Der Bruder des Hundes von spika_arktur ================================================================================ Kapitel 1: Nacht der Nächte --------------------------- Regulus ist in dieser Geschichte 17 Jahre alt. In den Sommerferien wird er zusammen mit Barty Crouch jr zum Todesser und muss kurz darauf seine Bewährungsprobe bestehen. Schwarze Schatten lagen in dieser Nacht über dem Haus der McKinnons. Ein warmes Lüftchen wehte durch den Wald und ließ die Bäume leise rascheln. Hin und wieder ertönte der Ruf einer Eule. Plötzlich waren schnelle Schritte zuhören. Ein dunkler Schatten huschte am Waldrand entlang. Kurz darauf war er nicht mehr zu sehen. Regulus Black war in die Knie gegangen und kauerte sich neben Barty Crouch hinter einen Busch. „Es dauert noch ein paar Minuten“, flüsterte er. Barty drehte sich zu ihm um, sein Gesicht leuchtete weiß durch die Nacht. „Kennst du jetzt den Plan?“, fragte er leise. Regulus nickte, „In dem Haus sind höchstens fünf Ordensmitglieder und vielleicht ein paar Kinder, wir sind mit Greybacks Wölfen zu zwölft. Wir dürften keine Probleme haben.“ Er verstummte kurz und die Beiden sahen hinauf zu einem großen dunklen Haus, das durch eine hohe Mauer eingezäunt war. Einige Fenster waren erleuchtet. „Aber wie sollen wir angreifen, wenn fünf Werwölfe gleichzeitig durch den Garten rennen?“ fragte Barty und Angst schwang in seiner Stimme. „Greyback greift von der anderen Seite an, er lenkt die Ordenstypen ab, damit wir ungestört von hinten ins Haus einbrechen können“, antwortete Regulus ungeduldig, „Wenn wir drin sind, zieht er sich wieder zurück.“ Barty starrte Regulus misstrauisch an, „Und die Wölfe können uns von den Feinden unterscheiden? Ich habe noch nie von einem Plan gehört, bei dem so viel schief gehen kann.“ Seine Hände zitterten. „Avery hat die Leitung, er hat sich das ausgedacht und wenn wir dem Dunklen Lord dienen wollen, dann müssen wir auf ihn hören“, flüsterte Regulus zurück, doch beim genauen hinsehen, wirkte auch er angespannt. Barty sah nicht wirklich überzeugt aus, aber er murmelte halblaut, „Na gut, aber ich habe in meinen Ferien eigentlich besseres zu tun, als mich von Verbündeten zerfleischen zu lassen.“ „Wird schon“, zischte Regulus und in diesem Moment tauchte der Vollmond hinter einer Wolke auf und hüllte alles in silbriges Licht. Nicht weit entfernt heulte ein Wolf auf. Die beiden Jungen zuckten zusammen und sahen sich mit aufgerissenen Augen an. Dann deutete Barty mit bebender Hand auf eine Stelle etwa dreißig Meter entfernt. Rote Funken schwebten über einem Busch und kurz darauf stürzten vier Männer auf die Mauer des Hauses zu. „Es geht los“, flüsterte Barty panisch, „Das sind Avery und die Anderen.“ Regulus zog seinen Zauberstab und stand auf, „Auf geht’s“, sagte er und versuchte das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen. Sie zogen sich die schwarzen Kapuzen über das Gesicht und stolperten los. An der Mauer angekommen schwangen sie ihre Zauberstäbe und ließen sich gegenseitig über die Mauer schweben. Als sie auf der anderen Seite sanft landeten blieben sie einen Moment wie erstarrt stehen. Bis jetzt war alles noch verdächtig still. „Sag mal Regulus“, flüsterte Barty plötzlich, „Du hast gesagt, da sind vielleicht Kinder im Haus.“ Regulus nickte. „Was machen wir mit denen, wenn wir drin sind?“ fragte Barty angespannt und versuchte den Gesichtsausdruck seines Freundes unter der Kapuze auszumachen. Doch der zögerte, „Nun“, begann er langsam, „Der Dunkle Lord…hat gesagt, wie dürfen keinen am Leben lassen.“ Barty schüttelte widerwillig den Kopf, „Ich kann keine wehrlosen Kinder umbringen.“ Regulus wich seinem vorwurfsvollen Blick aus, „Vielleicht…vielleicht sind gar keine da, oder….“ Doch dann wurde er von einem lauten Knall unterbrochen. Kurz darauf ertönte Jaulen und weitere Knalle folgten. Gebannt starrte Barty auf den Vordergarten, während die andere Gruppe der Todesser auf die Hintertür zu schlich. Da drehte sich einer der vier Männer um und winkte ungeduldig, es war Avery. Regulus zerrte Barty weiter und sie liefen zu einem dunklen Fenster im Erdgeschoss. „Warum müssen wir da rein?“ hauchte Barty. Regulus zog ihn zurück und ließ das Fenster mit einem Wink seines Zauberstabs explodieren. „Weil wir die kleinsten sind, vermutlich“, antwortete Regulus und zog sich am Fensterbrett hoch, schwang die Beine in den Raum und sprang hinein. Barty folgte ihm mit einigen Schwierigkeiten. „Als ob Severus viel größer wäre“, murrte er missmutig nachdem er sich die Hände an den herumliegenden Glasscherben aufgeschnitten hatte. Regulus zog ihn auf die Beine, „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er es durch dieses Fenster schaffen würde, so ungelenkig wie der ist.“ Barty lachte nervös. Sie standen in einem kleinen Raum. An den Wänden hingen ein paar Wäscheleinen und vereinzelte Socken lagen auf dem Boden. Regulus tastete sich weiter, bis er auf eine Tür stieß. Er holte tief Luft und dann drückte er sie langsam auf. Draußen war niemand zu sehen. Sie schlichen in einen hell erleuchteten Flur und drückten sich mit den Rücken an die Wand. Plötzlich knallte es mehrmals hintereinander in einem Zimmer auf der rechten Seite. Regulus und Barty hoben ihre Zauberstäbe. Mehrere Männerstimmen riefen etwas und eine Frau schrie schrill auf. „Avada Kedavra“ brüllte jemand und es gab einen dumpfen Schlag. Regulus Mund wurde trocken. „Wir sollten nach oben gehen und nachsehen ob sich dort jemand versteckt“, wisperte er und Barty nickte erleichtert. Hastig rannten sie zur Treppe auf der linken Seite, so schnell wie möglich wollten sie von dem Zimmer wegkommen, indem gerade mindestens ein Leben beendet wurde. Barty war ganz grün im Gesicht, er sah aus als müsste er sich gleich übergeben. Sie taumelten die Treppe hinauf. Alles wirkte seltsam unnatürlich, von den gerahmten Familienfotos an den Wänden bis hin zu den bunten Blumensträußen auf den Regalen. Gebannt starrte Regulus auf die lächelnden glücklichen Menschen auf den Bildern und für einen Moment erfüllte ihn Abscheu, als er daran dachte, was in diesem Haus gerade geschah. Doch dann gab er sich einen Ruck, sie hatten einen Auftrag zu erfüllen und er wollte nicht derjenige sein, der beim ersten Mal versagte. „Fertig?“ fragte er leise und als Barty nickte trat er die erste Tür mit dem Fuß auf. Sie stürmten in das Zimmer und als sie im Raum standen stöhnte Barty leise auf. Zwei kleine blonde Mädchen starrten sie mit angsterfüllten Augen an. Vollkommen bewegungslos standen sich die vier gegenüber. Das kleine Mädchen, ungefähr im Kindergartenalter, fing an zu weinen. Da ertönten plötzlich Schritte auf der Treppe. Barty und Regulus wirbelten herum, die Zauberstäbe fest mit den zitternden Händen umklammert. Doch derjenige der nun ins Zimmer hastete, war niemand vom Orden, es war Severus. Sein Umhang war am Arm zerrissen, doch sonst schien er bei bester Gesundheit. „Ich soll nachsehen, wo ihr steckt“, keuchte er, „Wir müssen uns beeilen. Travers hat…“ Da fiel sein Blick auf die Kinder und er verstummte. „Was machen wir jetzt?“ flüsterte Barty tonlos. Severus wandte den Blick ab, als wolle er nicht die Entscheidung treffen. Hilflos wandte sich Barty an Regulus, der zögerte kurz und schritt dann entschlossen zurück in den Flur, Barty folgte ihm auf den Fersen. Regulus schlug die Tür mit einem lauten Knall zu und sagte als ob nichts geschehen wäre, „Los, die nächste Tür.“ Doch bevor auch nur einer von ihnen einen Schritt machen konnte schallten plötzlich Stimmen zu ihnen herauf. Zwei Männer stürmten die Treppe hinauf, „Was habt ihr mit meinen Kindern gemacht?!“ brüllte der größere von ihnen, „Stupor!“ Ein roter Lichtblitz schoss durch den Flur, Regulus warf sich zur Seite an die nächste Tür, die sofort nachgab. Mit einem lauten Krachen landete er in einem Schlafzimmer. Sekunden später hechteten ihm Severus und Barty hinterher. Blitzschnell rappelten sie sich auf. Regulus suchte hinter einem Bett Deckung. Ein Fluch schoss haarscharf über ihn hinweg und ließ stattdessen eine Vase zerspringen. Die scharfen Splitter schossen durch den Raum. Regulus hob kurz den Kopf und feuerte einen Fluch ab, doch er verfehlte sein Ziel um Längen. Barty hatte mehr Glück, sein Zauber schleuderte den kleineren Mann aus dem Zimmer. Mit einem erschreckend lauten Knall schlug er mit dem Kopf an die gegenüberliegende Wand. Scheinbar ohnmächtig sackte er in sich zusammen. Barty jedoch kassierte unverzüglich die Rechnung für seinen Angriff. Der nächste scharlachrote Blitz traf ihn mitten auf der Brust. Ohne noch eine Miene zu verziehen ging er in die Knie und fiel kopfüber auf den Holzboden. „Barty!“ schrie Regulus entsetzt. Wütend sprang er auf und fast hätte ihn der nächste Fluch erwischt, doch er konnte ihn in letzter Sekunde abblocken. Blitzartig schwang er seinen Zauberstab über die Schulter und rief, „Crucio!“ Im gleichen Moment schickte Severus einen Sectumsempra-Fluch auf den Mann im Flur. Es gab einen explosionsartigen Knall als die zwei Zauber ihr Opfer trafen und die ganze Szenerie wurde kurz von einem unheimlichen Licht erhellt. Blut spritzte durch den Raum als der Mann vor Schmerzen keuchend einknickte. Zitternd blieb er liegen und die darauffolgende Ruhe lastete schwer auf den Ohren der Anwesenden. Aber Regulus und Severus blieb kaum Zeit zum durchatmen, denn plötzlich hörten sie wieder Geräusche. Doch diesmal klangen sie wenig menschlich, es war ein ungleichmäßiges Poltern begleitet von rasselndem Atem. Bestürzt wechselten sie einen Blick. Da erschien auf der Wand er riesiger Schatten, gleichzeitig ertönte ein tiefes donnerndes Grollen. Eine kalte Welle von Panik überschwappte Regulus als das Geschöpf um die Ecke schlich. Die irren Augen waren direkt auf ihn gerichtet und von den schrecklichen Fängen tropfte das Blut. Ohne nachzudenken taten Regulus und Severus das einzige was ihnen übrig blieb. Sie packten den bewusstlosen Barty an den Armen, warfen sich mit aller Kraft gegen das Fenster und stürzten sich hinaus ins Nichts, genau in dem Augenblick als der Werwolf auf sie zu sprang. Und das letzte das Regulus mitbekam, war ein stechender Schmerz am Handgelenk, dann wurde alles schwarz. Kapitel 2: Nacht des Mondes --------------------------- „Wach auf!“ Mach schon!“ sagte eine Stimme immer wieder. Jemand schüttelte Regulus an den Schultern und gab ihm kurz darauf eine Ohrfeige. Benommen machte er die Augen auf. Für einen Moment wusste er nicht wo er war. Doch dann kam die Erinnerung schlagartig wieder. Das Gelände war hell erleuchtet, zum einen von dem silbernen Vollmond und zum anderen von einem riesigen grünen Totenkopf über dem Haus. Regulus lag direkt neben einer großen Hecke, in der sie glücklicherweise nach ihrem Sprung gelandet waren. „Schnell, wir müssen hier weg, die Auroren kommen“, drängte Severus. Stöhnend richtete Regulus sich auf, jeder Knochen im Leib tat ihm weh und vor seinen Augen tanzten Sternchen. Er vergrub das Gesicht in den Händen und als er sie wieder weg nahm lief ihm Blut über die Finger. Bestürzt betastete er sein Gesicht, er erfühlte mehrere Schnittwunden. „Wir sehen alle so aus“, sagte Severus und deutete auf seine eigenen Hände, „Aber wir werden festgenommen, wenn du mir nicht gleich mit Barty hilfst.“ Er bemühte sich verzweifelt Barty hochzuheben. Er war immer noch bewusstlos und sah nicht weniger zerschrammt aus als die beiden Anderen. Regulus versuchte aufzustehen, doch als er sich auf seinen linken Arm stützte keuchte er erschrocken. Eine Art Krampf war sein Handgelenk hinauf geschossen. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Umhang an der Stelle zerfetzt war und als er ihn wegzog sah er direkt neben dem Dunklen Mal eine klaffende Wunde. „Was hast du denn?“ fragte Severus zornig. „Nichts, nichts“, murmelte Regulus und zog den Umhang wieder zurück. Er stand auf und hob zusammen mit Severus Barty vom Boden auf. Sein verletzter Arm zitterte unter der Last, aber er biss die Zähne zusammen. Es war still geworden im Garten der McKinnons. Nicht ein Laut war noch zuhören. Das alte Haus wirkte so ruhig, wie vor etwa einer Stunde, wäre da nicht das leuchtend grüne Dunkle Mal über dem Dach gewesen. Severus und Regulus schwankten mit ihrer Last über das Gras. An der Mauer angekommen zogen sie ihre Zauberstäbe und ließen zuerst Barty und dann sich selbst mit einem Schwebezauber auf die andere Seite fliegen. „Ich soll euch per Seit-an-Seit-Apparieren zum Haus deiner Kusine schaffen“, sagte Severus als sie weiter in den Wald liefen, um gefahrlos verschwinden zu können. „Die anderen sind schon abgehauen.“ Regulus nickte, er war zu schwach um zureden. Mit jedem Schritt den er tat nahm der Schmerz an seinem Arm zu. Nach scheinbar unendlich langen zehn Minuten, hielt Severus an und sagte, „Jetzt dürften wir weit genug weg sein. Nimm meinen Arm.“ Und mit einem –Plopp- verschwanden die drei ins Nichts. Ein paar Wochen später saß Regulus abends allein in seinem Zimmer. Nachdenklich strich er mit dem Finger über den Verband an seinem linken Arm. Kreacher hatte ihn einige Tage lang gepflegt und die Wunden, die er sich bei seinem allerersten Auftrag im Dienste des Dunklen Lords zugezogen hatte, waren rasch verheilt. Nur eine Verletzung hatte dem Hauselfen Schwierigkeiten bereitet. Kreacher hatte eine Mischung aus verschiedenen Heiltränken über den stark blutenden Riss an Regulus‘ Handgelenk gestrichen, aber keiner hat auch nur eine geringe Wirkung erzielt. Hilflos hatte der Elf mit den Schultern gezuckt und Regulus hatte sich damit abgefunden, dass diese Verletzung wohl auf natürliche Art und Weise heilen musste. Das Problem war, dass er sich nicht einmal genau erinnern konnte, in welchem Moment dieser denkwürdigen Nacht, er sich so verletzt haben könnte. Mich muss einer der Flüche von diesem Großen erwischt haben, dachte Regulus zuversichtlich. Aber im Kampf habe ich vor Aufregung nichts davon gemerkt. Er nestelte an dem Verband herum und lugte vorsichtig darunter. Innerhalb von einem Monat hatte sich ein leichter Schorf gebildet. Da klopfte es plötzlich an der Tür und Kreacher kam herein, „Meister Regulus“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, „Ihre verehrte Kusine Bellatrix möchte sie sprechen. Sie sollen hinunter in die Küche kommen.“ Regulus erhob sich rasch, Bellatrix war niemand, den man lange warten ließ. Doch auf einmal drehte sich das Zimmer. Regulus wankte kurz, aber so schnell wie der Schwindel gekommen war, hörte er auch wieder auf. Regulus schüttelte leicht den Kopf. „Meister Regulus, ist alles in Ordnung?“ fragte Kreacher mit sorgenvoll geweiteten Augen. „Ja, alles okay“, antwortete Regulus abwesend. Kreacher ließ die langen Fledermausohren etwas hängen, „Aber der junge Herr sieht heute ganz blass aus.“ „Schon gut, Kreacher“, erwiderte Regulus nun fester, „Mir geht es gut.“ Entschlossen schritt er hinaus auf die Treppe, aber als er die Stufen hinunter ging fühlten sich seine Beine merkwürdig schwach an. Fast so als hätte er sich gerade erst von einer schweren Krankheit erholt. Was ist heute nur los mit mir? fragte er sich verstört, doch da wurde er je von seinen düsteren Gedanken abgelenkt, als seine Kusine am Fuß der Treppe auf ihn wartete. Wie sich herausstellte hatte sie erneut einen Auftrag vom Dunklen Lord für ihn und Barty. Diesmal war die Aufgabe verhältnismäßig einfach. Sie sollten lediglich eine kleine Kiste mit schwarzmagischen Gegenständen zu einem Todesser bringen, der ganz in der Nähe wohnte. Frohgemut zog Regulus eine halbe Stunde später die Haustür hinter sich zu, in der Hoffnung die frische Nachtluft würde ihm gut tun. Er traf Barty an der nächsten Hausecke und zusammen gingen sie munter erzählend die Londoner Straßen entlang. Die Gehwege waren menschenleer und die Sonne war gerade noch über den Hausdächern zusehen. Sie trafen Travers in seiner kleinen Wohnung und gaben ihm das Paket. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass er es gut versteckt hatte, machten sie sich auf den Rückweg. Obwohl sie kaum zwanzig Minuten bei Travers geblieben waren, war es nun stockdunkel geworden. Gemächlich gingen sie an schmutzigen Hauseingängen und bröckelnden Fassaden vorbei. Bis sie schließlich zu einem großen Park kamen. Es passierte urplötzlich und ohne Vorwarnung, Regulus packte ein erneuter Schwindelanfall, nur diesmal viel schlimmer als vor wenigen Stunden, gleichzeitig breitete sich ein Brennen von seinem Arm aus. Er stolperte und fiel zu Boden. Barty blieb erschrocken stehen, „Reg?“ fragte er. Regulus kniete auf dem Boden und die Steine des Gehwegs verschwammen vor seinen Augen. Das Brennen hatte sich nun im ganzen Körper ausgebreitet. Doch am schlimmsten waren die drückenden Schmerzen in Armen und Beinen. Es fühlte sich an als würden sich seine Knochen biegen. Er keuchte gequält. „Was ist?!“ rief Barty panisch. Er packte Regulus an den Armen und versuchte ihn hochzuziehen. Doch dann sah er etwas, was ihn entsetzt zurück zucken ließ. „Deine Augen…die…die sind anders“, sagte er verstört. Regulus reagierte nicht, er starrte auf seine Hände, die sich seltsam gekrümmt hatten. Da traf in die Erkenntnis wie ein Schlag. Die Wahrheit über seine rätselhafte Verletzung war so fadenscheinig einfach. Er fragte sich warum er nicht schon vorher daran gedacht hatte, aber vielleicht hatte er diese Möglichkeit nur verdrängt. „Hau ab“, sagte er heiser und versuchte sein Entsetzen in Grenzen zu halten. „Wie bitte?“ Barty trat näher. Regulus zitterte mittlerweile. „Hau ab, hab‘ ich gesagt!“ fuhr er ihn an. „Aber…aber…“, stammelte Barty ängstlich. Regulus schüttelte es, als ein neuer Schmerzimpuls folgte. Seine Haut fühlte sich an als wenn sie von tausend kleinen Nadeln durchstochen würde. Da überrollte ihn die Furcht und er rappelte sich auf. „Verschwinde! Flieh solange du noch kannst!“ schrie er panisch und stieß Barty beiseite. So schnell er konnte rannte er in den Park und ließ den vor Schreck gelähmten Barty zurück. Kapitel 3: Nacht des Erwachens ------------------------------ Regulus jagte immer tiefer in den Park hinein. Er steuerte direkt in einen kleinen Wald und blieb erst stehen, als er eine kleine Lichtung erreicht hatte. Keuchend hielt er an. Fassungslos starrte er auf seine Arme, dunkle Haare erschienen überall auf seinem Körper. Seine Hände und Füße wurden zu Klauen und während er größer wurde, wuchsen ihm furchterregende Reißzähne. Da trat plötzlich der Mond hervor. Regulus‘ Kopf zuckte hoch. Gebannt stierte er hinauf. Sein Blick war wie gefangen im silbrigen Licht und als er so gefesselt dastand, fiel es ihm immer schwerer einen klaren Gedanken zufassen. Am Anfang versuchte er noch dieses Gefühl zu unterdrücken, doch sein Widerstand wurde immer schwächer. Langsam schwanden ihm die Sinne und tief in ihm erwachte etwas Neues. Etwas das raste vor Wut und Leidenschaft. Mit einem Mal verspürte er Hunger, nicht nur irgendwelchen Hunger, sondern eine unbezähmbare Gier nach Fleisch. Ohne es zu bemerken war er auf alle Viere gegangen. Da erfassten seine geschärften Sinne ganz in der Nähe eine Stimme und den anziehenden Geruch von Menschen. Noch kurz hielt er inne, strotzend vor Kraft, dann stürmte der schwarze Wolf los. … Regulus erwachte am nächsten Morgen zusammengekauert unter den hängenden Ästen von zwei Weiden. Er blinzelte, die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Für ein paar Minuten blieb er matt liegen und dachte nach. Er hatte das seltsame Gefühl, dass er etwas unheimlich berauschendes geträumt hatte. Aber er konnte sich nur mühsam erinnern. Einzig ein Gefühl von Aufregung und Freiheit war geblieben. Zerstreut bahnte er sich einen Weg durch die Blätter. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, stockte ihm der Atem und er wich erschüttert zurück. Draußen auf einer kleinen Lichtung lagen zwei Menschen. Sie waren tot. Regulus hatte noch nie so etwas Fürchterliches gesehen. Die zwei Körper lagen in einer Lache aus Blut, mit grotesk verrenkten Gliedern. Ihre Kleidung war zerfetzt und ihre Haut war überseht von Bissen und Kratzern. Wie in Trance lief Regulus auf sie zu. Er erkannte einen Jungen, nicht älter als zehn. Seine blassen Augen starrten ihn vorwurfsvoll an. Vor Regulus geistigem Auge erschien plötzlich Bild, wie dieser Junge durch den Wald hetzte, so schnell er konnte, von einer übermächtigen Angst angetrieben und er, Regulus, war ihm mit Leichtigkeit gefolgt, bis er ihn schließlich in die Enge getrieben hatte. Triumphierend hatte er geheult und eine Frau hatte versucht den Jungen kreischend wegzuziehen. Danach konnte er sich nur noch an einen Geschmack erinnern, den Geschmack von Blut und…. Als Regulus klar wurde was er getan hatte, musste er sich übergeben. Er kippte um und vergrub das Gesicht in den Händen. Er konnte den Blick des Kindes nicht länger ertragen. „Nein…nein“, murmelte er. Lange blieb er noch dort liegen, neben dem Jungen und seiner Mutter. Zwei Menschen, die lediglich einen Abendspaziergang machen wollten und nun nie wieder nach Hause kommen würden. … Ein paar Tage später stand Greyback gelangweilt in einem Zimmer des Hauptquartiers der Todesser. Er untersuchte gerade seine gelben Fingernägel als ein schwarzhaariger Junge in das Zimmer gestürmt kam. „Greyback!“ schrie Regulus und stürmte auf ihn zu. Gleichgültig sah Greyback auf, „Was ist denn, Black?“ „Was los ist?!“ Regulus zog seinen Zauberstab und drückte Greyback gegen die Wand. „Einer…deiner…gottverfluchten Werwölfe hat mich gebissen!“ stieß Regulus hervor. „Damals bei den McKinnons.“ „Oh“, machte Greyback und wirkte nun ein bisschen interessiert. Regulus fluchte und packte den viel größeren Mann an der Jacke, „Oh? Ist das alles was du zusagen hast? Überlege, verdammt noch mal, wie du das wieder gutmachen kannst!“ Greyback machte sich mühelos von dem Fesselgriff frei und lachte rau, „Was soll ich denn bitte wieder gutmachen? Du bist jetzt ein Werwolf und daran lässt sich nichts ändern.“ „Sag mir nicht, dass ich bis an mein Lebensende so leben muss. Es muss eine andere Lösung geben!“ schrie Regulus wütend. Greyback schüttelte spöttisch den Kopf, „Die gibt es nicht. Finde dich damit ab.“ Er wollte sich abwenden und gehen, doch Regulus hielt ihn fest. „Ich will aber nicht noch mehr Menschen umbringen und nicht noch einmal so eine schreckliche Verwandlung erleben!“ „Du hast bei deinem ersten Vollmond schon einen Menschen erwischt?“ fragte Greyback überrascht und als Regulus nickte sagte er, „Nicht schlecht, ich könnte dir einen Platz in meinem Rudel anbieten.“ Regulus schnaubte und rief, „Niemals!“ Nachdenklich sah Greyback ihn an und schlich stirnrunzelnd um ihn herum, „An die Schmerzen bei der Verwandlung gewöhnst du dich…und ans töten auch“, fügte Greyback grinsend hinzu. Angewidert sah Regulus ihn an, „Mir ging es schon den ganzen Tag vor Vollmond dreckig und…“ Doch Greyback unterbrach ihn sofort, „Das ist beim allerersten Mond immer so. Das erste Mal wenn sich das Gift in deinem ganzen Körper verteilt, verstehst du. Die Symptome tagsüber werden mit der Zeit weniger.“ Regulus ballte die Fäuste. „Das ist mir jetzt aber ein großer Trost“, fauchte er. Greyback zuckte nun wieder gelangweilt mit den Schultern und kehrte ihm den Rücken zu. Da flüsterte Regulus erstickt, „Es muss einen Ausweg geben. Ich kann nicht…ich halte das nicht noch einmal aus.“ Greyback fuhr herum und knurrte ungeduldig, „Entweder du stürzt dich von der nächsten Brücke oder du genießt noch ein paar Jahre das Leben als Wolf.“ Er fing an zu schmunzeln als er Regulus‘ blasses zorniges Gesicht sah, „Gewöhn dich bis an den Gedanken.“ Mit diesen Worten ging er federnd aus dem Zimmer und als er die Tür erreichte rief er noch einmal, „Denk über meinen Vorschlag mit dem Rudel nach.“ „Vergiss es!“ schrie Regulus ihm nach und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Ein kurzen Augenblick starrte er auf die Wand, ohne sie wirklich zusehen. Das Gesicht des kleinen Jungen tauchte vor ihm in der Dunkelheit auf. Er stöhnte, diese blauen Augen würden ihn sein Leben lang nicht loslassen. Da ging die Tür erneut auf und Barty und Severus schlichen herein. Ohne ein Wort zusagen setzten sie sich gegenüber von Regulus. Sie sahen sich unbehaglich an, dann fragte Barty nervös, „Reg? Stimmt…stimmt das was Greyback gesagt hat? Bist du wirklich ein…ein Werwolf?“ Regulus sah sich seine Freunde an, sie schienen sich beide äußerst unwohl zu fühlen und mit einem Schlag wurde ihm klar, dass der Werwolf genauso gut einen von ihnen hätte erwischen können. Er nickte angestrengt. Für einen Moment war es still im Zimmer, dann sprach erneut Barty, „Was machst du jetzt?“ Regulus zuckte mit den Schultern und sagte dann zögerlich, „Ich glaube ich gehe wieder nach Hogwarts. Ich bin nur noch ein Jahr in der Schule und bei Vollmond…muss ich mich eben immer in den Wald schleichen und hoffen, dass mir niemand über den Weg läuft.“ Er wandte sich von den Beiden ab und rieb sich mit zitternden Händen die Augen. Mitleidig sahen ihn Barty und Severus an, dann sagte Barty, „Du schaffst das schon. Auch Werwölfe können ein normales Leben führen.“ Regulus starrte blinzelnd an die Decke und Severus fügte mit leiser Stimme hinzu, „Ich habe von einem Zauberer gelesen, der einen Trank entwickeln will, der die Verwandlungen von Werwölfen erträglicher machen soll. Spätestens in ein paar Jahren wird er damit fertig sein.“ Regulus fand keine Worte um das zu beschreiben was er fühlte. Es bedeutete ihm so unendlich viel, dass sie hier bei ihm saßen und ihn trotzallem noch als Freund betrachteten und ihm sogar Mut machten. Aber dennoch würde er nie wieder so zu ihnen gehören wie vor einiger Zeit. Er war gezeichnet, gebrandmarkt und würde es bis ans Ende seines Lebens sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)