Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 9: Kleine Lügen, kleine Küsse ------------------------------------- "Schneller, Kagome! Unser Zeitfenster ist begrenzt", hetzte Inuyasha und scheuchte sie eilig die Straße entlang. "Ich kann nicht glauben, dass du ernsthaft kein Kleid eingepackt hast!" "Aber ich habe doch ein schickes Kleid dabei!", protestierte sie beleidigt. "Ich hatte dir eine Liste mit akzeptablen Modemarken auf dein Bett gelegt", erwiderte er. "Ich dachte, das war ein Scherz!" "Wenn dich die Frauen darin sehen, zerreißen sie dich in Fetzen. Darüber mache ich keine Scherze." "Das ist doch lächerlich", schnaubte Kagome. "Natürlich ist es das. Aber in dieser Welt musst du lernen dich anzupassen, um zu überleben." Es wurde bereits dunkel, die Sonne war mittlerweile untergegangen und die Straßenlaternen flackerten auf. Inuyasha bog in eine der Auffahrten, stieg eilig die Stufen der Veranda hoch und schob die Blätter einer Topfpflanze beiseite. Hausnummer Neun. Das war Sam's Haus, erinnerte sich Kagome. Überrascht blickte sie auf den Schlüssel, den Inuyasha aus der Erde gegraben hatte und damit die Haustür öffnete. "Wenn ich Komplizin bei einem Einbruch wäre, würdest du mir das doch sagen, oder?", fragte sie verunsichert. "Das ist kein Problem", versicherte Inuyasha ihr und legte den Schlüssel zurück in den Topf. "Sam hätte nichts dagegen und ihr Vater ist nicht da. Wir stören niemanden, also komm schon." Als Kagome die Haustür leise hinter sich schloss, fühlte sie sich wie eine Kriminelle, aber sie folgte Inuyasha widerstandslos die Treppe hinauf. Er führte sie in einen Raum, der scheinbar Sam's Zimmer war und öffnete die Tür zum Kleiderschrank. Allerdings war der wohl eher ein Kleiderraum. "Such dir eins aus", sagte Inuyasha und blickte auf die Wanduhr. "Und beeile dich." Hastig ging Kagome die Kleiderreihen durch und ihr fielen Namen wie Givenchy, Burberry, Gucci, Prada und Armani entgegen. Es fiel ihr schwer, sich die rebellische Sam auch nur in einem dieser eleganten Kleider vorzustellen. Sie entschied sich für ein knielanges, Mitternachtsblaues Spitzenkleid mit halblangen Ärmeln, welches nicht allzu unbezahlbar wirkte und dazu nicht ganz so hohe, schwarze Peeptoes. Glücklicherweise hatten sie und Sam fast die selben Größen. Umgezogen und mit gekämmten, offenen Haaren fühlte sie sich wie ein kleiner Star auf dem roten Teppich. Sie trat aus dem begehbaren Kleiderschrank und präsentierte sich lächelnd, um die eigene Achse drehend vor Inuyasha. Doch statt eines Kompliments, erhielt sie nur einen drängenden Blick und sie folgte ihm eilig wieder hinaus. Sich aus dem Haus zu schleichen war sehr viel einfacher gewesen, als sich unentdeckt wieder hinein zu schmuggeln. Statt erneut an der Haustür zu klingeln, was zweifellos unliebsame Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, schob Inuyasha sie durch ein dichtes Gebüsch, das sich zwischen der rechten Hauswand und der Grundstücksmauer, von der Auffahrt bis zum Garten entlangzog. "Hör zu, Kagome. Es gibt fünf Fluchtwege aus dem Haus. Der Erste, ist im Keller. Dort ist es etwas staubig doch dafür narrensicher-" "Inuyasha..." Kagome wollte ihn unterbrechen, wurde dann aber von einem gespalteten Zweig abgelenkt, in dem sich ihr Fuß verhakte. Mühsam versuchte sie ihn abzuschütteln, während die Blätter sie an der Nase kitzelten. "Und wenn die Bäume nicht beschnitten sind", fuhr Inuyasha fort, "vor dem Fenster des Badezimmers, steht eine ziemlich große Eiche, da kannst du problemlos runterklettern." "Das werde ich nicht tun!", zischte sie und kickte das Geäst gegen die Steinmauer. Inuyasha hatte ihren bissigen Ton bemerkt, blieb stehen und drehte sich stirnrunzelnd zu ihr um. "Warum bist du so gereizt?", fragte er. Sie seufzte. Vermutlich weil sie den ganzen Tag damit verbracht hatte über den Ozean zu fliegen, in ein Haus einzubrechen, ein Kleid zu stehlen und sich nun durch ein finsteres Gebüsch zu zwängen, damit seine scheinbar wahnsinnige Mutter nicht mitbekam, dass sie kurz weg waren. "Ich bin nur etwas müde von der Reise, schätze ich", sagte Kagome nur. "Schon gut, wir bleiben nicht sehr lange", erwiderte Inuyasha besänftigt und lief weiter. "Nur solange, dass es für ein paar vernichtende Blicke von meinem Vater reicht und für zwei oder drei Vorwürfe von meiner Mutter und wir gehen." Endlich hatten sie die andere Seite des Hauses erreicht und Kagome atmete erleichtert auf. Versteckt im Halbdunkel zupften sie sich schnell gegenseitig die kleinen Blätter von der Kleidung und aus den Haaren und Inuyasha führte sie schließlich um die Ecke. Die hintere Hauswand war hell erleuchtet. Haufenweise Lichterketten hingen an den Tür- und Fensterrahmen und rote Kerzen zierten die weißen Stehtische, die auf dem Rasen und auf der Terrasse standen. Am Rand der weiten Gartenfläche befand sich ein langer Holzsteg der ein Stück auf den See hinausführte. Ein kleines Ruderboot war an dem Mast festgebunden und schaukelte auf den weichen Wellen auf und ab. Die Party war schon in vollem Gang, klassische Musik ertönte aus dem Haus und man sah ungefähr fünfzig Leute trinken, lachen und sich unterhalten. Der Garten war schon ziemlich groß, aber bei so vielen extrem elegant gekleideten Menschen auf einem Haufen, wirkte es doch recht einschüchternd auf Kagome. "Oh Mann, hier ist es fast schlimmer als bei einem großen Schlussverkauf", rutschte es ihr heraus. Inuyasha lachte kurz auf. "Tu mir einen Gefallen und wiederhole diese Worte, wenn meine Mutter gleich auftaucht. Für ihre Verhältnisse ist das eine kleine Feier." Kagome bewegte sich nicht vom Fleck, als Inuyasha weitergehen wollte. Er legte seine Hand auf ihren Rücken und drückte sie vorwärts, bis Kagome schließlich ein Bein vor das andere stellte und sich zu den Getränken führen ließ. "Willst du etwas trinken? Ich glaube die sind uns schon drei Martinis voraus", sagte er und nahm bereits zwei glänzende Gläser in die Hand. "Ich nehme nur ein Wasser." "Kommt sofort." Er legte noch zwei kleine Eiswürfel in beide Wassergläser und reichte eins Kagome. Sie trank eilig das halbe Glas aus und atmete tief durch. Sie strich ein paar Mal über ihr Kleid und vergewisserte sich, dass es richtig lag. Inuyasha hatte es da leichter. Er hatte sich nur schnell ein schwarzes Jacket über sein Shirt gezogen und es noch in die Hose gesteckt. Selbst seine schwarzen Sneaker hatte er anbehalten. Kurz beneidete sie ihn. "Inuyasha, da bist du ja", sagte eine bekannte Stimme hinter ihrem Rücken. "Zu spät!" Inuyasha verzog leicht das Gesicht, Kagome drehte sich um und stellte sich dicht an seine Seite. "Ist das Feuerwerk schon vorbei?", fragte Inuyasha und setzte einen überraschten und zugleich enttäuschten Blick auf. Seine Mutter stutzte und schüttelte verwirrt den Kopf. "Hier gibt es heute kein Feuerwerk." "Na, dann bin ich auch nicht zu spät", erwiderte Inuyasha, trank hastig einen Schluck Wasser und schaute scheinbar interessiert durch die Gegend. Er verstand es offensichtlich hervorragend sich herauszureden. "Willst du mir deine Begleiterin nicht vorstellen?", fragte sie schließlich und Kagome zuckte unweigerlich zusammen. "Also, wenn du schon so fragst, eigentlich nicht-", begann Inuyasha, kassierte dafür aber einen scharfen Blick. "Mum, Kagome Higurashi. Kagome, Izayoi Taishou." "Freut mich sehr", sagte Kagome und reichte ihr mit einem krampfhaften Lächeln die Hand. Izayoi schüttelte sie kurz und zog sich schnell wieder zurück. "Ja, gleichfalls. Ein sehr hübsches Kleid, das steht dir gut." "Danke, ich-" "Wie viel bezahlt mein Sohn dir, damit du dich für seine Freundin ausgibst?" "Äh-" "Gar nichts!", unterbrach Inuyasha und wirkte ehrlich entrüstet. "Sie ist eine Mitschülerin und keine Hure!" "Als wäre das so abwegig", protestierte seine Mutter. "Ich erinnere mich noch zu gut, an die kleine Obdachlose, die du angeschleppt hast." "Für das Entertainment. Sie war eine sehr gute Gitarristin." "Und ihr Köter hat überall seine Flöhe verteilt." "Wir sind wirklich ein Paar", sagte Kagome schnell um die hitzige Diskussion zu beenden und nahm Inuyashas warme Hand, was ihre Worte noch einmal bekräftigte. Er warf einen schnellen überraschten Blick auf den unerwarteten Körperkontakt. "Ich bin dieses Jahr auf Musashi gewechselt. Wir gehen in die selbe Klasse und bei einem gemeinsamen Chemieprojekt haben wortwörtlich die Funken gesprüht." Izayoi blickte misstrauisch von einem zum anderen. Inuyasha hob Kagomes Hand und drückte einen flüchtigen Kuss auf ihren Handrücken. Sie spürte, dass sie rot anlief und ihre Ohren ganz heiß wurden. Das schien seine Mutter mehr oder weniger zu überzeugen. "Nun, dann freue ich mich wirklich dich kennenzulernen, Kagome", sagte sie, rang sich sogar ein Lächeln ab und schüttelte ihre freie Hand - dieses Mal deutlich kräftiger und langsamer. "Wie findet ihr die Feier? Ist das nicht wundervoll? Alle amüsieren sich", wechselte Izayoi das Thema und blickte zufrieden auf ihre Gäste. "Ja Mum, aber findest du nicht eine Nummer kleiner würde es auch tun?" "Ich habe schon viel weggelassen", beharrte sie. "Zwei Sorten Canapes weniger und auch kein Champagnerbrunnen und das Personal ist reduziert auf sechs Kellner, den Oberkellner nicht mitgezählt." "Denn ohne Oberkellner, wäre es hier Oberblöd", erwiderte Inuyasha und warf Kagome einen vielsagenden Blick zu. Sie traute sich nicht zu lächeln. Seine Mutter schaute ihn beleidigt an. "Wenn es zu billig aussieht, denken die Leute man hätte keinen Erfolg." "Nimm ihnen den Sauerstoff weg, dann hören sie auf zu denken." "Ich überhöre diese Bemerkung und mache mich auf die Suche nach deinem Vater." "Er ist der Typ im Anzug", rief Inuyasha ihr nach, aber glücklicherweise war sie schon zu weit weg und die Musik zu laut. Er drückte noch einmal Kagomes Hand und ließ sie dann los. "Danke, Kagome. Gut reagiert." "Kein Problem", murmelte sie und spürte das nachdrückliche Prickeln auf ihrer Haut. "Also, ich habe schon fünf Leute ausgemacht die ich hasse. Zehn, die ich schon einmal gesehen habe und deren Namen ich nicht mehr weiß und dreißig die ich überhaupt nicht kenne, die aber trotzdem von mir erwarten dass ich sie begrüße", sagte Inuyasha und verzog gequält das Gesicht. "Klingt ja furchtbar", erwiderte Kagome aufrichtig. "Ja. Du musst ein Ablenkungsmanöver starten, wenn uns irgendjemand begrüßen will." "Was?" "Du bist eindeutig im Vorteil, hier kennt dich keiner. Du kannst niemanden kränken, weil du seinen Namen nicht weißt." Kagome wollte etwas sagen, aber Inuyasha überging ihren Protestversuch einfach. "Wenn also jemand zu uns kommt, trinke ich einen Schluck Wasser, weil ich mit vollem Mund nicht reden kann. Dann kommst du, gibst ihnen die Hand und sagst: Guten Tag, Kagome Higurashi und Sie sind? Ich bin Mr. Miregal. Mittlerweile habe ich runtergeschluckt: Oh, hi Mr. Miregal, ich bin Inuyasha, wissen Sie nicht mehr? Der seine Eltern in den Wahnsinn treibt? Genau der! Schön Sie zu sehen. Ebenfalls. Es freut mich sehr, einen schönen Abend Bla Bla und Schnitt! Alles klar, soweit?" "Nein, kann ich das Drehbuch noch einmal sehen, bitte?", fragte Kagome und verschränkte die Arme. "Überlass den Sarkasmus lieber mir, Schatz", antwortete Inuyasha und füllte sein Wasser nach, um für die bevorstehenden Gespräche gewappnet zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)