Castle Homicida von KeiKirjailija ================================================================================ Kapitel 7: Der Sibirische Schatten – Die Rolle, die wir tragen (Sirus‘ Vergangenheit) ------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 7: Der Sibirische Schatten – Die Rolle, die wir tragen (Sirus‘ Vergangenheit) Geboren im „dunklen“ Zeitalter Russlands stand Sirus leben schon bevor er das Licht der Welt erblickte unter keinem guten Stern. Die Mongolen hatten die russischen Fürstentümer unter ihrer Gewalt, sein Vater war krank und ihre Familie arm. Die Luft zog eiskalt durch das schiefe Haus und das Licht der Sonne war ewig fade und getrübt. Mühsam bestand das Leben meist nur aus hungern und arbeiten, damit man nicht allzu sehr hungerte. Und doch wurde seine Mutter ein weiteres Mal schwanger als Sirus acht Jahre alt war. Myra sollte im Januar des Jahres 1293 geboren werden. Ihr Vater erlebte diesen Tag nicht mehr. Er starb wenige Monate zuvor bei einem Raubüberfall auf ihr Dort. So blieb Sirus alleine mit den zwei Frauen, von denen eine noch nicht einmal geboren war. Und auch wenn der Januar ein froher Tag sein sollte, lag ein dunkler Schatten über der Familie. Die Mutter hatte den Tod ihres Mannes noch nicht verkraftet, der Winter war nie so kalt, wie in diesem Jahr und er schlug gnadenlos zu. Myra überlebte die Geburt, ihre Mutter nicht… Damit war es nur noch eine Person, die von Sirus versorgt werden musste. Aber es war ein Baby. Seine kleine Schwester, das einzige, was von seiner Familie noch übrig geblieben war. Das Dorf half den beiden, aber viel kam dabei nicht zustande. Sie waren alle arm, sie waren alle besiegt und Kämpfe und Kälte zeichneten ganz Russland. Sie waren allein. In einem kalten, dunklen Land. Einige Jahre quälte Sirus sich mit der Last durch, hungerte, damit wenigstens seine Schwester ausreichend Nahrung zu sich nehmen konnte. Er magerte ab, aber je älter er war, desto schwerere Aufgaben konnte er übernehmen. Myra brauchte auch mit jedem Jahr mehr zu essen… Mit 16 Jahren war Sirus schon innerlich so tot, dass es ihn nicht interessiert hätte, wenn die Kälte ihn einfach in ein ruhiges Grab gezogen hätte. Wenn Myra nicht gewesen wäre. Er liebte dieses Mädchen, sie war seine Familie und er tat alles für sie. Er ertrug die harte Arbeit, das wenige Essen und das unbändige Wetter. Und eines Tages sollte sein ganzes Leben sich ändern. Ein Mann kam in ihr Dorf, niemals zuvor hatten sie Zuwachs von außen bekommen, niemals verirrte sich ein anderer als ein Plünderer in ihre Heimat, aber dieser Mann war anders. Seine Augen waren eiskalt, hell und so klar, als könnten sie alles durchdringen. Die Haut war weiß wie reinstes Eis und seine Haare lang und schwarz wie Pech. Er war immer in einen Mantel gekleidet. Fester, harter Stoff und goldene Knöpfe. Die Menschen im Dorf hatten Angst vor ihm. Er wirkte unheimlich, als würde er etwas verstecken. Eine Aura umgab ihn, die dunkel war. Dunkler als alles, was Russland sonst zu bieten hatte. „Junge, wie ist dein Name?“, hatte er Sirus gefragt und dieser hatte ihm geantwortet. Auch er hatte Angst, aber er durfte das nicht zeigen, durfte nicht ängstlich sein, er musste seine Schwester beschützen. „Du bist ganz allein. Ich bin mir sicher, dass du nichts dagegen hättest, ein wenig Geld zu verdienen. Was meinst du? Ich habe Geld und es würde sicherlich nicht lange dauern.“ Seine Stimme war ebenfalls schwarz, düster und kalt, aber Sirus hatte zugestimmt. Egal, was es war, er brauchte Geld. Aber dass es das war, was er wollte, hätte er nicht ahnen können. Eines Abends kam der Mann zu ihm in die kleine, schiefe Hütte, die Sirus mit seiner Schwester bewohnte. Myra schlief bereits. Und Sirus sah ihn ruhig an. „Was passiert jetzt?“, fragte er ihn ernst und der Mann lachte leicht. „Das Mädchen dahinten ist deine Schwester?“, fragte der Unbekannte ruhig und Sirus nickte nur, „Das heißt dann wohl, dass du nicht so verzweifelt bist, wie ich anfangs dachte. Ich habe Todessehnsucht in seinen Augen gesehen, aber da ist noch etwas anderes. Du trägst viel ungerichteten Hass in dir, Kleiner“, er schüttelte leicht den Kopf, „Ich werde dir helfen, aber dafür musst du mir folgen. Blind und ohne Fragen zu stellen, dann verspreche ich dir, dass ich auf dich und deine Schwester Acht geben werde.“ Der Junge war erstaunt, aber dann willigte er ein. Er hatte keine Wahl, er hatte schon lange keine eigenen Ziele mehr, solange es nur Myra irgendwie gut ging, dann hatte sein Leben zumindest noch einen geringen Wert, etwas, für dass es sich noch zu leben lohnte. Es war eine andere Zeit, er waren andere Regeln und der Mann verlor keine Zeit ihm etwas zu erklären. Alles was er noch sagte war, war sein Name. Ten, der russisches Schatten… Und im nächsten Moment schlug er die Zähne in Sirus‘ Hals. Den Schmerz spürte er kaum, aber was ihn überwältigte, war die Überraschung, dass dieser Mann plötzlich in seinen Hals biss. Es schmerzte und mit einem Mal wurde er noch schwächer als zuvor. Das Blut verließ seinen Köper. Nicht langsam aus einer Wunde, schnell als würde jemand daran ziehen. Das tat dieser Mann auch, dieser Schatten. Er saugte das Blut aus seinem Körper. Nach einiger Zeit sackte Sirus kraftlos in seine Arme, aber Ten hielt ihn fest. Er öffnete eine kleine Wunde an seiner eigenen Hand und hielt sie Sirus hin, damit er selbst daran ziehen konnte und das fremde Blut in sich aufnahm. Damit war es vollbracht, was der Junge in diesem Moment nicht benennen konnte. Er war ein Vampir und der russische Schatten hatte ihn als seinen Schüler auserkoren… Die weiteren Jahre vergingen besser für die kleine Familie, die Sirus hatte. Der Mann hielt sein Versprechen, er passte auf die Beiden auf. Er zog bei ihnen ein und kümmerte sich darum, dass Myra immer genug zu essen hatte, während er ihren Bruder unterrichtete und des Nachts auf Raubzüge in andere Dörfer mitnahm. Nach und nach gelangte Sirus seinen Lebenswillen zurück. Nun müsste er ja auch leben. Es war keine Möglichkeit mehr, Leben war zum Zwang geworden. Er war unsterblich… Er lernte viel und doch wurde er noch ein wenig kühler dem allen gegenüber, den Menschen… Nur seine Schwester liebte er noch immer. Es schien endlich bergauf zu gehen. Myra entwickelte sich prächtig, er hatte Kontrolle über seine Fähigkeiten und Ten passte auf die beiden auf. Bis zu einem Tag. Sirus war und Myra unterwegs gewesen um Holz zu sammeln, aber als sie an ihr Haus zurückkamen, mussten sie sehen, dass man auch ohne das ein Feuer in ihrem Haus errichtet hatte. Geschockt betrachteten sie die brennende Hütte. „Was ist hier los?“, schrie Sirus und stürmte auf die Tür zu. Die Antwort ließ die aufsteigende Hitze wie nichts erscheinen. „Wir verbrennen das Monster…“ Sie hatten es rausgefunden und irgendwie schienen sie ihn überwältig zu haben. Sirus konnte kaum denken, diesem Mann hatten sie alles zu verdanken und so stürmte er in das brennende Haus und fand seinen Meister auch bald. Mit Silberketten gefesselt am Boden liegen, während all das Holz um ihn herum brannte. „Du bist noch gekommen“, murmelte er und sah ihn aus müden Augen von unten aus an, als der Jüngere aufgeregt zu ihm stürzte. „Sirus, keine überflüssigen Emotionen, bitte… Ich weiß, dass das hier das Ende ist. Ich brauche keinen kleinen Jungen, der mir das heulend noch mal sagt. Hör auf an den Ketten zu ziehen, und hör mir zu, verstanden?“, sagte er kühl und der andere erstarrte augenblicklich. „Gut… Auch für uns Vampire ist der Tod das natürliche Ende… Kein Grund Tränen zu vergießen. Spar dir den Atem. Du hast viel gelernt, es wird dich nicht aufhalten, dass dieser Schatten hier erlischt. Das ist jetzt deine Zeit… Eines Tages wirst du verstehen, was ich meine. Wir erfüllen alle unsere Rolle, wir tragen alle unseren Sinn. Ich habe getan, was ich tun musste. Pass auf Myra auf. Und nimm meinen Mantel. Ich will, dass du ihn hast. Ich weiß, dass ihr von hier an, alleine weiterziehen könnt… Du warst ein würdiger Schüler, jetzt lass mich gehen, das Jenseits hat seine Tore bereits geöffnet. Kein aber, das ist der Zeitpunkt. Leb wohl, Sirus, wir werden uns wiedersehen… Eines Tages weißt du, was das bedeutet.“ Und damit schloss er die Augen, und so sehr Sirus auch an ihm rüttelte, er reagierte nicht mehr, so dass der Junge gezwungen war zu fliehen. Er nahm den Mantel mit und ließ seinen Meister in den Flammen untergehen, den Russischen Schatten vergehen… Und nach diesem Ereignis mussten auch Sirus und seine Schwester das Dorf verlassen. Sie flohen und wussten einige Zeit nicht mehr wohin, sie lebten im Wald, Sirus gab in der Nacht auf seine Schwester acht, während sie schlief und tagsüber suchten sie nach Beeren und Tieren, von denen man sich ernähren konnten. Den Verlust konnten sie auch nur langsam verarbeiten. Ten war wie ein zweiter Vater für sie gewesen, für Myra, der ersten, den sie gekannte hatte. Er war nicht nur böse gewesen, selbst wenn sie gemeinsam Menschen getötet hatte, selbst wenn viele ihn als Verbrecher gefürchtet hatten, er hatte ihnen geholfen, in den vergangen Jahren war er ihre Familie gewesen und nun… Eine Legende der Vampire war verschwunden, in Flammen aufgegangen. Und sie waren auf der Flucht. Vor den Menschen oder was auch immer. Weitere Jahre zogen so in s Land, Sirus‘ Schwester bekam all das Reisen nicht, aber sie konnten sich noch an keinem Ort niederlassen. Nicht für lange. Sirus war noch lange nicht so geschickt, er schaffte es Geld aufzutreiben, aber nie so, dass sie wirklich an einem Ort hätten bleiben können. Es ging nicht. Langsam quälte es Sirus auch, was er mit seiner Schwester machen sollte. Mittlerweise war sie 17 Jahre alt und Sirus würde niemals Alt werden, er sah zwar nicht mehr aus, wie der Junge, der damals gebissen worden war, aber er würde nicht altern und sterben so wie sie. Sie wusste, was er war. Ten hatte sie beide aufgeklärt, aber Sirus wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Sollte er sie in eine Stadt bringen, damit sie ein eigenes Leben anfangen könnte? Oder sollte er sie auch in einen Vampir verwandeln. Es war nicht leicht, aber die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Einer Nacht, als sie wieder im Wald übernachten mussten… Mit einem Mal ertönte ein Heulen. Der Mond stand hoch am Himmel. Es war eine ungewöhnlich helle Nacht über der sibirischen Steppe. Sirus schreckte sofort hoch, da hatten auch schon drei große Wölfe die Lichtung betreten, auf der sie rasteten. Myra war in den Mantel seines früheren Meisters gewickelt, um zu schlafen, doch nur versuchte Sirus, sie schnell zu wecken, denn immer mehr Wölfe kamen aus dem umliegenden Wald auf sie zu. So griff er nach ihrer Hand und lief mit ihr gemeinsam wieder in den Wald um sie möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. „Sirus… Was ist los?“, fragte sie leise. „Komm einfach mit“, meinte er und zog sie schnell hinter sich her, „Es wird alles gut…“ Aber es wurde nicht alles gut. Es sollte nicht alles gut werden. Sie rannten weiter, eine lange Zeit, bis Myra nicht mehr konnte. Sirus nahm sie auf den Arm, um weiter zu gehen, aber es ging nicht mehr. Er verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Und Myra stürzte zu Boden. Bevor Sirus sich aufrichten konnte, war ein Wolf über ihr. Sie schrie seinen Namen, sie schrie vor Schmerz, aber er konnte nichts tun, die Wölfe griffen auch ihn an. Und erst als er sie in die Flucht geschlagen hatte, kam er zu den Überresten seiner Schwester. Knochen, zerrissenes Fleisch und Blut lagen auf dem Mantel seines Meisters und zum ersten Mal spüre Sirus wirklichen Schmerz. Mehrere Wölfe hatten an ihr gerissen und es war kaum noch etwas Menschliches an ihr übrig. Zitternd presste Sirus das Gesicht an das, was früher man ihr Brustkorb gewesen war und leckte das letzte übrige Blut vom Boden auf. Nichts in seinem Leben hatte sich jemals so schrecklich angefühlt, wie seine eigene Schwester begraben zu müssen. Das, was noch von ihr übrig war. Mit Tränen verabschiedete er sich von ihr und stand noch lange an der Stelle, an der sie nun lag. Irgendwann hätte er sie zu Grabe tragen müssen, sie war nicht unsterblich, aber es hätte nicht so früh sein dürfen… Erst als er zu Ende getrauert hatte, versorgte er seine eigenen Wunden und machte sie auf den Weg. Wohin musste er zu diesem Zeitpunkt, sein Grund zu leben, befand sich unter der Erde, aber erinnerte sich an etwas, das sein Meister gesagt hatte, in dessen blutgetränkten Mantel er nun wanderte. Er trug viel Hass in sich, der nirgendswo rauf gerichtet war. Jetzt hatte er ein Ziel und wenn es nur Hass war, der ihn am Leben hielt, war es wenigstens ein Grund, nicht zu Grunde zu gehen… Jahre vergingen, viel mehr Jahre in der Sirus immer mehr vereinsamte und abkühlte. Es war ihm auch egal, wen er töte um mit Blut und Geld weiter leben zu können. Es interessierte ihn nicht mehr. Menschen waren niedere Geschöpfte, sie hatten Ten getötet und nur deshalb hatte Myra sterben müssen. Weil er allein gewesen war und alleine zu schwach um sie zu beschützen. Einige Jahre war er im russischen Militär tätig, dann zog er wieder nur durch das Land, schloss sich den Kosaken an, arbeitete wiederum als Dieb und bildete seine Fähigkeiten immer weiter aus, während er immer neue Identitäten annahm, um nicht aufzufliegen. Viel Zeit ging ins Land, bis Sirus an den Ort zurückkehrte, an dem seine Schwester begraben lag und dort das Rudel Werwölfe fand, dass sie getötet hatte. Er erkannte sie sofort und sie erkannten ihn. Doch dieses Mal war er vorbereitet, dieses Mal ließ er sich nicht überraschen und griff selbst an. Es war ihm egal, ob er dabei drauf gehen würde, er wollte einfach nur Rache und gerade das machte ihn stark. Sie schlugen die Zähne in Arme und Beine, aber Sirus stand immer wieder auf. Rammte ihnen die Faust so stark gegen den Schädel, dass ihre Knochen splitterten. Er warf sie gegen Bäume und Steine, schlug mit einem kleinen Messer auf sie ein, das er immer dicht am Herzen trug, und drückte ihnen die Hälse zu, bis sie sich nicht mehr wehrten, Blut bedeckte die dunkle Erde der Lichtung. Tote, zuckende Tierkörper lagen auf dem Boden verteilt und auch aus Sirus Wunden tropfte das Blut, aber er hatte gesiegt. Jeder einzelne von ihnen lag vor ihm im Staub, blutend, leblos… Er wollte sich wieder abwenden, weiter sowie bis her, durch die Gegend ziehen, als plötzlich jemand die Lichtung betrat. Zwei junge Männer mit blondem Haar blickten ihn an und schüttelten den Kopf. „Was eine Tragödie“, lachte er der eine, „Obwohl… Es waren ja nur Werwölfe…“, meinte er und zuckte mit den Schultern, „Dennoch, gegen das Gesetz, nicht wahr?“ Der andere seufzte: „Wenn du es auf diese Art und Weise sagen willst, ich denke doch. Wir müssen Sie leider mitnehmen und dem Gericht der Vampire unterwerfen. Ein ganzes Rudel Werwölfe auszurotten ist – selbst wenn wir nicht mit ihren Regeln kooperieren, auch für uns Vampire verboten“, wies der Fremde Sirus an und sah ernst drein, „Wie ist Ihr Name und werden Sie sich ergeben?“ Von dem Rat der Vampire und dem Gericht, hatte Sirus nur wenig gehört, sein Meister hatte ihm ein wenig erzählt, aber alles kannte er nicht. Er wusste nur, dass er wohl gegen das Gesetz verstoßen hatte. Er zuckte mit den Schultern. „Ist gut. Ich bin bereit meine Strafe zu empfanden. Wie auch immer“, murmelte er kühl und grinste dann leicht. „Mein Name ist Sirus Kel, ich bin der Sibirische Schatten...“ Und so ergab er sich den Regeln des Vampirrates und stand seine Bestrafung durch. Er lebte noch einige Jahre in Russland. In der Wildnis, in den Städten, als Soldat und auch in kleineren Arbeiten, bis er eines Tages dachte, es sei Zeit die Heimat zu verlassen. All dem den Rücken zu kehren und neu zu beginnen. So gut das eben möglich war… Nach einigen weiteren Jahren trieb ihn sein Weg nach Deutschlang. In eine kleine Stadt, in der Moderne noch auf alte Gebäude stieß und er versuchte sich dort ein Leben aufzubauen. Es langweilte ihn, auch den Job, den er annahm, füllte ihn nicht wirklich aus. Er war eben noch immer alleine in dieser fremden Stadt, er hatte keine Familie, keine Bekannten. Er war ganz allein. Bis einiges Tages jemand in sein Büro kam… „Sirus Kel?“, fragte die Stimme ruhig. Langsam sah er von seinem Schreibtisch auf und betrachtete die Frau, die dort stand. „Ja, der bin ich. Miss Homicida, richtig?“, sagte er und stand auf um ihr die Hand zu reichen, „Haben Sie ein Problem, was kann ich für Sie tun?“ Ein bemerkenswertes Lächeln lag auf ihren Lippen, wie sie ihn betrachtete. „Wissen Sie, Mister Kel, ich lebe seit 270 Jahren in dieser Stadt. Aber noch nie ist jemand wie Sie hier eingezogen. Und ich kenne diese Stadt wirklich gut. Bevor ich meine Firma vor wenigen Jahren gründete, war ich immerhin Bürgermeisterin und davor leitete ich die Polizeistation“, sagte sie ruhig und schüttelte seine Hand. Erstaunt betrachtete er sie und grinste dann. „Und was wollen Sie damit sagen?“ „Dass ich es eine Schade finden würde, wenn sie allein, in einer kleinen Wohnung in meiner Stadt lebten, wo ich doch ein Schloss habe“, bot sie mit einem verführerischen Lächeln an. „Wie machen Sie das… Ich meine… All die Jahre, ohne entdeckt zu werden und hier am selben Ort zu blieben?“, fragte er nach und bekam ein rätselhaftes Lächeln. „Manipulation, ab und an gebe ich mich als eine Nichte aus, die das Schloss erbt, oder eine Tochter. Gestaltwandlung liegt in meiner Familie. Oft reicht aber schon eine einfache Änderung der Frisur, um Menschen zu täuschen, wissen Sie?“, sie zuckte mit den Schultern, „Aber ich denke, jetzt wird es erst einmal bei der Firma bleiben. Politik langweilt mich…“ Sirus grinste leicht: „Wem sagen Sie das. Ich bin Russe…“ „Dann ziehen Sie vielleicht doch die Einsamkeit vor?“ Und mit einem Mal überlegte er und seufzte leicht. Eigentlich hätte er ja gesagt, aber er war schon so lange einsam, er war schon so lange allein. Und irgendwo in seinem Herzen wollte er das wohl nicht mehr sein. Aber mit Menschen konnte er nichts anfangen, er konnte ihn nicht vertrauen. Jetzt wo eine Vampirin vor ihm stand, dachte er wirklich daran, dass es nett wäre nicht in eine leere Wohnung zu kommen, die ihn nur an Verlust erinnerte. „Homicida… Warum sollte mich eine so mächtige Vampirin einladen wollen?“, fragte er ruhig nach. „In all den Jahren bin ich mir doch ziemlich sicher, dass du Talent besitzt. Du kannst nützlich sein. Und ich kann dir nützlich sein. So einfach geht das Spiel, nicht wahr?“, fragte sie ruhig und trat langsam zur Tür, „Überlege es dir, Kel, du weißt, wo mein Schloss ist. Und dieser Tür steht immer für einen starken Vampir offen…“ Er blickte ihr nach, bis sie an der Tür stand und lächelte leicht. „Miss Homicida…“, meinte er dann ruhig, „Ich glaube daran, dass wir alle eine Rolle haben. Ich suche schon lange nach einer, die mir wirklich passt…“ „Und ich suche schon lange nach einem Untergebenen, der die Stadt gut im Blick hat, und auf den ich mich verlassen kann“, gab sie ruhig zurück und drehte sich um. „Eine Frage noch!“ „Ja?“ „Was ist der richtige Name… Ihr echter Vorname…“ Ein dunkles Lächeln lag auf ihren Lippen: „Necia… Ich denke, es wird nur noch ein paar hundert Jahre dauern, bis ich ihn wieder offen trage. Vielleicht wenn mein Kind geboren wird.“ „Ihr erwartet ein Kind?“ „Noch nicht. Aber wenn, will ich, dass du auf es aufpasst, Sirus Kel. Es muss um jeden Preis beschützt werden. Vielleicht ist das ja deine Rolle…“ „Vielleicht…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)