Splash Paint von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 1: Alles auf Anfang --------------------------- Ein neues Schuljahr – Neue Lehrer, neue Mitschüler, eine neue Schule; Sprich: Es war alles auf Anfang, auf Null. Dennoch lag diese schreckliche Nervosität auf Audrey, die sie regelrecht auffraß. Sie war sonst eigentlich sehr entspannt und versuchte in allen Dingen immer mit einer gewissen Ruhe vorzugehen, doch das hier machte sie völlig nervös. Aufgeregt pulte sie an ihrer Bluse herum. Okay, Bluse war gelogen, das war ein altes Hemd ihres Bruders, um dessen Taille sie einen breiten Gürtel gelegt hatte und es deshalb nun wie ein Mädchenshirt aussah. Sie verlor sich schon wieder viel zu sehr in diesen Gedanken! Schnell besinnte sie sich wieder auf die Fahrt. Sie saß ganz vorne im Schulbus und hatte ihre Nägel zum einen in ihren Ärmel, zum Anderen in den Sitz gekrallt. Ihr Blick war stur nach draußen gerichtet und ein leises seufzen entfuhr ihr als sie die endlosen Getreidefelder an sich vorbeirasen sah. Am Horizont erkannte sie einen dünnen grünen Streifen Wald, der sich von dort aus erstreckte. Und danach kamen wieder Kilometerweit Kornfelder und mittendrin irgendwelche Farmen. Und auf einer dieser kleinen Farmen, hier, inmitten Nebraska, würde Audrey jetzt mindestens für die nächsten drei Jahre leben. Dann war sie achtzehn, würde die High School beenden und dann auf die Uni in Omaha gehen. Tja und dann war’s das hoffentlich. Dieses Landleben würde ihr nämlich noch ihre gesamte Jugend versauen. Ihr Bruder Henry hatte grade nochmal Glück gehabt, er war bereits vor einer Woche nach Omaha auf die Uni gefahren. Er wollte Wirtschaftswissenschaften studieren. Tja, und Audrey würde eben hier versauern. Hier, in den tristen Weiten Nebraskas, wo es rein gar nichts gab was sie auch nur ansatzweise hätte interessieren können. Nichts. Und das nur weil ihr wundervoller Vater beruflich versetzt wurde. Was machte er eigentlich? Ach ja, genau; Flugzeugingenieur. Und so kam es jedenfalls dass sie diesen Juli umgezogen waren und nun bei ihren Großeltern und ihrem Onkel lebte. Obwohl, ‚leben‘ konnte man das Chaos welches den letzten Monat geherrscht hatte, nicht bezeichnen. Die paar Möbel, all diese Habseligkeiten und der ganze Umzugskram der das Farmhaus besiedelte war ein einziger Albtraum gewesen, welcher sich inzwischen aber so gut wie aufgelöst hatte. Der Bus stoppte, sie waren angekommen. Ihre neue High School. Alle denken immer ‘ne High School sei was ganz tolles und wenn man ‘nen Cheerleader zur Freundin hat ist man schon ganz oben, aber Audrey ging das am Arsch vorbei. Was sie auch nie verstehen würde waren diese Idioten die in nebenunterrichtliche Aktivitäten mitmachten. Wer wollte denn seine Freizeit mit so einem Mist vergeuden? Als hätte sie nichts Besseres zu tun! Die Busluken öffneten sich und der bis zu dem Zeitpunkt bis zum Bärsten gefüllte Bus leerte sich nun mit einem Mal und alle Insassen strömten heraus. Audrey wartete. Sie verließ den Bus als letzte, doch dabei blieb sie mit ihrem Rucksack an der Tür hängen und hätte sich beinahe ein Loch in den Stoff gerissen. „Verdammt…“, zischte Audrey, hetzte aber schnell hinter den anderen Schülern her, die auf das Schulgebäude zuliefen. Das Gebäude schien recht alt zu sein, war aus Backsteinen erbaut und erinnerte sie ein wenig an das Weiße Haus, mit seinen meterhohen Säulen im Eingangsbereich, die das Vordach abstützten. Es war irgendwie die Art von Schule wie man sie sich in diesen Provinzen vorstellte. Das erste was Audrey aber in die Augen fiel war aber auch ein eingravierter Schriftzug über dem Haupteingang auf: ‚Equality Before the Law‘ – Gleichheit vor dem Gesetz; Nebraskas Staatsmotto. Oh super, bitte alles nur keine nationalistischen Provinzeier. Audrey verdrehte innerlich die Augen und wartete hinter einer riesigen Menschenmenge darauf dass diese endlich Platz machten. Da vorne, hinter der Glasscheibe zum Eingang, standen sie, die Klassenpläne. Um ehrlich zu sein war Audrey wirklich neugierig, doch sie versuchte dennoch sich zu zügeln und wartete artig bis sich, nach zehn Minuten, der Trubel etwas lichtete und sie sich vorkämpfte. Es dauerte einige Zeit bis sie ihren Namen fand, aber da war er: Audrey Howard. Sie kam in die 9B, zusammen mit einer Horde Leuten die sie noch nie in ihrem gesamten Leben gesehen hatte. Aber laut diesem Plan sollte sie in den ersten Stock gehen, zu Zimmer vier. Und dort hieß es dann auf irgendeinen Lehrer warten, in der Hoffnung dass schon jemand käme. Das tat sie. Audrey stand hier. Und sie hörte wie sie über sie sprachen. Das Getuschel war groß, zwar nicht nur über sie, aber dennoch. Ihre Mitschüler schienen sich alle noch aus dem letzten Schuljahr zu kennen und so fiel sie, als die Neue, natürlich total auf. Eigentlich war Audrey nicht verlegen und hatte eine recht große Klappe, aber wenn du als Neue in eine fremde Umgebung geschickt wirst bist du erst mal eingeschüchtert. Es war alles andere als angenehm, vor allem wenn sich alle nach dir umdrehten und du das Gefühl hattest jeder würde an dir was aussetzen. Okay, sie war nicht megaschlank, sie hatte ein paar Kilo zu viel, aber sie war doch nicht dick. Nein, sie hatte… Wie sagte ihr Bruder mal? Ah, genau – Weibliche Rundungen. Audrey war nach diesem Kommentar knallrot angelaufen, aber irgendwie hatte ihr Bruder ja recht. Zumindest war sie nicht fett. Dennoch, wenn man neu ist hat man das Gefühl jeder würde nur das schlechte in dir sehen und mit dem Finger auf dich zeigen. Und so ging das nun schon Minutenlang. Sie stand vor dieser Klassentür, in einem Flur voller fremder Leute, links und rechts nur blaue Schließfächer, dann wieder eine Tür und dann wieder Schließfächer. Und auch wenn es nur ein paar Minuten waren, so kam ihr das alles so schrecklich lang vor! Was war heute nur los mit ihr? Verdammt, sie war sonst doch viel ruhiger, egal was geschehen war! Dieser Umzug hatte ihr einfach nicht gut getan. Aber diese Umstellung war auch die Härte. Sie hatte ihr gesamtes Leben in Maryland verbracht und jetzt hatte man sie in die Weiten Nebraskas, auf die hundert Jahre alte Farm ihrer Großeltern verschleppt. Audrey hatte die Beiden nur ein paar Mal im Leben gesehen, von ihrem Onkel ganz zu schweigen und es war einfach alles so… anders als sie plötzlich da waren. Und wie herzlich sie gewesen waren. So als hätten sie Audrey schon tausend Mal gesehen. Sogar ihr Onkel, Mike, hatte seine Nichte mit einer solchen Herzlichkeit empfangen… dass es ihr irgendwie Angst machte. Okay, ihrer Mutter schien das zu gefallen, es war immerhin ihr Bruder und ihre Eltern, aber Audrey konnte sich damit nicht anfreunden. Es war einfach seltsam zwischen all diesen fremden Leuten plötzlich eine Familie sehen zu wollen. Natürlich waren ihre Eltern noch da, aber die schienen von ihr regelrecht zu erwarten dass sie sich hier im null Komma nichts mit jedem bestens verstehen würde, so als hätte sie ihr Leben hier verbracht. So war es aber nicht! Sie vermisste ihre Freundinnen, ihre Schule, einfach ihr altes Leben. Okay, innerhalb des einen Monats in dem sie nun schon hier war, hatte sie sich schon ganz gut mit ihren Großeltern angefreundet und auch an ihrem Onkel traute sie sich langsam näher ran, aber es war immer noch irgendwie seltsam. Hm, im Grunde hatte sie den gesamten letzten Sommer mit drei Dingen verbracht: Umziehen, Zeichnen und im Internet surfen – welches hier im übrigen schnarchlangsam war. Doch ihre Gedanken wurden unterbrochen, da plötzlich eine Lehrerin die Gang entlanggelaufen kam und direkt auf sie zulief. Aha, das musste sie sein, ihre neue Lehrerin. „Miss Fletcher!“, rief ein Mädchen aus dem kleinen Auflauf heraus und ein paar sahen sich begeistert an. Okay, zumindest schien die Frau beliebt zu sein, das konnte nur Gutes heißen. „Ja, ich“ Sie grinste schief „Aber ich muss sagen ich hätte eine schlimmere Klasse abbekommen können.“ Gelächter. Sogar Audrey versuchte mitzulachen, doch mehr als ein kleines Schmunzeln bekam sie nicht zustande. Miss Fletcher war Anfang dreißig, hatte blondiertes, langes Haar, braune Augen und wie’s aussah schien sie Armbänder zu lieben. Sie trug gleich mehrere übereinander. Nachdem sich jeder irgendwo hingesetzt hatte, sprach sie weiter: „Okay, schön euch alle wiederzusehen, aber bevor das Schuljahr losgeht möchte ich noch eine Sache sagen…“ Sie drehte sich einem Jungen zu, der mit ein paar seiner Kumpels, so schien es, in einer Reihe saß und stellte sich gespielt streng vor seinen Tisch „Mister Smith, ein Wort: Korken.“ Bei diesem Wort brach die gesamte Klasse in heilloses Gelächter aus und manche legten, einem Lachanfall nah, ihre Köpfe auf den Tisch und begruben ihn unter ihren Armen. Der Lärmpegel war mit einem Mal auf hundert gestiegen und um ehrlich zu sein brachte allein DAS Audrey zum Lachen. Sie verstand diesen Insiderwitz mit dem Korken zwar nicht, aber sie musste einfach mitlachen, eben weil es alle taten. Miss Fletcher kicherte jedoch nur leise und stellte sich an das Pult um ihren Blick einen Moment über die tosende Menge schweifen zu lassen. „Okay… Nun beruhigt euch mal wieder, so lustig war das auch nicht, echt nicht.“, meinte sie und wartete bis die Menge sich beruhigte. Ja, diesen Haufen hatte sie wohl ganz berechtigt vermisst. „Nun, wie euch vielleicht schon aufgefallen ist habt ihr dieses Jahr eine neue Mitschülerin, Audrey Howard. Aber nun möchte ich dass jeder in ein paar Sätzen etwas über sich sagt, ja? Wir fangen hier vorne an, Mary, du beginnst.“ Und so kam es dass jeder etwas über sich sagte. Audrey war eine der letzten und obwohl sie sich all diese neuen Namen und Gesichter nicht merken konnte, so brannte sich der Name ‚Henry‘ bei ihr ein, immerhin hieß ihr Bruder auch so. Und schließlich kam sie dran. „Ich heiße Audrey Howard und bin vor einem Monat hier her gezogen. Aufgewachsen bin ich in Maryland, aber mein Vater hat hier ein Jobangebot bekommen und deshalb leben wir jetzt auf der Farm meiner Großeltern und meines Onkels. Ich mag zeichnen und schwimmen und habe einen großen Bruder der in Omaha auf die Uni geht.“, erzählte sie und hoffte nur dass man sie nicht groß hinterfragen würde. Den Gefallen tat man ihr anscheinend auch, denn ohne jegliche Kommentare begann der nächste Schüler neben ihr zu sprechen. Und so ging das dann bis zum letzten Schüler durch. Doch im Grunde fragte Audrey sich wozu das jetzt eigentlich gut war, sie würde das alles doch sowieso schnell wieder vergessen. Danach folgte nur noch eine Einkaufsliste, mit Dingen die sie für dieses Jahr brauchen würden, was alles auf sie zukommen würde und der Stundenplan, einige Schüler die verreist waren und Miss Fletcher erzählten noch ein paar Ereignisse aus ihrem Urlaub und das war’s auch schon. Tja, so konnte man auch drei Schulstunden totschlagen. Und da heute der erste Schultag war durften die Schüler nach dem Mittagessen nach Hause. In der Cafeteria saß Audrey, zwangsweise, bei einer kleinen Gruppe, bestehend aus ein paar Mädchen aus ihrer Klasse, da kein anderer Platz mehr frei war. Ein wenig lustlos aß sie ihren Auflauf und immer wieder schielte sie zu den Anderen herüber, da sie hätte schwören können dass die über sie redeten. „Ahm, hey… Audrey, stimmt’s?“, sprach sie endlich eines der Mädchen an. Es war diese… ähm… Ach ja, diese Elizabeth. Hübsches Mädchen, sie hatte echt tolle Haare… So schön schwarz und lockig, Audrey würde wahrscheinlich töten für solche Haare. „Ja?“, fragte Audrey ein wenig verschüchtert. Sie hasste es einfach allein unter Fremden zu sein. „Du sagtest doch du lebst auf der Farm deiner Großeltern und deines Onkels und so, nicht?“ „Ähm, ja.“, bestätigte Audrey und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, was nicht wirklich etwas brachte. „Sagt mal, ist das vielleicht diese Farm von Ronald Sampson, diesem alten Mann der einmal die Woche mit seinem alten Hund und seinem noch älteren Pick-up in den Ort fährt um was zu essen zu kauen?“, fragte sie. Audrey nickte. Sampson war der Mädchenname ihrer Mutter und der alte Hund hieß Cooper, eine schätzungsweise hundert Jahre alte Promenadenmischung, die den ganzen Tag sowieso nichts anderes tat außer schlafen, Katzen anbellen und sich kraulen lassen. Aber Fremden gegenüber war er ziemlich ungemütlich. Als Audrey die ersten Tage auf der Farm war, hatte er sie immer sehr misstrauisch beäugt. „Haha, oh mein Gott, na dann viel Spaß!“, rief nun eine von Elisabeths Freundinnen aus und die ganze Gruppe begann wie die Gänse zu kichern. Audrey rammte nur mit zusammengebissenen Zähnen ihre Gabel in ihren Auflauf und schlang ihn nur so schnell wie möglich herunter. „Nicht böse gemeint, aber dein Onkel… Im ernst, wir machen schon Wetten wann der das nächste Mal in den Knast kommt.“, kicherte nun Sophie, eine von Elizabeths Freundinnen. Audrey sah auf. Sie wusste ja dass ihr Onkel schon ein paar Mal eingesessen hatte, aber das waren Kleinigkeiten, wie Schlägereien und er war immer auf Kaution raus gekommen, aber sie hätte nicht gedacht dass er ein solches Thema hier, auf der Schule, war. Sie hätte überhaupt nicht gedacht dass irgendwer ihn hier kannte, der Mann war schließlich Mitte dreißig, welcher Schüler interessierte sich schon für ihn? „Ach… Nich so schlimm.“, wand Audrey seufzend ab und schaufelte nur schnell noch ihren Nachtisch, Erdbeerjogurt, in sich rein. „Hey, das war wirklich nicht böse gemeint.“, rief Elizabeth ihr hinterher, als sie sah dass Audrey das doch irgendwie an die Knochen ging und sie eilig mit ihrem Tablett von dannen ging. Was für Tussen! Audrey hätte wirklich kotzen können, für wen hielten diese Pussys sich eigentlich? Etwas zu energisch rammte Audrey ihr Tablett in die Ablage, jedenfalls war es so energisch dass David, einer ihrer Klassenkameraden, mit einer Mischung aus Sarkasmus und Sorge um das arme Tablett auf dem Gesicht zu ihr sah. „Oh je, was hast das arme Tablett dir angetan?“, hakte er nach. Audrey drehte voller Verlegenheit den Kopf von ihm ab und schluckte schwer, ehe sie erwiderte: „Äh, nein, ich war nur etwas genervt.“ „Warum? Du bist noch keine fünf Stunden hier und schon so schlimm drauf?“ „Ach, diese Elizabeth und ihre Freundinnen haben da eine fiese Bemerkung gemacht… Ich find’s einfach respektlos dafür dass wir uns kaum kennen.“ „Die? Ach die ollen Gänse… Die können ganz nett sein wenn sie wollen, du musst sie nur kennenlernen.“ „Wie, bist du mit denen befreundet?“, fragte sie neugierig. „Ach was, aber wir sind halt Klassenkameraden, ich red halt hin und wieder mit denen.“ „Achso…“ Um ehrlich zu sein wusste Audrey nicht mehr was sie noch sagen sollte, es wäre irgendwie besser wenn sie das Gespräch jetzt beenden würde… Sonst würde dieses Schweigen peinlich werden. „Na dann, meine Mutter holt mich wahrscheinlich gleich ab, bis morgen.“, verabschiedete David sich plötzlich, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Äh, klar, bis dann.“, rief Audrey ihm hinterher. Da es der erste Schultag war durften die Schüler bereits nach dem Mittagessen in der Cafeteria nach Hause gehen. Audrey fuhr mit dem Bus, während eine Menge Schüler aber auch liefen, abgeholt wurden oder mit dem Rad fuhren, da sie in der Nähe der Schule lebten, im Gegensatz zu ihr. Die Farm ihrer Großeltern war mindestens geschätzte hundert Kilometer von der Schule entfernt und da war der Bus das einzige Mittel rechtzeitig in der Schule zu sein wenn sie nicht um sechs Uhr morgens aufstehen wollte. Die High School lag im nächst größten Ort und Audrey lebte, zumindest laut den Papieren, eben in einem Kuhkaff, von dem die Farm auch mindestens drei Kilometer entfernt war. Ja, es klang genauso toll wie es war: Zum Kotzen. „Hey Audrey, wie war der Erste Tag?“ Ihr Onkel, der gerade eine Zylinderkopfdichtung am Traktor austauschte, begrüßte sie ohne überhaupt aufzusehen. Audrey war gerade die Auffahrt hochgelaufen. „Ach, ganz okay… Wusstest du dass die über dich reden und Wetten abschließen wann du in den Knast kommst?“, fragte sie entrüstet. Doch Mike lachte bei dieser Feststellung nur amüsiert auf. „Wusstest du’s nicht? Ich bin ‘ne echte kleine Berühmtheit im Ort.“ „Macht dir das nix aus?“, fragte Audrey ungläubig. „Pf, warum sollte es? Davon wird der Motor auch nicht schneller repariert. Und wenn ich auf jeden der was gegen mich hat hören würde, wäre ich längst tot. Ach, ruf mich übrigens wenn’s Essen fertig ist.“ Audrey seufzte. „Mach ich.“ Die Eingangstür stand offen, also musste Audrey zumindest nicht klopfen. Als sie das Haus betrat lag Cooper ausgestreckt unter dem Esstisch und jaulte leise auf als Audrey den Raum betrat. Das Esszimmer war eine Art Vorraum zur Küche. „Hm? Cooper? Wer ist da? Sahra, bist du das? Mike?“ „Nein Grandma, ich bin‘s.“, sagte Audrey und betrat neugierig die Küche. Es roch gut, so gut dass Audrey schon wieder Hunger bekam obwohl sie eben erst was gegessen hatte. „Ach du bist es! Sehr schön Audrey, kannst du mir beim Tischdecken helfen? Hast du schon was gegessen?“ Audrey holte gerade Telle raus dem Schrank. „Ja, hab ich.“ „Aber sicher nicht genug! Du isst mir hier schön mit, sonst fällst du mir noch vom Fleisch!“ „Aber ich hab doch schon gegessen und ich hab auch gar keinen Hunger mehr.“ „Quatsch, Essen schadet nie! Hol für dich auch einen Teller.“, meinte ihre Großmutter bestimmt. „Aber…“ „Keine Wiedersprüche.“ „Ja Grandma.“ „Wir sind zurü-hück!“, rief ihre Mutter durch das Haus als sie, Audrey Vater und ihr Großvater sich durch die Tür quetschten. „Habt ihr den Thymian mitgebracht?“, fragte ihre Großmutter aus der Küche heraus und sah besorgt auf ihren Braten. „Ja Mum, hier.“ Audreys Mutter kramte kurz in einer ihrer Taschen herum und holte etwas heraus was wie ein Salzstreuer aussah. „Ah, klasse, danke, jetzt ist das Mittagessen gerettet.“, stellte ihre Großmutter erleichtert fest. „Mum… es war nur Thymian.“ „Ja, aber er rundet alles ab!“ Audrey hätte sterben können. Gespräche über Gewürze, langweiliger ging’s nicht. „Schatz, könnte ich jetzt bitte die Taschen irgendwo abstellen, meine Arme fallen ab.“, meldete sich plötzlich ihr Vater zu Wort. „Ach, stell sie einfach in den Flur, aber hol das Hundefutter raus, Cooper versaut uns sonst die Einkäufe“, sagte Audreys Großvater und kam in die Küche geschlichen „Na Karen, was gibt’s heute?“ „Das was es gestern nicht gab. Und jetzt wascht euch die Hände, füttert den Hund und setzt euch hin!“ Audrey, die bisher nur brav auf ihrem Platz gesessen hatte musste doch zugeben dass ihre Großmutter ein wunderbarer Oberfeldwebel gewesen wäre. Sie hatte manchmal etwas ziemlich militärisches an sich. „Na Cooper, du süßer, oller Schnucki?“ Audrey blickte unter den Tisch, wo die brau-grau-schwarze Promenadenmischung mit den Knickohren zu ihr aufsah. „Audrey, dieser Hund war mal voller Männlichkeit, aber seit dem du so mit ihm redest verniedlicht er sich von Tag zu Tag.“, meinte ihr Großvater und stellte eine volle Futterschale in die Küche, wofür Cooper sich sogar erhob. Eigentlich war es ein Wunder dass der Hund überhaupt noch stehen konnte. „Hey, das stimmt nicht“, verteidigte Audrey sich „Der wird gar nicht niedlicher, nur noch grauer und älter.“ „Ruhe jetzt! Audrey, ruf mal deinen Onkel und dann erzählst du uns wie dein erster Schultag war.“, befahl ihre Großmutter und warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu. Ja, sie war die unbestrittene Herrscherin über das Haus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)