Überraschungen... von HadesEye (...und ein Kind?) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel IX - Erwachen und große Gefühle -------------------------------------------------- Den größten Schreck meines Lebens bekam ich morgens als ich erwachte. Mit geschlossenen Augen tastete meine Hand im Bett nach meinem neuen Freund und traf dabei auf warme Haut. Mein zweiter Gedanke galt den Armen, welche sich in der Nacht scheinbar unbeholfen um mich gelegt hatten, gerade so als wollten sie sicher gehen, dass ich nicht verschwand und dem kitzelnden Druck auf meiner Brust. Arme? Meine Hand tastete weiter, einen muskulösen Rücken hinauf und ich kraulte die Person neben mir im Nacken ohne dass ich meine von der immer noch währenden Müdigkeit langsamen Bewegungen bewusst koordinieren konnte. Ich erntete ein wohliges Schnurren. Schnurren? Langsam erwachte mein Geist und mein Bewusstsein regte sich, doch ich öffnete noch immer nicht die Augen. Hatte ich mir etwa eine Katze ins Bett geholt? Nein, die weiche Haut welche ich unter meinen tastenden Fingerspitzen fühlen konnte passte nicht dazu. Meine Hand wanderte vorsichtig wieder ein Stück nach unten und traf dort auf breite und starke Schultern. Das war nicht Noir. Ganz sicher nicht! Das dort neben mir war ein Mann. Kein schmächtiger Fünf- oder Sechsjähriger. Mittellanges, weiches, verstrubbeltes Haar, welches dennoch wie Seide durch meine Finger glitt. Breite Schultern zum anlehnen und ein muskulöser Rücken. Samtweiche Haut. War er etwa...nackt?! Was machte ein fremder Mann in meinem Bett? Ein nackter fremder Mann mit Haut wie Samt und Haaren wie flüssige Seide? Wer war er und wie kam er hier her? Wo zum Teufel hatte er Noir gelassen? Und wieso bei allen sieben Höllenkreisen fühlte ich mich so wohl und beschützt in seinen Armen? Langsam, von Neugier getrieben öffnete ich die Augen einen Spalt. Im Zimmer war es noch dunkel obwohl wir gestern vergessen hatten die Vorhänge zu schließen. Die Person neben mir regte sich und der Griff um meine Taille verfestigte sich fast schmerzhaft. Ich keuchte auf aber schaffte es dennoch mich ein kleines Stück zur Wand am Kopfende der Liegestatt zu bewegen und mich aufzusetzen. Der Kopf mit den - wie ich nun sehen konnte - schwarzen Haaren rutschte dabei von meiner Brust auf meinen Schoß und die Arme lagen nun um meine Hüfte. Bei meiner Regung ließen sie ein wenig lockerer um ihren Griff sofort wieder zu festigen, als ich mich nicht mehr bewegte. Sehr rücksichtsvoll, sogar im Schlaf. Denn davon ging ich aus. Wäre er wach hätte er sicher anders reagiert, mich angesehen oder losgelassen wahrscheinlich. Ich sah genauer hin und strich dem Fremden einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war blass, so wie der Rest des Körpers - so weit ich ihn denn sehen konnte - auch, hatte volle zartrote Lippen, sanft geschwungen und absolut verführerisch wenn er wie jetzt sanft lächelte und unendlich lange Wimpern von tiefschwarzer Farbe, die einen leichten Schatten auf die Haut unter den Augen warfen. Außerdem war es perfekt symmetrisch, hatte eine gerade Nase und feine Züge. Und es war mir durchaus bekannt! Was machte er hier? Und was hatte er mit Noir gemacht? Ich war verwirrt und das nicht zu knapp. Wie von selbst fand meine Hand den Weg über seinen Schopf zur Stirn - er drehte das Gesicht und schmiegte sich an meine Handfläche - dann über die Schläfe zur Wange - seine Haut war unheimlich weich und zart - bis zu seinem Kiefer und ohne dass ich es verhindern konnte und vielleicht auch nicht wollte, strich ich mit dem Zeigefinger vorsichtig über seine verführerisch geschwungene Unterlippe während mein Daumen sein Kinn erreichte. Er öffnete leicht den Mund und seufzte - ich erschauderte. Die Reise meiner Hand, welche kurz innegehalten hatte fuhr fort und ich streichelte vom Kinn hinab zu seinem Hals und von dort nach hinten um erneut seinen Nacken zu kraulen und ihm dieses wunderbare Schnurren zu entlocken. Erst als ich seine dunkle Stimme leise zwischen dem wohligen Schnurren vernahm welche meinen Namen, meinen Vornamen murmelte wurde mir klar was ich hier überhaupt tat. In welcher Situation ich mich gerade befand. Ich lag mit Sebastian -!!!- in meinem Bett und er schlief scheinbar selig, während ich ihn kraulend und streichelnd zum wohligen Schnurren brachte. Ich, der Hausherr kraulte den Butler, der mich kaltherzig verlassen und unseren Pakt verraten hatte. Und doch konnte ich nichts gegen die aufgedrehten Schmetterlinge und Ameisen in meinem Bauch machen. Ich konnte das glückliche Gefühl nicht unterdrücken welches sich meine Brust wie einen aufgepusteten Ballon anfühlen und mein Herz hüpfen ließ. Das Glück rollte über mich hinweg wie eine Lawine und hinterließ mich staunend ob eines solch schönen Gefühls. Ich konnte Sebastian nicht böse sein. Nicht wenn er hier so unschuldig schlafend neben mir lag. Das Gesicht entspannt und mir so offensichtlich vertrauend. Nicht wenn er doch wiedergekommen war. Aber das würde ich ihm nicht sagen, niemals. Ich würde so tun als ob ich ihm zürnen würde dass er erst jetzt wieder da war. Aber was war mit dem Siegel? Und was mit Noir? Sebastians Kopf bewegte sich auf meinem Schoß, rieb seine Wange verschmust gegen meinen Bauch und der dichte Wimpernkranz begann zu flattern, rubinrote Augen freigebend als er blinzelnd langsam erwachte. Kaum hatte er beide Augen ganz geöffnet löste ein verwirrter Ausdruck den verschlafenen in seinem Gesicht ab. Es war faszinierend mit anzusehen. Sein unsicherer Blick traf mich und ich stellte fest dass es der Gleiche war den Noir immer aufgesetzt hatte. Somit war auch meine Reaktion unbewusst die Selbe: Ich lächelte beruhigend noch bevor ich meinen Plan, so zu tun als wäre ich böse auf ihn, auch nur annähernd in die Tat umsetzen konnte. Das strahlende Lächeln Sebastians entschädigte mich dafür jedoch definitiv. Er saß nun neben mir auf dem Bett und schien ebenso wenig zu wissen wie es weitergehen sollte wie ich. "Wo ist Noir?", ergriff ich die Initiative und beobachtete besorgt wie sämtliches Blut aus seinem Gesicht wich und ihn noch blasser machte als er normalerweise sowieso schon war. "Woher..?", setzte er an etwas zu sagen, brach dann aber vollkommen verwirrt ab. Seltsam. "Woher... was?" "Ich... Woher kennst du meinen Namen?" Jetzt war ich derjeniger der verwirrt war. Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Dann fiel bei mir der Pound. Noir war nicht Sebastians Sohn und auch kein mehr oder minder weit entfernter Verwandter, er war Sebastian selbst! Noir war sein richtiger Name. Deshalb die Ähnlichkeit, deshalb verschwand Sebastian in der Nacht in der Noir auftauchte, deshalb lag Sebastian heute in meinem Bett und nicht der kleine Noir. Und deshalb hatte mein sonst so treuer und loyaler Butler nicht auf mein Rufen geantwortet! Aber wie war das möglich? "Was kommt die in den Sinn, wenn du an die letzten Stunden denkst? Und was ist das letzte an das du dich erinnern kannst?", fragte ich und erhielt auch sofoert eine ungewohnt ausführliche Antwort. "Ich kann mich erinnern dass ich nach draußen gegangen bin um Finnys Katastrophe im Rosengarten aufzuräumen. Als ich damit fertig war habe ich mich in die Küche begeben und das Frühstück für den jungen Herren vorbereitet und in den hohen Eckschrank gestellt, damit die Angestellten nicht auf die Idee kommen alles zu verspeisen. Danach führte mein Weg in das Zimmer welches Ihr mir gegeben habt, ich habe mich umgezogen und wollte mich nur ganz kurz hinlegen weil ich untypischerweise schon den ganzen Tag leichte Kopfschmerzen hatte. Ich erinnere mich dass... da waren Schmerzen. Und dann... nichts mehr." Er verzog sein Gesicht, sich an die Schmerzen erinnernd die er gespürt haben musste. "Irgendwas muss passiert sein, denn ich habe gestern morgen ein Kind - es hat sich selbst Noir genannt - in deinem Bett gefunden. Dich. Du hast mir deinen Namen selbst gesagt. Und nicht auf mein Rufen geantwortet." Ich konnte nicht verhindern dass sich bei dem letzten Satz ein Teil der empfundenen Trauer in meine Stimme schlich. "Das Siegel ist weg." Sebastian sah mich nachdenklich an und lehnte sich näher zu mir herüber. "Nein", sagte er, "es ist blass aber immer noch da. Inaktiv." Er wirkte glücklich, seine Augen bekamen diesen hellen Schimmer den ich schon an Sebastian - dem Kind - so gemocht hatte und der mich an Licht erinnerte, das sich auf einem wertvollen Rubin brach. "Was bedeutet das für uns?", erkundigte ich mich zögerlich. Er wich meinem Blick aus. "Alles bleibt wie es ist, aber du kannst - wenn ich es zulasse - nun auch durch erfühlen herausfinden wo ich mich gerade aufhalte. Außerdem ist deine Seele für mich und jeden anderen Dämonen nun unerreichbar." Das hatte ich nicht erwartet, ich war so überrascht, dass ich nicht einmal bemerkte dass der Teufel dazu übergegangen war mich zu duzen. Aber müsste dieser jetzt nicht am Boden zerstört sein? Immerhin hatte er jahrelang für meine Seele gearbeitet. Ich musste zugeben dass mich diese neue Situation glücklich machte. War das ein Wink des Schicksals? "Junger Herr?", fand mein Gegenüber unsicher zur Sprache zurück und riss mich aus meinen Überlegungen. "Nenn mich Ciel!", kam meine instinktive Antwort wie aus der Pistole geschossen. "Ich möchte dass di mich beim Vornamen nennst.", wiederholte ich dann nochmal ruhiger. "Das fühlt sich irgendwie natürlicher - richtiger - an. Duz mich, bitte." Nun, nach dem ersten morgendlichen Schrecken fühlte ich wieder die Müdigkeit in meine Glieder kriechen. "Und leg dich hin.", fügte ich deshalb noch hinzu während ich dasselbe tat und mich dann an Sebastians schlanken Körper schmiegte. Fast sofort spürte ich eine angenehm warme Hand welche meinen Rücken sanft auf und ab fuhr, gelegentlich einen Abstecher in meinen Nacken machte. "Lieb dich.", rutschte es mir leise nuschelnd heraus als ich mich schon fast friedlich schlummernd in Morpheus Armen befand. Sebastians zärtliches "Ich dich auch, Ciel. Sehr sogar." hörte ich nur noch unbewusst. Als ich eine knappe Stunde später langsam wieder erwachte, spürte ich sofort den warmen Körper meines Teufels neben mir, dessen Arme mich sanft umfangen hielten. Unmittelbar darauf fiel mir mein Geständnis wieder ein und ich konnte mein Herz schneller schlagen fühlen. Hatte ich die Antwort nur geträumt? Oder war mein Traum wahr geworden? "Ich weiß dass du wach bist, Ciel." - Hatte ich jemals erwähnt wie angenehm Sebastians tiefe Stimme war? Die starken Arme umfassten mich etwas fester und ermutigten mich die Augen zu öffnen und in ein Paar dunkelrote zu sehen, in denen sich ein Gefühl spiegelte welches mich dazu brachte meine Zweifel zu vergessen, alle Fragen auszublenden und die Situation einfach zu genießen: Liebe. Tiefe, aufrichtige Liebe. Und da wusste ich dass die dunkle Stimme in meinem Traum auch in der Realität zu mir gesprochen hatte. Ich legte meine Arme um Sebastians - Noirs, ich war mir sicher ich durfte ihn bei seinem richtigen Namen nennen - Nacken und zog ihn zu mir herunter. Als sich unsere Lippen dann endlich berührten war mir, als ob die Gefühle verrückt spielten, Glück und Liebe eine Achterbahn in meinem Bauch antrieben und auf hochtouren laufen ließen. Ich hatte das Gefühl den Sinn meines gesamten Lebens gefunden zu haben. Es war unbeschreiblich. Die Uhr neben meinem Bett schlug neun Uhr dreißig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)