Wichtelgeschichte für Miyako-Jikan von LucifersBraut ================================================================================ Kapitel 1: Erstes und letztes Kapitel ------------------------------------- Skatosh sah auf das Land hinab. Hinab von den Bergen auf denen er saß, auf den sich lang dahin ziehenden Nadelwald am Rand der Berge, auf die grünen Wiesen und fruchtbaren Acker der Menschen, auf ihre Straßen die die Landschaft wie ein braunes Netz durchzog, auf den blauen See und den von ihm ausgehenden Fluss die beide in der ferne glitzerten, auf die vereinzelten Bauernhöfe die zu sehen waren und schließlich auf die Stadt, die sich ganz am Rande seines Sichtfeldes erhob, von der Kulisse her gerade noch zu erahnen. Viel hatte er für die Bewohner getan, hatte ihnen als Berater zur Seite gestanden. Als Berater in der Politik, im Krieg, in der Liebe und in weiteren Dingen. Aber jetzt wurde er nicht mehr gebraucht. Die Menschen, Elfen, Orks, Zwerge, Zentauren und all die anderen Rassen die dort unten lebten hatten ihn vergessen, ihn und seine Spezies. Sie kannten die Drachen nur noch aus Büchern und Erzählungen und wer es wagte an sie zu glauben wurde belächelt und ausgelacht. "Drachen gibt es nicht." sagten sie, "Drachen hat es nie gegeben, sie sind nur das Produkt der Phantasie unserer Vorfahren.“ Aber Skatosh war ein Drachen. Einer der letzten die es noch gab, wenn nicht gar der allerletzte. Er war jetzt 2 536 Jahre alt und er spürte in den Knochen das er bald sterben würde. Seine dunklen Schuppen waren im alter immer heller geworden, seine Kraft beinahe gänzlich verschwunden, die Macht seines Feuers fast erloschen und sein Blick immer trüber geworden. Der alte Drache breitete seine Flügel aus, hatte aber nicht die Absicht loszufliegen, fliegen konnte er schon lange nicht mehr, dafür war er im Laufe der Zeit zu schwach geworden und die schwere seine Schuppen und Knochen tat ihr übriges. Während er so auf dieses Land herunter blickte, schweiften seine Gedanken zurück zu fernen Tagen. An denen er noch jung gewesen war, stark, weitsichtig, als er noch Feuer spucken konnte das es bis in den Himmel hinauf ragte und das die Luft so erhitze das Bäume die noch einen Meter entfernt standen in flammen aufgingen. So in Erinnerungen schwelgend stieß er eine mächtige Rauchwolke aus. Alles was er jetzt noch erzeugte war viel Rauch und ein paar Funken. Er schloss die Augen und fing an zu Träumen, von früher. Als Skatosh die Augen aufschlug stand die Sonne schon recht weit oben am Himmel, es mochte vielleicht eine halbe Stunde vor Mittag sein. Hatte er wirklich so lange geschlafen? Er hob den schwarz beschuppten Kopf und blickte nach links, zur großen Stadt im Osten. Eigentlich hatte er längst dort sein wollen, es gab Gerüchte über einen aufziehenden Krieg der Menschen gegen Minotauren und Feyjdal, der höchste ihres Drachenhortes, hatte Skatosh beauftragt in die Stadt zu fliegen und sich umzuhören was es mit den Gerüchten auf sich hatte. Ein Krieg mit den Stiermenschen könnte verheerende Auswirkungen auf die Menschheit haben und viele dieses Drachenhortes hatten etwas übrig für diese noch junge Rasse. Die Menschen wurden erst vor rund Hundert Jahren das erste mal in dieser Gegend gesehen, wann genau sie jedoch in der Welt aufgetaucht waren, weiß niemand, aber Feyjdal war überzeugt davon das ihr auftauchen nicht weiter als 200 Jahre zurückliegen konnte. Sie waren eine interessante Rasse, manche waren intelligent und konnten mit ihrem Kopf beinahe jedes Rätsel lösen, konnten Dinge erfinden und auch grausame Ideen entwickeln, wieder andere waren unheimlich stark, gewannt, flink und gute Krieger, wieder andere waren gute Dichter, Maler, Bildhauer oder hatten anderes künstlerisches Talent. Das war recht ungewöhnlich, hier waren die einzelnen Rassen oft auf eine Sache spezialisiert. Die Elfen waren intelligent, die klügsten Köpfe unter der Sonne. Wenn man mit einem Problem zu ihnen kam, fanden sie beinahe immer eine Lösung, nur sehr sehr selten kam es vor das selbst ihnen keine Lösung einfiel. Feen waren vor allem Schöngeister, die schönsten Bildnisse, Gedichte und Lieder stammten von ihnen. Zentauren kannten sich viel in der Mythologie aus, in der Sternenkunde, der Kunst die Sterne zu lesen und zu interpretieren. Sie waren aber auch sehr eigenbrödlerisch und hielten ich von anderen Wesen fern. Die Minotauren waren eine recht rohe Rasse, sie waren exzellente Kämpfer und Krieger, Stark und sehr gefährlich gewannen sie viele Schlachten und Duelle, wer sich mit ihnen anlegte hatte meistens schon verloren. Orks waren wider erwarten sehr gute Magier mit einem exzellenten Verständnis für die verschiedenen Arten von Magie, ob Gauklermagie, Kampfmagie, Heilermagie oder Illusionmagie, aus der Rasse der Ork stammten die besten Magier der Welt. Zwerge waren die besten Schmiede, die besten Rüstungen und Waffenstammten von den kleinen Wesen von unter der Erde, wo der Stahl Jahrhunderte gehärtet wurde und in den heißen Lavan der Vulkane erhitzt, mit den härtesten Gesteinen behauen wurden. Drachen waren Beobachter, überall auf dieser Welt hatten sie ihre Augen und Ohren, fast nichts entging ihnen. Der schwarze Drache hatte die Stadt, sie hieß übrigens Farranej, erreicht und steuerte auf den großen Platz vor dem Palast zu. Nachdem die Menschen ihre anfängliche Angst den Drachen gegenüber überwunden hatten und anfingen zu verstehen das sie nicht böse waren und nur zu helfen und zu vermitteln suchten, wurden sie zu gern gesehenen Gästen und der vorige König lies viele Bäume in seinem Palastgarten fällen damit die Drachen jederzeit genügend Platz zum Landen hätten. Der schwere Körper Skatoshs setzte in eben diesem Palastgarten aus und wandte sich an einen der Arbeiter die im Garten arbeiteten: „Sagt, wo steckt euer Kriegsminister?“ - „In Argen, Meister Skatosh, er will sich mit den Generälen treffen und beraten.“ - „dann ist es also wahr, ihr wollt in den Krieg gegen die Minotauren ziehen?“ - „Ja Herr, das haben die Generäle und Minister Suda vor.“ Das Fabelwesen nickte dem Arbeiter zu und erhob sich wieder in die Lüfte um wieder nach Westen, zum Hort zu fliegen um seinem Höchsten Bericht zu erstatten. Er ahnte bereits das er danach nach Argen fliegen würde, um die Generäle und Minister Suda von dem Krieg abzuhalten. In den Bergen erwartete Feyjdal ihn bereits, der Gelbe Drache blickte ihm schon erwartend entgegen und wartete auf seinen Bericht. Der nieder der beiden Wesen fing auch sofort an zu erzählen, was er aus dem Gespräch mit dem Gärtner erfahren hatte. Der höchste der Drachen nickte und sinnierte einen Augenblick lang über die Situation, dann sagte er genau das was Skatosh erwartet hatte: „Flieg nach Argen und versuche zu verhindern das die Generäle tatsächlich in den Krieg gegen die Minotauren zogen, gleichzeitig schickte er einen anderen Drachen zu den Minotauren um sie von einem Krieg abzuhalten. Also machte Skatosh sich auf den Weg nach Argen um mit den Menschen zu reden. Wenn er ehrlich ist, hat er keine Ahnung wie er den Krieg verhindern könnte, er hat mit so etwas keine Erfahrungen, er ist eher ein guter Berater für Probleme mit Familie und Freunden, aber nicht was Krieg und Politik angeht. Aus diesem Grund spürt er auch großen Unwillen über den Befehl Feyjdals, aber widersprechen oder gar widersetzten kam nicht in Frage, der Befehl eines Höchsten ist Gesetz und er hatte den Befehl erhalten sein beste zu tun um diesen Krieg zu verhindern. Nur Leider wusste der Drache das sein bestes nicht reichen würde, er würde den Krieg ganz bestimmt nicht verhindern können. Drei Tage dauerte seine Reise nach Argen, und mit jeder Meile die er zurücklegte war er sich bewusster das sein vorhaben aussichtslos war. Nichts was er tun oder sagen könnte würde die Männer davon abhalten in den Krieg zu ziehen. Dieser Umstand machte ihm Angst, die Tatsache das er für so viele Menschenleben verantwortlich war und ihm keine Möglichkeit einfiel sie zu schützen entmutigte ihn und er war versucht sich zu vertrödeln um zu spät zu kommen, doch er wusste das ihm das weitaus mehr ärger einhandeln würde als wenn er machtlos daneben stehen würde wenn die Menschen ihren Krieg beschlossen. So flog er weiter und sorgte sich mit jeder Stunde mehr um seine Aufgabe. Die Stadt Argen lag im Süden des Landes und war die den Wäldern der Minotauren am nächsten gelegene Großstadt. Ein Großherzog herrschte über diese Stadt, dessen Wachen als eine der besten des Landes galt, nur die Wachen des Königs sollten noch besser ausgebildet sein hieß es. Mit einem tiefen seufzen landete er vor den Toren der Stadt und rief nach dem Kriegsminister Suda und seinen Generälen. Mehr als ihm zu erklären das der Krieg gegen die Minotauren sinnlos wahr, und nur große Verluste für die Menschheit bedeuten würden war ihm einfach nicht eingefallen, das war auch der Grund warum er nicht höher in der Rangliste der Drachen stand. Er war intelligent, merkte sich vieles und bekam viel mit, wurde oft von vielen unterschätzt und bekam damit oft ein Vorteil in die Hand, aber wenn es wirklich darauf ankam glänzte er immer mit Ideenlosigkeit und konnte nichts anderes zu den Aktionen beitragen außer seine Befehle auszuführen. In höheren Drachenrängen musste man durchaus selbst einmal gute Ideen für die Allgemeinheit oder zum verhindern von Kriegen haben um sich Gehör verschaffen zu können und auch um gegebenenfalls gegen Intrigen vorgehen zu können. Ohne Intelligenz mit eigenen Ideen kam man einfach nicht weit. Skatosh hatte sich inzwischen Gehör vor der Stadt verschafft und die gewünschten Personen waren vor das Stadttor getreten. In den überfüllten Straßen und engen Gassen der Stadt war einfach kein Platz für so ein riesiges Wesen. So standen ihm nun 15 Generäle und der Kriegsminister höchstselbst vor ihm und warteten auf das, was er zu sagen hatte. „Hört mich an ihr Menschen,“ begann er mit seiner tiefen und ruhigen Stimme, „ich bin gekommen um euch zu raten und zu weisen, beginnt den Krieg gegen die Minotauren nicht! Ihr könnt nur verlieren! Kein Schatz der Welt, keine Demütigung eines anderen, keine Rache ist den Verlust so vieler Menschen wert. Die Minotauren werden euch vernichtend schlagen, innerhalb kürzester Zeit werdet ihr verlieren und eurem Volk nichts als Tod und Verderben bringen und ihr werdet darüber reuen diesen Krieg überhaupt angefangen zu haben!“ mit rasendem Herzen erwartete er die Antwort seiner gegenüber, er war immer noch davon überzeugt das er keinen Erfolg haben würde. Einen Augenblick lang schwiegen die Menschen und ließen die Worte auf sich wirken, bis Suda schließlich vortrat: „Wir danken euch für eure Warnung und Anteilnahme, aber unser Entschluss steht fest. Wir werden in den Krieg ziehen und uns die Verletzung unserer Grenzen und Gesetzte nicht länger dulden. Wir wünschen ihnen eine angenehmen Tag.“ Er hatte es doch gewusst. „Kriegsminister Suda, wenn sie in diesen Krieg ziehen wird es bald gar keine Grenzen mehr geben die die Minotauren übertreten können, weil sie ihr ganzen Land eingenommen und eure Rasse vernichtet haben werden!“, doch der eigensinnige und sehr von seiner Rasse überzeugte Kriegsminister blieb bei seiner Meinung, ohne ein weiteres Wort ging er wieder in die Stadt und zum Schloss des Großherzogs von Argen. Ein paar Tage später rückte das Heer tatsächlich aus, jedes Wort des Drachen hatte nichts genützt und seine Warnungen waren in den Wind geschlagen worden. Er hatte noch mehrmals um eine Unterredung gebeten, aber jedes mal erfolglos. Als das Herr loszog folgte er um seine Aussichtslosen reden fortzusetzen. Er merkte das er bei den einfachen Soldaten sehr wohl auf Gehör stieß und mit seinen Worten Angst in ihre Herzen pflanzte, die Generäle und der Kriegsminister jedoch missachteten seine Worte weiter. Auch vor den Schlachten wurde er nicht müde auf sie einzureden und zu versuchen sie zu überzeugen das es ein Fehler war, aber alles reden nütze nichts. Wie er voraus gesagt hatte verloren die Menschen Schlacht um Schlacht und die Minotauren dezimierten die Reihen der Menschen erheblich. Auf der Seite der Minotauren versuchte sein Artgenosse die Stiermenschen zu beschwichtigen, aber auch er hatte keine Erfolg. „Wenn uns die Menschen angreifen ist es unser gutes Recht uns zu verteidigen.“, sagten sie, und sie hatten ja auch recht damit, wer lässt sich denn schon wehrlos abschlachten? Es dauerte eine ganze weile ehe die beiden Drachen die beiden Völker zu einer friedlichen Verhandlung bringen konnten und noch länger dauerte es bis sie tatsächlich Frieden vermitteln konnten. Erschöpft öffnete der gealterte Skatosh ein letztes mal seine Augen, dieser Krieg war das erste mal das er in wichtigeren Sachen als den Belangen einzelner kleiner Männer tätig geworden war, danach war er noch zu einer Reihe weiteren wichtigen Vermittlungen ausgesandt worden und zuletzt war er auch nicht mehr ganz so erfolglos geblieben, aber sein Spezialgebiet, auf dem er sich wohl und sicher fühlte, blieben doch die kleinen Probleme der Privatpersonen. Er bedauerte das die Rassen sie vergessen hatten, heute lebten auch viele andere Rassen und Völker in der Stadt Farranej, die einst nur von Menschen besiedelt war. Auch das hatte sie den Drachen zu verdanken, allerdings einem Ranghöheren als Skatosh. Ein letztes mal stieß er Rauch aus seinen Nüstern aus, ein letzten mal breitete er seine seifen Flügel aus und ein letztes mal wandte sich der trübe Blick seiner Augen gen Farranej. Er spürte wie die wärme seine Knochen verließ, spürte den letzten Atemzug aus seine Lungen weichen, sah wie die Welt immer mehr verblasste und sein letzter Gedanke war: so endet also der letzte Drachen auf Erden. Aber war er denn wirklich der letzte Drache? Für lange Zeit schon, aber nur Augenblicke nach seinem Tod, viele Meilen von den Bergen Farranejs entfernt, verrutscht ein Felsen in einer Bergöhle, dahinter kommt ein kleiner Spalt zum Vorschein, heraus kullert ein unscheinbares, weißes Ei und in einen Sonnenstrahl. Von der Erdwärme gewärmt und vom hellen Licht geweckt, beginnt es zu wackeln und sich hin und her zu bewegen. Schließlich reißt die Schale ein, ein zweiter Riss kommt hinzu, ein dritter, vierter und fünfter und schlussendlich zerbricht es ganz. Zum Vorschein kommt ein kleiner roter Drache, ungefähr so groß wie ein Straußenei. Langsam öffnet es seine verklebten Augen und stößt die erste kleine Rauchwolke in die Luft und als er hustet speit er die erste kleine Flamme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)