Skifahren für Anfänger von Juju ================================================================================ Kapitel 11: Der letzte Tag -------------------------- Sie ging mit Tai einen seltsamen Weg entlang. Links von ihnen befand sich eine Wiese mit frischem grünem Gras und leuchtenden Blumen. Auf der rechten Seite allerdings war alles trocken und verdorrt, als hätten sich Regen und Sonne nur auf eine Seite des Weges beschränkt. „Weißt du, Mimi, ich muss dir was sagen“, fing Tai an, ohne sie anzusehen. „Was denn?“, fragte Mimi verwundert. Sie dachte, sie würden einfach nur spazieren gehen. „Ich habe mich in Camilla verliebt. In der Nacht, als ich mit ihr geschlafen habe“, erklärte er. Entsetzt blieb Mimi stehen und starrte ihn an. „Aber... wir sind doch jetzt zusammen?“ „Ja... nein. Doch nicht mehr. Ich bin jetzt mit Camilla zusammen“, verkündete er und zuckte die Schultern. „Tut mir Leid, du findest schon einen Neuen.“ Mimi klappte der Mund auf. Sie wollte angesichts dieser ungeheuren Frechheit etwas sagen, mehr noch sogar auf ihn ein prügeln, doch da erschien Camilla vor ihnen. Tai lächelte Mimi zu, bevor er Camilla entgegen lief, sie in die Arme nahm und küsste. Mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung starrte sie den beiden hinterher, als sie sich entfernten. Sie glühte vor Eifersucht. „Tai, warte!“ Sie rannte los und eigentlich hätte sie ihn schon einholen müssen, denn er war noch nicht weit gegangen, doch sie erreichte ihn nicht. Es war, als würde sie auf der Stelle laufen. „Warte!“, schrie sie, doch weder Tai noch Camilla drehten sich zu ihr um. Erschrocken fuhr sie aus dem Schlaf. Nur ein Traum. Sie bemerkte, dass sie Tränen in den Augen hatte. Keuchend drehte sie sich zu Sora, die aber nicht in ihrem Bett lag. Draußen war es schon hell, wahrscheinlich waren schon alle aufgestanden. Kari war auch nicht mehr im Zimmer. Mimi stieß die dicke Daunendecke von sich weg und stand auf. Sie musste gleich mal bei Tai vorbeischauen. Entschlossen verließ sie ihr Zimmer und stürmte ohne anzuklopfen ins Nachbarzimmer. „Du!“, rief sie wütend. Tai war der Einzige, der sich noch im Zimmer befand. Müde öffnete er die Augen, als er Mimi hörte. „Hä?“, machte er verschlafen. „Was ist mit Camilla?“, fragte Mimi ungeduldig und starrte ihn zornig an. Tai sah sie einen Augenblick völlig irritiert an, bevor er sich aufsetzte. „Mit wem? Was?“ „Mit Camilla! Was empfindest du für die?“ Sein Blick wurde skeptisch und er runzelte die Stirn. „Hast du irgendwas genommen? Kann ich davon auch was haben?“ „Mann, Tai!“, rief Mimi, ging zu ihm und setzte sich auf die Bettkante. „Ich hab gerade geträumt, dass du mit Camilla zusammen bist.“ Einen Augenblick sah er sie noch verblüfft an, bevor er losprustete. „Ja, weißt du, eigentlich ist das gestern Abend gar nicht passiert und in Wirklichkeit hab ich jetzt eine Beziehung mit Camilla.“ Er sah sie gespielt dramatisch an. „Tut mir Leid, Mäuschen.“ Sie gab ihm einen unsanften Klaps auf den Arm und wollte aufstehen, doch er zog sie zu sich. „Aber wenn du willst, kannst du meine heimliche Geliebte werden“, raunte er ihr ins Ohr und grinste sie an, bevor er sie innig küsste. Mimi konzentrierte sich ganz und gar auf dieses Gefühl. Er war jetzt mit ihr zusammen und nicht mit Camilla, er küsste nur sie. Sie spürte, wie er mit einer Hand in ihr Haar fuhr und mit der anderen ihre Taille entlang strich. Beide bekamen nicht mit, wie sich jemand dem Zimmer näherte. „Tai, hast du eigentlich meine... oh!“ Erschrocken fuhren sie auseinander und starrten ein wenig beschämt Matt an, der im Türrahmen stand und grinste. „Vielleicht solltet ihr nächstes Mal die Tür schließen“, schlug er belustigt vor, trat einen Schritt rückwärts und schloss die Tür nun selbst. Mimi sah Tai verlegen an und spürte, dass sie ein wenig rot geworden war. Diesem schien allerdings nichts peinlich zu sein. „Ach, das ist doch gar nichts“, meinte er abwinkend. „Ich bin mal unangekündigt bei Matt aufgetaucht. Was meinst du, was ich da sehen musste?“ Mimi kicherte. „Das hat Sora mir auch erzählt.“ Tai zog eine Augenbraue hoch. „Ihr Frauen habt aber auch gar keine Geheimnisse voreinander, oder?“ Mimi überlegte kurz, bevor sie grinsend den Kopf schüttelte. „Nö.“ Einen Augenblick lang sagte keiner von ihnen etwas, bevor Tai wieder das Wort ergriff. „Wir sollten mal aufstehen, oder?“, fragte er. Mimi lächelte ihn verschmitzt an. „Findest du?“ Sie drückte ihn in sein Kissen zurück und setzte sich schwungvoll auf ihn. „Finde ich nicht.“ Er sah sie einen Moment lang nachdenklich an, bevor er ergeben mit den Schultern zuckte. „Hast Recht, Frühstück kann auch warten.“ Überrascht zog Mimi die Augenbrauen hoch. „Oh Gott, Tai, das aus deinem Mund!“ Sie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. Er legte seine Hände auf ihren Rücken, die sanft darüber strichen und schließlich unter ihr Nachthemd glitten, um es nach oben zu schieben. Mimi tat es ihm gleich, griff nach dem Saum seines T-Shirts und schob es nach oben. Sie berührte mit den Fingerspitzen die frei gewordene Haut, zeichnete seine Muskeln nach, die mittlerweile recht deutlich auf seinem Bauch zu erkennen waren, und verteilte Küsse darauf. Tai schloss genüsslich die Augen und reckte den Hals. Gerade griff Mimi nach seinen Boxershorts, als von unten ein Rufen ertönte. „Tai! Mimi! Wir müssen in einer halben Stunde los! Macht hin!“ Tai stöhnte genervt auf und sah Mimi an, doch diese zuckte nur mit den Schultern. „Dann verschieben wir das eben auf nachher, wenn alle weg sind“, sagte sie unbekümmert, schwang sich von Tai herunter und stand nun neben dem Bett. „Wieso? Du bist doch dann auch weg“, erwiderte Tai irritiert. „Nein, ich bleib doch hier bei dir und pass auf, dass alles okay ist“, antwortete Mimi ebenso irritiert. „Kommt nicht in Frage.“ Tai schüttelte den Kopf. „Du gehst Ski fahren. Heute ist der letzte Tag und du drückst dich nicht schon wieder, Fräulein.“ „Aber jemand muss hier bleiben und nach dir sehen!“, protestierte Mimi heftig. „Was, wenn es dir doch plötzlich schlecht geht?“ „Ich bin schon groß, ich weiß, wie man einen Krankenwagen ruft“, entgegnete Tai belustigt. „Außerdem bleibt Sora ja vielleicht hier, wenn es ihr wieder so geht wie gestern.“ „Aber Tai, ich mache mir Sorgen und ich will auch bei dir bleiben!“, rief Mimi energisch und stemmte die Hände in die Hüften. „Nein, du gehst Ski fahren“, sagte Tai bestimmt. „Und das ist mein letztes Wort.“ „Ach, und weil ich die Frau bin, habe ich auf dich zu hören, oder was?“, fauchte Mimi und wurde langsam wütend. Was bildete Tai sich eigentlich ein, sie herumzukommandieren und ihr zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatte? „Du lernst schnell.“ Tai grinste sie selbstgefällig an, woraufhin sie die Beherrschung verlor. „Na schön, Yagami! Dann verreck doch!“, keifte sie, drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer. Beim Frühstück merkten natürlich sofort alle an Mimis säuerlicher Miene, dass irgendetwas vorgefallen war. „Habt ihr euch schon wieder gestritten?“, hörte sie Matt an Tai gewandt fragen. Dieser setzte eine unschuldige Miene auf und zuckte mit den Schultern, was Mimi noch wütender werden ließ. Vor lauter Ärger biss sie sich beim Kauen schmerzhaft auf die Zunge. Sie quietschte und presste sich eine Hand auf den Mund, als sie schon den typisch metallischen Geschmack verspürte. Sora sah sie erschrocken an. „Alles okay?“ Mimi nickte nur mit Tränen in den Augen und kam zu der Erkenntnis, dass lieber Sora nach ihrem Zustand gefragt werden sollte. Immerhin war sie blass, saß auf ihrem Stuhl wie ein Häufchen Elend und rührte ihr Frühstück nicht einmal mit dem kleinen Finger an. „Ist dir wieder schlecht?“, fragte Mimi sie, nachdem der Schmerz ein wenig abgeklungen war. Sora nickte nur und nippte an ihrem Tee. „Ich werde wohl lieber wieder hier bleiben. Aber Tai darf ja auch nicht Ski fahren.“ „Nächstes Mal sollten wir dann doch wieder in den Sommerurlaub fahren“, warf Joe ein, der das Gespräch der Mädchen mitgehört hatte. „Jeden Tag kann irgendjemand wegen irgendetwas nicht.“ „Ich war von Anfang an gegen Skifahren“, betonte Mimi. „Wir können ja nächstes Jahr wieder im August weg fliegen“, schlug Joe vor. „Diesmal können wir ja die Malediven nehmen.“ „Joe“, seufzte Mimi und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Sora legte ihre Hände auf ihren Unterbauch und schüttelte den Kopf. „Da müsst ihr aber ohne mich fahren.“ „Ach, stimmt ja. Hatte ich fast schon wieder vergessen“, sagte Joe hastig und wurde ein wenig rot. Mimi kicherte. Typisch Joe. „Wie lang dauert das eigentlich so mit der Übelkeit? Ist dir jetzt neun Monate schlecht?“, fragte Tai und sah Sora neugierig an. Mimi verdrehte die Augen und legte den Kopf schief. „Wie soll sie das denn vorher wissen? Das ist doch bei jedem unterschiedlich.“ „Ist ja gut“, stöhnte Tai genervt. „Welche Laus ist euch denn über die Leber gelaufen?“, fragte T.K. und musterte Tai und Mimi skeptisch. „Ach, die benehmen sich doch immer so. Ich würde mir eher Gedanken machen, wenn die sich mal vertragen“, warf Matt ein, aber Mimi entging der vielsagende Blick nicht, den er Tai dabei zuwarf. „Leute, ihr müsst los“, sagte Sora leise. Und tatsächlich war die Zeit wieder einmal fortgeschritten. Sie erhoben sich alle vom Frühstückstisch und gingen in ihre Zimmer, um sich die Skikleidung anzuziehen. „Mann, das ist echt schon unser letzter Skitag. Ich kann gar nicht glauben, dass der Urlaub danach schon vorbei ist“, meinte Kari, als sie neben Mimi vor dem Spiegel im Mädchenschlafzimmer stand und sich das Gesicht dick mit fettiger Creme einschmierte. „Ich hätte noch ein paar Tage mehr Ski fahren können. Jetzt macht es ja erst richtig Spaß.“ „Also ich bin ehrlich gesagt froh, dass es vorbei ist“, seufzte Mimi, die sich gerade die Haare zusammenband. „Skifahren ist nicht mein Sport.“ „Mir tun auch die Schienbeine weh“, pflichtete Kari ihr bei und nickte. „Aber es macht trotzdem Spaß.“ „Am Strand liegen macht mehr Spaß“, widersprach Mimi und Kari grinste. „Man muss ja auch mal was anderes ausprobieren“, meinte sie fröhlich. „Für Sora war das zumindest wohl jetzt erst mal der letzte Urlaub.“ „Ja, allerdings“, stimmte Mimi ihr zu. „Ich bin schon richtig aufgeregt. Wie das Baby wohl aussehen wird? Und ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?“ „Und ob es mehr wie Matt oder mehr wie Sora aussieht“, überlegte Kari weiter. Die beiden Mädchen ließen sich noch einige Minuten über das noch nicht einmal geborene Kind aus, bevor sie endlich nach unten gingen, wo die anderen schon warteten. Auch Tai und Sora standen bei ihnen, um sich zu verabschieden. „Macht's gut, passt auf euch auf“, sagte Sora und gab Matt einen Kuss auf die Wange. „Ja, baut keine Unfälle. Hab gehört, Kopfverletzungen können gefährlich werden“, stimmte Tai zu und grinste. Er trat einen Schritt auf Mimi zu, doch die hatte ihren Ärger noch nicht vergessen und wandte sich von ihm ab. Die anderen gingen durch die Tür nach draußen und Mimi wollte mit, doch Tai hielt sie fest. „Warte mal, bist du jetzt ernsthaft sauer?“, fragte er leise und sah sie verständnislos an. „Ja“, zischte sie, riss sich los und marschierte los. „Ach, dann sei doch sauer, elende Zicke!“, rief Tai ihr hinterher. Sora blickte nur verdutzt drein. „Was ist passiert?“, fragte Kari, als Mimi sie eingeholt hatte und musterte sie verwirrt. „Tai denkt nur, er könnte mir sagen, was ich zu tun habe, weil ich die Frau bin und er der Mann“, antwortete Mimi verärgert. „Was? Das sieht ihm aber gar nicht ähnlich“, meinte Kari mit gerunzelter Stirn. Plötzlich blieb sie stehen und musterte Mimi mit aufgerissenen Augen. „Sag mal, heißt das etwa, ihr seid jetzt endlich zusammen?“ Auch die anderen blieben stehen und sahen Mimi nun neugierig und erstaunt an „Ähm“, stotterte Mimi, schob die Hände in die Jackentaschen und spürte, dass sie rot anlief. „Ja, also... ja. Naja, nicht mehr lange, wenn Tai so weitermacht.“ „Das ist ja super!“, fand Kari und ihre Augen leuchteten glücklich. „Tai hat eine Freundin und dann auch noch dich.“ „Ich hab schon nicht mehr dran geglaubt, dass das mit euch noch was wird“, warf Joe ein und grinste. „Ihr seid zusammen? Das kann ja heiter werden“, meinte T.K. lachend. „Was soll das denn heißen?!“, rief Mimi empört. „Dass ich schon mal eine Strichliste anfange, auf der ich zähle, wie oft es bei euch kracht“, antwortete T.K. und Kari kicherte. „Ich bin dabei. Wollen wir eine Wette abschließen?“, schlug Joe vor. „Okay, ich sag...“, fing Izzy an, doch Mimi unterbrach ihn. „Hey! Ihr spinnt wohl! Hört gefälligst auf, Wetten über mich und Tai abzuschließen! Habt ihr keine anderen Probleme?“, rief sie wütend und die anderen lachten. Nun wünschte sie sich, Tai wäre da, um sie zu unterstützen, doch wahrscheinlich würde er sich den anderen nur anschließen. Zuzutrauen wäre es ihm zumindest. Sie erreichten den Skilift, wo Marius schon auf sie wartete und gerade mit einem anderen Skilehrer plauderte. Als er sie entdeckte, kam er auf sie zu und begrüßte sie. „Mann, bei euch fehlt aber auch jeden Tag ein anderer“, stellte er fest, als er in die Runde sah und ihre Gesichter prüfte. „Heute machen wir nur einen kurzen Tag, damit ihr genug Zeit habt, eure Skier wegzubringen und so. Also nach der Mittagspause geht es wieder zurück, okay?“ Er sah fragend in die Runde und alle nickten einstimmig. Ein kurzer Skitag war genau nach Mimis Geschmack. Und nach Izzys anscheinend auch, denn er sah erleichtert aus. Sie fuhren zuerst mit ihrem üblichen Lift nach oben und machten sich dann auf den Weg zu einem Zweiersessellift, wo Mimi sich Kari krallte, um mit ihr gemeinsam nach oben zu fahren. Sie wollte mit keinem der Jungs fahren, die Wetten auf ihre Kosten abschlossen. Sie setzten sich auf die Sitze, schlossen den Bügel und los ging die Fahrt nach oben. Mimi genoss ein letztes Mal die atemberaubende Aussicht der weißen Berge, die hier und da mit kleinen Wäldchen bespickt waren. Die Luft war frisch und klar, wenn auch kalt und die Sonne schien, als wollte sie ihnen einen würdigen letzten Skitag schenken. „Du Mimi“, fing Kari an und die Angesprochene drehte sich fragend zu ihr. Sie wirkte irgendwie verlegen. „Ja?“, machte Mimi, um sie dazu zu ermuntern, weiterzureden. „Du hast doch Tai schon geküsst, oder?“ Verblüfft starrte Mimi sie an. Wie kam sie denn jetzt darauf? Anscheinend hatte Kari Mädchengespräche nötiger als Mimi. „Ähm... ja, warum?“, fragte sie verwirrt. „Kann man dabei irgendwas falsch machen?“, fragte Kari nun weiter und erwiderte ihren Blick zweifelnd. Mimi zog die Augenbrauen hoch und war weiterhin überrascht über solch eine Frage von Karis Seite. Sie dachte darüber nach. Ja, konnte man denn irgendwas falsch machen? „Eigentlich nicht“, antwortete sie langsam. „Nein, du kannst eigentlich nichts falsch machen. Zumindest nicht so falsch, dass der Typ dich hinterher nie mehr wiedersehen will.“ Sie grinste aufmunternd, doch Kari wirkte noch immer unsicher. „Aber woher weiß ich, was ich machen soll?“ fragte sie und zog die Schultern hoch. „Das kommt ganz automatisch“, meinte Mimi abwinkend. „Mach einfach, was T.K. macht.“ Sie zwinkerte verschwörerisch, was Kari erröten ließ. „Wer redet denn von T.K.?“, nuschelte sie nur in ihren Schal und Mimi musste lachen. „Als wäre das nicht offensichtlich“, meinte sie und zwinkerte ihr zu. Einige Sekunden schwiegen sie, dann lag Kari etwas Neues auf dem Herzen. „Mimi?“ „Hm?“ „Und... und wie ist es mit dem ersten Mal?“ Überrascht und verlegen drehte sie sich zu Kari, um sie anzusehen. Sie war knallrot im Gesicht. Weshalb interessierte sie sich jetzt auf einmal für das erste Mal? Machte sie etwa schon Pläne? Sie war doch die kleine Kari, Tais kleine Schwester, die immer beschützt werden musste. Und jetzt fragte sie Mimi nach dem ersten Mal. „Ähm...“, stammelte Mimi und überlegte, was sie antworten sollte. „Was genau willst du denn wissen? Wie es ist?“ „Ja“, sagte Kari leise und unsicher. „Ob es weh tut und so.“ „Ja, ein bisschen“, antwortete Mimi langsam. „Aber mach dir keinen Kopf um das erste Mal. Danach wird es eh besser.“ „Meinst du?“, fragte Kari nachdenklich. „Ich weiß es“, erwiderte Mimi grinsend. Kari kicherte, bis sie plötzlich ein angewidertes Gesicht machte. „Tai, oder?“, sagte sie dann tonlos. Mimi antwortete nicht, sondern bemühte sich um einen betont unschuldigen Blick. Kari gab ein würgendes Geräusch von sich und dann waren sie auch schon oben angekommen. Mimi stieg aus dem Lift und rutschte auf ihren Skiern an den Rand der Piste. Als sie dort stand und sich dafür bereit machte, hinunter zu fahren, hatte sie überhaupt keine Lust mehr und wollte gern zurück zu Tai, auch wenn sie eigentlich sauer auf ihn war. Aber was würde sie nicht dafür geben, den Tag mit ihm verbringen zu können? Mit ihm allein. Die Abfahrt verlief gut. Keiner hatte mehr große Probleme mit dem Skifahren und sie kamen einigermaßen schnell voran. Mimi fiel nur einmal hin an diesem Vormittag. „Ich bin wirklich stolz auf euch“, lobte Marius sie, als sie an der Skihütte ankamen, in der sie Mittag essen wollten. „Ihr habt euch wirklich gut entwickelt und ich muss mich nicht schämen, euer Lehrer gewesen zu sein.“ Er grinste und ging dann voraus in die Skihütte. Es war schon früher Nachmittag, weshalb sie recht schnell einen freien Tisch fanden, an dem sie alle Platz hatten. Mimi und Kari lehnten sich auf den Holzstühlen zurück und ruhten sich aus, während die Jungs sich auf den Weg machten, das Essen zu holen. Die Hütte war gemütlich und warm. Die Luft war erfüllt von Essensdüften und Geplauder und zu den großen Fenstern schien die Sonne herein. Mimi saß am Fenster und hatte von hier aus einen perfekten Blick auf die Berge. Nach einer Weile kamen die Jungs mit voll beladenen Tabletts zurück und stellten sie auf dem Tisch ab. Mimi schnappte sich ihren Germknödel mit Vanillesoße und machte sich darüber her. Irgendwie hatte sie hier in Österreich mehr Hunger als zu Hause in Japan. Ob das an der frischen Bergluft und dem Skifahren lag? Hoffentlich hatte sie nicht zugenommen, weil sie so viel gegessen hatte. Sie sah in die Runde und entdeckte gerade, wie T.K. und Kari gegenseitig ihr Essen kosteten. T.K. schob Kari gerade einen Pommes in den Mund, woraufhin sie ihm einen Löffel Suppe anbot. Sie lachten, als Kari die Hälfte der Suppe verkleckerte und lächelten sich an. Mimi fing Matts Blick auf, der die beiden ebenfalls beobachtet hatte, und grinste. Sie waren ja so süß zusammen. Gut, dass Tai davon nichts mitbekam, der hätte nur wieder den überfürsorglichen großen Bruder heraushängen lassen. Ach Tai. Warum nur war er heute Früh schon wieder blöd gewesen? Nach dem Mittagessen machte sich die Gruppe an ihre Abfahrt ins Tal. Es dauerte eine Weile, bis sie unten ankamen, doch alles lief gut, außer dass Mimi beinahe von einem Kind überfahren worden wäre. Sie hatte es jedoch geschafft, nicht hinzufallen, sondern nur ein wenig zu straucheln und sich wieder zu fangen. Trotzdem hatte sie dem Jungen ein unschönes Wort hinterhergerufen, das dieser wahrscheinlich ohnehin nicht verstanden hatte. Unten angekommen, verabschiedete Marius sich von ihnen und betonte noch einmal, wie gut sie alle im Skifahren geworden waren und wie stolz er auf sie war. Dann machten sie sich auf den Weg zurück in ihre Ferienhütte. Tai und Sora lagen faul auf den Sofas vor dem Kamin und schienen sich zu unterhalten. „Ihr seid ja schon zurück“, stellte Tai fest, als alle ihre Skistiefel ausgezogen, sie kreuz und quer im Raum verteilt hatten und nun bei den Sofas standen. „Das liegt vielleicht daran, dass wir noch unsere Skier zurück bringen müssen, Schlaumeier“, entgegnete Mimi und streckte ihm die Zunge raus. Dann drehte sie sich um und marschierte die Treppe hoch ins Bad, um eine wärmende Dusche zu nehmen. Es war wirklich sehr kalt an diesem Tag und Mimi konnte es kaum erwarten, sich aufzuwärmen. Gerade, als sie ihren Pullover ausgezogen hatte, klopfte es an der Tür. Verwirrt drehte sie sich um. „Ja?“, fragte sie und wartete auf eine Antwort, doch die blieb aus. Sie runzelte die Stirn, streckte die Hand aus, legte den Riegel um und zog die Tür auf. Sie konnte gar nicht so schnell gucken, wie Tai in den Raum gehuscht kam, die Tür hinter sich zuknallte und abschloss. „Hey!“, beschwerte sich Mimi. „Was soll das denn?“ Tai lehnte sich gegen die geschlossene Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Mimi abwartend an, die genervt zurück starrte. „Hörst du jetzt endlich auf, sauer zu sein wegen irgendeinem Mist?“, fragte er, ohne sich zu bewegen. „Raus, ich will duschen“, erwiderte Mimi und wandte sich von ihm ab. Tai machte keine Anstalten, sich zu bewegen, sondern stand immer noch wie angewurzelt dort und ließ sie nicht aus den Augen. „Hau ab!“, zischte sie. „Erst, wenn du aufhörst, dich wie eine alberne Zicke zu benehmen“, erwiderte Tai ruhig. Das machte Mimi langsam sauer. Sie ballte die Hände zu Fäusten, drehte sich zu ihm um und warf ihm den feindseligsten Blick zu, den sie zustande bekam. „Jetzt hör mal, Tai Yagami, ich lasse mich von dir nun mal nicht herumkommandieren! Und wenn dir das nicht passt, dann bin ich die Falsche für dich und wir sollten das Ganze einfach vergessen und...“ Sie stockte, als er sie plötzlich fest an den Schultern packte und ihr in die Augen sah. Er war ihr so nah, dass sie die ganzen feinen Härchen und winzigen Unebenheiten auf seiner Haut sehen konnte. Sein Blick war ernst und nicht typisch für ihn. Er holte tief Luft. „Mimi, ich liebe dich. Und ich will dich bestimmt nicht herumkommandieren. Aber du könntest trotzdem ein bisschen aufpassen, was du sagst“, sagte er leise, ließ sie los, sodass sie einen Schritt zurück stolperte und drehte sich um. „Tai“, murmelte sie und wusste nicht, was sie denken sollte. Er hatte ihr zum ersten Mal gesagt, dass er sie liebte. Natürlich hatte sie das schon gewusst, aber es jetzt aus seinem Mund zu hören, war etwas völlig anderes. Er wirkte verletzt. Vielleicht hätte sie doch anders reagieren und nicht gleich beleidigt sein sollen. Tai hatte das doch nur aus Spaß gemacht. „Tut mir Leid“, nuschelte Mimi, trat an ihn heran und schlang von hinten die Arme um seinen Bauch und lehnte ihren Kopf gegen seinen Rücken. Er war ganz warm und duftete nach... Tai. Sie sog den Geruch ein, als könnte sie ihn dadurch speichern und abrufen, wenn sie ihn mal in seiner Abwesenheit schnuppern wollte. „Ich bin immer so aufbrausend und schnell beleidigt und ja, vielleicht bin ich sogar eine Zicke.“ Tai drehte sich wieder um, sodass sie ihn losließ und sah sie seltsam belustigt an. „Kannst du das vielleicht noch mal in ein Diktiergerät sagen, damit ich mir das immer anhören kann, wenn du mal wieder überreagierst?“ Er grinste und Mimi schürzte verärgert die Lippen. „Und kannst du vielleicht mal kein Idiot sein?“, zischte sie, schlang die Arme aber um ihn und presste sich an ihn. Er erwiderte ihre Umarmung und Mimi spürte, wie er sie aufs Haar küsste. Sie hob den Kopf, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Sie verlor jedes Zeitgefühl, als sie da an die Tür gelehnt standen, in innige Küsse versunken waren und nur noch den jeweils anderen wahrnahmen. Tais Hände strichen über ihren Rücken, vergruben sich in ihrem Haar, fuhren die Seiten ihres Oberkörpers entlang. Ein heißes, brodelndes Gefühl breitete sich in Mimis Innerem aus und Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch umher. Seine Berührungen und seine Küsse machten sie einfach verrückt und sie seufzte leise. Atemlos löste Tai den Kuss nach einer gefühlten Ewigkeit. Mimi öffnete die Augen und sah ihn an. Seine Wangen waren leicht gerötet, sein Mund geöffnet und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. „Geht's dir gut?“, fragte Mimi und berührte sein Gesicht mit ihrer Hand. Er nickte lächelnd. „Wenn ich das hier nicht hätte, würde ich jetzt einfach mit dir unter die Dusche hüpfen“, sagte er und deutete auf seinen Verband. Mimi kicherte und boxte ihn leicht in die Seite. Dann schlang sie die Arme um ihn und küsste ihn erneut. Beide zuckten zusammen, als jemand auf der anderen Seite plötzlich gegen die Tür klopfte. „Könntet ihr eure nicht-jugendfreien Sachen nicht irgendwo machen, wo ihr kein Bad blockiert?“, rief Joe von draußen. „Ja“, rief Tai zurück, beugte sich vor zu Mimi und hauchte „Lass uns ins Zimmer gehen“ in ihr Ohr. Er grinste frech, doch Mimi schüttelte kichernd den Kopf. „Nein, ich geh jetzt duschen. Raus jetzt!“ Sie riss die Badezimmertür auf und schubste Tai nach draußen, der nun ein wenig wie ein begossener Pudel wirkte. „Später vielleicht“, fügte sie noch versöhnlich hinzu, bevor sie die Tür schloss und endlich duschen ging. Allerdings war ihr nun nicht mehr kalt. Als sie ihre Skier zurück zum Skiverleih brachten, war Mimi guter Laune. Sie bekam das Lächeln nicht mehr aus ihrem Gesicht und lief beschwingt, trotz Skiern über der Schulter. „Sag mal, geht’s dir gut?“, fragte Izzy und sah sie skeptisch an. „Klar!“, rief sie fröhlich. „Was gibt’s heute zum Abendbrot? Ich hab Hunger.“ „Wie wäre es mit Resten“, schlug Matt vor. „Alles, was wir noch nicht gegessen haben, wird heute Abend gegessen. Immerhin müssen wir morgen schon früh los.“ „Gute Idee. Wir kriegen schon was Leckeres zusammen“, stimmte Sora zu. Mimi war nicht so begeistert von Resteessen, doch sie hatten ja Recht. Wenn Matt und Sora das Kochen in die Hand nahmen, würde das schon was werden. Die Rückgabe ging glücklicherweise schnell vonstatten und so konnten sie sich auf den Rückweg machen. „Wir gehen noch eine Runde spazieren. Bis nachher“, verkündete T.K. und bog mit Kari an der nächsten Biegung ab. Die anderen sahen ihnen verwirrt hinterher, während Mimi nur grinste. Wie süß die zwei doch waren. „Hä? Spazieren?“ Tai starrte ihnen skeptisch nach. „Läuft da jetzt was zwischen denen? Kari ist doch noch viel zu jung.“ „Reg dich ab“, erwiderte Matt grinsend. „Lass sie doch.“ „Solange T.K. die Finger von ihr lässt, ist alles in Ordnung“, entgegnete Tai zähneknirschend. „Aber ich glaube, wenn er ein bisschen was von dir hat, dann lässt er nicht die Finger von ihr.“ Klatsch. Matt hatte Tai einen Schneeball mitten ins Gesicht geworfen. „Hey!“, rief Tai empört, formte blitzschnell ebenfalls einen Schneeball und warf ihn auf Matt, der jedoch geschickt auswich, wodurch Joe getroffen wurde. „Na warte!“ Und damit begann eine Schneeballschlacht zwischen den sechs Jugendlichen. Sie schrien und lachten, während sie sich gegenseitig jagten und mit Schnee bewarfen. Dabei kam Mimi völlig außer Atem, weshalb sie kurz stoppte, um Luft zu holen. Dies stellte sich als ein Fehler heraus, denn sofort war Tai bei ihr und seifte ihr Gesicht mit Schnee ein. „Hey!“, schrie sie und stieß ihn weg, woraufhin er lachend in den Schnee fiel. Mit ihrem Schal wischte sie sich den Schnee aus dem Gesicht und starrte Tai wütend an, der immer noch auf dem Boden hockte und lachte. „Warum siehst du so nass aus?“, fragte er breit grinsend. „Tai!“, schrie Mimi nur und stürzte sich auf ihn. Sie wälzten sich im Schnee, klatschten sich gegenseitig Hände voll davon ins Gesicht und zerrten an den Klamotten des jeweils anderen, um ihn am Weglaufen zu hindern. Gerade saß Tai auf Mimi mit einer Hand voll Schnee bewaffnet, als Mimi schützend die Arme vors Gesicht hielt. „Stopp!“, rief sie. „Ich kann nicht mehr.“ Keuchend nahm sie die Arme wieder vom Gesicht, als von Tai kein weiterer Angriff erfolgte. Er hatte die Hand sinken und den Schnee fallen gelassen, doch blieb auf ihr sitzen. „Jetzt bist du in meiner Macht“, stellte er grinsend fest. „Ich hab gewonnen. Was krieg' ich jetzt?“ „Wie wäre es mit Prügel?“, entgegnete Mimi sah ihn herausfordernd an. Tai schnaubte belustigt. „Von dir, oder was?“ „Du kannst es ja drauf ankommen lassen.“ „Dich steck' ich doch mit links in die Tasche“, erwiderte er und lächelte überheblich. Dann beugte er sich vor und küsste sie auf die Lippen. „Du siehst süß aus, wie du hier völlig erledigt und machtlos... autsch!“ Er drehte sich um und Schnee rieselte aus seinem Haar. „Nehmt euch ein Zimmer!“, rief Matt zu ihnen herüber, der Tai mit einem Schneeball am Hinterkopf getroffen hatte, und lachte. „Ja, machen wir gleich“, rief Tai zurück und rappelte sich auf. Anschließend reichte er Mimi die Hand, um ihr hoch zu helfen. „Tai, wenn wir hier weiter liegen bleiben, schlafe ich ein“, murmelte Mimi. Sie lagen eng aneinander gekuschelt in Tais Bett unter der Bettdecke. Tais Finger strichen die ganze Zeit gedankenverloren über Mimis Arm und verursachten ein kribbelndes Gefühl. „Mach doch. Ich brauche noch was zu essen“, antwortete er. „War ja klar“, erwiderte Mimi. Ihre Hand ruhte auf seinem Bauch und sie spürte, wie es dort rumorte. „Aber ich habe auch immer noch Hunger.“ „Bestimmt gibt’s gleich Essen. Hier riecht es schon lecker“, meinte Tai hoffnungsvoll. „Weißt du eigentlich, dass du mich damit verrückt machst?“, fragte Mimi und hob den Kopf, um ihn anzusehen. „Womit?“, fragte er verwirrt. „Damit.“ Sie griff nach der Hand, die die ganze Zeit über ihren Arm kitzelte, und hielt sie fest. Tai grinste. „Soll ich sie lieber woanders hinlegen?“ Zur Antwort boxte Mimi ihn leicht in die Seite. „Willst du mich eigentlich deinen Eltern vorstellen?“, fragte Tai nach einer Weile. „Sie kennen dich doch schon ein bisschen“, erwiderte Mimi. „Aber du kannst bei Gelegenheit mal vorbeikommen, damit sie wissen, was Sache ist.“ „Alles klar“, sagte er bestimmt. „Und willst du mich deinen Eltern vorstellen?“, fragte Mimi nun neugierig. „Nee, lieber nicht“, antwortete Tai grinsend und kassierte dafür ein Zwicken in die Seite. „Autsch! Ich krieg' bestimmt blaue Flecken wegen dir.“ „Tja, wenn du es nicht anders verdienst“, entgegnete Mimi schnippisch. „Tai! Mimi! Essen!“, rief Izzy von unten hoch. „Na endlich!“, sagte Tai und sprang aus dem Bett. Mimi folgte ihm. Sie zogen ihre Klamotten an, die verstreut auf dem Boden lagen, und gingen hinunter in den Wohnbereich. T.K. und Kari waren inzwischen auch wieder aufgetaucht und trugen gerade das Essen zum Tisch. Es gab eine Gemüsepfanne mit allem Möglichen, was noch übrig geblieben war, und Reis. „Das riecht lecker“, verkündete Mimi und warf Matt einen anerkennenden Blick zu, den er lächelnd erwiderte. „Hoffentlich schmeckt's auch“, erwiderte er. Sie setzten sich alle an den Tisch und begannen zu essen. Natürlich schmeckte es vorzüglich, wie immer, wenn Matt kochte. „Izzy, hast du dich eigentlich schon von Lisa verabschiedet?“, fragte Mimi vorsichtig. „Nein, ich treffe mich nachher noch mit ihr“, antwortete Izzy etwas niedergeschlagen. Mimi warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Wenn sie sich vorstellte, sie müsste sich jetzt von Tai verabschieden... undenkbar. „Ihr könnt ja in Kontakt bleiben“, versuchte Joe ihn aufzumuntern. „Aber es ist nicht das gleiche“, warf Matt ein und sah dabei Sora an, die neben Mimi saß und nicht gerade mit viel Appetit zu essen schien. „Ich kann Izzy verstehen.“ „Ach, was soll's“, seufzte Izzy. „Es wird schon gehen.“ „Genau. In Japan gibt’s auch genug hübsche Mädels“, pflichtete Tai ihm fröhlich bei und zwinkerte ihm zu. Mimi warf ihm einen warnenden Blick zu. „Ich würde dir sogar meine Schwester anvertrauen“, fügte Tai grinsend hinzu. „Hey!“, beschwerte sich Kari. „Darf ich vielleicht auch noch mitreden?“ „Lass mich kurz überlegen... nein“, antwortete Tai lachend und Kari streckte ihm die Zunge raus. Ob Tai schon mitbekommen hatte, dass T.K. und Kari jetzt anscheinend ein Paar waren? Offensichtlich nicht. Vielleicht sollte Mimi ihn bei Gelegenheit dezent darauf hinweisen. Nach dem Abendessen machten sich alle daran, ihre Taschen zu packen. Sie mussten am nächsten Morgen schon um fünf Uhr das Haus verlassen und keiner wollte noch eher aufstehen, nur weil er am Vorabend zu faul war, seine Tasche zu packen. „Mann, ich freue mich so auf zu Hause“, flötete Mimi und warf einfach all ihre übrigen Klamotten in den großen Koffer, wo sich nach und nach ein Haufen bildete. „Im eigenen Bett schlafen und es ist nicht schweinekalt.“ „Und Silvester mit der Familie“, seufzte Kari, die auf ihrem Koffer saß und damit beschäftigt war, ihn zu schließen. Sora hockte still auf ihrem Bett und sortierte ihre Klamotten ordentlich in ihren Koffer. Sie wirkte geknickt. Kein Wunder, dachte Mimi. Nach Hause kommen bedeutete für sie nun, sich einer schwierigen Aufgabe zu stellen. Irgendwie musste sie ihren Eltern verklickern, dass sie schwanger war. Und dann musste sie sich auf ihr Kind vorbereiten. Mimi setzte sich auf ihre Hälfte des Bettes und legte Sora eine Hand auf die Schulter. „Ihr schafft das schon. Deine Eltern sind bestimmt nicht böse und unterstützen dich.“ „Aber sie werden enttäuscht sein, weil ich so verantwortungslos war“, murmelte sie und zog den Reißverschluss ihres Koffers zu. „Es gibt so viele, die ungewollt schwanger geworden sind. So viele haben das schon durchgestanden, da schaffst du das auch. Und deine Eltern freuen sich bestimmt auch, wenn sie einen Enkel bekommen. Bei T.K.s Mutter bin ich mir sicher, dass sie nicht böse ist“, sagte Kari und lächelte zuversichtlich. „Na hoffentlich“, seufzte Sora und stand auf. „Ich geh mal gucken, was die Jungs machen.“ Mimi und Kari tauschten einen besorgten Blick und folgten Sora dann aus dem Zimmer. Die Jungs waren natürlich schon fertig mit Packen und Mimi wollte gar nicht wissen, wie Tais Koffer aussah. Sicher noch wesentlich schlimmer als ihrer. Die Gruppe verbrachte den letzten Abend damit, Karten zu spielen und die restlichen Getränke zu leeren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)