Skifahren für Anfänger von Juju ================================================================================ Kapitel 7: Ehrlich währt am längsten ------------------------------------ Mimi erwachte früh am Morgen nach einer unruhigen Nacht. Sie wusste, dass auch Sora sich nur herum gewälzt hatte. Mimi setzte sich auf und sah ihre beste Freundin an, die ihren Blick erwiderte. Kari schien noch tief und fest zu schlafen. „Hab ich mich gestern wirklich mit Matt gestritten?“, fragte Sora müde und sah tatsächlich so aus, als glaubte sie, das wäre alles nur ein Traum gewesen. Mimi kniff die Lippen zusammen und nickte. Sora seufzte leise und schwang sich aus dem Bett. „Ich glaube, ich sollte es ihm sagen.“ „Ja, glaub ich auch“, stimmte Mimi leise zu. „Aber wie?“ Sora sah sie hilflos an. Mimi zuckte ratlos die Schultern. Sie war glücklicherweise noch nie in so einer Situation gewesen. Sora ging aus dem Zimmer und Mimi hörte, wie sie die Badezimmertür hinter sich schloss. Dann stand sie selbst auf und beschloss schon einmal mit der Vorbereitung des Frühstücks anzufangen. Darüber würden die anderen sich sicher freuen, denn um diese Uhrzeit schliefen sie sicher noch alle. Doch Mimi irrte sich. „Oh“, machte sie, als sie am Fuß der Treppe ankam und in die Küche sah. „Hey“, begrüßte Tai sie und warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Danach schien es ihm sehr wichtig zu sein, die richtige Anzahl Teller aus dem Schrank zu holen. „Na, du Flittchen?“, sagte Mimi und versuchte, möglichst lässig zu klingen. Tai gab nur einen undefinierbaren Laut von sich und trug die Teller zum Esstisch. Mimi erschien es blöd, jetzt wieder nach oben zu gehen, also half sie ihm beim Tischdecken, obwohl sie ihm am liebsten aus dem Weg gegangen wäre. „Wie geht’s dir? Fühlst du dich schon besser als gestern?“, fragte Tai nach einer Weile betont beiläufig. „Ja, ähm... geht schon“, stammelte Mimi und machte sich ans Aufschlagen der Eier. Tai nickte und wieder herrschten ein paar Minuten Schweigen. „Okay, ich geh dann mal zum Bäcker“, verkündete er und war schon weg. Mimi fragte sich, warum er nicht gleich beim Bäcker war, als er von seiner Schlampe zurückkam. Hatte sie gerade tatsächlich ein ihr unbekanntes Mädchen in ihren Gedanken als Schlampe bezeichnet? Vor lauter Schreck über sich selbst ließ sie das Messer fallen, das sie gerade zum Zwiebelschneiden aus der Schublade geholt hatte und das jetzt laut klirrend zu Boden fiel. „Pass doch auf! Oder willst du dir die Füße abschneiden?“ Sora war fertig angezogen in der Küche erschienen und hob das Messer auf. „Tai ist wieder da“, antwortete Mimi nur und drehte sich weg. „Oh“, sagte Sora überrascht. „Ich frag mich echt, was ihn dazu bewegt hat, zu irgendeiner nach Hause zu gehen. Das macht er doch sonst nicht.“ „Soll er doch“, entgegnete Mimi trotzig und kramte im Kühlschrank alles Mögliche für das Frühstück heraus. Sora trat neben Mimi und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Mimi.“ Sie seufzte. „Das ist dir nicht egal, oder?“ Mimi zögerte eine Weile und zuckte dann die Schultern. „Keine Ahnung.“ „Vielleicht solltest du ihm das sagen?“, schlug Sora vorsichtig vor. „Ich will ihn aber nicht davon abhalten, Spaß zu haben. Schon gar nicht, wenn ich eh nichts für ihn empfinde“, entgegnete Mimi. „Denk einfach mal in Ruhe über alles nach“, sagte Sora, fasste Mimi an den Schultern und drehte sie um. „Und jetzt zieh dir mal was an, sonst wird deine Erkältung noch richtig schlimm.“ „Ja, Mama“, murrte Mimi und ging wieder nach oben. Das Frühstück stellte sich als schwierig heraus. Die Stimmung zwischen Matt und Sora war kühl und auch Mimi wollte nicht mit Tai reden. Megumi ignorierte Kari ja bereits seit ihrer Ankunft am Vortag und auch ansonsten schien niemand Lust zu haben, sich mit Megumi zu unterhalten, nicht mal T.K. „T.K., möchtest du mir nachher ein bisschen die Stadt zeigen?“, fragte sie und klimperte mit den Wimpern. „Sorry, wir gehen Ski fahren“, antwortete T.K. knapp und ohne sie anzusehen. Mimi war sich sicher, für den Bruchteil einer Sekunde ein schadenfrohes Lächeln über Karis Lippen huschen zu sehen. Megumi hingegen zog eine Schnute. „Aber ich will doch Zeit mit dir verbringen“, entgegnete sie jammernd. „Dann musst zu mitkommen. Kannst du Ski fahren?“ T.K. sah sie fragend an. „Nein, aber du kannst es mir ja beibringen“, sagte Megumi mit leuchtenden Augen. T.K. verdrehte kaum merklich die Augen und wirkte, als gäbe es ungefähr eintausend Dinge, die er lieber tun würde, als Megumi das Skifahren beizubringen. Auch Mimi war zusehends genervt, aber sie hatte diesem Mädchen ja schon zumindest teilweise ihre Meinung gesagt. Nach dem Frühstück machten sie sich gemeinsam ans Aufräumen. „T.K., kannst du mir mal kurz oben helfen?“, fragte Matt und sah seinen Bruder vielsagend an. Widerwillig folgte dieser ihm nach oben. Sora seufzte. „Warum will er nicht mit mir reden?“ „Hast du es noch mal versucht?“, fragte Tai. Sowohl Sora als auch Mimi sahen ihn überrascht an. „Woher weißt du...“, setzte Sora an. „Matt hat es mir erzählt. Heute Morgen. Nicht ganz freiwillig.“ Tai grinste vielsagend. Sora zögerte einige Augenblicke. „Nein, ich will ihn ja nicht nerven“, antwortete sie schließlich leise. „Du immer.“ Tai gab ihr einen Klaps auf die Schulter. „Du nervst ihn doch nicht. Red einfach noch mal mit ihm und dann hat sich das wieder.“ „Oder du machst es auf Tai-Art und legst ihn einfach so bald wie möglich flach. Scheint ja gut zu funktionieren“, knurrte Mimi schnippisch. Diese Spitze hatte sie sich einfach nicht verkneifen können. Tai schien sprachlos, denn er starrte Mimi nur an. „Ja, Sora, manchmal wirken Taten besser als Worte“, stimmte Joe zu, als er gerade den Geschirrspüler anstellte, und lachte. „Also echt, Tai, da guckt man einmal nicht hin und schon bist du mit einem Mädchen verschwunden“, mischte sich nun auch Izzy ins Gespräch. „Wie war sie denn so? Warst du erfolgreich?“, fragte Mimi sarkastisch und warf ihm einen bösen Blick zu. „Lalalalala“, machte Kari und hielt sich demonstrativ die Ohren zu. „Ich hör das nicht, ich hör das nicht, ich hör das nicht.“ „Izzy, du brauchst dich eigentlich auch nicht melden. Wer war denn die Kleine, mit der du die ganze Zeit getanzt hast?“, fragte Joe und lenkte damit die Aufmerksamkeit aller auf Izzy. Tai hatte sich angesäuert einen Lappen geschnappt und war dabei, den Tisch abzuwischen. „Ähm... ach... das war eine Deutsche, die gerade auch hier Urlaub macht“, antwortete Izzy, kratzte sich am Hinterkopf und lief knallrot an. „Wie heißt sie denn?“ „Wie alt ist sie?“ „Habt ihr eure Handynummern ausgetauscht?“ Izzy sah nun aus, als würde er sich gern in ein Loch setzen und nicht mehr herauskommen, doch er brauchte nicht zu antworten, denn von oben ertönte ein Brüllen. „Was soll ich denn machen? Ich kann sie doch nicht zwingen, nach Japan zurück zu fliegen!“ Das war eindeutig T.K.s Stimme. „Du kannst ihr einfach mal klarmachen, dass sie nicht erwarten kann, dass alle sich auf einmal nach ihr richten!“, antwortete Matt wütend, aber etwas leiser. „Gib mir doch nicht die Schuld daran! Ich wollte nicht, dass sie mitkommt!“ Megumi, die sich nicht am Aufräumen beteiligt hatte, warf Kari einen gespielt mitleidigen Blick zu. „Das ist ganz schön hart, oder? Dein angeblich bester Kumpel will dich nicht dabei haben. Vielleicht bist du doch nicht die Nummer eins“, sagte sie und zuckte die Schultern. Kari machte große Augen und sah unsicher zu den anderen, die allesamt Megumi anstarrten. „Er... er meinte doch nicht mich, oder?“, fragte Kari kleinlaut an ihre Freunde gewandt. „Wenn doch, dann muss ich mir zumindest überlegen, wie ich es wie einen Unfall aussehen lassen kann“, antwortete Tai scherzhaft. Kari wirkte nur noch verunsicherter. „Natürlich meint er nicht dich!“, sagte Mimi heftig und sah Megumi böse an. „Er meint sie.“ „Was?!“ Megumi starrte Mimi geschockt an. „Er ist mein Freund! Er würde wohl kaum so über mich reden!“ „Aber Kari verlangt nicht, dass alle sich nach ihr richten“, warf Izzy ein. „Naja, zumindest ist sie nicht so blöd, das zu sagen“, antwortete Megumi bestimmt und bevor sie noch jemand attackieren könnte, stolzierte sie die Treppe hinauf, während Matt wütend herunterkam. „Noch lauter ging es wohl nicht?“, fragte Tai ihn. „Sie hat es gehört, oder?“, fragte Matt leise. „Nein“, antwortete Tai sarkastisch. „Es war so leise, das kann sie gar nicht gehört haben.“ „T.K. will sie nicht zur Rede stellen“, verkündete Matt. „Das haben wir mitbekommen“, sagte Kari, die noch immer verunsichert wirkte. „Was sollen wir mit ihr machen? Bleibt sie jetzt für den Rest unseres Urlaubs hier?“, fragte Joe in die Runde. „Ich hoffe nicht“, seufzte Matt. „Ich weiß nicht, warum T.K. sich ausgerechnet so eine genommen hat.“ „Tja, Mädchen, die leicht zu haben sind. Da kann auch der stärkste Typ mal schwach werden, nicht wahr, Tai?“, stichelte Mimi und ihre Augen blitzten gefährlich. „Mimi...“ Tai sah sie mit einem merkwürdigen Blick an, schien aber nichts weiter hinzufügen zu wollen. „Vielleicht sollten wir uns langsam auf den Weg machen, sonst kriegen wir wieder Ärger“, lenkte Joe das Gespräch in eine andere Richtung. Mimi hatte beobachtet, wie Sora in den letzten paar Minuten neben Matt getreten war und ihre Hand in seine gelegt hatte. Er hatte sie kurz angesehen, aber nicht weiter reagiert. Als sie alle endlich am ersten Lift ankamen, waren sie wieder einmal zu spät dran. Mimi hatte heute noch weniger Lust aufs Skifahren als sonst. Sie stellte sich die Begegnung mit Marius nach dem gestrigen Abend mehr als nur schwierig und angespannt vor. Gut, dass Matt nicht in seiner Gruppe war. „Guten Morgen“, begrüßte Marius sie etwas verhalten. Er mied ihre Blicke so gut es ging. „Wir probieren heute mal ein paar neue Pisten. Wenn ihr wollt, können wir auch mal eine schwarze ausprobieren.“ Mimi verzog das Gesicht. Sie stellten sich in der Schlange vor dem Lift an und fuhren nach oben. Mimi hatte befürchtet, dass sie nach diesem einen Tag Pause gar nichts mehr konnte, doch sie kam gut vom Lift weg. Oben verabschiedeten sich T.K., Matt und Izzy von den anderen. Sora sah ihnen wehmütig hinterher. „Ganz schön gemein von ihm, dass er sie allein gelassen hat“, meinte Kari, kicherte aber. „Tja, sie muss sich halt einen Skipass kaufen und Skier ausleihen, wenn sie ihm den ganzen Tag auf die Nerven gehen will. Anscheinend geht sie dann doch lieber allein in der Stadt bummeln“, antwortete Mimi. „Sie hätte sich eben nicht einfach selbst einladen dürfen“, warf Sora ein. „Hey, kommt ihr mal? Wir wollen heut noch mal los!“, rief Tai ungeduldig. Marius und die Jungs hatten sich schon bereit zur Abfahrt an den Rand der Piste gestellt. Die Mädchen gesellten sich zu ihnen und nahmen wieder die gleichen Plätze ein wie das letzte Mal, als Mimi mit Tai im Schnee verloren gegangen war und dann ging es auch schon los. Mimi kam besser wieder in die Abfahrt hinein, als sie gedacht hatte. Es lief erstaunlich gut. Vielleicht wurde aus ihr ja doch noch eine super Skifahrerin und sie hatte ein verborgenes Talent entdeckt. Obwohl... wenn sie beobachtete, wie Sora fuhr, dann schlummerte das Talent wohl eher in dieser. Das Wetter war an diesem Tag bedeutend besser. Zwar schien die Sonne nicht, doch es schneite auch nicht und von Nebel war ebenfalls keine Spur. So konnte sie Joe nicht wieder aus den Augen verlieren. Als sie am nächsten Lift ankamen, sprach Marius Lobe und Kritiken aus und sie fuhren mit dem Lift nach oben zur nächsten Piste. „Ohje, die sieht aber steil aus“, stellte Mimi ängstlich fest, als sie die Piste vor sich betrachtete. „Ihr schafft das schon“, sagte Marius ermunternd. „Ihr fahrt doch schon richtig gut inzwischen.“ Mit diesen Worten stieß er sich ab und fuhr voraus. Sora folgte ihm nach ein paar Sekunden, dann kamen Kari und Joe. „Sag mal, was ist eigentlich dein Problem?“, fragte Tai plötzlich, nachdem Joe außer Hörweite war, und sah Mimi forschend an. „Was? Was für ein Problem?“, fragte Mimi, obwohl sie sich schon denken konnte, worauf er hinaus wollte. „Deine ständigen Anspielungen auf gestern.“ „Ich weiß nicht, wovon du redest“, sagte Mimi abweisend und fuhr einfach los. „Mimi!“, hörte sie Tai noch rufen, doch sie fuhr einfach weiter, bis sie die anderen erreicht hatte. Am liebsten hätte sie ihren Platz mit Joe getauscht. Moment mal, sie konnte ihn ja einfach fragen. „Joe?“ Ein Augenaufschlag, ein unschuldiges Lächeln und sie hatte seine volle Aufmerksamkeit. „Ja?“ Er sah sie erwartungsvoll an. „Wollen wir vielleicht die Plätze tauschen? Karis Jacke kann ich im Schnee viel besser sehen als deine.“ Ein Klimpern mit den langen Wimpern und schon lächelte Joe und nickte. „Klar, kein Problem.“ Mimi lächelte dankbar und fuhr nach Kari los. Sie wollte Tai nicht ansehen, konnte sich aber gut vorstellen, was er für einen Blick aufgesetzt hatte. „Nervt Tai dich?“, fragte Kari beim nächsten Zwischenstopp, als sie auf Joe und Tai warteten. „Ja“, murrte Mimi. „Ich will jetzt einfach nicht mit ihm allein sein. Nicht mal für eine Minute.“ Kari seufzte und sah sie stirnruzelnd an. „Weißt du... vielleicht wollte er dich einfach eifersüchtig machen?“, schlug Kari vorsichtig vor. „Tja, hat nicht geklappt“, knurrte Mimi und schwieg dann, weil die Jungs ankamen. Sie aßen wieder in einer Berghütte Mittag, allerdings diesmal ohne Marius. Der hatte einen Skilehrerkollegen getroffen, aber Mimi glaubte, er hätte sich auch so nicht zu ihnen gesetzt, um weiteren Auseinandersetzungen mit Matt aus dem Weg zu gehen. Die Stimmung beim Mittagessen war relativ locker dafür, dass nicht jeder mit jedem reden wollte. Mimi löffelte schweigend ihre Flädlesuppe, die sie schon beim letzten Mittagessen auf dem Berg für sich entdeckt hatte. Die schmeckte einfach super und wärmte von innen. Nebenbei lauschte sie den Gesprächen ihrer Freunde. Izzy erzählte, wie er fasst einen kleinen Jungen umgefahren hätte und am Ende selbst fiel. T.K. und Kari teilten sich eine Salamipizza und tauschten immer wieder seltsame Blicke aus. Sora saß neben Mimi und unterhielt sich mit Tai. Matt und Joe planten gerade den kommenden Abend. „Ich bin dafür, wir lassen es heute ruhiger angehen. War ja doch ziemlich turbulent gestern“, schlug Joe vor. „Mhm, ich bin auch dafür“, stimmte Matt trocken zu. „Ich wollte eh noch ein Lied zu Ende schreiben.“ „Woran schreibst du denn?“, fragte Sora, die ihr Gespräch mit Tai unterbrochen hatte. „Ach, irgendwas“, antwortete Matt, ohne sie anzusehen. Sora ließ sich nichts anmerken, aber Mimi wusste, wie es in ihrem Inneren aussah. Am liebsten hätte sie Matt selbst gesagt, wie gemein er war und dass er seine Freundin gefälligst nicht wie Dreck behandeln sollte, zumal diese wirklich nichts verbrochen hatte. Aber sie wollte sich nicht einmischen. Am Ende war Sora noch sauer auf sie. „Mensch, dieses Wiener Schnitzel ist einfach der Hammer. Ich glaub, ich nehm mir ein paar davon mit nach Japan“, schwärmte Tai, der sich ein Stück Schnitzel nach dem anderen in den Mund stopfte. „Solange du mit dem armen Schnitzel nicht auch noch ins Bett gehst“, zischte Mimi in seine Richtung, sodass nur er und Sora es hören konnten. Tai legte ruckartig sein Besteck auf den Teller, sodass dieses laut klirrte, und sah Mimi an, als wollte er ihr ein paar saftige Beleidigungen an den Kopf werfen, hielt aber den Mund. Auch Sora sah sie überrascht an. „Mimi, gibt es nicht schon genug Spannungen?“, murmelte sie und rieb sich die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen. „Entschuldige“, nuschelte Mimi und schluckte den letzten Löffel Suppe hinunter. Nach dem Mittagessen fuhren sie noch bis zum späten Nachmittag Ski. Sie probierten viele neue Pisten aus, wobei Mimi immer besser zurechtkam. Sie schaffte es außerdem, Tai aus dem Weg zu gehen, indem sie darauf achtete, dass sie ja nicht mit ihm allein war, nicht einmal für ein paar Sekunden. Von Marius wurde sie dafür für ihre Fortschritte gelobt. „Deine Kurven sehen schon viel besser aus“, sagte er lächelnd. Als die Dämmerung schon einsetzte, machten sie sich auf den Rückweg zu ihrer Ferienhütte. „Er hat sich bei mir entschuldigt“, sagte Sora leise zu Mimi. Die beiden Mädchen bildeten das Schlusslicht der Gruppe und liefen in einigem Abstand hinter den anderen. „Echt? Wann? Wurde ja auch mal Zeit. Er hätte wirklich nicht gleich so ausrasten müssen“, sagte Mimi verdutzt. „Nicht Matt. Marius“, erwiderte Sora betrübt. „Ach so. Was hat er denn gesagt?“ Sora zuckte die Schultern. „Dass es ihm Leid tut, dass ich jetzt wegen ihm Stress mit Matt hab. Angeblich wusste er noch nicht, dass er mein Freund ist“, erzählte sie. „Vielleicht wusste er es wirklich noch nicht“, mutmaßte Mimi. „Dann müsste sich Matt ja noch bei ihm entschuldigen.“ „Ich glaub nicht, dass Matt sich entschuldigt“, antwortete Sora und ließ den Kopf hängen. Sie kamen an ihrem Häuschen an und gingen hinein, wo sie von Megumi begrüßt wurden. Eigentlich wurde nur T.K. von Megumi begrüßt, denn sie fiel ihm in die Arme und küsste ihn, bevor er die Chance hatte, seine Skier richtig abzustellen. Alle anderen marschierten wortlos in den Keller, um ihre Skischuhe auszuziehen. T.K. folgte ein paar Sekunden später und sah genervt aus. „Ich werd nachher mal mit ihr reden“, verkündete er und ließ sich auf der Bank fallen. „Was willst du ihr sagen? Dass sie wieder nach Hause fliegen soll?“, fragte Izzy und sah ihn an. „Ich weiß auch nicht“, murrte T.K. schlecht gelaunt. „Naja, das kann er ihr nicht befehlen. Aber du kannst ihr zumindest sagen, sie solle sich was anderes in der Stadt zum Übernachten suchen“, schlug Joe vor. „Ja, das versuche ich wohl mal“, stimmte T.K. wenig überzeugt zu. Nach der wohltuenden heißen Dusche ging Mimi in die Küche, um sich selbst eine heiße Schokolade zu machen. Normalerweise übernahm Tai ja diese Rolle, doch es erschien ihr unangebracht, ihn zu fragen, da sie ja zu engen Kontakt mit ihm mied. „Na, brauchst du noch Halstabletten?“ Joe war ebenfalls in der Küche erschienen und machte sich daran, den Geschirrspüler auszuräumen, der noch mit dem Frühstücksgeschirr gefüllt war. „Nein, mein Hals tut schon fast nicht mehr weh“, meinte Mimi und lächelte ihn an. „Dafür kommt jetzt der Schnupfen.“ „Oh, naja, ich hab genügend Taschentücher und Nasenspray mit, also wenn du irgendwas brauchen solltest...“ „Dann melde ich mich. Danke.“ Lächelnd wand Mimi sich wieder ihrer heißen Schokolade zu. „Sag mal, ist alles okay mit dir, Mimi?“, fragte Joe unvermittelt. „Hm?“ Überrascht sah sie ihn an. „Was sollte denn nicht okay sein?“ „Naja...“ Joe zögerte. „Du wirkst heute irgendwie ruhiger. Ich dachte, du bist vielleicht traurig oder so.“ „Oh, ich... nein, mir geht’s gut“, stammelte Mimi. „Möchtest du auch eine heiße Schokolade?“ „Ja, gern.“ Mimi wartete schweigend, bis die Milch warm genug war, während Joe den Geschirrspüler leerte. Sie schüttete die Milch auf das Kakaopulver in den vorbereiteten Tassen. „Danke, dass du dir Sorgen um mich machst. Das ist echt lieb von dir“, sagte Mimi verlegen und spürte, wie sie rosa anlief. „Ach was“, murmelte Joe nur, doch seine Wangen bekamen ebenfalls einen rosafarbenen Schimmer. Er nahm schnell die beiden Tassen und brachte sie ins Wohnzimmer auf den Couchtisch. Mimi folgte ihm und ließ sich auf der Couch fallen. Sie wickelte die Kuscheldecke um sich und nahm die heiße Tasse in die Hände. Von oben her drangen Gitarrenklänge. „Ich höre ihn so gern spielen“, sagte Sora, die die Treppe herunter gekommen war und sich nun neben Mimi auf die Couch setzte. „Ich hätte auch gern mal einen Freund, der so toll Gitarre spielen und singen kann“, seufzte Mimi. „Vielleicht ist das Lied, an dem er gerade schreibt, ja für dich“, überlegte Joe und sah Sora an. „Aber warum sollte er das dann ausgerechnet jetzt zu Ende schreiben, wo er doch gerade nicht wirklich mit mir redet?“, fragte Sora. „Stimmt auch wieder“, meinte Joe und nippte an seiner Tasse. „Boah!“ Das war Tai, der gerade die Treppe herunterkam, gefolgt von Kari. „Man, kann die nerven.“ „Also ich finde Kari nicht nervig“, warf Joe ein und runzelte die Stirn. „Was? Die doch nicht. Obwohl, Kari kann auch manchmal nerven.“ Tai grinste und erntete für seinen Spruch von Kari einen Stoß in die Rippen mit dem Ellbogen. „Autsch!“ „Er meint Megumi.“ „'T.K., wollen wir was zusammen machen? T.K., wollen wir spazieren gehen? T.K., muss Kari immer dabei sein?'“ Tai hatte seine Stimme verstellt, sodass sie jetzt hoch und nervtötend klang. Kari verdrehte die Augen. Die beiden Geschwister setzten sich neben Joe. „Wo ist eigentlich Izzy ab geblieben?“, fragte Mimi und sah sich um. Von Izzy war nirgends etwas zu sehen. „Der telefoniert mit irgendwem“, antwortete Joe schulterzuckend. Tai stand noch einmal auf, um den Kamin anzuheizen. Wenig später saßen sie alle um das prasselnde Feuer und ruhten sich vom anstrengenden Skitag aus. Draußen wurde es langsam dunkel und als Mimi schon Hunger bekam, tauchte endlich Izzy auf, dessen Lippen von einem breiten Lächeln umspielt wurden. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. „Mit wem hast du denn telefoniert?“, fragte Tai neugierig und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Mit niemandem“, log Izzy und setzte eine Unschuldsmiene auf. „Fehlen hier nicht welche?“ „T.K. redet mit Megumi, aber die brauchen ganz schön lang“, erklärte Tai. „Vielleicht kommt dann wenigstens was dabei heraus“, murmelte Mimi. „Hoffentlich“, sagte Kari finster. Anschließend unterhielten sie sich ein paar Minuten locker und lauschten dem Prasseln und Knacken des Feuers. Irgendwann kam Matt, in einer Hand seine Gitarre haltend, die Treppe herunter. Nun waren alle Blicke auf ihn gerichtet. „Ähm...“ Er räusperte sich und kratzte sich mit der freien Hand am Hinterkopf. „Ich hab gerade meinen Song fertig geschrieben. Vielleicht wollt ihr euch ihn mal anhören? So als erstes Publikum?“ Alle murmelten zustimmende Worte, nickten und sahen ihn neugierig an. Matt nahm sich einen Stuhl vom Esstisch und zog ihn neben den Kamin. Er setzte sich und platzierte die Gitarre auf seinem Schoß. Dann räusperte er sich erneut. „Also, ich hab ihn für Sora geschrieben.“ Er sah sie vielsagend an. Mimi beobachtete, wie ihr Mund aufklappte vor Überraschung. Joe hatte also doch Recht gehabt. „Hab ihn schon vor zwei Monaten angefangen, aber wusste nicht, wie ich ihn zu Ende schreiben soll. Naja, und heute hatte ich eine Idee.“ Er spielte die ersten Akkorde und fing dann an zu singen. „Do you remember when I said you were my only one? We were running underneath the California sun. Well, now I look at you and you're still more than I can take. You're like a slow song, starting to accelerate. And all my life I looked for you, for arms that I can fall into. All I can think about is you with me driving with the Saves The Day record on. We were singing until our voices were gone and I was falling hard. You were barely haning on and now I want to chase forever down with you around. You are making movies in your head when you fall asleep, having nightmares, dreaming that I'm gonna leave. I know you've always been afraid of ending up alone. Somebody hurt you, now you're waiting on a dial tone. But I'm right here, so don't get blue. It's not just you; I need this, too. All I can think about is you with me driving with the Saves The Day record on. We were singing until our voices were gone and I was falling hard. You were barely haning on and now I want to chase forever down with you around. We were running underneath the California sun. We were underneath the California sun. All I can think about is you with me driving with the Saves The Day record on. We were singing until our voices were gone and I was falling hard. You were barely haning on. We put our record on, kept singing until our voices were gone and I was falling hard. You were barely hanging on and now I want to chase forever down. We were riding underneath the California sun. I just want to chase forever down with you around.“ Er spielte die letzten Akkorde, stoppte und sah auf. Sora hatte angefangen zu heulen und auch Mimi wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Alle anderen applaudierten und pfiffen begeistert. „Jaja, Autogramme gibt’s später“, sagte Matt und hob abwehrend die freie Hand. Er lächelte etwas unsicher. „Oh, das ist... das ist so...“ Sora wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Vielen Dank.“ Sie lächelte glücklich und gerührt. Matt streckte eine Hand nach ihr aus, woraufhin sie aufstand und zu ihm ging. Er zog sie zu sich herunter und küsste sie, worauf wieder alle anfingen zu jubeln und zu klatschen. Mimi musste lachen, doch sie freute sich sehr für Sora. Die Stimmung war nun merklich aufgelockert, da zwischen Matt und Sora wieder alles okay war. Alle bekundeten ihre Begeisterung für Matts Lied und sagten ihm, er sollte bloß nichts mehr daran ändern, es wäre perfekt so und wunderschön. Der Tag schien vorerst gerettet. „Ich bin schwanger!“, rief Sora plötzlich und schlagartig herrschte Totenstille im Raum. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Alle machten große Augen und starrten Sora an und selbst Mimi klappte der Mund auf, obwohl das für sie ja keine Neuigkeit mehr war. Doch von diesem unerwarteten Geständnis war sie einfach mehr als nur überrascht. Sora stand neben Matt, der langsam seine Gitarre an der Wand neben sich abstellte. Nach gefühlten Stunden voll verblüfftem Schweigen stand Tai auf und ging zu den beiden. „Glückwunsch, du Stecher“, sagte er grinsend und klopfte Matt auf die Schulter. Anschließend nahm er die verdatterte Sora in die Arme und drückte sie einige Sekunden fest an sich. Dann sprangen auch die anderen auf und liefen zu ihnen. „Oh, ist das war?“ „Seit wann weißt du das?“ „Im wievielten Monat denn?“ „War das ein Unfall?“ „Wusstest du das schon, Matt? Du siehst so mitgenommen aus.“ Matt starrte ins Leere und schüttelte langsam den Kopf. Bis auf ihn und Mimi redeten alle durcheinander auf Sora ein, die versuchte, alle Fragen zu beantworten und immer verlegener wurde. Dann irgendwann stand auch Matt auf und sah Sora an. „Wollen wir eine Runde spazieren gehen?“, fragte er und klang dabei merkwürdig zurückhaltend. Ohne ihre Antwort abzuwarten nahm er ihre Hand und zog sie hinter sich her. „Bis später“, rief Sora den anderen über die Schulter zu, dann waren sie in ihre Jacken und Schuhe geschlüpft und durch die Tür nach draußen gegangen. T.K. stand mit Megumi am Fuß der Treppe und sah den beiden nach. „Was ist denn hier los?“ „Mensch, T.K., du wirst Onkel!“, rief Kari strahlend. „Hä?“ Völlig irritiert sah er in die Runde und schien auf jemanden zu warten, der den Scherz enttarnte, doch das tat niemand. „Ist das euer Ernst? Wo sind die hin?“ „Ich glaub, die müssen nur mal miteinander reden“, antwortete Izzy grinsend und sah zur Tür. Laut durcheinander schnatternd setzten sich alle wieder auf die Sofas und Mimi erzählte ihnen, wie sie und Sora das am gestrigen Tag alles zusammen herausgefunden hatten. „Ich hab mir ja schon fast gedacht, dass da irgendwas nicht stimmt“, meinte Joe und rückte seine Brille zurecht. „Ich weiß gar nicht, ob ich das schockierend oder süß finden soll“, sagte Kari und schüttelte noch immer ein wenig fassungslos den Kopf. „Geht mir genauso“, stimmte Izzy zu. „Sind die nicht ein bisschen jung für ein Baby?“, warf Megumi ein, doch niemand schenkte ihrem Einwand Beachtung. „Ich bin jedenfalls schon echt gespannt auf das Baby“, sagte Mimi mit leuchtenden Augen. „Ich bin gespannt, wie die jetzt mit allem zurechtkommen“, murmelte T.K. „Wir helfen ihnen doch, wo wir können, oder?“, fragte Kari in die Runde. Sie bekam einstimmigen Zuspruch. Einige Minuten redeten sie noch über die überraschende Neuigkeit, dann meldete sich Tai. „Lasst uns mal was kochen. Ich hab Hunger“, schlug er vor und stand schon auf, um sich in die Küche zu begeben. Die anderen stimmten zu und so suchte sich jeder eine Arbeit. Da Matt gerade nicht da war, um die Führung über das Kochen zu übernehmen, bekam Izzy diesen Part. Er entschied, dass es eine Gemüsepfanne mit Hähnchen und Reis geben sollte. So machten er und Mimi sich daran, das Gemüse zu schneiden, während Kari sich an den Herd begab und Fleisch anbriet. Der Rest übernahm das Tischdecken. Megumi versuchte wieder einmal T.K. abzulenken, doch der ignorierte sie zusehends und kümmerte sich um seine Arbeit. Irgendwann gab sie auf und setzte sich gelangweilt an den Esstisch. „Hmmm“, machte Izzy, nachdem er die beinahe fertige Pfanne probiert hatte. „Ich glaub, da fehlt noch...“ Er griff ein paar Gewürzgläschen und kippte dieses und jenes in die Pfanne. Mimi und Kari sahen ihm verblüfft zu. „Seit wann kochst du eigentlich?“, fragte Mimi ihn. „Keine Ahnung, das kam einfach so mal“, antwortete er schulterzuckend und stellte das Salz weg. „Kostet mal.“ Er schob Mimi und Kari jeweils einen Löffel voll Hühnchen und Gemüse in den Mund. Die Mädchen kauten und schluckten und nickten. „Schmeckt super“, fand Kari. „Ja, hast du toll gemacht“, stimmte Mimi zu und lächelte. „Vielleicht kannst du mir auch mal was kochen.“ Sie liebte Männer, die kochen konnten und musterte Izzy mit geschürzten Lippen. Eigentlich sah er richtig gut aus. „Hab ich doch gerade.“ Er lächelte zurück und griff dann nach seinem Handy. „Wir sind wieder da“, kam es von der Haustür. Sora und Matt kamen mit roten Wangen und Nasen herein und legten gerade ihre Jacken ab. Mimi versuchte, in Soras Gesicht zu lesen, wie es gelaufen war, konnte aber keine Anzeichen für einen positiven oder negativen Verlauf erkennen. Auch Matt wirkte irgendwie neutral. Sora zog sich die Schuhe aus und lief auf das Badezimmer zu. Mimi rannte ihr hinterher und quetschte sich durch die Tür, bevor Sora diese zuschlagen konnte. Überrascht sah sie Mimi an, die sich auf dem Rand der Badewanne niederließ und Soras Blick erwartungsvoll erwiderte. „Was ist?“, fragte Sora und schloss die Tür ab. „Jetzt tu doch nicht so. Erzähl schon. Wie ist es gelaufen?“, fragte Mimi neugierig und starrte sie an. „Ja, also... ganz gut eigentlich.“ Sora lächelte. „Ich hab ihm alles noch mal genau erklärt, wie du und ich das gestern herausgefunden haben und wann das passiert sein muss und so. Naja und dann haben wir darüber geredet, wie das weitergehen soll und wie wir das machen und so und...“ Sie zögerte. „Und?“, fragte Mimi mit großen Augen. „Wir wollen nach der Schule zusammenziehen“, verkündete Sora und ihre Wangen leuchteten rosa. „Oh, wie schön“, seufzte Mimi. „Dann seid ihr ja schon eine richtige kleine Familie.“ „Ja, irgendwie schon. Aber ich kann mir das noch gar nicht vorstellen. Das ist noch so unwirklich und plötzlich“, antwortete Sora. „Glaubst du, er freut sich über das Kind?“, fragte Mimi vorsichtig. Sora dachte kurz nach. „Ja, ich glaube schon.“ „Also ich freue mich auch darüber“, schwärmte Mimi und stellte sich vor, wie sie auf Soras Baby aufpasste, es im Arm hielt und beruhigte, weil es gerade weinte. Später würde sie dann die coole Tante werden, die mit dem kleinen Sprössling shoppen geht. Ja, sie würde die coole Tante Mimi werden, die Soras Kind am liebsten besuchte und mit der es vor seinen Freunden angab. „Ich kann mich irgendwie noch nicht so richtig drüber freuen“, murmelte Sora. Geistesabwesend wusch sie sich die Hände. „Aber Sora...“, setzte Mimi an, wurde aber unterbrochen. „Ja, ich weiß, es ist mein Baby und auch Matts Baby, aber ich weiß einfach noch nicht, wie wir das unseren Eltern beibringen sollen und wie wir das finanzieren können und ob wir überhaupt eine passende Wohnung finden und...“ Mimi trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das wird schon alles irgendwie“, sagte sie aufmunternd. „Wir helfen euch doch alle, wo wir können und sind immer für euch da. Mach dir nicht allzu große Sorgen und freu dich lieber ein bisschen.“ Sora nickte und lächelte. „Ich versuch's.“ „Jetzt kannst du gerade eh nichts machen. Genieß lieber den Urlaub.“ Die beiden Mädchen verließen das Badezimmer und gingen zum Esstisch, wo alle schon saßen und Izzy gerade die Hühnchen-Gemüse-Pfanne verteilte. „Guten Appetit“, wünschte er und alle fingen an zu essen. Mimi fand, dass es tatsächlich hervorragend schmeckte und beschloss, die nächsten Tage öfter mal Izzy zum Kochen zu verdonnern. Nach dem Essen waren sie alle eine Stunde mit Aufräumen, Geschirrspüler einräumen und Abwaschen beschäftigt. Anschließend wollten sie sich alle gemütlich zusammensetzen und gemeinsam etwas trinken. „Leute, wir gehen schon mal hoch und... ja. Gute Nacht“, verkündete Matt, schnappte Soras Hand und ging gemeinsam mit ihr die Treppe hinauf. „Und ja. Das sagt ja mal wieder alles“, sagte Tai belustigt und sah den beiden hinterher. „Du musst dich gerade melden, Mister Ich-spring-mit-der-Erstbesten-die-mir-über-den-Weg-läuft-ins-Bett“, stichelte Mimi und sah ihn finster an. „Ach, kommt schon, lasst uns lieber was trinken“, sagte Joe schnell, bevor Tai zu einem Konter ansetzen konnte. Er schnappte drei Weingläser und eine Flasche Bratapfelwein und schenkte Mimi, Megumi und Kari jeweils ein Glas ein. Die drei bedankten sich lächelnd. Die Jungen hatten jeder eine Flasche Bier neben sich stehen. Alle saßen auf dem Boden im Kreis vor dem Kamin auf dem gemütlichen Teppich und Izzy teilte gerade Karten aus. Sie spielten einige Runden Knack, plauderten nebenbei locker und tranken. Megumi hatte natürlich dafür gesorgt, dass T.K. und Kari nicht nebeneinander saßen, doch irgendwann im Laufe des Abends wechselte T.K. einfach seinen Platz und ließ sich neben Kari nieder. „T.K., was soll das?“, fragte Megumi geschockt und sah ihn an. „Nicht neben SIE!“ In diesem Moment schien T.K. endgültig der Kragen zu platzen. „Jetzt hör mir mal zu, du anhängliche Klette. Du kannst nicht einfach hier aufkreuzen und dich überall einmischen, wo es dir gerade passt! Du denkst, du kannst dich einfach hier einquartieren und ich stelle für dich meine ganze Urlaubsplanung auf den Kopf, aber weißt du was? Das kannst du vergessen! Und ich hab die Schnauze voll davon, dass du ständig Kommentare über Kari ablässt. Wenn du mit ihr ein Problem hast, dann hast du auch mit mir ein Problem, kapiert? Und ich fände es am besten, wenn du dir morgen eine andere Bleibe suchst und mir einfach aus dem Weg gehst. Wenn ich gleich gewusst hätte, dass du so drauf bist, wäre ich gar nicht erst mit dir zusammen gekommen!“ Seine Augen funkelten, während Megumi ihn schockiert ansah. Auch alle anderen waren sehr still geworden und beobachteten die Szene angespannt. Megumi stand mit Tränen in den Augen auf und rannte wortlos die Treppe nach oben. „T.K.!“, sagte Kari und sah ihn streng an. „Was? Jetzt fall mir doch nicht in den Rücken!“, rief er gereizt. „Das war wirklich ganz schön heftig, Kleiner. Hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ Tai nickte anerkennend. „Ich finde, das hat sie verdient“, sagte Mimi bitter. „So, wie die sich aufgeführt hat, seit sie hier ist.“ „Naja, man hätte es vielleicht auch ein wenig freundlicher formulieren können“, warf Joe ein und kratzte sich unsicher am Hinterkopf. „Ach, das hätte die nicht verstanden. Es gibt Menschen, die verstehen nur unfreundlich“, murrte Mimi und sah dabei zu Tai, der ihren Blick verständnislos erwiderte. „Heißt das jetzt, dass du wieder Single bist?“, fragte Kari und sah T.K. fragend an. „Ja, sieht so aus“, meinte er und zuckte gleichgültig die Schultern. „Warum fragst du? Bist du interessiert? Dann musst du dich hinten anstellen.“ Er grinste sie verschmitzt an. Kari schnappte nach Luft, errötete und sah T.K. erschrocken an. „Ich... ähm... nein!“ „Ach Kari, wenn du an ihm interessiert bist, dann würde er dich doch sofort nehmen. Der tut doch nur so cool“, sagte Mimi abwinkend. Alle anderen lachten, während T.K. und Kari nur nebeneinander hockten und es vermieden, sich oder die anderen anzusehen. „Lasst uns darauf anstoßen“, rief Izzy und hob seine Bierflasche. Alle taten es ihm nach und nippten an ihren Getränken. Nun, da Megumi sich entfernt hatte, war die Stimmung noch lockerer und ausgelassener. Alle redeten fröhlich durcheinander und machten einen Witz nach dem anderen. Sie hatten das Radio angeschaltet, das ununterbrochen zur Stimmung passende Musik spielte. Mimi bekam ständig Wein nachgeschenkt, obwohl sie eigentlich schon genug hatte. Doch mit Wein war alles noch eine Spur witziger. Sie verlor im Knack ständig, doch es machte ihr irgendwann nichts mehr aus. Fröhlich spielte sie weiter, auch als Kari sich schon ins Bett verabschiedete. Nach ihr ging auch T.K. und so saßen sie nur noch zu viert vor dem Kamin, dessen Feuer nur noch eine Glut war. „Izzy, jetzt erzähl doch mal, was das gestern für ein Mädchen war“, forderte Tai und sah den Angesprochenen einladend an. „Das hast du mitbekommen? Ich dachte, du warst mit Heidi beschäftigt“, sagte Mimi missbilligend. „Heidi?“ Tai sah sie verdutzt an. „Ich hab sie einfach so genannt in meinem Kopf, weißt du? Du willst ja ihren Namen nicht verraten.“ Mimis Zunge fühlte sich seltsam schwer an beim Sprechen, als ob sie an einem unsichtbaren Gewicht befestigt wäre. „Ich weiß doch gar nicht mehr, wie sie heißt“, entgegnete Tai und wandte sich wieder an Izzy. „Los, erzähl.“ „Ach, das war nichts weiter“, sagte Izzy abwinkend, doch ein verträumtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Hast du nicht heute eine ganze Weile mit jemandem telefoniert? War sie das?“, fragte Mimi neugierig. Sie wollte Izzy ansehen, doch er wirkte ein wenig unscharf. „Nun... ja“, sagte Izzy langsam. Er druckste herum und wandte den Blick ab, tat so, als würde er sich in dem Raum umsehen. „Wie hieß sie denn?“, fragte Joe und nippte an seinem Bier. „Marie“, sagte Izzy nach einigem Zögern. „Kommt aus Deutschland.“ „Uuuuuhhhh“, machte Mimi und klatschte in die Hände. Izzy lief rot an und starrte auf den Boden. „Du wirst ja ganz rot“, stellte Joe lachend fest und klopfte ihm auf die Schulter. „Werdet ihr euch wiedersehen?“ „Bestimmt nicht. Japan und Deutschland, das ist eine zu große Entfernung. Bringt ja eh nichts“, antwortete Izzy abwinkend und stand auf. „Ich werde jetzt ins Bett gehen, ist ja schon nach zwölf. Gute Nacht und feiert nicht mehr so lang.“ „Ja, ich komme auch mit. Wir müssen ja morgen wieder fit zum Skifahren sein“, sagte Joe und ging hinter Izzy die Treppe hinauf. „Ich sollte auch ins Bett gehen“, verkündete Mimi und sprang auf. Die plötzliche Bewegung bekam ihrem angetrunkenen Zustand allerdings nicht, sodass sie taumelte und sich am Couchtisch festhalten musste, um nicht gleich wieder umzufallen. „Hui. Erst mal trink ich ein Wasser.“ Sie torkelte in die Küche, nahm sich ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Wasser und lehnte sich an den Tresen. Auch Tai war aufgestanden und setzte sich ihr gegenüber auf einen der Hocker. Er sah ihr eindringlich in die Augen. „Ist was?“ Mimi kicherte und starrte zurück. „Was ist dein Problem mit Heidi?“, fragte Tai mit hochgezogenen Augenbrauen. „Jetzt nennst du sie ja auch Heidi.“ Mimi kicherte, da sie das irgendwie unglaublich komisch fand. „Was soll's, irgendwie muss sie ja heißen. Also, was ist dein Problem mit dieser Sache?“ „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, kicherte Mimi und nippte an ihrem Wasserglas. „Mach dich doch nicht lächerlich. Ständig machst du irgendwelche Anspielungen auf gestern und gehst mir aus dem Weg. Was soll das?“ Er sah sie weiter eindringlich an. „Weißt du was?“ Sie machte eine lange Pause und er zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Ich gehe jetzt schlafen.“ Sie grinste breit und stand auf, doch Tai packte ihr Handgelenk und hielt sie fest. Hey, das ist ja Nötigung!“, beschwerte sie sich lautstark. „Jetzt schrei nicht so, sonst wachen die anderen noch auf“, zischte Tai und legte einen Finger auf die Lippen. „Wenn du mir sagst, was dein Problem ist, lass ich dich los und du kannst gehen. Ich sprech dich dann auch nie wieder an.“ „Na schön.“ Mimi seufzte theatralisch. „Ich find's halt blöd, wenn du mit irgendwelchen Weibern nach Hause gehst, zufrieden?“ Tai runzelte die Stirn. „Du machst mir also mehr als deutlich klar, dass aus uns nichts wird, aber andere Mädchen darf ich auch nicht haben? Was soll das?“ „Hör mal zu, mein kleiner Tai.“ Mimi sah ihn aus glasigen Augen an. „Man kann seine Meinung auch mal ändern, klar? Vielleicht bist du mir ja doch nicht egal.“ Sie lächelte geheimnisvoll und zuckte die Schultern. „Das sagst du doch jetzt nur, weil du betrunken bist“, seufzte Tai ein wenig genervt und machte nun seinerseits Anstalten aufzustehen. „Ja, sonst hätte ich es wahrscheinlich für mich behalten“, stimmte Mimi zu und kicherte erneut. „Und niemand hätte es je erfahren. Aber da du es nun weißt... schlaf mit mir.“ Tais Mund klappte auf. „Was?“ Verdattert sah er sie an. „Schlaf mit mir“, wiederholte Mimi und lächelte verführerisch, wie es ihr vorkam. „So wie mit Heidi.“ Tai musterte sie eine Weile und stand dann auf. „Du solltest ins Bett gehen“, meinte er trocken. „In deins oder in meins?“, fragte Mimi kichernd. Als er weggehen wollte, schwang sie sich auf den Tresen, wobei sie sich das Schienbein anschlug, was sie aber kaum wahrnahm, und warf die Arme um seinen Hals, um ihn am Gehen zu hindern. „In deins. Los, ich bring dich noch hin“, antwortete Tai nüchtern, doch Mimi umklammerte ihn hartnäckig. „Warte mal, ich hab was für dich“, sagte sie leise und ließ ihn los. Mit beiden Händen griff sie den Saum ihres Oberteils und zog es sich in einem Zug über den Kopf. Sie ließ es achtlos zu Boden fallen und kniete nun im BH vor Tai auf dem Tresen. Sie schüttelte ihr langes Haar und sah ihn auffordernd an. Tai hatte für den Bruchteil einer Sekunde auf ihren entblößten Oberkörper geschaut, sah ihr nun jedoch wieder in die Augen. „Komm jetzt, Mimi“, sagte er ungeduldig, doch Mimi legte wieder die Arme um seinen Hals. „Würde ich ja gern, aber fehlen da nicht noch ein paar Zwischenschritte?“, fragte sie leise und kraulte mit den Fingernägeln der einen Hand seinen Nacken. Tai lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. „Du spinnst und gehörst ins Bett.“ „Wenn du nicht mit mir schlafen willst, warum ziehst du dich dann gerade aus?“, fragte sie und kicherte wieder. „Du ziehst mich aus“, antwortete er nur und tatsächlich befand sich ihre zweite Hand unter seinem T-Shirt. Mimi beugte ihren Kopf nach vorn, so nah an Tais Ohr, dass ihre Lippen schon sein Ohr berührten. „Komm schon, Tai, schlaf mit mir“, hauchte sie. Sie spürte unter ihren Fingern, die noch immer seinen Nacken kraulten, dass er eine Gänsehaut bekam. „Ich hab doch bisher kaum Erfahrungen damit und du weißt schon so viel. Meine einzige Erfahrung habe ich übrigens mit dir gemacht. Also los, zeig mir noch mehr.“ Sie sah ihm wieder tief in die Augen. Er lächelte, zog sie vom Tresen in seine Arme und trug sie zur Couch. Dort legte er sie vorsichtig auf die Sitzfläche und setzte sich auf die Kante. Bevor er sich ihr zuwenden konnte, hatte sie ihm das T-Shirt über den Kopf gezerrt und es weggeworfen. Tai vergrub den Kopf in ihrer Halsbeuge und küsste sie. Von dort wanderten seine Lippen zu ihren Schlüsselbeinen. Eilig und geschickt öffnete Mimi ihren BH, streifte ihn ab und warf ihn zu Tais Shirt. Tais Lippen glitten zum Ansatz ihrer Brüste, küssten sie sanft, hinterließen eine leicht feuchte Spur und ein Kribbeln auf ihrer Haut. Er küsste die Stelle zwischen ihren Brüsten und hob dann den Kopf, um sie anzusehen. „Hör nicht auf“, seufzte Mimi, vergrub die Hände in seinem Haar und wollte seinen Kopf wieder herunterdrücken, doch er stand auf. „Ich hole nur schnell noch was“, sagte er und ging. Mimi blieb in freudiger Erwartung auf dem Sofa liegen und merkte nicht, dass Tai nur zum Esstisch ging und sich auf einen der Stühle setzte. Sie merkte auch nicht, wie ihr Kopf zur Seite kippte und sie tief und fest einschlief. ________________ Tadaaa, das war das neue Kapitel. Habe es gerade in einem Ruck fertig geschrieben, nachdem der Anfang hier schon wieder so lang herumlungerte. :D Das Lied, das Matt singt, habe ich natürlich nicht selbst geschrieben. :D Es ist von Yellowcard und heißt "With you around" und ich möchte euch empfehlen, es mal anzuhören. ;) Ich hoffe, das Kapitel hat euch ein bisschen gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)