, bevor es zu einem Streit eskalierte. Gegen einen solchen hätte sie eigentlich nichts, aber zuerst wollte sie ihre Schwester finden. Schweigend stimmten ihr die Jungs zu und so gingen sie wieder runter. Dabei hielten sie alle drei Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen, aber sinnlos. Als sie den Krankenflügel betraten, erstarrten sie zu Salzsäulen. Da lag Imogene auf dem Bett, doch sie wirkte anders. Ihre Haut hatte einen wächsernen Glanz, ihr Gesicht war auf kranke Weise blass. Aranea stürzte sofort zu ihrer Zwillingsschwester: “Imogene! Bist du okay? Wo warst du?” Wie in Zeitlupe wandte sich das Gesicht der jüngsten Malfoy ihrer Schwester zu und Nea erschrak über die Ausdruckslosigkeit ihrer Augen. Ein puppenhaftes Lächeln legte sich auf Imogenes Lippen: “Alles okay. War nur müde.” Scorpius und Albus wechselten einen verwunderten Blick. Irgendetwas musste passiert sein. Irgendetwas stimmte definitiv nicht. Kapitel 10: Kapitel 10 - Bulletproof Skin ----------------------------------------- November Sie stand auf einem Hügel, der Wind blies ihr das lange schwarze Haar ins Gesicht. Ihr kalter, ausdrucksloser Blick war auf das Schloss unter sich gerichtet, lediglich eine verzerrte Grimasse zeugte von einer Art erfreutem Grinsen. Alles lief nach Plan und ihre kleine Helferin machte sich ausgezeichnet, trotz ihrer anfänglich widerstrebenden Art. Hochwohl geboren, zweifelsohne, doch ebenso leicht zu beeinflussen. Und durch und durch das selbe Blut. Es war schon beinahe eine Schande, ihre Fähigkeiten nur dafür zu nutzen, doch fürs erste musste es reichen. Sie hatte sich schon zuviel gewagt und wenn jemand sie erkannte, würden ihren Pläne wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Ein Kichern lenkte die Aufmerksamkeit der Frau nach oben und sie erkannte Peeves, den Poltergeist aus Hogwarts. In diesem Moment war es wohl gut, dass ihr Gesicht so entstellt war, denn trotz ihrer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze konnte man dieses ab und an hervorblitzen sehen. Der Geist schien sie nicht zu bemerken und bewarf ein paar Erstklässler mit Wasserbomben, die sich kreischend versuchten davor zu schützen. Es war Zeit, aufzubrechen, erstmal. *~*~* Imogene saß auf der Tribüne des Quidditchplatzes und starrte auf das Feld hinab. Die Hände hat sie tief in den Jackentaschen vergraben. Aus irgendeinem Grund wollte sie unbedingt die Auswahlspiele für die anderen Häuser sehen. Wobei es für Ravenclaw einen ganz offensichtlichen Grund gab- Albus Potter. Seit ihrer seltsamen Traumerfahrung hatte sich ihr aufblühendes Verhältnis ganz rasch wieder abgekühlt und jetzt waren sie sich ferner als je zuvor. Dennoch hatte die Malfoy nicht das Interesse an ihm verloren, es war gewachsen. Sie war doch wirklich töricht genug, jemanden zu lieben, der sie ignorierte. Dabei hatte sie in den letzten Wochen das Interesse von so manchem Jungen auf sich gezogen. Seufzend strich sie sich ihr blondes Haar aus dem Gesicht und verfluchte das windige Wetter. Da kamen sie, die Mannschaft von Ravenclaw und die Menschen, die sich ins Team spielen wollten. Wie magnetisch fiel Imogenes Blick sofort auf Albus, obwohl es in dieser Höhe nicht leicht war, die Spieler auseinander zu halten. Doch Al zog sie mit einer Intensität an, die sie nicht erklären konnte. Auch wenn es dieses Mal vielleicht daran lag, dass er als Mannschaftskapitän die Truppe anführte. Als er kurz zur Tribüne hochsah, errötete sie sofort, obwohl er sie gar nicht direkt ansah. Schließlich war sie nicht die einzige Neugierige, sondern überall hatten sich Leute verstreut. Und dann stand sie plötzlich im Slytherin Gemeinschaftsraum. Verwirrt blinzelte sie und sah sich um. Sie hatte keine Ahnung, wann und wie sie dorthin gekommen war und was sie dazwischen getan hatte. Als sie sich die Haare aus dem Gesicht strich, fiel ihr auf, dass sie keine Jacke mehr trug und auf ihrem Unterarm sich ein blauer Fleck, oder besser gesagt, mehrere blaue Flecken abzeichneten. Wie Fingerabdrücke. Irritiert runzelte sie die Stirn: “Was in Merlins Namen..?” “Imogene!”, die Stimme ihres Bruders Scorpius riss sie aus ihren Gedanken und sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf diesen, “Wo zum Henker bist du plötzlich abgeblieben? Ich dachte, du willst ins Quidditchteam!” Oh. Verdammt. Deshalb war sie ja eigentlich so früh auf dem Platz gewesen. Um das anschließende Auswahltraining ihres Hauses nicht zu verpassen. Zu spät, ganz eindeutig. Das sonst so ebenmäßige Gesicht ihres Bruders war von Wut verzerrt, blanke kalte Wut. Die Geschwister waren sich einander nie sonderlich nah, doch dass sie das Versprechen gebrochen hatte, dem Team beizutreten, ließ selbst Scorpius aus der Haut fahren. Immerhin war sie eine der besten Jägerinnen der letzten Jahre. “Es tut mir leid”, gab die Jüngere kleinlaut von sich, wie aus weiter Ferne hörte sie ihre eigene Stimme. Es war, als würde sie unter Wasser sein, doch sie wusste nicht, woher dieses Gefühl rührte. Tat es ihr wirklich leid? Oder war sie sogar froh darüber? Oh, ihr Kopf tat so weh. “Es tut dir leid?!”, echote Scorpius und rückte so nahe an sie heran, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten, während sein Blick sie bedrohlich fixierte, “du bist verdammt nochmal die beste Jägerin, die unser Haus im Moment zu bieten hat und du hast das Auswahltraining saußen lassen! Wir mussten Miranda Fletcher für den Posten einsetzen!” Einen Augenblick lang entgleisten der Malfoy die Gesichtszüge vor Fassungslosigkeit, ehe sie ein spöttisches Lächeln zeigte: “Oh ich bitte dich, Scorpius. Als ob das so schrecklich wäre. Ihr sabbert ihr doch alle hinterher wie verdurstende Hunde.” Scorpius’ Augen verengten sich zu Schlitzen und sein Blick wurde so eisig, dass selbst Imogene ein Schauer durchfuhr: “Es sind nicht alle so unterbelichtet wie du denkst, kleines Mädchen. Du bist doch diejenige, die dem jüngeren Potter hinterher sabbert wie sonst etwas, nicht wahr? Und das, wo du doch schon längst verlobt bist.” Mit einem süffisanten Grinsen richtete sich der Ältere wieder auf und schob die Hände in seine Hosentaschen, mit einem Anflug von Genugtuung registrierte er die verlegen und gleichzeitig erschütterte Miene seiner jüngeren Schwester. Genauso war es ihm vorhin ergangen, als man gefragt hatte, wo seine Schwester abgeblieben war. Geschah ihr recht. Imogene blinzelte sich Tränen aus dem Augenwinkel und rang um Fassung. Das war nicht fair! Sie konnte schließlich nichts für den Mist mit der Verlobung! Nach einem tiefen Atemzug hatte sie sich wieder beruhigt und war in der Lage, ihm zu antworten: “Wenigstens hüpfe ich nicht von einem Bett zum nächsten.” Damit wandte sie sich von ihm ab und war plötzlich ziemlich froh darüber, nicht mehr dem Quidditchteam anzugehören. *~*~* Albus verließ die Dusche und trocknete sich ab, ehe er in bequeme Sportklamotten schlüpfte. Das Auswahlspiel war zu seiner vollen Zufriedenheit abgelaufen und das Team war wirklich gut gewählt. Zumindest eine Sache lief nach Plan. Seit der gehetzten Suche nach Imogene und ihrem plötzlichen Wiederauftauchen, war er ein wenig durcheinander. Nicht nur von der Sache selbst, sondern auch, weil sie sich so verändert hatte. Sie wirkte um einiges reservierter und kühler, erwachsener. Und das machte irgendwie keinen Sinn. Deshalb hatte er sich von ihr distanziert, um sie aus er Ferne zu beobachten und sich irgendwann einen Reim darauf machen zu können. Bisher ohne Erfolg. Stattdessen erwischte der dunkelhaarige Potter sich öfter dabei, sich mit Scorpius zu unterhalten, was schon ein ziemlich seltsamer Umstand war. Er machte einen kurzen Abstecher in sein Zimmer, um den Besen abzustellen, als ihm ein Gegenstand auf seinem Bett ins Auge fiel. Mit einem Stirnrunzeln trat der Potter näher und erkannte eine kleine silberne Box. Wie kam die denn hier hin? Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, doch gleichzeitig wuchs auch die Neugier. Argwöhnisch hob er den Zauberstab und richtete ihn auf die Box, während er sich daneben nieder ließ. Vorausschauend zog er sich Handschuhe über, er hatte noch sehr gut im Gedächtnis, was sein Vater von der verfluchten Halskette erzählt hatte. Vorsichtig schob er den Deckel ab und war fast schon enttäuscht, dass die Box außer einer roten Samtpolsterung leer war. Dann drang eine Melodie an sein Ohr, die anscheinend von der Box ausging, sich aber anhörte, als hätte sie keinen Ursprung. Ehe Al sich versah, hatte die Melodie Besitz von ihm genommen. Sie ergoss sich in schweren, dunklen Wellen über ihn und obwohl es ihm widerstrebte, fühlte er sich außer Stande sich aus ihrem Griff zu entreißen. Er spürte, wie sein Wille immer kleiner wurde und schließlich in den Tiefen seiner selbst versank. Die Musik hörte so abrupt auf, wie sie angefangen hatte und der Potter fühlte sich, als würde er aus einem Traum erwachen. Verwirrt starrte er auf die Box hinab und klappte den Deckel zu. Ein mulmiges Gefühl lag schwer wie Blei in seinem Magen und er musste das Fenster aufreißen, um etwas frische Luft ins Zimmer zu lassen. Langsam erwachte er aus dem tranceähnlichen Zustand. Was hatte er noch gleich wollen? Er sah sich in seinem Zimmer um und zuckte die Schultern. Konnte nicht so wichtig gewesen sein. Sorgsam griff er nach der Box und schob sie unter sein Bett, irgendetwas sagte ihm, dass nur er sie haben sollte und niemand sonst. Es war sein Eigentum. Wie ferngesteuert verließ er das Zimmer und streifte durch die Flure, auf die Suche nach dieser einen Person. Er wusste nicht, wer es war, doch er wusste, dass er sie erkennen würde, wenn er vor ihr stand. *~*~* “Das kann doch nicht dein Ernst sein!”, hallte es von den Wänden wieder und Lily Potter starrte ihrer Freundin Imogene fassungslos ins Gesicht. Die Malfoy zuckte nur die Schultern. Gerade hatte sie der Rothaarigen offenbart, dass sie deses Jahr wohl nicht im Quidditchteam sein würde und auch noch froh darüber war. Für Lily war das etwas absolut Unverständliches, was sie mit ihrer Miene auch noch unterstrich. “Ich glaube, die Schwärmerei für meinen Bruder hat dir das Hirn weggeschmolzen”, fügte die Potter kopfschüttelnd hinzu, woraufhin die Blondine ein Lachen erklingen ließ. “Sagt gerade die, die meinem Bruder hinterherläuft. Ernsthaft, Lily. Was findest du an Scorpius? Er ist widerlich und ein Idiot”, fragte Gene ernsthaft interessiert und blätterte die Seite in ihrem Buch um. Einen Moment lang blickte ihre Freundin sie nachdenklich an und fragte sich, seit wann Imogene so anders geworden war. Bis vor wenigen Wochen hatte sie nur gut über andere Menschen geredet und auch in jedem etwas Gutes gefunden. “Vielleicht stehe ich ja auf widerliche Idioten”, gab die Rothaarige schließlich zur Antwort und sah sich kurz um. Ihr war nicht gerade warm hier draußen und da half ihr auch nicht ihr Umhang drüber hinweg. Aber ihre beste Freundin hatte ja unbedingt hier rausgemusst. “Dann kannst du mir nur leid tun”, kam es von eben dieser, “außerdem, ein Malfoy und eine Potter? Ich bitte dich, das ist vollkommen unwahrscheinlich.” Damit stach sie nicht nur ihren Bruder und Lils aus, sondern auch Albus und sich selbst. Das waren Dinge, die niemals in Erfüllung gehen würden, ganz unabhängig davon, ob die Beteiligten es wollten oder nicht. Es war wie ein ungeschriebenes Gesetz in der Zaubererwelt und ein Bruch dieses Gesetzes würde zu einem Familienkrieg großem Ausmaßes führen. Da machte selbst die junge Malfoy sich nichts mehr vor. Aber scheinbar war es ja Gang und Gebe sich in den Feind zu verlieben. So wie sie auch von ihrer Schwester wusste, dass sie für einen Weasley Jungen schwärmte. “Seit wann bist du so pessimistisch?”, fragte Lily argwöhnisch, doch bevor Imogene etwas erwidern konnte, flog direkt neben ihnen ein Felsen in die Luft. Erschrocken wandten sich die Mädchen um und sprangen auf die Beine, als Miranda Fletcher sich ihnen näherte. Das süffisante Grinsen auf ihrem Gesicht wurde nur von dem Spott überdeckt, der aus ihren Augen strahlte: “Da ist ja die kleine Versagerin Malfoy in Begleitung der widerwärtigen Potterbrut. Warst dir wohl zu gut, um beim Auswahltraining anzutreten, was?” Imogene ballte die Hände zu Fäusten und funkelte Miranda an: “Ist doch gut für dich! So hat sich dein Rumgebumse in der Weltgeschichte ja mal bezahlt gemacht!” Sowohl Lily als auch Miranda warfen der Blonden einen überraschten Blick zu, doch während Lily anfing zu lachen, zeichnete sich auf dem Gesicht der Fletcher ein Ausdruck von Ärger ab, gepaart mit Hohn: “Ich spiele so gut, da war das nur eine kleine Nebenbeschäftigung. Und Scorpius macht sich übrigens ausgezeichnet im Bett.” Der Seitenhieb traf Lily mehr als Imogene und nun wurde auch sie ziemlich wütend, verbiss sich aber jegliches Kommentar. “Schön, dass du dich so weit herablassen musst, eine männliche Hure zu vögeln, Fletcher”, gab Gene spöttisch von sich. Die Malfoy fühlte sich irgendwie gut, endlich mal das zurück zu geben, was sie sonst wortlos über sich ergehen ließ. Obwohl es sie gleichzeitig auch wütender machte. Doch, was solte das schon? War doch egal, sie durfte sich auch einmal gehen lassen. Miranda blieb der Atem weg und Fassungslosigkeit lag in ihrem Blick. Lily und Imogene grinsten triumphierend, was sie aber gleich bereuten. Die ältere Slytherin wurde sich ihrer Machtlosigkeit bewusst, was das Wortgefecht anging und sie zog so schnell ihren Zauberstab, dass die jüngeren Mädchen das gar nicht realisierten. Das spöttische Grinsen kehrte auf Mirandas Gesicht zurück: “Petrificus Totalus!” Unwillkürlich klappten Lily und Imogene zusammen und lagen regungslos auf dem Boden. Rot und Blond vermischten sich mit dem Braun des Bodens und Miranda wandte sich boshaft lachend von ihnen ab: “Das nächste Mal solltet ihr eure Mäuler nicht so weit aufreißen, Kinder.” Kapitel 11: Kapitel 11 - Words on Signs --------------------------------------- Es verging eine ganze Weile, bis jemand an Lily und Imogene vorbeikam, die regungslos auf dem gefrorenen Boden lagen. Letztendlich war es sogar Scorpius selbst, der die beiden Mädchen von ihrem Leid erlöste. Das süffisante Grinsen lag dabei immer noch auf seinem Gesicht, als wäre nichts gewesen, während Imogene ihre steifen und gefrorenen Glieder bewegte, um sie schmerzhaft wieder zum Auftauen zu bringen. Und Lily ging es dabei nicht viel anders. Doch während diese ausschließlich damit beschäftigt war, starrte Imogene ihren Bruder sehr finster an: “Das ist alles deine verdammte Schuld, Scorpius! Miranda hat uns angegriffen, weil du sie im Team aufgenommen hast und du sie flachgelegt hast und-” Scorp brachte sie zum Schweigen, indem er ihr einen eisigen Blick zuwarf: “Und du warst doch diejenige, die sie provoziert hat, nicht wahr?” Lily ließ ein kleines Glucksen hören, womit sie zeigte, wie amüsiert sie war. Schön, dachte Imogene, dass zumindest eine ihren Spaß hat! Bei Merlin, manchmal würde es sie wirklich interessieren, was im Kopf ihrer besten Freundin vor sich ging, doch jetzt war ganz definitiv  nicht der richtige Zeitpunkt, um dies in Erfahrung zu bringen. Als sie ihre Gliedmaßen wieder annähernd spürte, machte sie sich wutschnaubend auf den Weg ins Schloss, ohne ihren Bruder noch einmal mit einem Blick zu bedenken. Lily murmelte diesem jedoch einen kleinen Dank zu, ehe sie Imogene folgte. “Es war doch wirklich nett von ihm, uns zu helfen”, meinte sie in dem Versuch, die Geschwister zu versöhnen, doch die Malfoy rang sich ein schmales Lächeln dazu ab: “Er hat uns doch nur geholfen, weil er sonst für den Schuldigen gehalten worden wäre.” Die Potter schüttelte fassungslos den Kopf. Früher hätte ihre beste Freundin sowas nicht vom Hocker gelassen, sondern ihr zugestimmt. Ihrer Meinung nach war das eine ziemlich beunruhigende Entwicklung, da Imogene eigentlich sogar dann nett war, wenn sie schlecht drauf war. “Was ist nur mit dir los?”, fragte die Rothaarige leise und doch laut genug, dass Imogene sie hören konnte. Diese schwieg zunächst eisern und zog die Augenbrauen hoch, ehe sie wieder eins dieser Lächeln sehen ließ, die einem zeigten, dass man nie die Wahrheit erfahren würde: “Ich weiß gar nicht, was du meinst.” Lily verschränkte die Arme und bedachte sie mit dem typischen Molly Weasley-Blick, doch an Gene prallte er wirkungslos ab. Stattdessen strich sie sich nur unbeeindruckt eine Haarsträhne hinters Ohr und schenkte Lily ein strahlendes Lächeln: “Er hat dich einen Moment lang nicht aus den Augen gelassen.” Lily lief rot an und stolperte, sagte aber nichts mehr dazu und die Malfoy lächelte zufrieden. Sie wusste doch, wie man eine Lily Potter zum Schweigen brachte. *~*~* Narcissa Malfoy stand am Fenster ihres Büros und blickte nachdenklich aus dem Fenster. Ihre Enkelin vereint mit einer Potter zu sehen, war für sie immer noch ein sehr eigenartiger Anblick, den sie aber guthieß. Im Gegensatz zu ihrem Mann hatte sie nichts gegen die Weasleys und Potters. Nicht mehr. Doch sie hatte nicht besonders viel zu sage und dass sie diesen Posten angetreten hatte, sorgte für große Missbilligung ihres Mannes und ihre ohnehin schon kalte Beziehung war noch weiter abgekühlt. Cissy hatte sich schon längst damit abgefunden, dass sich in dieser Hinsicht nichts mehr bessern würde. Sie war alt und ihre Zeit lief langsam ab. Einzig und allein ein schlechtes Gefühl, man konnte es auch Vorahnung nennen, hatte sie zu ihrem Handeln getrieben. Sie wollte ein Auge auf ihre Enkelkinder haben, ganz besonders auf die naive Imogene. Bereits jetzt überkam sie immer öfter das Gefühl, irgendetweas Wichtiges übersehen zu haben. “Professor Malfoy? Ein Brief für sie”, riss sie eine Stimme aus den Gedanken und in der Tür stand eine Sechstklässlerin aus Gryffindor. Rose Weasley. Narcissa nahm den Brief dankend entgegen und die Rothaarige verließ das Büro so schnell wie möglich. Scheinbar war diese nicht so begeistert davon, noch eine Malfoy mehr im Schloss zu haben. Sie lenkte ihren Blick auf den Umschlag, kein Absender. Umso neugieriger öffnete sie den Umschlag und entfaltete den Brief. Er war von ihrer Schwester Andromeda. Ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus und sie gab sich einem Gefühl von Wehmut hin. Seit fast vierzig Jahren hatte sie nichts mehr von ihrer älteren Schwester gehört. Ihre Gedanken reisten zurück an jenen Tag… Es war ein kalter Dezembermorgen, es hatte gerade frischen Schnee gegeben. Andromeda und ihr Verlobter Ted standen in der Eingangshalle, ihnen gegenüber ihr Vater. Bellatrix und Narcissa versteckten sich oben auf der Treppe, Bella mit einem argwöhnischen und herablassenden Lächeln und Narcissa sorgenvoll, mit schmerzenden Fingern, weil sie das Geländer so stark umklammerte. “Ich werde ihn heiraten, ob es euch gefällt oder nicht”, hallte die Stimme Andromedas klar und deutlich von den Wänden wieder. Ihr Blick war entschlossen ebenso ihre Miene. Narcissa sah, wie fest sich ihre Hände mit denen Ted Tonks’ verschränkt hatten, auch er war entschlossen ihren Eltern die Stirn zu bieten, sollte es nötig sein. Eisige Stille legte sich über die Anwesenden, ehe Druella hysterisch lachte, doch selbst dieser peinliche Versuch die Situation zu entspannen konnte nicht verhindern, was danach geschah. Cygnus Black sah seine Tochter nicht länger als solche an und seine Stimme war bedrohlich leise: “Raus aus meinem Haus.” Cissy traten Tränen in die Augen und sie sprang auf, doch ihre Schwester Bellatrix hielt sie zurück: “Lass.” Beide wandten sich wieder dem Schauspiel vor ihnen zu. Andromeda sah ihre Eltern mit hoch erhobenem Kopf an: “Ihr werdet eure spießige Haltung nie verlieren, was?” Die Stimme ihres Vaters hallte von den Wänden wieder, als er das nächste Mal sprach, laut und voller Hass: “Raus aus meinem Haus! Und wage es ja nicht, dich jemals wieder hier blicken zu lassen!” Andromeda zuckte kurz zusammen und Cissy hörte Ted irgendetwas murmeln, doch ihre Schwester schüttelte den Kopf und richtete sich an ihren Vater: “Ganz wie du wünscht, Vater. Oder sollte ich sagen, Mr. Black? Denn nun scheint es ja so, als wäre ich einst deine Tochter gewesen.” Druella Blacks Miene war kraftlos geworden, doch Cygnus sah mit Abscheu auf das Paar vor sich hinab, ohne noch ein Wort zu sagen. Es war besiegelt. Ein kurzer Blick Andromedas wanderte hoch zur Treppe, als wüsste sie, dass ihre Schwestern dort oben waren und sie beobachteten. Ihre großen braunen Augen wirkten traurig, doch dann wandte sie sich ab und verließ das Haus zusammen mit dem Mann, den sie ein halbes Jahr später heiratete. Sie kam nie wieder zurück. In den darauffolgenden Jahren hatte Cissy sich immer wieder gewünscht, Andromeda wiederzusehen, doch die Angst vor ihrem Vater war ebenso allgegenwärtig gewesen. Irgendwann war es zur Gewohnheit geworden, immer ein schwaches Gefühl von Vermissen zu verspüren. Und jetzt war es wieder so stark wie nie. Ihre Schwester schrieb etwas von einer Gefahr und dass sie sich dringend treffen sollten. Also hatte nicht nur Andromeda es gespürt. Cissys Blick glitt wieder zum Fenster. Das Wetter hatte sich noch mehr verdüstert, als würde es ihre Gedanken lesen. *~*~* Albus lief ungeduldig auf und ab. In seiner Hand hielt er den Zauberstab fest umklammernd, während sein Blick sich immer wieder auf die Tür bohrte, an der er vorbeikam. Er konnte selbst nicht glauben, dass er auf Scorpius Malfoy und Miranda Fletcher wartete. Er konnte es sich nicht erklären. Doch sein Gefühl sagte ihm, dass es wichtig war, mit ihnen zu sprechen. Die Tür des Gemeinschaftsraumes von Slytherin schwang auf und ein recht genervt blickender Scorpius trat heraus. Seine Miene wurde noch eine Spur finsterer, als er den Potter erblickte: “Was willst du?” Al sah den Blonden einen Augenblick lang an und fragte sich selbst, was er eigentlich wollte. Denn er hatte keinen blassen Schimmer. Hinter Scorpius erschien schließlich Miranda Fletcher mit einem Grinsen auf den Lippen, als hätte sie kein Wässerchen zu trüben. “Ich glaube, es ist soweit und wir müssen die Vereinigung gründen”, kam es über Albus Lippen, bevor er überhaupt auch nur einen Gedanken darüber verschwendet hatte, was er jetzt sagen sollte. Doch seine Worte kamen mit einer solchen Gewissheit über seine Lippen, dass er keinen Zweifel dran hatte, dass sie stimmten. Scorpius sah den Potter äußerst skeptisch an, doch Miranda weitete die Augen in überraschter Manier: “Du?” Ein kühles Lächeln lag auf den Lippen des Ravenclaws, der jetzt viel sicherer wirkte, als eben noch und ebenso erwachsener. Scorpius beäugte ihn kritisch, weil er das für seltsam und unmöglich hielt. Möglicherweise spielte ihm sein Gehirn aber auch einen Streich. Seine Worte waren viel interessanter und Argwohn mischte sich in seine Stimme: “Wovon sprichst du, Potter?” Albus wechselte einen kurzen Blick mit Miranda, welche nur ein süßliches Grinsen zeigte. “Das wirst du schon noch früh genug erfahren, Scorpius. Ich würde dir nur raten, dass du in Mirandas Nähe bleibst, wenn du nichts verpassen willst”, bemerkte Al ebenso argwöhnisch und mit leichter Arroganz in der Stimme, die man von ihm so gut wie nie zu spüren bekam. Aber es gefiel ihm sichtlich, dass der Malfoy einmal nicht wusste wroum es ging. Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust, seine ganze Körperhaltung war pure Ablehnung und doch verrieten seine Augen so etwas wie Interesse. Die Augen eines Malfoys verrieten viel mehr als Gestik und Mimik es jemals könnten, pflegte seine Tante Hermine zu sagen. Es war Al ein Rätsel, wie sie auf so eine Aussage gekommen war, doch er musste ihr insgeheim auch Recht geben. Dann sah der Potter zu Miranda, Wissen blitzte in seinen Augen auf: “Wieso hast du Imogene und Lily verflucht?” Das schallende Lachen der Slytherin hallte von den Wänden wieder, gänzlich triefend vor Spott, ehe sie sich zu einer Antwort durchrang: “Ist das dein Ernst? Nur weil wir mit ihr zusammenarbeiten, heißt das doch nicht, dass ich sie nicht ein bisschen quälen darf.” Nun schaltete sich Scorpius wieder ein und mit wütender Miene sah er die Fletcher an: “Du hast meiner Schwester das angetan? Ich sollte dich-” Bevor er dazu kam auszureden, lachte sie nur wieder: “Sie ist längst nicht mehr deine Schwester. Nun..zumindest nicht mehr ganz. Sie wird immer weniger die Imogene Malfoy sein, die du kennst und liebst, mein lieber Scorpius.” “Miranda!”, zischte Albus harsch, “das ist nicht der richtige Zeitpunkt! Ich denke nur, ihr solltet wissen, dass es von Vorteil für euch wäre, am Samstag um Mitternacht im Uhrenturm aufzutauchen. Wenn ihr zumindest auf der richtigen Seite stehen wollt.” “Sind wir hier fertig? Ich habe noch weitaus wichtigeres zu tun”, fragte Miranda in übertriebener Ungeduld, ohne dabei die theatralische Geste auszulassen, auf ihre Uhr zu sehen. “Ich weiß ja nicht, was du als wichtig verstehst, aber sich die Nägel feilen und Jungs anzubaggern würde ich nicht dazu zählen”, spottete der Malfoy um zu verbergen, wie irritiert er war und auch, was Al damit zu tun hatte. Wie eine Schlange zischte Miranda daraufhin, aber Al fuhr ein weiteres Mal dazwischen, bevor ein Streit ausbrach: “Ich verlasse mich darauf, dass du Scorpius alles weitere erklärst. Ich habe nämlich wirklich Wichtigeres zu tun.” Er nickte den Beiden kurz zu, dann wandte er sich ab und verließ den Gang wieder. Der erste Schritt war getan und er wusste, dass es richtig war. *~*~* Die Nacht senkte sich langsam über Hogwarts und mit ihr die Ungewissheit. Imogene saß im Gemeinschaftsraum der Slytherins und hatte ein Buch auf ihrem Schoß liegen. Doch statt es zu lesen, starrte sie in die knisternden Flammen des Kamins, ohne diese wirklich wahrzunehmen. Ihre Gedanken waren weit, weit weg. Immer wieder tauchte sie an Orten auf, von denen sie nicht wusste, wie sie dorthin gekommen war und das machte ihr langsam große Sorgen. In ihrer Kindheit war sie öfter mal schlafgewandelt, aber das hier war etwas Anderes. Es fühlte sich ganz anders an. Es fühlte sich unrein an, als würde Blut auf ihren Händen kleben. Blut. Ihr eigenes fing an, in ihren Ohren zu rauschen und Panik überkam sie aus heiterem Himmel und ohne ersichtlichen Grund. Ihr Körper wurde von einem Zittern gepackt und sie bekam nur schwer Luft. Adrenalin pulsierte in ihren Adern und trieb sie an, während ihr Blick hektisch den Raum durchquerte. Doch hier war nichts, was ihre Panik erklärte. “Imogene? Imogene! Ist alles in Ordnung?”, drang die Stimme ihrer Schwester wie aus weiter Ferne an ihr Ohr. Gene blickte auf und sah Aranea mit verschränkten Armen vor sich stehen, einen skeptischen Blick aufgelegt. Imogene sah ihre Schwester einen Moment lang ausdruckslos an, ehe sie langsam nickte: “Ich war nur...in Gedanken.” Im ersten Augenblick schien Aranea nicht sonderlich überzeugt zu sein, dann aber nickte sie und ließ sich in den Stuhl gegenüber fallen. Imogene wappnete sich für einen Vortrag, der sie überhaupt nicht interessieren würde, denn diesen Blick kannte sie an ihrer Zwillingsschwester sehr gut. “Wir müssen über den Weihnachtsball reden. Bis dahin ist es nur noch einen Monat und wir müssen absprechen, wen wir als Begleiter mitnehmen”, fing Aranea auch schon an und schien wirklich Feuer und Flamme dafür zu sein. Und Imogene könnte nicht desinteressierter sein. Früher hatte sie diese Veranstaltungen sehr geliebt, aber jetzt hatte sie einfach keinen Kopf dafür. “Geh doch hin, mit wem du willst”, sagte sie also kühl zu ihrer Schwester und wandte ihren Blick ab, um ihr Desinteresse  nur noch mehr zu signalisieren. Doch so leicht ließ Aranea sich nicht abschütteln. Leider. “Ich bin sicher, Nathaneal wird sich freuen, dich auf den Ball begleiten zu dürfen”, frohlockte Nea also mit spitzem Unterton und starrte ihre jüngere Schwester unentwegt an. Sie wusste genau, wie sie ihre Aufmerksamkeit bekam, denn prompt wandte Imogene sich zu ihr um. “Bitte, was?” “Hat er dir denn nicht geschrieben? Vater hat im letzten Brief vermerkt, dass Nate die Schule wechselt und Anfang Dezember nach Hogwarts kommen wird”, gab Nea ihr zur Antwort und Genugtuung breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Imogene wurde blass. Nein. Das durfte einfach nicht wahr sein! Wenn Albus das rausfand...aber halt, Moment. War doch sowieso egal, denn ihr Verhältnis war eh nicht grade das Beste. “Was hat er hier zu suchen? Ich will ihn nicht hier haben!”, stieß Imogene zornig hervor und ballte ihre zarten Hände zu Fäusten, Tränen der Wut sammelten sich in ihren Augenwinkel und sie war aufgesprungen. Mit einem lauten Krachen fiel das Buch zu Boden. Die Blicke anderer Slytherinschüler wandten sich zu ihnen um und Imogene errötete etwas und setzte sich kraftlos wieder hin. “Er ist dein Verlobter, Schwesterherz. Er möchte eben bei dir sein”, kicherte Aranea belustigt und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht, in einer so eleganten Geste, wie es nur eine Malfoy vermochte. Imogene war alles andere als erfreut darüber. Nein, um genau zu sein, war sie regelrecht entsetzt. “Heirate du ihn doch. Du nimmst dir doch sonst auch alles, was mir gehört”, gab Imogene zurück und sah Aranea mit einem kalten Blick aus ihren blauen Augen an, hinter denen ein Sturm tobte, wie sich niemand es vorstellen konnte. Sie hob das Buch auf und machte sich auf den Weg in ihren Schlafsaal. “Albus geht übrigens mit Miranda dorthin!”, rief Aranea ihr nach und Imogene schluckte. Ganz große Klasse. Der Ball war schon gelaufen, bevor er überhaupt angefangen hatte. Kapitel 12: Kapitel 12 - Clockwork to the end --------------------------------------------- Dezember Weisser, unangetasteter Schnee lag auf den Ländereien von Hogwarts. Imogene Malfoy lehnte ihre Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und starrte nach draußen. Vor wenigen Minuten hatte sie noch eine hitzige Diskussion mit Nate geführt. Seit er hier war, ging es in ihrem Kopf nur noch drunter und drüber. Denn sie hatte nicht erwartet, dass er so nett wäre. Als sie ihm das letzte Mal begegnet war, vor seiner Versetzung nach Amerika, war er ein ungehobelter, unfreundlicher Unruhestifter gewesen, von dem sie sich schon aus Prinzip ferngehalten hatte. Und jetzt? Er war charmant, höflich, nett und sah verdammt gut aus. Innerhalb kürzester Zeit hatte er sich sehr beliebt unter den Mädchen gemacht. Er war ernsthafte Konkurrenz für Albus. Und ironischerweise passte es Imogene nicht. Denn es gab eine Verbindung zwischen ihr und dem Potter, die niemand verstehen könnte. Selbst sie wusste nicht, wie das passiert war. Araneas aufgeregte Stimme riss sie aus ihren Gedanken, als sie ins Zimmer gestürmt kam: “Imogene, du bist ja noch immer nicht angezogen! Willst du etwa im Bademantel zum Ball gehen?” Gene musterte ihre Schwester, die in einem kurzen schwarzen Kleid vor ihr stand und sich die Haare kunstvoll gelockt und zur Seite gesteckt hatte. Aranea sah wirklich fantastisch aus. “Nein, das hatte ich nicht vor”, gab Gene lächelnd zurück und stand auf, “du siehst wirklich gut aus.” Araneas Lächeln zeigte den typischen Stolz, den sie sich nie bemühte zu verbergen. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse: “Ich weiß. Hoffentlich denkt Adrian an den weissen Blumenstrauß. Andernfalls muss ich ihn wohl an der Unterwäsche aufhängen.” Sie lachte und griff nach ihren silbernen Schuhen, in die sie sogleich schlüpfte. Imogene zog ihren Bademantel aus und präsentierte sich in einem nachtblauen Kleid, das auf Kniehöhe endete. Dazu trug sie eine silberne Kette mit Saphir Anhänger, die sie von ihrer Großmutter bekommen hatte. Zum ersten Mal fühlte sie sich nicht mehr als kleines Mädchen sondern als junge Frau. “Das steht dir sehr gut”, meinte Aranea anerkennend und fast glaubte ihre Schwester, so etwas wie Neid aus ihrer Stimme zu hören. Doch das war absurd. Aranea war nie neidisch auf sie, das war eher umgekehrt so. “Wieso gehst du mit Adrian hin? Du hättest doch Fred fragen können”, wollte Imogene wissen und bemerkte mit Genugtuung, dass ihre Zwillingsschwester verlegen wurde. Selten kam sie in diesen Genuss. “Du denkst doch nicht ernsthaft, ich würde mich  mit einem Wiesel blicken lassen?”, fragte Aranea mit angewiderter Miene und konnte dennoch ihre Verlegenheit nicht verbergen. Imogene lachte nur und griff sich ihre kleine Handtasche, dann zog sie ihre Schwester mit sich. Zum letzten Mal waren sie eine Einheit. *~*~* Mit dem Rücken zur großen Doppeltür, die in die festlich geschmückte Halle führte, betrachtete Narcissa Malfoy die kleine Schülergruppe, die sich noch ein letztes Mal über die Regelungen unterhielten. Mit Stolz blickte sie auf ihren Enkel Scorpius, der ohne Probleme den Ton angab. Nur Rose Weasley fuhr ihm manchmal über den Mund, was der Malfoy anscheinend aber locker nahm und ihr sehr locker die Stirn bot. Narcissas Blick wanderte auf die kleine kristallene Uhr an ihrem Handgelenk. In weniger als einer halben Stunde würde der Saal voller Schüler sein, die tanzten, sich amüsierten und einen Abend lang die allumfassende Strenge der Schule von sich fallen ließen. Cissy selbst gehörte schon fast zu ihnen, mit einem Lächeln auf den Lippen und fast schon glücklich. Das Treffen mit Andromeda vor einer Woche war ausgesprochen gut gelaufen, auch wenn die Gründe weniger erfreulich waren. Andromeda stand am Tor zu ihrem Garten und hatte sie in nervöser, freudiger Erwartung angesehen. Das graumelierte Haar zu einem straffen Knoten gebunden und die Klamotten sehr sorgfältig gewählt, machte sie den Eindruck einer strengen Lehrerin und Narcissa war unsicher, wie sie aufeinander reagieren würden. Als würden keine vierzig Jahre zwischen ihnen liegen, fielen sie sich in die Arme und noch nie im Leben hatte Cissy sich so willkommen gefühlt wie in den Armen ihrer Schwester. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Definitiv. Beinahe den ganzen Tag saßen sie beisammen, erzählten sich alles, was ihnen in den Sinn kam. Andromeda fluchte über Lucius und Narcissa sprach ihr Mitleid wegen Nymphadora aus. Sehr gerne hätte sie ihre Nichte kennengelernt. Als es Abend wurde, mussten sie sich langsam aber sicher den unangenehmen Themen widmen. “Ich habe dir geschrieben, weil ich dich warnen wollte”, kam Andromeda zum Punkt, “ich habe das Gefühl, etwas braut sich zusammen und deine Familie ist darin sehr involviert. Deine Familie und Bella.” Ungläubig sah Narcissa ihre Schwester an, als sie sprach war ihre Stimme nur ein rauhes Flüstern: “Andra..Bella ist seit zwanzig Jahren tot.” Sie wusste nicht, was ihr Gegenüber sich da zusammenreimte und glauben wollte sie es erst recht nicht. “Das ist mir durchaus bewusst, Cissy. Aber Bella war schon immer gut darin, Grenzen zu umgehen und überschreiten. Wer sagt, dass sie es diesmal nicht wieder getan hat?” Das hatte Narcissa nachdenklich gestimmt und schließlich musste sie ihr nickend zustimmen. Ja. Grenzen überschreiten konnte Bellatrix schon immer gut. Doch sie selbst war auch nicht besser. Seit fünfzehn Jahren trug sie ein Geheimnis mit sich herum, eine Überschreitung der Grenzen… Und damit kehrte Cissy wieder ins Hier und Jetzt zurück. Sie hatte ihrer Schwester nichts von dem Geheimnis erzählt. Es war eine Sache zwischen Lucius, Astoria, Draco und ihr. Jede Person, die es sonst erfuhr, wusste damit eindeutig zuviel. Und es war gut so, wie es jetzt war. Die breite Flügeltür hinter ihr schwang auf und die ersten Paare kamen hereingeschwebt. Unter ihnen Aranea und Imogene mit ihren Begleitern. Die Mädchen sahen wirklich hinreißend aus und ein weiteres Mal wurde Narcissa von Stolz erfüllt. Die Beiden hatten sich zu wunderschönen, starken jungen Frauen entwickelt, mit einem angemessenen Anteil von Stolz, aber auch Toleranz. Selbst wenn Aranea das nicht so offen zeigte, war sie ein sehr toleranter Mensch geworden, der nur von seinem Stolz geblendet war. Und auch die Begleiter ihrer Enkelinnen konnten sich durchaus sehen lassen. Narcissa war nicht sonderlich glücklich damit gewesen, dass Draco Imogene einen Verlobten aufgebürdet hatte, nur um sie vor etwaigen Fehltritten abzuhalten, doch so unglücklich schien die Kleine gar nicht mehr zu sein mit der Wahl. Das war sehr beruhigend, sie sah Gene nicht gerne leiden. Ehe sie sich versah, stand diese vor Cissy. “Grandma!”, grinste Imogene und umarmte sie, “du siehst toll aus!” Cissy lächelte und strich ihrer Enkelin eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich verirrt hatte. “Das kann ich nur zurückgeben. Ihr beide seht absolut bezaubernd aus”, merkte sie an und lächelte auch Aranea zu, deren Miene vor Stolz fast platzte. Mit nichts mehr konnte man ihr eine größere Freude machen, als mit einem Kompliment. Es sei denn, man hieß Fred Weasley und sprach mit ihr. Nathaneal begrüßte Narcissa höflich und entführte Imogene dann gleich auf die Tanzfläche, Adrian tat es ihm gleich und verschwand mit Aranea. Als Cissy ihren Enkeltöchtern nachsah, mischte sich Wehmut in ihre Gefühle. Sie wurden so schnell erwachsen. *~*~* Albus sah sich unzufrieden im Spiegel an. Seine Haare sahen seltsam aus, seit seine Schwester versucht hatte, sie mit einem Zauber zu kürzen. Hätte er sie nur nicht rangelassen. Zwar hatte er es mit viel Mühe hinbekommen, dass sie wieder glatt waren und nicht so katastrophal aussahen wie zuvor, aber es reichte ihm nicht. Sein Festumhang war schlicht gehalten, ähnelte einem Smoking sehr und nur die blauen Seidensäume an Kragen und Ärmeln hoben ihn von der Menge ab. Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Ups, es wurde langsam Zeit, Miranda abzuholen. Er zog seine Fliege gerade und verließ dann den Schlafsaal. Mit zielstrebiger Sicherheit ging er nach unten in die Kerker, um vor dem Gemeinschaftsraum auf seine Begleitung zu warten. Sein Gefühl sagte ihm, dass es nicht nur der Weihnachtsball war, sondern der Auftakt für etwas Großes. Es erfüllte ihn mit Spannung und einer leichten Unruhe, die jedoch ganz angenehm war. Als die Steinwand sich öffenete, hob er den Kopf und der Atem stockte ihm für einen Moment lang. Miranda Fletcher trat hervor und sie sah umwerfend aus. Absolut umwerfend. Ihr bodenlanges, smaragdgrünes Kleid schmeichelte ihrer Figur, das dunkle Haar war kunstvoll hochgesteckt. Eine Kette aus Weissgold lag um ihren Hals und ein silbernes Armband schmückte ihr Handgelenk. Al räusperte sich und bot ihr den Arm an: “Du siehst umwerfend aus, Miranda.” Die Slytherin lächelte und ihre Augen funkelten verdächtig: “Ein bisschen Ablenkung kann ja nicht schaden. Außerdem kann Scorpius ruhig sehen, was ihm entgeht.” Der Potter grinste amüsiert. Ja, Scorpius war echt ein Idiot, wenn er Miranda abwies und genau das hatte er auch getan. Irgendwie tat ihm die Fletcher deswegen leid, doch natürlich zeigte diese keine Schwäche, sie legte es nur darauf an, sich zu rächen. Dass Al dabei Mittel zum Zweck war, störte ihn nicht besonders. Sie erreichten die Große Halle ziemlich schnell und mit Genugtuung nahm Miranda den Blick von Scorpius wahr. Mit hoch erhobenem Kopf stolzierte sie an ihm vorbei und zog Albus hinter sich her. Dieser hielt kurz Ausschau nach Imogene, die sich mit Nate unterhielt. Al musste zugeben, dass die Malfoy sehr gut aussah und fühlte sich fast ein wenig schlecht dabei, sie so ausgelassen mit Nathaneal zu sehen. Aber das war kein besonders großes Problem. Der Greengrass war nur ein Nebendarsteller in einem Theaterstück, das heute Abend sein Finale erleben würde. Er wandte den Blick von Imogene ab forderte Miranda zum Tanz auf, wohlwissend, dass sie alle beide nur ein Ziel hatten. Auf den richtigen Moment zu warten. *~*~* Sie wurde schwächer. Mittlerweile so sehr, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Doch das war gut so, denn ihr Körper war nur eine nutzlose Hülle, jetzt mehr denn je. Was hatte sie alles aushalten müssen? Sie war ins Jenseits eingetreten, wurde jedoch von jemandem ins Leben zurückgeholt, dem sie bisher nicht begegnet war. Kämpfe. Rückschläge und immer wieder knapp dem Tode entronnen. Doch es hatte sich gelohnt. Sie hatte jemanden gefunden, mit dem sie zu neuem Leben erblühen konnte. Und ihr Geist wechselte langsam und beständig den Körper, bald würde sie wieder jung und kräftig sein. Sie konnte es kaum erwarten. Die Uhr näherte sich den letzten Stunden ihres erbärmlichen Daseins und ein Grinsen verzog ihr Gesicht zu einer abartigen Grimasse. Die fahle Haut spannte sich um die Knochen und die Narben hinterließen ein Muster. Das einst schwarze Haar hing grau und kraftlos herab, war dünn geworden. Doch all das spielte keine Rolle mehr. Bald würde sie ihr Spiegelbild wieder mögen. Zumindest mehr, als das was sie im Moment war. Und er ebenfalls. Die Uhr schlug acht Uhr Abends. Nur noch vier Stunden. In Anbetracht ihrer Wartezeit von gut zwanzig Jahren, war das nur ein kleiner Katzensprung, den sie mit Geduld abwarten konnte. “Genießt die letzten Stunden eures Lebens..solange ihr noch könnt”, murmelte sie mit rauher Stimme gegen die eisige Kälte, die ihren Körper erklomm, ein Lachen kroch ihre Kehle empor, ehe sie sich disapparierte um am vorgesehenen Ort zu warten..darauf, dass ihr Leben wieder lebenswert wurde. *~*~* Imogene drehte sich um ihre eigene Achse, ehe Nate sie wieder an sich zog. Ein warmes Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit, das vermutlich vom Butterbier kam, doch es wäre gelogen zu behaupten, dass sie seine Gesellschaft nicht genoss. Er war sehr zuvorkommend zu ihr und erkundigte sich immer wieder, ob sie etwas trinken wollte, eine Pause brauchte oder sonstiges. Es war schon beinahe etwas nervig und doch ziemlich süß. Auch jetzt lehnte er sich zu ihr rüber, so nah, dass seine Lippen fast ihr Ohr berührten: “Kann ich dir etwas bringen, Prinzessin?” Seine Stimme war samtig weich und doch ein wenig rauh und sein Atem, der über ihren Hals strich, weckte ein sonderbares Kribbeln in ihr. Er war das, was sie sich von Albus immer gewünscht hatte und es war fast ein wenig bitter, dass sie sich bei ihrem aufgezwugenen Verlobten so fühlte, wie sie es nunmal tat. Als Albus mit Miranda aufgetaucht war, hatte sie unwillkürlich einen Stich aus Eifersucht verspürt, abgesehen davon sah die ältere Slytherin auch noch so verdammt gut aus, dass sie keine Chance hätte, wenn sie neben ihr stünde. Doch als Al sie angesehen hatte, war dieses Gefühl wieder verschwunden und es war in Ordnung. Denn die Verbindung war noch da. “Würdest du mir ein Glas Wasser holen? Das wäre sehr nett”, antwortete sie Nate endlich mit einem Lächeln auf den Lippen. Wenn er sich schon so anbot, warum sollte sie es auch nicht nutzen? Nate hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken und blickte grinsend zu ihr hoch: “Ich bin gleich wieder da.” Dann machte er sich auf den Weg. Kopfschüttelnd, aber amüsiert blickte Imogene ihm hinterher, ehe sie sich auf einen Stuhl setzte. Langsam taten ihr die Füße weh in den hohen Schuhen. Kaum hatte sie sich gesetzt, landete Aranea direkt neben ihr, mit erhitztem Gesicht und suchendem Blick. “Was ist denn mit dir los?”, fragte Imogene ihre Schwester schmunzelnd. Aranea strich sich die Haare glatt und schwieg zunächst, doch dann platzte sie doch noch mit der Sprache raus: “Ich bin auf der Flucht vor Adrian. Und in gewisser Weise auch vor Fred.” Ihre Gesichtsfarbe wurde noch eine Spur dunkler. Imogene war verwirrt und das sah man ihr offenbar auch an, denn ohne nachfragen zu müssen, fing ihre Schwester an zu erklären: “Adrian wollte unbedingt rumknutschen, aber ich wollte nicht. Ich bin nur mit ihm zum Ball gegangen, damit ich nicht alleine muss. Eigentlich finde ich ihn ziemlich schrecklich. Und ich wollte Scorpius ärgern, weil er doch sein bester Freund ist.” Kurz zuckten ihre Mundwinkel verräterisch, die Andeutung eines triumphierendes Lächelns, denn als Scorpius sie gesehen hatte, war er wirklich kurz an die Decke gegangen. Imogene nickte nur und deutete ihr an, dass sie weiter erzählen sollte. “Also, ich bin vor Adrian geflüchtet und gegen Fred gerannt. Und als Zabini mir auf den Fersen war, hab ich Fred einfach geküsst, damit er abzieht. Und dann bin ich vor Fred geflohen”, erklärte sie weiter und ihre Stimme überschlug sich dabei fast, ehe sie wieder durch den Raum blickte, “oh nein, da kommt Fred. Ich bin weg.” Aranea sprang auf und verließ die Halle fluchtartig. Imogene blickte ihr belustigt hinterher. Es war nett, ihre Zwillingsschwester auch mal von dieser Seite zu sehen und nicht immer nur gelassen und schlagfertig. Mit einem Mal wurde ihr schwummrig zumute. Imogene kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung ihren Blick wieder zu klären, doch er blieb gleich verschwommen. Vorsichtig stand sie auf und schwankte zum Ausgang. Die Schüler, die sie dabei anrempelte, schüttelte sie mit einer gemurmelten Entschuldigung ab. Ihre Füße versanken knöcheltief im Schnee und die eiskalte Nachtluft bahnte sich schon fast schmerzhaft einen Weg in ihre Lunge. Dennoch bekam sie keine Luft und ihr Herz wurde zu einem kalten Klumpen, zumindest fühlte es sich so an. Krampfhaft versuchte sie zu atmen, doch ihr wurde nur schwarz vor Augen. “Imogene?”, wie durch tiefes Gewässer drang eine Stimme an ihr Ohr. Seine Stimme. Die Stimme des jungen Mannes, den sie seit Jahren begeherte. “Albus”, flüsterte sie rauh und zwang ihre Augen sich zu öffnen, auch wenn es äußerst schwierig war, sich dem gemütlichen Treiben in der Wärme nicht mehr hinzugeben. Der Schwerelosigkeit und der Seligkeit, an nichts denken zu müssen und einfach vor sich hin zu träumen. Doch seine Anwesenheit war Grund genug, sich freizukämpfen. Albus Gesicht war ihrem gefährlich nahe, er sah besorgt auf sie hinab und zum ersten Mal fiel ihr auf, dass seine Augen das Blau verloren hatten und gräulich geworden waren. Ein Fakt, der ihr unglaublich wichtig erschien. “Was ist passiert?”, fragte die Malfoy und richtete sich langsam auf, wurde etwas rot, als sie merkte, dass ihr Kopf wohl auf seinem Schoß gelegen hatte. Etwas durcheinander sah sie sich um und stellte fest, dass sie fernab der Großen Halle waren. Oder gar nicht mehr in Hogwarts? Der Raum kam ihr zumindest nicht bekannt vor. “Das wüsste ich gerne von dir. Als du die Halle so überstürzt verlassen hast, bin ich dir gefolg, aber als ich dich erreicht habe, lagst du schon bewusstlos im Schnee”, antwortete Albus mit ernster Miene und hielt weiterhin ihren Arm fest. Ob sie zu stützen oder an der Flucht zu hindern, sei dahingestellt. Die Malfoy versuchte sich zu erinnern: “Mir war aufeinmal richtig schwindelig und ich habe keine Luft mehr bekommen…” Mehr wusste sie nicht mehr. Nur noch der Schmerz in ihrer Brust und dann war schon alles schwarz geworden. Albus schwieg, doch seine Augen lagen weiterhin auf ihr mit einer Intensität, die ihr einen heißkalten Schauer über den Rücken jagte. So, wie sie sich das immer gewünscht hatte, dass er sie auch nur einmal so ansehen würde. Sofort raste ihr Herz wie ein Kolibri, doch statt sich daran zu erfreuen, versuchte sie lieber auf die Beine zu kommen. Zögerlich ließ Al ihren Arm los und etwas wackelig kam sie hoch. Dabei fiel ihr auf, dass sie keine Schuhe mehr trug. Ah. Sie standen unweit von ihr entfernt. Aber ihr war auch überhaupt nicht kalt, also waren sie vielleicht überflüssig. Zaghaft sah sie sich im Zimmer um. Der Boden bestand aus Holzdielen und auch der Raum selbst schien aus Holz zu sein. Wäre er nicht so gut erhalten, hätte sie auf die Heulende Hütte getippt. Doch die Bilder an der Wand und das karge Mobiliar sah zu neu dafür aus. “Wo sind wir hier, Albus?”, fragte sie und wandte sich wieder zu ihm um, ihr Blick war dabei so klar, als hätte sie diesen Zusammenbruch nie gehabt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah auf den immer noch sitzenden Potter herab. Dieser schmunzelte ein wenig und stand in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf, ehe er mit ein paar Schritten den Raum durchquerte: “Erkennst du es denn nicht? Ich dachte, es würde dir eher auffallen.” Skeptisch blickte die junge Malfoy ihn an, ehe sie sich genauer umsah und langsam dämmerte es ihr, was dazu führte, dass sie fassungslos den Kopf schüttelte: “Das ist die Hütte in der Nähe von Großmutters Anwesen.” Albus applaudierte, ein spöttisches Geräusch in ihren Augen, auch seine Miene zeigte eine Spur von Spott: “Hundert Punkte für die kleine Malfoy.” Sie sah ihm mitten ins Gesicht, musterte seine Züge und blieb bei seinen Augen hängen: “Wir sind nicht mehr die, die wir einmal waren. Wir sind Menschen, die wir nie sein wollten...hab ich recht?” *~*~* Narcissa blickte über die Tanzfläche, ein beunruhigendes Gefühl hatte Besitz von ihr ergriffen. Auch wenn alles friedlich und ruhig schien, abgesehen von den lauten Kapriolen der Jugend, die sich hier versammelt hatte, so wusste sie, dass etwas nicht stimmte.Doch sie konnte nicht sagen, was es war. Ruhelos schwebte sie zwischen den Schülern hindurch und blickte sich nach ihren Enkeln um, doch keinen davon konnte sie finden. “Mrs. Malfoy, haben sie Imogene irgendwo gesehen?”, wurde sie von der Seite angsprochen und sie hielt kurz inne. Ihr Blick lag auf Lily Potter, die besorgt zu ihr hochsah. “Ich hatte gehofft, sie würden mir das sagen können, Miss Potter”, gab sie zu und blickte wieder über die Schülermenge. Lily folgte ihrem Blick und verschränkte die Arme vor der Brust: “Sowas aber auch. Dabei wollte sie sich mit mir treffen. Ich suche dann mal weiter, danke.” Und schon war ihr roter Haarschopf zwischen den Schülern verschwunden. Cissy runzelte die Stirn. Es sah Imogene nicht ähnlich, ihre beste Freundin zu versetzen. Oder überhaupt jemanden zu versetzen. Als sie den Blick von Miranda Fletcher kreuzte und ihr die Worte von Andromeda wieder in den Sinn kamen, traf sie die bittere Erkenntnis wie ein Schlag und ein Anflug von Panik überkam sie: “Nein. Nicht Imogene.” Kapitel 13: Kapitel 13 - The day after the night ------------------------------------------------ Jänner Eine düstere und bedrückte Stille lag auf Hogwarts. Seit nunmehr drei Wochen waren Albus Potter und Imogene Malfoy wie vom Erdboden verschluckt. Unter den Schülern waren Gerüchte aufgekommen, eines wilder als das andere, doch alle mit dem selben Kern: Imogene sei schwanger und mit Albus durchgebrannt. Alles Blödsinn. Zumindest war Lily Potter davon überzeugt. Ihr Bruder war vielleicht nicht der vorbildlichste Schüler gewesen, aber das traute sie ihm nicht zu. Und ihrer besten Freundin im Übrigen auch nicht. Da musste etwas anderes dahinter stecken, vielleicht etwas Böses. Mit ihrer Theorie stand sie aber ziemlich alleine da. Unterstützung bekam sie dabei von der Person, von der sie es am wenigsten erwartet hätte: Narcissa Malfoy. Auch sie war mehr als überzeugt davon, dass Imogene nicht einfach so verschwunden wäre. Zudem sie sich sicher war, dass hinter allem eine Person steckte und diese war niemand anderes als ihre Schwester Bellatrix. Zuerst war es ihr wirklich unmöglich erschienen, schließlich wusste sie zu gut, dass sie durch Molly Weasleys Angriff gestorben war. Und ja, sie war auch wirklich gestorben. Doch Cissy hatte nachgeforscht und herausgefunden, dass vor zwei Jahrzehnten ein schwarzmagischer Versuch durchgeführt worden war, bei dem Körper und Seelen zurückgeholt wurden. Die Möglichkeit, dass Bella eine davon war, schien ziemlich hoch zu sein. Der ausführende Zauberer war inzwischen längst verstorben, geküsst von den Dementoren. Deshalb konnte sie ihn nicht selbst fragen. Sie glaubte nicht, dass sich Andromeda und sie täuschten. Die Frage war nur: Warum Imogene und was hatte sie vor? Februar Schneeflocken tanzten vor dem Fenster an dem Imogene Stellung bezogen hatte. Sie war erschöpft, ausgelaugt und sie vermisste ihre Familie. Wenn sie denn einmal sie selbst war. Mittlerweile hatte sie festgestellt, dass sie nicht mehr alleine in ihrem Körper war, sondern ihn sich mit einer weiteren Seele teilte. Wäre sie nicht selbst davon betroffen, hätte sie niemals geglaubt, dass so etwas möglich war. Und sie war nicht die einzige, Albus war ebenso ein Wirt geworden. Das war die Erklärung für die Verbindung, die sie zu ihm gespürt hatte. Es war gar nicht eine Bindung zu Albus selbst gewesen, sondern die Bindung der beiden fremden Seelen. Das war äußerst niederschmetternd. Durch diese Situation war sie zwar auch Al näher gekommen, aber jetzt fühlte es sich falsch an. Weil sie nie sicher sein konnte, was ihre Gefühle waren und was die der Frau in ihrem Körper, die sich als Bellatrix Lestrange rausgestellt hatte. Ihre Tante. Das war doch widerlich. “Alles okay?”, drang Albus’ Stimme an ihr Ohr. Sie fuhr zu ihm herum und musterte ihn eingehend. Sie hatte gelernt zu unterscheiden, wann es Albus war und wann es er war. Sie schluckte kurz. Er war niemand anderes als der bekannteste und gefürchtetste Schwarzmagier aller Zeiten. Tom Vorlost Riddle. Jedesmal wenn sie daran dachte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Und unbändige Angst. Sie durften das Haus nicht verlassen. Sie durften keine Briefe schreiben. Bellatrix und Tom hatten die Kontrolle über ihre Körper erlangt, verließen das Haus jedoch nur unter Anwendung des Vielsafttranks. Immerhin wurden die beiden Kinder überall gesucht. “Wann war das letzte Mal alles okay?”, fragte sie schließlich zurück, als sie sicher war, Al vor sich zu haben. Er trat auf sie zu und griff nach ihrer Hand: “Es tut mir leid, dass ich nichts tun kann.” Wie immer lief ein elektrisierendes Gefühl durch ihre Finger, als er sie berührte, doch schnell schüttelte sie den Kopf: “Das ist doch wohl am wenigsten deine Schuld.” Er konnte noch weniger dafür als sie. Imogene war sogar der Ansicht, dass ihr Interesse an ihm, ihn zu einer Zielscheibe gemacht hatte. Und damit hatte sie sicher nicht unrecht. “Keiner von uns hat Schuld”, sagte Al eindringlich und nahm ihr Gesicht in ihre Hände, sah ihr ernst in die Augen, “hörst du? Wiederhole meine Worte: Niemand hat Schuld.” Der Potter hatte ja leicht zu reden. Selbst in dieser verqueren Situation schlug ihr Herz Kapriolen in seiner Gegenwart, besonders wenn er so nahe war. “Niemand hat Schuld”, wiederholte sie fast flüsternd und glaubte sich selbst kein Wort. Al schien es ihr auch nicht abzukaufen und ließ sie seufzend wieder los. “Wir werden hier schon irgendwie rauskommen”, meinte er ernst und schritt wieder umher. Imogene schluckte und blickte wieder aus dem Fenster: “Wie kann man vor sich selbst fliehen?” März Astoria und Draco standen am Eingangstor ihres Anwesens, die Mienen zu Stein erstarrt. Beide hatten die selbe ablehnende Haltung verschränkter Arme eingenommen und starrten gerade aus. Eine Gestalt mit schwarzem Umhang näherte sich ihnen rasch und warf immer wieder Blicke über ihre Schulter, fast so, als würde sie verfolgt werden. Was in Anbetracht der Tatsache, wohin sie wollte und was sie zu klären hatte, gar nicht so abwegig war. Am Eingangstor angekommen, schob Narcissa ihre Kapuze zurück und begrüßte ihren Sohn und ihre Schwiegertochter knapp, ehe sich alle drei ins Innere des Anwesens zurück zogen. “Wir haben Grund zur Annahme, dass sie irgendwo im Norden sind”, kam Narcissa ohne Umschweife zum Thema, “und, mittlerweile bin ich mir sicher, dass Bellatrix ihre Finger im Spiel hat.” Dracos Miene war ernst und undurchdringlich, doch seine Mutter kannte ihn. Er war sehr in Sorge. Astoria saß nur schweigend am Tisch, kannte sie Bellatrix schließlich nicht persönlich und hatte nur eine Ahnung davon, was es bedeutete. “Wieso hat sie ausgerechnet Imogene entführt?”, fragte die gebürtige Greengrass und Draco und Narcissa wechselten einen kurzen Blick, ehe Cissy antwortete. “Weil es die Familie ist”, gab sie zögernd von sich, “und Albus, weil es der Sohn von Harry ist.” Stille breitete sich über die Familie aus, in jener Narcissa unruhig mit den Fingern auf der polierten Tischplatte trommelte. Sie hatte ein mehr als ungutes Gefühl bei der Sache und vermutete auch noch eine andere Möglichkeit, warum Bella ausgerechnet Gene genommen hatte. Sie vermutete, dass ihre Schwester ihr Geheimnis kannte und sie treffen wollte. Aus Rache, möglicherweise, weil sie nicht am Kampf teilgenommen hatte. Zuzutrauen wäre es ihr auf jeden Fall, dessen war sich Cissy sicher. “Aber wie kommst du darauf, dass sie im Norden sind, Mutter?”, durchbrach Dracos leise Stimme das Schweigen und in seinen graublauen Augen tobte ein Sturm, wie man ihn nur selten bei ihm sah. Und doch war es nachvollziehbar, ging es hier doch um seine Tochter, die er fünfzehn Jahre lang aufgezogen hatte. Dass sie nicht war, wie sie sein sollte, war ihm zwar immer ein Dorn im Auge gewesen, aber wenn man die Umstände betrachtete, von denen nur die drei versammelten Erwachsenen und Lucius wussten, dann musste er darüber mehr oder weniger hinweg sehen. “Es gab dort Berichte über mysteriöse Todesfälle”, entgegnete Narcissa mit ernster Miene, “die alle Bellas Handschrift tragen. Die Muggel sind natürlich ratlos und das Ministerium ist einfach zu dumm, um sie zu finden. Wir wissen nicht, in welcher Art Bellatrix lebt und sich fortbewegt. Andromeda ist erstmal vor Ort und ich werde auch hinreisen, sobald wir hier fertig sind.” Einen Augenblick lang entgleisten Dracos Gesichtszüge und er sah mehr wie Lucius aus, denn je, als dieser von ihrem Treffen mit Andra erfahren hatte. Familie, dachte Narcissa nur. “Seit wann hast du mit ihr wieder zu schaffen?”, fragte Draco argwöhnisch und auch sichtlich unbegeistert. Er wusste schließlich um Andromedas Verbannung und auch die Gründe waren ihm sehr gut bekannt. Cissy sah ihn finster an: “Urteile nicht über die Entscheidungen deiner Mutter, junger Mann. In Zeiten wie diesen, kann jede Unterstützung wichtig sein. Andromeda liegt es genauso nah wie uns, Imogene heil und unversehrt wieder bei uns zu haben.” Draco griff nach dem Tagespropheten und schlug ihn auf, um dahinter zu verschwinden: “Tu, was du für richtig hältst. Ich kann es dir sowieso nicht ausreden. Obwohl ich dachte, Vater würde es verhindern.” Narcissa erhob sich und griff nach ihrem Schal: “Ich habe ohne sein Wissen gehandelt, Draco. Ich bin nicht davon abhängig, was er sagt. Seine Begeisterung hielt sich allerdings ebenso in Grenzen wie die deine. Haben sich Scorpius und Aranea gemeldet?” Astoria nickte: “Sie ärgern sich darüber, nicht aktiv an der Suche beteiligt sein zu können, halten die Augen aber in Hogwarts offen. Dort herrschen teilweise chaotische Zustände seit dem Verschwinden von Imogene und Albus.” Cissy nickte. Das war zu erwarten gewesen. Sie hatte es gewusst, als sie in die Augen von Miranda Fletcher geblickt hatte. Das war erst der Anfang gewesen und die Malfoy sorgte sich darum, was noch folgen würde. Sie mussten die Kinder endlich finden, soviel stand fest. “Schickt eine Eule, wenn es Neuigkeiten gibt”, sagte Narcissa und verabschiedete sich mit einem Nicken bei Draco und Astoria, ehe sie das Haus verließ, die Einfahrt runterging und disapparierte, um ihrer Schwester zu helfen. *~*~* Aranea saß in der Bibliothek und brütete über einem Wälzer, den sie unter normalen Umständen nichtmal eines Blickes gewürdigt hätte. Bei ihr saßen Scorpius und Zabini, ebenfalls Nathaneal. Sie alle versuchten einen Weg zu finden, Imogene und Albus zu retten, obgleich sie nicht wussten wovor. Albus war ihr dabei relativ egal, es ging um ihre Schwester. Sie schob dem Potter sogar die Schuld in die Schuhe, dass sie verschwunden war und überging dabei die Tatsache, dass er selbst vom Erdboden verschluckt war. “Schon was Neues rausgefunden?”, erklang die Stimme von Fred Weasley, ehe er Aranea einen Kuss auf die Wange gab und sich neben sie setzte. Sofort glitt ein leichtes Lächeln über ihre Lippen, welches aber schnell wieder erstarb und sie schüttelte den Kopf. “Nein. Da wir nicht wissen, was wir konkret suchen, ist es auch schwer etwas zu finden”, erwiderte die Malfoy seufzend und lehnte sich an ihren Freund. Scorpius sah die Beiden mit einem missbilligendem Blick an: “Wenn irh weniger turteln und mehr suchen würdet, hätten wir das Problem sicher schon längst gelöst.” Nea lachte und sah ihren Bruder amüsiert an: “Nun hab dich doch nicht so, nur weil du notorisch untervögelt bist.” Fred grinste über ihre Worte, doch Scorp lief vor Wut rot an und starrte die Jüngere mit kaltem Blick an: “Lehn’ dich nicht zu weit aus dem Fenster, Schwesterchen. Sonst wachst du eines Morgens vielleicht ohne Haare auf.” Die Blondine zischte, doch dieses Mal ging Nate dazwischen, bevor ein lautstarker Streit entstehen konnte: “Ein Streit hilft uns auch nicht weiter. Ich würde meine Verlobte gern lebend wiedersehen und keine Zeit mit Zänkereien verschwenden.” Fred, der sich immer über eine solche Ausdrucksweise lustig gemacht hatte, war jetzt unglaublich ernst: “Wir werden sie auch lebend wiederfinden, Nate. Imogene ist stärker als sie aussieht, die kann einiges wegstecken.” Selbst Adrian verkniff sich ein Kommentar und beugte sich wieder über das Buch. Scorpius bekam es mit Schuldgefühlen zu tun, ein weiteres Mal. Er hatte eine ungefähre Ahnung, was ablief, immerhin hatte Miranda ihn eingeweiht. Woher sie das wusste, war ihm hingegen ein Rätsel. Aber ihm war aufgefallen, dass sie in letzter Zeit ziemlich oft abwesend war. Wenn er sie darauf ansprach, machte sie vollkommen dicht, weil er damit nichts zu tun wollen hatte. Hätte er zumindest Interesse geheuchelt, dann hätten sie Gene und Al sicher schon längst wieder gefunden. Er könnte sich selbst dafür lynchen. Woher hätte er auch wissen sollen, dass es so ernst war? Seufzend fuhr er sich durchs malfoyblonde Haar und stand schließlich auf: “Ich denke, ich suche uns jemanden, der uns eher weiterhelfen kann.” Bevor irgendeine Frage aufkommen konnte, verließ er die Bibliothek und auch gleich das Schloss. Draußen zündete sich der Malfoy erstmal eine Zigarette an, um runterzukommen. Denn er konnte selbst nicht glauben, was er vorhatte. Beziehungsweise, wen er vor hatte zu fragen, ob sie ihnen helfen würde. Die Rede war von niemand geringerem als Rose Weasley. Binnen kürzester Zeit hatte er den roten Haarschopf der Vertrauensschülerin auch schon gefunden, da es nur wenige Orte gab, an denen sie sich aufhielt. Und in der Bibliothek war sie ja schon nicht gewesen. “Rose!”, rief er ihr zu und sie wandte sich zu ihm um. Das tiefe Blau ihrer Augen traf ihn jedes Mal aufs Neue, wenn sie ihn mit diesem Blick ansah, der nur aussagte, dass sie kein Interesse an einer Unterhaltung mit ihm hatte. Doch in den letzten Monaten hatte sich in diesen Blick auch große Sorge um ihren Cousin gemischt. Und um ihre Freundin Imogene. “Was willst du, Malfoy?”, fragte sie in der Absicht argwöhnisch zu klingen, doch er hörte heraus, dass sie hoffte, er hätte gute Nachrichten. Und es gefiel ihm nicht, sie enttäuschen zu müssen. Selbst wenn sie nie sowas wie Freunde waren und auch nie werden würden, hegte er mittlerweile doch so etwas wie Sympathie für das Mädchen. Sie war klug, konnte sehr nett sein und sah auch nicht schlecht aus. Zudem hatte sie Feuer und das gefiel ihm ziemlich gut, wenn er das auch nicht zugeben würde. Bei Aranea nervte ihn nämlich genau dieses Feuer, weil sie dadurch zur Zicke mutierte. Doch die Aussicht, sie um Hilfe bitten zu müssen, war trotzdem ziemlich bitter. Und wäre es nicht so wichtig, hätte er es auch nie getan: “Wir brauchen deine Hilfe. Bitte. Wir kommen einfach nicht weiter.” Rose sah ihn fassungslos an. Scorpius Malfoy wollte ihre Hilfe? Das war ja wie Weihnachten und ihr Geburtstag zusammen, mit dem bitteren Beigeschmack von Sorgen, die sie sich alle beide machten. Es war an der Zeit, die Familienfehde zu umgehen und gemeinsam zu handeln, um ihre Familienmitglieder zu retten, das wusste auch die Weasley. Also stimmte sie zu und nahm die Hand, die er ihr anbot. “Das ist ein Friedensangebot auf lange Zeit, Malfoy. Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst”, merkte die Rothaarige sehr ernst an und Scorpius nickte: “Das weiß ich. Und ich habe nicht vor, es zu brechen.” *~*~* Bellatrix stand am Hügel und blickte auf das Dorf hinab, das sich unter ihr erstreckte. Ein mädchenhaftes, aber boshaftes Lächeln umspielte die Lippen der Blondine. Wieder zwei Schlammblüter weniger, wieder zwei Phiolen mehr mit lebensspendendem Blut. Sie wusste nicht wieso es so war, doch selbst mit ihrem neuen Körper brauchte sie Blut, um ihre Seele weiterhin an diesen zu binden. Sie stellte es auch nicht in Frage, solange es wirklich etwas brachte. Oh, gleich wurde es spannend. Die Tochter der Schlammblüter kehrte nach Hause ein. Es dauerte nicht lange bis ein gellender Laut die Stille des Dörfchens durchriss. Was für eine Genugtuung das doch war! Wie ein Energieschub wirkte sich das Leid des Menschen auf sie aus. Als sie Schritte hörte, wirbelte sie herum. Doch es war nur Tom, der auf sie zukam. “Hast du es?”, fragte er ohne Umschweife nach und ein Ausdruck grenzenloser Verehrung trat ins Gesicht der blonden Frau, als sie ihm die Phiolen reichte. “Ja, Herr”, gab sie leise zurück, trotzdem überschlug sich ihre Stimme in einem Anflug von Euphorie. Sie war immer noch die selbe fanatische Anhängerin ihres Lords, wie sie es schon vor vierzig Jahren gewesen war. Mit zwei Unterschieden: Sie hatte einen jungen und schönen Körper und sie war fast so mächtig wie Tom selbst. Und das gefiel ihr außerordentlich gut. “Sehr schön. Der blaue Mond wird bald am Himmel stehen und dann ist es Zeit für ein neues Regime. Potter stand lange genug an der Spitze”, murmelte Tom und blickte ebenfalls zum Dorf hinunter, wo jetzt Krankenwagen um die Kurve bogen und vor einem kleinen Haus stehen blieben. Doch er wusste, dass dieser überflüssig war. Es war längst zu spät und keine Wiederbelebungsmaßnahme der Welt konnte die beiden Schlammblüter wieder zurückholen. “Wir sollten allmählich zurück. Der Trank verliert seine Wirkung”, meinte er nach einen Moment der Stille und ging mit sicheren Schritten zum Wald, verschwand zwischen den Bäumen und nahm an der kleinen Hütte wieder Gestalt an, wo er allmählich anfing, das Aussehen eines stattlichen Mannes zu verlieren und schrumpfte, schlanker wurde, bis der Körper von Albus Potter an seiner Stelle stand. Das war der Moment, an dem es auch als Geist galt, sich zurück zu ziehen. Albus blickte in seine Hand, welche zwei Phiolen mit roter Flüssigkeit festhielt. Ihm wurde schlecht und er legte sie aufs Regal an der Wand. Er wusste, dass es Blut war und auch, dass er es besser unangetastet ließ. Als er zum ersten Mal mitbekommen hatte, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war, hatte er die Phiolen vor Schreck zerstört, woraufhin Imogene- oder besser gesagt Bellatrix- mit einem Cruciatos hatte büßen lassen. Und auf eine Wiederholung davon war er nicht gerade scharf. Apropos Imogene, wo blieb sie? Es war selten, dass sie nicht beide zur gleichen Zeit ihre Körper hergeben mussten und er schätzte, dass sie auch jetzt jeden Moment kommen musste. Es sei denn, Bellatrix wurde unvorsichtig. Wie sehr er sich das wünschte! Dass jemand ihn oder Gene erkannte und das weiterleitete ans Ministerium, an die Aurorenzentrale..an seinen Vater. In diesem Moment schlug die Tür auf und Imogene kam herein, mit Schnee in den Haaren und bläulichen Lippen. Und definitiv auch wütend. “Was ist passiert?”, fragte Al sofort und zog sie in die Hütte, bevor er die Tür zumachte, “du bist ja total durchgefroren!” “Diese verdammte eingebildete Kuh wollte unbedingt noch etwas Spaß haben”, antwortete Imogene in verächtlichem Tonfall, “der damit geendet hat, dass ich vor ein paar Hunden davon laufen durfte wie ein Kaninchen und schließlich im Schnee gelandet bin.” Niemals hatte die junge Malfoy gedacht, Hass empfinden zu können. Abneigung ja, aber Hass? Doch sie hasste Bellatrix abgrundtief, mit jeder Faser ihres Herzens. Sie hasste sie dafür, was sie ihr antat, was sie ihrer Familie antat und was sie Albus antat. Und dafür, dass sie Voldemort irgendwie wieder zurückgeholt hatte und Albus als dessen Wirt benutzte. Imogene hasste sie so sehr, dass sie sich oft vorstellte, sie zu töten. Aber so wie es im Moment aussah, würde das bedeuten, sich selbst töten zu müssen und das würde erstmal nichts bringen, da immer noch Voldemort existierte. Albus nahm eine Decke zu sich und legte sie Imogene um die Schultern, während er ihrem Wutausbruch lauschte. Wäre es nicht so schrecklich ernst, dann wäre es zu komisch gewesen, da Imogene wahnsinnig süß aussah, wenn sie wütend war. Nur ihre Augen brachten diese Gefühle rüber, kalt und abweisend, wie ein rauher Sturm auf dem Meer. Es war faszinierend, vorallem, weil er sie sonst nur als schüchternes und verträumtes Mädchen kannte. Die Umstände, die sie zu dieser Art verleiteten, waren zwar nicht gerade rosig, dennoch. “Beruhig dich, Gene”, sagte er ruhig, “du beißt dir noch die Lippe blutig.” Zähneknirschend ließ Imogene davon ab, sich in die Unterlippe zu beißen, ehe sie seufzte: “Ich will nur, dass es endlich aufhört, Albus. Ich hasse diese Machtlosigkeit.” Al nickte. Er verstand ganz genau, was sie meinte. Kapitel 14: Kapitel 14 - Join the dangerous sides ------------------------------------------------- Wir kennen sie, diese GuteNachtGeschichten aus unserer Kindheit. Da passt Aschenputtel der Schuh, der Frosch wird zum Prinzen und Dornröschen wach geküsst. Es war einmal und dann lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende. Märchen, der Stoff aus dem die Träume sind. Das Problem ist nur das Märchen nicht wahr werden. Das passiert nur bei den anderen Geschichten, denen die in düsteren,stürmischen Nächten beginnen und schlimm enden,es sind die Albträume die anscheind immer wahr werden. Und demjenigen der sich die Redewendung 'bis an ihr Lebensende' ausgedacht hat,dem sollte man kräftig in den Arsch treten! April Der Wind schlug Zweige gegen das Fenster, doch die Ausbreitung des Frühlings war unbestreitbar. Der Schnee hatte sich zurück gezogen und überall sprießten Pflanzen aus dem Boden und reckten sich zögerlich der noch recht kalten Sonne entgegen. Scorpius und Rose saßen am See unter einem Baum, eine Decke auf dem Boden ausgebreitet und Bücher um sich herum verstreut. Diese waren jedoch nur dazu da, um ihren Übungen Unterstützung zu gewähren. Aus den Briefen seiner Großmutter wusste Scorpius recht gut bescheid darüber, was nun wirklich im Gange war und er wollte alles tun, um seine Schwester zu retten. Und wenn das hieß, mit der Weasley zusammen zu arbeiten, dann nahm er das allzu gerne in Kauf. Außerdem hatte der Malfoy festgestellt, dass Rose gar nicht so übel war, wie er immer gedacht hatte. Denn hinter ihrer besserwisserischen Art war sie sehr hilfsbereit und auch ihm gegenüber recht freundlich, seit er sie um ihre Hilfe gebeten hatte. Definitiv auch ein Nebenprodukt seines Eingeständnisses, sie zu brauchen. Das störte ihn aber nicht besonders. “Wann wollte Lily nochmal kommen?”, fragte Rose und blickte von ihrem Buch auf, wobei ihr eine Haarsträhne ins Gesicht fiel. Sie sah ziemlich hübsch aus, musste er zugeben, dennoch war sie nicht sein Typ. Ein belustigtes Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht: “Ist es nicht interessant, dass du mich fragen musst, wann deine Cousine zu uns kommt?” Das Gesicht der Rothaarigen verzog sich für einen Moment lang, ehe sie aber schon die Nase rümpfte und den Kopf schüttelte. “Was soll daran interessant sein? Sie ist genauso mit Imogene befreundet wie ich und du hast mit Lily momentan mehr zu tun als ich.” Ihre Stimme klang ein wenig ärgerlich, es war ihr doch nicht so egal, wie sie es durchscheinen lassen wollte. “Ich sagte doch, interessant”, gab der Malfoy zurück, beantwortete dann aber endlich ihre Frage, da er sah, dass ihr Geduldsfaden gleich reißen würde, “sie müsste jeden Moment auftauchen.” Rose zog eine Schnute, die man leicht als Schmollen benennen könnte, doch ehe sie etwas sagte, lief die jüngste Potter auch schon auf sie zu, während sie ärgerlich ein Buch aus der Tasche zog. “Tut mir leid, dass ich zu spät bin”, schob Lily vor und ließ sich neben ihre Cousine fallen, ehe sie das Buch zu den anderen pfefferte, “dieser Vollidiot Goyle glaubte, mich in ein ach so interessantes Gespräch verwickeln zu müssen. Ehrlich, hat der Typ mehr im Kopf als Matsch?” Ihre Wangen waren vor Wut gerötet und das ebenso rote Haar fiel ihr wirr ins Gesicht, sodass sie den Eindruck einer buchstäblichen Explosion machte. Scorpius grinste: “Na, na Potterlein. Vielleicht steht er einfach nur auf dich.” Lily warf ihm einen so vernichtenden Blick zu, dass er tatsächlich die Klappe hielt. “Wir sollten uns lieber aufs Üben konzentrieren”, wies Rose die beiden Streithähne genervt zurecht, “von Reden wird nicht viel passieren.” Die Beiden mussten ihr zustimmen, ob sie wollten oder nicht. Rose deutete auf einen Absatz in dem Buch, das sie immer noch auf ihrem Schoß liegen hatte: “Ich habe hier etwas über den blauen Mond. Hört zu: Der blaue Mond ist ein Naturschauspiel, das in der Welt der Muggel nicht erklärbar ist. Ursprünglich galt der Begriff für einen zweiten Vollmond in einem Monat, eine sehr seltene Angelegenheit. In der magischen Welt hat der Begriff eine andere Bedeutung und es handelt sich wirklich um einen blaufarbigen Mond. Dieser steht nur alle hundert Jahre am Himmel und verspricht eine höhere Konzentration der Magie, als man es sich nur ansatzweise vorstellen kann. Seit jeher wird dieser Tag mit großen Feiern eingeleitet und in der Heilungsmagie hoch angepriesen. An diesem einen Tag in hundert Jahren ist es möglich, auch unheilbare Verletzungen und Krankheiten zu heilen.” Stille breitete sich über der ungewöhnlichen Gruppe aus. Es war doch im Prinzip etwas Tolles, besonders wenn es in der Heilmagie soviel brachte. Doch es hatte auch negative Seiten. “Sie werden diesen Tag nutzen um zu neuer Macht zu kommen”, sprach Lily die Gedanken laut aus, die alle Drei hatten. Und das mussten sie verhindern. Scorpius stand auf und blickte auf die beiden Rothaarigen hinab, seine Miene war starr wie Stein: “Übt weiter. Ich werde meiner Großmutter schreiben und ihr berichten, was wir rausgefunden haben.” Bevor Rose oder Lily etwas sagen konnten, drehte er sich um und eilte zum Schloss. *~*~* Narcissa und Andromeda standen nebeneinander und blickten auf ein kleines Dorf, das sich vor ihnen erstreckte. Oder eher auf das, was davon noch übrig war. Ruinen und tote Körper, vergraben unter Schnee. Es war ein Anblick, der so makaber war, dass man nicht wegsehen konnte, auch wenn man wollte. “Sie war also hier”, stellte Andra fest und versuchte ihren Blick auf Dinge zu richten, die ihnen weiterhelfen könnten. Cissy nickte zustimmend: “Sie sammeln ihre Kräfte. Bis zum blauen Mond ist es nicht mehr lange. Höchstens noch drei Tage.” Auch wenn sie nicht genau wussten, was es zu bedeuten hatte, war es klar, dass sie auf diese Nacht hin arbeiteten. “Ich verstehe nicht, wozu sie die Kinder entführt haben”, meinte Andromeda und räumte Trümmer aus dem Weg. Cissy sah ihre Schwester einen Moment lang an, sie hatte mehrere Theorien, doch eine war schlimmer als die andere. “Cissy?” Die Malfoy hüllte sich zunächst in Schweigen, während ihr Blick weiterhin in der Ferne lag, bis sie doch mit der Sprache rausrückte: “Ich denke, dass Bella mir eins auswischen will. Du weißt vermutlich, wie fanatisch sie war, wenn es um den dunklen Lord ging. Bei der Schlacht in Hogwarts habe ich mich abgewandt und nicht mitgekämpft. Ich wollte einfach nur Draco finden und in Sicherheit bringen. Bella hat mir das vermutlich nicht verziehen und deshalb Imogene entführt, weil sie mir am nächsten steht.” Kurz breitete sich Schweigen aus, in dem Andromeda ihre Hand auf die Schulter ihrer Schwester legte: “Das, was du damals getan hast, war das Richtige.” Narcissa nickte mit einem leichten Lächeln: “Ich weiß.” “Wieso aber hat sie Imogene genommen und nicht Draco? Ich meine..es wäre doch viel logischer gewesen, sich an deinem Sohn zu vergreifen”, fragte Andra leise. “Ein Kind ist leichter zu beeinflussen als ein erwachsener Mensch und Imogene ist sowieso eine leicht beeinflussbare Person”, entgegnete die Blonde mit einem harten Gesichtsausdruck, “abgesehen davon ist sie..” Bevor sie dazu kam, ihr Geheimnis auszuplaudern, unterbrach ein lauter Knall die Stille. “Was war das?”, fragte Andromeda und beide fuhren herum. Eine blonde, junge Frau schritt mit einem kalten Lächeln auf den Lippen auf sie zu. Narcissa brauchte nicht lange um zu erkennen, um wen es sich handelte - eine ältere Version Imogenes. Zumindest äußerlich. “Bellatrix”, flüsterte Cissy, ihre Emotionen schlugen plötzlich hohe Wellen. Eine Mischung zwischen Wut, Schmerz und Hass kam in ihr hoch, als sie einen Schritt auf Bella zumachte. Auf Andromedas Gesicht zeichnete sich hingegen Überraschung ab und Unsicherheit. Immerhin hatte sie im Gegensatz zu Cissy nichts mehr mit Bella zu tun gehabt seit...ihrem Rauswurf. Deshalb hielt sie sich auch im Hintergrund. “Kleine Schwester, was für eine schöne Überraschung”, kam es aus dem Mund der Blondine, die Stimme war jedoch ganz klar die von Bellatrix. Unbeirrbar ging sie auf Narcissa zu und kam kurz vor ihr zum Stehen, beinahe so als erwartete sie eine Umarmung. Cissy hingegen tastete nach ihrem Zauberstab und legte ihre schlanken Finger um diesen. “Das kann ich nur zurückgeben”, bemerkte sie kühl, doch der sorgenvolle Unterton verschwand nicht aus ihrer Stimme, “was hast du dir bei alldem gedacht?” Sie kam sich eigentlich ziemlich blöd dabei vor, diese Frage zu stellen, denn die Antwort war ziemlich offensichtlich. Bellatrix wich ihr aus: “Hast du mich denn überhaupt nicht vermisst? Du bist doch mein Schwesterherz.” Im Bruchteil einer Sekunde hatte sie ihren Zauberstab gezogen und ein roter Blitz schoss auf Narcissa zu. Geistesgegenwärtig mischte sich Andromeda ein: “Protego!” Gerade noch rechtzeitig prallte der Fluch am Schutzschild ab und Bellatrix duckte sich unter ihrem eigenen Zauber weg. “Andromeda”, knurrte sie höhnisch, “dass du dich traust, unter meine Augen zu treten! Was hat eine Verräterin wie du hier zu suchen?” Andra sagte nichts, doch ihr Blick sprach Bände. Es fiel ihr immer noch schwer zu glauben, was aus ihrer Schwester geworden war. Bella war nie eine Heilige gewesen, aber dass sie selbst so weit gehen würde… *~*~* “Und du bist dir wirklich sicher, dass die Koordinaten stimmen?”, fragte Aranea nervös und zupfte an ihrem Ärmel herum. Ihr Blick lag auf ihrem Bruder, dieser nickte: “Hundertprozentig sicher. Vermutlich müssen wir lediglich ein bisschen suchen.” “Das ist gar nicht gut. Oh, das ist sowas von nicht gut. Wenn das rauskommt, fliegen wir von der Schule”, meckerte Rose und strich sich die Haare aus dem Gesicht, “wenn wir nicht draufgehen!” Lily verdrehte die Augen: “Niemand hat dich gezwungen, mitzukommen.” “Es geht hier um meine beste Freundin-”, zischte Rose, doch Fred hielt sie zurück mit einem strengen Blick. “Genug jetzt, streiten könnt ihr immer noch später”, hielt er seine jüngeren Cousinen an und griff schließlich nach Araneas Hand, “wir werden Imogene und Albus finden und dann verschwinden wir schnell zurück nach Hogwarts. Und wir müssen vorsichtig sein.” Man sah dem Weasley an, wie sehr ihm dieses Wort missfiel. Er war nicht unbedingt jemand, der Vorsicht walten ließ, sondern lieber frontal drauf los ging. Doch in diesem Fall ging es einfach nicht anders. Scorpius ignorierte das kindische Geschwafel seiner Begleiter und kletterte den Hügel hoch, der sich vor ihnen auftat. Was sich als gar nicht so leicht herausstellte, denn der Schnee machte das Ganze zu einer Rutschpartie. Schließlich verlor der Slytherin die Nerven und er schmolz den Schnee weg. Als er an der Spitze ankam, blickte er erwartungsvoll auf. Doch alles, was er erblickte war eine baufällige Hütte, die aussah, als würde sie beim kleinsten Windhauch zusammenfallen. Dennoch ließ er sich davon nicht entmutigen. Nur weil es von außen so aussah, musste es nicht auch wirklich so baufällig sein. Mit erhobenem Zauberstab schlich sich der Malfoy näher an die Hütte heran und lauschte auf das kleinste Geräusch. “Denkst du wirklich, das ist es wert? Das ist doch nur eine windschiefe Holzhütte”, erklang Lilys Stimme hinter ihm und er warf ihr einen finsteren Blick zu. Er fragte sich, warum die kleine Nervensäge überhaupt mitgekommen war. “Nur weil es nach außen hin so wirkt, muss es nicht wirklich baufällig sein. Über Hogwarts liegt auch ein Zauber, damit es aussieht wie eine baufällige Ruine”, erwiderte er dann trocken. Lily rümpfte die Nase: “Ja. Für Muggel.” Scorpius verkniff sich einen genervten Kommentar und deutete den Anderen an, einfach leise zu sein. Er hielt es plötzlich für keine gute Idee mehr, dass sie soviele waren. Es wäre besser gewesen, wenn er alleine gegangen wäre. Jetzt war es jedenfalls zu spät und er musste damit leben. Vorsichtig schob der Blonde die Tür auf, die zu seiner Überraschung nicht verschlossen war. Täuschte er sich doch und am Ende befand sich gar nichts in dem Gebäude? “Lily, Rose, ihr bleibt draußen und passt auf, dass keiner reinkommt”, wies er die beiden Rotschöpfe an. Lily machte den Mund auf, um zu protestieren, doch Rose zog ihre Cousine mit: “Dieses eine Mal hat er recht.” Zufrieden wandte Scorpius sich an Aranea und Fred: “Ihr bleibt dicht bei mir. Und Fred, du passt auf meine Schwester auf. Wenn ihr etwas passiert, dann war dieser Ausflug das Letzte, was du erleben wirst.” “Scorpius!”, erboste sich Aranea, doch Fred nickte. Schließlich wollte er auch nicht, dass ihr etwas geschah und am liebsten wäre es ihm gewesen, sie wäre in Hogwarts geblieben. Als er ihr diesen Vorschlag gemacht hatte, war sie hochgegangen wie eine Bombe. Auch verständlich, immerhin ging es um ihre Zwillingsschwester. “Lumos”, murmelte Scorpius und in der nächsten Sekunde erhellte ein Lichtkegel den Raum. Dieser wirkte, wie ein ganz normales Zimmer. Ein Bett, ein Tisch, ein Bücherregal und sogar ein Kühlschrank. Scorpius ließ ihn mit einem Schlenker seines Zauberstabs aufspringen. Er war leer. Moment, nein. Er näherte sich dem Kühlschrank und ging davor in die Hocke. Im Seitenregal standen kleine Fläschchen. Mit roter Flüssigkeit. Ein Verdacht beschlich ihn, doch er wollte sich absolut sicher sein können. Scorp schob seinen Ärmel über seine Hand und griff nach einer Phiole, die er vorsichtig aufschraubte. Der Geruch von rostigem Metall schlug ihm entgegen, was seine Vermutung bestätigte. “Ist das Blut?”, erklang Araneas angewiderte Stimme, die sich über seine Schulter beugte. Scorpius nickte zur Antwort: “Scheint ganz so. Wir sind wohl auf dem richtigen Weg.” Plötzlich schlug die Tür hinter ihnen zu und eine  kalte Stimme durchschnitt die kurze Stille: “Was habt ihr hier zu suchen?” Kapitel 15: Kapitel 15 - Dark enough ------------------------------------ “Ist das Blut?”, erklang Araneas angewiderte Stimme, die sich über seine Schulter beugte. Scorpius nickte zur Antwort: “Scheint ganz so. Wir sind wohl auf dem richtigen Weg.” Plötzlich schlug die Tür hinter ihnen zu und eine  kalte Stimme durchschnitt die kurze Stille: “Was habt ihr hier zu suchen?” Die drei Schüler hoben den Blick und erstarrten. Vor ihnen stand Albus und dann doch wieder nicht. Er sah irgendwie..älter aus. Ja, das war der Unterschied. Es waren zwar einige Monate vergangen, seit sie verschwunden waren, aber Al sah aus, als wäre er um Jahre gealtert. “Albus”, brachte Fred fast lautlos hervor und trat einen Schritt auf seinen Cousin zu, “was ist mit dir passiert?” Er konnte nicht glauben, was er  hier sah. Das intelligente und lebhafte Glänzen war aus den Augen des Ravenclaw verschwunden, die Haut sah wächsern aus und seine Bewegungen waren mechanisch. Eine eiskalte Aura umgab ihn. Während der Weasley von reiner Fassungslosigkeit gepackt war, schauderten die Malfoy-Geschwister. Scorpius’ Griff um seinen Zauberstab wurde stärker, so sehr, dass seine Finger schmerzten: “Ich frage dich ein einziges Mal: Was hast du mit meiner Schwester gemacht und wo zum Teufel ist sie?” Albus’ Lachen klang hohl und freudlos, als es von den Wänden wiederhallte: “Plötzlich interessierst du dich für die Kleine? Du brauchst jetzt nicht einen auf großen Held machen, Prinzesschen. Du kommst ein paar Monate zu spät.” Das Lachen verklang und ein bedrohlicher Ausdruck trat in die Miene des Schwarzhaarigen: “Genug geplaudert. Verschwindet von hier, wenn ihr nicht sterben wollt!” “Erst, wenn du Imogene freigibst! Wir ziehen nicht ohne sie zurück!”, mischte sich nun Aranea entschlossen ein, auch wenn ihre Hände vor Angst zitterten. Ohne ihre Zwillingsschwester ging sie verdammt nochmal nirgendwo hin! Scorpius schob seine jüngere Schwester schützend hinter sich, während Fred an seine Seite trat. Beide wünschten sich, sie hätten das Mädchen bei Rose und Lily gelassen, nun war es aber schon zu spät und alleine zurückschicken würden sie sie ganz gewiss nicht. “Tut mir leid, Sonnenschein”, kam es spöttisch über die Lippen des Potters, “deine Schwester ist schon längst nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Und leider, leider ist sie unverzichtbar für meine Pläne.” Er umkreiste die Schüler gemächlich, musterte sie prüfend. Fred und Scorpius wanderten mit ihm, versuchten Aranea vor seinen Blicken zu schützen. Der Weasley hatte wieder ihre Hand genommen, einerseits, um sie zu trösten, andererseits um sie notfalls zu sich ziehen zu können. “Aber du wärst das viel bessere Opfer gewesen, stelle ich gerade fest. Nicht so naiv, nicht so unglaublich verträumt und überzeugt von dem Guten in der Menschheit”, fuhr der Schwarzhaarige mit leiser Stimme fort und als er näher an sie herantrat, zischte Scorpius warnend auf, den Zauberstab erhoben. “Halt dich fern von ihr”, drohte er Albus wütend, bereit, sofort einen Zauber loszuschicken. Doch der Potter lachte nur, vollends amüsiert über das kleine Schauspiel, das sich ihm hier bot. Es war herrlich wie einfältig diese Kinder waren! Wie sie glaubten, dass sie etwas ausrichten könnten, nur weil sie zu dritt waren. Aber er wollte mal mitspielen, zu verlieren hatte er ja nichts. Es ging nur noch um den Zeitvertreib, bis der Blaue Mond am Himmel stehen würde. Danach waren diese Kinder sowieso fällig. So trat er scheinbar etwas eingeschüchtert wieder einen Schritt zurück, hob die unbewaffneten Hände. “Ich frage dich noch einmal: Wo ist Imogene?”, wiederholte der Malfoy Junge seine Frage eindringlich und ließ den Anderen nicht aus den Augen. Stille lag über der kleinen Hütte, lediglich der Wind pfiff durch die Holzritzen und sorgte dafür, dass es bitterlich kalt im Raum war. Gelassen setzte sich der Ravenclaw auf den Sessel, griff sich einen rotbäckigen Apfel und biss hinein. Das Knacken erfüllte den ganzen Raum. Aranea hielt die Luft an, gleich riss ihr der Geduldsfaden und sie hatte nicht wenig Lust, es aus diesem Kerl rauszuprügeln. Fred schien ihre Anspannung und ihre Gedanken mitzubekommen und zog sie enger an sich, flüsterte leise: “Bleib ruhig, Nea. Keinem ist geholfen, wenn du dich in Gefahr begibst.” “Aber-”, setzte sie an, nickte dann aber. Er hatte recht. Sie würde nur für mehr Schwierigkeiten sorgen, wenn sie lostobte. Fest drückte sie die Hand ihres Partners, während ihr Blick auf der Zauberstabhand von Scorpius lag. Auch ihr Bruder schien um Beherrschung zu kämpfen. *~*~*~* Narcissa hielt sich keuchend die Seite. Blut quoll unter ihren Fingern hervor, sie hatte Schmerzen. Sehr gegen ihren Willen hatte Bellatrix sie und Andromeda in einen Kampf verwickelt, dem sie nur zu gern entfliehen würde. Sie wollte nicht gegen Imogene kämpfen, denn ihre Seele steckte immer noch in diesem Körper; doch ihre Schwester ließ ihr keine Wahl. Und sie selbst schien resistent gegen die Angriffe der Beiden zu sein. Der Blick der Blonden suchte nach ihrer ältesten Schwester. Andra schien auch nicht besser weggekommen zu sein. Das braune Haar hing ihr in wirren Strähnen herab, ihr linker Oberarm blutete, sie war außer Atem. Wie sollten sie gegen diesen Irrsinn bestehen können? Sie war planlos, sie wusste nicht, wie sie Imogene retten sollten, ohne sie zu verletzen, wobei das Letztere ohnehin nicht möglich zu sein schien. “Cissa..was sollen wir tun?”, fragte Andromeda im selben Moment, ehe ihre Stimme vom verrückten Lachen Bella’s übertönt wurde. Es schien auswegslos zu sein! Cissa stützte sich am Baumstamm ab und ließ einen Heilzauber über ihre Wunde wandern, diese hörte daraufhin auf zu bluten. Dann schon duckte sie sich vor einem Fluch weg, den Bellatrix auf sie abfeuerte. Sie begann es zu bereuen, dass sie Lucius nicht eingeweiht hatte. Hätte sie geahnt, wie schwierig die Situation wirklich sein würde… “Protego Maxima!”, rief Andromeda in diesem Moment und riss sie jäh aus ihren Gedanken. Ein roter Lichtstrahl prallte an dem magischen Schutzschild ab und schleuderte zurück zu Bellatrix, traf sie mitten auf der Brust. Für einen Augenblick lang schien die Zeit still zu stehen und dann fiel der Körper der jungen Frau wie in Zeitlupe auf den Boden. “Imogene!”, riefen Narcissa und Andromeda im selben Moment aus und stürzten auf sie zu. Der Körper schien sich zu ändern, wurde kindlicher, das Haar lockiger. Doch er blieb reglos liegen. Eine dunkle Wolke schien über den Dreien zu schweben, Bellatrix’ Lachen schien eine Stimme im Wind zu sein: “Der Blaue Mond steht schon fast am Himmel, ihr seid zu spät!” Und dann war es still. Kein Geräusch drang zu ihnen, als wären selbst die Geräusche gestorben. Aber das kümmerte Narcissa nicht weiter. Alles, was sie im Moment interessierte, war das zarte Geschöpf auf ihrem Schoß. Sanft strich sie eine Haarsträhne aus dem blassen Gesicht des Mädchens, legte ihre Hand an ihren Hals, um den Puls zu fühlen. Merlin sei Dank, sie lebte. Der Puls war schwach, aber sie lebte. Leider wäre es zu umständlich, sofort mit ihr umzukehren, wenn nicht gar unmöglich. Abgesehen davon, dass immer noch ein Schüler zu finden war. Andromeda hatte ihren Zauberstab fest umschlungen und ein wachsames Auge auf die Umgebung, wandte ihrer Schwester dabei den Rücken zu. Doch interessierte sie sich auch dafür, wie es um das Mädchen stand: “Wie geht es ihr?” “Akzeptabel”, sagte Narcissa leise, “ich befürchte, dass es schwer sein wird, sie ins Hospital zu bringen.” Die Brünette schwieg zunächst und legte ein paar Schutzzauber über den kleinen Bereich, den sie einnahmen, ehe sie sich neben ihre Schwester kniete: “Es ist nicht deine Schuld, Cissy. Du hast sie gerettet. Bellatrix hat den Verstand verloren!” “Ja, das  hat sie leider schon vor drei Jahrzehnten. Nie hätte ich geahnt, dass sie wiederkehren würde und schon gar nicht, dass sie sich an ihren Verwandten vergreifen würde. Weil sie nicht mit dem einverstanden war, was ich vor Jahren getan habe”, murmelte die Malfoy und richtete ihren Blick auf das, was vor ihnen lag. Direkt hinter der kleinen Erhöhung befand sich eine Hütte, um die zwei Kinder umherschlichen. Zwei Rotschöpfe, wenn sie richtig sah. Imogenes Freundinnen. Sie war hin und hergerissen, sie wollte Imogene nicht hier zurück lassen, aber sie konnte auch nicht die anderen Kinder schutzlos bleiben lassen. “Andromeda? Würdest du hier bei Imogene bleiben?”, wandte sie sich an ihre Schwester, “ich werde mir die Hütte näher ansehen. Ich denke, dort ist die Quelle des Bösen.” Andra nickte leicht und bat Narcissa darum, auf sich aufzupassen. Die Malfoy nickte und ging dann ihres Weges. *~*~*~* “Was soll das heißen, eine nutzlose Hülle?”, hallte Scorpius’ Stimme durch den Raum, die sturmgrauen Augen immer noch auf Albus gerichtet. Dieser warf den Rest des Apfels auf den Boden, wischte seine Finger mit dem Seidentaschentuch ab, das sich in seiner Hose befand und erhob sich seelenruhig von seinem Platz. “Nun, genau das, was ich gesagt habe. Sobald der Blaue Mond am Himmel steht, werden wir zu neuen Kräften kommen und eure Schwester wird ihr Leben aushauchen, wir brauchen sie dann nicht mehr. Und dieser Körper wird dann auch nicht mehr gebraucht. Was ihr mit den leblosen Leibern dann macht, bleibt euch überlassen”, erklärte der Schwarzhaarige leichthin. In seinem Inneren zerriss ein Schrei die Stille plötzlich. Der mickrige Potter wehrte sich gegen das, was er gerade offenbart hatte. Wie süß. “Ihr könnt sie doch nicht sterben lassen! Imogene hat nichts damit zu tun!”, rief der Ravenclaw in seinem Kopf, doch er ignorierte ihn. Sein Leben war genauso wertlos, wie das der kleinen Malfoy und keine Aufmerksamkeit wert. “Wer seid ihr?”, stieß Aranea hervor, die sich mittlerweile an Fred klammerte, als würde sie ohne seinen Halt umfallen. Sie hatte Angst. Um die anderen, um Imogene und um sich selbst. Das konnte doch alles nur ein schlechter Traum sein, aus dem sie nur nicht aufwachte. Albus lachte abermals und fixierte die Kleine amüsiert: “Du bist wohl wirklich so einfältig, was? An dem Sprichwort “Blond und dumm” ist wohl wirklich etwas dran.” Aranea wollte sich auf ihn stürzen, aber erneut war es Fred, der seine Freundin zurückhielt. Diese brodelte vor Zorn und beruhigte sich nur langsam im Griff des Weasley. “Dass ihr wirklich so dumm seid”, schüttelte er den Kopf, wandte sich von ihnen ab und hob den Zauberstab in die Luft, mit welchem er Buchstaben in diese zeichnete. Sie ergaben die Worte Lord Voldemort. Mit einem sowohl spöttischen, als auch heiteren Grinsen wandte er sich wieder zu seinem kleinen Publikum um, welches ihn entgeistert anstarrte: “Ganz recht, ihr nichtsahnenden Würmer! Lord Voldemort steht vor euch und die heutige Nacht wird seine Auferstehung sein. Und ihr werdet Zeugen davon, ist das nicht ein Privileg?” Im selben Moment schossen drei verschiedene Flüche auf ihn zu und das Sichtfeld wurde von Rauch versperrt. Kapitel 16: Kapitel 16- Courage ------------------------------- Der Rauch machte es schier unmöglich auch nur die kleinste Kleinigkeit zu erkennen und doch starrten Scorpius, Aranea und Fred wie gebannt auf die Stelle vor ihnen. Hatte es funktioniert? Scorpius fände es ziemlich überraschend, wenn dem so wäre. Hatten sie hier wirklich denjenigen vor sich, für den er sich ausgab, dann..hatten sie ein mächtiges Problem und waren eigentlich machtlos. Dennoch, ein Versuch konnte nie schaden. Der Rauch verschwand und zeigte...nichts. Die Fläche vor ihnen war leer. “Er ist entkommen”, stellte Fred mit düsterer Miene fest und Scorp schlug frustriert mit der Faust gegen die Wand. Sie waren so nahe am Ziel gewesen und jetzt sollte alles umsonst sein? Das wollte er so nicht hinnehmen. “Du gehst mit Aranea zurück zum Schluss”, wandte er sich an den Weasley und hörte gar nicht erst auf den Protest seiner Schwester, “ich werde nach Imogene suchen.” “Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Du kannst alleine nichts ausrichten”, erwiderte der Hufflepuff frei heraus. Die Beiden waren zwar nicht grade Freunde, aber er würde den Teufel tun und den Bruder seiner Freundin ins offene Messer laufen lassen. Das würde sie ihm nie verzeihen, wenn ihm dann etwas zustöße. Schritte näherten sich, im ersten Moment erhoben alle drei den Zauberstab, doch es waren leichte Schritte und mehr als einer. Keine fünf Sekunden später kamen zwei rote Haarschöpfe um die Ecke gebogen. Rose und Lily. “Was ist geschehen? Wir haben nur einen lauten Knall gehört und-”, kam es über Roses Lippen, doch sie stoppte sich selbst, als sie feststellte, dass hier außer ihren Freunden niemand war. Hatten sie es sich am Ende nur eingebildet? Lily ließ die Hand ihrer älteren Cousine los und sah sich in dem Raum um, ratlos ob dieser Leere. Das war doch komisch. “Er ist entkommen”, meinte Scorpius bitter und ließ seinen Zauberstab sinken, Aranea tat es ihm gleich, den Blick immer noch auf die Stelle gerichtet, voller Ungläubigkeit. Verdammt, sie hätten nicht angreifen sollen, jetzt waren sie Imogene wieder ferner als zuvor, da war sie sicher. “Er? Wer ist er?”, fragte die rothaarige Weasley leise, obgleich sie die Antwort schon ahnte. Wer konnte es sein, außer Albus? Auch Lily schien diesen Gedanken zu haben, sie wurde bleich wie die Wand und Tränen standen in ihren Augen. Das Verschwinden ihrer besten Freundin wurde nur vom Verschwinden ihres großen Bruders überschattet und sie wusste nicht, warum ihr Vater nichts dagegen tat. “Albus. Zumindest sein Körper”, erklärte Fred, “er wird von Vol..Voldemort gelenkt.” Unwillkürlich zuckten Rose und Aranea zusammen, während Lilys Kopf herum fuhr, voller Entsetzen starrte sie ihren Cousin an. “Das kann nicht stimmen”, sagte die Rothaarige leise und mit zitternder Stimme, “du lügst, Fred! Du lügst!” Ein Ausruf von Verzweiflung, die leise Hoffnung, dass er sich täuschte. Sie wollte nicht glauben, dass ihr Bruder in den Fängen dieses Monsters war! Ihre Hände schlossen sich um Rosies Arm, klammerte sich an sie, während ihr Kopf versuchte das Entsetzliche zu verarbeiten, das in ihm verankert war. “Ich wünschte, es wäre so”, flüsterte der Weasley und wechselte einen langen Blick mit Rose, welche nun auch ganz blass geworden war. Auch ihr fiel es schwer zu glauben, was er da sagte. Sie schluckte und schob ihren Zauberstab in die Tasche: “Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn auszutreiben.” “Es ist der Dunkle Lord und nicht irgendein Dämon aus Muggelgeschichten”, bemerkte Scorpius mit düsterer Miene, “und wir wissen nicht, wo er hin ist.” Schweigen senkte sich über die Köpfe der ungleichen Gruppe. Das stimmte. Es war nicht nur die Frage, wie man ihn befreien konnte, sondern auch, wo sie ihn ausfindig machten. Roses Blick wanderte durch die Hütte und blieb am Fenster hängen, da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: “Der höchste Punkt. Sie werden sich am Hügel einfinden, wenn der Blaue Mond aufsteigt! Von dort können sie am meisten Macht sammeln!” “Verdammt, ja! Du hast recht”, stimmte Scorpius ihr zu und war von Euphorie erfüllt, “und wo er ist, wird auch Imogene sein. Wir sollten keine Zeit verlieren!” Die kleine Gruppe setzte sich rasch in Bewegung, um die Hütte hinter sich zu lassen, doch kaum traten sie aus der Tür, stießen sie fast mit einer Person zusammen. “Grandma”, stieß Aranea verwirrt aus, als sie Narcissa erkannte, “was machst du denn hier?” Cissa zog ihre Enkelkinder kurz in die Arme, versicherte sich, dass es ihnen gut ging: “Ich habe mich auf den Weg gemacht, Imogene zu suchen und hab dann zwei rote Haarschöpfe gesehen. Da dachte ich mir, das können nur ihre Freundinnen sein und ich habe euch beide dann auch hier vermutet. Wo wollt ihr hin?” Scorpius befreite sich aus der Umarmung und fasste rasch zusammen, was in der Hütte geschehen war. Statt Ungläubigkeit kam von Narcissa nur ein Nicken; sie hatte das schon vermutet, nachdem sie vor kurzem Bellatrix gegenüber gestanden hatte. “Bellatrix ist diejenige, die Imogene entführt hat”, erklärte sie den Anderen knapp, “wir haben sie gefunden und Gene ist noch am Leben. Wir dürfen jedoch keinesfalls zulassen, dass diese Beiden ihre Pläne umsetzen können!” Rose und Lily wirkten gleichermaßen schockiert, doch rasch fanden sie ihre Ernsthaftigkeit wieder und folgten den Anderen. *~*~*~* Die Sonne versank hinter den Bergen und tauchte den abendlichen Himmel in ein zauberhaftes Farbenspiel. Obgleich der Ort unter einer Schneedecke lag, sah der Himmel aus wie im Sommer, es wurde wärmer. Ein Paradoxon, wenn man bedachte, dass es Winter war. Das könnte aber auch an der versammelten Magie liegen, die diesen sonst Magie freien Ort durcheinander brachte. Letztendlich interessierte es aber niemanden; denn es war niemand da, den es interessieren könnte. Voldemorts Schritte waren zielstrebig, doch auch etwas schwerfällig. Der junge Potter in ihm hatte seine Lebensgeister wiederentdeckt und wehrte sich mit jedem Schritt dagegen. Jetzt, wo er die Pläne und die Auswirkungen kannte, war er wild entschlossen, ihn irgendwie aufzuhalten. Vor allem um Imogenes Willen, sie war doch so unschuldig und viel zu jung, um in solche Schwierigkeiten zu geraten. Und Al war entschlossen, alles in seiner Macht stehende zu tun, um sie zu retten. Jetzt, wo er sie kannte, wollte er sie nicht verlieren. Der Dunkle Lord fand diese Denkweise mehr als lächerlich. Lächerlich und vollkommen nutzlos! Gefühle waren nichts weiter als reine Verschwendung, sie standen einem lediglich im Weg. “Schweig, du kleiner Wurm!”, knurrte er dem Potterbalg zu. Es hatte schon seinen Sinn, dass er ausgerechnet ihn erwählt hatte. Es war eine Art Rache an seinen Bezwinger und ein Spott auf ihn. Hatte Harry Potter etwa wirklich geglaubt, ihn ein für alle Mal vernichtet zu haben? Dass er nicht lachte! Lord Voldemort fand immer einen Weg zurück. Immer. Kein Milchbübchen der Welt konnte daran etwas ändern. Ein Lachen kroch seine Brust empor und zerschnitt die Stille des Abends. Er war voller Erwartung und konnte sein Ziel schon vor Augen sehen. In weniger als einer Stunde ging der Blaue Mond am Himmel auf und würde ihm neue Mächte bescheren. Er konnte es wahrlich kaum erwarten. Nicht mehr lange und er wurde diesen Körper los. Ohne Probleme erreichte er die Spitze des Hügels, rutschte nicht einmal im Schnee aus. Es war fast so, als würde er den Boden mit seinen Füßen erst gar nicht berühren, sondern wenige Millimeter darüber schweben. Auf dem höchsten Punkt kam der Schwarzhaarige schließlich zum Stehen, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und blickte hoch zum Himmel. Ein leises Rauschen kündigte Bellatrix’ Anwesenheit an. “Meine treueste Untertanin”, sagte er leise und blickte in die Richtung des Rauschens, “sie haben dir deinen Körper genommen? Es dauert nicht mehr lang, dann ist er ohnehin überflüssig. Wirst du mir weiterhin gute Dienste leisten?” “Natürlich, Herr! Es gibt keinen Grund, nicht weiterhin bei euch zu bleiben”, antwortete die Lestrange ohne Umschweife und voller Inbrunst. Sie würde fast so mächtig sein wie er selbst, dennoch würde sie ihm nicht von der Seite weichen. Zusammen waren sie stärker. Außerdem gefiel es ihr, dass er ihr nun so viel Beachtung schenkte. Denn noch war sie seine einzige Anhängerin und es war ohnehin fraglich, ob die übrig gebliebenen Todesser wieder zu ihnen zurückkehren würden. Viele von ihnen waren in Askaban gestorben, andere wiederum waren schon relativ alt. Blieb nur abzuwarten. *~*~*~* Es sind jene mit denen wir leben und die wir lieben und kennen sollen, die wir übersehen. “Da vorne sind sie”, stellte Nate fest und beschleunigte seine Schritte. Ihm folgten Adrian Zabini und sogar Miranda Fletcher. Die Abreise der Malfoy Geschwister und des Weasleys waren ihnen nicht verborgen geblieben und sie wollten den Teufel tun und in Hogwarts Däumchen drehen. Sie hatten verschiedene Motive, doch alle das selbe Ziel. Der Greengrass wollte um jeden Fall seine Verlobte retten. Auch wenn sie sich seit Jahren nicht gesehen hatten, er war gewillt, diese Sache durchzuziehen. Er mochte Imogene seit Jahren. Adrian Zabini machte sich Sorgen um seinen besten Freund Scorpius, der ja stets zu vorschnellen und gefährlichen Handlungen neigte. Und Miranda? Sie hatte erkannt, dass ihre Gefühle für den Malfoy über Interesse hinaus gingen, deshalb konnte sie ihn nicht ins Verderben rennen lassen. Ihr Bettenwechsel hatte nur dafür hingehalten, sich selbst zu belügen. Oh und außerdem wollte sie die Wiederauferstehung des Lords nicht verpassen; dieses Ziel hütete sie allerdings wie ein Geheimnis. Nicht weit von ihnen entfernt erklomm eine kleine Gruppe den Hügel aus Schnee und Eis und selbst aus der Ferne waren die Malfoys zu erkennen, noch auffälliger jedoch hob sich das rote Haar von Rose und Lily ab. Also waren sie definitiv richtig! Es dauerte nicht lange, bis sie die Anderen erreichten. “Nate, Adrian..Mira?”, fragte Scorpius etwas überrascht und blieb stehen, “was macht ihr denn hier?” Aranea nickte den Dazugekommenen kurz zu, ehe sie ihren Bruder weiterzog. Fred hingegen hielt sie fest, damit sie nicht abrutschte, während Lily, Rose und Narcissa sich gegenseitig stützten und schon fast oben angekommen waren. “Ich konnte doch meinen besten Freund nicht allein lassen”, gab Adrian zur Antwort und fing an, mit großen Schritten den Hügel hochzulaufen. “Imogene soll in Sicherheit sein”, fügte Nate mit ernster Miene hinzu und zog ebenfalls an Scorpius vorbei. Miranda blieb kurz vor ihm stehen und schien etwas sagen zu wollen, dann schüttelte sie aber nur den Kopf und setzte ihren Weg fort. Scorpius musste lächeln. Ja, er hatte verdammt nochmal gute Freunde und Imogene ebenfalls. Und langsam begann er zu begreifen, dass es egal war, ob man angepasst war oder nicht. Es würde immer jemanden geben, der einen mit Macken und Kanten akzeptierte oder gar mochte. Mit dieser Erkenntnis setzte auch der Malfoy seinen Weg fort und reihte sich schließlich neben seiner Großmutter und Aranea ein. Sie waren zu neunt. Der Feind zu zweit. Oder eineinhalb, nachdem was Narcissa gesagt hatte. Eigentlich müssten ihre Chancen ganz gut stehen. Rein von der Logik betrachtet. Doch niemand von ihnen erhoffte sich zuviel, sie wussten, wem sie gegenüberstanden und auch, dass er trotz seines geschwächten Daseins noch Macht besaß. Neun Zauberstäbe richteten sich auf Albus Severus Potter. Achtzehn Augen fixierten den Ravenclaw. Fred, Lily und Rose nicht ganz so entschlossen wie die Anderen, eher ängstlich und unsicher, doch trotzdem ernst. Und Al war froh darum. In Anbetracht seines eigenen Todes war die Rettung einer Unschuldigen doch ein ziemlich guter Preis. “Al”, flüsterte Lily leise, Tränen standen ihr in den Augen. Ihre Hand zitterte. Wie sollte sie gegen ihren eigenen Bruder kämpfen? Er war doch auch nur ein Opfer! Und sie waren gekommen, um Beide zu retten. Zumindest galt das für sie. Und für Rose bestimmt auch, ebenso für Fred. Wie konnten sie jetzt da stehen und ihn bedrohen? Lily senkte ihren Arm. Sie konnte es nicht. Eher würde sie sich selbst einen Arm ausreißen, als ihren Bruder anzugreifen. Rose erging es nicht viel besser als Lily. Während sie mit erhobenem Zauberstab ihren Lieblingscousin ansah, fragte sie sich, was das alles eigentlich sollte. In ihrer Kindheit hatten die Beiden sich sehr nahegestanden, was sich mit den Jahren ein wenig geändert hatte, aber immer noch waren sie beste Freunde. Es kam ihr vor wie ein ironischer Streich des Schicksals, dass sie ausgerechnet ihm gegenüberstand und die Wahl hatte zwischen angreifen oder angegriffen werden. “Worauf warten wir?”, fragte Aranea ungeduldig und trat einen Schritt nach vorne. Narcissa schwieg. Ein Gespräch aus längst vergangenen Zeiten kam ihr in den Sinn, wie aus dem Nichts überfiel es sie. >”Lucius, ich weiß nicht, ob ich das kann”, sagte Narcissa und sah ihren Mann mit ernster Miene an, “du weißt nicht, was du da von mir verlangst!” Der grauen Augen des Malfoys verengten sich, er sah seine Frau kurz an, ehe er wieder damit anfing, den Raum zu durchschreiten. Das regelmäßige Klonk-Klonk seines als Gehstock getarnten Zauberstabs hallte durch den Raum, wenn er den Marmorboden damit berührte. Schweigen lag in der Eingangshalle zu vernehmen, somit waren seine Schritte das einzige Geräusch, zumindest bis er das Wort wieder ergriff: “Ich weiß sehr gut, was ich von dir verlange. Denkst du etwa, mir fällt es leicht? Ich bin auch nicht gerade von Euphorie ergriffen, aber uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen unseren Ruf wahren und außerdem ist es zu ihrem Schutz.” Narcissa schlang die Arme um ihren Oberkörper, den Blick an die gegenüberliegende Wand gerichtet. So verharrte sie eine ganze Weile schweigend. Zu ihrem Schutz..aber wer konnte das garantieren? Doch vermutlich hatte Lucius recht, so schwer es ihr auch fiel, das einzugestehen. Um ihre Familie zu schützen, würde die gebürtige Black alles tun, egal wie schmerzhaft es war. “In Ordnung. Ich stimme zu”, sagte sie leise und ihre Stimme verlor sich in der Dunkelheit der Halle. Und als wäre ihre Aussage durch die Wände gedrungen, erklang das Geschrei eines Babys und hallte durch das Haus.< “Tut es nicht! Bitte..tut es nicht!”, die Stimme Imogenes holte sie aus ihren Erinnerungen und zog nicht nur ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die Malfoy kam gestützt von Andromeda die letzten Meter auf sie zu, in ihrer Miene etwas so Flehendes, dass Narcissa ihr Herz brechen spürte. “Tut mir leid, sie ließ sich nicht aufhalten”, kam es von Andromeda, doch Cissy schüttelte nur leicht den Kopf. Das war schon in Ordnung und eigentlich war es erfreulich, dass Imogene wieder auf den Beinen war. “Ist das die Kavallerie, die mich aufhalten soll? Die Armada, die meine Pläne durchkreuzen will?”, kam es von Albus, die Stimme von Spott triefend. Nein, das war nicht Albus, sondern Voldemort. Er hatte sie also entdeckt. “Diffindo!” “Stupor!” “Expelliarmus!” Verschiedenste Rufe hallten durch die Stille der Nacht und schossen auf Tom zu. Dieser hob nur höhnisch grinsend die Hand und die Zauber verpufften wirkungslos im Nichts. Scorpius schluckte. Macht war hier wohl untertrieben. “Kinder, zieht euch zurück”, sagte Narcissa eindringlich und ein Schutzzauber zog vor ihnen auf. Um jeden Preis wollte sie verhindern, dass einer von ihnen Schaden nahm! Doch jeder einzelne von ihnen war stur und wild entschlossen: “Wir bleiben!” Noch nie hatte eine solche Eintracht zwischen den Familien Malfoy, Black, Potter und Weasley geherrscht, wie in diesem Moment. Andromeda und Narcissa wechselten einen kurzen Blick. So sehr sie sich der Gefahr im Klaren waren, so stolz waren sie auch darauf, dass die nachfolgende Generation so mutig war. Auch Zabini und Fletcher schienen mehr als entschlossen zu sein und Nate, der nun an Imogenes Seite getreten war, ließ sich auch nicht vertreiben. Ein Widerstand von elf Leuten. Sie würden entweder siegen oder gemeinsam untergehen. Und hinter den Hügeln ging langsam der Blaue Mond auf. Der Tod ist nicht der größte Verlust im Leben. Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben. Kapitel 17: Kapitel 17 - What hurts the most -------------------------------------------- Das Sterben ist bitter, doch der Gedanke sterben zu müssen, ohne gelebt zu haben, ist unerträglich. Ein tobender Kampf hatte den weissen Schnee rot getränkt, überall sah man Spuren, Einbuchtungen und selbst die Bäume ringsum waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Gruppe von Widerstandskämpfern war arg mitgenommen, doch sie lebten alle und sie standen noch.  Lily und Imogene hatten immer wieder versucht, zu Albus durchzudringen, doch dieser schien im Moment ganz und gar von Voldemort verdrängt worden zu sein. Die Rothaarige hatte mehrere Blessuren, eine aufgeplatzte Lippe und zerfetzte Klamotten. So sahen alle ungefähr aus. Fred hatte einen gebrochenen Arm davongetragen, als er Aranea vor einem Angriff geschützt hatte. Auch Narcissa und Andromeda hatten so einiges mitbekommen und der Kreis ihrer Gruppe war geschrumpft. Mitten im Kampf hatte Miranda entschlossen, doch lieber auf der anderen Seite stehen zu wollen und machte ihnen nun zusätzlich das Leben schwer. Bisher war noch kein Todesfluch gefallen, aber eine bittere Erkenntnis wurde immer klarer. Eine der beiden Seiten musste es tun, sonst würde der Kampf endlos sein. Oder zumindest so lange gehen, bis alle ihr Leben gelassen hatten.  “Wir können nicht nichts tun”, sagte Aranea leise und klammerte sich an Fred, den Blick hoch in seine braunen Augen gerichtet, “wenn wir nicht zuerst angreifen, werden wir alle sterben!” “Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht”, sagte er leise und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, “aber ich kann auch meinen Cousin nicht töten, bitte versteh das doch.” Der kurze Moment der Zweisamkeit wurde zerstört, als ein Fluch am Baum neben ihnen abprallte. Fred drückte die Blonde nach unten, damit sie auch ja verschont wurde und schleuderte einen Fluch seinerseits los, ehe er Aranea kurz küsste: “Ich lasse es nicht zu!” Und damit stürzte er wieder zurück in den Kampf. Regungslos starrte die Malfoy ins Geschehen. Das hier war doch sinnlos. Wenn sie ihn nicht vernichteten, würde es kein Ende nehmen. Aber sie verstand auch Fred. “Selbst ohne Körper ist er mächtiger als vor fünfundzwanzig Jahren!”, rief Narcissa wütend aus, sie verstand es nicht. Es ergab einfach keinen Sinn. Lag es daran, dass Albus so jung war? Ihr Blick wanderte zum Himmel, der Blaue Mond hing in voller Größe über ihnen und hüllte auch die Umgebung in sein bläuliches Licht. Vielleicht übte der Mond schon jetzt seine Macht aus, aber wieso nicht auch auf ihre Seite? Sie sprach einen weiteren Schutzzauber aus, welche mittlerweile beinahe wirkungslos geworden waren. Aber für ein wenig Sicherheit sorgten sie noch und das wollte sie nutzen. Bellatrix hielt sich aus dem Geschehen raus, zumindest noch. Sie nutzte den Mond aus, der ihrer körperlosen Form nun langsam einen Corpus gab, sie spürte ihre Kräfte wachsen und je stofflicher sie wurde, desto lauter wurde das Lachen, das aus ihrer Brust stieg.  “Wir haben keine Chance”, keuchte Rose und rappelte sich vom Boden aus. Ihr letzter Zauber war nach hinten losgegangen und hatte sie von den Füßen gerissen. Nate half der Weasley hoch, die Stirn in Falten gelegt: “Es sieht wahrlich so aus, als wären wir unterlegen. Doch wir haben keine andere Wahl als zu kämpfen. Geben wir auf, erliegen wir dem Tode.” “Ich weiß”, erwiderte die Rothaarige knapp und besah sich kurz das Kampffeld. Ihre Seite hatte Voldemort und Miranda zwar umrundet, dennoch schienen sie unantastbar zu sein. Es war frustrierend und es schien so, als würden sie lediglich ihre Energie verschwenden, ohne auch nur die kleinste Auswirkung zu erzielen. Dennoch nahm sie den Kampf ebenso wieder auf, wie Nate es tat.  “Du musst schon still halten, Lily”, sagte Imogene geduldig zu ihrer Freundin, die unruhig herumzappelte und am liebsten sofort wieder losstürzen wollte. Doch die Malfoy bestand darauf, zuerst ihre Verletzung notdürftig zu verbinden, die sie sich eben zugezogen hatte. Ein etwa zauberstablanger Schnitt zog sich über den Arm der Rothaarigen. “Ich spüre das doch gar nicht”, entgegnete die Potter und behielt das Schlachtfeld im Blick, es war ihr immer noch zutiefst zuwider, den Zauberstab gegen ihren Bruder zu erheben. Doch sie hatte begriffen, dass es nicht anders ging und möglicherweise..konnte sie ihn doch noch retten. Sie musste nur vermeiden zu sterben, bis Albus’ Körper wieder freigegeben war. “Bist du immer noch in Albus verliebt?”, fragte Lily dann unvermittelt und Imogene lächelte darüber. Die Hufflepuff hatte das Talent, immer in den unpassendsten Situationen so ein Zeug zu fragen. “Es verging kein Tag, an dem ich es nicht war”, antwortete sie ohne verlegen zu werden und nahm die Hände vom provisorischen Verband, “ich bin sicher, wir können ihn irgendwie befreien.” Sie erhob sich und zog Lily mit sich auf die Beine, ehe sie sich wieder ins Geschehen stürzten. Scorpius und Adrian standen Kopf an Kopf, die Zauberstäbe erhoben, direkt Albus gegenüber. Oder eher gesagt Voldemort. Synchron schossen sie einen Sprengzauber los, der den Boden unter dem Ravenclaw wegsprengte und ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Sodann pfefferte Scorpius einen Fesselzauber hinterher und beförderte den Körper an den nächsten Baum. Einen Augenblick lang herrschte fassungslose Stille auf dem gesamten Hügel. Aranea wagte sich schon fast an Freude heran, doch diese war nur von kurzer Dauer. Ein Strahl aus schwarzem Nebel kam aus dem Jungen hervor und sammelte sich unter dem Mond. Voldemorts Essenz. Abermals versuchten alle mit ihren Zaubern die Neuentstehung zu verhindern, doch Miranda war ihnen ein Fels im Weg und auch so schien es fast wirkungslos zu sein.  Imogene stürzte auf Albus zu, der jetzt den Baumstamm herunter sank: “Al? Albus? Mach die Augen auf, komm schon. Bitte!” Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und stellte erleichtert fest, dass er atmete. Das war ein gutes Zeichen. Sofern hier irgendetwas gut sein konnte.  “Es tut mir so unsagbar leid, dass ich dich mit reingezogen habe, Albus”, flüsterte sie leise, “es ist alles meine Schuld.” Sie wusste nicht, warum sie sich die Schuld an dem ganzen hier gab, aber sie fühlte sich schuldig. Sehr sogar. Als wäre sie es höchstpersönlich gewesen, die alles in die Wege geleitet hatte und in gewisser Weise stimmte es ja auch; es war sie gewesen unter der Kontrolle ihrer eigenen Tante. Wie verkorkst war das denn? “Gene..bist das du?”, hörte sie seine Stimme plötzlich, leise aber sie hörte es. In diesem Moment rückten die anderen Geschehnisse für sie in weite Ferne und ein Stein in der Größe des Mount Everest fiel ihr vom Herzen.  “Ja..ja, ich bin es und nur ich”, versicherte die Malfoy ihm rasch und strich ihm mit einem missratenen Lächeln den Hemdkragen glatt, “ich bin so froh, dass es dir gut geht.” Tränen tropften auf den weissen Stoff. Trotz der ganzen Situation musste der Pottersprössling lächeln und zog die Blonde an sich: “Wein doch nicht, kleine Lady. Ist doch nochmal gut gegangen.” Imogene errötete bis in die Haarspitzen, einerseits vor Verlegenheit, andererseits weil sie ihm noch nie so nahe wie jetzt gewesen war. Und zu gerne hätte sie diesen Moment noch etwas länger ausgekostet, doch ihnen fehlte die Zeit und das wusste sie auch. Sie löste sich von Albus und wischte sich über die Augen, dann lächelte sie: “Ja, ist es. Aber es ist noch nicht vorbei. Das wahre Übel fängt erst noch an.” Sie hielt ihm ihre Hand hin, um ihm auf die Beine zu helfen, eine Sekunde später hörte sie nur den Ausruf eines Todesfluchs. Rasch wandte sie sich um und dann sah sie nur noch einen blonden Haarschopf vor sich, der getroffen zu Boden ging. Eine Sekunde lang stand alles still, eine Sekunde lang realisierte sie es nicht. Und dann tat sie es doch. Ein Schrei, laut und voller Qual zerriss die Stille: “ARANEA! ARANEA!” Sie riss sich aus Albus’ Griff los und stürzte auf den leblosen Körper zu, immer wieder ihren Namen schreiend. Sie durfte nicht tot sein! Nicht sie! “Du darfst mich nicht verlassen, Nea”, wimmerte sie und drückte sie an sich, “du hast es mir versprochen! Du hast mir versprochen für immer bei mir zu bleiben!” Andromeda erreichte die beiden Mädchen mit unbeweglicher Miene beugte sie sich nach unten. “Imogene, du musst aus dem Schussfeld”, sagte sie ernst und versuchte das Mädchen hochzuziehen, doch die Malfoy klammerte sich fest an den Leichnahm ihrer Schwester und sträubte sich gegen den Griff. Hinter ihnen ging der erbitterte Kampf weiter, als wäre nichts geschehen und auch Albus hatte sich unter die Kämpfer gemischt.  Scorpius war nicht entgangen, was passiert war, ebenso wenig wie es Fred entgangen war. Beide Jungs gingen mit der Wut und dem Zorn eines Berserkers auf die Fletcher los, die den Todesfluch zu verantworten hatte. Nacheinander schossen sie Flüche auf sie ab und schließlich wurde sie auch von einem getroffen, woraufhin ihr Körper leblos zu Boden sackte.  Zeit für Triumph war nicht viel, denn Bellatrix und Voldemort hatten ihre feste Gestalt jetzt erreicht und gingen ziellos auf die Gruppe los. Wen sie gerade erwischen könnten, erwählten sie als das nächste Opfer, doch es gelang ihnen nicht, sie zu treffen.  Ein weiterer Todesfluch zielte auf Imogene und Andromeda ab, dieses Mal war Narcissa schneller und ließ ihn an einem Schutzzauber abprallen: “Nicht meine Tochter! Andra, bring sie weg!” Ohne zu gucken, ob ihre Schwester ihrer Anweisung nachkam, schickte sie den nächsten Fluch nach. Dieser Kampf schien auswegslos zu sein. Wirklich auswegslos. Am Ende sind es nicht die Jahre im Leben die zählen, es ist das Leben in den Jahren. Andromeda packte die Schulter der starren Malfoy, Imogene war fast so regungslos wie der Körper ihrer toten Schwester in ihren Armen, die sie immer noch nicht lösen wollte. Es brach ihr das Herz. Nicht nur, Aranea verloren zu haben, sondern auch der Verlust Imogenes. Ohne noch einen Blick auf das Kampffeld zu richten, disapparierte sie mit den Mädchen zum Eingang von Hogwarts. Zu dem Zeitpunkt rührte sich Imogene wieder, blickte mit einem verklärten Ausdruck in ihren Augen zum Turm hoch und flüsterte leise: “Sieh mal, Schwesterherz. Wir sind wieder in Hogwarts. Sie werden dich wieder aufpeppen.” Sie wollte nicht einmal annehmen, das man nichts mehr für ihre Schwester tun könnte, niemals. Ihr Unterbewusstsein wusste zwar schon seit dem Moment, als sie sie fallen hatte sehen, dass man ihr nicht mehr helfen konnte, aber sie wollte es einfach nicht wahrhaben. Auch als Andra sie dazu anhielt, nach oben in den Krankenflügel zu gehen, trug sie Aranea stur selbst, wenn es auch nicht einfach war. Immerhin war Nea fast zehn Zentimeter größer als sie. Doch niemand könnte sie davon abbringen und so wanderte der kleine Trauerzug still und leise hoch zum Krankenflügel. Das Schloss schien wie ausgestorben zu sein, als wäre es sich darüber im Klaren, dass es jemanden zu betrauern gab. Im Krankenflügel angekommen, flehte Imogene die Heilerin noch eine ganze Weile an, doch bitte etwas zu tun, um Aranea zu helfen, SIE KONNTE DOCH NICHT EINFACH ZUSEHEN UND SIE STERBEN LASSEN, sie schnappte sich die Tränke selbst und las ihre Bezeichnungen durch, wenn DAS PERSONAL SO UNFÄHIG WAR und nichts tat. Andra und die Heilerin ließen sie stillschweigend gewähren, bis Imogene selbst merkte, dass nichts und niemand ihr Aranea zurück bringen konnte. Ab diesem Zeitpunkt saß sie wie zur Säule erstarrt auf einem Bett im Krankenflügel und viel in einen katatonischen Stupor. Kopflos stürzte Fred ein weiteres Mal auf die Schwarzmagier zu, schrie aus Leibeskräften: “CRUCIO!” Einen Moment lang hatte es tatsächlich den Anschein, als würde er mit dem Fluch etwas ausrichten kann, doch das war nur von kurzer Dauer. Bellatrix schüttelte den Fluch so leicht ab, als wäre es ein Tuch aus Seide und lachte ihr irres Lachen.  “Avada Kedavra!”, kam es aus ihrer Richtung. Fred war zu langsam um auszuweichen. Das nächste Opfer fiel. Lautlos und ohne das Anzeichen einer Verletzung fiel der Körper zu Boden. Narcissa besah sich das Ausmaß des Kampfes, ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Ihre Enkelin war gestorben. Fred Weasley war gestorben. Und auch Adrian Zabini hatte nicht überlebt. Es hatte noch kein Krieg begonnen und doch gab es schon zu viele Opfer zu beklagen. Jeder einzelne von ihnen war zu viel.  Schließlich rief sie die übrig gebliebenen zu sich: “Es reicht. Wir können nichts ausrichten. Wir gehen zurück, es gab genug Opfer.” Lily und Rose waren blass wie die Wand und ihre Gesichter waren nass von Tränen. Auch Al und Scorp waren weiss und sahen aus, als würden sie sich jeden Moment übergeben. Nathaneal wirkte noch am meisten gefasst: “Wenn wir jetzt gehen, dann besteht keine Möglichkeit mehr, es aufzuhalten.” “Die Möglichkeit besteht auch jetzt nicht mehr. Zurück zur Schule”, ordnete sie an. Fünf Schüler versammelten sich rasch um die Malfoy, die Jungs trugen Fred und Adrian auf ihren Rücken. In einem Moment der Unachtsamkeit disapparierte Narcissa mit ihnen und kam am Tor von Hogwarts wieder an. Das Schloss und seine Umgebung schien all seine Farben verloren zu haben. Was wir für uns selbst tun stirbt mit uns. Was wir für andere tun und für die Welt ist und bleibt unsterblich. Epilog: Epilog -------------- Die bittersten Tränen die wir an Gräbern vergießen, vergießen wir wegen ungesagter Worte und Taten, die nicht vollbracht wurden.  Zwei Wochen später.. Imogene stand am Grab ihrer Schwester und weinte leise, während sie eine weisse Rose in ihren Händen drehte. Der weisse Marmorgrabstein ragte über dem frisch verschütteten Erdhaufen auf. Sie hatte die letzten vierzehn Tage kaum etwas anderes getan, als Tränen zu vergießen. Es hatte sich so viel verändert.  Narcissa hatte ihr erklärt, dass sie nicht ihre Großmutter, sondern ihre Mutter war und sie Draco und Astoria überlassen hätte, um sie genau vor dem zu schützen, was letztendlich doch passiert war. Es fühlte sich fremd an, wahrhaftig. Und auch wenn das hieß, dass Aranea somit nicht ihre Zwillingsschwester gewesen war, für sie würde sich das nie ändern. Sie war so aufgewachsen mit ihr und sie liebte und vermisste sie.  Voldemort hatte nicht aufgehalten werden können. Ihnen stand ein dunkles Zeitalter bevor, voller Kriege und Verluste. Doch sie war bereit zu kämpfen.  “Bist du bereit, dich zu verabschieden?”, erklang Albus’ Stimme leise neben ihrem Ohr und seine warme Hand ergriff ihre freie. Imogene drehte die Rose noch einmal in ihrer Hand, ging in die Hocke und legte die Blume auf der Erde ab, ehe sie sich wieder aufrichtete. “Man ist nie bereit, sich von seiner zweiten Hälfte zu verabschieden”, erwiderte sie schließlich auf seine Frage, “auch wenn alles nur eine Lüge war. Sie war und ist meine Schwester.” Albus nickte, er verstand gut was sie meinte.  “Aranea passt sicher weiterhin auf dich auf und hält da oben alle auf Trab”, meinte der Potter mit einem leichten Lächeln, “zusammen mit Fred.” Die Begräbnisse waren nacheinander abgelaufen und ohne Zwischenfälle. Sie waren schön gewesen, sofern man das von Beerdigungen sagen konnte. Das Wichtigste war, sie hatten ihren Frieden gefunden.  “Ab jetzt wird nichts mehr so sein wie zuvor, oder?”, fragte sie in der Stille und strich sich über die Augen, um die letzten Tränenspuren zu entfernen. Dabei sah sie auf ihre Hand hinab, die mit der von Albus verschränkt war. Der Schwarzhaarige gab ihr einen Kuss auf die Stirn und seufzte: “Ich befürchte nicht. Aber jeder Krieg hat ein Ende und wir werden dafür kämpfen, dass er zu unseren Gunsten ausgeht. Ich werde nicht von deiner Seite weichen.” Imogene musste trotz der Umstände lächeln. Ihre Maske war ein für alle Mal gefallen. Sie war an der Seite des Jungen, den sie liebte, sie war sie selbst und es war für alle in Ordnung. Man sagt, die Zeit heile alle Wunden. Dem stimme ich nicht zu. Die Wunden bleiben, mit der Zeit schützt die Seele den gesunden Verstand und bedeckt ihn mit Narbengewebe und der Schmerz lässt nach, aber er verschwindet nie.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)