Der Stalker meines Herzens von XdramaX (Sesshoumaru xx ??) ================================================================================ Kapitel 5: Wer den Job bekommt ------------------------------ Ich wurde davon wach, dass eine Studentin in hohen Hacken über den Flur stakste. Wirklich gut geschlafen hatte ich nicht, denn obwohl die Wohnungen in den Fels gehauen waren und zwischen jeder Partei damit dicker Stein vor dem gröbsten Schütze, waren die Wohnungen dennoch sehr hellhörig. Nebenan hatte jemand gegen Mitternacht lautstark zu singen begonnen und sich dabei selbst auf einem Instrument begleitet – vermutlich war sie eine Musikstudentin – über mir kam ein Pärchen spät aus der Unibar und die Frau hatte ebenso hohe Schuhe angehabt wie die, die mich jetzt aus dem Schlaf riss. Einige Etagen tiefer begann alle paar Stunden das Bett im unverkennbaren Rhythmus gegen die Wand zu schlagen. Spätestens nach dieser Nacht war mir klar woher das Klischee kam, dass Studenten nur saufen und Sex hätte. Doch was sollte ich machen? Ich würde mich schon daran gewöhnen. Ich würde mich auch nicht mitten in der Nacht mit den anderen anlegen. Jedenfalls riss mich nun jemand aus dem Schlaf, der stampfend mit hohen Hacken über den Flur stolzierte. Denn so klang es. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich einfach nur verdammt sauer wegen dieser Ruhestörung war. Ich schlug mir mein Kissen ins Gesicht, knirschte mit den Zähnen und warf es dann beiseite, sodass es gegen den Schrank schlug und auf dem Boden liegen blieb. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass ich nicht böse auf diese Studentin sein sollte, sondern eher dankbar! Meine erste Vorlesung sollte um zehn Uhr beginnen und das war bereits in fünfzehn Minuten. Ich warf meine Bettdecke zur Seite und sprang förmlich auf die Füße. Ich hatte keine Zeit mehr mich großartig herauszuputzen, also musste ich meine zerzausten Haare notdürftig zusammen stecken, was irgendwie an ein verlassenes Vogelnest erinnerte, und stieg schnell in eine alte, abgegriffene Jeans und zog die Bluse vom Vorabend an. Ich hoffte inständig, dass die nicht nach Schweiß roch – immerhin konnte ich mich nicht selbst riechen – und ich so den Tag überstand, ohne, dass über mich geredet wurde. Wenigstens diesen einen! Zu guter letzt sammelte ich noch Block und Stift ein, zu mehr hatte ich auch keine Zeit mehr. Neuer Rekord: Anziehen und fertig machen in ganzen sieben Minuten. Ich beglückwünschte mich, denn nun sollte ich es doch noch bis zum Vorlesungssaal schaffen, und öffnete die Tür. Prompt stand ich Alexia gegenüber, die gerade aus der Richtung ihres eigenen Apartments kam. Erschrocken schrie sie auf und sprang auf die Brüstung des Ganges, hinter dem sich der tiefe Abgrund des erkalteten Vulkans befand. Ich lachte. „Du bist wirklich ein Kaninchen.“ „Wirklich? Ich dachte ich hätte mir ein Kostüm angezogen.“, bemerkte sie und stieg von dem Geländer hinab. „Was hast du denn? Eine Bombe im Badezimmer oder was?“ „Die Vorlesung beginnt gleich.“ Sie sah auf die Uhr. „Wir haben noch mindestens zwanzig Minuten Zeit.“ „Was? Aber ich denke...“ „Nicht denken, Leenchen!“, sie lachte. „die Vorlesungen sind für zwei Stunden eingetragen, aber denkst du wirklich, dass die so lange brauchen? Die fangen für gewöhnlich viertel nach um an und enden neunzig Minuten später. Mach dich also locker.“ „Man, danke, dass die Information jetzt schon kommt.“ „Du hast nicht gefragt!“, erklärte sie neckisch und streckte mir die Zunge heraus. „Hey!“, hallte eine Stimme zu uns hinüber. Verwundert sah Alexia über das Geländer hinweg und hinunter auf die Wiese vor dem See. Mitten auf dem Weg hinaus auf den Hof, umflossen von der strömenden Menge der anderen Studenten, stand Len und schrie zu uns hinauf. „Kommt ihr jetzt bald mal? Oder muss ich die Security auf euch hetzen?“ „Wir kommen!“, rief Alexia zurück und prompt hatte ich Mitleid mit meinen Nachbarn, die jetzt noch nicht raus mussten. „Komm lieber, die macht das wirklich...“, erklärte Alexia und schob mich weiter. Ihr Gesicht schien aus einem einzigen Kapitel zu zitieren: Erfahrungswerte. So stieg ich also mit ihr in den Fahrstuhl hinab und nach der üblichen Begrüßung und dem schlängeln durch die Cliquen auf dem Hof öffnete sich vor mir der erste Vorlesungsaal. Weit hinab sah man. Der Raum war leicht Muschelförmig angelegt und besonders die Plätze weiter mittig waren bereits ausgebucht. „Kommt, die Jungs halten uns Plätze frei!“, drängte Len und lief weiter, ich folgte einfach - die Ausmaße des Saals konnte ich auch später noch bestaunen. „Welche Jungs?“, fragte ich interessiert. „Nur ein paar Freunde.“, erklärte Len. Sie schienen für sie nebensächlich zu sein, doch für jemanden wie mich, der auf der Suche nach einem Partner war, war diese Information mehr als ineressant. Als ich die fünf Kerle allerdings bemerkte, die aufsahen, als Len näher trat, ging dieser Gedanke auch sofort wieder flöten. Ich war nicht der Typ dafür, jemanden ungeniert zu mustern um zu überlegen, ob ich was von ihm wollen könnte oder aber nicht. So sah ich weg, blickte auf meine Schritte in dem engen Gang der klappbaren Holzsitze, darauf aufpassend, dass ich nicht gleich über meine eigenen Füße stolperte. Irgendwann blieb Len stehen und begann lautstark mit ihnen zu schäkern, sodass ich mich wunderte, dass sich niemand umdrehte. War mir das peinlich! Doch zum Glück war es im Allgemeinen so laut hier im Raum, dass es vermutlich niemand mitbekam. Dieses Mal gab sich Len auch nicht mehr die Mühe ihrer guten Erziehung nach zu kommen und mich vorzustellen. So klappte ich einfach meinen Sitz herunter und setzte mich darauf. Durch die Jungs in meinem Nacken fühlte ich mich jedoch unwohl, aber wenigstens war Alexia da, die scheinbar auch nicht sehr viel mit ihnen am Hut hatte. „Die erste Veranstaltung ist meist nicht so wichtig.“, erklärte sie mir. „Ein wenig organisatorischer Kram und eventuell eine kleine Einführung, was behandelt wird.“ „Dann ist ja gut.“ Auf der anderen Seite von mir ließ sich schließlich auch Len fallen, klappte den Tisch vor ihr herunter und positionierte, immer noch lachend über irgendwas, was der Kerl hinter ihr gesagt hatte, den Laptop direkt vor ihrer Nase. Ich rollte mit den Augen. „Du nun wieder!“, meinte ich nur. Warum war es mir nur so klar gewesen, dass ihre erste Amtshandlung darin bestehen würde, sich auf ihren Computer zu konzentrieren? „Na was denn? Denkst du, dass ich vor Langeweile sterben will.“ Ich lachte, Alexia ebenfalls. „Glaube mir, Leenchen, in spätestens zwei Wochen machst du das genauso. Was meinst du wie ermüdend es ist, diesen Leuten die ganze Zeit zuzuhören? Und in vier Wochen gehst du gar nicht mehr zu den Veranstaltungen. Das macht fast keiner. Die Kurse dünnen immer weiter aus, je älter das Semester ist.“ Ich schüttelte den Kopf. Was für eine Arbeitseinstellung. Ich konnte mir das ehrlich gesagt noch nicht vorstellen, so sehr wie sich der Saal immer mehr füllte und füllte und irgendwann beschlich mich die Angst, dass ich vielleicht sogar im falschen Raum war... Doch dem war natürlich nicht so, ebenso wie ich zu viel Vertrauen in den Arbeitseifer meiner Kommilitonen gesteckt hatte, doch das bemerkte ich erst Wochen später, als nur noch halb so viele in der Vorlesung saßen. Vorne stieg nun ein Halbdämon auf das Podest und begann frohen Mutes seine Lehrstunde, während Len neben mir Online Poker spielte gegen Spieler aus der ganzen Welt. Ich versuchte so viele Informationen aufzusaugen wie es ging. Es war wirklich nichts Stoffrelevantes dabei, doch immerhin gab er Hinweise zu der Klausur am Ende des Semesters und wo wir Hilfe für die Vorbereitung herbekamen. Neben mir jubelte Len, als sie mit nur einem paar Vieren einen scheinbar hohen Pott gewann. Da fiel mir wieder etwas ein: Die Blumen vom Vorabend. Ich grinste vor mich hin und gluckste leise. „Egal was du schluckst: Nimm weniger oder gib mir was ab.“, warf Alexia neben mir ein, die ebenso wie ich zuhörte, ganz anders als Len. „Ich nehme nichts!“, versicherte ich ihr. „Mir ist nur gerade was eingefallen. Hi, Len“ „Hm?“, machte sie wenig interessiert und gab eine Summe ein mit der sie bluffen wollte. „Danke übrigens für die Blumen.“ „Gern geschehen!“, erklärte sie und sah mich an. „Aber was für Blumen meinst du bitte?“ Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen. „Hast du mir keine Blumen kommen lassen?“ Sie lachte. „Entschuldige, Leenchen, aber du bist nicht gerade mein Typ. Ich bin hetero, weißt du?!“ „Ich habe ja auch nicht gesagt, dass da so etwas stand wie: „Ich liebe dich“!“ „Gab es eine Karte dabei?“, fragte Alexia und zog damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ja.“ „Und was stand drin?“ „Ich freue mich sehr, dass du hier bist.“ Alexia zog die Augenbrauen hoch. „Ach, vermutlich sind die von Gang.“, erklärte Len gelangweilt von der Seite. „Von Gang?“ Plötzlich schüttelte sich alles in mir. Ich konnte nicht glauben, dass ich so abwertend von einer Person denken könnte obwohl ich sie nicht kannte, doch die Nachricht, dass sie von diesem Mops sein könnten, weckte dann doch den Wunsch in mir sie zu verbrennen, so schön sie auch waren. „Aber woher soll der denn bitte wissen, wo sie wohnt?“, fragte Alexia von der anderen Seite und rettete mich damit vor der Idee gleich nach Hause zu rennen und ein Lagerfeuer auf dem Boden zu veranstalten. „Ganz einfach: Ich habe ihm die Apartmentnummer gesagt!“, erklärte Len grinsend. „Was?“, entfuhr es Alexia und mir zeitgleich. Prompt war es still. „Meine Damen, wollen sie etwas zu dem Thema beitragen?“, rief unser Dozent hinauf. Schlagartig saß ich gerade, doch versank augenblicklich in meinem Stuhl. Alexia neben mir tat dasselbe, schüttelte allerdings dabei den Kopf. Ich sah mich um. Einige vor uns hatten sich umgedreht und sahen uns an. Erst als sie merkten, dass wir sie ebenfalls beobachteten, drehten sie sich schnell wieder weg. „Warum hast du das getan?“, fragte ich Len. „Ganz einfach, er wollte sie haben!“ Ich konnte es nicht fassen, was ich da hörte! Am liebsten hätte ich sie angschrien! Ich schloss die Augen und zählte bis zehn. Ein Klischee, dachte ich immer, doch es half tatsächlich, zumindest mir. Wenigstens hatte sie ihm nicht meine Handynummer gegeben. Das hoffte ich zumindest. Wie konnte man nur Kontaktdaten einfach so weiter leiten... „Du gefällst ihm.“, hörte ich Len neben mir. „Wem?“ „Gang! Er findet dich ganz toll!“ Ich atmete einmal tief durch und sah von ihr wieder nach vorne. Bleib ruhig, Myleen, fang jetzt nicht an zu schreien oder der Gleichen. „Er will unbedingt mit dir ausgehen.“ Schön für ihn, ich wollte und würde es jedoch nicht tun. „Ach je, das sollte ich dir eigentlich gar nicht sagen! Vergiss es schnell wieder, ja?“, bat sie mich wieder lachend und wandte sich erneut ihrem Computer zu. Ich sah hinüber zu Alexia. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie mich mitfühlend an. Damit war es wohl amtlich, die Blumen kamen von Gang. Was ein Mist. Ich fand sie so schön! Doch nun würde ich sie nicht mehr lange besitzen, dessen war ich mir sicher. Ich ließ meinen Kopf auf die Tischplatte vor mir sinken, als mich etwas am Hinterkopf traf. „Was zum...?“, fragte ich und griff mir in die Haare. „Warte, ich mach schon.“, Alexia wühlte in meinem struppigen Nest. Verwundert blickte Len uns an, dann lachte sie und sah nach hinten. „Man ihr Spinner, hört auf mit Papier nach uns zu werfen!“ Die Jungs fingen ebenfalls an zu lachen. „Wir waren das nicht!“, erklärte einer entrüstet. „Du musst mal deine Haare bürsten.“, erklärte Alexia. „In dem schwarz und rot ist es auch so schon schwer genug was zu finden, und dann die Locken erst. Zum Glück ist das Ding hier weiß.“ Sauer, denn sie war sich sicher, dass die Jungs anfingen uns aus lauter Langeweile zu bewerfen – was ein Kindergarten! – schlug sie mit der flachen Hand auf meinen Block und hinterließ dabei ein sauber gefaltetes Stück Papier. Murrend lehnte sie sich wieder zurück und verschränkte die Arme. Len hingegen wendete sich wieder an den Laptop, doch nicht ohne einen letzten Augenaufschlag an die Missetäter hinter uns. Genervt stützte ich den Kopf auf eine Hand und nahm den Zettel zwischen zwei Finger. Wo war ich hier nur hinein geraten? Das war ja schlimmer als meine Abiturabschlussklasse. Während ich das Stück so zwischen meinen Fingern drehte, bemerkte ich schwarze Schatten auf ihm. Verwundert schob ich die Augenbrauen zusammen und betrachtete sie genauer. Es waren Linien, auf der Innenseite des Knäuels. Interessiert suchte ich einen Anfang und faltete ihn auseinander. ICH BIN NICHT GANG Alexia neben mir bewegte sich und beugte sich zu mir hinüber. „Ich bin nicht Gang?“, fragte sie leise verwirrt. Ebenso ratlos sah ich zu ihr. „Habt ihr was gesagt?“, fragte Len mehr oder weniger interessiert, immer noch in ihr Pokerturnier vertieft. „Nein, alles in Ordnung.“, versicherte ich ihr. Alexia drehte sich herum, ich tat es ihr gleich, doch niemand beachtete uns. Niemand stach aus der Menge, was in diesem gigantischen Vorlesungssaal eh nahezu unmöglich war. „Was habt ihr denn?“, fragte Len und folgte unseren Blicken. „Macht ihr euch Gedanken wer hier mit Müll wirft? Das sind die Spinner hinter uns.“ „Hey, Len, wir waren das wirklich nicht!“, versicherte noch einmal einer von ihnen, doch dieses Mal packend Ernst und mit leicht beleidigtem Unterton. Ich faltete den Zettel wieder zusammen und schob ihn in meine Hosentasche. Schnell bedeutet ich Alexia nichts darüber zu sagen. Sie nickte verstehend. Vermutlich würde Len einen riesen Aufstand deswegen anzetteln, doch eine Frage blieb noch immer: Wenn es Len nicht war, die die Blumen bestellte, und auch Gang nicht, wer war es dann? Ich sah mich noch einmal um, blickte auch hinauf zu den Ausgängen, doch dort war niemand. Keine Person gab es, die auffällig war. Ich wurde erst aus meinen Gedanken gerissen, als sich plötzlich die Menge um mich herum bewegte, und schließlich auch Len ihr Stromkabel einrollte. Ich packte meine Sachen und erhob mich schnell, ebenso wie Alexia. Sie sah mich nicht an, sie sagte auch kein Wort. Nur Len hinter mir begann erneut mit den Jungs zu schimpfen, die langsam wirklich sauer wurden. „Lass es doch gut sein, Len!“, bat ich sie so mehr oder weniger genervt über diesen Tumult und folgte Alexia aus der Reihe. „Wenn du meinst...“, Len zuckte mit den Schultern. „Ich treffe mich jetzt mit Gang und Vivien, kommt ihr mit?“ „Mathe!“, meldete sich Alexia sofort und stieg die Treppen hinauf zu den Ausgängen. „Ich auch!“, stellte ich fest, woraufhin Alexia mich endlich wieder anlächelte. „Na wenn ihr nicht wollt, euer Pech.“ „Hey, wir haben nun mal auch Veranstaltungen!“, erklärte ich angegriffen. „Ach komm, Mathe, erste Vorlesung, das ist doch schwachsinnig.“ Ich wollte gerade zu einer passenden Antwort ansetzen, als Alexia mir schon dazwischen funkte. „Du weißt doch, dass ich im letzten Semester durchgefallen bin! Ich muss das noch mal alles machen! Und du weißt selbst, wie schwer das ist! Leenchen sollte von Anfang an da hinterher sein.“ Len rollte mit den Augen, da begann mein Telefon zu klingeln. Ich zog es aus der Hosentasche, eine unbekannte Nummer. Schnell gab ich ihnen ein Zeichen, dass sie mich entschuldigen sollten, ich müsste ran gehen, also trat ich einen Schritt beiseite und nahm das Telefonat an. „Myleen Carter“, stellte ich mich wie immer vor. „Prinzessin, der ehrenwerte Herr des Westens wünscht euch unverzüglich in seinem Büro zu sehen.“ „Einen Moment bitte...“, ich hatte Jakens Stimme sofort erkannt, doch jetzt noch in das Büro des Fürsten gehen? Wie viel Zeit blieb mir noch bis ich zu Mathe musste? Eine knappe halbe Stunde. Das sollte doch reichen, oder nicht? „Ich bin sofort da.“, erklärte ich ihm. „Vielen Dank, Prinzessin.“, damit legte er auf. „Was ist los?“, fragte Alexia und trat an mich heran. Ich sah mich um. Die Treppe hinauf konnte ich noch gerade so das lange Haar von Len ausmachen. „Kannst du mir einen Platz frei halten?“ Alexia lachte. „Das brauche ich nicht.“ „Wieso?“ „Weil wir heute gar kein Mathe haben.“ „So?“ „Wusstest du das nicht? Die erste Vorlesung ist er am Donnerstag. Keine Ahnung warum.“ „Und warum bist du dann nicht...“ „Gang.“ „Ach so, ja...“ „Also, was machen wir?“ „Ich muss kurz ins Büro des Präsidenten. Kommst du mit?“ „Der Meister will dich sehen?“ „Ja, weiß der Teufel warum.“ Ich wandte mich nun eben jener Treppe zu, die auch bereits Len hinaufgestiegen war. „Warte, die Treffen sich im Lichthof auf einer Couch. Von dort aus kann man die Treppen gut sehen, lass uns lieber den Aufzug nehmen.“, bat Alexia und zog mich an der Hand mit sich durch die Massen, die immer noch aus und in den Saal flossen und dann durch eine Glastür hindurch. Prompt standen wir vor dem Aufzug, sie betätigte ihn. Wir schwiegen, bis er sich öffnete. „Wenn die Blumen nicht von Gang waren, von wem dann?“, fragte sie mich da. „Ich weiß es beim besten Willen nicht.“ Wir stiegen ein. „Kennst du jemanden hier, außer Len?“ Sesshoumaru, doch das konnte ich ihr ja schlecht sagen. „Nein, niemanden.“, erklärte ich ihr, als die Türen der Kabine sich auf der anderen Seite, als die, in die wir eingestiegen waren, wieder öffneten. „Glaubst du, du hast... naja, du weißt schon...“ „Was?“ „Einen Stalker?“ „Nein, eher einen heimlichen Verehrer“, ich tat mysteriös. „Und noch nicht einmal das ist wahrscheinlich.“ „Eine Prinzessin ist sicher sehr beliebt...“ „Nein, glaub mir. Nicht unbedingt. Vielleicht hat sich auch nur irgendjemand geirrt.“ Ich klopfte an die Tür zum Vorzimmer und Büro vom Jaken und ignorierte ihre zweifelnden Blicke. Ich glaubte ja selbst nicht an einen Irrtum. Dazu kam der Zettel einfach zu gezielt. „Herein!“, hörte ich die Stimme des Kröterichs von innen und so öffnete ich die Tür. „Prinzessin, das ging schnell.“ „Ich war gerade im Gebäude.“ Er nickte. „Und was kann ich für dich tun, Mädchen?“ „Gar nichts, danke. Ich würde nur gerne auf Myleen warten, wenn das ginge.“ Jaken nickte und wies sie an, an dem kleinen Tischchen am Fenster Platz zu nehmen. Doch weiter beschäftigte er sich mit ihr nicht, drückte nur auf einen Knopf seiner Gegensprechanlage. „Prinzessin Myleen für Euch, Herr.“ In dem Moment wurde auch schon die Tür des Büros aufgerissen und Sesshoumaru stand vor mir mit einem Telefon am Ohr. Er lächelte mir zu und wies mich mit einer kurzen Kopfbewegung an einzutreten. Von Alexia schien er keine Notiz zu nehmen. So stieg ich also über die Schwelle und in den Raum hinein. Dann schloss sich die Tür. Ohne ein weiteres Wort beendete Sesshoumaru sein Telefonat und warf das Gerät mehr oder weniger unsanft auf seinen Schreibtisch. Dann drehte er sich zu mir um... und stutzte. „Alles in Ordnung, Myleen?“ „Ja, ich glaube schon.“ „Lass mich raten, Len.“ Ich sah ihn verblüfft an. „Ich war gerade in eurer Vorlesung.“, er schüttelte den Kopf. „Ich war sehr überrascht, sie machte auf mich einen besseren Eindruck, als sie zum Gespräch hier war.“ Er war in der Vorlesung? Hatte er mir vielleicht... „Warum warst du dort?“ „Ich wollte mir ein Bild von meinen Favoriten machen. In ihrer Arbeitsweise, in ihrem Umgang mit anderen...“ Ach so, ich verstand. Damit begrub ich den Gedanken, dass er derjenige war, der mir diesen Zettel an den Kopf schmiss. Doch vielleicht wusste er wer... „Hast du jemanden gesehen, der mit einem Zettel nach mir geworfen hat?“ „Einen Zettel?“, fragte er amüsiert. „Ich wusste nicht, dass Zettelchen schreiben in der Uni noch Mode ist wie in der Schule.“ „Ja, dumm oder? So ein Kindergarten streckenweise.“, gab ich lachend zu. Schade, er wusste wohl von nichts. „Also, Sesshoumaru, was willst du von mir?“, fragte ich ihn und versuchte möglichst unbeschwert zu lächeln, doch die Frage nach dem Sender dieser Blumen ließ mir wenig Ruhe. Er lehnte sich an seinem Tisch und stützte die Hände darauf. „Ich würde dir gerne den Job geben, wenn du ihn denn noch willst.“ „Mir?“ „Na sicher!“, er nickte. „Ich gebe zu, dass es mir nicht gerade leicht gefallen ist. Prinzessin Len hatte sehr gute Voraussetzungen, doch da sie ihr Studium nicht ernst zu nehmen scheint und keinerlei Feingefühl im Umgang mit anderen Personen besitzt, würde ich den Job gerne dir anvertrauen. Du hast dich im Vergleich zu früher sehr verändert.“ „Ehrlich? Klasse!“, ich freute mich wirklich und für eine Sekunde vergaß ich sogar mein eigentliches Problem. „Und was soll ich jetzt machen?“ Er gab mir ein Zeichen heran zu treten und drehte sich dabei selbst herum. Auf seinem Tisch lagen verschiedene Papiere. „Das ist der Vertrag, wenn du einwilligst, dann stelle ich dich auf die Zeit deines Studiums als persönliche Assistentin ein, danach als zweite Geschäftsführerin. Ich nehme dich überall mit hin und du wirst von mir lernen. Ich führe dich in die Firma ein. Während deiner Probezeit bekommst du ein festes Gehalt und anschließend überschreibe ich dir Anteile. Das wird dein Gehalt mehr als verzehnfachen.“ „Wirklich? Aber das ist ja...“ Erst nach und nach verstand ich meine Situation in der ich gerade war, doch ich wusste, dass es noch wenigstens einen Tag dauern würde, bis ich es ganz verstand. „Du kannst es dir gerne noch überlegen, wenn du willst.“ „Ja... ich meine Nein! Definitiv nicht.“ Er lachte leise. „Dann will ich jetzt ein Autogramm von dir.“ Er reichte mir einen Stift und wies auf ein Feld. Ich nahm ihn sofort an und unterschrieb in meinem unendlichen Übermut, ohne auch nur im Entferntesten nachzulesen, was dort stand. Wozu auch? Ich vertraute Sesshoumaru. „Und wie machen wir das jetzt mit den Veranstaltungen?“ „Du leistest einfach nur deine Unterschrift, dass du da warst, und wenn du nicht da warst, dann musst du bei mir gewesen sein und gearbeitet haben.“, erklärte er. „Klausuren sind hinfällig. Aber pass trotzdem gut auf. Ich weiß genau welche Veranstaltungen du besuchst und dieses Wissen, dass ihr dort erwerbt, werde ich mit dir in der Praxis weiter vertiefen.“ „Natürlich! Ich Enttäusche dich nicht!“ Er nickte erneut und reichte mir eine Karte. „Meine Nummern gebe ich dir schon einmal mit und Jaken hat draußen einen Ordner für dich und weitere Unterlagen. Mit dem meisten Zeug darin kannst du noch nichts anfangen, aber das lernst du schon. Ich würde dich dann nur darum bitten, Morgenmittag hier zu sein. Dann weise ich dich in das System ein. Und nimm dir am Wochenende nichts vor, wir fahren Freitagnacht nach Tokio, dort werde ich dich dem Vorstand vorstellen.“ Aufmerksam beobachtete ich ihn, als er mir diese Anweisungen gab. Brav nickte ich hier und da. „Na dann, auf gutes Gelingen, Prinzessin.“ Ich verneigte mich kurz. „Oh, Entschuldigung!“, schnell änderte ich die Bewegung in einen Knicks. Er schüttelte nur den Kopf über mich. „Was machst du heute noch?“ „Draußen wartet Alexia auf mich. Wir werden vermutlich zusammen vor einem Kommilitonen flüchten.“ „Vor wem denn?“ „Gang, er ist ein adliger aus China, soweit ich weiß.“ Er nickte wissend. „Ja, der Mops aus dem Studierendenrat. Eine seltsame Person.“ „Oh ja!“ „Und was hatte das mit dem Zettel auf sich?“, fragte er weiter. Ich sah ihn schräg an. „Warum interessiert dich das?“ „Du hast mich danach gefragt, also scheint es dir wichtig zu sein.“ Ich dachte nach. „Ich weiß nicht wie wichtig es ist. Ich kam gestern nach Hause und habe Blumen bekommen. Anonym, aber sie haben mich sehr gefreut. Ich dachte erst, dass sie von Len kommen, aber Len wusste von nichts und meinte, sie seien von Gang. Und auf dem Zettel, den ich vorhin meinte, stand wiederrum: Ich bin nicht Gang.“ Mit ehrlicher Verwunderung sah er mich an. „Seltsam.“ „Du sagst es.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)