Coffee Break von Minami (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 4: Der erste Tropfen ---------------------------- Sonntag. Am Sonntag hatte Naruto das letzte Mal von Sasuke gehört. Inzwischen war es Donnerstag. Donnerstag! Das waren vier quälende Tage!   Am Sonntag war Naruto bis spät in die Nacht in Sasukes Wohnung gewesen und hatte auf ihn gewartet, doch als Sasuke selbst um 22 Uhr noch nicht da gewesen war, hatte er beschlossen, einfach nachhause zu gehen. Er hatte am Montag schließlich Schule gehabt und hatte sogar einen Test schreiben müssen und dafür hatte er eben vorbereitet gewesen sein müssen.   Da Sasuke am Montag bis kurz vor fünf Uhr Uni hatte, gab es keine Möglichkeit für Naruto, ihn im Bus zu erwischen. Dafür hatte er ihm einige SMS geschickt. Einige… Tausende. Wie viele genau konnte Naruto nicht sagen, aber jede seiner Nachrichten und Anrufe war unbeantwortet geblieben.   Am Dienstag und auch am Mittwoch hätten sie sich eigentlich im Bus sehen müssen und Naruto war dazu bereit gewesen, seinem beschissenen Freund gehörig die Meinung zu geigen, weil… Was zur Hölle?! Warum meldete sich das Arschloch nicht bei ihm?!   Ja, der Rollenwechsel im Bett war katastrophal verlaufen, aber das war doch kein Grund, sich jetzt aus dem Weg zu gehen! Sie mussten doch darüber reden, verdammt, um die Sache richtig zu klären! Wer wusste, was Sasuke jetzt für bescheuerte Hirngespinste im Kopf herumspukten?   Aber zu ihrem Gespräch war es nie gekommen, denn Sasuke war immer noch wie vom Erdboden verschluckt und auch im Bus nicht anzutreffen gewesen. Warum wusste Naruto nicht. Vielleicht hatte er geschwänzt (unwahrscheinlich, dafür war Sasuke ein viel zu großer Streber), vielleicht hatte er aber auch einfach nur einen Bus später genommen, Naruto konnte es nicht sagen, aber es pisste ihn an.   Es pisste ihn an, dass Sasuke ihm aus dem Weg ging und ihm keine Möglichkeit gab, den Vorfall vom Sonntag zu klären. Fuck, was ging nur in Sasukes Kopf vor?! Wollte er etwa solange abtauchen, bis Gras über die Sache gewachsen war und dann so tun, als wäre nie etwas passiert?   Aber das war falsch! Sie mussten darüber reden, egal wie unangenehm das Gespräch auch sein würde! Es ging schließlich um sie und um ihre Beziehung! Es war ein wichtiges Gespräch, das einfach geführt werden musste!   Naruto war auch nicht unbedingt scharf darauf, wirklich nicht. Es war schließlich peinlich, besonders für ihn! Denn er musste Sasuke erklären, wieso er keinen hochbekommen hatte und das, obwohl er es sich selbst nicht so genau erklären konnte.   Warum versteckte sich dann Sasuke vor ihm?! Er hatte doch gar keinen wirklichen Grund dazu! Etwa aus gebrochenem männlichem Stolz? Weil er Naruto nicht hatte befriedigen können? Aber das war doch absurd…   Naruto hatte echt keine Ahnung, wieso Sasuke ihn so mied und auf keinen seiner Kontaktversuche reagierte. Sasuke war doch sonst eine Art Mensch, die keine Konfrontation scheute, also was war nur los mit ihm…?   Naruto gingen langsam aber sicher die Ideen aus. Er hatte SMS geschickt, angerufen, ihn in Instant Messengern angeschrieben und sogar vor seiner Tür gestanden und sturm geklingelt, aber nichts. Kein Lebenszeichen, absolut nichts.   Der Blonde war also einerseits verflucht wütend auf ihn, aber andererseits machte er sich auch wirklich Sorgen um ihn. So hatte er Sasuke noch nie erlebt, die Sache schien ihn echt mitgenommen zu haben, aber Naruto ja auch und genau deswegen war es doch auch so wichtig, dass sie darüber sprachen!   Verdammt. Naruto wusste nicht, ob er Sasuke eine reinhauen oder ihm doch lieber um den Hals fallen sollte, wenn er ihn das nächste Mal sah. Vielleicht konnte er beides miteinander kombinieren.   Seufzend fuhr sich Naruto durchs Haar, als die Schulglocke ertönte und das Unterrichtsende für den heutigen Tag symbolisierte. Heute war Donnerstag, heute würde Sasuke also definitiv nicht im Bus sein, da er noch in der Uni saß.   Hm… Scheiße aber auch. Er musste sich unbedingt ablenken, bevor er noch in Depressionen verfiel. Es belastete ihn wirklich sehr, diese Funkstille zwischen ihm und Sasuke, aber was sollte er tun? Sasuke wollte scheinbar nicht mit ihm reden und er konnte ihn auch nicht zur Konfrontation zwingen, wenn er sich so gut vor ihm versteckte.   Nein, heute hatte es keinen Sinn, Sasuke hinterherzulaufen. Heute würde er sich ablenken und jemanden suchen, der ihm dabei helfen konnte, sich aus seinem tiefen, schwarzen Loch zu ziehen. Oh ja, und er wusste auch schon die perfekte Person dafür.   „Hey“, meinte Naruto an Kiba gewandt, als sie zusammen den Computerraum verließen und sich auf den Weg zu den Haltestellen machten, „Hast du heute schon etwas vor, Köter?“   „Öh…“ Kiba kratzte sich am Nacken und zog die Augenbrauen zusammen, als er seinen restlichen Tagesplan im Kopf durchging. „Nee, hab ich nicht.“   „Sehr schön!“ Naruto klatschte in die Hände und grinste ihn an. „Wollen wir ein bisschen rumhängen?“   „Klar doch, Blondie, immer!“ Lachend legte Kiba seinen Arm um Narutos Schulter. „Ist schon ewig her, dass wir nur zu zweit waren, huh?“   „Stimmt, sonst ist immer irgendjemand dabei“, sagte Naruto und nickte, „Aber diesmal nicht. Heute sind es nur wir zwei! Nur du…“ Er verstummte leise, um Kiba mit klimpernden Wimpern einen gespielt flirtenden Blick zuzuwerfen. „Und ich...“   „Alter!“ Kiba lachte und legte seine Hand in Narutos Gesicht, um ihn wegzudrücken. „Muss ich jetzt, wo du eine Schwuchtel bist, Angst haben, wenn ich mit dir alleine bin?“   „Eww, hör auf, Kiba!“ Naruto rümpfte die Nase. „Du wärst der letzte Kerl, auf den ich stehen würde!“   „Was soll das denn heißen, ey?!“, fragte Kiba aufgebracht nach und gab ihm eine Kopfnuss. „Ich bin verflucht heiß, Mann. Wie ein Vulkan!“   Naruto gab ein erheitertes Schnauben von sich. „Du bist so heiß wie ein Vulkaaaan“, fing er grinsend an zu singen, „Uhuuu, und heut verbrenn ich mich daraaaan!“   „Genau, Mann.“ Kiba leckte sich über den Zeigefinger und drückte ihn zischend auf seine Brust. „Ich bin so verflucht heiß, ich schmelze gleich!“   „Soll ich dir mal was verraten?“ Naruto hob eine Augenbraue in die Höhe und sah Kiba an.   „Klar, Alter.“ Kiba legte ihm freundschaftlich eine Hand auf den Kopf, als sie zusammen das Schulgebäude verließen. „Ich bin dein Kumpel, du kannst mir alles verraten.“   „Hm“, machte Naruto und zögerte kurz. Nachdenklich ließ er seine Zunge über seine Zähne gleiten. „Sasuke…“, fing er langsam an, „Er hat mal gesagt, dass ich eigentlich überhaupt nicht sein Typ bin, also hab ich ihn mal gefragt, was denn sein übliches Beuteschema ist.“   Er tippte dem verdutzt aussehenden Kiba auf die Brust. „Er hat gesagt, das seist du. Vom Aussehen her wärst du genau sein Typ.“   „Was?!“ Kiba riss entsetzt die Augen auf und verschluckte sich geschockt an seiner Spucke. „Alter“, röchelte er, während Naruto ihm mehrmals auf den Rücken schlug, „Ich wusste doch, dass er mich mit seinen Blicken immer auszieht! Er guckt mich immer so komisch an und jetzt weiß ich auch warum! Scheiße, ey!“   Er rieb sich mit dem Handrücken über die tränenden Augen. „Dein Lover geht dir geistig fremd… und zwar mit mir!“   „Als ob!“ Schnaubend tippte sich Naruto gegen die Stirn. „Als ob, Köter. Sasuke will nur…“   ‚Er will nur mich‘ wollte er sagen, doch inzwischen… Inzwischen war er sich da gar nicht mehr so sicher. Wenn Sasuke nur ihn wollte, dann hätte er sich doch schon längst bei ihm gemeldet, oder? Er hätte- Fuck. Fuck, fuck, fuck!   Genau das wollte Naruto doch nicht, sich wieder über Sasuke den Kopf zerbrechen! Er hatte doch beschlossen, etwas mit Kiba zu unternehmen, um von den Gedanken loszukommen und jetzt dachte er schon wieder an ihn! Verdammt aber auch.   Er ließ den Satz unvollendet stehen und schob beide Hände in die Gesäßtaschen. Sie waren inzwischen draußen angekommen und Kiba holte eine Zigarettenschachtel hervor, um sich eine der Kippen zwischen die Lippen zu schieben. „Wollen wir zu dir?“, fragte er und nickte mit dem Kopf Richtung Bahn, während sein Freund die Zigarette anzündete.   Kiba atmete den Rauch genüsslich aus und antwortete erst dann. „Klar, können wir gerne machen. Ich war gerade erst einkaufen und hab mir tonnenweise Pizza gekauft, also können wir uns mit fettigem Essen vollstopfen.“   Er grinste Naruto an und irgendwie… Irgendwie funkelte etwas… Ja, Mitfühlendes, in seinen dunklen Augen auf. Fast so, als wüsste er, wie beschissen es Naruto seit Sonntag ging und versuchte deswegen ihn aufzuheitern.   Kiba war seit über zehn Jahren sein bester Freund. Sie waren sich verflucht nahe, waren durch dick und dünn gegangen und inzwischen konnte Kiba ihn wie ein offenes Buch lesen, also war es nicht unwahrscheinlich, dass er tatsächlich mitbekommen hatte, wie schlecht es Naruto gerade ging. Naruto war schließlich kein guter Schauspieler und hatte schon immer Probleme damit gehabt, seine wahren Gefühle zu verbergen.   Naruto lächelte ihn an, ein Lächeln, das vom Herzen kam. „Hört sich perfekt an“, erwiderte er und klopfte Kiba leicht auf den Rücken – ein stummer Dank.   „Hab auch noch Bier“, sagte Kiba und legte seine freie Hand auf Narutos Nacken, „Macht es also noch perfekter.“   „Stimmt!“ Naruto lachte leise. Das war etwas, was er an Kiba liebte. Er versuchte nicht, Naruto zu einem Gespräch über seine Probleme zu zwingen, wie es Sakura tun würde. Er überließ Naruto selbst die Entscheidung, über seine Probleme zu reden oder nicht und wenn er nicht wollte, dann war es vollkommen okay.   Kiba war eh kein besonders guter Ratgeber und wenn er merkte, dass sein bester Kumpel mit Problemen zu kämpfen hatte, dann ließ er eher Taten folgen und versuchte, ihn irgendwie aufzuheitern, was ihm auch so gut wie immer gelang.   Kiba war ein echter Freund und Naruto war wirklich heilfroh, ihn an seiner Seite zu haben. Besonders in Momenten wie diesen.   Naruto lächelte glücklich vor sich hin, gab im nächsten Moment aber ein erschrockenes „Mmph!“ von sich, als ihm plötzlich etwas zwischen die Lippen geschoben wurde. Er nahm das Ding schnell zwischen die Finger und betrachtete es – Kibas Zigarette.   „Alter“, sagte Naruto und rieb sich mit dem Handballen übers Brustbein, „Schieb mir doch nicht einfach etwas in den Rachen und erschreck mich so!“   „Ach, daran solltest du doch inzwischen gewöhnt sein.“ Mit einem lauten Lachen schlug Kiba ihm auf den Rücken und zog erneut seine Packung Zigaretten hervor. „Ich mein, seitdem du mit deinem Brummbär zusammen bist wird dir doch regelmäßig etwas in den Hals geschoben!“   Naruto verzog kurz das Gesicht, als das Thema auf Sasuke fiel, ließ sich aber ansonsten nichts von seinem Schmerz anmerken. „Du bist doch nur neidisch, Köter“, meinte er und winkte desinteressiert mit der Hand ab, ehe er einen tiefen Zug von der Zigarette nahm.   Fuck, das tat echt gut. Nikotin hatte ihn schon immer beruhigt und das war diesmal nicht anders. „Shit, das hab ich echt gebraucht“, sagte er und schlang seinen Arm dankbar um Kibas Schultern.   Kiba tat es ihm gleich und zog ihn näher an sich. „Ich weiß, deswegen hab ich dir auch eine meiner kostbaren Schätzchen gegeben! Meine Marlboros sind nämlich fast leer und du weißt, dass ich ab einer bestimmten Anzahl von Kippen nicht mehr teile, aber was soll ich machen.“   Er seufzte theatralisch und blickte in den Himmel. Keine einzige Wolke war dort zu sehen, die Sonne strahlte und es war angenehm warm, aber nicht heiß. Perfektes Wetter.   Noch perfekter wäre es nur gewesen, wenn Naruto einen Sasuke gehabt hatte, mit dem er eisessend durch die Fußgängerzone der Innenstadt hätte schlendern und sich in einer Spielhalle vergnügen können… Scheiße.   Es war eigentlich ein tolles Gefühl, so total verknallt zu sein, dass man immer an seinen Partner denken musste, aber jetzt, wo Naruto eben alles versuchte, um nicht an Sasuke zu denken, erschwerte es die Angelegenheit nur ungemein.   „Du hast Glück, dass Sakura heute krank ist“, unterbrach Kiba glücklicherweise seine Gedanken. Er zog an seiner neuen Zigarette und legte den Kopf in den Nacken, um Rauchringe in die Luft zu blasen. „Die wär schon wieder echt ausgerastet, weil du rauchst, und hätte das Drama-Lama bis zum Mond geritten, ey.“   „Hmm…“ Naruto presste die Lippen zusammen und starrte nachdenklich den Glimmstängel zwischen seinen Fingern an. „Naja, sie macht sich ja nur Sorgen um mich und alles und das find ich ja eigentlich auch echt süß von ihr“, sagte er, als er und Kiba an der Bahnstation ankamen, „Aber… Sie ist halt Nichtraucherin und sie kann das einfach nicht nachvollziehen.“   Er tippte etwas von der Asche ab und führte die Zigarette zu seinen Lippen. „Dieses… Ja, Verlangen, und besonders diese Entspannung, wenn mal erst einmal eine gequalmt hat.“   Kiba nickte eifrig. „Ist echt so, Mann“, stimmte er ihm zu, „Rauchen ist neben Sex echt der beste Stressabbau und Stimmungsheber. Von mir kannst du also immer eine Kippe erwarten, wenn du down bist, Blondie.“   Er ließ seine Hand zu Narutos Hinterkopf wandern und zerzauste ihm dort das Haar. Naruto grinste ihn an, ein glückliches Funkeln in den blauen Augen.   Fuck, er hatte echt die besten Freunde der Welt.   ~ xXx ~   „Woah, Alter!“ Naruto gab einen erschrockenen Schrei von sich, als er in Kibas kleine, aber feine Wohnung eintrat und direkt auf eine herumliegende Batterie trat.   Er fuchtelte wild mit beiden Armen herum, als er ausrutschte, konnte sich aber gerade noch am Abstelltisch im Flur festhalten und es so vermeiden hinzufallen.   „Alter“, sagte Naruto erneut und starrte auf die kleine, schwarze Batterie, die nun unschuldig über den Boden rollte, fast so, als hätte sie nicht gerade versucht, ihn umzubringen. „Wolltest du mich töten?!“ Er starrte Kiba mit aufgerissenen Augen an. „War das ein Mordanschlag?!“   „Einer, der leider nicht geklappt hat.“ Kiba grinste ihn an, bückte sich aber dennoch, um die potenzielle Mordwaffe namens Batterie aufzuheben und in seine Hosentasche zu stecken.   Naruto schüttelte nur fassungslos den Kopf und ging in Kibas Wohnzimmer. „Leute beschweren sich immer, dass ich in einem Saustall lebe“, meinte er und dreht sich einmal um seine eigene Achse, „Dabei haust du viel schlimmer!“   „Halt den Mund, Blondie.“ Ächzend warf Kiba seinen Rucksack in die nächstbeste Ecke und schlenderte in Richtung Küche. „Ich hab gestern erst aufgeräumt, außerdem leb ich jetzt ein wenig meine rebellische Seite aus. Du weißt gar nicht, wie schlimm es war, eine Mutter zu haben, die eine verdammte Sklaventreiberin ist und mich dazu gezwungen hat, jeden verfickten Tag mein Zimmer aufzuräumen, Mann!“   „…Stimmt.“ Ein bitteres Lächeln huschte über Narutos Züge. „Das weiß ich nicht.“ Oder er wusste es nicht mehr. Seine Mutter war ja inzwischen schon seit über 14 Jahren tot.   Für einen kurzen Moment herrschte Stille, dann war ein Fluchen zu hören. „Ich bin ein Arschloch“, sagte Kiba mit beschämter Miene und kam zurück ins Wohnzimmer.   Naruto lachte leise, als Kiba ihm entschuldigend einen Arm um die Schulter legte. „Schon okay, ist ja nichts Neues“, erwiderte er mit funkelnden Augen.   „Vollpfosten.“ Kiba gab ihm einen sanften Klaps auf den Hinterkopf. „Aber hey, dafür darfst du dir jetzt aussuchen, welche Pizza zu haben willst, Mann! Du hast freie Wahl, also komm mit.“   Schnaubend verschränkte Naruto die Arme hinterm Kopf, als er Kiba in die Küche folgte. „Ich hab die Wahl?“, fragte er nach und hob eine Augenbraue in die Höhe, „Kaufst du nicht eh immer nur Schinken-Pizza?“   „Öh, eigentlich schon.“ Kiba kratzte sich unterm Kinn. „Aber Pizza war im Angebot, deswegen hab ich das ausgenutzt und von jeder Sorte ein paar Schachteln gekauft.“ Er öffnete das Tiefkühlfach, das über dem Kühlschrank angebracht war, mit einem triumphierenden „Tadaa!“.   Naruto kullerten fast die Augen heraus, als er das komplett volle Tiefkühlfach sah. Es war sogar so voll, dass einige der Pizzen drohten herauszufallen! „Alter! Du bist so süchtig nach Pizza, ey!“   Lachend nahm er drei zufällige Kartons heraus und betrachtete sie: Zweimal Schinken und einmal Salami. Hmm. War schon einmal nicht schlecht, aber er war neugierig, was das Fach sonst noch so für Sorten zu bieten hatte.   „Ich sagte doch, Pizza war im Angebot.“ Kiba grinste und nahm Naruto einen der Schinkenpizza-Kartons ab. „Ich nehm die“, meinte er und öffnete den Karton schon einmal, um die Pizza herauszuholen.   Naruto summte abwesend, während er das Tiefkühlfach weiterhin durchforstete. So viel Auswahl hatte er nun auch wieder nicht, da es nur vier verschiedene Sorten gab – Schinken, Salami, Hawaii und Thunfisch –, aber da seine Lieblingssorte dabei war, entschied er sich auf für sie: Hawaii.   „Wie lange dauert das jetzt?“, wollte er wissen, als er die anderen Kartons wieder ins Tiefkühlfach räumte, „Ich hab echt Kohldampf.“   „Steht doch hinten drauf.“ Kiba räumte seine Pizza in den Backofen und betrachtete die Rückseite der Verpackung. „Und zwaar, äh… Ah, hier! 23 Minuten.“   „Was?! Nein!“ Ungläubig drehte Naruto seinen Karton um und ließ seine Augen über die Backanweisungen huschen. „Fuck, das sind echt 23 Minuten! Das ist ja fast eine halbe Stunde, Mann, bis dahin bin ich verhungert!“   „Dafür ist das aber ohne Vorheizen“, sagte Kiba und nahm ihm die Schachtel ab, um die Verpackung aufzureißen und die Pizza neben seiner in den Backofen zu schieben, „Das darfst du nicht vergessen.“   „Hmm“, machte Naruto. Er lehnte sich gegen die Küchentheke und beobachtete, wie Kiba auf ein paar Knöpfen seines Ofens herumdrückte. Verdammt, er beneidete seinen Freund wirklich um den Backofen, den er hatte.   Kibas war sehr modern und hatte sogar eine Timer-Funktion, die piepste, wenn das Essen fertig war, während Naruto ein altes Schrottding hatte, das fast eine halbe Stunde brauchte, um einigermaßen warm zu werden.   Deswegen benutzte er auch meist seine Mikrowelle für Pizzen, dort ging es viel schneller. Es gab sogar extra Mikrowellen-Pizzen, was ziemlich cool war.   „So.“ Lippenleckend tätschelte Kiba seinen Ofen. „23 Minuten, Alter, dann gibt’s Fresschen.“   „Sehr schön!“ Naruto grinste ihn an und drückte sich von der Küchentheke ab. „Wie wär’s, wenn wir die Zeit so lange mit Bier überbrücken?“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er zum Kühlschrank und öffnete ihn.   „Meine Wohnung ist kein Selbstbedienungsladen“, beschwerte sich Kiba halbherzig, ließ Naruto aber dennoch seinen Kühlschrank durchsuchen.   „Ist sie doch, du weißt es nur noch nicht, Köter.“ Naruto ging in die Hocke, um das Sechserpack Bier herauszuholen. „Wow“, meinte er überrascht, als er die Flaschen betrachtete, „Hast du im Lotto gewonnen und mir nichts davon gesagt, Kiba? Ich mein, du hast fast genug Pizzen für den Rest deines Lebens und dann kaufst du das teure Flaschenbier anstatt dem Billigbier in Dosen? Was zur Hölle?“   „Tja, Naruto.“ Kiba leckte sich über die spitzen Eckzähne, als er auf seinen Freund zuging. „Das geht ganz einfach, glaub mir. Ich mein, du bist ja auch nicht hässlich… Nicht allzu hässlich auf jeden Fall, also könntest du für mich arbeiten und sehr schnell sehr viel Kohle verdienen.“ Er wackelte mit den Augenbrauen und griff nach einer der Bierflaschen.   Naruto musste lachen. „Wann bist du denn unter die Zuhälter gegangen, Köter, und warum weiß ich davon noch nichts?“ Prustend stellte er das restliche Bier wieder in den Kühlschrank.   „Tja…“ Kiba rieb sich übers Kinn und lachte dann. „Nein, Mann, aber ich wär ein geiler Zuhälter, huh? Du solltest mir mal deine krasse Pornobrille leihen!“ Grinsend schnipste er mit den Fingern. „Du weißt, welche ich meine, oder? Die, die du an Sakuras Kostümparty getragen hast!“   „Oh Gott, mein Zuhälter-Kostüm!“ Naruto brach in Gelächter aus, als er sich an die Party zurückerinnerte. Er hatte echt… Bescheuert ausgesehen, aber genau deswegen hatte es ihm auch so viel Spaß gemacht!   Er hatte Mut zur Hässlichkeit bewiesen und sich sogar extra einen falschen Schnauzbart gekauft und ins Gesicht gepappt. Dazu kamen seine riesige Pornobrille, das übertrieben aufgeknöpfte Hemd und drei protzige Goldketten.   „Das war heiß, huh?“ Mit gespielter Arroganz fuhr sich Naruto durchs Haar und öffnete seine Bierflasche, um sich einen erfrischenden Schluck zu gönnen. „Aber nee, jetzt mal ehrlich, Kiba. Woher hast du das Geld, um dir die ganzen Dinge zu kaufen?“   „Mh“, machte Kiba, der gerade trank, und nahm die Flasche von seinen Lippen, um sich mit dem Handrücken über den Mund zu reiben. „Gefunden.“   „Gefunden?“ Verwirrt runzelte Naruto die Stirn, als sie sich gemeinsam wieder auf den Weg ins Wohnzimmer machten. „Wie gefunden?“   „Gefunden halt.“ Kiba zuckte mit den Schultern und ließ sich aufs Sofa plumpsen. Naruto tat es ihm gleich. „Als ich gestern in der Stadt war, um einzukaufen, hab ich einen 1000 Yen-Schein gefunden und mir damit direkt etwas gegönnt.“ Er grinste stolz.   „Was zur…“ Naruto starrte ihn fassungslos an, die Augen groß und rund. „Du… Boah, du Penner!“ Er lachte auf und boxte seinem Freund mehrmals gegen den Oberarm. „Das ist so unfair, Köter, so verfickt unfair! Wieso find ich nie Geld auf dem Boden herum liegen?! Mann!“   „Tja.“ Kiba reckte das Kinn in die Höhe und rieb sich mit dem Zeigefinger über die Nase. „Wer kann, der kann eben, was?“   „Unfair“, grummelte Naruto weiter vor sich hin und nippte an seinem Bier. Er hatte noch nie etwas gefunden, noch nie! Nicht einen Cent!   …Das konnte aber auch daran liegen, dass er beim Gehen so gut wie nie auf den Boden blickte und sich stattdessen immer neugierig umsah und Menschen beobachtete. Hmm… Vielleicht sollte er also wirklich mal öfter den Blick senken… Wenn Kiba Geld finden konnte, dann er schließlich ganz bestimmt auch!   „Beschwer dich nicht, Blondie.“ Kiba pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich teil ja schließlich meine Pizza und mein Bier mit dir, also sei lieber dankbar!“   „Ja, okay.“ Mit einem kleinen Lächeln verdrehte Naruto die Augen und hielt Kiba seine Bierflasche für einen Toast vor die Nase. „Auf uns und unseren Männertag!“   „Auf uns“, bestätigte Kiba nickend. Sie stießen an und nahmen beide einen großen Schluck. „Ahh.“ Mit einem befriedigten Stöhnen lehnte sich Kiba tiefer ins Sofa zurück.   Naruto schmatzte und ließ seinen Blick im Wohnzimmer umher schweifen. Ihm fiel ein kleiner Bilderrahmen auf dem Couchtisch auf, also schnappte er ihn sich und betrachtete ihn neugierig.   Ein Hund. Im Rahmen war das Foto eines Hundes. Es war ein kleiner, weißer, wuscheliger Hund. Seine Schlappohren und seine Schnauze waren braun. Naruto kannte sich mit Hunden überhaupt nicht aus, deswegen hatte er auch keine Ahnung, was für eine Rasse das war, aber er sah schon echt goldig aus.   „Ah“, machte Kiba und nahm ihm den Bilderrahmen ab, „Mein Baby!“ Lächelnd strich er mit dem Daumen über das Foto.   „Heh.“ Naruto beobachtete ihn, ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen. „Wann kommt er denn zu dir?“, wollte er wissen.   Vor einigen Wochen hatte Kiba ihm ganz stolz erzählt, dass er den perfekten Hund für sich gefunden hatte. Er hatte sich schon immer einen Hund gewünscht, aber bis jetzt hatte es aus verschiedenen Gründen nie geklappt. Geldmangel war einer, ein anderer war, dass es bei ihm und den Hunden einfach nie… Klick gemacht hatte.   Kiba war sich nämlich sicher, dass es, genau wie bei den Menschen, Liebe auf den ersten Blick zwischen einem Hund und seinem Herrchen gab. Also hatte er nach der Hundeliebe seines Lebens gesucht und gesucht und jetzt… Jetzt schien er sie endlich gefunden zu haben.   „Ende des Monats wird mein Maru kommen“, antwortete Kiba aufgeregt, „Ich kann’s schon kaum noch abwarten, ey! Als mir Ma die Fotos von den Welpen ihrer Arbeitskollegin gezeigt hat hab ich mich sofort in den kleinen Kerl verknallt!“   „Maru?“ Naruto legte den Kopf schief. „Wirst du ihn so nennen?“   „Jepp!“ Kiba nickte und stellte den Bilderrahmen vorsichtig auf dem Couchtisch ab. „Akamaru wird er heißen.“   „Akamaru?“ Schnaubend zog Naruto eine Augenbraue in die Höhe. „Wieso Aka? Er ist doch nicht rot, er ist weiß! Naja, und ein bisschen braun.“   „Lass mich doch, Mann. Es ist mein Hund und mir gefällt der Name.“ Kiba führte sein Bier zu seinen Lippen und nahm einen Schluck.   „Stimmt, es ist dein Hund, also hätte ich auch keinen sinnvollen Namen erwarten sollten“, erwiderte Naruto frech. Er lachte, als Kiba nach ihm schlug. „Wie alt ist er denn jetzt? Er sieht voll winzig aus!“   „5 Wochen alt“, erwiderte Kiba mit glänzenden Augen, „Also echt noch ein kleines Baby! Wenn er zu mir kommt, ist er dann 8 Wochen alt.“   „Mmh.“ Naruto summte leise und nippte an seinem Bier. „Mit dem Vermieter hast du alles schon geklärt, oder?“   Kiba prustete. „‘Türlich, Mann! Geht alles klar, hat er gesagt.“ Er streckte sich stöhnend und stützte seine Füße auf dem Couchtisch ab. „Nächste Woche krieg ich mein Gehalt und dann werd ich ein paar Sachen für den Kleinen kaufen. Willst du mitkommen? Hinata kommt auch mit.“   „Klar, wieso nicht? Das wird bestimmt lustig!“ Naruto grinste ihn an und setzte sich im Schneidersitz hin, eine Hand auf seinem Knie und in der anderen die Bierflasche.   „Das glaub ich auch.“ Kiba tastete seinen Körper ab und fluchte. „Dreck, meine Kippen sind noch im Rucksack.“ Mit einem schwerfälligen Stöhnen erhob er sich und holte seine Marlboro-Schachtel. Er schob sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen und setzte sich wieder neben Naruto.   „Auch eine?“, bot er an und hielt ihm die Schachtel vor die Nase.   „Nee, im Moment nicht“, lehnte Naruto kopfschüttelnd ab, „Aber später vielleicht, mal sehen.“   „Kay.“ Kiba warf die Marlboros auf den Couchtisch und zündete seine Zigarette an. Er nahm einen tiefen Zug und schloss entspannt die Augen.   „Soo…“ Naruto trommelte mit den Fingern gegen seine Bierflasche und warf über seine Schulter hinweg einen Blick in die Küche. „Wie lange brauchen unsere Pizzen noch?“   „Keine Ahnung.“ Kiba zuckte mit den Schultern und hob eine leere Red Bull Dose vom Fußboden auf, um sie als Aschenbrecher zu missbrauchen. „Bis der Ofen piepst.“   „Hoffentlich dauert das nicht mehr lange, ich hab echt richtig Hunger.“ Seufzend lehnte Naruto seinen Hinterkopf gegen das Polster der Couch und blickte an die Decke.   „Hey, wollen wir was Fernsehen oder so?“, schlug Kiba vor und griff nach der Fernbedienung, „Um die Zeit besser zu überbrücken.“   „Hört sich gut an.“ Naruto nickte und machte es sich auf dem Sofa bequem.   Kiba zappte gelangweilt durch die Kanäle und stoppte bei einem Sender, als ein kleiner Junge mit rotem Shirt auf dem Bildschirm erschien, der sich singend die Hose herunter riss und seinen Arsch entblößte – Shin Chan.   „Geilomatiko!“ Grölend schlug sich Naruto aufs Knie, während der kleine Junge mal wieder allerhand Unheil anstellte, und wandte sich irgendwann grinsend an Kiba. „Der würde perfekt zu uns passen, huh?“   Kiba grinste. „Ist so, was?“, stimmte er zu und zog an seiner Zigarette, „Wenn wir zusammen ein Kind hätten, dann wär das Shin, Alter.“   „Ohh…“ Mit funkelnden Augen beugte sich Naruto näher an ihn heran. „Du denkst darüber nach, ein Kind mit mir zu haben?“   „Hau ab, Schwuchtel!“ Kiba legte seine Hand auf Narutos Gesicht und drückte ihn von sich weg. „Du baggerst mich die ganze Zeit an, merkst du das?“   „Du siehst nur, was du sehen willst.“ Naruto zwinkerte ihn an und nahm einen Schluck von seinem Bier. Er leckte sich über die Lippen. „Ich muss gerade wieder daran denken, wie du abgegangen bist, als Hinata ihre Tage nicht bekommen hat.“   „Alter, erinner mich nicht daran!“ Mit aufgerissenen Augen legte sich Kiba eine Hand an den Hals, als ob der bloße Gedanke daran in ihm das Bedürfnis aufkeimen ließe, sich zu erwürgen. „Das waren die schrecklichsten Tage meines Lebens, ich bin so noch nicht bereit dafür, ein Kind zu bekommen!“   „Du wirst eh nie ein Kind bekommen, das wäre Hinatas Job“, meinte Naruto und tätschelte ihm beruhigend die Schulter, „Aber ich kann das schon verstehen, ich fühl mich auch noch nicht reif genug dafür.“   Ob er irgendwann überhaupt mal einen Sohn oder eine Tochter haben würde stand eh in den Sternen. Naruto wollte später, wenn er mit beiden Füßen richtig im Leben stand, auf jeden Fall ein Kind haben, aber er wusste auch, dass Adoptionen ein Tabuthema für Sasuke waren.   Sasuke… Fuck, da war er schon wieder. Er wollte und wollte einfach nicht aus seinem Gedanken verschwinden, der kleine Bastard!   Naruto seufzte leise und legte den Kopf in den Nacken, um eine große Menge Bier herunter zu kippen.   „Hey“, sagte Kiba, zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und schmiss sie dann in die Red Bull-Dose, „Die eine Ex da von dir hat doch einen Knirps gehabt, oder?“   „Äh, ja. Yugito, sie hatte von einer früheren Beziehung ein Kind“, erwiderte Naruto und kratzte sich am Kopf, „Find ich echt krass. Wir sind beide achtzehn gewesen, als wir zusammen waren und da war ihre Tochter schon fast ein Jahr alt.“   Er runzelte die Stirn. „Woah, dann ist die kleine Mimi inzwischen ja auch schon, äh… Fünf Jahre oder so!“   „Hm.“ Kiba löste seine Lippen mit einem lauten Schmatzen von seiner Bierflasche. „Warum hat das mit euch nochmal nicht geklappt?“   „Wegen Mimi“, gab Naruto etwas verlegen zu, „Ich bin total überfordert gewesen, weil ich als ihr Freund ja mit auf die Kleine aufpassen sollte und du weißt ja, was für ein Kindskopf ich mit achtzehn gewesen bin. Deswegen sind wir auch nicht mal einen Monat zusammen gewesen, aber ich hab Mimi dennoch lieb gewonnen.“   Er lächelte leicht, als er an den kleinen Blondschopf dachte. „Ich hab Yugito letztens… Naja, okay, das ist inzwischen auch schon wieder anderthalb Jahre her, aber ich hab sie auf jeden Fall mit ihrer Tochter getroffen und die sieht echt total goldig aus!“   Immer noch lächelnd schloss er die Augen und rieb sich über die Nase. „Die sieht irgendwie echt aus wie ein Kind von Yugito und mir. Blonde Haare, blaue Augen und das ganze Programm, heh.“   „Ihr würdet bestimmt voll aussehen wie so eine Auswandererfamilie aus Schweden“, meinte Kiba amüsiert und sah wieder zum Bildschirm, als ein lauter Schrei zu hören war.   Naruto widmete sich ebenfalls wieder Shin Chan und lachte, als der freche Junge von seiner Mutter eine so genannte „Zwiebelquetsche“ bekam. „Alter, Shin tut mir echt leid!“   „Schon, oder?“ Kiba grinste und stellte seine nun leere Bierflasche auf dem Tisch ab. „Seine Alte erinnert mich voll an Sakura irgendwie.“   Prustend hielt sich Naruto eine Hand vor den Mund. Oh Gott, wie sehr Kiba doch recht hatte! Mitzi, die Mutter von Shin Chan, hatte dieselben aggressiven Tendenzen wie Sakura!   „Sie ist auch genau so flach wie Sakura“, sprach Kiba weiter, „Die sind Zwillinge, die man bei der Geburt getrennt hat!“   Naruto lachte. „Schon, aber eigentlich hat Sakura-chan ja schöne Brüste“, meinte er und schwenkte die halbleere Bierflasche, ehe er einen Schluck nahm, „Klein, aber dafür schön fest und so.“   „Alter.“ Kiba starrte ihn fassungslos an, beide Augenbrauen in die Höhe gezogen. „Was ist denn bei dir kaputt? Du beschwerst dich doch immer über Sakuras Titten!“   „Naja, was heißt beschweren…“ Naruto runzelte die Stirn und zupfte an seinem Shirt herum. „Sie sind halt schon sehr klein… Zu klein für meinen Geschmack, aber von der Größe abgesehen sind sie Bombe.“ Er warf Kiba ein Grinsen zu. „Ich will ja nicht, dass du etwas Falsches über Sakura-chans Möpse denkst, hehe.“   Kiba schnaubte. „Sakuras nicht vorhandene Brüste gehen mir am Arsch vorbei, Mann. Ich bin sehr zufrieden mit den großen Dingern, die Hinata hat.“ Er leckte sich über die Lippen, ein leicht glasiger Ausdruck in den dunklen Augen.   „Die hat echt Mördertitten, ey! Das ist mir vor unserem Ausflug im Wasserpark irgendwie nie wirklich aufgefallen!“   „Gut so!“ Kiba warf ihm einen warnenden Blick zu. „Es ist schließlich meine Süße, also lass auch die Augen von ihr. Du hast ja deinen Freund mit dem nicht vorhandenen Busen und den wolltest du auch haben!“   „Ist ja gut, ist ja gut, Kiba!“ Mit einem gekünstelten Lachen winkte Naruto seine Eifersucht mit der Hand ab. Und schon wieder musste er an Sasuke denken, verdammt… „Ich wollte nie etwas von Hinata und das wird sich auch nicht ändern. Sie gehört dir, das wissen wir alle, also hör auf, immer den Wachhund zu spielen.“   „Hmpf“, machte Kiba nur.   Sie sahen sich zusammen das Ende von Shin Chan an und verzogen fast gleichzeitig das Gesicht, als danach der nächste Anime lief.   Sag das Zauberwort und du hast die Macht…   „Ugh! Mach sofort das Suppenhuhn weg!“, rief Naruto und hielt sich beide Hände vor die Augen. „Ich hasse den Dreck!“   Kiba nickte enthusiastisch und schaltete zum nächsten Sender. Er zappte und zappte und musste bald darauf feststellen, dass nur Scheiße im Fernsehen lief. So wie immer eigentlich. „Wollen wir eine DVD gucken?“, schlug Kiba vor und schaltete den Receiver aus, „South Park oder so vielleicht, ich hab mir grad erst die sechste Staffel gekauft.“   „Fuck ja, ich will South Park sehen!“ Naruto strahlte seinen besten Freund an. „Ist da nicht auch die Folge dabei, wo Butters zu so einer Freakshow gezwungen wird und dann seine Eier am Kinn baumeln hat?! Die war geil!“   „Ganz genau, das ist sogar die erste Folge der Staffel, also lass uns das sehen!“ Kiba erhob sich gerade, verharrte aber für einen Moment, als er in der Küche plötzlich ein lautes Piepsen ertönte. „Geiles Timing, unsere Pizzen sind fertig.“   „Fuck, das ist echt perfekt!“ Lachend sprang Naruto auf und sah sich suchend um. „Wo ist denn die DVD? Ich leg die schon mal rein, dann kannst du dich in der Zeit um unser Essen kümmern.“   „Äh, irgendwo in dem DVD-Haufen auf dem Boden da.“   „Kay.“ Naruto nickte und ging vor dem Haufen in die Knie, um die richtige Hülle herauszukramen. Doch das war gar nicht mal so einfach, da er sich durch geschätzte 30 DVDs wühlen musste.   „Äh…“ Er blinzelte, als ihm etwas ins Auge stach und holte eine bestimmte DVD-Hülle aus dem Haufen. Titten. Riesige Titten und nackte Ärsche begrüßten ihn. „Young as they cum 2“, las er laut vor und blinzelte verwirrt. „Alter, lässt du einfach so deine Pornofilme rumliegen?!“   „Der Film ist geil!“, ertönte Kibas Stimme aus der Küche. Das laute Geklapper von Geschirr war zu hören und dann lehnte sich Kiba plötzlich gegen den Türrahmen, ein Handtuch in seinen Händen. „Hast du den gesehen? Besonders der zweite Clip, mit dem Nachhilfelehrerzeug und so!“   „Den haben wir doch zusammen geguckt, du Dödel.“ Schnaubend drehte Naruto die Hülle um und betrachtete die Rückseite. „Weiß Hinata, das du Pornos guckst?“   „Klar, ich hab schon öfter welche mit ihr geguckt.“ Kiba zuckte mit den Schultern und ging zurück in die Küche. „Die ersten Male hat sie sich sau geschämt, aber inzwischen nicht mehr so.“   Naruto summte leise. Oh ja, er konnte sich gut vorstellen, dass es Hinata zuerst unangenehm war, so etwas zu gucken. Irgendwie fiel es ihm immer schwer, Hinata als sexuelles Wesen und nicht nur als knuffiges, schüchternes Mädchen zu sehen, aber tja. Stille Wasser sind tief… Und dreckig, heh.   „Hast du mit Sasuke nie Pornos geguckt?“, wollte Kiba interessiert wissen, als er mit beiden Tellern Pizza zurück ins Wohnzimmer kam.   „Äh nee, nicht wirklich.“ Naruto rieb sich am Kopf. Irgendwann wollte er auf jeden Fall mal einen Schwulenporno mit Sasuke sehen… Vielleicht auch einen Heteroporno, einfach um zu sehen, wie Sasuke darauf reagieren würde.   Aber nicht im Moment… Jetzt musste er Sasuke erst einmal dazu bringen, überhaupt wieder mit ihm zu reden. Seufzend rieb sich Naruto über die Stirn und öffnete die Hülle, um sich abzulenken. „Oh“, sagte er überrascht, als er nichts außer gähnender Leere sah, „Die DVD ist nicht drin.“   „Ist wahrscheinlich im DVD-Player.“ Kiba zuckte mit den Schultern und leckte sich etwas Fett von den Fingern.   „Ah, okay.“ Naruto nickte und schaltete den DVD-Player an. Er öffnete die Klappe des Players und konnte dort tatsächlich die Porno-DVD vorfinden. „Heh, gefunden.“ Grinsend räumte Naruto die DVD zurück in die Hülle, dann suchte er nach der South Park DVD. Er fand sie relativ schnell und legte sie in den Player.   „Scheiße, die Pizza duftet echt gut!“, meinte er begeistert, als er aufstand und ihm der Geruch der Pizza in die Nase stieg.   „Schmeckt auch so gut wie sie riecht!“, sagte Kiba mit vollem Mund.   „Sehr schön.“ Grinsend setzte sich Naruto neben seinem Freund aufs Sofa und schnappte sich Messer und Gabel, um die Pizza in vier Stücke zu schneiden. Er nahm sich ein triefendes Stück, lehnte sich entspannt aufs Sofa zurück und fing an mitzusingen, als die ersten Töne des Openings ertönten.   ~ xXx ~   „Scheiße… He… He… Hehe…“ Mit einem leicht hysterischen Lachen krallte Naruto eine Hand in sein Haar, die andere auf der Computermaus ruhend. „Ich hab echt… Schiss, Kiba. Verdammt, mir geht grad echt der Arsch auf Grundeis, Mann!“ Er verhärtete den Griff in sein blondes Haar, die Zähne in seine Unterlippe gebohrt.   „Stell dich nicht so an, Alter“, sagte Kiba, der neben ihn vor seinem Computer saß, „Du hast doch gerade erst einen Zettel eingesammelt, kommt das Vieh nicht erst bei drei oder so? Also sei nicht so ein Weichei!“   „Dann spiel du doch!“ Naruto schob die Maus zu Kiba herüber, ein herausforderndes Glitzern in den blauen Augen. „Komm schon! Spiel, Kiba!“   Kiba ließ seine Zunge langsam über seine Eckzähne gleiten. „Nein, Mann“, sagte er und schob die Maus wieder zu Naruto, „Spiel du weiter.“   Naruto schnaubte. „Du bist so ein Heuchler“, meinte er brummend, als er beide Hände wieder auf Tastatur und Maus legte, um weiterzuspielen, „Du sagst, ich wär ein Weichei, dabei traust du dich selbst nicht weiterzumachen!“   „Halt die Klappe“, murrte Kiba und verschränkte die Arme vor der Brust, „Such lieber die restlichen Zettel, anstatt hier eine Oper zu quatschen.“   Naruto schluckte, nahm dann aber all seinen Mut zusammen und fuhr damit fort, weiter den dunklen Wald zu erforschen und Ausschau nach diesen insgesamt acht gottverdammten Zetteln zu halten.   Sie spielten gerade das Horrorgame „Slender“ und fuck, das war echt eins der gruseligsten Games, die Naruto jemals gezockt hatte! Das Spiel hatte zwar nicht die beste Grafik und die Story war so gut wie nicht vorhanden, aber diese Atmosphäre…!   Diese extrem gruselige Atmosphäre, diese nervenaufreibenden Soundeffekte und die verfluchten Jumpscares, die einem das Herz in die Hose rutschen ließen. Aber vor allem… Vor allem dieser verfickte Slenderman!   Slenderman. Das war dieses große Wesen mit diesen extrem langen, tentakelähnlichen Gliedmaßen, das einen schwarzen Anzug trug und ein weißes, leeres Gesicht hatte. Es trieb sich gern in Wäldern herum und liebte es, Leute zu beobachten und heimlich zu verfolgen.   Das Vieh war ein richtiges Phänomen in Internet, überall hörte und sah man von ihm und obwohl Naruto Dinge, die solch einen riesigen Hype um sich herum hatten, meist abschreckten war das bei Slenderman nicht der Fall.   Er fand den Kerl echt cool, auch wenn er sich fast in die Hose schiss vor Angst bei den Spielen. Vielleicht mochte er es ja auch eben deshalb, er war schon immer ein großer Fan von Horror und allem, was damit zu tun hatte, gewesen.   Es gab inzwischen tausende Games, die sich mit Slenderman befassten, aber Naruto und Kiba hatten sich für das erste Spiel entschieden, das einfach nur Slender hieß. Darin befanden sie sich nun in einem Waldgebiet, mussten acht Zettel einsammeln und hoffen, dass Slenderman sie nicht holte.   Hörte sich vielleicht einfach an, war es aber nicht. Denn je mehr Zettel man aufsammelte, desto aufdringlicher wurde Slenderman. Dazu kam, dass direkt Game Over war, wenn man von Slenderman erwischt wurde, und man wieder bei null anfangen musste.   Bis jetzt war Naruto schon zweimal gestorben; einmal mit drei aufgesammelten Zetteln und danach sogar mit ganzen sechs von acht Zetteln! Das war jetzt sein dritter und letzter Versuch und er hatte sich gerade in einer Art Tunnel den zweiten Zettel geholt.   „Okay…“ Naruto zögerte kurz und schüttelte mit einem lauten „Brrrr!“ seinen Kopf. „Sei kein Waschlappen, Uzumaki“, sprach er sich selbst Mut zu und schlug sich ins Gesicht, „Du kannst es schaffen! Du hast eben schon sechs Zettel geholt, also wirst du jetzt alle finden!“   „Genau, Alter.“ Kiba nickte enthusiastisch und tätschelte ihm die Schulter.   Naruto atmete ein letztes Mal tief ein und aus und spielte weiter. Er irrte einige Zeit im Wald herum, bis er schließlich ein kleines Häuschen fand, in das man hinein konnte. „Fick dich, du Höllenhaus!“, rief er und drehte sich schnell um, „Ich- AHHH! Fuuuck!   Er und Kiba zuckten beiden heftig zusammen, als sich Naruto umdrehte und genau in das Gesicht von Slenderman blickte. Ein statisches Geräusch ertönte und der Bildschirm fing an grau und weiß zu werden und zu kriseln wie ein Fernsehkanal, der schlechten Empfang hatte, bis schließlich alles schwarz wurde.   Game Over.   „Alter…“ Naruto legte eine Hand über sein wild pochendes Herz und brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu beruhigen. Einatmen und ausatmen und wieder ein und aus und einundausund-   „Fuck! Du bist so ein Hurensohn, Mann!“ Knurrend boxte er Kiba gegen den Oberarm. „Du hast gesagt, der kommt erst bei drei Zetteln, du Penner!“   „Hab ich ja auch gedacht, Alter!“ Abwehrend hielt Kiba beide Hände in die Luft. „Davor hast du ihn doch auch immer erst bei drei Zetteln das erste Mal gesehen!“   „Mann…“ Ächzend lehnte sich Naruto im Schreibtischstuhl zurück und schloss die Augen. „Irgendwie fühl ich mich auf einmal zehn Jahre älter. Ich hab vor Schreck bestimmt ein paar graue Haare bekommen.“   Kiba grunzte zustimmend und rieb sich über den Arm. „Noch einmal?“, fragte er und griff nach seinem Bier.   „Nee.“ Blinzelnd schlug Naruto die Augen auf und blickte auf die Wanduhr – kurz nach neunzehn Uhr. „Es ist schon spät, ich glaub, ich geh jetzt.“   „Okay.“ Kiba nippte am Bier und stellte die Flasche auf dem Schreibtisch ab, bevor er das Spiel beendete und sich erhob. Naruto tat es ihm gleich und zog im Flur seine Chucks an.   „Also“, sagte er und schlang sich seinen Rucksack über die Schulter, „Wir sehen uns dann morgen, Köter.“   „Jo. Bis morgen, Blondie.“   Sie gaben sich eine flüchtige Umarmung zum Abschied und dann war Naruto auch schon draußen und auf dem Weg zur nähst gelegenen U-Bahnstation. Kiba wohnte leider ein bisschen weiter weg von ihm, was hieß, dass er nun noch einen halbstündigen Nachhauseweg vor sich, aber das war noch aushaltbar. Vor allem, da er Glück gehabt hatte und die Bahn an der Haltestelle gerade noch erwischen konnte.   Es war viertel vor acht, als er im dritten Stock des Mehrfamilienhauses, in dem er wohnte, angekommen war und die Haustür zu seiner Wohnung aufschloss. „Ahh, home, sweet home.“ Er trat die Tür mit seinem Fuß zu und schmiss seinen Rucksack in die Ecke.   Er schlüpfte schnell aus seinen Chucks und ließ sich mit einem Stöhnen auf seinem Sofa nieder. Für ein paar Minuten saß er fast schon apathisch einfach nur da, im Schneidersitz auf dem Sofa und die Hände im Schoß vergraben.   Es war still in der Wohnung, totenstill. Es war nichts zu hören außer dem regelmäßigen Ticken der Wanduhr und dem Verkehr auf der Straße vor seinem Haus. Er fühlte sich einsam. Einsam ohne einen Sasuke, mit dem er skypen oder telefonieren konnte.   Einsam ohne einen Sasuke, mit dem er zusammen auf dem Sofa liegen und fernsehgucken konnte.   Einsam ohne einen Sasuke, mit dem er kuscheln und dem er einfach nur nah sein konnte. Den er anfassen und küssen konnte. Mit dem er Liebe machen konnte.   Es waren vier Tage. Vier Tage ohne Sasuke und obwohl sie schon länger voneinander getrennt gewesen waren, hatte sich Naruto noch nie so einsam gefühlt wie jetzt.   „Fuck…“ Er biss sich auf die Unterlippe und holte langsam sein Handy aus der Hosentasche. Keine neuen Nachrichten und keine verpassten Anrufe. Nichts.   Seufzend fuhr sich Naruto durchs Haar. Es tat echt verdammt weh und er vermisste seinen Freund wie verrückt. … Falls sie das überhaupt noch waren. Freunde. Feste Freunde.   So behandelte man die Person, die man liebte, doch schließlich nicht, oder? Man meldete sich nicht einfach für vier verfickte Tage nicht mehr und ging auf keinen Anruf und keine SMS ein…   Fluchend tippte Naruto eine der wenigen Nummern, die er sich tatsächlich auswendig merken konnte, ein und hielt sich das Handy ans Ohr. Es klingelte. Erst einmal, dann zweimal, dann dreimal… Es klingelte und klingelte, bis schließlich die Mailbox anging.   Naruto hatte keine Ahnung, ob Sasuke seine Mailbox überhaupt abrief, aber er sprach ihm dennoch eine Nachricht aufs Band.   „Eigentlich wollte ich dich anschreien“, fing Naruto langsam an und senkte den Blick zu seinem Schoß, „Aber irgendwie… hab ich dazu einfach nicht mehr die Kraft. Ich hab zu so vielen Dinge keine Kraft mehr und weißt du auch warum? Genau… Wegen dir, du Wichser.“   Schnaubend krallte Naruto die Finger in seine Jeanshose. „Was ist nur los, Sasuke?! Verdammte Scheiße, warum meldest du dich nicht, warum gehst du mir nur so aus den Weg?! Ich vermisse dich, Mann… Ich vermisse dich… Baby…“   Bei den letzten Wörtern brach seine Stimme, als er sie mit einem Wispern über seine Lippen und aus seinem Herzen ließ. „Baby… Bitte, Baby, tu mir das nicht länger an… Wir können doch über alles reden, also bitte… Bitte, Sasuke, meld dich bei mir, damit wir reden können und damit wieder alles in Ordnung bringen können…“   Er wollte noch mehr sagen, noch so viel mehr, aber irgendwie konnte kein weiteres Wort seine Kehle verlassen, also legte er nach einigen Sekunden des Schweigens schließlich auf. Naruto starrte sein Handy und das Hintergrundfoto an, das er eingestellt hatte.   Es war ein Foto von Sasuke, das er heimlich geschossen hatte. Er musste alle Fotos, die er von Sasuke machte, heimlich schießen, da der Dunkelhaarige wirklich allergisch auf Kameras reagierte. Es war fast schon niedlich, dass ein so gutaussehender Kerl wie er nicht gerne fotografiert wurde, aber so war Sasuke nun einmal. Ein seltsamer Kauz.   Mit einem kleinen Lächeln strich Naruto mit dem Daumen über das Display und küsste es. Er legte das Handy auf dem Couchtisch ab und vergrub das Gesicht mit einem Seufzen in den Polstern seines Sofas.   ‚Bitte, Sasuke‘, dachte er verzweifelt und kniff die Augen zusammen, ein kläglicher Versuch, das Brennen in ihnen loszuwerden. ‚Melde dich.‘   ~ xXx ~   Es schien, als seien Gebete tatsächlich erhört worden, denn Naruto bekam am nächsten Tag eine SMS. Er war gerade auf den Weg zur Bushaltestelle, um nachhause zu fahren, als das Handy in seiner Hosentasche anfing zu vibrieren. Überrascht holte er es heraus. Er rechnete damit, dass die Nachricht von Sakura war, weil sie immer noch krank war, aber nein.   Die SMS war nicht von Sakura.   Sondern von Sasuke.   Narutos Herz beschleunigte sich mit einem Mal, als er den Namen seines Freundes auf seinem Handydisplay sah. Er schluckte die plötzlich aufkeimende Nervosität herunter und tippte mit leicht zitternden Fingern auf ‚Lesen‘.   Von: Sasuke Können wir uns jetzt im Starbucks treffen?   Naruto blinzelte überrascht und las sich die Nachricht nochmal durch. Und nochmal und nochmal… Er rieb mit dem Daumen sogar übers Display, aber die Wörter veränderten sich nicht. Können wir uns jetzt im Starbucks treffen.   Sein rechter Mundwinkel zuckte und dann verzogen sich seine Lippen ganz langsam zu einem großen, weiten und vor allem erleichterten Lächeln. Sasuke hatte sich bei ihm gemeldet! Sasuke hatte sich nicht nur bei ihm gemeldet, oh nein, er wollte ihn auch sehen!   Fuck… Fuck! Das war… Das war einfach nur… Naruto wurde von einer unglaublichen Euphorie übermannt, dass er sie nicht mal in Worten fassen konnte!   An: Sasuke klas!!!   Er war so nervös, dass er sich sogar vertippte, aber es interessierte ihn nicht und deswegen machte er sich auch nicht die Mühe, den Fehler zu verbessern. Sasuke verstand ihn auch so und außerdem vertippte sich Naruto in seiner Hast eh andauernd.   Er kam bei der Bushaltestelle an und diesmal verfluchte er den Bus dafür, dass er immer zu spät kam. Verdammt, er wollte nicht blöd herum hocken und warten, er wollte so schnell wie möglich in Konohas Innenstadt und ins Starbucks!   Sakura war krank, was hieß, dass er sie nicht vollquatschen konnte. Kiba saß schon längst in der Bahn, also konnte sich Naruto von ihm keine Zigarette schnorren. Es waren zwar noch andere Leute aus seiner Klasse an der Bushaltestelle, aber keiner von ihnen kannte ihn so gut, um zu wissen, wer Sasuke war und dass er mit einem Kerl zusammen war.   Also musste er wohl oder übel alleine an der Haltestelle stehen und warten. Es fühlte sich an, als hätte er eine Ewigkeit gewartet, als knappe drei Minuten später der Bus angerast kam und seine Türen öffnete. Lächelnd stieg Naruto ein und sah sich um, konnte Sasuke allerdings nirgendwo entdecken.   Hmm… Komisch… Heute war doch Freitag und Freitag fuhren sie sonst immer mit dem gleichen Bus. Wo zur Hölle war der Kerl also?! Man musste doch eigentlich diese Buslinie nehmen, um zur Innenstadt zu kommen.   Mit gerunzelter Stirn setzte sich Naruto auf einen freien Platz neben einem schlafenden Opa und holte sein Handy heraus, um Sasuke eine SMS zu schreiben.   An: Sasuke wo biste??? biste nich im bus???   Er schickte die Kurzmitteilung ab und lehnte sich zurück. Es war wirklich seltsam, dass sich Sasuke mit ihm treffen wollte und dann nicht im Bus Richtung Starbucks zu finden war… Naruto hatte echt keine Ahnung, was er davon nun halten sollte.   Aber anderseits… Wenn Sasuke wirklich im Bus war, dann hätte er doch nicht gesagt, dass sie sich in Starbucks treffen sollte, oder? Hm… Daran hatte er ehrlich gesagt gar nicht gedacht.   Er war so in Gedanken so sehr in die wildesten Theorien vertieft, dass Naruto erschrocken zusammenzuckte, als das Handy in seiner Hand anfing zu vibrieren. Aufgeregt öffnete er die neue SMS.   Von: Sasuke Ich sitz schon im Starbucks.   Oh… Okay, das war natürlich auch eine Möglichkeit. Vielleicht war ja eine Lesung ausgefallen und Sasuke hatte deswegen früher frei bekommen. Vielleicht hatte er aber auch nur Glück gehabt und einen früheren Bus erwischt.   Aber das war egal. Naruto ging es so ziemlich am Allerwertesten vorbei, wie Sasuke zu Starbucks gekommen war, solange er da war und auf Naruto wartete und er ihn endlich wieder sehen würde! Bei diesem Gedanken breitete sich ein warmes, angenehmes Kribbeln in seiner Brust aus, das ihn zum Lächeln brachte.   Zehn Minuten später drückte er auf den roten Stoppknopf und erhob sich, um bei der Haltestelle „Konoha Markt“ auszusteigen. Die Station lag direkt in der Innenstadt, weswegen Naruto nur wenige hundert Meter gehen musste, bis er das Starbucks-Logo entdecken konnte.   Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er auf das Kaffeehaus zuging und eintrat. Der Duft von Kaffee stieg ihm sofort in die Nase und ließ ihn durstig seine Lippen lecken.   Es war sehr voll, aber das war nichts Ungewöhnliches. Naruto lebte schon sein ganzes Leben lang in Konoha und er hatte noch nie erlebt, dass im Starbucks mal nichts los war.   Seine Augen suchten den Raum ab, bis sein Blick schließlich auf ihn fiel – Sasuke. Er saß direkt am Fenster, das Gesicht mit seiner geschlossenen Faust abgestützt. Er trug seine Lesebrille, fiel Naruto auf. Etwas, was er in letzter Zeit immer öfter getan hatte.   Sasuke hatte ihm mal gesagt, dass seine Augen immer schlechter wurden und es sehr gut sein könnte, dass er nun bald permanent eine Brille tragen würde. Er schien ein Problem damit zu haben, weil er die Brille als lästig empfand, aber Naruto hatte keins damit. Warum sollte er auch?! Sasuke sah schließlich verflucht heiß aus mit seiner Brille! Er hatte aus Naruto definitiv einen Brillenfetischisten gemacht.   Naruto ging auf ihn zu. Sasuke sah… Er sah schlecht aus. Seine Haut schien noch blasser als sonst zu sein, sein Haar war matt und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er sah krank aus. Ja… Er sah… Moment… Krank?   Vielleicht… Vielleicht war das der Grund, warum sich Sasuke nicht bei ihm gemeldet hatte und warum er nie im Bus gewesen war? Er war ihm nicht aus dem Weg gegangen, er war einfach nur… Einfach nur krank gewesen, ja!   Naruto biss sich auf die Unterlippe, als ihn dunkle, müde Augen fixierten. ‚Bitte‘, dachte er, als er sich Sasuke gegenüber an den kleinen Tisch setzte, ‚Bitte lass ihn krank sein.‘   „Hey, Sasuke.“   „…Hey.“   Naruto lächelte leicht und beugte sich über den Tisch, um ihn zu küssen. Sasuke drehte den Kopf zur Seite, sodass seine Lippen nur seine blasse Wange streiften. Narutos Magen verknotete sich. ‚Er ist krank‘, sagte die Stimme in seinem Kopf, die sich irgendwie auf einmal schrecklich nervös und unsicher anhörte, ‚Er ist krank, deswegen will er nicht, dass du ihn küsst. Damit du nicht auch krank wirst.‘   Langsam beugte er sich wieder zurück. Er ließ seine Augen über Sasukes Gesicht huschen, doch sein Freund sah ihn nicht an. Seine langen, schwarzen Wimpern verdeckten seine dunklen Augen.   „Ähm“, sagte Naruto und stand auf. Er rieb sich den Nacken. „Ich werd was zu trinken kaufen“, meinte er und schob beide Hände in die Gesäßtasche, „Ich geb dir was aus, was möchtest du?“   „Ich hab schon etwas.“ Sasuke deutete auf den Becher Kaffee vor sich.   „Oh“, sagte Naruto. Der Becher war ihm gar nicht aufgefallen, er hatte nur Augen für Sasuke gehabt. „Okay, dann… Dann hol ich mir eben was, Moment.“ Er ging zur Kasse, die Zähne in seine Unterlippe gebohrt.   Oh Gott, das war so schrecklich unbeholfen! Warum war es so unbeholfen?! Warum war Sasuke so komisch, warum war er selbst so komisch? Verdammt, das war… Verdammt. Naruto musste es irgendwie schaffen, diese seltsame Atmosphäre zu brechen…   Er bestellte sich einen Kakao-Cappuccino, bezahlte und ging mit seinem Getränk wieder zurück zu Sasuke und ihrem Tisch. Naruto setzte sich hin, nippte an seinem Cappuccino und leckte sich die Sahne von der Oberlippe. Das Wetter draußen war fast schon zu warm, um jetzt auch noch ein heißes Getränk zu trinken, aber der Cappuccino und das Koffein taten gut.   Naruto lächelte Sasuke an, bekam aber kein Lächeln und nicht einmal ein Schmunzeln zurück. Seine Finger zuckten leicht, also schloss er sie um die heiße Tasse und nahm noch einen Schluck. „Wie geht’s dir?“, fragte er Sasuke.   ‚Hoffentlich schlecht. Hoffentlich sagst du mir, dass du krank bist und nur geschlafen hast und deswegen nicht zur Uni gehen oder dich melden konntest.‘   Sasuke leckte sich über die Lippen. „Wir müssen reden.“   Naruto hätte schwören können, dass sein Herz für einen Moment ausgesetzt hatte. „Worüber?“, sagte er und senkte den Blick auf seinen Cappuccino.   „Du weißt worüber.“   Naruto atmete langsam aus der Nase aus und hob den Kopf. „Okay“, sagte er, „Lass uns reden.“   Sasuke trommelte mit den Fingern gegen den Tisch und sah aus dem Fenster. Er kämpfte mit den Worten, das konnte man ihm deutlich ansehen. Naruto konnte ihn verstehen, er wusste auch nicht, was er sagen sollte, obwohl ihm so viele Dinge auf dem Herzen lagen.   Was sollte er sagen? Tut mir leid, dass ich keinen hochgekriegt hab, als du mich gefickt hast? Es war nicht deine Schuld? Die Schuld lag wirklich nicht bei Sasuke, sondern… Sondern viel eher bei ihm selbst und seinen negativen Gedanken, aber dennoch…   Dennoch konnte er diese Gedanken und diese Entschuldigung nicht über seine Lippen kriegen. Es war einfach zu schwer und es kratzte gewaltig an seinem Ego. Es verletzte ihn einfach in seinem männlichen Stolz, dass er… dass er einfach keinen hochbekommen hatte.   Es war peinlich. Es war verfickt peinlich und dann saßen sie auch noch im Starbucks, im rappelvollen Starbucks und mitten in der Öffentlichkeit, wo jeder ihrem Gespräch lauschen konnte. Das machte es Naruto noch schwerer, endlich die gottverdammte Klappe aufzubekommen.   „Ich denke“, sagte Sasuke langsam und unterbrach so das unangenehme Schweigen, das sich zwischen ihnen gebildet hatte, „Ich denke, wir sollten eine Pause einlegen.“     Naruto krallte seine zitternden Finger in seine Handfläche. Er sagte etwas, doch seine Stimme klang so kratzig, dass er sich selbst nicht einmal verstand. Er schluckte und versuchte es erneut. „Pause?“   Was für eine… Von was für einer Pause sprach Sasuke? Von einer… Einer Sexpause? Das wäre… Es wäre nicht schön, aber aushaltbar und akzeptierbar. Ja, eine Sexpause war akzeptierbar. Aber… Aber jegliche anderen Pausen nicht.   Naruto konnte sehen, dass auch Sasuke zitterte, als er die Hand um seinen Plastikbecker legte. „Ich rede von einer Beziehungspause.“   Jedes dieser fünf Wörter war für Naruto wie eine Faust in den Magen, jeder Schlag schmerzhafter als der vorherige. Beziehungspause. BeziehungsPAUSE. BEZIEHUNGSpause. Sasuke wollte eine… Eine…   „Nein“, sagte Naruto, „Nein, das…“ Er befeuchtete sich die Lippen und presste seine Zunge fest gegen seinen Eckzahn. „Das akzeptier ich nicht, Sasuke.“   „Das musst du aber.“ Sasuke senkte den Kopf. Der Großteil seiner Haare fiel ihm ins Gesicht, sodass Naruto seine Mimik nicht mehr ausmachen konnte.   „Nein.“ Naruto legte seine flache Hand auf den Tisch, die andere zur Faust geballt. „Nein, das-“   „Doch, Naruto, doch.“ Sasukes Stimme klang standhaft, aber Naruto konnte sehen, dass seine Hände immer noch zitterten. „Ich möchte ein wenig Abstand und das musst du akzeptieren, sonst…“   Er ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen und verfiel in Schweigen. Er musste nicht weitersprechen, Naruto wusste, wie der Satz enden würde. Er wusste es und er war froh, dass Sasuke nicht weiter sprach, da er sonst wahrscheinlich zusammengebrochen wäre.   Sasuke wollte wirklich Abstand von ihm, er wollte eine Pause einlegen, er wollte… Er wollte… Fuck. „Was…“ Naruto drehte den Kopf zur Seite und sah aus dem Fenster. Sein Blick war verschwommen. „Was heißt das genau?“   „Ich finde, dass wir uns erst einmal nicht mehr sehen sollten.“ Sasuke führte den Kaffeebecher zu seinen Lippen und leerte den Rest mit wenigen Schlucken. „Wie lange genau kann ich dir nicht sagen, aber… Ich werd mich bei dir melden.“   Naruto blinzelte ein paarmal, doch das Brennen in seinen Augen blieb. Er konnte hören, wie Sasuke langsam aufstand. Er wollte ihn ansehen, aber er konnte nicht. „Sasuke…“, wisperte er, „Warum…“   Er wollte sich entschuldigen, er wollte sich dafür entschuldigen, dass er so ein beschissener Freund war und dass er Sasukes sehnsüchtigsten Wunsch ruiniert hatte.   Aber… Er konnte es einfach nicht, seine Kehle war wie zugeschnürt, er bekam kein Wort heraus.   Er konnte einfach nur wie versteinert da sitzen und mit verschwommenem Blick aus dem Fenster blicken. Es war laut im Starbucks, das Lachen von glücklichen Menschen und das Brummen der Kaffeemaschinen war zu hören, doch all dies nahm Naruto nicht wahr.   Das einzige, was er hören konnte, waren die Schritte, die sich immer weiter von ihm entfernten und das Glöckchen, das ertönte, als jemand das Kaffeehaus verließ. Als Sasuke das Kaffeehaus verließ und auch ihn.   Naruto blinzelte. Eine Träne verfing sich in seinen blonden Wimpern und verharrte dort für einen kurzen Moment, ehe sie ihren Weg über seine Wange fand. Die erste Träne fiel und noch viele würden ihr folgen.   ---------------------------------------------------------------------------------   Narutooo, Baby, nicht weinen! ;A; Oh Mann, ey… Ich weiß gar nicht so genau, was ich sagen soll ;-; Ich lass Naruto nicht oft weinen und besonders Coffee!Naruto ist jemand, der nur sehr selten weint, also will das jetzt echt was heißen… .__.   Und Sasuke… Sasuke, arrgh! Ich würd ihm am liebsten an den Schultern packen und schütteln, aber irgendwie… Er tut mir auch leid, mir tun beide leid… Ich tu mir selbst leid, weil ich so etwas Grausames schreiben musste… Ihr tut mir leid, weil ihr das lesen musstet… ALLES TUT MIR LEID! ;A;   *hust* … Okay ja, jetzt ist gut… >D Kommen wir zu schöneren Dingen, wie… NaruKiba! *^* Ich liebe die beiden als Duo – entweder als beste Freunde oder auch als feste Freunde :D Ich find es wirklich schön, wenn man so einen guten Kumpel hat und ja… Mir hat’s einfach nur Spaß gemacht, die Szenen zu schreiben :D   Slender hab ich übrigens auch gezockt und alter Falter… Ich hab SO einen Schreck gekriegt, ich hab die Bude fast zusammen geschrien und meine Freundin, mit der ich dabei geskyped hab, hat sich kaputt gelacht… >:c Aber naja, ist nichts Neues. Ich skype immer nebenbei, wenn ich Horrorgames zocke, und es haben schon mehrere Leute zugehört und jeder lacht mich bei meinem Gekreische aus :‘(   Naja… :3 Oh, ich hab mich übrigens über die positive Resonanz wegen der Transgender Idee gefreut! :] Das hat mir Mut gegeben, mich irgendwann an den Oneshot zu setzen :3 Im Moment schreib ich aber erst einmal an meinem Chat-Twoshot weiter und dann… Mal sehen, ich hab iwie Lust auf die Vertigo Fortsetzung :O   An dieser Stelle möchte ich euch allen auch fröhliche Ostertage wünschen! Ich hoffe, dass ihr die Ostereier nicht im Schnee suchen müsst… >‘D   Im nächsten Kapitel von Coffee Break: Naruto fällt in ein depressives Loch und mit jedem Tag, der ohne ein Zeichen von Sasuke vergeht, fällt er nur tiefer und tiefer… Reden soll angeblich helfen, also beschließt er, mit seinen Freunden über die ganze Angelegenheit zu sprechen… Aber ob es wirklich helfen wird…?   Bis dann   PS: Hab anstatt Coffee Break zuerst Breaking Up geschrieben… Hihi 8D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)