Tatsächlich...Liebe von Lady_Emily ================================================================================ Kapitel 2: Bride Wars - Beste Feindinnen ---------------------------------------- „Er hat dich gefragt?!“ „Ja, ist das nicht traumhaft?“ „Soll ich dir etwas unglaubliches sagen?“ „Was denn?“ „Ich wurde auch gefragt!“ „Neeeein?!“ Mariah musste angesichts Hilarys erstaunten Ausruf lachen. Lächelnd blickte sie auf ihren Ring an der linken Hand. Emily neben ihr verdrehte die Augen und steckte ihren Löffel noch einmal beherzt in die Eispackung. „Oh mein Gott, wir werden beide heiraten!“ „Ist das nicht wunderbar?“ Mariah stieß ihrer rothaarigen Freundin in die Rippen, als diese wiederholt mit den Augen rollte. „Lass uns gleich mal morgen treffen“, rief Hilary durchs Telefon. „Du, ich hab schon für morgen einen Termin bei Laura Okinara vereinbart. Komm doch einfach mit.“ „Bei DER Hochzeitsplanerin?“ „Jup“, grinste die Chinesin. Endgültig genervt stand Emily auf und ging ins Nachbarzimmer. „Stör ich dich?“ „Nö, komm ruhig rein.“ Zögerlich stand Emily noch im Türrahmen. „Ich will dich nicht aufhalten.“ Max winkte sie lediglich lächelnd zu sich. „Wie läuft es denn?“, fragte sie, während sie sich auf den Hocker neben dem Schreibtisch setzte und auf die Massen an Büchern und Notizen sah. „Ganz gut eigentlich. Nur seit eine Stunde höre ich ständig so ein Kreischen aus dem Wohnzimmer. Versucht Mariah Lautstärke Rekorde zu brechen?“ Amüsiert sah die Amerikanerin zu ihrem Freund. „Kai hat ihr einen Heiratsantrag gemacht.“ „Ich weiß.“ Überrascht sah sie ihn an. „Oha, ich hätte nicht gedacht, dass Kai der Typ ist, der das vorher mit seinen Freunden bespricht.“ „Tyson hat es aus ihm herausgekitzelt.“ „Wo wir schon bei Tyson sind...“ „Der Hilary heute auch einen Antrag gemacht hat?“ „Menno, du weißt ja schon alles!“ Max lachte auf. „Also telefonieren Hilary und Mariah ganz aufgeregt über unser Telefon?“ „Jup.“ „Wenn sowieso schon alle so voller Glückshormone sind, wäre das nicht der große Moment um es ihnen zu sagen?“ „Nein, das ist ihr Tag.“ „Welcher? Der von Hilary oder der von Mariah?“ „Der von beiden“, sagte sie lachend und stand auf. „So und jetzt weiter mit deiner Masterarbeit. Und ich geh wieder zu dem hysterischen Mädels zurück.“ ___________________________________ „Wie bist du bloß an den Termin gekommen?“ Staunend stand Hilary vor der Bürotür von Laura Okinara. „Ich habe einfach gesagt, dass ich Kai Hiwatari heirate.“ „Wow, ich wusste ja das Kais Name einiges hermacht, aber so viel...?“ „Ich war auch erstaunt“, erwiderte Mariah lachend. „Also, lass uns rein gehen.“ „Und es ist wirklich ok, dass sie auch meine Hochzeit plant?“ „Klar.“ Mit beschwingten Schritten ging die Rosahaarige vor und Hilary folgte ihr schließlich. „Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir noch drei freie Termine im Plaza Hotel haben. Zwei am 26. Juni und einem am 29. Juni.“ „Oh mein Gott, das ist perfekt! Dann können wir beide, bei der Hochzeit des jeweils anderen Brautjungfer sein!“ Mit einem strahlenden Gesicht sah Hilary zu Mariah, die das Lächeln erwiderte. „Meine Eltern haben am 26. geheiratet. Macht es dir etwas aus, wenn ich den Termin nehme?“, fragte die Chinesin. „Nein gar nicht! Super, dann nehme ich den 29.!“ „Gut, die Damen, dann freue ich mich auf eine gute Zusammenarbeit!“ _____________________________ „Im Plaza! Stell dir vor!“ „Ich kann es praktisch schon bildlich vor mir sehen“, erwiderte Emily trocken. Sie saß zusammen mit Mariah in ihrem Lieblingscafe, nachdem diese von ihrem Termin gehetzt kam. „Ich hab das Gefühl, du kannst dich für die ganze Hochzeitssache nicht so begeistern.“ „Du weißt, dass ich nicht viel vom Heiraten halte“, erwiderte die Rothaarige lediglich. „Trotzdem hätte ich gedacht, dass du dich mehr freust...“, etwas enttäuscht sah sie zu ihrer besten Freundin. Die seufzte tief. „Ich freue mich für dich. Wirklich. Und für Hilary auch. Aber...eine große Hochzeit im Plaza? Korrigier mich, aber ist es auch das was Kai will? Ich sehe ihn ehrlich gesagt noch nicht ganz vor einer Meute von 300 Menschen und einem ganzen Orchester stehen und Hochzeitsschwüre sprechen.“ Zum ersten Mal darüber nachdenkend sah Mariah ihre Freundin bestürzt an, was diese mit einem erschrockenen Blick. „Oh Gott, ich wollte dir keine Zweifel einreden!“, sagte sie schnell und ergriff die Hand ihrer Freundin. „Nein, du hast recht! Ich sollte mit ihm darüber reden.“ „Mach das.“ In diesem Moment klingelte das Handy der Rosahaarigen. „Geh ruhig ran, ich muss sowieso schnell mal aufs Klo.“ Überrascht sah sie auf den eingehenden Anruf. 'Laura Okinara's Büro' Als die inzwischen etwas blasse Rothaarige von der Toilette wieder kam, sah sie eine erschütterte Mariah an. „Was ist los?“ „Es gab einen Buchungsfehler. Hilary und ich werden am selben Tag heiraten!!“ „Oh...“ „Was ist mit dir?“ prüfend sah die Chinesin zu ihrer Freundin, die noch blasser war. „Ich bin schwanger.“ _________________________________ „Also, eine von uns muss ihren Termin verlegen.“ „Ja, eine von uns sollte das machen.“ „Was war der nächst mögliche Termin nochmal?“ „15. April 2014.“ „...“ „Also...“ „Also?“ „Welche von uns könnte am ehesten auf das Plaza verzichten und an einem anderen Ort heiraten?“ „Das Plaza war schon immer mein Traum.“ „Meiner auch.“ „Meine Eltern wollten dort immer heiraten.“ „Du spielst die tote-Eltern-Karte?“ „Nein, natürlich nicht. Ich wollte damit nur andeuten, wie wichtig mir das Plaza ist.“ „Aber ich spare schon seit Jahren für meine Hochzeit.“ „Denkst du ich nicht?“ „Aber du hast einen Verlobten, der reicher ist als der Premierminister von Japan!“ Kai zog eine Augenbraue hoch und sah über den Rand seines Sudokus zu seiner Verlobten, die am anderen Ende des Sofas saß und beim telefonieren heftig diskutierte. Hilarys letzte Worte hatte er gehört. „Ach, aber jetzt darfst du die arme-Mädchen-Karte spielen? Deine Eltern leben auch nicht gerade auf der Straße, wenn ich mich recht entsinne!“ Tyson sah wie seine Freundin heftig nach Luft schnappte, während sie mit der Chinesin telefonierte und führte deswegen seine Fußmassage umso intensiver fort. „Entschuldige mal!“ Aufgeregt stand Mariah jetzt auf und lief im Wohnzimmer auf und ab. Kai legte sein Rätsel beiseite und beobachtete sie interessiert. „Ok“, schnaufte Hilary ins Telefon und stand von ihrem Sofa auf. Ihren Verlobten ignorierte sie völlig, der das Achselzuckend hinnahm und sich wieder bequem hinsetzte. „Machen wir einen Deal“, schlug Mariah schließlich vor und sah finsteren Blickes aus dem Fenster. „Keine von uns beiden befasst sich mit den Hochzeitsvorbereitungen, solange wir keine Lösung gefunden hat.“ „Klingt fair.“ „Gut.“ „Gut.“ „Na dann...“ „Ciao.“ „Ja. Ciao.“ Frustriert drückte Mariah auf den roten Knopf und drehte sich dann wieder zum Zimmer um. Kai sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was hab ich denn nicht mitgekriegt?“ „Du weißt, dass ich schon immer im Plaza heiraten wollte?“ „Natürlich“, sagte er und nahm es hin, dass sie zum Sofa kam und sich an ihn schmiegte. „Und Hilary wollte dort auch schon immer hin.“ „Ich weiß.“ „Aber wir können dort nicht gleichzeitig heiraten.“ „Nun, dann muss einer von uns wo anders heiraten.“ Unglücklich mit der treffenden Wahrheit konfrontiert sah Mariah zu dem Russen auf. „Hilary kriegt immer ihren Willen“, maulte sie ein bisschen. „Ich dachte, es geht darum, dass wir beide heiraten, nicht darum, ob Hilary ihren Willen kriegt oder nicht.“ Die Chinesin schwieg. „Hast recht“, sagte sie schließlich seufzend. „Na gut, lassen wir den Grangers das Plaza.“ Als Antworte drückte Kai seiner Verlobten lediglich einen Kuss auf die Haare. ____________________________________ „Was verstehst du eigentlich unter neutrale Farbe?“ „Gelb ist doch wohl die neutralste Farbe, die es gibt!“ „Hast du schon einmal einen Jungen in einem gelben Strampler gesehen?“ Fragend sah Emily zu ihrer rosahaarigen Freundin. „Irgendwie...hast du recht. Max, du bist der Vater, sag doch auch einmal was dazu.“ Auffordernd sah Mariah zu dem Amerikaner. „Lieber nicht“, erwiderte dieser nüchtern, was Kai neben ihm zum schmunzeln brachte. „Wir wollten doch nur schon mal nach Kindermöbeln gucken, wir müssen ja nicht gleich ein komplettes Zimmer kaufen“, fügte er noch hinzu. Zu viert standen sie in der Kinderabteilung von Ikea. Da Mariah und Kai ein neues Bett brauchten und Max und Emily schon langsam ihre Möglichkeiten ausspähten, war das Quartett kurz entschlossen zu dem schwedischen Einrichtungshaus gefahren. „Eine neutrale Farbe muss es aber geben, eine Wickelkommode kann sowieso unmöglich komplett rosa sein.“ Erleichtert seufzend zog sich Max mit seinem klingelnden Handy aus der Bredouille und klinkte sich aus dem Farben Gespräch aus. „Hey Dude“, sprach er in sein Telefon und ein genervter Tyson antwortete. „Ich soll dich fragen, was ihr euch für eure Babyparty wünscht. Hilary und ich sind gerade am shoppen.“ „Witzig. Wir auch“, amüsiert sah Max zu Kai und bedeutet ihm, dass ihr blauhaariger Kollege am anderen Ende der Leitung war. „Ich finde das alles andere als witzig. Meine Güte, wer hätte gedacht, dass Hochzeitseinladungen aussuchen so anstrengend sein kann.“ Der Blonde musste lachen. „Anyway, es ist uns egal was ihr schenkt, hauptsache ihr kommt.“ „Ernsthaft Max, was braucht ihr? Nicht, dass ihr nur Handtücher von uns bekommt!“ „Das geht schon klar“, grinste Max ins Handy. „Ok, gut, dann quäl ich mich hier weiter durch das Tokihama Shopping Paradies....“ „Viel Spaß!“ Der Amerikaner legte auf und sah dann mit einem Blick, dass die Frauen immer noch nicht weiter waren. „Lasst uns doch für heute das Experiment abbrechen“, schlug er vor. „Hm, aber ich habe irgendwo mal einen Laden gesehen, in dem es relativ vernünftige Möbel zu einem vernünftigen Preis gab.“ „Hilary und Tyson sind gerade im Tokihama, wir können fragen, ob sie für uns die Augen offen halten.“ „Ohje, wie hat Hilary Tyson denn dazu überredet gekriegt, mit ihr shoppen zu gehen?“, fragte Emily lachend. „Sie suchen zusammen Hochzeitseinladungen aus.“ „WAS?!“ Mariahs Kopf schoss zu dem Blonden herum, der sie verwundert ansah. „Ok, das bedeutet Krieg!“ Mit hochrotem Kopf und Dampf der aus ihren Ohren schoss, stürmte die Chinesin Richtung Ausgang. „Oh, oh“, machte die Rothaarige nur bestürzt und auch Kai sah alles andere als glücklich aus. „Was war das denn?“, fragte Max verwirrt. „Hilary und Mariah haben einen Pakt getroffen, dass keine von beiden mit ihren Hochzeitvorbereitungen anfängt, bevor sie ihr Plaza Problem nicht in den Griff bekommen haben“, erklärte der Graublauhaarige. „Oh, oh“, machte der Amerikaner nur. „Reagier bitte nicht über.“ „Ich soll nicht überreagieren?! Sie hat sich nicht an die Abmachung gehalten!“ Beruhigend legte Kai seiner Freundin die Hand auf den Oberschenkel, um sie zu beschwichtigen. Sie hatten gerade Max und Emily an deren Wohnung raus gelassen und machten sich nun durch den Tokioter Abendverkehr auf den Heimweg. „Gib mir bitte dein Iphone.“ „Das ist keine gute Idee.“ „Gib es mir einfach bitte.“ Zögernd holte der Russe das Handy aus seiner Jacken Innentasche, während er gleichzeitig auf die Linksabbiegerspur wechselte. „Was hast du vor?“ Sie antwortete nicht. Sie loggte sich in ihr Email Postfach ein und gab als Empfänger ihr gesamtes Adressbuch ein, abgesehen von Hilary. „Mit großer Freude darf ich ankündigen, dass Kai und ich am 26. Juni diesen Jahres im Plaza Hotel den Bund der Ehe eingehen werden. Bitte haltet euch den Termin frei, wir würden uns freuen, wenn ihr alle kommen könnt. Mit vielen lieben Grüßen Mariah & Kai“ „Und senden“, murmelte die Rosahaarige zufrieden. Stirnrunzelnd sah Kai sie an, nachdem er eingeparkt hatte. ________________________________ „Sie hat WAS?“ Unsaft stellte Hilary den Topf auf die Herdplatte und nahm das Telefon, welches sie die ganze Zeit zwischen ihrem Ohr und ihrer Schulter eingeklemmt hatte, in ihre rechte Hand. „Ich fand es auch etwas geschmacklos, aber nun ja, das ist ihre Sache. Ein wenig mehr Stil hätte ich ihr schon zugetraut.“ Salima schien am anderen Ende des Telefons den Ernst der Lage überhaupt nicht zu begreifen. „Diese Miststück!“ Tyson, der gerade durch den Flur vom Schlaf- zum Wohnzimmer gehen wollte, blieb überrascht in der Tür stehen. „Das kriegt sie wieder!“ Stirnrunzelnd sah er zu seiner Verlobten. __________________________________ „Kriegt gefälligst eure Frauen unter Kontrolle!“ Unsanft zog Max den nächstbesten Stuhl nach hinten, was ein furchtbar kratzendes Geräusch verursachte und ließ sich sichtlich schlecht gelaunt auf eben diesen sinken. Selbst Kai schreckte ein wenig zusammen. Zu ungewohnt war das Bild eines schlecht gelaunten Max. „Was ist los?“, fragte Ray erstaunt. Sie saßen in ihrer Stammkneipe, in der sie sich mindestens einmal im Monat trafen. Ohne Freundinnen, versteht sich. „Bei mir zu Hause klingelt ständig das Telefon! Sei es wegen grüner Haar, nicht mehr passenden Hochzeitskleidern, versauten Brautjungfernabenden, plötzlich aufgetauchten Strip Tapes aus dem Mädelsurlauben oder fälschlicherweise orange gefärbter Haut!“ Die anderen drei Jungs sahen ihn perplex an. „Meine schwangere Freundin ist sowieso schon hormongeplagt, zurzeit hochsensibel, ständig den Tränen nahe und mit den ganzen Sorgen eurer Verlobten völlig überfordert und ich komme dadurch kein Stück mit meiner Masterarbeit voran!“ Er nahm sich ungefragt ein Schluck von Kais Bier und fuhr dann fort. „Die Hochzeiten sind in zwei Wochen. Entweder ihr regelt das oder es wird so oder so in einer Katastrophe enden!“ Fertig mit seiner Rede, sah Max Kai und Tyson noch einmal streng an und ließ sich dann in seinem Stuhl zurück sinken. Kurz herrschte unangenehmes Schweigen. „Wie lange haben die beiden nicht miteinander geredet?“, fragte Ray schließlich. „Zwei Wochen“, antwortete Kai etwas säuerlich. „Das sind wie 100 Jahre in Mädchenzeit“, fügte der blauhaarige Japaner noch hinzu. „Ich weiß ja nicht, wie ihr beide dazu steht, aber...wir können doch sowieso nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig sein.“ Verstimmt sahen sich Tyson und Kai an. __________________________________ „Nein.“ „Bitte?“ „Kai, nein!“ Etwas ungehalten klopfte er mit den Fingern auf den Küchentisch. „Nein“, sagte sie erneut, obwohl er noch gar nichts weiter gesagt hatte. „Das ist lächerlich.“ „Das ist mir herzlich egal.“ Er streckte eine Hand aus. Sie zierte sich. Schmunzelnd bedeutete er ihr mit seinen Fingern näher zu kommen. Sich immer noch etwas zierend, folgte sie dem Wink und stellte ihre Tätigkeit, Einkäufe ein zu sortieren und dabei die Küche zu verwüsten, ein und ging zu ihm. Er zog sie fester zu sich. „Liebe Mariah, können wir bitte, bitte mit diesem Zirkus aufhören?“ „Nein!“, rief sie und stand wieder auf. Seufzend legte er seinen Kopf in beide Hände. _____________________________ „Ehrlich gesagt, hätte ich eher Tyson erwartet.“ „Der sagt doch immer 'Ja' und 'Amen' zu allem“, erwiderte Kai trocken. „Auch wieder wahr. Komm rein.“ Max öffnete die Tür weiter und ließ seinen Teamkollegen ein. Der stellte seine Tasche im Flur ab. „Oh, hallo.“ Überrascht stand Emily in der Tür zum Wohnzimmer und sah Kai an. „Wow, im wievielten Monat bist du?“ „Gefühlt im 13.“, gab diese lachend als Antwort. Sie sah auf die Tasche in seiner Hand. „Du kannst gerne im Kinderzimmer übernachten. Noch brauchen wir es nicht und es ist sowieso noch total chaotisch, aber es steht eine Ausziehcouch drin.“ „Ich danke euch.“ „Kein Thema“, sagte Max und schob Kai und mitsamt Tasche in Richtung Kinderzimmer. Seine Freundin bedeutete ihm, dass sie mit dem Telefon im Schlafzimmer verschwinden würde. _____________________________ „Es sind nur noch fünf Tage bis zur Hochzeit.“ „Ist mir aufgefallen.“ „Und was gedenkst du jetzt zu tun?“ „Ich denke nach.“ „Kai...“ „Soll ich dir bei dem da helfen, was auch immer du dort machst?“ Emily stöhnte genervt auf. „Nein, geht schon.“ Langsam stand der Russe von der Couch im Wohnzimmer auf und ging zu Emily ins Kinderzimmer, die dort ständig Sachen hin und her räumte. Sie waren alleine in der Wohnung, da Max zu einem Seminar in der Uni musste. „Setz dich doch mal hin.“ Kai stand in der Tür und sah, wie die Rothaarige sich abmühte. „Ich kann irgendwie nicht“, seufzte diese und stand unentschlossen im Raum, eine Hand in ihre Hüfte gestützt. „Kann ich dir irgendetwas helfen?“ „Nein, eigentlich will ich mich einfach nur bewegen und deswegen räume ich einfach immer wieder alles um.“ Mit Kais Hilfe hatte Max in den letzten Tagen die Kinderzimmermöbel aufgebaut und platziert, sodass das in ca. drei Wochen geplante Baby ein heimeliges zu Hause hat. Der Russe selbst hatte sich in der Wohnung des befreundeten Paares verschanzt, ging nicht ins Büro und arbeitet nur vom Laptop aus. Sein Handy war ausgestellt. Mit Mariah hatte er seit seinem Auszug nicht mehr geredet. „...Kai?“, die zögerliche Stimme der Amerikanerin riss den Graublauhaarigen aus seinen Gedanken. „Ja?“, er wandte sich ihr zu. „Ich glaube, meine Fruchtblase ist geplatzt.“ Er starrte sie an. „Jetzt?!“ Sie verdrehte die Augen. „Wenn es dir lieber ist, frag ich das Baby, ob es noch ein wenig drin bleiben möchte.“ „Grundgütiger – wir müssen ins Krankenhaus! Wo sind eure Autoschlüssel?“ Er sprang aus dem Türrahmen in den Flur. „Kai, wir haben doch gar kein Auto“, erwidert die Rothaarige belustigt. „Richtig“, fiel es dem Russen wieder ein. Er stand etwas unschlüssig wieder in der Tür. „Kannst du bitte ein Taxi rufen?“, half ihm Emily, immer noch amüsiert. „Taxi, natürlich!“ Mit einem Satz war er im Wohnzimmer verschwunden. Die Amerikanerin atmete tief durch und ging langsam in den Flur, um mit bedacht ihre Jacke zu nehmen. „Max und du, ihr seid viel zu unordentlich! Wo ist euer verdammtes Telefon?“ „Unter dem linken Sofakissen.“ „Ich habs!“ Mühselig zog Emily ihre Jacke an. „Was jetzt?“, fragte Kai atemlos, nachdem er die Taxizentrale verrückt gemacht hat. „Jetzt ziehst du dir deine Schuhe an, nimmst deine Jacke und holst die grüne Tasche aus unserem Schlafzimmer. Und dann hilfst du mir die Treppe runter, dafür brauch ich nämlich ewig und bis dahin ist das Taxi auch da.“ Überraschend fügsam kam Kai allem nach, was Emily gesagt hatte, was diese wieder grinsen ließ, während sie in ihre Gesundheitslatschen schlüpfte. Die einzigen Schuhe, die sie noch bequem fand. „Ok“, sagte Kai und stand angezogen mit Tasche im Flur. „Ok“, sagte dann auch die Amerikanerin und ging aus der Tür. „Kannst du bitte abschließen?“ „Klar.“ Während der Russe nun auch noch anfangen musste, die Wohnungsschlüssel zu suchen, fluchte er vor sich hin: „Natürlich muss das passieren, wenn Max nicht da ist!“ Ehe er die Schlüssel gefunden hatte, war die All Star schon fast die Treppe runter. „Denk an dein Handy!“, rief sie noch nach oben. Kai, der die Tür gerade zu schließen wollte, stürmte erneut in die Wohnung. Auf dem Weg nach unten rief er zuerst Max an. Dann Mariah. ___________________________________ „Sie ist so süß.“ „Ja.“ „Komm Kai, bei so einem Anblick, musst selbst du zum Softie werden.“ Der Russe sah lächelnd zu der kleinen Hannah, die mit so vielen anderen Babys in der Säuglingsstation lag. Dann zu Mariah, die lächelnd neben ihm stand. Er nahm ihre Hand in seine. „Also“, fragte sie schließlich zögerlich, „gibt es noch eine Hochzeit?“ „Ja“, sagte ehrlich und küsste sie. „Gut, denn ich will auch so eins!“, sagte sie lachend und deutete auf die vielen kleinen Babys. _______________________________ Tag der Hochzeit (-en) „Ich kann nicht heiraten wenn ich mit Hilary zerstritten bin und Emily nicht da ist!“ Aufgewühlt stand Mariah im Hochzeitskleid in ihrer Garderobe. „Dann vertrag dich doch wieder mit ihr. Euer Streit ist doch sowieso lächerlich.“ Gelassen wie der Dalai Lama saß Ray auf einem Stuhl und sah zu, wie seine älteste Freundin hin und her tigerte. „Jetzt ist es zu spät dafür. Beide Hochzeiten finden in einer Stunde statt.“ „Dann...“ „Dann was?!“, fuhr sie fauchend zu ihm herum und sah ihn mit funkelnden Augen an. Der Chinese hütete sich auch noch ein Wort zu sagen, sondern schob sich nur noch eine weitere Praline in den Mund. Es klopfte an der Tür. „Ja, wenn es nicht der Bräutigam ist“, rief die Rosahaarige genervt. „Huhu.“ Max steckte seinen Kopf durch die Tür. „Mariah, du siehst zauberhaft aus.“ Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln und breitete seine Arme aus. „Danke dir“, sagte sie gequält lächelnd und ließ sich einmal von ihm drücken. „Dann verschwinde ich mal wieder.“ Ray und Max hatten untereinander ausgemacht, dass sie immer abwechselnd bei den jeweiligen Leuten vorbei schauten, damit niemand sich vernachlässigt fühlte. Da der Blonde jetzt hier war, konnte er nun Hilary einen Besuch abstatten. „Wie geht es dir?“, fragte der Amerikaner nachdem Ray verschwunden war. „Ganz gut...ich freu mich auf Kai.“ „Und ansonsten?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. „Ansonsten finde ich alles furchtbar.“ Sie stand da, mit bezaubernden Haaren, wunderbaren Make-Up, einem traumhaften Kleid und fühlte sich grauenhaft. „Geh rüber zu Hilary“, sagte Max sanft. „Ok“, sagte diese den Tränen nahe. „Es tut mir alles so leid!“ „Mir auch!“ „Und das mit deinen Haaren!“ „Schon gut. Mir tut das mit dem Kleid so leid!“ „Lass uns nie wieder wegen so einen Quatsch streiten!“ „Nie wieder!“ Heulend lagen sich Hilary und Mariah in den Armen. Belustigt sahen Ray und Max von der Seitenlinie aus zu. „Gott sei Dank ist das jetzt vorbei“, sagte der Chinese leise. Der Blonde nickte nur zustimmend. „Also, Mädels“, räusperte sich Ray, „ihr müsste beide in fünfzehn Minuten vor dem Traualtar stehen. Es wird Zeit.“ „Oh ja, richtig“, lachte Mariah und wischt sich etwas von dem verschmierten Mascara von der Wange. „Ich wünschte, ich könnte bei deiner Hochzeit dabei sein.“ „Oh, ich wäre auch so gerne bei deiner dabei!“ Max konnte nicht anders als sich an den Kopf zu fassen. Wieso waren Mädchen so unglaublich kompliziert?! „Wir gucken mal, ob sich etwas machen lässt“, sagte Ray lächelnd und zog Max mit sich aus dem Raum. Zuerst schauten sie bei Kai vorbei, bei dem... Emily saß? „Was machst du denn hier?“, fragte ihr Freund überrascht. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich das hier verpassen würde, oder?“, erwiderte sie lächelnd. „Hannah ist bei unserer Hebamme und in einer Stunde bin ich wieder zu Hause. Ich will nur die Trauungen sehen. Und ehrlich gesagt, hätte ich euch Jungs hier am ehesten erwartet“, erklärte sie und sah wieder zu Kai, der bis eben noch komplett alleine in seiner Garderobe war und entspannt ein Buch gelesen hatte. Seitdem er unfreiwillig bei den ersten Wehen der Rothaarigen dabei war, ehe Max sich durch den Tokioter Berufsverkehr gekämpft hatte, verstanden sich die Amerikanerin und der Russe blendend. Prägende Ereignisse verbinden also doch. „Mit großer Freude kann ich verkünden, dass Hilary und Mariah sich wieder vertragen haben.“ „Ach was“, kommentierte Emily erstaunt. Kai zog lediglich eine Augenbraue hoch. „Und jetzt wollen sie bei der Hochzeit des jeweils anderen dabei sein. Also, könnten wir eine Trauung nach der anderen machen?“ „Solange ich am Ende des Tages verheiratet bin“, erwiderte der Russe gelassen. „Gut, gehen wir zu Tyson.“ „Oh“, stieß Max aus und sah sich kritisch um. „Anscheinend haben wir Tysons Nervenkostüm etwas überschätzt.“ Ray sah sich in der Garderobe des Blauhaarigen um. Sie war chaotisch. Viel zu chaotisch. Als hätte sich jemand durch alle Gegenstände durchgewühlt. „Tyson ist alles in Ordnung?“ „Klar“, sagte Angesprochener mit einer derart nervösen Stimme, das sofort klar war, dass eigentlich das Gegenteil zutraf. „Tyson, du machst jetzt keinen Rückzieher oder?“, fragte Max unsicher und sah zu dem Japaner, der apathisch auf einem Stuhl saß. „Ich weiß noch nicht“, er war kurz still, „Nein, eigentlich nicht.“ „Gut, denn wir haben fantastische Neuigkeiten. Hilary und Mariah haben sich wieder vertragen!Und sie wollen nacheinander heiraten, um bei der Hochzeit des jeweils anderen dabei sein zu können.“ „Yeah?“, sagte Tyson zögerlich. „Könnt ihr mich jetzt bitte einfach zum Altar bringen?“ Die Musik setzte ein. Die Leute erhoben sich. Alle schauten zu der Braut. Mariah strahlte in die Runde. Nachdem sie den Raum einmal überblickt hatte, blieb ihr Blick an Kai hängen, der ihr leicht lächelnd entgegen sah. Ihr Grinsen wandte sich in ein sanftes Lächeln um. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Die Trauung war einfach und unglamourös, genau wie das Paar. Alle waren sich einig, dass es perfekt zu Kai und Mariah gepasst hatte. Nachdem die beiden so richtig und komplett offiziell verheiratet waren, setzten sie sich zu ihren Freunden und wie bei einem Deja vú setzte die Musik erneut ein. Die Leute erhoben sich. Alle schauten zu Braut. Hilary strahlte in die Runde. Als ihr Blick an Tysons unsicheren hängen blieb, brach ihr Lächeln kurz.. Dann setzte sie es wieder auf. „Ist alles gut bei dir?“, fragte sie leise, als sie vorne bei ihm stand. „Klar“, erwiderte er. „Bist du sicher?“ „Natürlich!“ Der Pfarrer begann seine Rede erneut. Er wandelte sie leicht ab, um nicht genau dasselbe zu sagen, wie bei dem Paar zuvor. Hilary blickte erneut nervös zu ihren Verlobten. „Tyson du sieht...“ „Sag einfach nichts.“ „Aber Tyson...“ „Ok, es reicht“, sagte er, diesmal etwas lauter, sodass auch ihre Freunde in der ersten Reihe etwas von ihrem Gespräch mitbekamen. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Hilary unsicher. „Das ist einfach alles schrecklich falsch“, zischte Tyson und herrschte den Pfarrer mit einer Handbewegung an, mit seiner Predigt aufzuhören. „Das alles ist einfach lächerlich!“ „Was?“, fragte die Braunhaarige verwirrt. „Oh, oh“, murmelte Max und Emily ergriff seine Hand. „Diese ganze Hochzeitshysterie! Erst dieses, dann jenes und jetzt ist wieder alles anders! So sollte das nicht sein!“ „Aber wir sind doch jetzt hier...“, mit Tränen in den Augen sah die Japanerin zu ihren langjährigen Freund. „Ja, aber der Weg hat mich an der gesamten Sache zweifeln lassen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)