Wie man Sünden begeht von HoneySun ================================================================================ Kapitel 1: Der Prolog...oder so ähnlich --------------------------------------- Der Tod ist nicht das Ende...Wie wahr, wie wahr. Aber ich fange lieber ganz von vorne an. Mein Name ist Collin und ich bin ein Dämon. Ja, echt! Oder habt ihr etwa gedacht, alle Menschen kommen in den Himmel? Nun, dem ist nicht so. Ich bin der lebende...ach nein, der tote Beweis dafür. Naja, wie auch immer. Und jetzt fragt ihr euch grad bestimmt, warum denn zum Teufel (ja, den gibt es auch wirklich und in echt und real) ein Dämon ein Buch schreibt. Hat der denn sonst nichts zu tun?! Und genau das ist das Problem...Ich hab nichts zu tun! Wäre ich nicht schon tot, dann würde ich hier unten wahrscheinlich vor Langeweile umkommen! Es ist echt zum Heulen. Oder wäre es, wenn ich heulen könnte. Das ist auch so eine Sache, Dämonen haben keine Gefühle. Als Monster vergisst man, wie man weint und lacht. Aber ich habe noch eine leise Ahnung davon, deswegen schreibe ich es auf. Ich habe Angst, zu vergessen. Okay, meine Geschichte soll nicht so melodramatisch werden, ein ewiges Rumgewinsel, wie es hätte sein und werden können und ach, ich wollte eigentlich ein Engel sein! Aber das wollte ich nie, wirklich nicht. Hört sich komisch an, ich weiß. Doch warum lügen? Meine Geschichte wird mir ja eh keiner glauben. Ich glaube, die Menschen nennen es "Fantasy" oder einen "fiktiven Roman". Also etwas, was irgendjemand sich ausgedacht hat. Etwas, was nicht in der Realität existiert. Das wird es mir schwer machen, mein Buch (ja, es soll mal ein Bestseller werden...ein Problem damit?!) als eine "Biografie" durchzukriegen. Schwer, aber nicht unmöglich. Ich muss ja nur meine Flügel auspacken und meine Hörner und ein bisschen Feuer spucken und....Ha, reingefallen! Als ob ich sowas könnte. Das ist "Fantasy" und "fiktiv". Aber genug mit lustig, ich will endlich beginnen. Ich will euch erzählen, wie ich zu dem wurde, was ich jetzt bin. Und wie ich es vielleicht hätte verhindern können. Verdammt! Das klingt voll melodramatisch! Naja, ihr Menschen steht ja auf sowas, deswegen wird es wohl okay sein, denke ich. Ich fang dann jetzt mal an. Wirklich, ich tu´s.... Kapitel 2: Todsünde Nr. 1: Eitelkeit ------------------------------------ "Und das hast du echt, ganz wirklich getan?!" Meine kleine, überdrehte Freundin Millie Dear starrte mich fassungslos an. Sie hatte so einen irren Psychoblick, der mich stark an einen Fuchs auf LSD erinnerte. Natürlich sagte ich ihr das nicht. Sonst hielt sie sich wahrscheinlich wirklich für einen Hundeartigen auf Droge. Zuzutrauen wäre es dem Mädel. "Ja, echt, ganz wirklich." gab ich deswegen nur trocken zur Antwort. Ich beobachtete die Zitronenscheibe, die träge in meinem grünen Tee herumschwamm. Irgendwie fühlte ich mich wie sie. Also, sauer und am Ertrinken. "Wow, ich fass´ es nich! Du bist so ein Monster, Collin!" Danke für´s Kompliment. Ich warf Millie einen kurzen Blick zu. Sie glotzte mich wirklich so an, als wäre ich der Leibhaftige in Person. Ätzend. "Nun ja, ich hatte keine andere Wahl. Jeder hätte so gehandelt." Ja, klar. Wer´s glaubt wird selig. Aber was soll ich sagen? Millie Dear glaubte mir und das war war das Einzige, was zählte. Ich liebte es einfach, mich mit Bekloppten zu umgeben. Man fühlte sich dann selbst so schlau. Stöhnend richtete ich mich auf und streckte meine Glieder. Wie lange saßen wir schon hier? Eine Stunde, oder zwei? Vergeudete Zeit, dachte ich ärgerlich und fixierte Millie, die mich immer noch gebannt ansah. Ihre wasserstoffblonden Haare standen nach allen Seiten ab und ihr Gesicht war dick mit Make-up zugekleistert. Verdammt, war das ein grässlicher Anblick. Ich wünschte, ich würde für sowas blind sein. Aber ich war es nunmal nicht. Schicksal halt. Naja, wenigstens sah ich gut aus. "Also, was hast du heute noch so vor? Party, Hausaufgaben,...Selbstmord?" Millie lachte. Sie dachte wohl, ich mache Witze. Tat ich aber nicht, ich meinte meine Frage ernst, toternst. "Du bist so witzig, Collin!" Hatte ich es nicht gesagt? Das Mädel war so berechenbar. "Paxton feiert heute seinen Geburtstag nach. Und ich bin eingeladen. Ich hab zwar kein Geschenk, aber ich werde trotzdem hingehen." schnatterte meine nette Freundin und gestikulierte dabei wie wild. "Paxton?" Ich hob verwundert eine Augenbraue. "Der hat doch schon nachgefeiert...dreimal!" Nachdenklich drehte Millie eine splissige Haarsträhne um ihren Finger. Würg. "Ach, wirklich? Das wusste ich gar nicht...." Ja, woher denn auch! Niemand kann dich leiden, du nervige Kuh! "Na, da hast du es wohl verpasst, kann ja mal vorkommen." schmeichelte ich. Warum ich das tat? Ganz einfach, ich wollte auch auf diese verdammte Party! Und meine Eintrittskarte hieß nun einmal leider Millie Dear. "Hmm, bestimmt hast du Recht." Los, lad mich endlich ein! Langsam wurde ich ungeduldig. Sie ließ mich doch sonst nicht so lange warten. Komm schon, mein Mädchen, sei brav. "Was ist mit dir, Collin? Willst du nicht auch mitkommen? Das wird bestimmt total witzig und abgefahren!" fragte Millie und sah mich mit ihren mascaraverschmierten Froschaugen an. Bingo! Ach, das Leben konnte so schön sein. Jetzt nur nicht gleich zustimmen. Man musste sie erstmal zappeln lassen. Oh, ich kleiner Teufel, ich. "Eigentlich hab ich ja schon was vor, aber wenn dir soviel daran liegt...." ließ ich den Satz unvollendet. "Ja, aber sicher tut es das! Du weißt doch, ohne dich ist es nur halb so cool!" Millie war komplett begeistert von ihrer Idee. Eigentlich war es ja meine Idee gewesen, aber egal. Ich hatte erreicht, was ich wollte. Das tat ich eigentlich immer, mal so nebenbei bemerkt. Wie auch immer, heute Abend ging es auf ne Party. Okay, auf eine Geburtstagsparty, aber das machte ja keinen sonderlich großen Unterschied, oder? Ich meine, ein Geschenk würde ich sowieso nicht besorgen. Ich hatte Paxton dreimal beschenkt und das sollte genügen. Denn so langsam gingen mir echt die alten, ungelesenen Bücher aus. "Und wann geht´s los?" Nicht, dass ich vorhatte pünktlich zu sein. Ich würde erst auftauchen, wenn alle schon total besoffen oder breit oder beides waren. Dann ging der Spaß doch erst so richtig los! Millie Dear warf einen konzentrierten Blick auf ihre Uhr. Ich verdrehte genervt die Augen. "Gegen 10 so ungefähr. Also in 5 Stunden." erklärte sie mir freudestrahlend. Unnötig zu erwähnen, dass es grade 6 Uhr war und es bis 10 Uhr abends also noch genau 4 Stunden waren. Hatte ich schon erwähnt, dass ich mir gerne schlau vorkomme? Ja? Achso, dann ist ja gut. Millie sah sich nach dem Kellner um. Vor ihr auf dem Tisch thronten zwar noch drei Muffins und ein Stück Torte, aber wenn man so fett war wie sie, dann machte eine weitere Kalorienbombe wohl auch keinen Unterschied mehr. Ich hasse übrigens fette Menschen. Sie sind am Klimawandel schuld. "Ich bestell mir noch ein Stück Marmorkuchen. Willst du auch noch was, Collin?" Klar, eine schlanke, hübsche und intelligente Freundin, aber das stand leider nicht auf der Speisekarte. So ein Mist. "Nein, danke. Ich hab genug." meinte ich und schaute bedeutsam auf meinem grünen Tee. Der reichte mir vollkommen, denn ich war grad auf Diät. Eigentlich war ich immer auf Diät, obwohl ich es gar nicht nötig hatte. Mein Körper war perfekt und das wusste ich auch. Nein, ich bin nicht selbstverliebt. Ich bin realistisch. Und wenn ich mich mit hässlichen, dicken Menschen wie Millie umgab, dann sah ich sogar noch besser aus. Das nenne ich mal eine Taktik, die auch funktioniert. Wirklich, probiert es aus. Ich kann es nur empfehlen. Nun war ich derjenige, der einen konzentrierten Blick auf seine Uhr vortäuschte. "Was, schon so spät? Du, Millie, ich muss los. Meine Mum will, dass ich abends immernoch eine Runde mit dem Hund gehe." Wow, was für eine lahme Ausrede. Ich hatte weder eine Mutter, noch ein Haustier, aber das wusste die dumme Schnepfe natürlich nicht. Niemand wusste das. "Oh, wie schade. Aber wir sehen uns ja denn bei Paxton, nicht?" strahlte Millie und versprühte Kuchenkrümel über den gesamten Tisch. Schnell weg hier, ehe ich mich noch übergeben muss. "Ja, klar". antwortete ich knapp und verließ fluchtartig den Laden. Bezahlt hatte ich meine Rechnung übrigens nicht, das konnte ruhig Millie übernehmen. Somit war sie wenigstens zu etwas nütze. Ich komme euch jetzt bestimmt total grausam und kaltherzig vor, stimmt´s? Bin ich ja auch, ich gebe es zu. Aber so war ich nunmal, ein richtiges kleines Ekel und ich war stolz drauf, bin es wahrscheinlich jetzt noch. Weil ich ich auch immer damit durchgekommen bin! Alle mochten mich, ganz egal, wie ich mich aufführte. Und ich habe es genossen. Das Leben meinte es gut mit mir und ich habe es ausgekostet und mir nie Gedanken darüber gemacht, welche Konsequenzen es mal haben könnte. Okay, niemand macht sich darüber ernsthaft Gedanken. Naja, vielleicht die richtig gläubigen Menschen, aber so jemand war ich nicht. Eh ich jetzt noch lang und breit über meine irdischen (und schlechten) Charaktereigenschaften fasel, werde ich mal lieber mit der Geschichte fortfahren. Und zwar mit Paxtons Geburtstagsparty. Dort sollten meine Probleme und Verfehlungen erst so richtig losgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)