About Imprinting and Re-Imprinting. von _infrangible_ ================================================================================ Kapitel 2: Anabolika-Arnold --------------------------- „Bist du alleine hier?“ fragte die indigene Version eines Möchtegern-Arnold-Schwarzeneggers. „Aaaalter.“ Jetzt hielt sie es nicht mehr aus. Das konnte doch nun wirklich nicht sein Ernst sein! Augenblicklich verwarf sie den dummen Gedanken, den Bus vielleicht “versehentlich“ zu verpassen und noch ein paar Stunden zu bleiben, oder zumindest so lange, bis Ruby sich auf den Nachhauseweg machte. Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Meine Fresse, ein Fall für die Klischee-Police.“ Murrte sie mehr zu sich selbst als zu ihm. „Bitte was?“ Sam schaute sie mit hochgezogener Augenbraue fragend an. „Ach nichts. Ich geh jetzt. Tschüss.“ May erhob sich von ihrem Stuhl und nickte ihm kurz zu. Sie war bereits kurz vor der Tür, als sie sicherheitshalber doch noch einen Blick auf ihr Handy warf. Wirklich Lust, noch eine halbe Ewigkeit in der Kälte zu stehen hatte sie nämlich nicht. Brauchte sie auch nicht. Zwar war es nach wie vor eiskalt draußen, aber ihr blieben nur noch sagenhafte drei Minuten, um die Bushaltestelle zu erreichen. Als sich diese Tatsache langsam einen Weg durch ihre alkoholverstopften Nervenbahnen zu ihrem Gehirn bahnte, fing sie augenblicklich an zu rennen und fluchte dabei laut vor sich hin. Scheiß Anabolika-Typ. Scheiß Party. Scheiß Stress. Scheiß Rennen. Völlig außer Atem und immer noch fluchend rückte die Bushaltestelle nun langsam in ihr Sichtfeld. May verlangsamte ihren Schritt, das Seitenstechen war mittlerweile unerträglich. Verdammte Raucherei. Sie hustete und hatte das Gefühl, dass ihre Lunge gleich aus ihrem Hals herausspringen, ihr einen ordentlichen Tritt in den Bauch verpassen und sich dann in die Karibik absetzen würde. So schlecht war ihre Kondition eigentlich nicht, aber der Alkohol und die Kälte trugen nicht unbedingt positiv zu ihrem Durchhaltevermögen bei. Der Bus war noch nicht in Sicht, und auch wenn klar war, dass sie sie nicht zu Ende rauchen können würde, ließ May sich auf die mit Raureif überzogene Bank der Bushaltestelle fallen und steckte sich eine Zigarette an. Hallo Lunge, hallo May. Hallo Hintern. Sie sprang auf. Fuck, war das kalt. Ein Wunder, dass sie nicht augenblicklich an der Bank festgefroren war. Prüfend schaute sie erneut die Straße hinunter, noch immer war kein Bus in Sicht. Als dieser nachdem sie ihre Zigarette bereits beendet hatte und nun missmutig von einem Fuß auf den anderen trat immer noch nicht aufgetaucht war, beschlich sie langsam die Vermutung, dass die sportliche Meisterleistung eben absolut für die Katz gewesen war. Nach weiteren fünf Minuten musste sie sich endgültig eingestehen, dass sie doch tatsächlich den Bus verpasst hatte. May grummelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Und wieder kam ihr nur eine Person in den Sinn, der sie den schwarzen Peter zuschieben konnte. Anabolika-Arnold. Auch bekannt als Sam. Fluchend machte sie sich auf den Weg nach Hause. Zu Fuß, wohl bemerkt. Mit Grabesstimmung stapfte sie die Straße entlang. Und wieder schlich sich klammheimlich eine gewisse Person in ihren Kopf. Arnold.. Sam sollte sich eigentlich geehrt fühlen, dass sie so fieberhaft über solch hübsche Umschreibungen für ihn nachgrübelte. Dass sie überhaupt noch einen Gedanken an ihn verschwendete, verwunderte sie. Sie hatte doch schließlich ihre Prinzipien. Und dazu gehörte definitiv, keinem muskelbepackten, unglaublich scharf aussehenden Riesen über den Weg zu trauen. May trottete bereits seit einer viertel Stunde eine Landstraße entlang und fragte sich allmählich, ob es wirklich so schlau gewesen war, zu Fuß zu laufen. Ein Taxi wäre zwar teurer, dafür aber um einiges wärmer und sicherer gewesen. Sie seufzte. Zum Fluchen hatte sie keine Kraft, und auch keine Worte mehr, sämtliche Flüche die ihr bekannt waren, und das waren wirklich nicht wenige, hatte sie bereits aufgebraucht. Müde war sie auch, und sie bibberte vor Kälte. Mama! Müde, kalt, Hunger, Pippi! Genau so fühlte sie sich. Gerade hatte sie beschlossen, sich doch noch ein Taxi in diese Einöde zu bestellen, als hinter ihr ein Auto aufblendete. Sie wirbelte herum und Panik machte sich in ihr breit. Wer zur Hölle fuhr um diese Uhrzeit diese verfluchte Strecke entlang? Das Auto wurde langsamer und kam schließlich neben ihr zum Stehen. Das Fenster auf der Beifahrerseite wurde heruntergekurbelt und das Licht im Wageninneren angestellt. Wäre ihr Kopf eine Talkshow, würden ihre Gedanken einem einzigen zensierenden Piiiiep gleichen. Entsetzt blickte sie auf die Personen im Wageninneren. Was war das heute nur für ein verfluchter Scheißtag? Das konnte doch wirklich nicht wahr sein, dieser Typ auf der Beifahrerseite sah genau so aus wie… Nein, nein, nein, das konnte nicht sein. Ohne Rücksicht auf ihr Make-Up zu nehmen, rieb sich May fahrig über die Augen. Sah sie doppelt? „Tschuldige, ich dachte, du wärst ein Reh.“ kam aus dem Wageninneren, kurz darauf ertönte ein warmes, dunkles Lachen, welches ihr Gänsehaut über die Arme jagte. Noch immer bekam sie kein Wort heraus, die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten durcheinander. Wie viele von der Sorte gab es eigentlich?! „Na was ist, willst du mitfahren?“ Noch immer bekam sie keine Antwort zustande. „Ich weiß ja, dass du wortkarg bist, aber du hast eben nicht so gewirkt, als wärst du auf den Mund gefallen.“ Ihr Hirn ratterte. Sollte sie wirklich? Bei zwei Fremden? Gut, Arnold kannte sie ja schon, aber der andere… Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schoss nun eine Hand aus dem Fenster und griff nach ihrer. „Ich bin Paul, hi.“ Der, dem die Hand gehörte und wohl Paul hieß, grinste sie breit an. May seufzte. Was sollte schon groß passieren? Genau, vieles, aber ihr Hirn und der Gedanke an ihr warmes Bett blockten sämtliche Anflüge von Vernunft erfolgreich ab und wenige Sekunden später saß sie auf dem beheizten Rücksitz der Klapperkiste, die sich Auto schimpfte. Hat Arnold Schwarzenegger eigentlich einen Bruder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)