Eisherz und Sonnenschein von Harulein (Sasuke und Hinata: Gegensätze ziehen sich an) ================================================================================ Kapitel 14: …worüber man nicht so einfach reden kann ---------------------------------------------------- Nach Itachis Rede besteht die Abendgesellschaft nur noch aus Essen. Als das Dienstmädchen zum dritten Mal Sashimi und Reis bringt, steht Itachi auf. „Chi? Alles okay?“, fragt Mama, seinen alten Kinderspitznamen wieder auspackend. „Ja, ich brauche nur ein wenig frische Luft.“, antwortet er und geht vor die Tür. Zuerst folgt ihm niemand. Jeder im Raum weiß, dass Itachi ab und zu Zeit für sich zum Nachdenken braucht. Dann steht Konan auf und folgt ihm. Es ist schon ziemlich spät, draußen ist es längst dunkel. „Chi ist ja ein süßer Spitzname!“, stellt Hanabi kichernd fest, „dein Bruder ist sowieso klasse, Sasuke!“ „Ja, ich bin auch beeindruckt von ihm.“, sagt Hinata. Sie scheint Itachis Zeit als Abtrünniger einfach vergessen zu haben. Na ja, sie hat von den Kämpfen nach der Chu-Nin-Prüfung damals auch nicht viel mitbekommen. Weiter hinten am Tisch verkündet Oma Yoneko schon alle möglichen Pläne für den Fall, dass Itachi trotz seiner Akatsuki-Vergangenheit der Hokage der Sechsten Generation werden kann. Für sie scheint das bereits beschlossene Sache zu sein, wahrscheinlich schon seit Jahren. Und kaum bin ich mit den Gedanken nicht mehr bei Itachi, muss ich wieder an gestern Abend denken. Bevor mir das Rot zum dritten Mal an diesem Tag ins Gesicht steigen kann, trinke ich einen Schluck Tee. „Sasuke? Ähm, kann ich mal… woanders mit dir reden?“, fragt Hinata, als ob sie meine Gedanken lesen könnte. „Was denn?“ „Ähm, also, du weißt schon… sowas… worüber man halt so redet… allein…“, bringt sie mit leuchtend rosa Wangen heraus. Ich hab keine Ahnung, wie sie jetzt darauf kommt. Aber okay, irgendwann ist das mal dran. Ich nehme eines der Sakeschälchen, die mitten auf dem Tisch stehen, fülle es bis zum Rand und kippe es in eins runter. Mut antrinken, sonst krieg ich wieder kein Wort raus. Hinata steht langsam auf, sie kann sich in ihrem engen Kimono nur eingeschränkt bewegen. Ihr Haar schimmert im gelblichen Licht der Deckenlaternen. „Wo geht ihr hin?“, fragt Hanabi. „In mein Zimmer.“, antwortet Hinata, und als ihre kleine Schwester anfängt zu kichern, fügt sie hinzu: „Wir wollen nur ein bisschen reden.“ Vom Empfangssaal der Residenz aus führt ein Gang mit Tür in die Vorhalle des Familienhauses. Diesen Raum kenne ich vom Morgen nach meiner Sakenacht. Die Treppe führt direkt in Hinatas Zimmer. In ihrem Zimmer verschwindet sie für eine Weile in einem Nebenraum. Als sie zurückkommt, trägt sie einen rosa Sommerkimono und hat ihr Haar zusammen gebunden. Sie sieht nicht mehr so umwerfend aus, ist wieder die Alltags-Hinata, aber immer noch schön genug, um mein Herz noch ein wenig weiter aufzutauen. „Setz dich ruhig aufs Bett.“, sagt sie, um sich dann neben mich zu setzen. Das eine Schälchen Sake zeigt bereits seine Wirkung. Ich vertrage wohl nicht besonders viel Alkohol. Jeder Tropfen macht sich bei mir bemerkbar. Hinata ist, anders als den bisherigen Abend über, wieder ganz die kleine Maus. Sie denkt an irgendwas, wird dabei rot wie eine Tomate und sieht mich kaum an. „Ähm, Hina, worüber wolltest du eigentlich mit mir reden?“, frage ich. Das Rot breitet sich mit beängstigender Geschwindigkeit in ihrem Gesicht aus, sie dreht den Kopf weg, ihr Haar fällt nach vorn und ich kann sehen, dass ihre Ohren auch schon rot sind. Du meine Güte, worüber will sie mit mir reden? „Wir… wir sind beide …fast erwachsen… Sasuke… und… na ja, was… welche… Bedeutung… diese eine Sache… du weißt schon…“, sie schwankt, ich halte sie reflexartig fest. „Ganz ruhig, Hinata.“ Sie fängt sich wieder einigermaßen und rennt in das Zimmer, in dem sie sich eben umgezogen hat. Ich höre Wasser rauschen, der Raum da ist wohl ein Badezimmer. Zwei Minuten später ist Hinata zurück, in ihrem Gesicht sind Wassertropfen und ihre Kokeshifrisur ist vorn ein wenig nass. „Ich, ähm, also, man kann nicht so einfach darüber reden, oder?“, Hinata ist immer noch ziemlich rot, scheint sich aber wieder beruhigt zu haben. Inzwischen ahne ich, was sie meint. Es ist dasselbe, worüber ich auch gern mit ihr reden würde, aber genauso wenig Mut dazu habe wie sie. Mit Itachi kann ich viel leichter über solche Dinge reden. Liegt das daran, dass er mein Bruder ist? Er hat gesagt, dass es schwierig ist, über diese eine Sache zu reden, und die Frage gestellt, warum das eigentlich so schwer fällt. Das ist eine sehr gute Frage. Warum ist es so kompliziert? Was ist der Grund dafür, dass man sich, sobald es darum geht, so seltsam verhält? Weshalb kann ich noch nicht einmal die Worte locker aussprechen? Irgendetwas scheint es, wie eine höhere Macht, schwer zu machen, die Dinge beim Namen zu nennen. Aber eigentlich ist es doch nur eine Sache wie viele, oder? Und man sollte darüber sprechen können, wenn man als Junge zum ersten Mal eine Freundin hat. „Sasuke… du hattest doch… noch keine andere… Freundin, oder?“, fragt Hinata. Ein Kopfschütteln ist alles, was ich zustande bringe, da das magische Wort „Freundin“ sich gerade in meinem Kopf verwurzelt hat und mich ein wenig durcheinander bringt. „Also hast du auch noch nie…“, jetzt ist sie aber echt mutig! „Ähm, nein… noch nie…“ „Ich ja auch nicht.“ „Ist doch gut.“, mein Sprachzentrum führt wieder sein Eigenleben. Hinata nickt, rot wie Tomate-chan (wobei mir wieder einfällt, dass Tomate-chan eine kulleräugige Tomate aus einer Kinderfernsehsendung ist, die ich gesehen habe, als ich fünf war und wir zum ersten und letzten Mal einen Fernseher hatten). Warum fällt mir jetzt sowas ein? Vielleicht resultiert meine Vorliebe für Tomaten ja aus jener Zeit. Okay, zurück zum Thema. Hinata sitzt neben mir, wir sind in ihrem Zimmer und versuchen mit mäßigem Erfolg, ein Gespräch über einen nicht unbedeutenden Teil von Liebe zu führen. Wenn wir nur wüssten, warum es so schwer ist, diese Dinge beim Namen zu nennen! Du meine Güte! Schlagartig wird mir klar, dass ich hier und jetzt dabei bin, mit einem Mädchen, meiner Schon-so-gut-wie-Freundin, über Dinge zu reden, die vielleicht irgendwann zwischen uns passieren könnten! Ich und Hinata? Sowas? Fang gar nicht erst an, dir das vorzustellen, Sasuke! Hinata atmet tief durch, blinzelt ein paar Mal und setzt dann zu einem neuen Teil der Reihe „Hina wird mutig“ an: „Ich weiß, wie alles geht, das haben wir ja in der Schule gehabt. Aber ich hab das Gefühl, dass es irgendwie… unanständig ist, verstehst du?“ Wow, Hinata, du wirst ja immer besser! Da muss ich wohl schleunigst aufholen. „Ich glaube nicht, dass es unanständig oder so ist. Itachi sagt, es ist das Beste, was man tun kann, wenn man sich liebt. Ich hab mit ihm drüber geredet, er kann das ganz locker erklären.“ „Wirklich? Ich dachte irgendwie immer, er wäre… na ja, so… heilig und so…“ In meinem Kopf öffnet sich eine Tür, die, hinter der ich das ganze Zeug versteckt habe, und es kommt einfach so raus. „Ich krieg das nachts mit. Sein Zimmer ist direkt neben meinem und die Wände in unserem Haus sind ziemlich dünn. Wer sagt denn, dass Heilige nichts damit zu tun haben?“ „Stimmt… wer sagt das eigentlich?“ „Keine Ahnung. Irgendwer hat das irgendwann mal so bestimmt. Aber es ergibt keinen wirklichen Sinn.“ Hinata kichert leise. „Schon komisch, oder?“ Ihr Kichern steckt mich an, ich muss lachen und sie auch. Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lachen, was für mich ja ziemlich ungewöhnlich ist. Aber da ich mich in letzter Zeit so sehr verändert habe, gibt es eigentlich auch wieder nichts mehr, was nicht zu mir passt. Ich war betrunken, hab mich unter einem Kleiderständer versteckt, mich in Hinata verliebt und wurde von Naruto auf dem Gebiet der emotionalen Entwicklung eines Ninja um Längen überholt. Der Sasuke, der ich gern wäre, nimmt langsam Form an. Und jetzt wird es Zeit für eine Frage, die ich mir seit heute Morgen stelle: was denken Mädchen allgemein übers „Runterholen“? Hinata kichert immer noch leise vor sich hin. Sie scheint richtig gut drauf zu sein. Nimm jetzt deinen Mut zusammen und frag sie, nur so ganz allgemein! Du schaffst das, Sasuke! „Ähm, Hina? Was ich dich mal fragen wollte, also nochmal zu dem Thema, du weißt schon, ähm, ihr Mädchen, also du, was denkt ihr über… na ja, wenn Jungs… sich das selbst machen…?“, jetzt ist es raus. Ob sie wohl gleich drauf kommt, warum ich sie das frage? Sie hört schlagartig auf zu Kichern und ich krieg schon Angst, dass sie es erbärmlich oder sehr unanständig findet. Hoffentlich werde ich jetzt nicht rot! Aber sie sagt erstmal nichts, errötet und tippt die Fingerspitzen zusammen, was mich wiederum halb wahnsinnig macht, weil sie so süß aussieht, während sie mich mit ihrer Verlegenheit auf die Folter spannt. „Ähm… ich weiß ja nicht, was die anderen Mädchen dazu sagen…“ Jetzt sag schon, Hina! Bitte! „…aber ich… ich find’s nicht schlimm oder so… ihr könnt ja nicht viel dagegen tun, oder?“ Mir fällt ein gewaltiger Stein vom Herzen. Hinata, ich liebe dich! Augenblick mal! Hab ich das gerade echt so gedacht? Mit genau diesen Worten? Kokeshi kippt ganze Wasserfälle Schmelzwasser weg, der Eisberg wird immer kleiner. Das kommt von Hinatas Sonnenstrahlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)