Black and White von -akai- ================================================================================ Kapitel 1: Adventskalender -------------------------- Murrend patschte Manabu auf dem Nachttisch herum, um sein Handy zu finden, das ihn mit einem nervtötenden Piepen zum Aufstehen zwingen wollte. Als er es endlich gefunden hatte, verstummte das Piepen und er vergrub seinen Kopf im Kissen. „Ich will nicht~“, murmelte er frustriert und hätte sich am liebsten die Decke über den Kopf gezogen, doch genau das schien seine bessere Hälfte schon vorhergesehen zu haben, denn er hielt die Decke fest und gab ihm einen Klaps auf den Hintern. „Vergiss es, Schlafmütze. Wenn wir nochmal zu spät kommen, nur weil du nicht aus dem Bett kommst, dann wird Kazuki uns mit Freuden lynchen, auch wenn es nur eine Besprechung ist.“ Ja, Kazuki war ein Kindskopf der nur Blödsinn im Kopf hatte oder wahlweise perverses Zeug, aber seine Rolle als Bandleader nahm er ernst, auch wenn Außenstehende das niemals glaubten. Manabu drehte sich widerwillig auf den Rücken und setzte sich auf. So konnte er gerade noch sehen, wie die Schlafzimmertür geöffnet wurde und Maru mit einem „Guten Morgen, meine Süße~“, begrüßt wurde. „Guten Morgen Schatz, ich liebe dich auch“, grummelte der Braunhaarige, der sich gerade wieder arg ungeliebt fühlte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass Rui seine Katze wirklich mehr liebte als ihn. Nach einigen Augenblicken erhob sich Manabu schwerfällig und trottete in die Küche. Dort fand er jedoch nur Maru vor, die genüsslich ihr Frühstück verspeiste. Doch als sie den Gitarristen bemerkte, der gerade die Kaffeemaschine anstellte, ließ sie ihr Futter Futter sein und strich schnurrend um seine Beine. Der Braunhaarige hockte sich hin und streichelte das braun-schwarze Fellknäul. „Wenigstens einer, der mich liebt“, meinte Manabu und beobachtete lächelnd, wie Maru ihren Kopf an seine Hand schmiegte. „Was redest du denn da? Als ob Maru die einzige wäre. Was ist mit mir?“, ertönte die Stimme des Bassisten, der soeben aus dem Bad gekommen war. „Da merk ich heute Morgen nicht viel von“, beschwerte sich der Kleinere direkt und schmollte. „Tut mir leid, aber du weißt, wie Kazuki sein kann und da hab ich einfach keinen Bock drauf“, entschuldigte sich Rui. „Jaja, würde ich jetzt auch sagen!“, versuchte Manabu mürrisch zu kontern, doch gleichzeitig schmiegte er sich an den Rosahaarigen, der ihn in eine Umarmung gezogen hatte. „Du bist genau so verschmust wie Maru“, stelle er grinsend fest, bevor er den Braunhaarigen noch etwas an sich drückte und ihm dann seine Lippen aufdrückte. Es war ein zärtlicher und liebevoller Kuss. „Okay, vielleicht liebst du mich doch, zumindest ein Bisschen“, grinste Manabu, nachdem sich ihre Lippen voneinander getrennt hatten. „Frechdachs“, grinste der Größere und schnappte noch einmal nach den fremden Lippen, bevor er sich von ihm löste und ins Schlafzimmer ging um sich fertig zu machen, was der Gitarrist dann auch nach seiner ersten Tasse Kaffee tat. Eine halbe Stunde später saßen sie dann in Ruis Wagen. Normalerweise fuhren sie mit der Bahn, aber mittlerweile war es doch recht kalt und da hatten beide heute ausnahmsweise keine Lust, draußen in der Kälte rumzulaufen. Während der Rosahaarige sie gekonnt durch den Verkehr lenkte, fiel Manabu etwas ein. „Du weißt, welcher Tag heute ist?“ „Samstag, wieso?“ „Und welches Datum?“ „Der erste Dezember“ Schon an Ruis Tonfall konnte man merken, dass er keine Ahnung hatte, worauf Manabu hinaus wollte. Dieser verdrehte die Augen. „Und was sagt uns das?“, fragte er weiter und sah Rui auffordernd an. „Dass in 23. Tagen Weihnachten ist?“, versuchte Gefragter es zaghaft, doch an den verschränkten Armendes Braunhaarigen konnte er erkennen, dass seine Antwort nicht das gewesen war, was er hatte hören wollen. „Ich hab keinen Adventskalender bekommen!“, beschwerte sich der Gitarrist nun. Gut, dass sie gerade sowieso an einer Ampel halten mussten, sonst hätte Rui vermutlich eine Vollbremsung gemacht. „Darum geht’s dir? Meinst du nicht, dass du ein bisschen zu alt dafür bist?“, fragte der Bassist und war sich nicht sicher, ob sein Freund das ernst meinte, doch dessen empörtes „Man ist nie zu alt für einen Adventskalender!“ ließen die Zweifel verschwinden. „Und warum sagst du mir das dann, anstatt wie letztes Jahr einfach einen im Supermarkt zu kaufen?“, fuhr Rui fort und versuchte dabei, sie weiter sicher durch Tokyos Verkehr zu schleusen. „Weil wir letztes Jahr noch nicht zusammen waren“, war Manabus Antwort und wieder konnte man Rui bestens ansehen, dass er auch diesen kausalen Zusammenhang kein bisschen verstand. „Ich will von dir einen Adventskalender! Kazuki bekommt von Byou auch jedes Jahr einen! Der denkt sich jeden Tag etwas aus, um Kazuki zu überraschen!“ Der Bassist sah etwas fassungslos aus. „Das nennst du nachdenken? Du weißt, dass deren Adventskalender zu fünfundsiebzig Prozent aus irgendwelchen Sexspielzeugen und der Erfüllung perverser Fantasien besteht?!“ „Ja, das weiß ich! Aber es geht ums Prinzip!“, jammerte der Jüngere und sah nun demonstrativ aus dem Fenster und ignorierte sämtliche Versuche von Rui, ihn zu beruhigen. Manchmal fragte Manabu sich wirklich, welcher Teufel ihn geritten hatte, als er sich in Rui verliebt hatte. Er war manchmal so ein Idiot. Es entsprach schon beinahe dem Typ „weiche Schale, harter Kern“. Auch als sie in der PSC angekommen waren, hatte Manabu immer noch kein Wort mit seinem Freund geredet und ihn keines Blickes gewürdigt. Sobald Rui den Motor abgestellt hatte, verließ Manabu Tür knallend das Auto und stampfte ins Innere des Gebäudes. Rui folgte ihm eilig. Im Proberaum war der Rest auch schon versammelt. Jin war mit seiner PSP beschäftigt, während Byou und Kazuki rumalberten. „Manabu, was war heute Morgen in deinem Adventskalender drin?“, wollte Kazuki direkt mit leuchtenden Augen wissen, als die beiden den Proberaum betraten und sie sich begrüßt hatten. So ein Kleinkind, dachte Rui, doch der Kleinere drehte sich bei den Worten zu ihm um und funkelte ihn böse an. „Siehst du. Byou macht Kazuki mit dem Adventskalender eine Freude. Und du sagst mir, das sei kindisch und albern! Idiot!!“, beschwerte sich der Braunhaarige erneut und versuchte scheinbar, seinen Freund mit Blicken zu erdolchen. Ihr Drummer fand das ganze nun scheinbar spannender als seine PSP, denn die war unbeachtet auf dem Tisch gelandet und stattdessen beobachtete er das Spektakel mit großen Augen. Byou betrachtete das ganze skeptisch und Kazukis Blick huschte zwischen Rui und dem anderen Gitarristen hin und her. „Also hast du keinen Adventskalender bekommen?“, fasste der brünette Gitarrist zusammen und erntete ein Nicken von dem Braunhaarigen. „Jetzt mal im Ernst, das ist doch was für kleine Kinder“, unternahm der Rosahaarige einen erneuten Versuch, Manabu den Kalender auszureden, wurde aber von ihrem Sänger unterbrochen. „Also Kazukis Kalender ist alles andere als für kleine Kinder!“ Das dreckige Grinsen unterstrich seine Worte noch. „Jaja, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Jetzt mal ehrlich, Jungs. Ist ein Adventskalender so wichtig?“ Rui wusste nicht, was er sich erhofft hatte, aber ihm kam ein vierstimmiges „Ja, ist es!“ entgegen. Schulterzuckend ließ er das Thema aber vorerst fallen und sie widmeten sich ihrer Arbeit, als ihr Manager den Raum betrat. Während einer kurzen Pause standen Kazuki und Rui in der Raucherecke. „Ist es wirklich so wichtig?“, fragte der Bassist in die Stille und im ersten Moment wusste Kazuki nicht, was er meinte, doch dann nickte er. „Du liebst Manabu doch, oder?“, fragte er und Rui blickte ihn empört an. „Natürlich liebe ich ihn! So sehr wie noch nie jemanden zuvor“, verteidigte er seine Gefühle für den Gitarristen. „Dann zeig ihm das doch auch. Wenn er sich über einen Adventskalender freuen würde, dann mach ihm doch einfach die Freude, auch wenn du es vielleicht kindisch findest. Es muss ja auch nichts teures sein oder was besonders aufwendiges. Und wenn es nur eine Tafel seiner Lieblingsschokolade ist, er würde sich trotzdem freuen. Oder ist er dir das etwa nicht wert?“ Rui seufzte. „Doch, natürlich ist er das. Aber… ach, ich weiß auch nicht. Mal sehen, was mir so einfällt.“ Das brachte den Brünetten zum Grinsen. „Ich bin stolz auf dich“ Der Rosahaarige zog eine Grimasse und als sie kurz darauf fertig geraucht hatten, begaben sich die beiden schnell zurück ins warme Gebäude. Am späten Nachmittag konnten sie sich auf den Weg nach Hause machen. Manabu redete wieder mit Rui, wenn auch etwas distanziert. Er war sauer auf den Bassisten. Was war so schlimm daran, einen Adventskalender haben zu wollen? Er wusste, dass Rui ihn wirklich liebte. Aber er zeigte es verhältnismäßig selten offen und sagen tat er es eigentlich auch nicht so oft. An sich war es für Manabu okay so, aber er wollte wenigstens jetzt in der Weihnachtszeit etwas mehr Aufmerksamkeit von Rui. Der konnte seine grauen Zellen auch ruhig mal anstrengen. Wenn sogar Byou das schaffte, dann sollte Rui erst recht in der Lage dazu sein, ihn vierundzwanzig Tage lang jeden Tag mit einer Kleinigkeit zu überraschen. Aber der Braunhaarige hatte ja schon feststellen müssen, dass er da bei dem Bassisten scheinbar auf taube Ohren stieß. Zuhause angekommen musste Manabu dann auch noch feststellen, dass seine Zigarettenpackung leer war und er auch keine mehr da hatte. „Scheiß Tag“, murrte er und zog sich gleich seine Boots und die Jacke wieder an. „Ich bin in der Stadt“, rief Manabu noch netter Weise in die Wohnung, bevor er diese verließ. Diese Chance nahm Rui wahr und verließ ebenfalls die Wohnung, nachdem er Maru einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte, doch die verzog sich beleidigt zurück aufs Sofa. Da war sie schon den ganzen Tag wieder alleine gewesen und kaum waren die beiden wieder da, waren sie auch schon wieder weg. Der Rosahaarige kaufte im Supermarkt an der Ecke zunächst einen typischen Schoko-Adventskalender. Und dann überlegte er, mit was er seinem Freund eine Freude machen könnte. Kazuki hatte Recht, dass Manabu sich wahrscheinlich auch über eine Tafel seiner Lieblingsschokolade freuen würde, aber das war dann doch wieder zu einfach. Ohne dass er darauf geachtet hatte, wo er hinging, stand er plötzlich auf der Takeshita Dori. Das war gar nicht mal so schlecht, immerhin gab es hier jede Menge Läden, wo man Kleinkram kaufen konnte. Im ‚World Connect‘ wurde er dann auch fündig. Ein Handyanhänger aus Metall in Gitarrenform. Es war eine Kleinigkeit und auch nicht so wahnsinnig spektakulär, aber Manabu würde sich sicher darüber freuen. Hoffte der Bassist zumindest. Und etwas für den nächsten Tag hatte er auch schon gefunden. Auf dem Rückweg überlegte er schon mal, was er Manabu noch schenken könnte. Immerhin brauchte er noch zweiundzwanzig weitere Mini-Geschenke für den Gitarristen. Als er wieder nach Hause kam, war Manabu auch schon wieder da. Unschwer an den in die Ecke gekickten Boots erkennbar. „Wo bist du gewesen?“, schallte auch gleich Manabus Stimme aus dem Wohnzimmer. „Weg“, antwortete Rui jedoch nur und verschwand in die Küche, wo er den Adventskalender auf den Küchentisch stellte und das kleine Tütchen mit dem Anhänger danebenlegte. Erst dann ging er ins Wohnzimmer, wo der Braunhaarige auf der Couch lag und Maru kraulte, die sich auf seiner Brust zusammengerollt hatte und genießend vor sich hin schnurrte. „Tolle Antwort, echt“, grummelte Manabu und sah Rui trotzig an. Der Rosahaarige zuckte jedoch nur mit den Schultern, bevor er sich an den Schreibtisch in der Ecke setzte und den PC hochfuhr. „Maru, dein Herrchen ist heute wieder echt scheiße. Er liebt mich gar nicht!“, maulte Manabu und zu Ruis Entsetzen maunzte Maru einmal und es klang wie eine Zustimmung. Rui hielt jedoch die Klappe und tat so, als hätte er das Ganze nicht gehört, was den Braunhaarigen dazu veranlasste, grimmig unverständliche Sachen vor sich hinzumurmeln. Eine Weile war es still im Wohnzimmer. Das einzige, was zu hören war, war Marus Schnurren und das Surren des Computers. Doch ein protestierendes Miauen durchbrach die Stille. Manabu hatte die Katze hoch und von sich runter gehoben und aufs Sofa gelegt um aufzustehen. Rui grinste, als Manabu in die Küche ging. Kurz darauf war ein leiser Freudenschrei zu hören. Unglaublich, wie leicht man Manabu glücklich machen konnte. Der Rosahaarige stand auf und ging in die Küche, doch auf halben Weg kam ihm der Kleinere schon entgegen und umarmte ihn. „Danke~“, strahlte er den Bassisten an, der nur zurücklächeln konnte. Ja, es hatte sich definitiv gelohnt, dafür durch die Kälte zu laufen. Denn das Strahlen in Manabus Augen war nur eine Sache, die Rui so sehr an ihm liebte. „Erwarte nur nicht zu viel von mir“, meinte Rui schief grinsend und legte seine Arme um seinen Freund. „Passt schon. Es freut mich, dass du das machst, obwohl du da nicht viel von hältst“, erklärte Manabu lächelnd. „Nicht viel? Eher gar nichts!“, antwortete der Bassist direkt und bekam von dem Braunhaarige eine Kopfnuss. „Du bist doch echt blöd. Kein Sinn für Romantik und so.“ Der Rosahaarige grinste. „Stimmt, aber das wusstest du schon vorher.“ „Ja, aber ich liebe dich leider trotzdem“, neckte Manabu den Größeren, der beleidigt die Wangen aufplusterte. „Was heißt denn hier leider?“ Dann aber lächelte er. „Ich dich auch“ ~~~~~ Kommis wären furchtbar lieb ♥ Kapitel 2: 1. Advent -------------------- Gähnend erwachte Manabu. Sonntage waren doch was Feines. Es gab nichts besseres, als auch mal in Ruhe auszuschlafen. Sogar Rui schlief noch. Er lag dicht neben Manabu und hatte seinen Arm besitzergreifend um seine Hüfte geschlungen. Sogar im Schlaf war er ein Macho. Besitzergreifend und kein Bisschen romantisch. Nur ab und zu mal. Aber im Großen und Ganzen waren Worte wie „romantisch“ oder „kitschig“ Fremdworte für den Bassisten. Aber es reichte dem Braunhaarigen zu wissen, dass Rui ihn wirklich liebte, denn auch wenn Rui es nicht absichtlich machte, so zeigte er doch manchmal deutlich, wie es um seine Gefühle für Manabu stand. Lächelnd schmiegte er sich weiter an den warmen Körper neben sich, bis er ein leises Kratzen und Miauen an der Tür hörte. Maru hatte also scheinbar bemerkt, dass einer der beiden wach war und wollte nun Aufmerksamkeit. Also löste er sich doch wieder von seinem Freund, was aufgrund von dessen Klammergriff gar nicht so einfach war, und öffnete die Schlafzimmertür. „Na komm rein“, erlaubte er ausnahmsweise, denn eigentlich war das Schlafzimmer Maru-freie Zone. Diese sah ihn auch zunächst beinahe fragend an, bevor sie doch schnell an Manabu vorbei ins Innere des Zimmers huschte, als ob er es sich doch noch anders überlegen würde, wenn sie zu lange warten würde. Auf Samtpfoten tapste die Katze dann schließlich durch den Raum und sprang elegant aufs Bett, wo sie es sich am Kopfende bequem machte. Auch Manabu legte sich wieder zu seinen beiden Lieblingen. Er hatte Maru von Anfang an in sein Herz geschlossen und Maru schien ihn auch zu lieben. Im Gegensatz zu Kazuki. Manabu erinnerte sich zu gerne an das Fotoshooting mit Rui, Kazuki und Maru. Der Brünette war der einzige, der nachher Kratzer hatte. Zum Glück hatte sie sein Gesicht verschont und nur seine Arme und Hände massakriert. Kazuki hatte das wenig witzig gefunden, doch die anderen beiden und Maru hatten sichtlich ihren Spaß gehabt. Der Gitarrist schmiegte sich wieder an seinen Freund und sogleich schlang sich auch wieder ein Arm um ihn. Maru lag glücklich und zufrieden über ihren Köpfen und schnurrte leise. Es dauerte auch nicht lange, bis Manabu wieder eingeschlafen war. Als Manabu das nächste Mal wach wurde hatte sich nichts geändert. Sowohl die Katze als auch Rui schliefen noch und genau das war es, was Manabu dazu veranlasste, augenblicklich hellwach zu sein. Sein Handy verriet ihm, dass es bereits weit nach Mittag war. Und Rui war Frühaufsteher. Sogar nach Konzerten schlief er selten länger als halb zehn, auch wenn der Zeitplan mehr zulassen würde. „Rui?!“ kam es deshalb etwas beunruhigt über seine Lippen. Zusätzlich stupste er den Rosahaarigen an. Der reagierte auch prompt mit einem Murren. „Keine Angst, ich lebe noch“, konnte der Gitarrist hören. Ruis Stimme klang richtig verpennt. „Aber ich hab bis halb sechs im Skype gequatscht“, kam auch gleich noch eine Erklärung hinterher. Okay, das erklärte alles. Wie hatte der Braunhaarige nur vergessen können, dass Rui und sein bester Freund, seines Zeichens bessere Hälfte ihres Sängers, im Skype gerne Raum und Zeit vergaßen und sich bis in die frühen Morgenstunden unterhielten. Aber halb sechs war ein neuer Rekord. Marus Kommentar dazu, ein langgezogenes Gähnen, weckte Ruis Aufmerksamkeit. „Maru? Wie kommst du denn hier rein?“, fragte er verpennt und kraulte seine Katze. „Ich hab sie ausnahmsweise rein gelassen heute Morgen“, meinte der Gitarrist zur Verteidigung, doch der Bassist wedelte mit der Hand. „Passt schon. Ich hatte eh überlegt, die Sperrzone für Maru aufzuheben. Sie würde sich freuen und eigentlich stört sie ja auch nicht wirklich. Und wenn ich dich flachlege, können wir sie immer noch rausschmeißen!“ „Ich hätte das jetzt anderes formuliert, aber ja“, stimmte Manabu zu und fing ebenfalls an Maru zu streicheln. Diese genoss die doppelte Aufmerksamkeit natürlich wieder laut schnurrend. Etwas später standen die drei dann auf. Rui brauchte ausnahmsweise auch mal einen Kaffee zum Wachwerden, Manabu wollte sehen, was sein Adventskalender heute für ihn parat hatte und Maru wollte ihr Frühstück. Zuerst vernichtete Manabu die Schokolade, nachdem er diese endlich aus dem Kalender gepfriemelt hatte und dann widmete er sich dem Umschlag, der danebenlag. Ein Kino-Gutschein. „Wir wollten ja schon länger mal wieder ins Kino gehen und jetzt haben wir einen Grund mehr, das auch endlich mal in die Tat umzusetzen“, rechtfertigte Rui das heutige Geschenk. Doch der Jüngere brauchte keine Erklärung. „Ist okay, danke schön“, freute er sich und drückte dem Rosahaarigen einen Kuss auf die Lippen, nachdem er ihn in seine Arme gezogen hatte. Rui wiederum freute sich, dass der Braunhaarige sich freute. Nach einem ruhigen Frühstück hatte Rui sich wieder an den Computer verzogen. Dieser Süchtige. Manabu schaute sich das ganze eine Weile kopfschüttelnd an, bis ihm einfiel, dass ja heute schon der erste Advent war. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und bevor der Rosahaarige fragen konnte, was los war, hörte er auch schon die Haustür zu gehen. Maru maunzte empört, da das Türknallen sie aus ihrem Schlaf gerissen hatte. Einige Minuten später öffnete sich die Tür wieder und der Gitarrist betrat mit einer großen, leicht verstaubten Kiste die Wohnung. „Was hast du da?“, fragte Rui mit hochgezogenen Augenbrauen und betrachtete Manabu, der seine Probleme hatte, die Tür wieder zu schließen. „Heute ist der erste Advent. Das ist die Weihnachtsdeko, die im Keller stand!“ Der Bassist sah nicht begeistert aus. „Weihnachtsdeko? Jetzt schon? Wir haben gerade mal den zweiten Dezember“ Der Braunhaarige stellte augenrollend die Kiste auf den Wohnzimmertisch. Warum mochte Rui Weihnachten eigentlich nicht? „Ja, aber es ist auch der erste Advent!“ „Naja, solange es nicht zu viel ist und ich nicht helfen muss…“, murmelte der Rosahaarige, bevor er sich wieder an den PC setzte. Der Jüngere grummelte etwas, das sich stark nach „Idiot“ anhörte, während er die Kiste öffnete. Er würde Rui sogar den Gefallen tun und nicht viel Weihnachtsdeko aufstellen. Zumindest vorerst. An Heilig Abend würde das ganz anders aussehen. Jetzt verteilte er nur Kleinigkeiten im Raum, abgesehen vom Adventskranz auf dem Tisch. Eine halbe Stunde später war Manabu dann zufrieden mit seinem Werk und ließ sich wieder auf die Couch fallen. Jetzt sah es immerhin ein bisschen weihnachtlich aus. So konnte Weihnachten wirklich langsam kommen. Die ganze Atmosphäre erfreute ihn jedes Jahr aufs Neue. Er liebte Weihnachten einfach. Und natürlich Geschenke. Ja, Weihnachten war eigentlich nur riesige Kommerzkacke, aber wer bekam schon nicht gerne Geschenke? Zumindest, wenn sie von Herzen kamen. Er war schon sehr gespannt, was Rui ihm schenken würde. Immerhin war dies ihr erstes gemeinsames Weihnachten als Paar. Sie lebten schon seit etwas über eineinhalb Jahren zusammen, aber ein Paar waren sie erst, kitschiger Weise, an Silvester geworden. Grinsend dachte der Braunhaarige daran zurück. In Erinnerungen schwelgend lag Manabu auf der Couch und kraulte nebenbei ihren pelzigen Vierbeiner. „Was grinst du denn so?“, wurde er schließlich aus seinen Gedanken gerissen und die Couch neben ihm gab nach, als sein Freund sich zu ihm setzte. „Letztes Silvester“, antwortete Manabu immer noch grinsend und schmiegte sich an Rui, der nun seine Arme um den Jüngeren legte. „Gab es da was Besonderes?“, fragte der Rosahaarige mit einem möglichst unschuldigen Ton in der Stimme. Manabu schlug ihm auf den Oberarm. „Du bist scheiße. Du liebst mich gar nicht!“, jaulte er und blickte Rui trotzig an, doch der drückte den Braunhaarigen nur noch näher an sich. „Lass dich doch nicht immer so von mir ärgern“, schmunzelte er und drückte seine Lippen auf Manabus. Dieser versuchte standhaft zu bleiben, doch Ruis Lippen ließen ihn vergessen, worüber sie vor nicht mal einer Minute noch drüber gesprochen hatten. Er schmolz mal wieder wie Butter in der Sonne und verfluchte sich innerlich dafür, dass er immer noch so auf Rui reagierte. Als frisch verliebter Teenager war das vielleicht normal, aber jetzt? Selbst nach fast einem Jahr fühlte Manabu sich wie frisch verliebt. Der Bassist musste ihm nur etwas Honig ums Maul schmieren oder ihn küssen und schon war alles andere unwichtig. Vor allem, wenn Rui seine vom Bass spielen rauen Fingerkuppen über seine Haut gleiten ließ, so wie jetzt. Denn die Hände des Rosahaarigen hatten sich mal wieder verselbstständigt und sich unter sein Shirt geschlichen, um nun seine Seiten zu kraulen. Der Braunhaarige schnurrte in den Kuss und drückte sich noch mehr an seinen Freund heran, der den Kuss vertiefte. Kurz darauf umschmeichelten sich ihre Zungen und der Kuss nahm immer mehr an Intensität zu, ebenso wie Ruis Kraulen an seiner Seite. Dann aber löste der Größere den Kuss. „Wir sollten aufhören, sonst kann ich gleich nicht mehr aufhören“, murmelte er an die Lippen des Braunhaarigen. Das wiederum führte dazu, dass Manabu empört von ihm wegrückte. „Wir hatten gestern Abend noch. Du bist echt ein Sexmonster manchmal!“ „Was kann ich denn dafür, dass du dich so willig an mich drückst. Da kann Mann doch nur mehr wollen“, rechtfertigte der Rosahaarige sich, bevor er aufstand und in der Küche verschwand. Dabei konnte Manabu sehen, dass der Kuss nicht ganz spurlos an Rui vorbei gegangen war. Das war mal wieder typisch. Auf der einen Seite ärgerte es Manabu, dass Rui dauernd spitz wie Nachbars Lumpi war. Aber andererseits störte es ihn auch wieder nicht, denn Rui hatte eine merkwürde Art wieder runterzukommen, wenn er nicht das bekam, was er wollte. Denn dann kochte er. Wie zur Bestätigung konnte der Gitarrist daraufhin auch schon hören, wie die Küchenschränke nach Zutaten durchforstet wurden. Also durfte Manabu sich auf ein leckeres Abendessen freuen. Auch gut. Während Rui nun also in der Küche beschäftigt war, schnappte sich Manabu den Roman, der schon seit Woche unangerührt im Bücherregal stand und fing endlich an, den dicken Wälzer zu lesen. Ein Fantasy-Roman mit Drachen, also wie für ihn gemacht. Doch bevor er in der Romanwelt versank, zündete er noch die erste Kerze auf dem Adventskranz an. Eine Weile später betrat Rui dann den Raum. Manabu bekam das gar nicht mit, da er so in sein Buch vertieft war. Er bemerkte nicht mal, wie der Rosahaarige den Wohnzimmertisch abräumte und stattdessen Stäbchen, Trinken und zwei voll beladene Teller darauf abstellte. „Manabu, Essen ist fertig“ Keine Reaktion. „Manabu!“ Das Buch musste ja außerordentlich interessant sein. „Schatz?“ Nicht mal darauf bekam er eine Reaktion, obwohl Rui ihn sonst nie so nannte. Manabu blätterte die Seite um. „Ich führe heimlich eine Dreiecksbeziehung mit Byou und Kazuki!!“ … „Ich bin nur mit dir zusammen, weil du gut im Bett bist!“ … „Ich hab dich nie geliebt und mach jetzt Schluss!“ Reaktionen seitens des Braunhaarigen? Fehlanzeige! „Dieses Jahr gibt’s kein Weihnachten!“ Empört blickte Manabu von seinem Buch auf. „Was hast du eigentlich gegen Weihnachten?!“ Rui starrte seinen Freund mit offenem Mund an. In einem Manga wäre dies die typische Kinnlade-trifft-Fußboden-Szene. „Aber mir beinahe täglich sagen ich wäre ein Idiot und ein Arschloch. Na vielen Dank auch. Kannst alleine essen. Lass mich bloß in Ruhe heute“, schnauzte der Bassist. Manabu hatte es wirklich geschafft, ihn auf die Palme zu bringen. Und das ging bei ihm eigentlich nicht allzu schnell. Mit eiligen Schritten verschwand der Rosahaarige im Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich ab, einen verwirrten Manabu zurücklassend. Das nagte jetzt wirklich an ihm. Manabu warf ihm dauernd vor, er würde ihn nicht lieben und dann sowas. Was sollte er denn davon halten? Manabu wusste doch, dass er nicht der romantischste Kerl war. Er warf nunmal nicht dauernd mit Liebesbekundungen und Süßholzraspeln um sich, aber das hieß noch lange nicht, dass er Manabu nicht liebte. Aber die Reaktion des Braunhaarigen gerade gab ihm das Gefühl, dass diesem das blöde Weihnachten wesentlich wichtiger war als er. „Rui, was ist denn los?“, hörte er Manabus Stimme durch die Tür und das zaghafte Klopfen an dieser. Doch Rui ignorierte es und schnappte sich stattdessen seine Kopfhörer, steckte diese in den Verstärker, nahm seinen Bass und fing an, sich die Emotionen von der Seele zu spielen. Sollte Manabu doch schmoren. Heute Abend würde er sicher kein Wort mehr mit dem Braunhaarigen reden. Vielleicht war es übertrieben, aber der Bassist fühlte sich ernsthaft verletzt. Erst drei Stunden später kam Rui zu dem Entschluss, doch mit Manabu zu reden. In den drei Stunden waren einige neue Melodien entstanden, aber genau so sehr hatte er über den Abend nachgedacht. Ja, es war für ihn verletzend gewesen, aber seinen Freund ohne Erklärung stehen lassen war vermutlich auch nicht das Beste gewesen. Als er die Tür vom Arbeitszimmer öffnete, erschrak er etwas, denn an der gegenüberliegenden Wand saß ein schlafender Manabu. Neben diesem saß Maru, als würde sie auf ihn aufpassen. Rui hockte sich vor den Schlafenden und strich ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht. „Wir sind schon zwei Idioten, was?“, hauchte er und hob den Braunhaarigen vorsichtig hoch. Dieser schlang aus Reflex seine Arme um Rui und kuschelte sich an den warmen Körper. „Na komm, Maru. Ab ins Bett“ Lächelnd brachte der Rosahaarige seine wertvolle Fracht ins Schlafzimmer und legte ihn auf dem Bett ab. Da Manabu nur eine Jogginghose und ein Shirt trug war es auch nicht allzu schwer, ihn aus seinen Klamotten zu schälen. Nachdem er dann noch überall Licht ausgemacht hatte legte er sich zu dem Gitarristen und seiner Katze ins Bett. Diese hatte es sich am Fußende bequem gemacht. Er zog Manabu in seine Arme und sofort kuschelte sich der Jüngere an ihn, was Rui lächeln ließ. Egal, wie dumm sich die beiden anstellten, sie wussten, wo sie hingehörten. In die Arme des anderen. Kapitel 3: Fotoshooting ----------------------- Wie jeden Morgen holte der Wecker den Braunhaarigen erbarmungslos aus seinen Träumen. Murrend kuschelte er sich dichter in Ruis Arme. „Guten Morgen, Schlafmütze“, wurde er auch direkt von seinem lebendigen Kissen begrüßt, das wie immer schon erschreckend wach klang. Wie schaffte er es nur, dass er morgens so schnell so wach werden konnte? „Tut mir Leid wegen gestern Abend“, konnte er dann Ruis leise Stimme hören und spürte ein sanftes Streicheln an seinem Rücken. Manabu brauchte einige Momente, doch dann wusste er auch, was der Rosahaarige meinte. „Was war denn überhaupt los?“, fragte er und Rui erklärte, was er Manabu alles gesagt hatte und wie beziehungsweise auf was er nur reagiert hatte und wie er sich dann gefühlt hatte. Der Gitarrist sah betroffen drein. „Das tut mir Leid. Aber das Buch war so spannend, dass ich gar nichts mitbekommen hab. Und genau in dem Moment, wo das Kapitel zu Ende war, hast du das mit Weihnachten gesagt. Das andere hab ich gar nicht mitbekommen. Ich dachte, du wolltest mich nur ärgern.“, entschuldigte sich nun auch Manabu. „Passt schon. Ich hab einfach überreagiert. Fürs nächste Mal wissen wir es besser“ Manabu konnte noch nicken, bevor er Ruis Lippen auf seinen spürte und den Kuss erwiderte. Das Ganze war also scheinbar einfach nur schlechtes Timing gewesen. Aber egal, shit happens. Die Sache war erledigt und es würde auch keiner von beiden mit einem „Aber…!“ ankommen. Aus dem Alter waren sie dann doch raus. Nach einer, bzw. in Manabus Fall drei Tassen Kaffee machten sie sich dann auf den Weg zur Arbeit. Heute jedoch nicht in die PSC, sondern in ein Fotostudio, wo ein weiteres Shooting für Civarize stattfinden sollte. Die Marke, die vor allem Hosts trugen, schien ebenso Gefallen an Screw gefunden zu haben wie die Band an der Marke. Im Fotostudio wurden sie direkt von einem Staff in Empfang genommen und in die Räumlichkeiten geführt. Byou und Kazuki waren schon da und begutachteten die neuen Klamotten, in die sie heute schlüpfen würden. Auch Manabu und Rui schlossen sich nach einer Begrüßung der Begutachtung an. In einige Sachen hatten sie sich direkt verliebt. Über kurz oder lang würden diese vermutlich bei dem einen oder anderen von ihnen im Kleiderschrank hängen. Rui liebäugelte gerade mit einem weiteren Wasserfall-Kragen Shirt, als auch Jin den Raum betrat. „Oh Gott Jin, was ist mit deinen Haaren passiert?“, wurde der Drummer direkt von Kazuki begrüßt. Auch die anderen schenkten Jin nun ihre Aufmerksamkeit. Der Kleinste hatte die Haare nun kürzer und Sidecut. Ungewohnt, aber nicht schlecht. „Ich war beim Friseur, du Held. Was denn sonst“, kam es postwendend von Jin, der seine Tasche auf einen der Stühle schmiss und sie dann richtig begrüßte. Keine zehn Sekunden später betraten einige Stylisten den Raum und baten die Jungs auf die Stühle, um sich schminken und frisieren zu lassen. Das war für Rui immer noch das Schlimmste. Er hasste es, wenn fremde Leute an ihm rumfummelten. Er konnte zwar selber auch mit Schminke und Kamm umgehen und das auch recht gut, aber bei den Stylisten sah es dann ja doch noch wesentlich besser aus. Kazuki konnte natürlich die Füße wieder nicht still halten und hampelte die ganze Zeit ungeduldig rum. Der Kerl konnte echt keine fünf Minuten still sitzen. Nicht nur einmal schenkte der Stylist, der sich um den Brünetten kümmerte, seinen Kollegen einen hilfesuchenden Blick. Auch die Bitten, dass der Gitarrist doch wenigstens etwas ruhiger sein sollte, brachten natürlich nichts. „Jetzt halt doch mal still, Kazuki. Ist ja nicht zum aushalten!“, beschwerte sich schließlich Manabu, der im Stuhl neben ihm saß. „Du hast mir nichts zu sagen. Ich bin der Leader, ich darf das!“, kam die Antwort von Kazuki, was Rui schnauben ließ. „Jaja, natürlich. Leader-CHAN!“ Kazuki blickte ihn empört an. „Chan? Ich bitte dich. Ich bin euer ernster, nie kindischer, big great wise Leader-sama!“ Der Unterton in seiner Stimme zeigte den vieren, dass er diese Aussage zum Glück nicht ganz ernst meinte. „Erinner dich an sämtliche PV-Drehs und dann unterhalten wir uns nochmal über das Thema ernst und nie kindisch“, konterte der Bassist erneut. „Boah, das ist Leader-Mobbing! Das melde ich dem Management!“ Daraufhin lachten alle fünf, aber danach ließen sie die elendige Schminkprozedur ruhig über sich ergehen. Sogar Kazuki war nun weitestgehend still. Nach einer gefühlten Ewigkeit entließen die Stylisten sie dann endlich aus ihren Klauen. Danach gab es eine kurze Besprechung mit dem Fotografen, doch da sie alle Fotoshootings gewohnt waren, sollte das kein Problem werden. Den Anfang würde Byou machen. Als erstes Schlüpfte er dafür in einen edlen schwarzen Satin-Anzug. Kazuki stand nur da und sah seinen Freund mit großen Augen an. „Du trägst viel zu selten Anzug, eindeutig.“, stellte er beinahe sabbernd fest und Rui nickte sogar zustimmend. Anzug stand dem Vocal wirklich echt gut. Dieser begab sich dann auch vor die typische blaugraue Leinwand und fing an zu posieren, während der Fotograf begeistert anfing zu knipsen und ab und zu etwas rein rief, was er gerne sehen würde. Die anderen vier sahen zu, wie von Byou eine Fotostrecke in dem Outfit geschossen wurde, bevor dieser in sein nächstes Outfit gesteckt wurde, dieses Mal ein silberner Anzug. Die Augen ihres brünetten Gitarristen klebten natürlich wieder an Byou, doch auch die anderen sahen erstaunt zu, was für eine gute Figur dieser im Anzug machte. Man mochte es ja kaum glauben, aber es stand ihm wirklich außerordentlich gut. In der Zwischenzeit wurde von Jin eine Fotostrecke geschossen und dann kamen nach und nach die anderen, immer im Wechsel. Während sie dann jeweils vor der Kamera standen, hampelte Kazuki wieder am Rand rum und versuchte, sie aus dem Konzept zu bringen. Klappte zumindest bei Manabu immer wieder, sodass der Rosahaarige kichernd neben dem Gitarristen stand, während Manabu den beiden immer wieder böse Blicke schenkte. Irgendwann hatte sogar der Bassist angefangen, zusammen mit Kazuki Blödsinn zu machen. Das führte bei Manabu zu weiteren bösen und auch empörten Blicken. Etwa vier Stunden später waren dann fast alle Bilder im Kasten. Es fehlten nur noch die Jogginganzüge. Die würden sie sogar behalten dürfen. Nachdem dann zum x-ten Mal Makeup und Haare erneuert wurden, durften sie dann die Jogginganzüge auch anziehen. Der Stoff fühlte sich im ersten Moment komisch an, doch dann war es ganz angenehm. Während sie sich alle in der Umkleide gleichzeitig umzogen, konnte Rui seine Augen nicht von seinem Freund nehmen. Aber wer konnte ihm das verübeln, wenn der Jüngere oben ohne vor ihm rumtanzte. Denn bis jetzt hatte er nur die Hose an, die echt tief saß. Nicht so tief wie die von Byou, aber dennoch tief genug. Hoffentlich würde Manabu sich schnell die Jacke drüber ziehen, sonst könnte er für nichts garantieren. Keine Minute später hatte Manabu dann die Jacke auch an und sogar den Zipper hochgezogen. Der Rosahaarige konnte sich dann ganz entspannt dem Shooting widmen. Während Rui beinahe stolz auf sich war, dass er seine Finger von Manabu ließ, klappte das ganze bei Byou und Kazuki nicht so gut. Denn Byou war nunmal Byou und hatte deswegen den Reißverschluss seiner Jacke natürlich nicht zu. Wäre ja auch sonst zu langweilig. Als sie dann gerade wieder ein paar Minuten zum durchatmen hatten, gesellte sich Kazuki gleich zu seinem Freund und tänzelte mit seinen Fingern über dessen Brust. „Du siehst sogar in Jogginganzug sexy aus“, schnurrte er leise, was ihm mal wieder ein Schnauben von dem Rosahaarigen einbrachte. „Du findest Byou doch in allem toll oder sexy“, warf er ein, was Kazuki amüsiert grinsen ließ. „Fast. Der Jeans-Einteiler ging ja wohl gar nicht!“, antwortete er direkt und erhielt von Manabu Zustimmung. Dieser wandte sich an Rui. „Das gleiche gilt übrigens für dich auch. Das Ding war ja sowas von hässlich.“ Allein wenn er daran dachte lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Rui konnte ja vieles tragen und dabei umwerfend aussehen, aber das nicht. „Pah, ihr habt ja keine Ahnung!“, kam es wie aus einem Mund von Byou und Rui, was alle zum Lachen brachte. Danach wurden die letzten Fotos geschossen und eine halbe Stunde später war die Fotosession beendet. Zurück in der Umkleide verabschiedeten sich Sänger und Gitarrist direkt und auch Jin war recht schnell verschwunden, sodass nur noch Manabu und Rui zurück blieben. Doch auch die beiden packten ihr Zeug schnell zusammen und machten sich auf den Weg nach Hause. Umgezogen hatten sie sich nicht, immerhin durften sie die Jogginganzüge behalten. Zu Hause fiel Manabu dann was Wichtiges auf. „Ich hab heute Morgen gar nicht nach meinem Adventskalender geschaut!“ Damit war er dann auch schon in der Küche verschwunden, während Rui seine Katze hochnahm, die ihn maunzend begrüßte. Mit Maru im Arm betrat er dann die Küche, wo Manabu einen kleinen Beutel in der Hand hielt und arg beleidigt aussah. „Plektren?“, fragte er dann auch gleich und blickte seinen Freund etwas beleidigt an. „Ich bin Wassermann, ich bin praktisch veranlagt“, entschuldigte der Bassist sein heutiges Geschenk Schulter zuckend. „Ich brauchte spontan eine Idee und da du dauernd deine Pleks verlierst, ist es wenigstens nützlich. Sie sind sogar in deiner Lieblingsfarbe und es sind drei verschiedene Stärken. Besser als nichts, oder?“ Manabu seufzte. Nicht etwas, was er erwartet hatte, aber Rui machte sich immerhin Gedanken darum und das reichte ihm dann doch irgendwie, sodass er, so gut es eben mit Katze auf dem Arm ging, den Rosahaarigen umarmte und ihm einen Kuss auf die Lippen drückte. Nachdem Maru ihr lang ersehntes Futter bekommen hatte, fingen Manabu und Rui an zu kochen. Dafür, dass das Abendessen gestern ausgefallen war und heute Morgen in den Müll gewandert war (Maru hatte sich nachts daran gütig getan, da es ohne Abdeckung auf dem Wohnzimmertisch gestanden hatte), wollten sie dann heute gemeinsam kochen. Klappte auch weitestgehend unfallfrei. Manabu hatte sich nur mal wieder den Kopf an der Abzugshaube gestoßen. Das passierte ihm in regelmäßigen Abständen, worüber der Rosahaarige mittlerweile nur noch den Kopf schütteln konnte, immerhin hing das Ding da nicht erst seit ein paar Tagen. Recht schnell duftete es in der Küche dann nach Udon, mit denen sie wenig später auf der Couch saßen. Beide hatten jeweils eine große Schüssel in der Hand und verspeisten die Nudeln genüsslich. Als dann beide Schüsseln auf dem Tisch gelandet waren, zog der Bassist seinen Freund in seine Arme, sodass Manabu mit dem Rücken an Ruis Brust gelehnt zwischen dessen Beinen saß. „Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du in dem Jogginganzug echt gut aussiehst?“, murmelte er in Manabus Ohr und knabberte verspielt an seinem Ohrläppchen, was dem Braunhaarigen eine Gänsehaut bescherte. „Das ist nur ein Jogginganzug, Rui. Ich weiß nicht, was daran toll aussehen soll“, antwortete Manabu mit hochgezogener Augenbraue, was Rui seufzen ließ. „Das war ein Kompliment, man!“, murrte Rui und biss ihm kurz ins Ohr. Der Gitarrist quittierte das mit einem empörten Aufjaulen, doch im nächsten Moment fuhr die Zunge des Rosahaarigen entschuldigend über die Stelle, sodass dem anderen ein leises Keuchen entwich, während sich mal wieder eine von Ruis Händen unter die Jacke auf seinen Bauch schlich und über die warme Haut strich. „Dass du auch immer so empfindlich bist“, schmunzelte Rui und knabberte weiter am Ohrläppchen, wohlwissend, dass das eine von Manabus empfindlichsten Stellen war. Der Braunhaarige war mal wieder hin und her gerissen. Einerseits würde er sich schon gerne Ruis talentierter Zunge und Händen hingeben, aber andererseits wollte er den Bassisten nicht immer so einfach gewinnen lassen. Deshalb verließ ein, ausnahmsweise mal nicht ernst gemeintes „Du bist scheiße, du liebst mich gar nicht!“, seine Lippen, was Rui dazu brachte, leise zu lachen. Das wiederum führte bei Manabu zu einer weiteren Gänsehaut, immerhin hatte Rui direkt neben seinem Ohr gelacht. „Ist doch so. Immer willst du nur Sex“, unternahm Manabu einen weiteren Versuch, zumindest etwas standhaft zu bleiben. „Normalerweise würde ich ja jetzt einfach sagen >Schatz, zieh dich aus, wir müssen reden<, aber unter gegeben Umständen sollte ich das vielleicht lassen.“, schmunzelte der Ältere erneut, bevor er den Kopf des anderen sanft zu sich drehte und ihre Lippen miteinander verschloss. Manabu seufzte in den Kuss, während er seine Hand in Ruis Nacken wandern ließ und den Bassisten dort kraulte. Hatte sein Freund zwar eigentlich gar nicht verdient, aber er konnte einfach nichts dafür, dass er nach wie vor wie ein verliebter Teenager auf Rui reagierte. Dieser schnurrte auch prompt in den Kuss und kraulte sanft Manabus Seite. Eine ganze Weile lagen sie noch so auf der Couch, ohne dass mehr passierte. Manabu hatte sich nur in eine bequemere Position gebracht, lag nun auf dem Rosahaarigen, der zwar mittlerweile beide Hände unter seiner Jacke hatte, aber weiterhin nur sanft und ohne Hintergedanken seine Hüfte kraulte. Plötzlich ertönte neben ihnen ein leises Maunzen und als die beiden ihren Kuss lösten und neben die Couch sahen, konnten sie Maru sehen, die vor dem Sofa saß und sie mit großen Augen anguckte. „Ich glaube da möchte jemand mit kuscheln“, meinte Rui lächelnd und wie zur Bestätigung ertönte ein weiteres leises Maunzen. Daraufhin löste sich Manabu dann von Rui und setzte sich auf. „Dann würde ich doch mal vorschlagen, dass wir das ganze ins Schlafzimmer verlegen. Wir sollten eh langsam schlafen gehen. Morgen ist ja wieder Probe“, schlug er vor und Rui nickte zustimmend. Kaum hatte er das gesagt, tappste Maru auch schon voran ins Schlafzimmer und die beiden Musiker liefen ihr hinterher. „Ich find’s gruselig, wie viel sie manchmal zu verstehen scheint“, merkte Rui an und von dem Braunhaarigen kam ein bejahender Laut, vermischt mit einem Gähnen. Im Schlafzimmer landeten die Jogginganzüge dann recht schnell einfach auf dem Boden und die beiden kuschelten sich ins Bett. Rui lag auf der Seite und Manabu hatte sich wieder mit dem Rücken an seine Brust gekuschelt. Keine zwei Sekunden später lag die Hand des Rosahaarigen dann an seiner Hüfte und kraulte ihn wieder sanft. Der Vierbeiner kuschelte sich dann an Manabus Brust und ließ sich ebenfalls kraulen. Und so dauerte es auch nicht lange, bis alle drei eingeschlafen waren. ~~~~~ Wenn ich in der FF auf bestimmte Videos oder Bilder anspiele, werde ich síe euch auch hier verlinken, bzw. in der Charakterbeschreibung. Kapitel 4: Rui hat den längsten... äh, die längsten! ---------------------------------------------------- Am Morgen gab es dasselbe Spielchen wie immer. Der Wecker klingelte, Rui war bereits wach und Manabu hatte keine Lust aufzustehen. Irgendwie war es ja auch niedlich, wenn der Braunhaarige morgens so dermaßen verplant war und rumjammerte, doch mittlerweile war Rui da knallhart. Er schickte den Braunhaarigen unter die Dusche und nach fünf Sekunden Bedenkzeit entschloss er sich spontan dazu, seinem Freund Gesellschaft zu leisten. Manabu, der sich das warme Wasser über die Haut rieseln ließ, bemerkte den Rosahaarigen erst, als dieser sich zu ihm in die Dusche drängte und sich von hinten an ihn schmiegte. „Was wird das denn, wenn’s fertig wird?“, fragte Manabu und sah Rui über die Schulter hinweg an. „Gemeinsames Duschen. Spart Wasser und Zeit“, grinste dieser jedoch nur, was die Augenbraue weiter hochwandern ließ. „Ahja“, war der einzige Kommentar des Braunhaarigen, während er nach dem Duschgel griff, welches ihm jedoch direkt von Rui aus der Hand genommen wurde. Manabu wollte sich beschweren, doch dann fühlte er schon das kalte Gel auf seinem Rücken und sog erschrocken Luft in seine Lungen. „Kalt!“ Doch sogleich spürte er die Hände des Bassisten, die das Gel verteilten und aufschäumten. „Keine Angst, dir wird gleich wieder warm“, hauchte Rui in sein Ohr. Obwohl sie unter dem warmen Wasser standen, lief es Manabu eiskalt den Rücken runter. Irgendwann würde er noch einen Herzkasper bekommen, wenn Rui ihm mit diesem Unterton ins Ohr hauchte. Dann jedoch wurde ihm wirklich warm. Ruis Hände glitten über seinen Körper und schneller als ihm lieb war, war ihm nicht nur warm sondern heiß. Eine halbe Stunde später, als die Katze versorgt und der Adventskalender geplündert war, machten sie sich auf den Weg zur Arbeit. Auf dem Weg gönnte Manabu sich noch einen Becher Kaffee von Starbucks, da die in der Weihnachtszeit immer so tolle Geschmackzusätze wie Lebkuchen hatten, während Rui sich mit einem Heißtränk aus dem Automaten zufrieden gab. In der PSC begaben sie sich dann gleich in den warmen Bandraum. Kazuki saß hochkonzentriert am Laptop und arbeitete bereits, denn er bemerkte die beiden nicht. Erst bei näherem Hinsehen bemerkten sie auch, dass der Leader InEar-Kopfhörer benutzte. Scheinbar arbeitete er an irgendwelchen Tonspuren. Byou hingegen begrüßte die beiden, obwohl auch er schon mit einigen Lyrics beschäftigt schien. „Warum seid ihr beide heute Morgen so motiviert?“, fragte Manabu, während er seine Jacke an die Geradrobe hängte, doch von dem Sänger erhielt er nur ein Schulterzucken. „Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Wir haben gestern zu Hause schon einiges gemacht. Musiker ist halt wirklich irgendwie ein Fulltime-Job“. Der Braunhaarige Gitarrist hüstelte leise. Byou hatte ja schon recht, aber er und Rui hatten zumindest gestern nichts gemacht. „Darf ich dein Hüsteln als ‚Wir haben den ganzen Tag im Bett verbracht‘ deuten?“, fragte der Sänger grinsend und sah von Manabu zu dem Bassisten. „Jain. Im Bett und auf der Couch. Aber nicht so, wie dein perverses Hirn schon wieder denkt. Es gab heute Morgen nur einen kleinen Handjob unter der Dusche“, erzählte Rui trocken, was ihm ein empörtes „Rui! Das geht niemanden was an!“ von Manabu einbrachte. Angesprochener grinste jedoch. „Reg dich nicht so auf, ist doch nichts schlimmes“, versuchte Rui den Gitarristen zu beruhigen. „Genau. Er hat mir schon ganz andere Dinge erzählt!“, mischte sich jetzt auch Kazuki ein, der sie nun auch bemerkt hatte. Manabus Kopf schnellte zu dem Brünetten, um dann empört wieder zu dem Rosahaarigen zu wandern. „Was bitte erzählst du Kazuki alles?“, fragte er und wollte die Antwort eigentlich gar nicht so genau wissen. Ruis Grinsen wurde breiter. „Das ist kein Grund, so blöd pervers zu grinsen!“ „Oh doch!“, grinste nun auch ihr Leader wieder. „Ihr seid doch scheiße!“, jammerte der Braunhaarige und ließ sich mit verschränkten Armen auf die Couch fallen. „Jetzt stell dich doch nicht so an wie ein kleines pubertierendes Mädchen!“, murmelte Rui nicht gerade einfühlsam. „Ich geb dir gleich Mädchen! Du erzählst hier intime Dinge rum und ich soll mich nicht aufregen!“ Rui setzte sich neben seinen Freund und legte einen Arm um ihn. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kazuki sich die Kopfhörer wieder in die Ohren steckte und Byou schon wieder in seinen Lyrics vertieft war und hier und da mit einem Kulli etwas abänderte. „Du solltest wissen, dass für mich Küssen intimer ist als Sex“, warum auch immer das so war, „und das ich es deshalb nicht schlimm finde, mit anderen darüber zu reden“, redete der Rosahaarige nun mit leiser Stimme zu Manabu. Dieser hielt die Arme dennoch verschränkt. „Trotzdem… Sex ist auch eine intime Sache und ich mag es einfach nicht, wenn du den anderen was auch immer erzählst. Und wenn ich mir deswegen anhören muss, dass ich ein Mädchen bin, bitte. Das ist eben meine Meinung dazu“ Ein leises Seufzen verließ die Lippen des Bassisten. „Ich versuch mich zurück zu halten, okay?“ Manabu nickte. Er glaubte zwar nicht, dass Rui das wirklich schaffen würde, aber der gute Wille zählte. „Ich liebe dich, Zicke“, grinste der Rosahaarige und drücke Manabu einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Ich dich auch, Machoarsch“, grinste Manabu zurück. Kurz darauf begannen die beiden, ihre Instrumente zu stimmen und einzustellen. Und dann kam auch Jin. Der Kleine hatte verschlafen und sah dementsprechend abgehetzt aus. Nach einer kurzen Verschnaufpause konnte die Probe dann beginnen. Es wurden neue Lieder geübt, einige alte wiederholt und an neuen Songs gearbeitet. Kazuki und Byou hatten gestern wirklich eine Menge fabriziert. Da bekam der Rest fast schon ein schlechtes Gewissen, denn auch Jin hatte nichts getan. Kurz nach Mittag gab es dann eine Pause. Manabu hatte sich direkt nach draußen verzogen, um zu rauchen. Der Rest war im Proberaum geblieben. Nach einigen Augenblicken griff Kazuki wieder nach seinem Laptop und öffnete das Internet. „Rui, wir sind doch beste Freunde, oder?“, fing der Gitarrist währenddessen an, was Ruis Augenbrauen hochwandern ließen. „Ja, wieso?“ Er setzte sich neben den Brünetten auf die Couch und sah, wie dieser Youtube öffnete und in seiner Playlist ein Video suchte. „Wie kommt es dann, dass ich DAVON nichts weiß?“, lachte er, als er das entsprechende Video gefunden hatte und klickte es an. Zu sehen war Rui. Zumindest wenn man genau hinsah, konnte man am Gesicht erkennen, dass es der mittlerweile Rosahaarige war. An den Klamotten war es nicht zu erkennen, denn er trug ein dunkelrot/weißes Lolita-Kleidchen. Es war das Video von einem Fotoshooting für die Lolita-Marke ‚Baby the Star shines bright‘. Auch Rui lachte nun. „Oh Gott. Erinner mich nicht daran! Wie sagt man so schön? ‚Ich war jung und brauchte das Geld‘. Zählt das als Ausrede?“ „Akzeptiert!“; lachte Kazuki und nun lachten alle vier und sahen sich grinsend das Video an. Dann kam auch Manabu zurück. „Was schaut ihr euch denn da an?“, fragte er und lugte über Ruis Schulter. Das Outfit hatte mittlerweile weiße und plüschige Zugaben bekommen. „Ich hätte ja grad fast gesagt ‚hübsches Mädel‘, aber das ist ein Kerl, oder? Das Gesicht ist so markant…“, murmelte Manabu, was die anderen noch mehr zum Lachen brachte. „Feminin ist ja schön und gut, aber das ist dann doch zu viel. Jungs, die sowas machen, haben doch ‘ne Geschlechterkrise!“ Der Braunhaarige wunderte sich, dass Kazuki sich vor Lachen den Bauch hielt und beinahe vom Sofa runterfiel. „Ich will ja nichts sagen“, fing Byou zwischen seinen Lachern an, „aber das ist der Kerl, von dem du dich regelmäßig flachlegen lässt.“ Man konnte beinahe die Heuballen durch Manabus Kopf rollen sehen. „Was? Das ist…?!“ Sein Blick wanderte fassungslos zu seinem Freund. „Ich hatte damals halt die längsten Locken!“, grinste dieser und lachte sich über Manabus Gesichtsausdruck schlapp. „Das bist wirklich du?!“ „Ist zwar schon ewig her, aber ja, das bin ich“, erklärte Rui grinsend. „Aber mir sagen, ich wäre das Mädchen. Versuch du nochmal mich zu toppen, Freundchen. Das kannst du vergessen!“ „Du willst Rui toppen? Ich will dich ja nicht ärgern, aber das wird in 1000 Jahren nicht passieren. Wir reden hier immerhin von Rui. Der ist schlimmer als Byou was das angeht“, gab Kazuki mal wieder ungefragt seinen Senf dazu. „Als ob Byou sich toppen lassen würde“, erwiderte der Braunhaarige trocken und warf seinem Gitarrenkollegen einen ‚Das glaubst du doch wohl selbst nicht‘-Blick zu. Doch wider Erwarten nickten sowohl Byou als auch Kazuki. „Wie? Im Ernst jetzt?“, fragte dieses Mal der Rosahaarige und die beiden nickten erneut. „Seit ich weiß, was genau Kazu immer so zum Schreien bringt, ist es noch viel besser“, grinste der Sänger und hatte es somit geschafft, Bassist und Gitarrist sprachlos zu machen. Manabu fand seine Stimme jedoch zuerst wieder. „Heute Abend bist du dran!“, kurrte er in Richtung Rui, dieser jedoch grinste nun wieder. „Versuchs doch!“ Damit war das Thema dann aber auch erstmal vorbei, denn immerhin musste die Probe weitergehen. Die verlief auch ohne Probleme oder Zwischenfälle, sodass sich am späten Nachmittag alle auf den Weg nach Hause machten. Zu Hause wurde dann zunächst Maru begrüßt und gefüttert. Als sie dann auf der Couch saßen, war Manabu derjenige, der mit Knutschen und Fummeln anfing. Immerhin wollte er Rui zeigen, wer von ihnen das Mädchen war. Küssend und sich aneinander reibend schafften die beiden es dann auch irgendwie im Schlafzimmer anzukommen. Rui landete unter dem Braunhaarigen im Bett. „Jetzt bist du dran“, raunte Manabu und biss kurz in Ruis Lippe, während er dessen Hände über dem Kopf ins Laken drückte. „Das glaubst auch nur du“, raunte dieser zurück und schneller als der Gitarrist gucken konnte war er derjenige, der in die Laken gepresst unter Rui lag. „Du bist scheiße. Du liebst mich gar nicht! Sonst würdest du auch mal die Beine für mich breit machen!“, moserte Manabu, doch mal wieder verhielt sich sein Körper gegensätzlich zu seinen Worten, denn er schlang die Beine um Ruis Hüften und zog ihn näher an sich. Dadurch zeigte er ihm, dass er die Worte mal wieder nicht ganz so ernst meinte und nur nicht zugeben wollte, dass er mit ihrer Rollenverteilung im Bett eigentlich mehr als einverstanden war. „Mein Arsch bleibt Einbahnstraße! Aber ich zeig dir trotzdem gerne, wie sehr ich dich liebe“, hauchte Rui amourös gegen die Lippen Manabus, bevor er ihn wieder küsste und sich alle weiteren Proteste in Wohlgefallen auflösten. Kapitel 5: Verwandte und andere Nervensägen ------------------------------------------- Am Morgen wurden sie ausnahmsweise mal nicht vom Wecker wach. Heute war es das Handy des Rosahaarigen, welches die beiden Musiker aus ihren Träumen riss. Rui richtete sich halb auf und fischte das klingelnde Mobiltelefon vom Nachttisch. Verschlafen meldete er sich und sank zurück in die Kissen. „Ja Mama, du hast mich wachgemacht“, murmelte er in den Höher und gähnte einmal ausgiebig. „Nein, ist nicht schlimm, der Wecker würde eh gleich klingeln.“ Manabu, der nun auch schon wach war, piekste Rui leicht in die Seite und warf ihm einen fragenden Blick zu. Da Rui sich denken konnte, was der Braunhaarige wollte, nickte er und stellte sein Handy auf Lautsprecher. Immerhin wusste er, dass Gespräche mit seiner Mutter durchaus interessant sein konnten. „-swegen wollte ich fragen, ob du nicht am ersten Weihnachtstag zu uns kommen möchtest. Oder wir besuchen dich.“ Rui überlegte kurz und nickte dann. Bis ihm einfiel, dass seine Mutter das ja nicht sehen konnte. „Ja, aber ich wäre dafür, dass ihr herkommt. Ich möchte Maru nicht immer so lange alleine lassen. Sie ist so schon oft genug alleine hier.“ Wie auf Stichwort war ein leises Kratzen und Maunzen an der Tür zu hören. Immerhin hatten Rui und Manabu diese gestern Abend zugemacht, denn von Maru beim Sex beobachtet werden musste nun wirklich nicht sein. Der Gitarrist löste sich von seinem Freund und öffnete kurz die Tür für Maru, die auch sofort aufs Bett sprang und es sich dort bequem machte, nachdem sich auch Manabu wieder unter die Decke gekuschelt und den Wecker ausgestellt hatte. Immerhin brauchten sie den heute nicht mehr. „Okay, das verstehe ich. Aber ist das denn für Manabu auch okay? Ihr teilt euch doch eine Wohnung. Nicht, dass er auch Besuch bekommen möchte an Weihnachten.“ „Nein, keine Sorge, Mama. Manabu wird damit einverstanden sein“, antwortete der Rosahaarige, nachdem er dessen Nicken gesehen hatte. „Na wenn du das sagst, wird es wohl stimmen. Wir kommen dann also am ersten Weihnachtstag zu euch. Ich freue mich schon darauf und dein Vater auch“, verabschiedete sie sich nun und auch Rui verabschiedete sich. „Achja, ich wollte dich noch was fragen!“, fiel es der Frau noch im letzten Moment ein. „Hast du endlich mal eine Freundin, die du uns vorstellen kannst?“, fragte sie. „Immerhin ist Weihnachten das Fest der Liebe und das sollte man nicht alleine verbringen!“ Rui seufzte. „Mama, wie oft denn noch: Ich bin schwul, ich liebe Männer. Ich werde nie eine Freundin haben!“ Das war etwas, was seine Mutter irgendwie nicht kapierte. Sie war der festen Überzeugung, dass das nur eine Phase war, bis ihm ‚die Richtige‘ begegnen würde. „Ach quatsch. Das bildest du dir nur ein. Sonst hättest du uns sicher schon lange mal jemanden vorgestellt und das hast du nicht!“ Das stimmte wohl, aber… „Das lag nur daran, dass es mir bisher noch nie ernst genug war, um euch die Person vorzustellen. Bis jetzt.“ Für einige Augenblicke war es still am anderen Ende der Leitung. „Heißt das, dass du tatsächlich mit einem Mann zusammen bist und ihn uns vorstellen möchtest?“, kam es ungläubig aus dem Höher und Rui verdrehte die Augen, bevor er antwortet. „Ja Mama. Genau das heißt es. Er bedeutet mir alles und ich würde ihn euch gerne vorstellen“ Bei den Worten schenkte er seinem Freund, der sich mit glänzenden Augen an ihn kuschelte, einen liebevollen Blick. „Allerdings kennt ihr ihn schon, von daher wäre das nicht mal ein wirkliches Vorstellen“ „Eh? Was…?“ Man hörte der Frau deutlich an, dass sie ihrem Sohn gerade nicht ganz folgen konnte. „Mama, ich bin seit fast einem Jahr mit Manabu zusammen“ Das war dann mal wieder die Holzhammermethode. Und das auch noch am Telefon. Aber mit ihrer dauernden Fragerei hatte sie das ja irgendwie schon provoziert. Wieder war es einige Momente stille, bevor man ein Lachen aus dem Hörer wahrnehmen konnte, was dazu führte, dass sowohl der Braunhaarige als auch der Bassist die Augenbrauen hoben. „Ich wäre fast auf dich reingefallen! Das klang so ernst gerade, aber mich kannst du nicht so leicht veräppeln. Darüber reden wir dann aber, wenn wir dich besuchen komme. Ich muss jetzt wirklich auflegen, hab gleich einen Arzttermin. Wir sehen uns dann demnächst!“ Und dann folgte ein gleichmäßiges, monotones Tuten, bevor Rui auch nur in irgendeiner Weise reagieren konnte. Ungläubig starrte er sein Handy an. „Kann oder will sie das einfach nicht kapieren?“, murrte er und legte das Stück Technik zurück auf den Nachttisch. „Ich weiß es nicht, aber wir sollten uns allmählich fertig machen, sonst kommen wir noch zu spät“, gähnte Manabu und Rui nickte. In der PSC angekommen waren sie heute ausnahmsweise die ersten. Rui schloss den Bandraum auf, während Manabu noch kurz zwei Becher Kaffee aus der Cafeteria holte. Dort traf der Braunhaarige auf die restlichen drei Bandmember, die ebenfalls Kaffee holen wollten. „Hast du Rui gestern Abend eigentlich zeigen können, dass er das Mädchen ist?“, fragte Jin grinsend und Manabu murrte. „Sagen wir so: mein Hintern zwickt immer noch ein bisschen…“ Daraufhin lachten die drei den Gitarristen etwas schadenfroh aus. „Hab ich dir nicht gesagt, dass du ihn in tausend Jahren nicht toppen kannst?“, meinte Kazuki und klopfte dem anderen Gitarristen mitfühlend auf die Schulter. „Jaja, du hast ja recht gehabt“, gab Manabu zu und öffnete die Tür zum Proberaum. Nachdem die Kaffeebecher leer waren, fingen sie dann mit der Probe an. Etliche vergeigte Griffe, einer Verwechslung zweier Songs, zwei gerissene Gitarrensaiten, einen darauf folgenden Tobsuchtanfall von Kazuki und einen Beruhigungsversuch von Byou später brachen sie die Probe vorerst ab. Der Brünette schien heute nicht seinen besten Tag zu haben. „Eine Stunde Pause“, murrte Kazuki nur und verließ frustriert den Raum. Byou folgte seinem Freund direkt und die anderen drei sahen einige Augenblicke betrübt hinterher, bevor Rui sich erhob. „Uhm, ich denke ich werde die gezwungene Pause nutzen und kurz in die Stadt gehen“, sagte der Rosahaarige und griff nach seiner Jacke. Immerhin brauchte er noch Adventskalendergeschenke für Manabu. „Soll ich irgendwas mitbringen? Was zu Essen oder zu Trinken?“ Doch Manabu und Jin schüttelten den Kopf. „Wenn uns doch was einfällt, melden wir uns einfach“, fügte der Drummer hinzu und Rui verließ mit einem Nicken den Raum. Mit eiligen Schritten ging er durch die Straßen und suchte nach Kleinigkeiten für Manabu. Hier und da fand er sogar etwas, womit er dem Braunhaarigen hoffentlich eine Freude machen konnte. Dann ging er noch kurz in den 7eleven, um sich eine Kleinigkeit zum Mittagessen zu kaufen. Im Laden stand er dann zwischen zwei Ausländerinnen an der Kühltheke, die sich über die präsentierte Ware zu unterhalten scheinen. Plötzlich konnte er hinter sich nur ein „*fremde Sprache Insert* RUI!“ hören. Kaum merklich zuckte er zusammen und drehte sich leicht in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Oha. Der gleiche Haarschnitt wie er und sogar auch rosa. Fans. Die beiden jungen Frauen links und rechts von ihm sahen zwischen ihm und der, die seinen Namen gerufen hatte, hin und her und sagten irgendwas in ihrer Sprache, die er leider (oder zum Glück?!) nicht verstand. Der Rosahaarige beschloss, sich möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen und tat deshalb so, als würde ihn das Ganze gar nicht interessieren. Sein Blick glitt ab und zu den Ausländerinnen, doch dann verließ er den Laden. Als er jedoch bemerkte, dass die drei versuchten ihm unauffällig zu folgen, legte er einen Gang zu und hoffte, dass sie ihn in den ganzen kleinen Seitenstraßen schnell verlieren würden. Das war zum Glück auch der Fall. Trotzdem lief er schnellen Schrittes zur PSC zurück und betrat das Gebäude. Im Proberaum waren immer noch nur Jin und sein Freund. Die beiden anderen waren immer noch nicht wieder da. „Alles okay? Du siehst so abgehetzt aus“, wurde er von ihrem Drummer begrüßt. „Fans im Supermarkt“, erklärte Rui. „Oh, schlimm?“ Denn normalerweise waren die Japanerinnen sehr zurückhaltend. Quietschten zwar wie blöd, aber waren nicht allzu aufdringlich. „Europäische Fans“, verbesserte sich der Bassist. „Die eine hatte die Haare genau so wie ich und hat auch die ganze Zeit ‚Rui Rui Rui!!‘ gequietscht, während sie mich mit leuchtenden Augen beobachtet hat. Die andere hat irgendwas mit ‚Kazuki‘ und ‚Leader-sama‘ gesagt. Und die dritte hatte irgendwas mit ‚Manabu‘. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will, was genau sie gesagt haben. Und sie sind mir hinterhergelaufen, aber ich konnte sie zum Glück abhängen. Das zähle ich auf jeden Fall zu >Begegnungen der dritten Art<“ „Ja, das würde ich auch tun“, kam es von der Tür, wo nun Kazuki und Byou standen. Kazuki sah besser aus als vor einer dreiviertel Stunde. Sogar ein Lächeln brachte er zu Stande. „Geht’s wieder?“, fragte Rui und der Gitarrist nickte. „Lasst es uns nochmal versuchen. Jetzt sollte es gehen.“Und es ging dann auch. Zwar passten einige Griffe immer noch nicht zu hundert Prozent, aber im Großen und Ganzen ging der Rest der Probe fehlerfrei über die Bühne, sodass sich die fünf am frühen Abend auf den Weg nach Hause machten. Nach dem Abendessen gönnte Rui sich ein Bad. Nach einiger Zeit leistete Manabu ihm Gesellschaft. Zusammen lagen sie sich küssend in der Wanne und genossen einfach das warme Wasser und die Zweisamkeit, während sie nebenbei der CD lauschten, die heute Morgen in Manabus Adventskalender gewesen war. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als es an der Tür klingelte. Erst wollten sie das ignorieren, doch da es nach kurzem Zögern noch ein zweites Mal klingelte, erhob sich Manabu, band sich schnell ein großes Handtuch um die Hüfte und hastete in den Flur, um die Tür zu öffnen. „Guten Abend Manabu. Ich hoffe, ich störe nicht.“, wurde er begrüßt und etwas verstört verbeugte er sich leicht. „Hallo… ehm, sie möchten bestimmt mit Rui sprechen“, meinte er verwirrt und ließ die Frau eintreten. Diese nickte. „Rui, deine Mutter ist da!“, rief der Braunhaarige also in Richtung Badezimmer und daraufhin war ein leises Platschen zu hören. Ein paar Augenblicke später kam Rui aus dem Bad, ebenfalls nur mit einem Handtuch um die Hüfte. „Mama? Was machst du denn hier? Wir haben doch heute Morgen erst telefoniert.“, fragte er verwirrt und trat neben seinen Freund. Seine Mutter betrachtete die beiden nun eingehend. Es war nicht schwer, eins und eins zusammen zu zählen. Beide kamen aus dem Bad und hatten rotgeküsste Lippen. „Gehen sie doch schon mal ins Wohnzimmer. Wir ziehen uns eben was an“, lenkte Manabu ein. Immerhin mussten sie nicht mit nur einem Handtuch bekleidet im Flur stehen bleiben und was auch immer besprechen. Während Ruis Mutter also ins Wohnzimmer ging und dort maunzend von Maru begrüßt wurde, zogen sich die beiden Musiker eben ihre Jogginganzüge drüber. Im Wohnzimmer setzten sie sich dann nebeneinander auf die Couch. Die Frau hatte sich in den Sessel gesetzt und bereits eine schnurrende Maru auf ihrem Schoß. „Ähm ja… also… warum ich jetzt hier bin… mir ist das Telefonat von heute Morgen einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Aber meine Antwort habe ich jetzt schon, denke ich“, erklärte sie schließlich den Grund für ihren unangekündigten Besuch. Rui brauchte einige Momente, doch dann wusste er, was seine Mutter meinte. „Ja, wir sind wirklich zusammen. Das war kein Scherz.“ Warum sollte er mit sowas auch Scherze machen. „Das kommt irgendwie überraschend, aber ich freue mich für euch.“, meinte sie ehrlich lächelnd, auch wenn man ihr ansah, dass sie nicht wirklich wusste, was sie sagen sollte. Immerhin musste sie sich jetzt endgültig damit abfinden, dass sie zumindest von ihrem Sohn keine Enkel bekommen würde. Aber zum Glück hatte er ja noch eine Schwester. Sie unterhielten sich noch kurz mit Ruis Mutter, bevor diese sich verabschiedete. Während Rui das mittlerweile kalte Wasser aus der Badewanne abließ, machte Manabu ihrer lebendigen Pelzkugel auf deren Bettelblick hin ein zweites Abendessen. Verfressene Katze. Er schaute lächelnd zu, wie Maru sich auf ihr Futter stürzte, aber wandte sich an seinen Freund, als dieser die Küche betrat. Er ließ sich von dem Rosahaarigen in die Arme ziehen und kuschelte sich an ihn. „Ich glaube, ich werde heute Nacht nicht gut schlafen können“, fing Manabu schließlich grinsend an, was eine von Ruis Augenbrauen nach oben wandern ließ. „Naja, ich konnte dir heute gar nicht an den Kopf schmeißen, dass du mich nicht liebst. Immerhin hast du mich ja offiziell deinen Eltern, oder zumindest deiner Mutter, als Freund vorgestellt.“ Jetzt rollte der Bassist mit den Augen. „Du hast doch ‘nen Knall“, lachte er und wuschelte Manabu durch die immer noch feuchten Haare. „Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier“, gab dieser schulterzuckend und grinsend zurück. „Manchmal weiß ich gar nicht, warum ich dich eigentlich liebe“, stichelte nun auch der Ältere und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Doch scheinbar war Manabu heute gegen Sticheleien resistent. „Mh, ist doch egal. Ich liebe dich auch“ Und ein weiterer Kuss. ~~~~~ Wenn ihr euch fragt, wie ich auf den Quatsch mit den Fans im Supermarkt komme: das ist eine Mischung aus dem, was mir vor etwa zwei Monaten wirklich passiert ist und dem, was passieren würde, wenn Pi, Dai und ich da sind xD Die wahre Begebenheit (aus meinem Livejournal kopiert, zu faul zum nochmal schreiben xD): »Und dann… dann kam der EPIC MOMENT des Tages. Wir im 7eleven mitten auf der Takeshita Dori. Vanni und Kerstin an der Kühltheke, zwischen ihnen ein Japaner. Gut aussehend, wohl bemerkt. Ich komm von hinten auf die beiden zu und denk nur: ‚Hey, irgendwoher kennst du den‘. Genau in dem Moment guckt der Kerl zur Seite. (um Kerstin blöd anzugucken, weil die beiden aneinander gerempelt sind) „OMG, das ist Rui!“ Im nächsten Moment der Gedanke ‚Als ob Rui seelenruhig in Harajuku im 7eleven shoppen geht. Das ist der nicht. Sieht ihm nur verdammt ähnlich… Die Brille, die Haare, das Gesicht, das Piercing, das zugepiercte Ohr...‘ „Verdammt, hat Rui Tattoos?“ „Keine Ahnung! Blackout! D:“ Aber ja, er war es wirklich. Vor allem, da er auf „Rui“ Reaktion gezeigt hat… und er in seinem Blog heute ein Foto von sich hochgeladen hat! XD« Angesprochen hab ich ihn leider nicht (wofür ich mich immer noch treten könnte xD) und wir sind ihm auch nicht nachgelaufen. War aber auf jeden Fall DER "WTF"-Moment des Urlaubs xD Kapitel 6: Nikolaus ------------------- Diesen Tag würde Rui sich im Kalender rot anstreichen. Manabu war allen Ernstes vor ihm wach! Als Rui wach wurde, war das Bett neben ihm leer. Anstatt wie sonst Manabu zu sehen, wenn er die Augen aufschlug, blickte ihm Maru entgegen, die sich auf dem Kopfissen des Braunhaarigen zusammen gerollt hatte. Der Bassist kraulte Maru kurz über den Kopf, was sie mit einem leisen Maunzen quittierte, bevor er das Schlafzimmer verließ. Manabu saß mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch und las Zeitung. „Frag nicht warum ich schon wach bin, ich hab keine Ahnung!“, begrüßte er Rui schulterzuckend, der ihn gerade fragen wollte, warum er schon wach war. „Seit wann kannst du Gedanken lesen? Das ist eigentlich mein Part“, schmunzelte der Bassist, während er sich ebenfalls eine Tasse Kaffee eingoss. „Wo ist eigentlich mein Adventskalender für heute?“, fragte Manabu und sah zu Rui, der mal wieder mit den Augen rollte. „Du Kleinkind“, grinste er, bevor er aufstand und die Küche verließ. Kurz darauf kam er mit einem eingepackten Geschenk wieder, doch zunächst drückte er Manabu noch seine Lieblingsschokolade in die Hand. Das Geschenk selber war rechteckig und ziemlich dick. „Ein Buch?“, wunderte sich der Gitarrist und nahm das Geschenk dankend an. Er riss neugierig das Papier ab und starrte den Rosahaarigen danach fassungslos an. „Ich… danke!“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. In seinen Händen hielt er den zweiten Band des Romans, den er am Sonntag angefangen hatte zu lesen. Er hatte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit. „Gefällt‘s dir?“, fragte Rui lächelnd und erntete ein Nicken. Bei der Probe gab es dann sogar ein Nikolausgeschenk von Kazuki. Er hatte gestern Abend scheinbar noch Kekse gebacken und verteilte diese nun an seine Bandmember. „Mit viel Liebe gebacken!“, grinste er und Jin, der gerade einen Keks probierte, verschluckte sich prompt. „Oh Gott, jetzt hab ich Bilder im Kopf!“, jaulte er und schüttelte selbigen. „Bilder?“, fragte Manabu ahnungslos, während die anderen drei schon lachten. Sie hatten direkt verstanden, was der Kleinste meinte. „Ja, Bilder. Oder momentan sogar einen Film, wie Byou ein lebendiges Plätzchen mit Zuckerguss und Co verziert und davon nascht. Viel Liebe und so“, jammerte der Drummer weiter und nun verstand auch der Gitarrist, was Jin gemeint hatte. „Keine Angst, das kam erst, nachdem die Plätzchen fertig und bereits weggepackt waren. Das weiße auf den Plätzchen ist also wirklich Zuckerguss und nicht was anderes!“, grinste der Sänger und leckte sich über die Lippen. „Byou!“, kam es angeekelt von Jin und Manabu, die angewidert das Gesicht verzogen, während der Rest immer noch lachte. „Wieso kommt mir jetzt gerade spontan Kekswichsen in den Sinn?“, fragte Rui und erntete dadurch einen Schlag von Manabu auf den Oberarm. „Bah, jetzt wird’s echt ekelig!“ Murrend rieb sich der Rosahaarige über den Arm. „Musst nicht gleich zuschlagen.“ Manabu kommentierte das nur mit einem „Memme“, doch bevor das wieder zu ihrer alltäglichen Streitigkeit ausartete, ging Kazuki dazwischen. „Die bösen Worte, die uns auf der Zunge liegen, sprechen wir jetzt nicht aus. Stattdessen nehmen wir uns ganz doll in den Arm und zeigen uns, wie lieb wir uns haben“, sagte er mit einer Stimme, als würde er mit Kindergartenkindern sprechen. Es hatte zumindest bei Manabu den Effekt, dass dieser lachte, doch Rui grinste. „Ich soll Manabu in den Arm nehmen und ihn lieben? Sag doch gleich, dass du einen Live-Porno willst!“ „Rui!“, kam es dieses Mal von dem brünetten Gitarristen und er sah seinen besten Freund irritiert an. „Was ist heute los mit dir?“ „Keine Ahnung, aber ihr habt damit angefangen“, antwortete er schulterzuckend. Kollektives Seufzen bei den anderen vieren, bevor sie sich wieder daran machten, weiter an Songs zu arbeiten. Gegen Nachmittag klopfte es an der Tür und ihr Manager steckte den Kopf durch die Tür. „Ihr könnt für heute Schluss machen. In zehn Minuten treffen wir uns im kleinen Saal im vierten Stock.“ Verwirrt sah die Band den Mann mittleren Alters an. „Ehhh? Wieso das?“, fragte Kazuki und in seinem Kopf arbeitete es schon. „Das werdet ihr dann gleich erfahren. Seid einfach in zehn Minuten da!“ Und damit war er auch schon wieder verschwunden. „Was könnten sie von uns wollen?“, fragte nun Byou, während sie ihre Instrumente zur Seite stellten. „Ich hab beim besten Willen keine Ahnung. Ich bin aber sehr gespannt“, antwortete der Leader. Fünf Minuten später waren alle Instrumente sicher verstaut. Taschen und Jacken konnten sie ja hier lassen, aber ihre Handys steckten sie alle ein und traten dann hinaus auf den Flur. Dort liefen sie auch gleich in die Jungs von Alice Nine rein, die ihren Raum am Ende des Flures hatten. „Wurdet ihr auch in den Saal beordert?“, fragte Manabu sogleich und Saga nickte. „Ja, unser Manager meinte, wir sollten dahin kommen. Worum es geht, wollte er uns aber nicht sagen“. „Okay, komisch. Na dann mal abwarten, was wir gleich zu hören bekommen." So machten sich die beiden Bands zusammen auf den Weg zum Saal. Dort waren einige Tische aufgestellt, die weihnachtlich dekoriert waren. An einem Tisch saß bereits die ‚obere Etage‘ der PSC und die anderen Bands, sowohl Indie als auch Major, hatten sich an die Tische verteilt. Auch Alice Nine und Screw gesellten sich nun dazu. „Wisst ihr, was das werden soll?“, wandte sich Kazuki an Aoi, doch der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nein, scheinbar weiß keiner was, außer das Management.“ Mysteriös. Doch scheinbar waren sie nun vollzählig, denn einer der Manager erhob sich. „Ihr fragt euch bestimmt, warum wir euch alle hierher geordert haben“ Zustimmendes Gemurmel aus dem ganzen Saal. „Nun ja, wie ihr wisst, werden SuG uns Ende des Monats verlassen. Und wir haben uns überlegt, dass es aufgrund des engen Zeitplans einiger Bands kaum möglich sein wird, eine extra Abschiedsparty zu veranstalten, wo alle Bands dran teilnehmen könnten. Mit der Weihnachtsfeier wollten wir das aber auch nicht verbinden. Und deshalb dachten wir uns, dass wir uns heute alle zusammen einen schönen gemütlichen Nachmittag machen und das hier dann zum internen Abschied von SuG machen.“ Zustimmende Rufe von überall her. Das war wirklich eine gute Idee. Es wäre wirklich schwer geworden, jetzt noch einen Termin zu finden, wo alle Bands Zeit hätten. Zwar würden SuG auch an der Weihnachtsfeier und an der Silvesterparty teilnehmen, aber sie hatten wirklich eine eigene Party verdient. Der Manager eröffnete dann auch das Kuchen- und Süßkram-Buffet, was an einer Seite des Saals aufgebaut war. Es sah beinahe so aus, als hätte die PSC das ‚Sweets Paradise‘ ausgeraubt. Lauter Mini-Kuchen in verschiedenen Formen, Farben, Größen und in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Plätzchen gab es auch jede Menge und lauter andere Dickmacher. „Ich glaube, die wollen uns mästen!“, entfuhr es Manabu, als er vor dem Buffet stand. Tora, der neben ihm stand, grinste. „Naja, so viel wie wir unterwegs sind und teilweise Stress haben, wird das Zeug eh nicht ansetzen“ Gut, auch wieder wahr. Die meisten unter ihnen konnten wirklich so viel in sich reinstopfen wie sie wollten, aber sie nahmen trotzdem nicht großartig zu. Also lud sich der Braunhaarige einige Kuchen und Kekse auf den Teller und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Tisch. Nachdem alle sich dann mit Kuchen vollgestopft hatten, hielt jeder SuG-Member eine kleine Rede. Sie bedankten sich für die tolle Zeit, die sie bis jetzt mit den anderen PSC-Bands gehabt hatten, erzählten von Momenten, die sie aus welchen Gründen auch immer nie vergessen würden und so weiter. Während die Member sprachen, war es still im Saal und alle lauschten den Worten der fünf Musiker. Danach gab es einen Applaus für SuG, der auch nicht so schnell abklang, was ihnen die Tränen in die Augen trieb. Vielleicht waren sie alle untereinander nicht die besten Freunde, aber dennoch waren sie gute Kollegen. Mit dem ein oder anderen verstand man sich vielleicht nicht allzu gut. Streitigkeiten gab es immer irgendwo, aber sie waren alle durch ihre Musik verbunden. Sie waren alle mit Leib und Seele Musiker und das reichte. Am Abend löste sich die Versammlung langsam auf. Auch Manabu und Rui machten sich auf den Weg nach Hause. Unterwegs erledigten sie noch den Einkauf. Auch wenn die meisten Läden hier 24 Stunden offen hatten und man somit immer kurz noch etwas holen konnten, war es sinnvoller, immer genug Dinge im Haus zu haben. „Ich finde es schade, dass SuG vorerst aufhören“, bedauerte Rui, während sie mit einigen Tüten beladen durch die Straßen liefen. „Ja, das stimmt. Ist immer blöd, wenn eine Band wegen was auch immer aufhört.“ Der Bassist nickte. „Ja. Ich glaube, ich werde die Zeit mit Chiyu echt vermissen. Er lernt so verdammt schnell.“ Die Bassisten trafen sich öfters Mal und übten gemeinsam. Doch nicht nur die beiden. Saga war meistens auch dabei und wenn es zeitlich passte, leistete Reita ihnen auch noch Gesellschaft. Sie tauschten Gegenseitig neue Techniken aus oder berieten sich über Melodien. Es war halt was ganz anderes, mit den gleichen Instrumenten zu üben als mit der eigenen Band. Und Chiyu hatte wirklich verdammt viel in sehr kurzer Zeit gelernt. „Naja, Chiyu wird ja weiter zu den Treffen kommen können. Nur, weil sie die PSC verlassen, heißt es ja nicht, dass sie ganz aus der Welt sind.“ Wahre Worte, die den Bassisten aufmunterten. „Du bist heute irgendwie komisch“, meinte Manabu, als sie ihre warme Wohnung erreicht hatten. „Heute Vormittag aufgedreht und pervers und jetzt still, betrübt und nachdenklich. Muss ich mir Sorgen machen?“, fragte er, doch Rui schüttelte den Kopf. „Nein, alles okay.“, beruhigte er seinen Freund, der noch etwas skeptisch drein sah. „Du musst nur sagen, wenn ich dir nicht pervers genug bin. Es geht immer mehr“, grinste der Rosahaarige wieder und legte seine Arme um den Gitarristen, der ihm erneut auf den Oberarm schlug. „Du bist doch echt unmöglich. Ich mach mir in gewisser Weise Sorgen um dich und du kommst wieder mit sowas“, maulte er, was Rui zum Lachen brachte. „Jaja, mach dich nur über mich lustig, mit mir kann man das ja machen“, fuhr er fort, doch wieder grinste der Ältere nur. „Stell dich nicht so an, Zicke“. „Ich bin keine Zicke!“ „Okay, du bist keine Zicke, meine kleinen Diva!“ „Du bist nicht nur unmöglich, du bist scheiße! Du liebst mich gar nicht! Normalerweise gibt man einem Partner Kosenamen und keine Beleidigungen!“ Da war sie wieder, die alltägliche ‚Auseinandersetzung‘. Irgendwie schienen beide nicht ohne zu können, doch das Sprichwort „Was sich liebt, das neckt sich“ musste ja auch irgendwo seinen Ursprung haben. „Soll ich dich also lieber Hasi, Schnucki oder Mäuschen nennen?“, fragte Rui trocken und Manabu verzog das Gesicht. „Ich nehm alles zurück. Bleib bei der Zicke“, antwortete er und der Rosahaarige grinste wieder. „Ich wusste, dass du drauf stehst, Zicke“. Die Arme des Gitarristen legten sich um seine Hüfte. „Hättest du wohl gerne, Machoarsch“. Ruis Hände legten sich auf Manabus Hintern. „Und wie, Prinzesschen!“ Ihre grinsenden Lippen kamen sich näher. „In deinen Träumen, Schmalspur-Casanova!“. Ein kleines Blitzen in beiden Augenpaaren. „Ich liebe dich“. „Ich dich auch“. Kapitel 7: Koreanische Teardrops -------------------------------- Heute klingelte der Wecker ausnahmsweise mal wieder etwas später. Denn heute war wieder keine Probe. Stattdessen würden sie das PV zu ihrer zweiten Major-Single „Teardrop“ drehen. Rui war schon sehr gespannt, was das geben würde. Er versprach sich viel davon, denn er mochte diesen Song sehr. Bevor es aber zum PV-Dreh ging, musste er erst einmal die Schlafmütze neben sich wachbekommen. Denn dieser hatte den Wecker heute scheinbar überhört und lag immer noch friedlich schlummernd neben ihm. Auf dem Bauch liegend hatte er den Kopf seitlich mit dem Gesicht zu Rui auf dem Kissen gebettet, unter welchem er seine Arme liegen hatte. Die nackte Schulter, die unter der Decke hervor lugte, war einfach zu verlockend, als dass der Bassist den Braunhaarigen auf die gewohnte Art und Weise wecken könnte. Stattdessen lehnte er sich über ihn und fuhr zunächst sanft mit den Fingerspitzen über die weiche Haut. Manabu zeigte keinerlei Reaktion, doch es kroch eine leichte Gänsehaut über seinen Schultern, was Rui grinsen ließ. Okay, dann würde nun Schritt zwei kommen. Statt seiner Finger ließ er nun seine Lippen über die Haut gleiten, verteilte kleine Küsse auf der Schulter seines Freundes, der nun langsam wach wurde. Zumindest verließ ein genießendes Seufzen seine Lippen. „Manabu, aufstehen“, forderte Rui den anderen auf, auf dessen Lippen sich ein leichtes Lächeln schlich. „Kannst du mich nicht jeden Morgen so sanft wecken? Das ist viel besser als der Militär-Ton, den du mittlerweile drauf hast“, meinte Manabu und öffnete nun die Augen. „So ist das Aufstehen ja nur halb so schlimm“, fuhr der Gitarrist fort, während er sich umdrehte und aufsetzte. „Soso, das Prinzesschen will also jeden Morgen ganz kitschig mit einem Kuss geweckt werden“, schmunzelte Rui, der sich unweigerlich an das Gespräch gestern Abend erinnern musste. „Den richtigen Kuss hatten wir noch nicht mal. Aber ja, das klingt durchaus verlockend“, grinste Manabu ihm entgegen. „Und was ist, wenn ich es nicht tue?“, kam es über Ruis Lippen , während er Manabus Gesicht näher kam. „Dann muss sich das Prinzesschen leider einen anderen Prinzen suchen.“ „Als ob irgendwer besser wäre als ich“, kam es von dem Rosahaarigen zurück, bevor er seine Lippen auf Manabus legte. Ein paar Minuten später waren sie dann in der Küche. Dort gab es das übliche: Kaffee, Zeitung, eine Kleinigkeit zu essen, Futter und Streicheleinheiten für eine kuschelbedürftige Maru und den Adventskalender. Danach machten sie sich dann auf den Weg. Auch Manabu freute sich auf den PV-Dreh. Die Drehs waren immer etwas Besonderes. Lustig oder wahlweise kindisch, das lag halt im Auge des Betrachters, aber auch ebenso anstrengend und zeitaufwändig. Auch heute war es nicht anders. Auf der einen Seite hatten alle einen unheimlichen Spaß beim Dreh gehabt. Vor allem Kazuki konnte natürlich wieder nicht keinen Blödsinn machen. Auf der anderen Seite hatte es wieder sehr viel Zeit gekostet. Hier passte etwas nicht, dort etwas anderes nicht und und und. Doch da der Regisseur so gute Ideen gehabt hatte und auch der ganze Staff so gut gearbeitet hatte, waren am Ende alle stolz auf das, was sie dort in den Stunden zusammen hinbekommen hatten. Zwar würde es noch einiges an Nachbearbeitungszeit brauchen, aber das war es wert. Sie wollten sich selbst übertreffen und das hatten sie nach Ruis Meinung auch geschafft. Er freute sich schon unheimlich auf die Reaktion der Fans, aber bis zum Release waren es ja noch etwa zwei Monate, auch wenn eine Preview schon vorher veröffentlicht werden würde. „Rui, kann ich noch mit zu euch kommen?“ Sie waren gerade dabei, ihre Sachen einzupacken. Alle Szenen waren im Kasten und die Arbeit für heute war damit getan. Der Rosahaarige drehte sich zu seinem besten Freund um. „Klar, warum nicht“, antwortete er und sogleich strahlte Kazuki. „Super. Dann können wir doch bestimmt deine neue PlayStation 3 ausprobieren, oder?“ Ah, daher wehte der Wind. „Jetzt bin ich tief getroffen. Du liebst mich gar nicht, meine PlayStation ist dir wichtiger als ich!“, seufzte er theatralisch. Von Kazuki kam ein Lachen, während Manabu sich mit einem „Hey, das ist mein Text!“ ins Gespräch einmischte. Jetzt lachten alle drei, doch dann sahen sie zu, dass sie ihr Zeug zusammen bekamen, immerhin wollten sie nach Hause. Byou verabschiedete sich von ihnen. Er würde nicht mitkommen zu Rui und dem Braunhaarigen, denn da er im Moment eine extrem kreative Phase hatte, wollte er die Zeit lieber zum Texten nutzen. Zocken konnte er immer noch, wenn es mal wieder nicht so gut lief mit dem Texten. Und so saßen die drei dann in Ruis Wagen und unterheilten sich auf dem Weg über den heutigen PV-Dreh. „Können wir vorm Zocken noch was essen? Ich sterbe gleich vor Hunger!“, kam es schließlich von der Rückbank und Manabu, der auf dem Beifahrersitz saß, blickte über die Schulter zu Kazuki. „Du klingst wie ein kleines Kind bei einer langen Autofahrt“, lachte der Gitarrist. „Warte, das geht noch besser!“, erwiderte der Brünette. Und dann fing er an. „Wann sind wir da? Ich muss aufs Klo! Wie lange noch? Ich hab Hunger! Ich will was trinken!“ „Noch ein Wort und du fliegst raus“, grinste Rui ihren Leader durch den Rückspiegel an, der daraufhin sogar still war. Einige Minuten später kamen sie dann auch bei der Wohnung von Gitarrist und Bassist an. Beim Yoshinoya ein paar Häuser weiter hatten sie sich dann noch etwas mitgenommen, was sie Essen konnten, damit ihr Leader auch ja nicht verhungerte. Der Rosahaarige und Kazuki hatten ihr Essen dann mehr oder weniger einfach am Stück verschlungen, bevor sie auch schon Ruis neue PlayStation 3 anschlossen. Das gute Stück hatte nämlich bis jetzt unangetastet und originalverpackt im Regal gestanden. Manabu hatte sich kopfschüttelnd an den Computer verzogen, da die beiden im Wohnzimmer plötzlich zu Jugendlichen mutiert waren. Zumindest benahmen sie sich so, als wären sie plötzlich wieder zehn Jahre jünger. Obwohl Kazuki ja eh wie ‚kurz vor 20‘ aussah anstatt wie ‚kurz vor 30‘. Während die beiden Kindsköpfe sich also mit der neuen PlayStation vergnügten, surfte Manabu etwas im Internet und landete schließlich bei Youtube. Dort klickte er sich am Rand immer weiter durch die ‚ähnlichen Videos‘. So konnte man die Zeit auch nutzen. Er hätte zwar auch seien Roman weiterlesen können, aber danach war ihm gerade einfach nicht. So in seine Videos vertieft bemerkte Manabu gar nicht, wie die Zeit verflogen war. Erst, als der Rosahaarige seine Arme um ihn legte, schrak er hoch. „Was guckst du dir denn da an?“, fragte Rui mit einem skeptischen Blick auf den Bildschirm, während er das Kopfhörerkabel aus dem PC zog. Und anstatt dass nur der Braunhaarige das abgespielte hörte, schallte dem Bassisten nun die volle Breitseite K-Pop aus den PC-Boxen entgegen. „Will ich wissen, warum du so einen Mist hörst?“, fragte Rui und drehte den Ton schnell leiser. „Es war bei ‚ähnliche Videos‘. Und je länger man es hört, desto weniger schlimm kommt einem das vor“, erklärte Manabu. „Oh Gott, du wirst zum Fan!“ Rui war ernsthaft entsetzt, doch der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Nein, dafür mag ich die Sprache viel zu wenig. Zur Abwechslung ist das Mal ganz gut, aber auf Dauer ist das nichts“ Ein erleichtertes Seufzen. „Und ich dachte schon“, verließ es die Lippen des Größeren. „Naja, solange du nicht auf diesen Gangnam Style-Kram stehst, ist alles okay!“ Da Manabu weitere Diskussionen vermeiden wollte, wechselte er das Thema. „Wo ist Kazuki?“ „Der ist vor etwa fünfzehn Minuten nach Hause. Es ist bereits nach halb elf“. Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit verging. „Ich leg mich jetzt auch hin. Maru schnurrt mir schon seit zehn Minuten um die Beine“. Wie zur Bestätigung maunzte es von unten und schnurrend schmiegte Maru ihren Kopf an Ruis Beine. Ein deutliches Zeichen für „Kuschel mit mir!“. „Ich komm mit“, meinte Manabu dann auch und fuhr den PC herunter. Doch bevor die beiden sich auf den Weg ins Schlafzimmer machen konnten, klingelte das Telefon. „Wer will denn jetzt noch was?“, murmelte Manabu und ging ran. Sein Freund stand neugierig neben ihm und bekam auch gleich mit einem „Hier, ist für dich“ den Hörer in die Hand gedrückt. Sofort wurde auf ihn eingeredet und es schien ihm nicht zu gefallen, wie man wunderbar an Ruis Gesicht ablesen konnte. „So, und jetzt nochmal langsam Kaori“, forderte Rui. Doch immer noch wich der Gesichtsausdruck nicht. „Bist du dir sicher, dass du willst, dass ich das mache? Ausgerechnet ich?“ Ein Seufzen seitens des Rosahaarigen. „Ja, du hast gewonnen. Wir kommen dann morgen. Wir sehen uns.“ Und damit wurde das Gespräch beendet. Manabu sah den Bassisten fragend an. „Kaori hat morgen Nachmittag einen wichtigen Termin und hat niemanden, der auf die kleinen Quälgeister aufpasst. Wir dürfen also morgen Babysitten“ Man konnte dem Älteren ansehen, dass er das alles andere als gut fand. „Du solltest dich eigentlich darüber freuen, deine Neffen wieder zu sehen!“, rügte der Braunhaarige seinen Freund, der ins Schlafzimmer schlurfte. „Wenn sie mich so lieben würden wie dich, dann würde ich das auch tun“, meinte der Rosahaarige und ließ sich ins Bett fallen, Manabu folgte ihm. „Wir schaffen das schon. Eben weil sie zumindest mich lieben. Aber ich bin ja auch toll“, grinste Manabu, bevor er Rui einen Kuss auf die Lippen drückte. „Kein bisschen selbstverliebt oder so“, erwiderte Rui augenrollend, während er Manabu in seine Arme zog. „Ich muss mich ja selbst lieben, wenn du es schon nicht tust!“, konterte der Braunhaarige und grinste. „Du unterstellst mir das ja wirklich beinahe täglich“, stellte Rui mal wieder kopfschüttelnd, aber mit einem Grinsen im Gesicht fest. „Dafür zeigst du mir dann aber auch immer wieder, dass du es doch tust. Ich weiß halt, wie ich dich kontrollieren kann. Du bist eben doch das Mädchen in der Beziehung!“ rechtfertigte sich der Braunhaarige, nun mit einem Lächeln im Gesicht. „Darüber reden wir nochmal“, gähnte Rui nun und zog die Decke höher. „Aber jetzt lass uns schlafen. Der Tag wird morgen noch anstrengend genug mit den beiden Giftzwergen“. „Also ich freu mich drauf!“, erwiderte Manabu und kuschelte sich an seinen Freund, der leise murrte. „Dass du auch immer das letzte Wort haben musst“. „Ja, muss ich auch“. „Du bist schrecklich, weißt du das?“ „Ja, das weiß ich. Und du liebst mich trotzdem.“ Und wie er das tat. ~~~~~ Ein Lückenfüller-Kaitel, da eigentlich nichts passiert. Aber es ist echt was anderes, 'ne FF zu schreiben, wo wirklich jeden Tag was passieren muss, als eine 'normale' FF, wo man einfach Zeitsprünge machen kann... x.x Aber ich werde mein bestes geben. Es wird wieder mehr passieren. Im nächsten Kapitel zum Beispiel. Manabu und Rui beim Babysitten :D Achja, zum Thema "'kurz vor 20' statt 'kurz vor 30'": Kazuki, der ewige Siebzehnjährige. Wer braucht schon Peter Pan, wenn er Kazuki haben kann *~* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)