Years later von -akai- (Wenn ich wieder da bin) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~~~~~ “Kazuki-kun, ich weiß, dass Sie ein Einser-Schüler sind ohne großartig etwas dafür tun zu müssen, aber ich wäre Ihnen trotzdem sehr verbunden, wenn Sie wenigstens so tun würden, als würden Sie meinem Unterricht folgen.” Grummelnd stand Yamashita-sensei vor dem Brünetten, der sich wie immer ganz nach hinten in die letzte Reihe gelümmelt hatte, mit einem Ohr den Klängen seines MP3-Players lauschte und vor sich hin döste. Nun sah Kazuki zu seiner Lehrerin auf. „Wenn es denn sein muss“, seufzte er und setzte sich aufrecht hin, stützte den Kopf auf den Händen ab und sah nach vorne zur Tafel. „Und der MP3-Player kommt auch weg!“, setzte sie nun etwas strenger hinterher und grummelnd schaltete der Jugendliche die Musik aus, bevor das Gerät in seiner Tasche verschwand. „Und da bleibt der auch bis zum Ende der Stunde!“ Mit diesen Worten verzog sich die Lehrerin wieder zur Tafel und versuchte weiterhin verzweifelt ihrer nichts verstehenden Klasse die Chemie näher zu bringen. Als es endlich zum Ende der Stunde klingelte, wollte Kazuki möglichst schnell den Kursraum verlassen, um eine Rauchen zu gehen. Doch die Stimme seiner Lehrerin ließ ihn inne halten. „Byou-kun und Kazuki-kun, ich möchte Sie beide nach dem Unterricht bei mir im Lehrerzimmer sehen!“ Irritiert suchte der Brünette den Raum ab und als er auf Bouys Blick stieß, blickten ihm zwei ebenso ratlose Augen entgegen. Was bitte hatte er den mit Einzelgänger Byou zu tun? Sie waren in einer Klasse, aber das war es dann auch schon. Kazuki konnte sich nicht daran erinnern, jemals mehr als zwei Sätze mit dem Schwarzhaarigen gewechselt zu haben. Er konnte noch sehen, wie Byou unwissend die Schultern anhob, bevor dieser aus dem Raum verschwand. Der Brünette konnte seine Gedanken nicht stoppen und verließ dann auch den Raum, heute ausnahmsweise mal als einer der Letzten. Nachdem sie dann eine Doppelstunde Physik hinter sich gebracht hatten, trottete Kazuki zum Lehrerzimmer. Byou lief neben ihm her. „Hast du eine Ahnung, was sie von uns will?“, murmelte der Kleinere und warf ihm einen fragenden Seitenblick zu. „Mittlerweile hab ich eine Vermutung, ja“, gab der Brünette als Antwort und Byou zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ach ja? Was denn?“ „Ich bin Klassenbester in Chemie und du bist der schlechteste. Vermutlich will sie, dass ich dir Nachhilfe gebe oder so“, mutmaßte Kazuki. Tatsächlich hatte Yamashita-sensei genau das gewollt. Kazuki sollte den Schwarzhaarigen vor einem erneuten Sitzenbleiben bewahren. Denn dem drohten unter Umständen sogar 0 Punkte auf dem Zeugnis, und das wäre ein wahrlich schlechter Einstieg in die Oberstufe. Beide waren damit einverstanden. Byou zwar etwas widerwillig, aber immerhin wusste er, dass es hier um seine Zukunft ging. *zwei Wochen später* Bereits zum dritten Mal saßen die beiden jetzt in der Schülerbibliothek. Sie waren direkt nach dem Unterricht hergekommen und hatten nun etliche Bücher und Hefte vor sich ausgebreitet. Kazuki war froh, dass seine Geduld scheinbar grenzenlos war, denn sonst wäre er an Byou bestimmt schon ein Duzend Mal verzweifelt. Chemie schien ihm einfach nicht zu liegen. „Kazuki, ich kapier das einfach nicht. Ich hab keine Lust mehr!“, jammerte der Schwarzhaarige und zog eine Schnute. Der Brünette seufzte. „Ich glaube, so hat das keinen Sinn. Wir fahren jetzt in die Stadt, damit du den Kopf frei bekommst und dann versuchen wir es nochmal.“ Byou nickte perplex, bevor die Bücher und Hefte ihren Weg in die Tasche fanden und sie sich gemeinsam mit der Bahn auf den Weg nach Harajuku machten. „Irgendwas bestimmtes, wo du hin möchtest?“, fragte Kazuki und sah zu Byou, der im ersten Moment so aussah, als ob er direkt begeistert nicken wollte, dann aber stattdessen unsicher auf der Unterlippe rum kaute. Der Brünette zog eine Augenbraue hoch. „Alles okay?“ So unsicher hatte er Byou noch nie gesehen und konnte sich keinen Reim darauf machen. „Uhm… also es gibt da ein CD-Laden auf der Takeshita, da würd ich gerne hin.“, meinte Byou schließlich. Im Kopf ging Kazuki kurz die Takeshita durch, doch er wusste nur von einem CD-Laden. „Du meinst den Closet Child, oder? Und was ist daran jetzt so schlimm, dass du so unsicher wirst?“ „Naja, einige hatten plötzlich nur noch Beleidigungen für mich übrig, als sie mitbekommen haben, dass ich J-Rock höre. >Jemand, der diese hässlichen Transen und deren Musik gut findet, gehört in die Psychiatrie!< ist noch das netteste, was ich gehört habe“, murmelte Byou niedergeschlagen, was Kazuki überrascht aufblicken ließ. „Was? Die gehören selber in die Psychiatrie!“, empörte sich der Brünette, während er seine Schritte zur Takeshita Dori lenkte und sie schweigend die bunte Einkaufsstraße betraten. Man sah Byou nicht an, dass in ihm ein Rocker steckte. Aber wenn man solche Reaktionen bekam, wunderte es Kazuki nicht, dass man seine Leidenschaft mehr oder weniger vor anderen versteckte. Er selbst kannte das von sich selbst ja auch, nur hatte er noch nie solche krassen Kommentare dazu bekommen. Fünf Minuten später betraten sie dann den Closet Child. Byou war ohne auf Kazuki zu achten gleich in die hintere Ecke des Ladens gegangen, um nach DVDs zu gucken, während der Brünette die CD-Regale durchforstete und auch hier und da eine CD fand, die nun in seinen Besitz übergehen würde. „Ich wusste gar nicht, dass du auch J-Rock hörst“, vernahm Kazuki dann die Stimme des Kleineren. „Ich sehe ja auch normalerweise nicht danach aus. Alle halten mich immer für einen Streber und ein Muttersöhnchen. Aber sobald sie dann einmal bei mir zu Hause sind, ändern sie ihre Meinung ganz schnell. Und vor allem, wenn sie mich mal am Wochenende oder in den Ferien sehen und dann auch erkennen.“ Byou grinste. „Ja, ich weiß, was du meinst.“ Eine halbe Stunde später verließen sie den Laden und beide hatten sie die typische, dunkelrote Closet Child-Tüte in der Hand. Im Laden hatten sie festgestellt, dass sie exakt den gleichen Musikgeschmack hatten. Und während sie auf dem Weg zu Kazuki waren, um sich dort nochmal an Chemie zu versuchen, stellten sie weitere Gemeinsamkeiten fest. *4 Monate später* Ungläubig starrte Byou auf seine Chemie-Klausur. Immer wieder blinzelte er ungläubig, doch auch nach dem hundertsten Mal standen dort immer noch 7 Punkte. „Und?“, fragte Kazuki, der nun vor Byous Tisch stand und ihn fragend ansah. „Ich hab ernsthaft 7 Punkte“, murmelte Byou fassungslos und der mittlerweile Rothaarige musste über den Gesichtsausdruck des Kleineren lachen. „Ich hab dir doch gesagt, dass du das schaffst! Ich bin stolz auf dich!“, beglückwünschte Kazuki ihn. „Danke Kazu. Ohne dich hätte ich das nie geschafft. Ich hätte mich ja schon über 3 oder 4 Punkte gefreut, aber 7 Punkte ist echt der Wahnsinn!“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Yamashita-sensei lächelte und anerkennend nickte, bevor sie den Kursraum verließ. In den vier Monaten waren Kazuki und Byou sehr gute Freunde geworden. Kazuki hatte an Byou ganz viele Seiten kennen lernen dürfen, die er bei dem Schwarzhaarigen niemals vermutet hätte. Sie hatten in den letzten Monaten beinahe jeden Tag etwas unternommen und die Wochenenden hatten sie immer komplett bei Kazuki verbracht. Natürlich hatten sie sich auch weiter mit Chemie beschäftigt und scheinbar hatte Byou den Bogen nun endlich raus. „Als Belohnung für deine 7 Punkte entführ ich dich heute Abend, okay?“, grinste Kazuki verschmitzt und Byou zog eine Augenbraue hoch. „Will ich wissen, was du vor hast?“ „Nein, willst du nicht. Sonst wäre es ja keine Überraschung mehr! Also, heute Abend um 18 Uhr an der JR-Shinjuku Station. An dem Ausgang, wo die Parkebenen sind. Und keine Widerrede!“ Dann verließ Kazuki auch schon grinsend und winkend den Raum. Byou saß noch einige Augenblicke etwas bedröppelt da, bevor er sich ebenfalls auf den Weg nach Hause machte. *** Am Abend stand Byou pünktlich um 18 Uhr am verabredeten Ort. Kurz darauf tauchte auch Kazuki auf. Irgendwie hatte der Schwarzhaarige das Gefühl, dass Kazuki nicht mehr so selbstsicher war, wie noch heute Mittag in der Schule. Als sie sich zur Begrüßung kurz umarmten, konnte Byou die Unruhe des Rothaarigen spüren. „Alles okay, Kazu?“, fragte er besorgt, doch Kazuki meinte, dass alles okay sei. Also bohrte er auch nicht weiter nach. „Also, was machen wir jetzt?“, fragte der Schwarzhaarige nun doch neugierig. „Wir gehen jetzt zum Metropolitan Government Building“ „Ah ja, und was gibt es da interessantes?“, fragte Byou irritiert und sah Kazuki an, als käme er vom Mars. „Na die Aussichtsplattform im 46. Stock. Du hast doch gesagt, dass du dir mit mir zusammen gerne Mal Tokyo von oben angucken würdest“, murmelte Kazuki vor sich hin und jetzt wusste Byou auch, warum Kazuki plötzlich so unsicher war. „Kazu, das musst du doch nicht machen, nur weil ich Depp endlich mal ein bisschen Chemie verstanden habe.“ Der Rothaarige hatte wahnsinnige Höhenangst. Und jetzt wollte er tatsächlich mit Byou in den 46. Stock fahren, um sich Tokyo aus über 200 Metern Höhe anzugucken. „Ich mach das nur für mich, damit ich die scheiß Höhenangst überwinden kann. Dass das für deine 7 Punkte eine Belohnung ist, ist nur Nebeneffekt“, nuschelte Kazuki beinahe unverständlich vor sich hin, was ein Lächeln auf Byous Lippen zauberte. „Danke Kazuki“ Mit diesen Worten umarmte er den Größeren, bevor sie den Weg zum Government Building antraten. Waren ja nur fünf Minuten Fußweg. Als sie im Government Building dann in den Aufzug stiegen, wurde Kazuki immer unruhiger. „Wir müssen das wirklich nicht machen. Ich merk doch, dass du das eigentlich gar nicht willst.“, redete Byou beruhigend auf den Rothaarigen ein, während der Aufzug nach oben schoss. Kazuki griff nach der Hand des Schwarzhaarigen, an der er sich festhielt, als wäre sie seine letzte Rettung. „Für dich schaff ich das“, murmelte Kazuki leise. Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen drückte Byou sachte Kazukis Hand, als die Fahrstuhltür aufglitt und sie den Nordturm betraten. Der riesige Raum war fast rundherum verglast, sodass man eine wahnsinnige Aussicht auf Tokyo hatte. Vor allem bei Nacht, so wie jetzt. Kazuki zitterte etwas, als Byou ihn zu den Fenstern zog. Als sie dann vor der Brüstung standen, war der Rothaarige hin und her gerissen zwischen seiner verfluchten Höhenangst und dem einmaligen Ausblick. Mit der Zeit entspannte er aber immer mehr und genoss die Aussicht. Erst jetzt bemerkte er auch, dass die Blicke des Schwarzhaarigen die ganze Zeit auf ihm gelegen hatten. Kazuki gab ein fragendes „Hm?“ von sich, doch Byou schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich find’s süß, dass du dich extra für mich überwunden hast, hier hoch zu fahren“, bedankte er sich. „Sag nicht, dass ich süß bin“, erwiderte Kazuki schwach und blickte zu Boden. „Warum nicht?“, entgegnete Byou und musterte den Rothaarigen, der nun auch einen Rotschimmer auf den Wangen hatte. „Weil ich dann Dinge sage, die ich bereuen werde…“, war die gehauchte Antwort und Byou legte seine Hand an die Wangen des Größeren und dieser hob langsam den Blick. Im nächsten Moment trafen sich ihre Lippen und beide seufzten in den Kuss. Das Lächeln, das sich nach dem Kuss auf beiden Gesichtern ausbreitete, sagte mehr aus als es Worte gekonnt hätten. Dann brachen beiden gleichzeitig in Gelächter aus. „Oh Gott, ich hätte nie gedacht, dass dieser Ausblick mich so sentimental machen würde“, lachte Kazuki und Byou nickte bloß. Der Rothaarige griff nach der Hand von Byou, verhakte ihre Finger miteinander und zog ihn weiter zum nächsten Fenster und zusammen genossen sie die Aussicht auf das nie schlafende Tokyo. *6 1/2 Jahre später* Kazuki saß auf der Couch im Wohnzimmer und war voll auf seine Gitarre konzentriert, doch die schrille Türklingel riss ihn aus der Konzentration. Beim zweiten Klingeln stellte er sein Baby zur Seite und eilte in den Flur. Als er die Tür geöffnet hatte, erstarrte er jedoch in seinen Bewegungen. Unfähig, etwas zu tun oder zu sagen, starrte er die Person vor der Tür an. „Hey Kazuki…“, kam es leise von dem blonden jungen Mann vor ihm. Kazukis Gedanken rasten umher. „Byou…“, kam es beinahe tonlos über seine Lippen. Byou sah anders aus als damals, aber es war immer noch unverkennbar Byou. Aber all das nahm Kazuki nur am Rand war. „Darf… darf ich reinkommen?“, fragte sein Gegenüber und mechanisch trat Kazuki zur Seite und ließ den nun Blonden eintreten. Während der Blonde seine Schuhe auszog, schloss der wieder Brünette die Tür. Kurz darauf saßen sie dann im Wohnzimmer. Kazuki saß, die Beine an den Körper gezogen, auf seinem Sessel und Byou hatte ihm Gegenüber auf der Couch Platz genommen. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus, bis Byou leise das Wort ergriff, nachdem er den Blick durch den Raum schweifen ließ. „Es hat sich auf den ersten Blick kaum etwas verändert. Es ist fast noch so wie vor 5 Jahren“ Kazuki lachte trocken auf. „Genau. 5 Jahre. 5 verdammte Jahre hab ich nichts von dir gehört. Und jetzt stehst du auf einmal vor meiner Tür. Warum Byou, warum?“ Der Brünette konnte nicht verhindern, dass ihm einzelne Tränen in die Augen traten. „Lässt du mich erklären?“ Kazuki nickte schwach, doch bevor Byou anfangen konnte zu erzählen, wurde die Haustür aufgeschlossen. Der Blonde sah irritiert in Richtung Flur, aus dem ein gut gelauntes „Bin wieder da~“ gerufen wurde. Man hörte es klappern und rumpeln, bevor ein Silberhaariger ins Wohnzimmer trat. Er begrüßte Byou mit einem Nicken, bevor er zu Kazuki sah. Als er dessen Tränen erblickte, schritt er sofort zum Sessel und legte seine Arme um den Sitzenden. „Alles okay, Kazu?“, fragte er besorgt und küsste die Tränen weg, bevor er seine Lippen kurz auf die des Brünetten drückte und dieser den Kuss zärtlich erwiderte. Ein liebevolles Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er den Silberhaarigen für einige Augenblicke musterte. „Ich erzähl es dir später, ja?“ Der Silberhaarige nickte. „Wenn was ist, ich bin im Schlafzimmer“, sagte er und ging in die Wohnzimmerecke, wo Kazukis Gitarren standen. Erst jetzt fiel dem Blonden auf, dass dort auch Bässe standen. Von denen schnappte sich der Silberhaarige jetzt einen und verschwand damit im Schlafzimmer. „Wer ist das?“, fragte Byou, nachdem sich die Tür geschlossen hatte und sah fragend in Kazukis Gesicht. „Das ist Rui. Wir sind seit dreieinhalb Jahren zusammen und er wohnt auch seit drei Jahren hier.“ Byou fühlte sich, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen. Er hatte es sich bei den zärtlichen Küssen eben ja schon gedacht, aber zu hören, dass Kazuki in festen Händen war, war wie ein Faustschlag. „Du hast also wieder einen Freund. Wolltest du nicht warten?“ Die Stimme des Blonden war enttäuschter und vorwurfsvoller, als er eigentlich gewollt hatte. Und im nächsten Moment bereute er seine Worte auch schon. Sie waren einfach so rausgepurzelt, ohne dass er darüber nachgedacht hatte. Doch scheinbar war es genau dieser Unterton, der bei Kazuki etwas zum Platzen brachte, denn er sprang wütend auf. „Beschwerst du dich gerade darüber? Ja, ich habe dir damals gesagt, dass ich auf dich warten werde, aber es war die Rede von einem Jahr! Ein Jahr und nicht fünf! Weißt du, wie es mir gegangen ist, als du dich plötzlich nicht mehr gemeldet hast? Ich bin mir sicher gewesen, dass wir das eine Jahr geschafft hätten, aber nach 3 Monaten hab ich schon nichts mehr von dir gehört. Gar nichts. Kein Lebenszeichen. Ich dachte, dir wäre sonst was passiert. Mir ging es so dreckig wie noch nie. Und jetzt, nach über 5 Jahren, tauchst du hier auf und machst mir Vorwürfe, dass ich wieder glücklich bin? Dass ich jemanden gefunden hab, den ich aus vollem Herzen lieben kann?“ Dass Kazuki schrie und ihm bittere Tränen über die Wangen liefen, war ihm egal. Er wollte seinem Ärger und seiner Enttäuschung Luft machen. Nach fünf Jahren sah er Byou, seine erste große Liebe, wieder und dann musste er sich sowas anhören. Eigentlich war er keine Heulsuse oder reagierte überempfindlich, aber seine Gefühle waren zu aufgewühlt. Er beruhigte sich erst, als sich zwei Arme um ihn schlangen und er an Ruis Körper gedrückt wurde. Dieser war von Kazukis Geschrei angelockt worden. Kazuki vergrub seinen Kopf in der Halsbeuge seines Freundes. „Geh ins Schlafzimmer, ich komm gleich“, hauchte Rui dem Brünetten zu und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. Kazuki nickte und trottete mit hängenden Schultern ins Schlafzimmer. „Ich würde dich bitten, unsere Wohnung zu verlassen“, richtete Rui seine Worte an Byou und dieser nickte. „Ich komme aber wieder“, sagte er und dieses Mal nickte Rui. „Das wäre meine nächste Bitte gewesen. Ich weiß, dass es auch in Kazukis Sinne ist, dass ihr euch endlich aussprecht. Er wartet seit 5 Jahren auf eine Erklärung“ Byou nickte erneut und erhob sich dann von der Couch. „Es tut mir Leid…“, murmelte er noch, bevor er die Wohnung verließ. Sobald die Haustür hinter dem Blonden ins Schloss gefallen war, ging Rui ins Schlafzimmer. Dort saß Kazuki ans Kopfende gelehnt auf dem Bett, sah seinen Freund aus traurigen Augen an und streckte die Arme nach ihm aus. Lächelnd setzte sich Rui neben den Brünetten und zog ihn in seine Arme. „Halt mich einfach nur fest“, murmelte Kazuki und schmiegte sich an den so vertrauten Körper. Und Rui gab ihm den Halt, den er gerade so dringend brauchte. ***** Drei Tage waren vergangen. Drei Tage in denen sowohl Byou als auch Kazuki viel zu viel Zeit hatten, ihre Gedanken kreisen zu lassen. Am frühen Abend stieg Byou erneut die Treppen zu Kazukis Wohnung hoch. Als er vor der Tür stand bemerkte er auch, dass neben Kazukis Namen tatächlich ein weiterer daneben stand. Das hatte er beim letzten Mal gar nicht bemerkt. Er hatte aus den Augenwinkeln gesehen, dass immer noch der Name des Brünetten an der Tür stand und das hatte ihm gereicht. Byou drückte den Klingelknopf und kurz darauf hörte er Schritte im Flur und die Tür wurde geöffnet. „Hallo Byou“, wurde er lächelnd von Rui begrüßt. Dieser trat zur Seite und ließ den Blonden eintreten. „Stör ich?“, fragte Byou direkt und erhielt von dem Silberhaarigen ein Kopfschütteln. „Hätte ich dich sonst reingelassen?“, stellte er die Gegenfrage. „Kazu ist im Wohnzimmer. Möchtest du was trinken?“, fragte Rui wieder, während Byou sich die Schuhe auszog und sich dabei wunderte, dass Rui so freundlich war. Irgendwie hatte er andere Reaktionen erwartet. Immerhin tauchte er nach 5 Jahren hier auf und brachte alles durcheinander. „Schwarzer Tee mit eineinhalb Teelöffeln braunem Zucker“, ertönte plötzlich Kazukis Stimme vom Durchgang zum Wohnzimmer, was den Blonden überrascht aufblicken ließ. „Das weißt du noch?“, entfuhr es ihm überrascht und er starrte den Brünetten an. „Wir waren fast zwei Jahre zusammen, Byou. Natürlich haben wir uns verändert und sind älter geworden, aber im Prinzip bleibt doch irgendwie alles beim Alten, oder nicht?“ Der Blonde nickte. „Ja, irgendwie schon.“ Byou stellte seine Schuhe ordentlich neben das Schuhregal und hängte seine Jacke an die Geradrobe. Als er sich zu Kazuki herumdrehte um mit ihm ins Wohnzimmer zu gehen, wurde er plötzlich von dem Brünetten umarmt. Etwas unbeholfen und irritiert erwiderte er die Umarmung. Dann aber drückte er sich eng an Kazuki und sog seinen unverwechselbaren Duft in seine Nase. „Letztes Mal war ich zu verwirrt und aufgewühlt und es ist einfach scheiße gelaufen, aber… Willkommen zurück, Byou“, nuschelte Kazuki, bevor er sich von ihm löste. Ein ebenfalls genuscheltes „Danke“ war die Antwort. Die beiden begaben sich nun ins Wohnzimmer. In dem Moment, wo sie sich auf der Couch beziehungsweise dem Sessel niederließen, betrat Rui mit einem Tablett das Wohnzimmer, auf dem er drei dampfende Teebecher transportierte. Er reichte Kazuki und Byou ihre Becher. „Wollt ihr alleine reden oder…?“ Der Silberhaarige ließ die Frage offen, aber die beiden anderen wussten auch so, was er meinte. „Also von mir aus musst du nicht gehen. Ich denke, du weißt eh, was vorgefallen ist, von daher ist es okay, wenn du bleibst“, antwortete Byou und nippte vorsichtig an seinem Tee, nachdem er sich für diesen bedankt hatte. Auch Kazuki nicke und so setzte Rui sich zu Byou auf das Sofa. Einige Minuten verstrichen, in denen die drei schweigend ihren Tee tranken. Der Blonde stellte schließlich als erster seinen Becher auf dem Glastisch zwischen ihnen ab und begann dann zu erzählen. „Du weißt ja selber noch zu gut, was das für ein Drama war, als meine Eltern mir damals eröffnet haben, dass wir umziehen, oder eher auswandern, weil mein Vater im Auslandssitz seiner Firma gebraucht wurde. Ich habe vernünftig mit ihnen geredet, ich hab sie angeschrien und auf bockiges Kleinkind gemacht und ich hab Rotz in Wasser geheult. Aber im Endeffekt hat es alles nichts gebracht. >Nein, du kannst nicht alleine hier bleiben, du kommst mit!<“ Byou holte etwas weiter aus. Kazuki wusste natürlich, was damals gewesen war und er war sich sicher, dass Rui auch einiges wusste. Aber Byou konnte nicht einschätzen, wie viel der Silberhaarige wusste. „Als wir beide uns dann am Flughafen verabschiedet haben, wollte ich am liebsten gar nicht erst gehen. Ich habe meine Eltern verflucht dafür, dass sie mich nicht einfach hier bei dir gelassen haben, sondern mich nach Europa mitgeschleppt haben. Die ersten drei Monate hatten wir ja auch täglich Kontakt. Und ich hab es kaum erwarten können, dich wiederzusehen. Ich habe in einem Laden gejobbt und habe meinen Eltern immer Geld für irgendetwas abgeschwatzt, aber anstatt es auszugeben hab ich es gespart, um dich zwischendurch besuchen zu können.“ Er hatte Sehnsucht nach Kazuki gehabt. Aber das war ja auch kein Wunder, wenn man plötzlich 14 Flugstunden voneinander entfernt war und vorher so viel Zeit wie möglich miteinander verbracht hatte. In einer E-Mail zu lesen oder am Telefon zu hören, dass man geliebt wurde, war einfach etwas anderes als es zu spüren, wenn man dem Partner nahe war. Deshalb hatte er Kazuki mit einem Besuch überraschen wollen. „Aber dann… dann kam der Tag, an dem mein Vater im Büro zusammengebrochen ist.“ Die Stimme des Blonden wurde brüchiger, als er daran zurückdachte. „Er wurde direkt in eine Uniklinik gebracht, da er eine Gehirnblutung hatte. Die Blutung konnten sie direkt im Krankenhaus in einer Operation stoppen, aber er wurde in eine Art künstliches Koma verlegt. Er ist zwar am nächsten Tag von alleine wieder aufgewacht, aber gut war es noch lange nicht. Er war ansprechbar und hat gewisser Weise auf uns reagiert, aber es war alles so unfokussiert, als ob er eigentlich gar nicht anwesend wäre. Du kannst dir vorstellen, wie es mir, meiner Mutter und meiner Schwester ging. Und dazu kam ja noch die Sprachbarriere.“ In der Stadt, in die sie gezogen war, gab es ein Japaner-Viertel. Japanische Schulen, japanische Läden, japanische Firmen. Sie brauchten von der neuen Sprache nicht allzu viel lernen. Natürlich konnten sie etwas, aber für so eine Situation reichte es bei weitem nicht. Die Pause, die entstanden war, ließ eine bedrückende Stille entstehen. „Wie… wie geht es deinem Vater jetzt?“, fragte Kazuki leise. Er war schockiert von dem, was er soeben erfahren hatte. Er hatte eigentlich immer ein recht gutes Verhältnis zu Byous Vater gehabt. Sogar ein besseres als mit seinem eigenen. „Er ist fünf Monate, nachdem er ins Krankenhaus eingeliefert worden war, gestorben. Sein Körper hat die ganzen Operationen einfach nicht ausgehalten. Es gab Zeiten, da ging es ihm richtig gut. Er war geistig anwesend und hat ab und zu sogar Witze erzählt, damit wir nicht immer so traurig sind. Und dann gab es Wochen, wo er alle zwei oder drei Tage operiert werden musste und nur noch eine leere Hülle war. Es war schrecklich. Ich hab in der Zeit mehr geweint als in meinem ganzen bisherigen Leben. In meinem Kopf war nur noch mein Vater. Ich weiß, dass ich mich früher oft über ihn beschwert habe, aber bei sowas merkt man erst, was man wirklich an jemandem hat. Und du kennst meine Mutter. Sie war nervlich noch nie die Stärkste und die Sache hat ihr quasi den Rest gegeben. Ich habe mich während der ganzen Zeit dann auch noch irgendwie um alles gekümmert. Um die Wohnung, wobei meine Schwester mir da auch sehr viel im Haushalt geholfen hat, um das Finanzielle und letzten Endes auch um Vaters Bestattung. Einer der wenigen Freunde, die ich dort gefunden habe, hat mir bei all dem als Dolmetscher geholfen.“ Während Byou erzählte, wirkte er recht gefasst. Doch Kazuki wusste es besser. Byou Stimme zitterte kaum merklich und es lag ein unendlich trauriger Ausdruck in seinen Augen. „Ich hatte immer vor, dich anzurufen oder dir zumindest zu schreiben, was passiert ist. Aber ich hab es immer aufgeschoben. >Kannst du ja morgen machen<, habe ich mir immer gesagt. Und ehe ich mich versehen hab, waren schon eineinhalb Jahre um.“ Der Blonde hatte während der Erzählung ruhelos im Raum umhergesehen, doch nun blieb sein Blick an Kazuki hängen. „Es tut mir so Leid, Kazuki. Ich weiß, dass ich Schuld daran bin, dass das mit uns so geendet hat, und trotzdem hab ich dir Vorwürfe gemacht, dass du jetzt wieder glücklich bist“, sagte er und nun begannen einzelne Tränen doch zu laufen. Und das war der Moment, in dem der Brünette aufstand, sich neben Byou setzte und ihn in seine Arme zog. „Hör auf, Byou. Es ist okay. Was passiert ist, ist passiert. Man kann es nicht rückgängig machen. Es tut mir unendlich Leid, was dir und deiner Familie passiert ist.“ Kazuki kannte Byou gut genug um zu wissen, warum er sich dann nicht nach den eineinhalb Jahren gemeldet hatte. Schlechtes Gewissen wurde bei Byou besonders großgeschrieben, wenn es um sowas ging. Dann meldete er sich lieber gar nicht mehr, frei nach dem Motto >Wie kommt es denn rüber, wenn ich mich jetzt erst melde?!< Und das auch bei für ihn so wichtigen Menschen wie Kazuki. Dass das falsch war, wusste Byou. Aber so war er nun mal. „Du bist viel zu gut für diese Welt, Kazu. Ich hätte mir an deiner Stelle gehörig in den Hintern getreten und dann nie wieder ein Wort mit mir gesprochen. Und du vergibst mir einfach so“. Ein verlegenes Grinsen war die Antwort. Byou grinste nun ebenfalls schwach, nachdem er sich von dem Brünetten gelöst hatte. Es war ihm irgendwie unangenehm, dass Kazuki ihn so umarmte und an sich drückte, obwohl Rui neben ihnen saß. „Naja, mit meiner Mutter war dann in den letzten Jahren nicht so viel anzufangen. Ich wäre gerne schon früher wieder her gekommen. Aber ich konnte sie einfach nicht alleine lassen, nicht in dem Zustand. Aber vor etwa einem Jahr hat sie jemanden kennen gelernt. Erst war es nur Freundschaft, aber mittlerweile ist es was festes. Mutter überlegt sogar, nochmal zu heiraten. Und dann hat sie mich quasi rausgeschmissen“, grinste Byou nun. „Wie, sie hat dich rausgeschmissen? Nach allem, was du für sie getan hast?“, fragte dieses Mal Rui leicht entsetzt und auch Kazuki sah negativ überrascht drein. „Sie hat gesagt, ich soll das machen was ich will und endlich mein eigenes Leben leben, da ich die letzten fünf Jahre nur für sie da war. Und dann hat sie mir ein Flugticket nach Japan und eine Kreditkarte in die Hand gedrückt.“ Rui und Kazuki atmeten zeitgleich erleichtert aus. „Wie lange bist du eigentlich wieder hier?“, wollte Kazuki dann noch wissen. „Noch keine Woche. Aber es tut gut, wieder hier zu sein.“ „Eh? Und wo wohnst du momentan?“ So schnell konnte man immerhin keine Wohnung finden. „Eigentlich hatte ich vor, die erste Zeit in einer Pension oder so zu leben, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe, aber vorübergehend wohne ich bei Jin. Ich hab ihn am Flughafen getroffen. Seine Freundin war wohl ohne ihn im Urlaub und war im gleichen Flieger wie ich. Er hat mich fürs erste bei sich aufgenommen.“ Der Brünette blickte Byou fassungslos an. „Jin? Ich glaub’s ja nicht!“ Und damit war er auch schon aufgestanden und sah sich suchend um. „Auf dem Fernseher“, gab Rui verschmitzt grinsend einen Hinweis und kurz darauf hatte Kazuki das Telefon in der Hand und wählte eine Nummer. „Hat er immer noch ein Talent dafür, das Telefon zu verlegen?“, grinste Byou den Silberhaarigen an. Dieser nickte. „Wie hat Kazu so schön gesagt hat: Es bleibt alles irgendwie beim Alten!“ Beide lachten und wurden erst etwas ruhiger, als sie den Brünetten ins Telefon sprechen hörten. „Jin, du kleine Ratte~“, quengelte er. „Alles tratscht du weiter, aber dass Byou bei dir wohnt, verheimlichst du mir!“ Rui und Byou konnten das Lachen Jins aus dem Telefon hören. Was er sagte, konnten sie aber leider nicht verstehen. Dafür konnten sie aber Kazukis Gesicht bewundern. Erst zog er eine perfekte Schnute. Dann sagte Jin wieder irgendetwas und daraufhin lächelte der Brünette. „Ja, haben wir. Aber mach dich trotzdem auf was gefasst!“ Und damit hatte Kazuki auch schon aufgelegt. „Und ihr hört auf zu lachen!“, schmollte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sorry, aber das ist so typisch du“, lachte Byou und Rui stimmte lachend zu. Beleidigt ließ sich Kazuki zwischen die beiden aufs Sofa fallen und dann verstummten die beiden auch, konnten sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. Der Rest des Abends verlief spaßig. Byou und Rui hatten unglaublich Spaß dabei, Kazuki zu veräppeln und zu ärgern. Aber der Kindskopf ließ sich ja auch gut ärgern und das wussten sowohl Rui als auch Byou nur zu gut. Später am Abend waren die drei dann zusammen nochmal in die Stadt gegangen, um was zu essen, bevor Byou sich verabschiedete. ***** Es waren weitere Wochen vergangen. Wochen, in denen Byou sehr viel mit Kazuki und Rui unternahm. Gemeinsame Shoppingtouren, Karaoke, Freizeitpark, zusammen Musik machen, DVD-Abende oder einfach nur faulenzen. Mit dem Silberhaarigen kam Byou gut aus und mit Kazuki ja sowieso. Vor allem, nachdem nun alles geklärt war und sie mit ihrer Vergangenheit aufgeräumt hatten. Es war beinahe so, als wäre Byou nie weg gewesen. Nur halt, dass Kazuki nicht mehr mit ihm sondern mit Rui zusammen war. Jin hatte von Kazuki tatsächlich noch eine ‚Strafe‘ bekommen. Es endete damit, dass der Brünette auf Jins Hüften saß und dieser keuchend um Gnade winselte, dass Kazuki doch bitte aufhören sollte ihn zu kitzeln. Rui und Byou hatten nur daneben gesessen und Jin ausgelacht. Schon blöd, wenn man so kitzelig war wie der Kleine. ***** Etwa fünf Monate waren vergangen, seit der Blonde wieder nach Japan zurückgekehrt war. An einem Abend waren alle vier zusammen trinken gegangen. Denn die vier hatten nun ernsthaft beschlossen, es als Band zu versuchen. Kazuki war ja immer schon verrückt nach Gitarren gewesen, Rui spielte seit Jahren leidenschaftlich Bass und Jin hatte schon vor langer Zeit nichts lieber getan, als auf sein Schlagzeug einzuprügeln. Die drei hatten auch öfters Mal zusammen gespielt, aber ohne Sänger wäre das auf Dauer nichts gewesen. Aber nun war Byou wieder da. Kazuki hatte die Stimme des Blonden schon immer geliebt und die anderen waren ebenso angetan von seiner Stimme und da Singen immer noch Byous größtes Hobby war, war die Band nun beschlossene Sache. Und auch, wenn es auf ewig eine Hobbyband bleibe würde, war es ihnen egal. Hauptache zusammen Musik machen. Gut zwei Stunden saßen sie in der gut gefüllten und dadurch sehr stickigen Bar. Jin versuchte die ganze Zeit irgendwelche Witze zu erzählen, doch nach ein paar Wörtern fing er so an zu kichern, dass er nicht weitererzählen konnte. Dass die anderen drei ihm gar nicht zuhörten, war ihm da scheinabr auch egal. Kazuki, Byou und Rui unterhielten sich über sehr sinnlose Themen, während sie zwischendurch immer wieder auf sich anstießen. Irgendeinen Grund zum Anstoßen konnte immer gefunden werden. Und wenn gerade spontan keiner einfiel, dann wurde eben auf ihre Band angestoßen. Nach Mitternacht verabschiedeten sie sich dann voneinander. Jin war zum Glück von seiner Freundin abgeholt worden, denn alleine hätten die übrigen drei ihn ungerne nach Hause gelassen. Denn der Kleinste vertrug nicht viel Alkohol und war dementsprechend betrunken. Byou würde heute bei Kazuki und Rui übernachten. Wäre ja auch nicht zum ersten Mal. Zu dritt machten sie sich dann auf den Weg zur Wohnung der beiden. ***** Am nächsten Morgen wurde Byou relativ früh wach, was für ihn als Langschläfer und Morgenmuffel eigentlich alles andere als normal war. Aber irgendetwas war anders. Ganz anders als sonst. Er öffnete die Augen, doch dank der zugezogenen Gardinen war das Zimmer zu dunkel um wirklich was zu erkennen. Einen leichten Kater hatte er, denn sein Kopf pochte etwas und an den gestrigen Abend konnte er sich nur noch bruchstückhaft erinnern. Plötzlich schlag sich ein Arm um seine Hüfte und augenblicklich wusste er, was so anders war. Es waren die beiden Körper, die sich links und rechts an ihn gekuschelt hatten. Panisch wollte er aufspringen, um in Ruhe seine Erinnerungsfetzen zu ordnen oder wahlweise fluchtartig die Wohnung zu verlassen, doch die Hand um seiner Hüfte hinderte ihn daran gekonnt. „Hampel nicht so rum, Byou, du bist doch sonst auch so ein Morgenmuffel“, konnte er die verschlafene Stimme des Brünetten hören, bevor sich ein Kopf in seiner Halsbeuge vergrub und er weiche Lippen spürte, die sanft und beruhigend seinen Hals liebkosten. Aber Moment, war Kazukis Stimme nicht von der anderen Seite gekommen? Was lief hier für ein verrückter Film ab? Byou war mehr als irritiert und lag stocksteif da. Daraufhin löste sich der Kopf aus seiner Halsbeuge. Da die Augen des Blonden sich mittlerweile etwas an die Dunkelheit gewohnt hatten, konnte er noch einen kurzen Blick auf Ruis Gesicht erhaschen, bevor dieser sich zu ihm runter beugte und er plötzlich weiche Lippen auf seinen spürte. „Alles wieder vergessen?“, fragte Rui lächelnd, nachdem er sich von Byou gelöst hatte, der den Silberhaarigen nun anstarrte wie ein Alien, auch wenn er nur dessen Umrisse erkennen konnte. Das angenehme Kribbeln seiner Lippen ignorierte er. Doch plötzlich durchzuckten ihn die Erinnerungen von gestern Abend wie ein besonders schweres Gewitter. *Flashback* Im Wohnzimmer ließen sie sich auf die Couch fallen, Byou in der Mitte sitzend, und gönnten sich noch ein Glas Rotwein als Abschluss des Abends. Dabei unterhielten sie sich wieder über belangloses Zeug. Irgendwann konnte Byou aus den Augenwinkeln sehen, wie der Silberhaarige den Blick von Kazuki suchte, ein fragender Ausdruck in seinen Augen. Der Brünette schenkte Rui ein Lächeln und nickte dann sanft. Der Blonde hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern oder über die Bedeutung nachzudenken, da hatte er auch schon ein fremdes Paar Lippen auf seinen. Überrascht riss Byou die Augen auf. Warum küsste Rui ihn? Irritiert löste er sich von Rui und sah ihn fragend an, bevor sein Blick zu Kazuki ging. Der würde doch bestimmt sonst was dazu sagte, dass sein Freund vor seinen Augen jemand anderen küsste. Doch zu Byous Erstaunen lächelte Kazuki immer noch. Und dann wurde er von dem Brünetten geküsst. Der Blonde war nicht in der Lage, darüber nachzudenken, was hier gerade passierte. „Ich liebe dich, Byou“, hörte er dann die leisen Worte Kazukis, der sich von seinen Lippen gelöst hatte. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Rui hat lange gebraucht, bis er den Platz in meinem Herzen hatte, aber du bist immer noch darin. Er hat dich nie verdrängt oder so. Ich liebe euch beide.“ Byou wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er war zu erstaunt über die Worte des Brünetten. Kazuki liebte ihn immer noch? Das hätte er nicht gedacht, auch wenn er sich selbst eingestehen musste, dass er Kazuki ebenfalls immer noch liebte. Seine Gefühle hatten sich nie geändert. „Ich… ähm…“ Byou war sprachlos und das sollte man sich eigentlich im Kalender anstreichen. Denn normalerweise war der Blonde recht schlagfertig und wusste auf alles eine Antwort. Sein Blick wanderte wieder zu Rui. „Und was-…?“ Seine Frage wurde von Ruis Lippen unterbrochen, die sich wieder auf seine legten. „Ich hab mich in dich verliebt“, wisperte der Silberhaarige nun an seine Lippen und ein weiteres Mal war der Blonde wie erstarrt. So langsam setzten sich die Puzzleteile in seinem Kopf jedoch zusammen und plötzlich machte es klick. „Läuft das hier gerade wirklich auf… eine Dreiecksbeziehung hinaus?“, fragte er dann mit dünner Stimme. Irgendwie ließen die Aussagen und Gesten keinen anderen Schluss zu, aber es klang in seinen Ohren so wahnsinnig absurd. „Ich liebe dich und Rui. Und Rui hat mir vor einer knappen Woche gestanden, dass er sich in dich verliebt hat, auch wenn er mich nach wie vor liebt. Und ich weiß, dass auch deine Gefühle sich mir gegenüber nicht geändert haben.“ Ertappt senkte Byou den Blick. War er doch so auffällig gewesen? Er hatte versucht, seine Gefühle für Kazuki zu unterdrücken. Er hatte kein Recht darauf, eifersüchtig auf Rui zu sein oder dem Brünetten sehnsüchtige Blicke hinterherzuwerfen, wenn gerade keiner hinsah. Bevor der Blonde aber dazu etwas sagen konnte, erhob Kazuki erneut das Wort. „Und was deine Gefühle für Rui angeht bin ich mir sicher, dass du für ihn auch mehr empfindest als Freundschaft.“ Der nächste Holzhammer. „Was?“ Was redete Kazuki da? Er sollte Gefühle für Rui haben? Wie kam der Brünette denn da drauf? Er mochte Rui unheimlich gerne, ja, aber ihn lieben? Rui war hübsch, er hatte einen guten Charakter, schaffte es mit seinem Lächeln jedes Herz zum Schmelzen zu bringen und man konnte sich stundenlang mit ihm unterhalten. Egal was man für Probleme hatte, Rui würde immer zuhören und versuchen, eine Lösung zu finden. Er war einfach immer für andere da und merkte direkt, wenn es jemandem schlecht ging. Vor allem wenn er schlief sah er unheimlich niedlich aus und diese Lippen würde man am liebsten den ganzen Tag küssen. Allein mit Rui zu tanzen war schon fast besser als Sex. Davon abgesehen konnte Rui einfach unheimlich sexy sein. Sogar in Jogginghose und Schlabbershirt sah er zum Anbeißen aus und - … Byou stockte, als ihm bewusst wurde, wie er eigentlich von Rui dachte. Und wenn er dann noch bedachte, wie gut sich die Lippen des Silberhaarigen auf seinen anfühlten und wie es in ihm gekribbelt hatte, dann musste er Kazuki doch recht geben. Ohne es selber zu bemerken, hatte er sich scheinbar tatsächlich etwas in Rui verliebt. „Wie hast du das gemerkt, ohne dass ich es selber bemerkt habe?“, fragte Byou schließlich und stimmte so indirekt der Aussage des Brünetten zu. „Du siehst Rui mit dem gleichen sehnsüchtigen Blick an, mit dem du mich ansiehst.“, war Kazukis schlichte Antwort. „Also… wollen wir es versuchen?“, stellte der Silberhaarige nun zaghaft die Frage und Byou braucht nicht lange überlegen, sondern nickte lächelnd. Schon spürte er wieder Lippen auf seinen, dieses Mal wieder Kazukis. Doch jetzt erwiderte er den Kuss glücklich, bevor sein Kopf sanft zur anderen Seite gedreht wurde und er dadurch den Lippenkontakt zu dem Brünetten verlor. Bevor er sich aber beschweren konnte, spürte er schon Ruis Lippen auf seinen und auch diesen Kuss erwiderte er nur zu gerne. Nach einer Weile waren sie dann ins Schlafzimmer gegangen und hatten sich zu dritt in das große Bett gekuschelt. Und dann waren sie auch recht schnell eng aneinander geschmiegt eingeschlafen. *Flashback Ende* Byou ließ sich nun entspannt wieder in die Kissen sinken, sodass er auf dem Rücken zwischen den Beiden lag, die sich seitlich an ihn kuschelten. „Er weiß es wieder“, konnte er die neckende Stimme des Brünetten hören, der sich über ihn hinweg beugte, um Rui einen Kuss zu geben. „Wir waren ganz schön kitschig gestern Abend, oder?“, meinte der Silberhaarige grinsend, während er es sich wieder zur Aufgabe machte, den Hals des Blonden mit sanften Küssen zu bedecken. „Ab und zu muss das einfach mal sein“, entgegnete Kazuki grinsend, bevor er den Kopf auf Byous Brust legte, eine Hand unter Byous Schlafshirt schmuggelte und sanft dessen Bauch kraulte. Schnurrend genoss der Blonde das Kraulen und legte einen Arm um Rui und den anderen um Kazuki, der sich das sanfte Streichen durch seine Haare von Rui nur zu gerne gefallen ließ. Vielleicht war es nicht alltäglich, dass man zwei Leute gleichermaßen liebte. Es war auch sicher nicht alltäglich, dass sie drei Männer waren, die sich liebten. Aber das war ihnen egal. Es fühlte sich gut und richtig an und das war es doch, was zählte. ~Ende~ Wer wissen möchte, wie die Aussicht vom Government Building ist: http://reitasbandana.livejournal.com/5854.html Sind immerhin ein paar Bilder drin. Hab alleine auf dem Building an die 100 Fotos gemacht xD Ich weiß, dass die Zeitsprünge groß sind. Aber ich arbeite gerne mit Zeitsprüngen und Flashbacks, denn das hält die Spannung oben. Alles einfach runterzuschreiben wäre ja langweilig xD Ich hab den Status auf 33% gesetzt, weil noch Kapitel dazu kommen. Aber nur vielleicht. Mal gucken, ob und wann ich Lust dazu hab xD In meinem Kopf stehen die Kapitel schon, ich muss sie 'nur noch' tippen. Das wäre einmal die Sache am Anfang mit Byou und Kazuki, wie es nach dem Abend im Government Building weitergeht bis Byou wegzieht. Und dann, wie sich das ganze zwischen Rui und Kazuki entwickelt hat. Und mal gucken, was mir sonst noch einfällt XDD Und ihr dürft euch auf eine Adventskalender-FF mit Screw freuen! :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)