About Imprinting and Re-Imprinting. von _infrangible_ ================================================================================ Kapitel 18: Inside you´re ugly, ugly like me. --------------------------------------------- Wieder einmal zappte sie durch die TV-Programme. Ihren nächsten Monatslohn würde sie wohl zum Großteil in ein paar anständige DVDs stecken, denn das Fernsehprogramm war einfach nicht auszuhalten. Realityshows, Talkshows, Kochsendungen, Eishockeyspiele. Und selbstverständlich Werbung für Ahornsirup. Zugegeben, sie übertrieb ein wenig und war wohl noch etwas klischeebehaftet, aber ihre Lieblingsfilme würde sie sich trotzdem noch zulegen. Sam war schon eine gute halbe Stunde unterwegs, um etwas zu essen zu besorgen. Und eine Flasche Wein, um ihr Beisammensein zu feiern. Denn nun war es endgültig entschieden. Sie würden zusammenleben, ohne Geheimnisse, ohne Heimlichtuerei und ohne einen sadistischen Psychopathen-Exfreund. Sie hatten die ganze Nacht bis in die späten Morgenstunden geredet. Zugegeben, Sam hatte sie ein wenig überrumpelt. Mit der Prägungssache und so weiter. Aber May hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, dass er ihr etwas verheimlichte, und dass irgendetwas anders an ihm war. Doch sie hatte etwas anderes erwartet, was – ihrer Meinung nach bedeutend „schlimmer“ gewesen wäre, als diese „simple“ Prägung. Sie hatte damit gerechnet, dass sich ihre Anabolika-Theorie, die sie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen aufgestellt hatte, Bestätigung finden würde. Dass Sam vielleicht sogar mit einem Drogenkartell in Mexiko zusammen arbeiten könnte. Irgendwie sowas in der Art. Ihre Fantasie kannte nunmal keine Grenzen. Da kam ihr diese Ewige-Liebe-Sache gerade recht. Und zugegebenermaßen beruhigte es sie. Diese wispernde Stimme in ihrem Kopf, die ihr Stunde für Stunde, in der sie nicht mit Sam zusammen gewesen war, ins Ohr geflüstert hatte, dass er sich womöglich in eine andere verguckt hatte und sie sitzen ließ, hatte nun endlich Ruhe gegeben. Doch das würde sie vor Sam niemals zugegeben. Natürlich hatte sie sich ihm gegenüber geöffnet, aber mit ihren verdammten Selbstzweifeln wollte sie ihn nun wirklich nicht belasten. Dass er den dunkelsten Schatten ihrer Vergangenheit kennen gelernt hatte, hatte ihr schon gereicht – und ihm sicherlich auch. Die Minuten verstrichen und allmählich wurde May unruhig. Wo blieb er nur? Mittlerweile war Sam schon eine Stunde unterwegs. Hatte er etwa vor, einen Jahresvorrat an Lebensmitteln anzulegen? Sie kicherte. Ihr sollte es recht sein, wenn sie beide das Bett erst mal nicht mehr verlassen mussten. May streckte sich aus und vergrub ihre Zehen in der Sofaritze nur um im nächsten Moment zurück zu zucken. Die Couch schien etwas verschlungen zu haben, was sie nun unangenehm in den Fuß piekste. Sie richtete sich auf und ließ ihre linke Hand ins Sofa gleiten. Im nächsten Moment hielt sie die Wohnungsschlüssel in der Hand. Sie zog eine Grimasse. Sam hatte also die Schlüssel vergessen. Das war ja mal wieder typisch. Bloß, weil er in seinem ehemaligen Zuhause nie die Tür hatte abschließen müssen. Weil sich das Haus mitten im Nirgendwo befunden hatte. Naja und weil er ein Wolf war. Er brauchte vor nichts und niemandem Angst zu haben. Die schrille Türklingel riss sie aus ihren Gedanken. Das musste er sein, na endlich! Sie sprang von der Couch und wenige Sekunden später riss sie die Haustür voller Euphorie beinahe aus den Angeln. Und erstarrte. Noch bevor sie die Tür zuschlagen konnte, stand er auch schon im Flur. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. „Hast du mich vermisst?“ fragte er und sie presste die Lippen eng aufeinander. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, sie atmete schwer. Wie? Wie war das möglich? Sie spurtete in Richtung Wohnzimmer, wisch seinen Händen aus, die sich nach ihr ausstreckten und griff nach dem schnurlosen Telefon. Gerade hatte sie die Nummer der Polizei gewählt und hielt ihren Daumen auf dem grünen Hörer, als die Wohnzimmertür mit einem lauten Knall gegen die Wand prallte. Im nächsten Moment stand er vor ihr und grinste spöttisch. „Meine Güte, Kindchen, wo hast du nur deine guten Manieren gelassen? So begrüßt man seine Gäste nun wirklich nicht...“ Sie konnte ihn kaum hören, so laut pochte das Blut in ihren Ohren. Für einen Moment beschlich sie der Gedanke, einfach aus dem Fenster zu flüchten. Als Fleischhaufen von der Straße gekratzt zu werden wäre immer noch besser, als das, was sie jetzt erwarten würde. Doch sie riss sich zusammen. Vielleicht konnte sie Zeit schinden. Sam müsste bald wieder hier sein. Vorausgesetzt er war nicht auf Dave getroffen. Vielleicht hatte der ihn irgendwo in einer Seitengasse abgefangen und... Oh Gott. Ihr Herz überschlug sich und schien ihr aus der Brust herausspringen zu wollen. Das Telefon hielt sie hinter ihrem Rücken, sie drückte den grünen Hörer. „Dave...“ sagte sie langsam. „Wie..?“ Er unterbrach sie sogleich. „Wie? Wie ich dich gefunden habe?“ er lachte kurz. „Liebes, du weißt doch, ich passe gut auf dich auf. Ich habe dir doch gesagt...“ Er verstummte und schaute sie auffordernd an. „...dass du mich immer finden wirst.“ beendete sie seinen Satz. Er nickte. „Braves Mädchen.“ Wieder schwieg er und sie überlegte fieberhaft, wie sie ihn weiter bei der Stange halten konnte, doch in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken und sie brachte kein Wort heraus. „Miss? Miss?! Sind Sie dran? Was kann ich für Sie tun?“ Verwirrt blickte Dave sich um. „Liebes.“ zischte er. „Wer spricht da?“ May riss die Augen weit auf. Das Telefon. Scheiße. „Nie..niemand.“ stotterte sie wenig glaubwürdig. Blitzschnell stand er vor ihr und griff ihre Hand, die sie hinter dem Rücken hielt. „Hallo?“ fragte er, unschuldig wie ein Lamm und drückte den Knopf für den Lautsprecher. „Die Notrufzentrale hier. Was kann ich für Sie tun?“ Daves Blick schnellte zu ihr. „So so.“ zischte er „Du willst die Bullen rufen?! Sag mal, bist du denn komplett bescheuert?“ nun schrie er. „Mister? Alles in Ordnung?“ erkundigte sich die Stimme aus dem Hörer. „Jaja, alles bestens. Wir haben uns verwählt.“ antwortete er forsch während er May mit seinen Blicken erdolchte. Die nahm nun allen Mut zusammen, atmete tief ein und schrie: „Nein, nichts ist in Ordnung! Sie müssen mir helfen verdammt, er wird mich umbringen!!!“ „Tut, tut, tut.“ er hatte aufgelegt. Und nun kam er bedrohlich langsam auf sie zu. ,Sam!´ flehte sie in Gedanken. ,Sam, wo bleibst du nur?´ Er hatte irgendwas von Telepathie erzählt. Sie hoffte, dass es funktionieren würde. Vergeblich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)