Skifahren für Anfänger von Juju ================================================================================ Kapitel 3: Marius, der Skilehrer -------------------------------- Oh, hier ist gerade irgendwas schief gegangen. Entschuldigung an die Freischalter, aber ich glaube, ich habe soeben ein leeres Kapitel hochgeladen. O_O Beim ersten Mal war auf einmal alles wieder weg. Wie auch immer, hier ist nun das neue Kapitel. Viel Spaß und danke fürs Lesen. :) Mimi hatte tatsächlich kaum noch schlafen können. Die ganze Zeit hatte sie an Tai und seine mysteriöse Freundin gedacht. Ob sie sie vielleicht sogar kannte? Erst, als es schon langsam draußen dämmerte und man hören konnte, wie die Pistenraupen die Pisten glätteten, schlief sie wieder ein. Geweckt wurde sie schließlich durch Krach, der von unten kam. Schlaftrunken setzte Mimi sich auf und wusste im ersten Moment nicht, wo sie war. Sie sah sich um. Sora und Kari waren schon nicht mehr im Zimmer. Es war kalt. Fröstelnd stand Mimi auf und ging nur mit einem dünnen mintgrünen Nachthemd bekleidet nach unten, um zu sehen, was los war. „Guten Morgen“, begrüßte Joe sie lächelnd im Vorbeigehen. Er war dabei den Tisch zu decken. „Zieh dir was an!“, rief Sora aus der Küche. „Es ist doch kalt. Wir haben zwar schon alle Heizungen angeschaltet, aber viel gebracht hat es noch nicht.“ „Ja, schon gut“, murmelte Mimi und stellte fest, dass sie die Letzte war. „Warum seid ihr eigentlich alle schon auf?“ „Wir müssen doch noch unsere Skier ausleihen“, erinnerte Izzy sie. „Haben denn die Geschäfte hier nur bis zehn Uhr auf?“, fragte Mimi mit einem Blick auf die Uhr, die in der Küche an der Wand hing. „Nein, aber ein Skiurlaub ist halt kein Urlaub zum Ausschlafen“, antwortete Sora ungeduldig, die jetzt neben ihr stand. „Und jetzt geh dich fertig machen.“ Sie schob das verschlafene Mädchen in Richtung Treppe. „Ist ja gut, Mama.“ Mimi ging nach oben ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Als sie wieder den Wohnbereich betrat, saßen schon alle am Tisch und hatten mit dem Frühstück begonnen. Es gab frische Brötchen, Rührei, Wurst, Käse, Müsli und Aufstrich. Sie setzte sich auf einen der noch zwei freien Stühle und nahm sich ein Brötchen, obwohl sie gar keinen Hunger hatte. Eine Stunde später machten sich die acht Freunde auf den Weg zum Skiverleih. Keiner von ihnen hatte Skier mitgenommen und so würde es wohl eine Weile dauern, bis jeder ausgerüstet war. Dort angekommen, hatte Mimi keine Ahnung, was sie machen sollte. Die drei jungen Männer, die in diesem Laden arbeiteten, hatten offensichtlich nicht mit acht Neuankömmlingen auf einmal gerechnet. Matt und T.K. waren einmal mit ihrem Vater Snowboarden gewesen und konnten sich daher um sich selbst kümmern. Doch der Rest der Gruppe hatte noch nie auf Skiern gestanden und daher auch keine Ahnung von den Skischuhen. Somit nahm sich jeder der Verkäufer jeweils zwei der Freunde vor und fragte sie auf Englisch nach ihren Schuhgrößen. Mimi und Sora hatten einen äußerst geduldigen Verkäufer erwischt. Vielleicht lag es auch daran, dass sie Mädchen waren. Mimi zwängte ihren Fuß in einen der beiden klobigen Skischuhe. „Das ist ja so eng“, stellte sie fest, als sie die Schnallen nacheinander schloss. Der Verkäufer wies sie an, auch noch den zweiten Schuh anzuziehen. Gesagt, getan. Als sie beide Schuhe an hatte, stand sie auf und versuchte, ein paar Schritte zu gehen. „Wer soll sich denn in den Dingern bewegen können?“ Ihre Füße fühlten sich mehr als bedrängt an. Sie konnte sie nicht bewegen und stampfte daher durch die Gegend wie ein Elefant. Jedenfalls fühlte sie sich so. Der nette Verkäufer bückte sich und schob eine Hand in ihren Schuh, um die Enge zu testen. Anschließend stellte er Mimis Schuhe noch viel enger, sodass sie das Gefühl bekam, ihr Bein stürbe jeden Moment ab. „Das ist extrem unbequem. Sora, ist das bei dir auch so unbequem?“ Die Angesprochene hatte auf der Bank gesessen und Mimi schmunzelnd beobachtet. Nun stand aber auch sie auf und ging ein paar Schritte durch den Laden. „Es geht“, antwortete sie schließlich und stemmte die Hände in die Hüften. „Es ist nicht sehr bequem, aber es geht.“ Der Verkäufer fragte sie auf Englisch, ob sie ihre Zehen bewegen konnte und schickte sie dann zum Einstellen der Skier. Mimi fragte sich in der Zeit, was sie nur falsch machte. Erneut wurde sie gefragt, wie es mit den Schuhen ist. Sie beklagte sich und bekam schließlich Schuhe, die eine Nummer größer waren. Widerstrebend probierte sie diese an. Es wurde etwas besser. Wieder stand sie auf und wollte ein paar Schritte gehen, verlor aber das Gleichgewicht und landete auf ihrem Hintern auf dem Boden. Der Verkäufer sah aus, als müsste er sich ein Lachen verkneifen und half ihr auf. „Sehr lustig“, knurrte Mimi. Aber schließlich wurde auch sie eine Station weiter geschickt. Sie kam zu einem Mann, der auf einem Tisch Skier abgestellt hatte und bei ihnen die Bindung einstellte. Er nahm Mimi einen ihrer Skischuhe ab und stellte ihn auf den ersten Ski. Es dauerte nicht sehr lange. Er schraubte ein wenig an der Bindung herum, nahm sich dann den zweiten Ski vor und nickte am Ende zufrieden. Gekonnt stellte er die beiden Skier ineinander und übergab sie an Mimi. Staunend stellte diese fest, dass die Ski fast so lang waren wie sie selbst. Was sollte das bloß werden? Wie sollte man diese Dinger nur steuern? Außerdem waren die unglaublich schwer. Sie stellte sich zu Sora, die an der Kasse stand und wartete. „Na, du hast es ja doch noch geschafft“, sagte Sora grinsend, als sie Mimi erblickte. „Ja, die ersten Schuhe waren einfach zu eng“, erklärte Mimi. „Hast du sie denn gleich mit deinen Skisocken anprobiert?“ „Nein, hätte ich das tun sollen?“ Fragen sah Mimi ihre Freundin an. „Na ja, normalerweise macht man das so. Aber wird schon gehen“, antwortete Sora. Tai kam zu ihnen. Auch er schleppte ein Paar Skier und Skischuhe mit sich. „Mimi, du sahst in deinen Schuhen ja fast so elegant aus wie ein Dinosaurier im Supermarkt“, stichelte er. „Ach, halt doch die Klappe. Ich will dich ja nachher mal auf der Piste sehen“, knurrte das Mädchen. „Du wirst staunen, wenn dir nur noch meine Schneewolke ins Gesicht weht“, erwiderte er und grinste dabei selbstgefällig. „Nachdem du dich drei mal überschlagen hast, oder was?“, antwortete Mimi schnippisch. „Tz“, machte Tai. „Du wirst schon sehen.“ „Wie du auf der Nase landest?“ „Ich würde mich an deiner Stelle nicht zu weit aus dem Fenster lehnen“, meinte Tai vielsagend und sah Mimi durchdringend an. Sie erwiderte den Blick in seine schokoladenbraunen Augen, konnte ihm aber nicht lange standhalten. Also streckte sie ihm die Zunge raus und sah sich nach den anderen um. „Was machen die alle so lange?“ Einige Zeit später standen schließlich alle mit Skistiefeln, Stöcken und Skiern bewaffnet an der Kasse. Sie bezahlten die Verleihgebühr und hinterließen die Adresse ihres Ferienhäuschens, die Joe sich schlauerweise vorher notiert hatte. Wahrscheinlich kannte sonst keiner der Freunde die Adresse, zumindest Mimi nicht. Gemeinsam marschierten sie zurück zu ihrem Ferienhaus, um sich dort umzuziehen. Auch dies nahm wieder einige Zeit in Anspruch. „Kremt euch das Gesicht ein, sonst bekommt ihr trockene Haut von der Kälte“, sagte Sora an Mimi und Kari gewandt im Mädchenschlafzimmer. Sie stand schon fertig im Raum. Ihre Skijacke war weiß mit kleinen schwarzen Mustern. Dazu trug sie eine blaue Hose und eine schwarze Mütze, über die sie ihre Skibrille geschoben hatte. Ihr Gesicht glänzte von der Creme, aber sie sah ungemein sportlich aus. Mimi haderte noch mit sich, ob sie ihr langes Haar lieber offen oder zusammengebunden tragen sollte. Sie befürchtete, dass ihr offene Haare nur im Gesicht hängen würden, was beim Skifahren wohl nicht sehr förderlich sein würde. Also flocht sie es zu zwei Zöpfen. Sie selbst trug eine magentafarbene Jacke und eine weiße Hose. Ihre Mütze war ebenfalls weiß mit Karomuster. Als sie vor dem Spiegel stand und das Resultat betrachtete, stellte sie fest, dass man sich in Skiklamotten nicht nur fett fühlte, sondern auch fett aussah. Aber das gehörte wohl dazu. Die drei Mädchen stapften die Treppe hinunter. Ihre Skisachen raschelten beim Gehen. Die Jungen waren ebenfalls gerade fertig geworden und so ging es nach draußen, wo sie alle ihre Skischuhe und Skier abgestellt hatten. Als alle begannen, sich die Skischuhe anzuziehen, wurde Mimi stutzig. „Laufen wir etwa in diesen Dingern zum Lift?“, fragte sie misstrauisch. „Nein, Mimi, wir ziehen unsere Schuhe gerade nur an, weil es uns Spaß macht. Gleich ziehen wir sie wieder aus“, antwortete T.K. und schüttelte mit den Augen rollend den Kopf. Kari kicherte. Plötzlich klingelte T.K.s Handy, sodass er in seiner Hosentasche herum kramte und dran ging. „Ja?“ „Dein Bruder ist ganz schön frech“, sagte Mimi laut zu Matt. „Ich weiß. Von mir hat er das nicht“, antwortete dieser schulterzuckend. T.K. entfernte sich ein paar Meter von der Gruppe, um ungestört telefonieren zu können. „Wer ist denn das?“, fragte Izzy an Kari gewandt. „Ach, das ist seine Freundin“, antwortete diese mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Die hat sich gestern schon per SMS beschwert, weil er sie nicht sofort angerufen hat, nachdem wir angekommen sind.“ „Scheint ja 'ne ziemliche Klette zu sein“, stellte Tai fest, wobei sich seine rechte Augenbraue in die Höhe zog. „Das kannst du laut sagen“, murmelte Kari. Mimi und Sora warfen sich einen vielsagenden Blick zu und grinsten dann beide wie auf Kommando. Schließlich schulterten alle ihre Skier und marschierten los zum Lift, wo sich auch ihre Skischule befand. Matt und T.K. brauchten keine Skischule. Sie hatten sich Snowboards ausgeliehen und machten sich gleich auf zum Lift, ebenso auch Izzy, der mal mit seinen Eltern in einen Skiurlaub gefahren war. Doch Tai, Joe und die Mädchen hatten keine Ahnung vom Skifahren und hatten deshalb einen Skikurs gebucht. Sie betraten das Holzgebäude um sich anzumelden. Sogleich kam ihnen auch ein etwas älterer Mann entgegen, der sie anscheinend schon erwartet hatte. Er begrüßte sie freundlich und ließ sie alle auf einer Liste unterschreiben. „Wenigstens ist der Skilehrer schon alt. So ist schon mal das Klischee des jungen, schönen Skilehrers, der die Mädchen abschleppt, zerstört“, hörte Mimi Tai murmeln und warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Doch als wäre dies sein Stichwort gewesen, tauchte plötzlich ein junger, braun gebrannter Skilehrer mit dunklem Haar und auffallend grünen Augen neben dem älteren auf. Er lächelte und entblößte dabei zwei Reihen strahlend weißer Zähne. „Das ist euer Skilehrer, Marius“, stellte der ältere Herr den attraktiven Mann vor. Mimi erwischte sich dabei, wie sie ihn anstarrte, und sah schnell weg. Dabei bemerkte sie, dass auch Sora und Kari ihre volle Aufmerksamkeit dem jungen Marius widmeten. „Dann kommt mal mit“, forderte Marius die fünf Freunde auf und ging ihnen voran nach draußen. Er trug rote Skikleidung mit dem Logo der Skischule auf dem Rücken. In seinen Skischuhen bewegte er sich wesentlich eleganter als Tai und die anderen zusammen. Er führte sie zu einem freien Fleckchen und ließ sie ihre Skier vor sich auf den Boden stellen. „So, am besten ich stelle mich noch einmal vor. Ich bin Marius, bin siebenundzwanzig Jahre alt und seit vier Jahren Skilehrer. Und jetzt sagt mir bitte alle eure Namen.“ Er sah sie erwartungsvoll an, also nannten sie nacheinander ihre Namen. „Sehr schön“, sagte er und widmete sich seinen Skiern. „Jetzt zeige ich euch, wie man die Skier befestigt. Ihr fangt mit einem Fuß an und stützt euch am besten ein wenig durch eure Stöcke, damit ihr nicht das Gleichgewicht verliert.“ Er steckte seine Skistöcke links und rechts in den Boden neben sich, hob einen Fuß und führte die Spitze zuerst in die Bindung. „Hier vorn müsst ihr zuerst rein. Wenn ihr hier gerade seid, drückt ihr mit Kraft die Ferse nach unten.“ Mit einem Ruck stampfte er auf, es klackte und der Ski war an seinem Schuh befestigt. Zum Beweis hob er den Fuß, an dem nun der Ski hing. „Jetzt ihr.“ Sogleich begannen alle damit, ihre Skier zu befestigen. Bei Sora klappte es gleich beim ersten Mal. Auch Tai bekam es schnell hin, doch Mimi, Kari und Joe hatten Probleme. Mimi hatte kein Gefühl für diesen riesigen Schuh und bekam ihn nicht in den vorderen Teil der Bindung. Schließlich war sie die Einzige, die ihre Ski noch nicht befestigt hatte. Sie lief rot an und sah unsicher in die Gruppe, die sie beobachtete. „Du musst den Fuß ruhig halten“, sagte Tai. „Danke, du Schlaumeier“, fauchte Mimi. „Ich helfe dir“, sagte Marius, kam in seinen Skiern auf sie zu gerutscht und packte ihr Bein. Er führte es langsam zur Bindung. „Jetzt die Ferse runter.“ Mimi drückte ihre Ferse nach unten. Beim ersten Mal klappte es nicht, doch beim zweiten Mal rastete der Schuh endlich ein. „Gut so“, lobte Marius sie und lächelte. Den zweiten Fuß bekam Mimi sogar allein hin. Anschließend übten sie, wie man die Skier wieder losmachte. Hierfür musste man, am besten mit dem Skistock oder der Hand, den hinteren Teil der Bindung nach unten drücken. Auch dies dauerte bei Mimi eine Weile, doch am Ende klappte es. Sie übten das An- und wieder Abschnallen noch zwei Mal, bevor sie sich der Fortbewegung widmeten. Er erklärte, wie sie die Skier halten mussten, um zu fahren. „Und so“, sagte er und führte seine Skier vorn zusammen, sodass sie einen spitzen Winkel ergaben, „könnt ihr bremsen. Passt aber dabei auf, dass sich die Spitzen nicht überschneiden, sonst fallt ihr hin.“ Sie übten alle die Bremsbewegung. „So, und nun werden wir mit dem Lift nach oben fahren und das Bremsen gleich einmal üben“, verkündete er gut gelaunt. Mimi starrte ihn mit offenem Mund an. „Aber...“, stammelte sie, doch kam nicht weit. „Keine Angst, ihr bekommt das hin.“ Marius lächelte in die verdutzten Gesichter der fünf Freunde. Mimi hatte gehofft, sie könnten noch eine Weile Trockenübungen machen, doch ihre Hoffnung wurde jäh zerstört. Marius rutschte ihnen voran auf seinen Skiern zum Lift. „Benutzt eure Stöcke“, riet er ihnen. Mühsam kämpfte Mimi sich vorwärts, wobei sie die Spitzen ihrer Stöcke immer wieder in den Schnee stieß. „Geht das nicht ein bisschen schneller?“, meckerte Tai hinter ihr. „Überhol mich doch, wenn ich dir zu langsam bin“, fauchte Mimi und sah sich dabei nach ihm um, um ihm einen möglichst vernichtenden Blick zuzuwerfen. Dabei verlor sie die Kontrolle über ihre Skier und stürzte. „Mist!“ Tai kam neben sie so gut es ging und streckte seine rechte Hand aus. Ein Grinsen konnte er sich aber nicht verkneifen. Widerwillig nahm Mimi seine Hand und ließ sich aufhelfen. Eine Sekunde später lagen beide auf dem Boden und Tai grinste nicht mehr. „Was macht ihr denn?“ Sora, die das Schlusslicht bildete, hielt lachend neben ihnen an. „Soll ich euch helfen?“ Sie führte die Spitzen ihrer Skier zusammen, um nicht nach vorn wegzurutschen. Dann hielt sie zuerst Mimi ihre Hand hin, die sich hochziehen ließ. Als sie fast wieder hingefallen wäre, hatte Tai ihr schon eine Hand in den Rücken gestemmt, sodass sie sich noch halten konnte. Anschließend zogen die beiden Mädchen zusammen Tai in die Höhe. Marius, Kari und Joe waren stehen geblieben und sahen sich nach ihnen um. „Jetzt kommt schon, wie wollten eigentlich heute noch oben ankommen“, rief Joe. Die drei Nachzügler schlossen zu ihnen auf und passierten alle gemeinsam die Absperrung. Dann begann der schwierige Teil. Die sechs stellten sich nebeneinander auf und Mimi hatte Angst vor dem, was jetzt passierte. „Geht in die Knie“, sagte Marius und machte es vor. „So kann man sich leichter auf den Lift setzen.“ Mimi ging leicht in die Knie und sah sich nervös nach dem Lift um, der schon von hinten angesaust kam. Am liebsten hätte sie sich an Sora geklammert, die neben ihr stand, doch dann hätte sie wahrscheinlich ihre Stöcke fallen lassen. Also biss sie die Zähne zusammen und schaffte es erstaunlicherweise, wie auch die die anderen fünf, sich ohne Unfälle auf den Lift zu setzen. Und stellte obendrein fest, dass es gar nicht so schlimm war. Marius zog die Schutzstange nach unten, die sie vom Herunterfallen bewahren sollte. Unten waren Stangen angebracht, auf die sie ihre Skier stützen konnten. „Diese Sessel sind ja richtig bequem“, stellte Mimi bewundernd fest. Mit dem Lift ging es schnell nach oben. Sie hatten eine gute Aussicht auf die Pisten links und rechts vom Lift. Direkt unter ihnen befand ich ein lichtes Waldstück. Im Schnee konnte man Tierspuren erkennen. Dann kreuzte der Lift wieder eine Piste. „Puh“, machte Kari, die ganz außen saß, und lehnte sich zurück. „Alles okay?“, fragte Tai und beugte sich ein wenig vor, um sie zu sehen. „Du siehst so blass aus.“ „Das ist irgendwie höher, als ich dachte“, murmelte das Mädchen und versuchte angestrengt nicht nach unten zu sehen. „Keine Angst, uns kann nichts passieren“, sagte Marius beruhigend und lächelte sie aufmunternd an. Kari erwiderte seinen Blick und ihre Wangen bekamen einen zartrosa Hauch. Nach ein paar Minuten erreichten sie die erste Bergstation. „Hört zu, gleich sind wir da. Sobald der Lift ganz langsam wird, steht ihr auf und führt gleich die Bremsbewegung aus, die wir eben geübt haben. Und habt keine Angst dabei, es kann nichts passieren.“ Marius lächelte aufmunternd in die Runde, doch die anderen machten besorgte Gesichter. „Das wird schon.“ Sie schoben den Bügel nach oben und machten sich bereit. Der Lift wurde langsam, die Skier berührten den Boden und sie standen auf. Mimi achtete darauf, die Bremsbewegung auszuführen. Vorsichtig führte sie die Spitzen ihrer Skier zusammen. Sie starrte angestrengt nach unten und dann passierte es. Ihre Skier überkreuzten sich und zu ruckartig versuchte Mimi sie wieder gerade zu bekommen. Sie rutschte nach vorn und klammerte sich an Joes Arm, als sie drohte, an ihm vorbei zu rauschen. „Was machst du denn?!“, rief Joe empört und beide stürzten zu Boden. „Tut mir Leid“, murmelte Mimi. „Meine Skier haben sich überkreuzt.“ „Schon gut“, erwiderte Joe, stand auf, klopfte sich den Schnee von der Kleidung und half Mimi wieder auf die Beine. „Ich glaube, ich kriege das nie hin“, klagte Mimi. „Wir versuchen es doch gerade mal eine Stunde“, sagte Sora streng. „Wie kannst du da schon aufgeben?“ Sora hatte leicht reden. Sie stand da, die Stöcke neben sich in den Boden gesteckt und die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre Bremsung hatte perfekt geklappt. Auch Tai und Kari hatten sich ganz gut gemacht. „Immer mit der Ruhe“, sagte Marius und hob beschwichtigend die Hände. „Wir haben noch genug Zeit. Ihr werdet es alle schaffen, glaubt mir.“ „Wenn du das sagst“, murmelte Mimi lustlos. Die folgende Stunde verbrachten sie damit, den Berg wieder hinunter zu fahren, den sie mit dem Lift hinauf gefahren waren. Es war eine blaue Piste, die nur sanft bergab ging und sehr breit war. Marius und seine fünf Schüler hatten den rechten Rand der Piste für sich beansprucht, um die anderen Skifahrer und Snowboarder nicht zu behindern. Langsam Stück für Stück fuhren sie den Berg hinab. Marius fuhr immer ein kleines Stück voraus und blieb wieder stehen. Nacheinander folgten ihm Mimi und die anderen und versuchten seine Bewegungen nachzuahmen. Es kam immer wieder zu Stürzen, doch keiner verletzte sich dabei. Als sie unten ankamen, war Sora die Einzige, die kein einziges Mal gestürzt war. „Das habt ihr super hinbekommen. Wir üben das noch einmal“, verkündete Marius. Sie stellten sich also wieder am Lift an und fuhren wieder nach oben. „Hey, Sora, stimmt's?“ Mimi saß zwischen Marius und Sora, und Marius beugte sich ein wenig vor, um Sora sehen zu können. „Hm?“ Sora sah ihn an. „Du machst dich wirklich gut für eine Anfängerin. Machst du irgendwelchen Sport?“, fragte Marius interessiert. „Oh, ähm... ja, ich habe früher mal Fußball gespielt und jetzt spiele ich seit ein paar Jahren Tennis“, antwortete Sora. „Sora ist die Sportskanone unter uns“, warf Mimi ein. „Ach, hör doch auf!“ Sora errötete und wandte sich ab. „Ja, das merkt man“, erwiderte Marius fröhlich. Noch einmal fuhren sie den Berg hinab und dann ging es wieder mit dem Lift hinauf. „Wie sieht es aus? Wollt ihr eine Mittagspause machen?“, fragte Marius in die Runde, als alle heil vom Lift abgestiegen waren. „Also ich könnte was zu essen vertragen“, antwortete Tai sofort. „Ich könnte vor allem einen heißen Tee vertragen“, meinte Kari und rieb sich die Hände. Ihre Wangen und ihre Nase waren gerötet von der Kälte. Die anderen nickten zustimmend. „Gut, dann fahren wir jetzt ein Stück in diese Richtung, dort gibt es eine Hütte“, verkündete Marius. Langsam fuhren sie eine andere Piste hinab und kamen tatsächlich nach wenigen Minuten zu einer Hütte. Mehr oder weniger geschickt schnallten sie die Skier ab und stapften in die Hütte. Sora zückte ihr Handy. „Ich schreibe gleich mal Matt, wo wir sind, dann kommen sie bestimmt auch.“ In der Hütte war es brechend voll. Kein einziger Tisch war frei. „Seht mal, die da drüben stehen gerade auf“, sagte Joe und deutete auf einen runden Tisch am Fenster, von welchem sich soeben sechs Menschen erhoben. „Nichts wie rüber“, rief Tai und war schon unterwegs. Die anderen folgten ihm. „Setz dich doch zu uns“, bot Mimi freundlich an und schenkte Marius ein Lächeln. „Danke“, antwortete dieser und setzte sich mit an ihren Tisch. Tai studierte bereits die Karte, die auf dem Tisch lag. „Was ist denn ein Germknödel?“, fragte er misstrauisch. „Klingt irgendwie eklig“, fand Mimi und runzelte die Stirn. „Der wird aus Hefeteig gemacht und da ist Pflaumenmus drin. Dazu gibt es Vanillesoße und Mohn“, erklärte Marius. „Ich glaube, ich probiere einen von denen“, sagte Kari. Auch Mimi entschied sich nach der Erklärung dazu diesen Germknödel zu kosten. Als eine gestresste aber dennoch freundlich aussehende Kellnerin bei ihnen auftauchte, bestellten sie alle schnell ihre Getränke und ihr Essen. Kurz nachdem die Kellnerin wieder weg war, tauchten Matt, T.K. und Izzy an ihrem Tisch auf. T.K. blickte genervt drein. „Da seid ihr ja“, sagte Sora glücklich. Sie rutschten auf der Bank zusammen, sodass Matt und T.K. sich noch dazu quetschen konnten. Izzy nahm auf einem Stuhl neben Mimi Platz. „Ihr kommt zwei Sekunden zu spät. Wir haben eben bestellt“, meinte Mimi. Matts Blick fiel auf Marius, der neben Sora saß. „Oh, das ist Marius, unser Skilehrer“, stellte Joe den jungen Mann vor. Mimi beobachtete Matt, der Marius mit unergründlichem Blick musterte. „Das sind Izzy, T.K. und Matt.“ „Hallo“, sagte Marius und lächelte charmant. Der darauf folgende Gruß von Matt und T.K. wirkte ein wenig kühl, doch immerhin hatte Izzy ein Lächeln für ihn übrig. „Ist alles okay, T.K.?“, fragte Kari über den Tisch hinweg. „Du siehst so... genervt aus.“ Matt grinste. „Frag ihn bloß nicht.“ „Ach, sei doch ruhig“, raunzte T.K. „Seine Freundin hat ihn schon drei mal angerufen und schreibt ständig SMS“, erklärte Izzy an seiner Stelle und grinste ebenfalls. Die Gruppe lachte. „Mach dein Handy doch einfach aus“, riet Kari ihm. „Dann kriegt sie noch die Krise“, knurrte T.K. „Das mit den Frauen ist eben manchmal nicht so einfach“, warf Marius schulterzuckend ein und lächelte unbefangen. Tai nickte zustimmend. „Wie recht du damit hast.“ Dafür fing er sich einen giftigen Blick von Mimi ein, den er mit zu Schlitzen verengten Augen erwiderte. Als Mimi wenig später ihren Germknödel probierte, dachte sie, sie wäre im Süßspeisenhimmel. Dieses Ding war zwar unglaublich süß, aber mindestens genauso lecker. Die drei Nachzügler hatte sich ebenfalls Germknödel bestellt und es war keiner dabei, dem er nicht schmeckte. „Jetzt bin ich aber satt. Ich glaube, den Berg kann ich jetzt runter rollen“, murmelte Mimi nach ihrem letzten Bissen und legte den Löffel bei Seite. „Ich rolle hinterher“, meinte Sora und lehnte sich zurück. „Nichts da. Wir haben noch viel vor“, sagte Marius scherzhaft. „Oh Gott, ich kann nicht mehr“, jammerte Mimi. Allein von dem Gedanken, sich jetzt wieder auf die Skier stellen zu müssen, wurde ihr schon schlecht. „Nun hab dich nicht so“, sagte Joe. „Bisher haben wir doch kaum was gemacht.“ Mimi zog es vor darauf nichts zu erwidern. Es wussten ohnehin alle, dass sie das anders sah. Eine halbe Stunde später standen alle ein wenig müde wieder auf ihren Skiern und Snowboards. „Schon gut, wir machen nicht mehr so lang“, meinte Marius gütig, der bei diesem Anblick grinste. „Wir fahren den Berg hier runter. Ihr drei“, er zeigte zu Matt, T.K. und Izzy, „könnt eigentlich auch mitkommen. Anders kommt man an dieser Stelle nicht zum Lift.“ Die drei nickten und so machten sie sich zusammen an die Abfahrt. Marius und seine fünf Schüler fuhren wie gehabt hintereinander her Stück für Stück die Piste hinunter. Die anderen drei fuhren hinter ihnen her. Obwohl Mimi sich viel zu vollgefressen fühlte, hatte sie das Gefühl, es klappte allmählich ein bisschen besser mit dem Skifahren. Sie fiel nur noch selten hin und meisterte die Bremsungen recht gut. „Das macht ihr super“, rief Marius ihnen zu, als er bereits unten am Lift stand. Mimi kam neben ihm zum Stehen und schaute sich nach den anderen um. Matt und T.K. sahen auf ihren Snowboards ziemlich cool aus. Auch Izzy machte eine gute Figur. Es fiel auf, dass sie nicht die ganze Zeit angestrengt nach unten auf ihrer Bretter starrten. „Wir fahren jetzt mit dem Lift wieder hoch und von da aus könnt ihr drei dann die rote Piste nehmen. Wir fahren weiter auf der blauen“, erklärte Marius. Zum Glück, dachte Mimi. Für eine rote Piste fühlte sie sich beim besten Willen noch nicht bereit. Sie reihten sich in die Schlange am Lift ein. Diesmal war es ein Viererlift und es kam, dass Mimi mit Sora, Matt und Tai zusammen fuhr. „Konntest du nicht woanders mitfahren?“, sagte Tai scherzhaft an Mimi gewandt, nachdem sie den Bügel nach unten gezogen hatten. „Konntest du dir nicht schon das Bein brechen?“, konterte Mimi. „Konntest du nicht endlich mal nett werden?“ „Oh, das gebe ich gern zurück“, fauchte Mimi. „Ich bin nur so zu dir wie du zu mir“, meinte Tai schulterzuckend. „Und wie klappt es mit dem Skifahren?“, fragte Matt an Sora gewandt, der Tais und Mimis Streit einfach ignorierte. „Ganz gut, besser als ich dachte“, antwortete Sora lächelnd. „Wer hätte das gedacht“, meinte Mimi ironisch. „Die super sportliche Sora macht sich gut im Skifahren.“ Sora schien darauf nichts zu sagen zu haben, denn sie sah Mimi nur verdutzt an. „Schon gut, ich mach doch nur Spaß. Ich meine nur, dass ich von dir auch gar nichts anderes erwartet hätte.“ Mimi lächelte versöhnlich. „Sport liegt dir halt“, stimmte Tai zu. „Dir aber auch“, erwiderte Sora. „Ja, ziemlich“, meinte Tai grinsend. „Nur keine falsche Bescheidenheit“, grummelte Mimi. „Ach, Mimi“, Tai legte einen Arm um ihre Schultern, „versuch einfach damit klarzukommen, dass du mal etwas nicht so gut kannst.“ „Wenigstens funktioniert mein Hirn im Gegensatz zu deinem“, keifte Mimi und schob seinen Arm weg. Tai lachte nur. Sie kamen oben an und der Abstieg klappte gut. Sie stellten sich zu Izzy, Joe, T.K. und Kari, die schon oben waren, und warteten auf Marius. „Lasst uns schon mal losfahren, wir müssen ja eh woanders lang“, sagte T.K., der gerade auf dem Boden sitzend seinen zweiten Fuß am Board befestigte. Auch Matt machte sich fertig und zu dritt fuhren sie davon. „Bis später!“, rief Kari ihnen noch nach. „Haben die eigentlich einen Schlüssel für unser Haus?“ „Ja, ich hab Matt den Zweitschlüssel gegeben“, antwortete Sora. „So.“ Marius stand plötzlich neben ihnen. „Auf geht’s.“ Sie fuhren noch zwei Stunden, in denen sie immer wieder andere Pisten ausprobierten. Mimi bekam das Gefühl, sie hätten die ganzen Alpen abgefahren. Völlig k.o. kamen sie schließlich wieder an ihrer Liftstation an. „Da wären wir wieder. Ich denke, das reicht für heute“, verkündete Marius und lächelte in die Runde. Er sah unglaublich frisch aus, gerade so als hätten ihm die über vier Stunden Skifahren gar nichts ausgemacht. „Wir sehen uns dann morgen um neun wieder, oder?“ „Ähm... neun Uhr morgens?“, fragte Tai unsicher. „Nein, Tai, wir fahren gern im Dunkeln Ski“, warf Mimi genervt ein. „Natürlich um neun Uhr morgens!“ „Wenn euch das zu früh ist, können wir uns auch eine Stunde später treffen“, sagte Marius beschwichtigend. „Ja, ich glaube, das ist für uns besser zu realisieren“, antwortete Sora. „Es dauert eine Weile, bis man morgens alle wach bekommen hat.“ Sie grinste vielsagend in Richtung Tai und Mimi. „Das kann ich mir vorstellen“, meinte Marius lächelnd. Mimi fiel auf, dass dieses Lächeln hauptsächlich Sora galt. „Dann erholt euch gut. Wir sehen uns morgen um zehn.“ Sie schnallten alle ihre Skier ab, wie sie es gelernt hatten, steckten sie zusammen und schulterten sie. Marius ging elegant zurück in die Hütte seiner Skischule. „Man, ist das ein schräger Typ“, seufzte Tai, sobald er außer Hörweite war. Sie stapften los zu ihrer Hütte. „Findest du?“, fragte Kari überrascht. „Ich finde ihn nett.“ „Ja, ich auch“, stimmte Sora zu. „Nein, ich finde ihn auch irgendwie komisch“, mischte Joe sich mürrisch ein. „Der gehört zu der Sorte Typen, die nur mit den Fingern schnipsen brauchen und schon haben sie alle Weiber an der Angel“, sagte Tai verächtlich. „Genau so einer ist das.“ „Höre ich da etwa Eifersucht?“, stichelte Mimi. „Eifersüchtig? Auf so einen? Pah! Außer Skifahren kann er wahrscheinlich nichts.“ „Du tust ihm Unrecht, Tai. Wir kennen ihn doch noch gar nicht wirklich“, sagte Sora streng. „Er war doch freundlich zu uns allen.“ „Ja, das ist ja auch seine Masche. Und ehe ihr euch verseht, landet ihr alle drei in seinem Bett. Gleichzeitig!“ Mimi, Sora und Kari prusteten los, wobei Kari aus Versehen ihre Skistöcke fallen ließ. Mimi lachte so sehr, dass sie kurz stehen bleiben musste, da sie ihre Skier kaum noch halten konnte. „Tai, echt, du spinnst“, sagte Sora lachend. „Ihr werdet schon sehen“, drohte Tai, doch mittlerweile musste er selbst grinsen. Fröhlich plaudernd legten sie den Rest des Weges zurück. Unterwegs kamen sie an vielen Pensionen und Häuschen vorbei, in denen um diese Uhrzeit schon die Weihnachtslichter leuchteten. Mimi blieb abrupt stehen und klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Leute, morgen ist Weihnachten und wir haben noch nicht mal einen Weihnachtsbaum“, stöhnte sie. Auch die anderen waren stehen geblieben und hatten sich zu ihr umgedreht. „Du hast Recht“, fiel Kari mit gerunzelter Stirn auf. „Wir müssen unbedingt noch einen besorgen.“ „Wir kriegen doch am dreiundzwanzigsten Dezember nachmittags nirgendwo mehr einen Weihnachtsbaum her“, warf Joe ein und sah die Mädchen kopfschüttelnd an. „Ihr werdet es ein Jahr ohne aushalten müssen.“ Mimi fing Karis Blick auf. Sie sah genauso enttäuscht aus, wie Mimi sich fühlte. Noch nie hatte sie ein Weihnachten ohne Weihnachtsbaum verbracht. Seit sie in den USA gelebt hatte, nahm sie Weihnachten sowieso viel stärker wahr, da dies dort einen anderen Stellenwert hatte als in Japan. Sora legte eine Hand auf Mimis Schulter. „Seid nicht traurig. Wir machen es uns trotzdem schön morgen Abend.“ Mit hängendem Kopf kam Mimi schließlich am Ferienhäuschen an. Joe schloss die Tür auf und alle marschierten sogleich hinunter in den Keller. Auch hier war alles aus Holz. An den Wänden standen Bänke und an einer Wand waren lauter kleine Holzpflöcke befestigt worden. Dort sollten sie wohl ihre Skier abstellen. Dies war auch das Erste, was sie alle taten. Mimi streckte die Arme aus, sobald sie die Last von ihren Schultern los war. Dann setzte sie sich auf eine der Bänke neben Kari um ihre Skischuhe auszuziehen. Ihr Füße fühlten sich augenblicklich unglaublich befreit. Auch die anderen wirkten glücklich. Ihre Jacken zogen sie dort ebenfalls aus und legten sie über die Heizung. „Ich werde gleich mal unter die Dusche springen“, verkündete Sora und lief schon wieder die Kellertreppe empor. Die anderen vier folgten ihr und ließen sich im Wohnzimmer auf den Sofas nieder. Joe legte ein paar Holzscheite in den Kamin und zündete sie an. „Hier drin ist es so schön warm und gemütlich“, seufzte Mimi und schloss die Augen. Sie hätte auf der Stelle einschlafen können. „Will noch jemand Kakao?“, fragte Tai aus der Küche. Er stand am Herd und setzte gerade Milch auf. Alle meldeten sich. „Okay.“ In diesem Moment ging die Tür erneut auf und Matt, T.K. und Izzy traten ein. „Ihr seid ja schon da“, stellte Izzy fest. „Tai, machst du Kakao? Ich nehme auch einen.“ Während Tai Milch nach schüttete, verzogen sich die anderen drei in den Keller. „'Schon'“, murmelte Mimi. „Hm?“, machte Kari neben ihr, die ihren Gedanken offenbar nicht ganz folgen konnte. „'Ihr seid ja schon da.' Ich finde, wir sind ganz schön lang gefahren“, erklärte Mimi müde. Kari kicherte. „Ja, mir kommt es auch vor, als wären wir zwölf Stunden ohne Pause gefahren.“ „Wo ist Sora?“ Matt stand plötzlich hinter ihnen und sah sie fragend an. „Oben unter der Dusche“, antwortete Mimi. Matt nickte kurz, drehte sich um und ging ebenfalls nach oben. Entrüstet sah T.K. ihm hinterher. „Oh Mann, ich glaube, mir wird gleich schlecht“, stöhnte er und ließ sich neben Kari aufs Sora fallen. „Warum? Wenn wir alle zu zweit duschen gehen würden, wären wir viel schneller fertig“, sagte Tai und grinste in Richtung Mimi. „Nicht mal in deinen Träumen!“, rief Mimi aufgebracht. Die anderen lachten. Tai füllte sechs Tassen mit heißem Kakao und Izzy half ihm, sie alle zu den Sofas zu tragen. „Ah, das tut gut“, sagte Kari, als alle ihre Tassen umklammerten und einen Schluck nahmen. „Wenn er auch sonst nichts kann, immerhin bekommt er Kakao zustande“, stichelte Mimi. „Du suchst aber auch immer Streit, oder?“ „Das sagt der Richtige!“ „Ruhe jetzt! Ich bin kaputt und will mir keinen Streit anhören!“, rief Izzy ungeduldig und sah beide streng an, woraufhin sie sich wieder ausschließlich ihren Tassen widmeten. Mimi leerte ihre Tasse schnell und ging dann nach oben, um sich Wechselsachen zu holen. Im Badezimmer hörte sie noch immer die Dusche laufen. Außerdem hörte sie einen leisen Seufzer, woraufhin sie grinste und schnell weiterging. Mit frischen Sachen in der Hand ging sie wieder nach unten und verschwand im dortigen Badezimmer. Die heiße Dusche tat sehr gut und war noch hilfreicher als der Kakao. Aufgewärmt von innen und außen setzte sie sich wieder zu ihren Freunden. Kurz danach stießen auch Matt und Sora kurz nacheinander und mit feuchten Haaren wieder zu der Gruppe. Verstohlen und grinsend wurden sie gemustert. „Hat ja lang gedauert“, stichelte Tai, der sich eine Bemerkung offenbar nicht verkneifen konnte. „Halt die Klappe“, erwiderte Matt und warf eines der kuscheligen Sofakissen nach ihm. Sora war rosa angelaufen. Alle lachten. Nacheinander gingen auch die anderen unter die Dusche um sich aufzuwärmen. Mimi schaltete das Radio ein um ein wenig Musik zu hören. Tai kochte noch eine Ladung Kakao für alle und T.K. verzog sich genervt in sein Zimmer zum Telefonieren. „Die geht sogar mir schon auf die Nerven“, murrte die sonst eher unbekümmerte Kari. „Wen meinst du?“, fragte Sora. „Na Megumi, seine Freundin“, antwortete Kari. „Höre ich da Eifersucht?“, fragte Izzy und grinste Kari an. „Quatsch.“ Kari machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das hält eh nicht lang mit denen.“ Nun waren alle Blicke auf Kari gerichtet. Solche abwertenden Töne war man von Tais kleiner Schwester gar nicht gewöhnt. Kari blickte verdutzt in die Runde, als sie die Blicke der anderen bemerkte. „Was denn? Ihr kennt doch T.K. Er ist nicht gerade der Typ für eine klammernde Freundin. Irgendwann wird sie es zu weit treiben und dann hat er keine Lust mehr.“ „Ich sag doch: Eifersucht“, flüsterte Izzy Mimi zu. Diese musterte Kari mit scharfem Blick. Hatte er wirklich Recht? Sollte Kari sich tatsächlich in all den Jahren der wirklich innigen Freundschaft zu T.K. heimlich in ihn verliebt haben? Oder war sie wirklich einfach nur genervt? „Na ja, wenn man dir so zuhört, kann es ja nicht mehr so lange dauern, bis er sie wieder abschießt“, meinte Tai nachdenklich. „So eine anhängliche Freundin würde mich auch nerven. Weiß nicht, wie er das überhaupt die paar Wochen ausgehalten hat“, stimmte Matt zu. „Sie ist auch in der Schule so nervig“, erzählte Kari weiter. „In den Pausen hängt sie die ganze Zeit an ihm und er geht auch noch darauf ein. Ich glaube, er hat es ihr noch nicht gesagt.“ „Er sollte es ihr aber sagen“, fand Joe. „Man sollte immer ehrlich sein, das haben die anderen verdient.“ „Und wisst ihr noch was? Sie hatten schon Sex!“ Mit bedeutungsvollem Blick sah Kari in die Runde. „Was?!“, rief Sora schockiert. „Das glaube ich nicht!“, rief Mimi. „Er ist doch erst fünfzehn!“, rief Matt. „Das hätte ich nie von ihm gedacht“, meinte Joe kopfschüttelnd. Tai war der Einzige, den diese Neuigkeit zu amüsieren schien. „Da wurde er wohl ziemlich von seinen Hormonen regiert, der Kleine.“ „Habt ihr eigentlich alle nichts Besseres zu tun als über mich und meine Angelegenheiten zu tratschen?“, kam es plötzlich von hinten. Erschrocken drehten sich alle um. T.K. stand am Fuß der Treppe und starrte mit wütendem Blick zu ihnen herüber. Keiner hatte gehört, wie er die Treppe heruntergekommen war. Und nun brachte keiner einen Ton heraus. „Und Kari“, er wandte sich an Kari, „eher werde ich auf dich keine Lust mehr haben als auf Megumi. Du bist echt das Letzte.“ Mimi schnappte nach Luft bei diesen Worten. Auch die anderen sahen fassungslos zu T.K., der sich umgedreht hatte und gerade in seine Schuhe schlüpfte. „T.K.!“, rief Kari und lief zu ihm hinüber. „Bitte, es tut mir Leid. Das war nicht so gemeint.“ „Was war nicht so gemeint? Dass du an alle weiter plauderst, was ich dir im Vertrauen erzählt habe?“ Wutentbrannt starrte er sie an, während er sich seine Jacke überwarf. „Nein! Ich wollte... ich wollte doch nicht... T.K., jetzt warte doch mal! T.K.!“ Verzweifelt rief sie ihm hinterher, doch er war bereits zur Tür hinaus gestürmt. „T.K., warte!“ Sie machte Anstalten ihre Schuhe anzuziehen, doch Tai trat neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Lass ihn erst mal“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Genau, der braucht erst mal ein bisschen Ruhe“, meinte auch Matt. Noch einmal versuchte Kari nach draußen zu gehen, doch Tais Griff verstärkte sich. Mit feuchten Augen sah sie T.K. nach, der sich raschen Schrittes immer weiter entfernte, bis man ihn schließlich nicht mehr sah. „Das wollte ich nicht“, flüsterte sie. Sie drehte sich um und rannte die Treppe nach oben. Mimi warf Sora einen bedrückten Blick zu. „Sollen wir nach oben gehen und...“ „Nein“, unterbrach Sora sie. „Lass sie. Wir gehen nachher nach oben und sehen nach ihr.“ Izzy kratzte sich am Hinterkopf. „Das ist wirklich blöd gelaufen.“ „Die kriegen sich schon wieder ein“, meinte Tai optimistisch. „In dem Alter rastet man halt auch mal aus.“ „Hört, hört“, sagte Joe. „Der Sechzigjährige spricht, lasst euch von Opa Tai mal was sagen.“ „Echt mal, Tai, gerade du Kindskopf erklärst uns, wie die Fünfzehnjährigen ticken.“ Sora lachte. Sie vertrieben sich die Zeit bis zum Abend mit Kartenspielen und plaudern. T.K. war noch nicht wieder gekommen und auch Kari hockte noch im Mädchenzimmer. „Ich glaube, wir sollten langsam mit dem Abendbrot anfangen. Wenn die beiden erst mal leckeres Essen riechen, kommen die schon von selbst wieder“, schlug Matt vor. „Okay, was wollen wir denn kochen?“, fragte Izzy. Mimi tänzelte im Takt der Musik zum Kühlschrank und spähte hinein. „Wie wäre es mit Fischsuppe?“ Es kamen keine Beschwerden, also holte Mimi Gemüse und Fisch aus dem Kühlschrank. Sie kochten alle gemeinsam, jeder bekam eine andere Aufgabe. Es dauerte über eine Stunde, bis das Essen fertig vorbereitet war. „So, jetzt köchelt es noch eine halbe Stunde und dann können wir essen“, verkündete Matt mit zufriedenem Blick in den großen Topf. „Ich werde mal nach Kari sehen“, sagte Mimi. „Ich komme mit.“ Sora lief Mimi hinterher die Treppe hoch. Vorsichtig öffneten sie die Tür und traten ein. Kari lag ihnen den Rücken zugewandt auf ihrem Bett. Im Zimmer war es dunkel. Entschlossen schaltete Mimi das Licht an und ging zu Kari. Sie und Sora knieten sich vor Karis Bett auf den Boden. „Kari?“, fragte Sora leise. „Hmh?“, kam es müde von dem Mädchen. „Sieh uns an“, sagte Mimi bestimmt. Widerwillig drehte Kari sich um. Ihre Augen und ihre Nase waren ganz rot vom Weinen. In einer Hand hielt sie ein zerknülltes Papiertaschentuch, in der anderen ihr Handy. „Hast du versucht ihn anzurufen?“, fragte Mimi. „Ja, er ist nicht ran gegangen“, antwortete Kari mit erstickter Stimme. „Und irgendwann war sein Handy aus.“ Mimi seufzte traurig und Sora streichelte mitleidig Karis Arm. „Hör mal, er braucht nur mal ein bisschen Zeit für sich. Dann kriegt er sich schon wieder ein“, sagte Sora aufmunternd. „Du bist seine beste Freundin. Er wird dir schon verzeihen. Wahrscheinlich hat er dir schon verziehen“, stimmte Mimi ein. Kari schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube nicht. Ich hab wirklich Mist gebaut. Er hat gesagt, ich wäre das Letzte.“ Erneut kullerten Tränen über ihre Wangen und tropften hinunter aufs Kissen. Mimi strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das meint er nicht so, das hat er nur im Affekt gesagt.“ „Das glaube ich auch“, fügte Sora hinzu. „Er ist zur Zeit eben leicht reizbar. Ich wette, es tut ihm sehr Leid, dass er das gesagt hat.“ „Nein, ich bin wirklich das Letzte. Ich erzähle einfach so seine Geheimnisse weiter“, schniefte Kari. „Aber du hast sie doch nur uns erzählt. Wir sagen es ja keinem“, erwiderte Sora aufmunternd. „Genau.“ Mimi nickte eifrig. „Wir behalten es für uns.“ Stumm starrte Kari ins Leere, während die Tränen munter weiter über ihre Wangen flossen. Mimi nahm sich ein Taschentuch aus der Packung auf Karis Nachttisch und tupfte ihr damit die Tränen vom Gesicht. „Hör auf zu weinen“, murmelte sie einfühlsam. „Was ist, wenn T.K. nicht wiederkommt?“, fragte Kari verzweifelt. „Er muss wiederkommen, wir haben seine Bordkarte“, antwortete Mimi. Sora knuffte sie in die Seite und warf ihr einen finsteren Blick zu. „Er kommt schon wieder. Er muss sich nur ein bisschen abreagieren“, sagte sie dann leise. „Und wenn ihm was passiert ist?“ Kari schluchzte. In diesem Augenblick betrat Tai das Zimmer. „Geht mal beiseite“, sagte er unwirsch. Sora und Mimi standen auf und wurden von ihm weggeschoben. Er baute sich vor Kari auf und sah streng zu ihr hinunter. „Jetzt hör mal zu, du hast halt ein bisschen Mist gebaut, davon geht die Welt aber nicht unter. T.K. ist nichts passiert. Wahrscheinlich trinkt er gerade irgendwo gemütlich einen Tee und fragt sich, ob du wohl immer noch heulst.“ Er griff ihre Handgelenke und zog sie etwas unsanft nach oben, sodass sie vor ihm stand. Mit den Händen wischte er ihr die übrigen Tränen aus dem Gesicht. „Und jetzt reiß dich mal ein bisschen zusammen. Spätestens morgen seid ihr doch eh wieder ein Herz und eine Seele, das weißt du sogar noch besser als ich.“ Kari atmete einmal tief durch, straffte die Schultern und nickte dann. „Hoffentlich hast du Recht.“ „Natürlich habe ich Recht. Lass dich nicht so hängen.“ Er drückte seine kleine Schwester kurz an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Und nun ab nach unten mit dir, das Essen wird kalt.“ Kari ging gefolgt von Sora aus dem Zimmer. „Du kannst ja doch einfühlsam sein“, meinte Mimi anerkennend. „Wer hat denn das Gegenteil behauptet?“ Tai lächelte stolz. „Niemand, aber das sind nun mal meine Erfahrungen“, antwortete Mimi und streckte ihm die Zunge raus. „Mimi, irgendwann klatscht's und zwar keinen Beifall“, sagte Tai scherzhaft. Auch sie gingen wieder nach unten zu den anderen. T.K. kehrte nicht während des Essens zurück. Und auch, als der Tisch abgeräumt und Geschirr in den Geschirrspüler geräumt war, tauchte er nicht auf. „Ich werde ihn mal anrufen“, meinte Matt nun mit einem Blick aus dem Fenster. Er holte sein Handy aus der Hosentasche, tippte darauf herum und hielt es sich ans Ohr. Schon eine Sekunde später ließ er es wieder sinken. „Ist ausgeschaltet.“ Kari biss sich auf die Unterlippe. „Vielleicht sollten wir ihn doch lieber suchen gehen“, meinte Sora. „Es ist doch so kalt nachts.“ „Ja, ich bin auch dafür, dass wir mal nachsehen“, stimmte Joe ihr zu. „Ich glaube, ihr übertreibt alle. Wer weiß, was er gerade macht. Er ist kein Kind mehr und wird schon wieder zurückkommen, wenn er sich abgeregt hat“, sagte Tai ernst. „Ich finde aber auch, dass wir ihn suchen sollten. Er ist zwar kein Kind mehr, aber erwachsen ist er auch noch nicht“, erwiderte Izzy. „Na gut, wenn ihr meint.“ Tai zuckte die Schultern und alle machten sich daran sich anzuziehen. „Am besten teilen wir uns in drei Gruppen auf“, sagte Joe. Unwillkürlich machte Mimi einen Schritt in Richtung Sora. „Tai und Kari, ihr geht dort lang. Matt und Izzy gehen geradeaus und weil ich finde, dass ihr Mädchen nicht allein sein solltet, komme ich mit euch mit in diese Richtung.“ „Alles klar. Wenn irgendjemand ihn findet, ruft gleich die anderen an, damit wir nicht unsinnig weiter suchen“, sagte Matt. „Okay, dann lasst uns aufbrechen.“ Sie gingen in verschiedene Richtungen. Mimi schlotterte schon jetzt am ganzen Körper. Ihr Atem bildete kleine weiße Wolken. „Hoffentlich finden wir ihn schnell“, sagte sie und vergrub die Hände in den Jackentaschen. „Hoffentlich finden wir ihn überhaupt“, murmelte Joe. „Glaubst du, ihm ist was passiert?“, fragte Sora ängstlich. „Weiß nicht“, antwortete er. „Schon komisch, dass sein Handy aus ist.“ „Kari hat versucht ihn anzurufen und währenddessen hat er es wohl ausgemacht“, erklärte Mimi. „Okay, dann ist es vielleicht doch nicht so komisch“, räumte Joe ein. „Wenn Kari ihn anruft, macht er sein Handy aus, aber bei dieser Megumi lässt er es an“, sagte Mimi kopfschüttelnd. „Das war doch nur eine Trotzreaktion“, entgegnete Sora. Sie gingen eine Weile durch die Dunkelheit. Nirgends war ein Zeichen von T.K. zu entdecken. „Wo sollen wir ihn bloß suchen? Wir kennen uns doch hier gar nicht aus“, klagte Mimi und sah sich unsicher um. „Er könnte überall sein“, überlegte Sora. Eine weitere halbe Stunde gingen sie frierend und ziellos durch die Gegend. Dann klingelte plötzlich Soras Handy. Hastig kramte sie es aus ihrer Jackentasche und ging dran. „Ja? ... Okay, wir kommen zurück zum Haus.“ Sie packte ihr Handy wieder weg. „Das war Matt. Sie haben ihn gefunden.“ „Was für ein Glück“, seufzte Mimi erleichtert. Schnellen Schrittes gingen die drei zurück zu ihrem Ferienhäuschen. Drinnen stießen sie auf Matt, Izzy und T.K., die sich gerade die Jacken auszogen. T.K. sah noch immer nicht gerade friedlich aus. „T.K., geht’s dir gut?“, rief Sora, als sie ihn erblickte. „Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, vor allem Kari.“ „Klar“, sagte er gleichgültig. „Er war wirklich in einem Café“, berichtete Matt mit zornigem Blick auf seinen Bruder. „Das nächste Mal lässt du dein Handy gefälligst an, verstanden?“ T.K. warf seinem Bruder einen zornigen Blick zu und zog seine Schuhe aus. In diesem Moment kamen Tai und Kari zurück. „T.K.!“ Kari lief auf ihn zu und machte Anstalten ihn zu umarmen, doch seine abwehrende Körperhaltung schien sie sich eines Besseren besinnen zu lassen. Sie ließ die Arme sinken und sah ihn flehend an. „Es tut mir Leid, ehrlich.“ T.K. zuckte nur die Schultern, ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Ich geh schlafen, gute Nacht.“ Verdutzt sahen ihm alle hinterher, als er die Treppe nach oben ging. „Mann, ich hoffe, der hat sich bis morgen wieder eingekriegt“, stöhnte Matt. „Ist ja anstrengend mit ihm.“ „Ich glaube, ich geh auch schlafen“, sagte Mimi, die sich vom vielen Skifahren, der Kälte und der wieder nachlassenden Aufregung plötzlich sehr müde fühlte. Und schließlich entschieden sich alle dazu schlafen zu gehen. Doch auch diesmal erwachte Mimi mitten in der Nacht. Diesmal allerdings, da sie auf die Toilette musste. Widerstrebend kroch sie auf ihrem warmen Bett und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Dabei bemerkte sie, dass auch heute Nacht unten das Licht brannte. Mimi ging zuerst ins Badezimmer und anschließend nach unten. Wieder war es Tai, der dort saß und an einer Tasse nippte. Als Mimi auf ihn zu ging, sah er auf. „Du schon wieder“, begrüßte er sie. „Selber“, antwortete sie. „Kannst du schon wieder nicht schlafen?“ „Nein. Du auch nicht?“ „Doch, ich musste nur auf die Toilette und wollte dann gucken, wer hier unten die Einbrecher fernhält.“ „Die Einbrecher fernhält?“ Tai legte den Kopf schief und sah Mimi an. „Na ja, ich rede mir immer ein, die brechen nicht in beleuchtete Häuser ein“, erklärte Mimi und spürte, wie sie rosa anlief. „Ach so, deshalb schläfst du zu Hause wahrscheinlich auch immer mit Licht, oder?“, stichelte Tai sie grinsend. „Dabei würden die Einbrecher aus Angst vor dir auch ohne Licht nicht bei euch einbrechen.“ Mimi stellte sich gegenüber von ihm an den Tresen und musterte ihn mit zu Schlitzen verengten Augen. „Lieber ein Mädchen, das was drauf hat, als ein Mädchen, das immer beschützt werden muss“, knurrte sie. „Da ist was dran“, erwiderte Tai lächelnd und nippte an seiner Tasse. „Willst du auch noch eine heiße Milch?“ „Nein, danke, ich geh jetzt wieder schlafen“, antwortete Mimi und wandte sich zum Gehen um, doch ihr fiel noch etwas ein. „Übrigens fand ich dich heute ziemlich cool, wie du Kari aufgemuntert hast und so ruhig geblieben bist.“ „Ich hab mir auch Sorgen gemacht“, sagte er nur. „Das hat man aber nicht gemerkt.“ „Na ja, einer muss ja wenigstens so tun, als würde er einen kühlen Kopf bewahren. Sonst drehen doch alle durch.“ Er lächelte selbstgefällig. „Gute Nacht“, murmelte Mimi und ging die Treppe nach oben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)