Panther und Wolf von HadesEye ((Arbeitstitel)) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel II - Flucht (Mittagsstunde) ---------------------------------------------- Und weiter gehts...         Als er gegen Mittag wieder im Ligusterweg auftauchte, stand sein Onkel Vernon schon sich umschauend im Vorgarten und packte Harry grob am Arm, sobald sich dieser in seiner Reichweite befand, um ihn ins Haus zu ziehen, wo er seine geballte Faust sofort mit voller Wucht gegen den Kiefer seines Neffen krachen ließ, kaum dass die Haustür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Dann begann er lautstark zu Fluchen, sodass Harry schon nach wenigen Sekunden die Ohren klingelten. Er vernahm nur einzelne Satzfetzen: „Einfach abgehauen-…Kein Frühstück! ...Polizei rufen... Gerüchte…-Nachbarn denken?!“ und schaltete schon nach wenigen Worten komplett ab. Sollten die Nachbarn doch denken was sie wollten, ihm war es egal. Gerüchte gab es sowieso, blaue Flecken und langärmelige Pullover im Sommer fielen noch viel eher auf, als seine Abwesenheit für ein paar Stunden. Außerdem hatte niemand gesehen, wie er das Haus verlassen hatte, da war er sich sicher. Und Frühstück hatte er auch vorbereitet: die geschmierten Brote und das geschnittene Obst waren im Kühlschrank, die zum Braten bereite Pfanne stand neben dem Herd, genauso wie das Paket mit Schinken und das mit den Eiern. Das Braten an sich konnte Petunia wohl mal selber machen, das musste sie ja während der Schulzeit auch. Und Sorgen um ihn hatte sich mit Sicherheit auch niemand gemacht. Die einzigen, die sich um ihn sorgten, waren meilenweit entfernt und hofften, dass er in der Zeit, die er bei den Dursleys zu verbringen gezwungen war, nicht verhungerte.  Vernon, welcher inzwischen schon dunkelviolett anlief, brüllte immer noch, kam aber nun langsam zum Ende und erteilte Harry für die nächsten 48 Stunden Zimmerarrest. Dann drehte er sich um und walzte, schnaufend wie ein Nashorn, an seiner Frau vorbei, welche mit geschürzten Lippen im Türrahmen stand. Petunia schnalzte noch einmal verächtlich mit der Zunge und folgte ihrem Ehegatten in das geräumige Wohnzimmer. Dabei nickte sie seinem Fluchen und Schimpftiraden über Harry, den unfähigen Nichtsnutz, das viel zu warme Wetter, den wertlosen Freak -Harry-, die Gerüchte, die in der Nachbarschaft aufkommen könnten und Harry im Allgemeinen zu. So wie sie es immer tat.  Der Schwarzhaarige, welcher immer noch an die Haustür gelehnt dasaß, wohin ihn Vernons Faustschlag gebracht hatte, bemerkte flüchtig eine Bewegung auf der Treppe und drehte seinen schmerzhaft pochenden Kopf in Richtung seines Cousins Dudley, welcher durch das Knallen der Haustür neugierig geworden und an den oberen Treppenabsatz gekommen war, um gespannt dem Spektakel im Flur beiwohnen zu können. „Popcorn?“, fragte Harry sarkastisch und versuchte sich vorsichtig zu erheben. Dudley grunzte und ging zurück in sein Zimmer, wobei er Harry noch einen verwirrt-garstigen Blick zuwarf. „Freak!“, war seine Antwort auf Harrys Frage.     Dieser stand nun allein im Flur und überlegte, wie er es schaffen könnte, trotz Zimmerarrest zurück nach draußen in den Wald zu kommen. Er wollte so gern mehr über die unbekannten Wesen lernen. Wissen, wer sie waren, wo sie herkamen und wie sie lebten. Außerdem fühlte er sich im Schutz der Bäume sicher, was aber kein Wunder war, bedachte man, wie seine Verwandten ihn behandelten. Er schlich zum Schrank unter der Treppe und lauschte. Vernon und Petunia hatten ihr Gespräch auf die Terrasse verlegt und diskutierten nun Vernons nächsten Besuch, welcher am frühen Nachmittag kommen sollte. Irgendein zukünftiger Geschäftspartner mit Frau und Sohn. „Sicherlich ein netter Junge, aber so zuvorkommend wie mein kleiner Duddy-Spatz kann er nicht sein.“, lästerte die Stimme seiner Tante. „Unser, Liebes, unser Duddy.“, berichtigte ihr Mann etwas harsch.  Harry hatte fast Lust Dobby zu rufen, um das Essen zu ruinieren, wie er es vor ein paar Jahren getan hatte, aber die Konsequenzen hielten ihn davon ab. Dobby, der ehemalige Hauself der reinblütigen Zaubererfamilie Malfoy, hatte einen Narren an „Harry Potter, Sir“ gefressen, der ihn am Ende seines zweiten Schuljahres durch einen kleinen Trick aus der Knechtschaft befreit hatte. Der Sohn der Familie, Draco Malfoy, ging mit Harry in die gleiche Klassenstufe, beide Jungen konnten sich eigentlich überhaupt nicht leiden und immer wenn sie aufeinander trafen, flogen Flüche.   Im Moment wollte der Jugendliche jedoch nicht über den blonden Fiesling nachdenken, der ihn immer wieder provozierte, derzeit wollte er nur an seine Schulbücher, was allerdings schon schwierig genug war. Er steckte die alte Nadel, welche er immer im Holz unter einer der Treppenstufen liegen hatte in das breite Schrankschloss und mit einem leisen Klick sprang die Tür auf. Flink sammelte Harry alle Bücher die er zu tragen fähig war zusammen, schloss die niedrige Tür erneut, ohne sie jedoch abzuschließen und schlich so schnell es ihm möglich war in sein Zimmer hinauf. Dort angekommen warf er die Lektüre auf sein klappriges Bett und stellte den altersschwachen Schreibtischstuhl mit der Lehne unter die Türklinke.  Dann setzte er sich neben den hohen Bücherstapel und begann ihn durchzusehen und nach Fachrichtungen zu sortieren. Drei Bücher für Verteidigung gegen die dunklen Künste fanden ihren Platz neben dem zerrupften Kopfkissen, das für Kräuterkunde und eines, welches die hohe Kunst des Tränkebrauens lehrte landeten am Fußende der Liegestatt. Das dicke Buch über `Verwandlungen im Haushalt – für Fortgeschrittene´ ließ das Bettgestell knarren, als es gemeinsam mit dem Schulbuch über Verwandlungen von Gegenständen in Tiere und zurück, fast achtlos auf der schäbigen Bettdecke landete. Schließlich fiel Harrys Blick auf das pelzige Cover des Buches für Pflege magischer Geschöpfe.   Die für sein Interesse unbrauchbaren Bücher über Verteidigung und Kräuterkunde bekamen noch einen schnellen Blick, das Tränkebuch ließ sich Harrys Miene verdunkeln, wurde dann aber auch ignoriert, als er sich einem der Verteidigungsbücher zuwandte, welches den Titel `Gefährliche Wesen schwarzmagischer Natur-Erkennen und bekämpfen´ trug. Nach kurzem Überdenken legte er es jedoch zurück auf den Verteidigungsstapel. Auch das zweite Buch zu diesem Thema war für den Schwarzhaarigen vorerst nicht von Interesse. Blieben also noch zwei in Frage kommende Bücher übrig, welche er durcharbeiten wollte.  Er schnappte sich das erste, ein Buch über die dunklen Künste, das er sich bei seinem letzten Besuch in dem kleinen Zaubererdorf Hogsmeade in der Nähe des Schulgeländes gekauft hatte, als sie zuletzt die Erlaubnis für einen Besuch bekommen hatten – sein Freund Ron hatte verständnislos den Kopf geschüttelt und ihn für verrückt erklärt, Hermine, welche meist schon beim Frühstück mit dem lesen leichter, mindestens sechshundertseitiger Lektüre beschäftigt war, hatte nur stolz genickt.  Auf Harrys Lippen schlich sich ein melancholisches Lächeln, als er an seine beiden Freund dachte, bevor er sich wieder in das überraschend kritische Buch über `Licht- und Schattenseiten der dunklen Magie´ vertiefte. Der Autor brachte dem Leser nicht nur die negativen Auswirkungen schwarzer Magie nahe, sondern warnte ihn auch die positiven Aspekte nicht aus Angst vor der Macht, die sie barg außer Acht zu lassen. Des Weiteren erzählte er viel über einige der sogenannten `Schwarzmagischen Wesen´, mit welchen er ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte.  So fand Harry überrascht einige Absätze, in denen der Autor die weit verbreitete Ansicht widerlegte, dass alle Vampire zum Überleben frisches Blut bräuchten. Geborene Angehörige dieser Art sollten ihm zufolge einen Stein oder Kelch besitzen, der sie in den Momenten des Blutrauschs ernährte. Von Gebissenen jedoch, so wurde dem Leser geraten, sollte man sich besser fernhalten. Stirnrunzelnd las Harry weiter. Ein anderes Kapitel handelte von den Grundeigenschaften der Wer-Arten, zu denen auch die  in Großbritannien relativ weit verbreiteten Werwölfe gehörten. Der Jugendliche hatte nicht einmal gewusst, dass es mehr als nur Wölfe gab. Umso erfreuter war er, als er zu der Passage kam, in der der Schriftsteller auf das Wer-Gen zu sprechen kam und er nahm sich vor, seinem Ehrenpaten Remus Lupin von seiner Entdeckung zu berichten, sobald er ihn wiedersah.  Remus Lupin war einer der bekannten Werwölfe, in Harrys drittem Schuljahr hatte er als Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste fungiert. Der Schwarzhaarige hatte damals zuerst nicht gewusst, dass er einem der besten Freunde seiner verstorbenen Eltern begegnet war, fand ihn aber dennoch sehr sympathisch. Doch Remus war nicht der einzige Freund, den der zu dem Zeitpunkt Dreizehnjährige kennenlernen durfte. Sirius Black, ein angeblicher Massenmörder, der auch an dem Tod der Potters die Schuld trug, war nach Hogwarts gekommen um seinen Patensohn zu töten – Harry.  Zumindest war es das, was die meisten Leute glaubten, denn der eigentliche Grund war noch ein weiterer alter Bekannter: der totgeglaubte Peter Pettigrew. Der eigentliche Verräter von Harrys Eltern an Voldemort. Er hatte seinen Tod vorgetäuscht und damit dafür gesorgt, dass der unschuldige Black für zwölf lange Jahre nach Askaban, das grausame Zauberergefängnis mitten auf dem Ozean verbannt wurde, ehe sich dieser entgegen der geläufigen Meinung, dass es unmöglich sei, daraus befreien und entkommen konnte.  Zwar konnten Harry und seine Freunde Sirius Black vor der Hinrichtung durch das Zaubereiministerium retten, doch Peter Pettigrew war ihnen entkommen, sodass die Unschuld von Harrys Paten leider nicht bewiesen werden konnte und dieser sich versteckt halten musste. Am Ende des Schuljahres hatte dann auch Remus gehen müssen, da sein inneres Wesen im Verlauf der Ereignisse von vielen Schülern erkannt wurde, deren Eltern sich gegen einen Werwolf als Lehrer ihrer Töchter und Söhne aussprachen. Trotz Banntrank war es ihnen zu gefährlich ihn weiterhin unterrichten zu lassen. So hatte er gehen müssen. Harry hatte jedoch seither engen Briefkontakt mit ihm und empfand ihn genauso als Paten wie er Sirius gegenüber empfunden hatte.  Am Ende des letzten Schuljahres war dieser jedoch durch einen Spiegel in den Gewölben unter dem Ministerium für Zauberei gestürzt. Offiziell galt er als Tod, auch wenn Harry tief in seinem Inneren sicher war, dass sie sich wiedersehen würden – lebend. Er wusste nicht warum und zeigte es auch nicht offen, aber er hatte das Gefühl, dass sein geliebter Pate nicht tot war. Remus hatte er in einem privaten Gespräch ein paar Tage nach dem Ereignis fast überzeugen können. Der Ältere war der Einzige, mit dem Harry gesprochen hatte und der ihm glaubte.   Ron und Hermine hatten versucht in zu trösten, sie waren auch schockiert gewesen den schwarzhaarigen Mann fallen zu sehen, kamen aber besser damit klar, hatten sie ihm doch nicht besonders nahegestanden. Sie hatten Harry nicht die Hoffnung nehmen wollen, doch sie versuchten ihm beizubringen, dass der Mann fort war und klangen dabei so überzeugt, dass Harry nichts weiter gesagt hatte. Sie verstanden ihn nicht so wie Remus es tat. Also hatte Harry geschwiegen und gelächelt. Er war nicht mehr mutlos und verzweifelt, wie zu dem Zeitpunkt des Sturzes, er wusste, dass er Recht hatte.  In Gedanken bei seinen Paten, dem offiziellen und dem inoffiziellen, blätterte der Jugendliche weiter und nahm das gebotene Wissen in sich auf. Das vorletzte Kapitel des Buches bot eine weitere Information aus der Recherche und Überzeugung des Autors, die Harry bis dahin unbekannt gewesen war: Schwarze Magie war nicht von jedem anwendbar. Nur Jene, die ein erhöhtes Potential aufwiesen, konnten sie erlernen und weil mit dieser Tatsache eine gewisse Bewertung einherging, erregte die Nutzung schon früh in der Geschichte Angst und Neid. Die Menschen fürchteten sie und bald entstand ein tief verwurzelter Hass gegen alle Magier, die ihrer mächtig waren. Der Streit zwischen den schwarzen und den weißen Zauberern eskalierte, hohe Magie wurde verboten und wurde streng verfolgt und bestraft. Das Buch endete mit einer Prophezeiung, bei der Harry die Augen verdrehte. Von Weissagungen hatte er genug, vor vierzehn Jahren hatte eine solche Voldemort dazu veranlasst zu versuchen Harry zu töten, dabei waren dessen Eltern ums Leben gekommen und Harry hatte eine blitzförmige Narbe auf der Stirn zurückbehalten. Und er war über Nacht zu einer Berühmtheit geworden. Er, der-Junge-der-lebt. Er, der Retter, der den Todesfluch überlebt hatte. Was die Zeitungen nicht geschrieben hatten, war sein weiteres Leben bei den Dursleys, bei denen er aufwachsen musste. Die Schläge und Beschimpfungen. Niemand hatte sich darum gekümmert.   Nein, das einzige was zählte, war dass der gesprochene Todesfluch auf Voldemort zurückgefallen war und ihn damit für viele Jahre außer Gefecht gesetzt hatte. In Harrys viertem Schuljahr erst, hatte der, dessen Namen nicht genannt werden durfte, der Böse schlechthin – Voldemort, seinen Körper zurückbekommen.  Harrys Augen scannten die Buchseite mit der Prophezeiung ein weiteres Mal. Der Informationstext, der als Quellenangabe diente, verriet dass die Weissagung schon viele Jahrhunderte alt sein musste. Unter den selteneren magischen Wesen sollte sie sehr bekannt, von den Zauberern eher verlacht und als Unsinn abgetan worden sein. Der Fünfzehnjährige schnaubte belustigt. An solchen Unsinn glaubte er nicht mehr. Die Menschen neigten dazu sich etwas zusammen zu spinnen, wenn sie eine Erklärung benötigten oder ein wenig Hoffnung ersehnten.  Die im Buch niedergeschriebenen Bruchstücke erzählten vage von einem Drachen als Herrscher über Himmel und Erde. Sein Reiter, ein Erdgebundener, sollte Feuer und Wasser befehligen. Zumindest hatte sich der Autor das aus den unvollständigen Satzfetzen zusammenzureimen versucht. Um das Klischee zu erfüllen endete der kurze Text mit der Weissagung einer großen Veränderung. Harry lachte leise und schloss das Buch.  Leider hatte es zum Bedauern des Schwarzhaarigen keine Informationen zu den Wesen im Wald enthalten. Ein Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken und er stellte mit einem Blick auf die abgetragene Uhr an seinem Handgelenk fest, dass die Mittagszeit bereits vorbei war und Vernons Nachmittagsbesuch wohl schon vor der Tür stand. Unten im Flur erklangen schnelle Schritte und leise, letzte Anweisungen, dann das Öffnen der Tür und eine herzlich-förmliche Begrüßung, dann führten die Schritte ins Wohnzimmer. Zeit zu verschwinden. Also schnappte der Jugendliche sich seine schwarze Umhängetasche und packte sie mit seinen wichtigsten Habseligkeiten, unter anderem seinem Fotoalbum mit Bildern seiner Eltern, dem Tarnumhang seines Vaters und Sirius Zwei-Wege-Spiegel, der ähnlich funktionierte, wie ein Muggeltelefon, nur dass er zusätzlich das Spiegelbild des Gegenstückes zeigte. Dazu kamen noch ein paar alte, aber saubere Kleidungsstücke zum Wechseln. Hermine hatte ihm die federleichte Tasche zu Weihnachten geschenkt. „Unaufspürbarer Ausdehnungszauber“, hatte sie ihm stolz erklärt. „Remus hat mir dabei geholfen sie zu verzaubern. Außerdem wird sie nie schwerer, sodass du fast unendlich viele Bücher damit transportieren kannst.“  Harry strich sich durch das dichte, schwarze Haar und blinzelte. Langsam bekam er Kopfschmerzen und seine Sicht verschwamm immer wieder. Wahrscheinlich hatte er zu lange konzentriert gelesen und seine Augen damit überbelastet. Zum Schluss schmiss er noch sämtliche Bücher in seinem Zimmer in die Tasche und hängte sie sich über die schmale Schulter. Dann schlich er zur Tür, zog so leise wie möglich den Stuhl unter der Klinke weg und lauschte sorgfältig. Die Stimmen kamen von der Terrasse im kleinen Garten der Dursleys, der Weg schien frei zu sein.  Der Fünfzehnjährige schlüpfte durch die Tür und pirschte die Treppe hinunter zu dem Schrank mit seinen Schulsachen. Eilig öffnete er Harry ihn und sammelte alle Sachen, die er noch brauchen könnte und welche er nicht erneut besorgen wollte, ein und steckte sie in die Umhängetasche. Seine alten Schulumhänge, aus welchen er mittlerweile rausgewachsen war, ließ er liegen. Kaum hatte er das geschafft, hörte er wie die Gespräche auf der Terrasse stockten, als Petunia verkündete, nun die Torte holen zu wollen.  Harry musste sich beeilen. Er lief los, bedacht darauf keinen Mucks zu machen, öffnete die Haustür und rannte los, kaum dass seine bloßen Fußsohlen den Asphalt der Straße berührten. In seiner Eile hatte er vergessen Schuhe und eine Jacke anzuziehen, aber zum Glück war es warm und regnete nicht. Eine dünne Regenjacke hatte er eingepackt, aber Schuhe würde er sich wohl oder übel kaufen müssen. Oder zurückgehen. Schnell entschied er sich für die erste Möglichkeit und schlug den Weg zum kleinen Schuhgeschäft drei Straßen weiter ein.  Gut, dass er das Geld, welches Remus ihm zugesteckt hatte, bis jetzt noch nicht ausgeben konnte. Er betrat den kleinen Laden, dessen Eigentümerin eine ältere Dame Mitte sechzig war und ging durch die Reihen mit den verschiedensten Schuhmodellen, bis er ein sportliches Paar fand, das ihm gefiel. Bezahlen gehen wollte, fielen ihm ein paar seltsam aussehende Gestalten auf der Straße auf, welche er durch die große Scheibe des Schaufensters sehen konnte. Die drei Figuren trugen lange, dunkle Mäntel, deren Kapuzen tiefe Schatten in ihre Gesichter warfen. Waren es Todesser? Wussten sie, dass Harry hier war?  Der Schwarzhaarige bezahlte die Schuhe und freute sich, als die Verkäuferin ihm einen günstigeren Preis nannte, als auf dem Preisschildchen stand. Harry kannte sie recht gut, so hatte er doch nach dem Tod ihres Gatten vor zwei Jahren hin  und wieder während der Ferienzeit im Laden ausgeholfen. Nun kam er mit ihr ins Gespräch und erfuhr, dass der Laden nicht mehr so gut lief, ein wichtiger Sponsor war vor kurzem verschieden. „Außerdem“, seufzte die ältere Dame. „Außerdem werde ich langsam älter, ich spüre das in den Knochen. Damals, als mein Mann noch lebte, als ich noch so ein junges Ding war, da schien die Sonne wärmer für mich. Du bist noch nicht so alt, hast dein ganzes Leben noch vor dir. Ich habe das meine gelebt, jetzt seid ihr dran.“ Harry nickte. Er hätte ihr so gern wieder geholfen, aber Geld würde sie nicht annehmen und als unbezahlte Aushilfe arbeiten ging auch nicht, er musste vorsichtig sein, damit weder Voldemort, noch die Dursleys ihn fanden. Außerdem begann am ersten September das neue Schuljahr und da musste er wieder zurück nach Hogwarts.  Die seltsamen Gestalten waren weitergegangen, Harry verließ das Geschäft in die Richtung aus der die Mantelträger gekommen sein mussten. Er war sich sicher, dass seine Verwandten sen Fehlen noch nicht bemerkt hatten, also schlenderte er ruhig durch die Straßen und überlegte, wo er in der Zeit bis Schulbeginn wohnen könnte. Zu Ron und Hermine wollte er nicht fragen. Seine brünette Freundin war mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren und in Rons Familie fühlte er sich nicht mehr so wohl. Molly und Arthur Weasley schienen von ihm zu erwarten, dass er den dunklen Lord besiegte und Ginny, Rons kleine Schwester, war noch immer nicht aus ihrer Verliebtheit herausgewachsen, auch wenn Harry wiederholt versucht hatte ihr klarzumachen, dass er an einer Beziehung mit der Rothaarigen nicht interessiert war. Was sie an ihm fand, konnte er sowieso nicht wirklich nachvollziehen. Mit Bill und Charly Weasley kam der Fünfzehnjährige gut klar, allerdings war Bill oft wegen seinem Job als Fluchbrecher bei Gringotts, der Zaubererbank im Ausland und Charly hatte sich vor einem guten Jahr ein Haus in Rumänien gekauft, damit er seiner Anstellung in einem großen Drachenreservat in der Nähe davon besser nachkommen konnte. Beide waren also nicht oft daheim. Die Zwillinge Fred und George hatten seit ein paar Monaten eine Wohnung über ihrem Zauberscherzeladen in der Winkelgasse, wo sie auch experimentieren konnten, ohne dass ihre Mutter Molly sich über den Krach, den sie dabei machten, beschwerte. Percy Weasley teilte sich mit seiner festen Freundin Penny Clearwater seit zwei Jahren eine Wohnung im Muggelteil von London und kam nur sehr selten nach Hause in den Fuchsbau. Harry kannte ihn nicht besonders gut und hatte noch nie viel mit ihm gesprochen.   Er überlegte, ob er Fred und George besuchen sollte, um sie nach einem Schlafplatz zu fragen, doch ihre Wohnung war schon für zwei Personen fast zu klein und Harry wollte nicht, dass sie auf ihn Rücksicht nehmen mussten. Sie hätten ihn sicher mit offenen Armen willkommen geheißen, hatte Harry ihnen doch das Geld für die Verwirklichung ihres Traums, einen Scherzartikelladen zu eröffnen gegeben. Wo sollte er denn aber nun hin? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)