Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat von jennalynn (Wenn das Schicksal zuschlägt) ================================================================================ Kapitel 38: Ins Rollen gebracht ------------------------------- Hallo ihr lieben… Zum Wochenstart habe ich ein Kapitelchen für euch. Ich wünsche euch ganz ganz viel Spaß! ************** Bella POV Leblose Augen starrten mich an…dann kam der Knall, der bestialisch in meinem Schädel dröhnte. Schreiend wachte ich auf. Mit einem Ruck saß ich Kerzengerade im Bett. Ich zitterte am ganzen Körper. Als mir bewusst wurde, wo ich mich befand und was gerade geschehen war schrie ich erneut und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Bella…“ Edward war da. Oh Gott sei Dank war Edward da. Er zog mich auf seinen Schoß. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in seinem Shirt. Bitte nein…nicht…nicht schon wieder. Mir blieb die Luft weg. Meine Lunge brannte. Warum…ach ja genau, die Heroinvergiftung. Ich wusste es. Verdammt nochmal ich wusste, dass es passieren würde. Wie sollte es auch anders sein? Ich wäre naiv gewesen, hätte ich geglaubt die Begegnung mit meinem Elternhaus würde nichts auslösen. Und jetzt, jetzt stand ich genau dort, wo ich vor 4 Jahren schon einmal stand. Hineinkatapultiert in die grausige Realität, die ich so lange verdrängen konnte. Es war…es war alles vergebens! Wie eine gestörte schlug ich auf Edward ein in der Hoffnung, meinen sengenden Schmerz zu vertreiben. Ich drohte zu ersticken. Sanft hielt er meine Hände fest. „Hör auf, du wirst dir nur wehtun.“ Genau…genau das wollte ich. Er sollte mich loslassen. Ich kämpfte gegen ihn…gegen mich…gegen alles. Doch er ließ mich nicht los. Er fing an mich zu wiegen. Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf an seiner Brust und schrie als mich Bilder folterten die ich endlich vergessen wollte. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Der Knall dröhnte noch immer in meinem Kopf. Selbst den leichten Nieselregen konnte ich auf meiner Haut spüren. Eine Gänsehaut zog sich über meinen bebenden Körper. Ich roch Rauch…und schrie erneut. Ich war verloren…verloren in meinen Erinnerungen…verloren in meiner Vergangenheit für die es kein Mittel der Welt gab, um sie endlich zu vertreiben. Wenn mir Heroin nicht mehr half was dann? Ich war schutzlos. Aber ich wusste, dass ich es nicht ertragen würde. Ich könnte es nicht…nicht noch einmal. Lieber wollte ich sterben. Auf der Stelle… „Was ist los?“ Er klang Allermiert. Ich hatte keinen Nerv mit ihm zu reden. Ich wollte mit niemanden mehr reden. Das reden war doch schließlich der Auslöser für alles. Die Cullens…Edward…warum mussten sie in mein Leben treten? Warum…warum mussten sie alles kaputt machen? Seit dem ich hier war, sehnte ich mich noch nie so stark nach Jake wie in diesem Moment. Ich brauchte ihn…er würde mich verstehen…er könnte mir helfen. Aber er war fort…fort wie alles andere. „Jake“, schrie ich verzweifelt. „Bitte sag mir was los ist…Bella, bitte.“ Seine Hand lag schützend auf meinem Hinterkopf und schließlich fing ich an zu hyperventilieren. „BELLA…“ „Was ist passiert?“ Plötzlich war noch jemand anderes da. In meinen Ohren rauschte es. Ich war panisch damit beschäftigt Luft in meine Lunge zu befördern. Dabei strampelte ich…mir wurde schummrig… „Sie fing im Schlaf an zu weinen. Plötzlich schrie sie wie am Spieß und jetzt…sie reagiert nicht.“ „Bella?...Bella kannst du mich hören?“ Ich presste die Augen zusammen. Mir war so furchtbar schlecht. Ich rechnete jedem Moment mit einer Ohnmacht, die ich dankend annehmen würde. Um mich herum wurde es still. Edward wiegte mich weiter während ich alles was meine Stimmenbänder gaben herausließ. Einen Augenblick später lockerte jemand bestimmend meinen rechten Arm. „Drück ihren Oberarm ab.“ Wie eine Schraubzwinge legte sich Edwards Hand um meinen Arm. Ich realisierte nicht was man mit mir tat. Schweiß benetzte meinen Körper. Ich würde mich jeden Moment übergeben. Ein Stich und entsetzt riss ich die Augen auf. Ich sah verschwommen Carlisle Silhouette. Das Aitsch strömte durch meinen Körper, lockerte meine Muskeln und beruhigte meinen Geist. Es war zu wenig um mich völlig abheben zu lassen. Kraftlos lehnte ich an Edward, schloss die Augen und genoss den kurzen Moment der Ruhe. ______________ Das schöne Gefühl hielt nicht lange an. Während der ganzen Zeit blieb es still im Raum. Ich öffnete die Augen einen Spalt. Ich konnte Carlisle vor dem Bett knien sehen, er sah mich an. Die Wange an Edwards Brust gebettet, sah ich einfach nur zurück. „Ich habe dir ein bisschen Heroin gegeben, damit du dich beruhigen kannst.“ Mit diesen Worten, kullerten erneut dicke Tränen aus meinen Augen. Einen Moment konnte ich seinen Blick noch ertragen, dann drehte ich meinen Kopf und presste mein Gesicht in Edwards Halsbeuge. Es blieb weiterhin still um mich herum…nur mein leises Weinen war zu hören. „Ich lass euch allein.“ Edward strich über meinen Rücken, sagte glücklicherweise kein Wort. Das Heroin betäubte meinen Körper. Nicht ewig, aber lang genug um ihm Entspannung zu schenken. Das tat es immer…aber eben nur meinen Körper. Schluchzend presste ich mich an ihm um den halt für meinen Körper zu finden, den ich für meine Seele längst verloren hatte. Lange…lange hielt er mich einfach nur fest, während ich leise weinte. Weinte und durchlebte, was ich schon einmal erlebt hatte. Im Raum wurde es hell und dann, war auch seine Geduld am Ende. „Rede mit mir“, wisperte er leise. Ich krallte mich an ihm. Hoffte er würde aus meiner Reaktion schließen, dass er es lassen sollte. Vielleicht war es auch so. Wenn ja, konnte es ihn dennoch nicht dazu bewegen den Mund zu halten. „Komm schon…rede. Bella…“ Ich richtete mich auf seinem Schoß auf. Vorsichtig sah ich in seine Augen. Hatte er jemals so verzweifelt ausgesehen? Und wie erst musste ich aussehen? Meine Augen schmerzten. Ich spürte wie geschwollen sie waren. Und meine Nase…das meiste hatte Edwards Shirt bereits aufgesaugt. „Rede mit mir“, sagte er wieder. Er hob die Hand, legte sie sanft auf meine Wange und streichelte diese. Erschöpft schloss ich die Augen. „Ich kann dir nur helfen, wenn du mit mir redest.“ WARUM…konnte er es nicht einfach sein lassen? In mir stieg Wut auf. Soll er mich doch einfach in Ruhe lassen. Ein Schluchzer schüttelte mich. Langsam rutschte ich von seinem Schoß. Setzte mich an den Bettrand und angelte mir eine Zigarette aus der Schachtel. Edward rutschte neben mich. Ich bekam das Feuerzeug nicht an, meine Hände zitterten noch immer. Langsam wurde ich ungeduldig, bis sich schließlich seine Hand sachte auf meine legte. Ich sah auf…er sah einfach nur zurück, nahm mir vorsichtig das Feuerzeug ab und entzündete es für mich. Gierig zog ich den Qualm in meine noch immer brennende Lunge. Der Schmerz tat gut…sehr gut sogar. „Bella…“, setzte er wieder an. Ich hob die Hand. „Bitte geh einfach…ich…ich muss alleine sein.“ Mit rauer Stimme und mehrmaligen Schlucken beendete ich diesen Satz. Entsetzt sah er mich an und schüttelte sogleich stur den Kopf. „Ich kann…“ „Doch du kannst. Edward, lass mich verdammt nochmal endlich allein“, motzte ich. Ich verletzte ihn…das schlimme war, dass es mir nicht einmal leid tat. Er stand auf und ging, denn er wusste, dass es so für UNS besser war. Als er hinter sich die Tür schloss weinte ich erneut, während ich kräftig an der Kippe zog und mir mit dieser gleich die nächste ansteckte. Edward POV Meine Familie saß sprachlos im Wohnzimmer. Niemand sagte etwas. Träge ließ ich mich in den einzigen freien Sessel fallen. WAS war das? Ich hatte Probleme die jüngsten Ereignisse zu begreifen. Was seit diesem gestrigen Ausflug geschehen war, war so ganz anders als das, was ich vermutet…ja sogar gehofft hatte. Es war anders als alles was in den vergangenen Wochen geschehen war. Bella sie war…es gab überhaupt kein durchdringen zu ihr. Sie hatte völlig dicht gemacht. Ich war kaum noch zu irgendeiner Art von Emotionen fähig. Wie sollte ich mich auch fühlen? Was sollte ich denken? Von ihrem Verhalten denken? Konnte man jemanden noch offensichtlicher zurückweisen? Dass sie mich nicht an ihrem Schmerz teilhaben ließ stimmte mich verdammt traurig. Wie sollten wir eine Beziehung oder wenigstens so etwas ähnliches führen wenn die richtige Basis Vertrauen fehlte? Wenn der Mut sich mitzuteilen fehlte? Gefährten…verbunden und einander vertraut eine Ewigkeit lang! Traf DAS überhaupt noch zu? Eine Weile glaubte ich, dass wir wie alle anderen waren. Alle Anzeichen waren da. Im Augenblick fühlte ich mich meiner anfänglichen Zweifel bestärkt. Fühlte sie womöglich doch nicht so für mich, wie sie eigentlich müsste? Und wenn ja, woher kam ihre Desinteresse? Lag es am Heroin? Oder an den Narben auf ihrer Seele, die prägender sein mussten als die sichtbaren auf ihrem Körper. Ich wollte sie mehr als alles andere verstehen. Sie dort oben weinen zu hören, sie leiden zu sehen und nicht zu wissen WARUM sie so viel Leid verspürte machte mich fertig. Ich hatte alles versucht. Alles…und doch schien es nie genug gewesen zu sein. Ich hatte das ungute Gefühl, das sie mir entgleiten könnte. Die blanke Angst, sie eines Tages zu Grabe zu tragen nahm mich immer mehr in die Gewalt. Sie einfach gegen ihren Willen zu verwandeln wäre so einfach. Aber erst jetzt verstand ich richtig, warum dies einfach nicht in Frage kam. Carlisle hatte von Anfang an recht. Als Vampir gäbe es absolut nichts was sie tun könnte um einen Moment vor den Qualen zu fliehen. Gerade erlebte ich sie in einem ihrer tiefsten Momente, ruhig gestellt vom Heroin. Wie wohl würde sie sich als neugeborene Verhalten, ganz ohne Heroin? Mit einem Gehirn, das schneller arbeitete? Einem Gehirn, was sie nie zur Ruhe kommen lassen würde? Sie wäre nicht das gerettete Mädchen, das eine Ewigkeit glücklich an meiner Seite stehen und mir dankbar zulächeln würde. Nein…sie wäre eine Tickende Zeitbombe, geladen mit gewaltigen Emotionen die sie früher oder später entladen müsste. Sofort sah ich sie vor mir. Die Unzurechnungsfähigkeit in ihren blutroten Augen. Der irre Glanz all den Schmerz…die Heftigkeit der Gedanken…loszuwerden. Doch es würde nichts geben an das sie sich so richtig auslassen könnte. Kein Gegenstand, kein Wesen würde lang genug durchhalten…würde standhalten. Ich schüttelte verzweifelt meinen Kopf. Nein…die Unsterblichkeit war nur möglich, wenn sie vorher einen Weg gefunden hatte, mit dem was ihr widerfahren war umzugehen. Wenn sie einen Weg finden würde, sich selbst zu akzeptieren und…zu lieben. Was ich dachte klang unmöglich. Sie war Meilenweit davon entfernt etwas ähnliches wie Liebe für sich selber zu empfinden. Ich hatte keine Ahnung wie es weitergehen würde. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich im Augenblick auch gar nicht so genau da drüber nachdenken. Jetzt galt es ihre Reaktion abzuwarten, wenn die Wirkung des Heroins nachlassen würde. Und so lange würde ich hier unten warten. Sie wollte mich nicht bei sich haben…gut. Dann würde ich warten bis sie mich wieder brauchte. Egal was jetzt auch immer geschah. Bella gab das Kommando an. Das verdeutlichte mir jedenfalls Carlisle Gesichtsausdruck, denn ich auch ohne meine Gabe gut deuten konnte. Ich nahm es hin. Zum diskutieren fehlte mir die Kraft, obwohl ich liebend gern oben bei ihr wäre egal ob sie mich da haben wollte oder nicht. Wie immer tat ich was mein Vater entschied. Ich fügte mich. Um ihm zu signalisieren, dass ich mich im Griff hatte nickte ich einmal. „Gut“, sagte er sogleich. „Was auch immer du meinst“, sagte ich leise obwohl überhaupt keine Frage im Raum stand zu der diese Antwort gepasst hätte. „Ich weiß du denkst jetzt wieder…schon wieder sollte ich vielleicht sagen, das alles umsonst gewesen war. Das ihr euch zurück bewegt anstatt voran. Das du sie verlieren könntest. Du zweifelst garantiert an eurer Bestimmung, du zerfleischt dich mit vorwürfen...hast Angst um sie und erträgst es nicht sie so zu sehen.“ Mein Gesicht blieb unbewegt. Ich hatte keine Lust mir anzuhören welche Fortschritte er aus ihrem momentanem Verhalten heraus sah. Aber ich nahm auch das hin. Sollte er einfach nur sprechen. Ich würde zuhören… „Soll ich dir sagen wie ich das alles finde?“ Als würde ihm ein nein aufhalten. „Ich finde, dass uns euer Ausflug weiter gebracht hat. Natürlich erlebst du es anders. Du siehst, spürst…riechst ihre Verzweiflung. Aber verzweifelt ist sie nur, weil sie keine Mittel mehr hat aufzuhalten was sie Jahre lang aufgehalten hat. Früher oder später wird sie reden. Sie wird sich mitteilen, weil die Last zu groß werden wird. Schau sie dir an…höre…sie sehnt sich danach loszulassen aber traut sich nicht. Weil sie nicht weiß wie es werden würde. Sie hat Angst davor. Lass ihr diesen Prozess…du musst ihn einfach aushalten. Was dort oben vor sich geht…“, er sah an die Decke. „…ist menschlich.“ Ich schloss erschöpft die Augen. Ich wusste, dass er recht hatte. Aber ich wusste nicht, wie sehr ich dem allen noch gewachsen war. Ich war ausgelaugt…kraftlos. Es fiel mir immer schwerer von einer glücklichen Zukunft zu träumen, wo ich doch jeden Tag den Alptraum erlebte. „Ich weiß, dass du das packst Edward. Du hast in den letzten Wochen so sehr an dir gezweifelt und immer wieder wenn es ernst wurde, hast du gehandelt. Instinktiv, ohne da drüber nach zu denken, hast du immer das richtige getan.“ Ich dachte einen Moment nach. Er hatte recht. Eigentlich, wusste ich genau was richtig und was falsch war. Ich wusste wie ich mit ihr umzugehen hatte. Spürte wenn ihre Stimmung kippte. Sah, wann sie sich nach Freude sehnte. Und passte mich an… „Deine Zweifel sind genauso menschlich wie ihr Verhalten. Aber wenn es darauf ankommt, werdet ihr immer zueinander finden.“ Während er das sagte, krachte eine enorme Last von meinen Schultern. Er war sich so sicher. Er war der festen Überzeugung, dass alles gut werden würde. So sicher, dass ich selbst wieder sicherer wurde. Carlisle hatte sich noch nie geirrt. Es war ein zartes lächeln was sich auf meinem Gesicht bildete. Er erwiderte es. „Wirst du weiterhin durchhalten?“ „Ich hab doch keine andere Wahl oder?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein…nicht wirklich.“ „Ich komme damit klar…denke ich. Mit ihrem Schmerz, mit ihrem Verhalten…ich kann das durchstehen, mit ihr. Womit ich nicht klarkomme, ist die Ablehnung die sie mir immer und immer wieder entgegenbringt.“ „Das ist etwas, worüber du mit ihr sprechen solltest. Du musst sie nicht mit Samthandschuhen anfassen, Edward. Du musst verständnisvoll sein, du musst auf sie eingehen aber du selber darfst dabei nicht untergehen und das muss sie verstehen. Bella hat alle Grenzen durchbrochen, sie hat ihre eigenen Regeln entwickelt. In ihrem Handeln… in ihren Entscheidungen einzugreifen ist falsch aber es gibt Dinge in denen man sie leiten kann damit sie anfängt sich neue Grenzen zu setzen.“ Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Du erlebst sie, ich habe versucht sie zu leiten. Ich habe versucht ihr begreiflich zu machen, dass auch ich unter dieser Situation leide. Ich habe gehofft, das sie wenigstens ein kleines, ein klitzekleines bisschen Vernunft entwickeln würde. Ihre Stimmung kippt wie ein Kartenhaus. Verrate mir, wie ich sie zum nachdenken bewegen soll, wenn sie sofort an die Decke geht?“ Er sah mich genauso ratlos an wie ich mich fühlte. Mit einem schnauben, dankte ich ihm für die Hilfe. „Die richtige Mischung aus Härte und Einsicht muss zwischen euch bestehen. Wenn sie sich daneben benimmt…“, er zuckte die Schultern. „…dann reagiere.“ „Und zerfetz das Vertrauen?“ „Nein…“, sagte er sofort und schüttelte den Kopf. „Nur weil du ihr sagst wie unmöglich sie sich benimmt und ihre Vorderrungen, wenn es den welche geben würde erst dann erfüllen wirst, wenn du es für richtig hältst ist kein Vertrauensbruch. Im Gegenteil, vielleicht braucht sie genau das. Bis jetzt fand sie in dir den tollen Freund, der alles dafür tat sie zufrieden zu stellen. Sie wollte und du sprangst. Willst du etwas, schaltet sie ab. Sie muss lernen, dass es so nicht funktioniert. Und wenn sie dich dann zum Teufel schickt weil ihre Emotionen überkochen dann steh drüber.“ Ich versuchte seine Worte zu begreifen. Was nicht einfach war. Ich hatte andauernd das Gefühl er widersprach seinen eigenen Grundprinzipien. Wie sollte ich hart sein und meine Vorderrungen durchsetzen, wenn ich nicht in ihren freien Willen eingreifen sollte? „Das Essen…“, sagte er plötzlich weil er aus meinem Gesicht ablass das ich überfordert war. „…sie setzte sich anfangs zur Wehr, du bist hart geblieben…ich bin es…nun isst sie regelmäßig ohne Widerworte. Verstehst du…du hast weder in ihren Entscheidungen eingegriffen noch Zwang ausgeübt. Du hast deinen Standpunkt klar vertreten und schließlich durchgesetzt. Das ist ein ganz gewaltiger Unterschied. Während des Entzuges, wird sie dich auf Knien anflehen Heroin zu bekommen. Sie bekommt es nicht. In dieser Lage, kann sie überhaupt keine klaren Entscheidungen treffen. In dieser Lage, wird das Suchtverhalten überhand gewinnen. Es ist schwierig die Unterschiede zu entschlüsseln. Es ist schwierig einzugreifen wenn Bedarf dazu vorhanden ist. Vertraue einfach auf deinen Gefühlen und alles wird gut werden.“ Er sprach schon vom Entzug. Für mich lag der Entzug in weiter Ferne. „Also willst du mir sagen, dass ich meine eigenen Entscheidungen ebenso hartnäckig vertreten sollte wie sie ihre? Dass ich ihr beispielsweise kein Heroin gebe, wenn ich das Gefühl habe sie würde noch eine Stunde aushalten?“ „Ganz genau…auch wenn sie fleht, auch wenn sie schreit oder dich gar beschimpft. Du handelst nicht gegen sie. Du verwehrst es ihr nicht. Du entscheidest nur den Zeitpunkt.“ Ich dachte einen Moment darüber nach und schnell wurde mir klar, dass ich Abstand von meiner Sorge, von meiner Angst und meinem Mitleid ihr gegenüber nehmen musste. Ich musste sie fordern ohne zu viel Drang auf sie auszuüben. Ich musste konsequent sein, ohne ihr das Gefühl zu vermitteln bevormundet zu werden. Ich konnte ihr nicht helfen aber ich konnte dafür sorgen, dass sie stark genug werden würde um sich selber zu helfen und dabei, dabei musste auch ich stur meinen Prinzipien folgen. Ich musste sie dazu bringen, ihre eigenen Entscheidungen noch einmal zu überdenken ehe sie handelte. „Du bist der Felsen an dem sie sich festhalten kann. Macht sie Fortschritte freue dich mit ihr. Sei stolz auf sie. Macht sie wie gestern einen Fehltritt, fang sie wieder auf, geb ihr dabei aber deutlich zu verstehen, dass du eine erneute Situation nicht dulden wirst. Aber das wichtigste…egal was sie tut, sei niemals vorwurfsvoll. Ich hatte dir einmal gesagt, schraube deine eigenen Bedürfnisse zurück. Das war nicht richtig. Deine Bedürfnisse sind genauso wichtig wie ihre, denn ich hatte mich geirrt. Es ging noch nie, nur um sie allein.“ Ich hätte wahrscheinlich geweint, wenn ich es denn gekonnt hätte. Ich sah meinem Vater eine gefühlte Ewigkeit in die Augen und konnte nur schwer begreifen, wie jemand so viel Weisheit in sich tragen konnte. Er wusste immer, wie er seine Worte wählen musste um mich aufzubauen. „Es ist an der Zeit, in der sie anfangen muss mitzuarbeiten und wo wir anfangen müssen gegen ihre Sucht zu arbeiten denn SO, kann es nicht weitergehen. Ich hatte es gehofft, muss jetzt aber feststellen, dass die Realität anders aussieht. Ich denke ein wenig strenge, mehr braucht es nicht und sie wird diesen Kampf aufgeben.“ „Strenge? Das widerspricht sich.“ „Nein…mit strenge meine ich keinen Zwang. Sondern konsequentes durchsetzen. Wie dein Vergleich mit dem Heroin. Sie möchte obwohl sie es noch nicht bräuchte also bekommt sie es erst, wenn sie es wirklich braucht. Vielleicht waren wir die letzten Tage zu nachlässig. Sie hat sich zu sehr mit dem Leben hier arrangiert. Akzeptanz muss auf beiden Seiten herrschen. Wir sollen ihre Sucht akzeptieren,… das tun wir. Jetzt ist es an der Zeit, dass sie unseren Kampf gegen ihre Sucht akzeptiert und uns entgegenkommt. Aber dabei, darf sie ihre eigene Entscheidungsgewalt nicht verlieren und alles muss in ihrem Tempo geschehen.“ Ich hatte jedes Wort von ihm verstanden. Ich hatte jedes Wort verinnerlicht. Und ich war bereit etwas zu ändern. Aber ich wusste auch gleich, dass sie sich wohl noch mehr zur Wehr setzen würde wenn ich mein Verhalten ihr gegenüber ändern würde. „Wenn ich dann auch mal was sagen dürfte“, kam leise von der Seite. Etwas erschrocken drehte ich mich. Ich hatte alle anderen völlig vergessen. Rose lächelte mich vorsichtig an. Ich lächelte zurück. Nach diesem Gespräch mit Carlisle ging es mir sehr viel besser. Auch wenn mich ihre Schluchzer noch immer mitten ins Herz trafen. Ich war jetzt aufgebaut genug um damit umzugehen. Weinen war gut…es reinigte die Seele. „Rose“, sagte Carlisle leise um sie zum sprechen aufzufordern. „Wir könnten versuchen, mehr über dieses Haus zu erfahren. Heraus zu finden wer dort lebt oder gelebt hat, sollte doch kein Problem sein. Wenn wir wenigstens einige zusammenhänge finden, könnten wir sie damit konfrontieren. Vielleicht würde sie dann endlich reden.“ Die Idee gefiel mir. „Nein“, sagte Carlisle sofort. „Ich denke hinter ihr her zu spionieren wäre das letzte in ihren Augen. In meinen auch. Sie wird reden wenn sie bereit dazu ist. Es steht uns nicht zu sie derart zu hintergehen. So gern auch ich wissen möchte was mit diesem Mädchen passiert ist. Wir werden einfach abwarten müssen.“ Was sollte ich dazu noch groß sagen? Wie immer hatte er alles gesagt. Als ich ihn von der Seite beobachtete erkannte ich sofort, dass er mit sich und seinen eigenen Gefühlen beschäftigt war. Sie alle waren es. Also gab auch ich mich meinen Gedanken hin. Bella POV Das allein sein half auch nicht. Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg. Es gab nur einen…einen, der ALLES beenden würde. Der Gedanke an Suizid wurde immer verlockender. Frei sein…endlich befreit von den seelischen Schmerzen. Ich erinnerte mich zurück wie es damals war, als ich mir im absoluten Einklang meiner selbst die Pulsadern durchtrennte. Ich erinnerte mich an den Schmerz. Ich erinnerte mich an das entlastende Gefühl der Schwerelosigkeit…an die Taubheit meiner Gliedmaßen. Ich schloss die Augen und zerrte von diesen Erinnerungen…bis völlig vorhersehend das Gesicht meines Bruders vor meinem inneren Auge auftauchte. Geohrfeigt japste ich nach Luft. Wieder…das passierte immer. Bei jedem Gedanken an Selbstmord verhöhnte mich sein Blick. Er war es doch, dem ich das Versprechen abnehmen musste auf mich aufzupassen. Das war mir wirklich fabelhaft gelungen! Mein Gesicht verzog sich zu einer Fratze. Seit diesem einen Mal, plagten mich die Schuldgefühle. Ich hatte mein Wort gebrochen und mir geschworen, niemals wieder im Eifer des Gefechtes mit dem Leben abzuschließen. Im Eifer des Gefechtes…mit der Variante die ich stattdessen gewählt hatte, konnte ich gut umgehen. Auch wenn sie auf längerer Sicht das gleiche bewirken würde. Doch wenn ich Heroin nahm, empfand ich den Verrat weniger heftig. Immerhin…und das redete ich mir seit Jahren ein um mein Gewissen zu entlasten… bestand die Chance auf Rettung. Rettung die ich nicht wollte, die aber einsetzen könnte und meinen Bruder somit zufrieden stellen würde. Ich merkte natürlich selbst wie erbärmlich mein Versuch war mich selber zu täuschen. Fakt war doch…das ich damals wie heute nicht zu meinem Wort stand. Ich war weit davon entfernt auf mich aufzupassen…GUT aufzupassen. Die Realität war doch, dass ich jeden Tag aufs neue mit meinem Leben spielte und…das ich es gerne tat. Verzweifelt beobachtete ich meine zitternden Hände. Die Glut der Kippe hatte sich bereits in den Filter gefressen. Nur noch ein kurzes Stück und ich würde mir die Finger verbrennen. Auch dieser Gedanke gefiel mir…schnell schüttelte ich den Kopf und drückte den Stummel in den Aschenbecher. Dass mir die Tränen noch immer liefen bemerkte ich schon gar nicht mehr. Das meine Gedanken mich noch immer folterten schon und das war auch der Grund, warum ich schließlich erneut laut weinend zusammenbrach. Ich rutschte vom Bett, kauerte mich auf dem Boden zusammen und ertrug den nächsten Anfall. Und dann den nächsten…und den nächsten…und so würde es weiter gehen. Tag für Tag…Woche für Woche…Monat um Monat…in Jahre wollte ich nicht denken. Ich war einfach nicht stark genug dagegen anzukommen. Ich brauchte Hilfe…ich brauchte Ruhe…ich brauchte Jacob. Ich wollte nicht mehr denken, ich wollte…WAS…WAS genau wollte ich eigentlich? Und dann fiel mir ein, wie ich meine Seele noch betäuben konnte. Nicht lange…aber lange genug. Es war die ganze Zeit da, unbewusst sehnte ich mich bereits die ganze Zeit danach. Die Lösung war greifbar und so…so einfach. Auch wenn es bedeutete, dass ich meinen Bruder erneut enttäuschte, so schien es der einzige Weg zu sein, die nächsten Stunden ertragbar zu machen. Wieder erinnerte ich mich zurück. Erinnerte mich daran wie ich es heimlich in der Anstalt tat, bevor es zu der Aktion mit den Pulsadern kam. Ich erinnerte mich, wie ich es vor Jake tat wenn ich es zusätzlich zum Heroin brauchte…spätestens da hätte mir klar sein sollen, das Heroin überhaupt nicht so gut arbeitete wie ich es annahm. Ich erinnerte mich daran, wie er aufpasste, damit ich es nicht übertrieb. Und ich erinnerte mich an seinen Blick, der mir signalisierte wie gut er mich verstand. Ein Blick, der mir sagte das er da war…für mich da war. Ein Blick, nach dem ich mich so sehr sehnte. Ich erhob mich. Meine Beine bewegten sich von ganz allein Richtung Badezimmer. Plötzlich war ich sehr viel ruhiger. Ich bekam wieder ausreichend Sauerstoff. Mein Körper stellte das Zittern ein. Ich vermied einen Blick in den Spiegel als ich leise die oberste Schublade der Kommode öffnete und einen der Wegwerfrasierer…die mir Alice gab, weil sie der Meinung war jede Frau bräuchte welche…herausnahm. Ich sah auf meinen linken Arm. Strich leicht über die vielen kleinen langen Narben. Setzte an…und zog ihn mit viel Druck über meinen Unterarm. Als mich der scharfe brennende Schmerz begrüßte, ließ ich erschrocken den Rasierer fallen der mit einem leisen Scheppern auf den Fliesen landete. Ausdruckslos starrte ich das viele Blut an, das sofort aus der Wunde quoll. Ein langer tiefer Schnitt…und ein dünner unbedeutender darüber. Die zweite Klinge! Ich schloss die Augen und genoss den Schmerz in vollen Zügen. ************** Wieder eins beendet… UND??? Ich möchte eure Meinung wissen. Bis zum nächsten Kapitel… GGGLG Alex Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)