About Imprinting and Re-Imprinting. von _infrangible_ ================================================================================ Kapitel 3: Head meets Door oder : Morgen, du bist ein Arsch! ------------------------------------------------------------ Als May am nächsten Morgen erwachte, versuchte sie zunächst einmal vergeblich das, was eigentlich ihrer Augen hätten sein sollen, und was die Kerle sonst so an ihr liebten, aufzubekommen. Doch dieser „Kampf“ war aussichtslos, da ihre Augen so vom Make-up verklebt waren, dass da ohne Seife und Wasser nichts zu machen war. Also verfiel sie erst einmal in eine ihrer geliebten Schimpftiraden. Sie tapste grummelnd und fluchend in Richtung Badezimmer, auch wenn sie den Weg nur erahnen konnte. Erahnen, genau. Weil sie am Vorabend zu erschöpft, zu betrunken und halb erfroren gewesen war, hatte sie auf das allabendliche Abschminken verzichtet. Vom Zähneputzen mal ganz zu schweigen. Und was hatte sie jetzt davon? Fünf Minuten mehr Schlaf, dafür aber einen abartigen Geschmack im Mund und sehen konnte sie auch fast nichts. Nachdem sie sich ihre Sicht zurück erkämpft hatte – und ja, es war wirklich ein Kampf gewesen – ließ sie sich wieder auf ihr Bett fallen und ließ den Vorabend Revue passieren. Und schon wieder hatte sie einen Grund gefunden, sich selbst zu rügen, zu beschimpfen, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Wie naiv, wie blauäugig war sie eigentlich gewesen?! Einfach so zu fremden Typen in den Wagen zu steigen. Dummes Ding, dummes dummes Ding! Was da alles hätte passieren können! May verdrehte die Augen. Jetzt klang sie schon wie ihre Mutter. Aber Recht hatte sie, die Aktion am vergangenen Abend war äußerst riskant gewesen, und es hätte verdammt, verdammt schief laufen können. Ihr wurde schlecht. Aber mal wieder hatte sie mehr Glück als Verstand gehabt – wie so oft. Ob das wohl der Alkohol Schuld gewesen war? Dabei hatte sie sich gar nicht so betrunken gefühlt… Aber wenn sie einmal genauer darüber nachdachte... Verdammt, da fehlte was. Ein Filmriss also. Sie stöhnte genervt auf. Das wiederum hieß wohl, dass sie um einiges mehr im Tee gehabt zu haben schien, als gedacht. Sie zermarterte sich das Hirn, um die Bruchstücke ihrer Erinnerung wieder zusammenzufügen und die fehlenden irgendwo auszugraben. Nach zehn Minuten hatte sie den Abend soweit rekonstruiert. Aber etwas fehlte immer noch. Sie erinnerte sich lediglich daran, aus Sams Auto ausgestiegen zu sein, sich bedankt zu haben und dann wild gestikulierend die Fahrer- und die Beifahrertür geöffnet zu haben. Absolut sinnlos. May schüttelte den Kopf. Dummes betrunkenes Kind. Nur gut, dass Betrunkenen und Kinder nie etwas Schlimmes passiert, wie man so schön sagt. Aber trotzdem wurmte es sie. Warum, warum zur Hölle hatte sie die verdammten Türen geöffnet? Zum Durchlüften? Absurd. Halbnackt machte sie sich auf den Weg in die Küche. Ihr Körper lechzte nach Koffein. Ein starker Kaffee würde ihr Hirn und ihren Körper sicher wieder zum Leben erwecken. Koffein war ihr Lebenselixir, durch und durch. Sie hatte die Hand schon auf der Klinke, um die Tür aufzuziehen, doch diese war so nett und kam ihr entgegen. Mit voller Wucht. Hallo Kopf, hallo Schmerzen, hallo May. Diese lag jetzt auf dem Boden, hatte die Augen geschlossen und stieß leise Flüche aus. Was zur Hölle war denn hier los? Sie lebte alleine, niemand konnte in ihrer Wohnung sein, außer… Sie riss die Augen entsetzt auf. Einbrecher! Scheiße, scheiße, scheiße! Sie sprang auf die Füße, taumelte einen Schritt zurück, ihr Kreislauf war noch nicht so ganz auf der Höhe. Die Panik, die sich innerhalb weniger Millisekunden in ihr breit gemacht hatte, verschwand aber sogleich wieder und wich einer Mischung aus Erstaunen und purem Entsetzen. Was machte DER denn hier?! Ein breites Grinsen, dann hielt ihr der Riese die Tür auf und bat sie mit einer übertriebenen Geste, in ihre Küche einzutreten. Ihre Küche! Sie schnaubte empört, verschränkte die Arme vor der Brust und stapfte in die Küche, geradewegs auf die Kaffeemaschine zu. Die lief schon auf Hochtouren. Klar. Wenn er schon so dreist war, sie in ihre eigene Küche hereinzubitten, dann würde er auch ganz sicher nicht davor zurück schrecken, sich einfach an ihrem Hab und Gut zu bedienen. Wieder schnaubte sie. Sie hätte einfach verdammt noch mal nicht aufstehen sollen. Sie grummelte vor sich hin, während sie sich eine Tasse Kaffee einschenkte. „So so, ein Morgenmuffel also.“ Der rauen, dunklen Stimme folgte ein leises, warmes Glucksen. Sie wirbelte herum. Nicht der auch noch! May schlug sich die Hände vors Gesicht. War sie noch immer betrunken? Sah sie schon wieder, oder immer noch doppelt? Auch der andere, der ihr das Date mit der Tür verschafft hatte, war mittlerweile zu ihnen gestoßen und blickte verwirrt zwischen dem mittlerweile lachenden Sam und May hin und her, die ihren Mund vor Entsetzen weit geöffnet hatte. Der andere… Paul, ging schnurstracks auf May zu, legte ihr eine seiner Riesenpranken unter das Kinn und drückte dieses sanft nach oben. „Mund zu, es zieht.“ Wisperte er und grinste sie immer noch, oder besser gesagt, wie immer breit an. May ihrerseits war so perplex, dass sie sich erst mal auf einen der Stühle fallen ließ und die Tasse lauwarmen Kaffee auf Ex trank, um sich gleich darauf wieder zu erheben und sich noch eine Tasse nachzuschenken. Allmählich erlangte sie ihre Fassung zurück – und wurde sauer. „Was zum Teufel macht IHR hier?!“ schnauzte sie die beiden an, die sie zunächst erschrocken anschauten, dann aber in ein lautes Lachen ausbrachen. Sie kriegten sich gar nicht mehr ein, und Mays Laune sank vom Keller bis zum Erdkern. Wütend kniff sie die Augen zusammen. „Ja, was jetzt?!“ ihre Stimme war schroffer, lauter. Sie war wirklich stinksauer. Was erlaubten sich die beiden eigentlich? Sich einfach zu ihr nach Hause einzuladen, sich an ihren Sachen zu bedienen und sie dann auch noch auszulachen? Und sie dachte immer, sie wäre dreist. Oder die Jugend. Sagt man doch so oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)