Glowing in the dark von Jilienemily ================================================================================ Kapitel 2: Falling ------------------ Peeta Meine Kiefermuskeln waren fest angespannt, nur mühsam konnte ich mein gesundes Bein daran hindern unruhig zu wippen. Sie war so blass. So unfassbar blass und ihre dunklen Augen waren die ganze Zeit in meine gerichtet. Ich wusste wonach sie suchte und konnte es ihr nicht geben. Das Bild ihres leblosen Körpers auf dem nassen Waldboden tauchte immer wieder vor mir auf. Sie war halbbedeckt von Blättern, nur ihre blasse Haut schimmerte dazwischen hervor. Wäre sie nicht so blass, ich hätte sie nie gefunden. Ich wäre vermutlich direkt an ihr vorbei gegangen. Der Gedanke hätte mich erschrecken oder doch wenigstens beunruhigen müssen. Aber da war nichts. Dumpfe Leere und diese pochenden Kopfschmerzen. Ein konstantes Hämmern in meinem Kopf das immer dann aufkam wenn ich zu angestrengt über sie nachdachte. Ich war seltsam zwiegespalten. Da gab es einen Teil in mir der sich bei ihrem Anblick zu Tode erschrocken hatte. Und dann war da der Teil, dem vollkommen egal war ob sie lebte oder auf dem Waldboden verrottete. Ob ihr klar war, das die wenigen Worte als ich sie nachhause getragen hatte die ersten waren die sie mit mir gewechselt hatte seit ich zurück war? Vermutlich nicht. Wenn ich eines gelernt hatte, dann das ich ihr keinen Vorwurf machen konnte. Sie war eben so. Sie verstand es nicht. Mein Ausdruck verhärtete sich und ich war froh im Schatten zu sitzen. Ich stützte nachdenklich, abwartend mein Kinn in eine Hand und musterte sie. Ihr feuchtes Haar klebte ihr in der von Schweißperlen bedeckten Stirn. Ihre sonst tiefroten Lippen waren blau und kalt. Der kurze Kuss war kaum der Rede wert. Ich hätte genauso gut einen Eiswürfel küssen können. Ich empfand absolut nichts dabei. Auch wenn ich mich bemühte. Manchmal wachte ich davon auf das ich von ihrem Tod träumte. Schweißgebadet, mit rasendem Herzen und voller Verlustängste. Und dann gab es Morgen an denen ich aufwachte und mich kaum an ihren Namen erinnerte. Geschweige denn daran was sie für mich war. Oder gewesen sein soll. Mein Verstand bestand nur noch aus verstörenden Puzzleteilen. Und auf jedem Puzzleteil war ihr Gesicht. Wutverzerrt, Schmerzverzerrt, Hasserfüllt, liebevoll, Hilflos, Aggressiv, bereit mich zu töten und im nächsten Moment zu küssen. Das ich überhaupt noch in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen grenzte an ein Wunder. Sie jetzt da so liegen zu sehen, kreidebleich, verletzt und hilflos. Es bewegte etwas in mir. Genauso wie ihr Anblick vor ein paar Tagen als sie im Nachthemd vor mir gestanden hatte. Ja, in dem Moment liebte ich sie. Alles hatte mich zu ihr gezogen, ich wollte sie an mich reißen und nie wieder los lassen. Aber das was ich festhalten wollte war nicht das Mädchen das dort vor mir lag. Ich wollte das Mädchen das sich allen Gesetzen widersetzte, dass ihre Schwester und Mutter beschützte und am Leben erhielt. Ich wollte die blasse 12 Jährige der ich das Brot zugeworfen hatte. Ich erinnerte mich an unsere erste Begegnung. An das dürre Mädchen mit den großen Augen und den vollen Lippen, deren Stimme mir eine Gänsehaut bereitet hatte als sie sang. Aber das was dort lag war weit davon entfernt. Snow war gelungen was ich so sehr zu verhindern versucht hatte. Sie war zerbrochen und ich war verändert, war von ihm geformt und modelliert worden wie Teig. Mein Kopf zuckte reflexartig leicht bei der Erinnerung an die Dinge dir man mir angetan hatte. Schreie gellten durch meinen Kopf und ich blendete sie so gut es ging aus. Es waren ihre Schreie. Katniss die in meinem Kopf schrie als zerrisse man sie in tausend Stücke. Alles in meinem Kopf war mit ihr verbunden. Tief atmete ich gegen die aufkeimende Wut an. Es war nicht ihre schuld. Sie war nur ein Mädchen das benutzt worden war. Von allen. Den Gamemakern, Snow, der Revolution, Coin. Sie alle hatten Katniss benutzt und das wundervolle, reine Mädchen in das ich mich Hals über Kopf verliebt hatte zerstört. Sicher ich konnte noch immer Teile von ihr in dieser Katniss sehen. Kurze Momente in denen ich wieder genau wusste wer ich war und wer sie war und was sie mir bedeutete. Aber diese Momente waren bei weitem zu kurz und zu selten. Meine Kiefer pressten sich fest aufeinander. Wieder sah ich sie auf dem Waldboden liegen. Diesmal krochen Maden aus ihren leeren Augenhöhlen, ihr Gesicht war eingefallen, Hautstücke fehlten. Ich war zu spät gekommen und sie war tot. Das Bild war so real das ich konzentriert dagegen anblinzeln musste. Wie sollte ich weiter in ihrer Nähe bleiben wenn ich nie wusste ob das was ich sah echt war. Es waren diese Gedanken, die seit Wochen in meinem Kopf umhergeisterten, die mich zu einer schweren aber dringend nötigen Entscheidung trieben. Ich wusste dass ich sie nicht mehr liebte. Nicht so wie früher. Ich konnte nicht verhindern das ich die Gefühle für sie verlor und sie schien keinerlei Anstalten zu machen mich zurück zu wollen. Sie sprach nicht mit mir, sah mich nicht an, reagierte nicht auf mich. War das Gleichgültigkeit? War ihr Verstand genauso zerstört wie meiner? Ich versuchte mich angestrengt daran zu erinnern was ich früher über sie wusste. Ihr Schweigen war nicht bösartig oder abweisend. Sie wusste nur nicht was sie sagen sollte. Eine scheue, magere Katniss flackerte an meinem geistigen Auge vorüber. Mit zitternden Fingern suchte sie halbverhungert nach etwas essbarem in unseren Mülltonnen. Wie leid sie mir getan hatte, wie weh mir ihr Anblick damals tat. Ich fokussierte mich wieder auf die Gegenwart. Hazelle und Greasy hatten sie gerade ausgezogen und ich ließ meinen Blick kurz über ihren nackten Körper gleiten. Narben, Brandwunden. Ich kannte diesen Anblick. Und dazwischen schneeweiße Haut. Mein Blick wanderte zurück zu ihrem. Sie sah mich noch immer an. Katniss. Katniss. Katniss. Ihr Name klang so vertraut und gleichzeitig so falsch in meinem Kopf. Es trieb mich in den Wahnsinn. Joanna hatte mich irgendwann in meiner Zelle in Distrikt 13 besucht. „Jetzt siehst du sie auch oder?“ waren ihre Worte gewesen. Ja. Ich hatte sie damals gesehen. Das Band an ihrem Handgelenk, ihre angesengten Haare, sie war nicht das Monster aus meinen Alpträumen aber sie war auch bei weitem nicht die Schönheit die man mir versprochen hatte. Damals war ich für einen kurzen Moment absolut sicher gewesen nie wieder etwas für sie empfinden zu können. Wie falsch ich doch lag. Von meiner Zelle aus konnte ich mir Finnicks Hochzeit ansehen. Zusehen wie sie tanzte. Und das löste etwas in mir aus. Es musste irgendeine uralte Erinnerung getriggert haben die mein Herz springen ließ. Nur für einen kurzen Moment. Danach ging es Bergab bis ich eben irgendwann hier gelandet war. Als wäre alles, wirklich alles auf diesen Abend hinaus gelaufen. Ich hatte ihr verdammtes Leben gerettet. Wir waren Quitt. Wir waren frei. Ernüchterung machte sich in mir breit. Inzwischen war sie verarztet, versorgt und angezogen. Hazelles Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Brauchst du etwas Peeta? Ich habe noch Suppe unten.“ Ich schüttelte dankend den Kopf und sie ging. Endlich waren wir allein. Ich spürte das Ziehen in meiner Brust das ich wenn wir alleine waren immer spürte. Als wäre ein Haken in meiner Brust verankert der mich unweigerlich zu ihr zog. „Bleibst du bei mir?“ fragte sie leise und ich stand auf. Ich ging neben ihr in die Hocke und strich ihr eine der dunklen Strähnen aus der Stirn. Da war er wieder, einer dieser Momente in denen ich mich mit brutaler Klarheit daran erinnerte wie sehr ich diese junge Frau liebte und das sich meine ganze Welt um sie drehte. Sie war der Mittelpunkt. Ich sah die hilflose Sehnsucht in ihren Augen, wie sie verzweifelt nach einer Antwort suchte die ich ihr nicht geben konnte. „Always.“ Flüsterte ich mit einer Stimme die in meinem Kopf fremd klang. Aber sie lächelte und schloss die Augen. Ich blieb wo ich war und sah zu wie sie einschlief, wie sich ihre Gesichtszüge entspannten und sie immer tiefer in ihren Träumen versank. Minuten lang musterte ich ihr Gesicht, strich ihr immer wieder die feuchten Strähnen aus der Stirn und lehnte mich schließlich vor um sie sanft zu küssen. Nichts. Ich war nicht Gefühlskalt, ich fühlte unglaublich viel, nur nicht was ich zu fühlen erwartete. Snow hatte mein Herz und alles was sich darin befand in Stücke zerfetzt. Wieder gellten Schreie durch meinen Kopf. Darius. Ich kniff angestrengt die Augen zusammen und atmete meine Wut weg. Jedes Mal wenn das passierte hatte ich das Gefühl mich vollkommen zu verlieren, es war unter normalen Umständen schon schwer mich daran zu erinnern wer ich war. In ihrer Nähe war es schier unmöglich. Katniss. Meine Katniss. Das klang seltsam in meinem Kopf auch wenn ich mich erinnerte dass ich sie lange Zeit in meinen Gedanken nur so genannt hatte. So viele Bruchstücke meiner positiven Erinnerungen waren inzwischen zurückgekommen. Langsam ließ ich mich nach hinten sinken bis ich saß und die Arme um meine Knie legen konnte. Ich machte mir ernstlich Gedanken darüber was meine Entscheidung für sie bedeuten würde. Wie sie damit umgehen würde das ich diesmal derjenige war der sie verließ. Das war etwas woran ich mich sehr deutlich erinnerte. Daran wie sie mich verließ. Wieder spannten meine Kiefermuskeln sich fest an. Die dumpfe, bösartige Stimme die Snow in meinem Kopf gepflanzt hatte hisste ein triumphales das hat sie verdient! Und ich knirschte mit den Zähnen. Nein. Verdient hatte sie das ganz sicher nicht, auch wenn ich die Stiche der unzähligen Zurückweisungen nur allzu deutlich spürte. Wie ich nur so blind hatte sein können. Sie war eine deutlich bessere Schauspielerin ich es für möglich gehalten hätte. Immerhin war ich ihr Wochenlang erlegen. Ihrem Schauspiel. Ihren Küssen, Berührungen und Blicken. Ich hatte die Videos aus der Arena gesehen. Nüchtern betrachtet war es ein wunder das überhaupt jemand in Panem ihr abgekauft hatte das sie mich liebte. Es war meine Naivität und ihre Unschuld bei dem was sie tat die uns so glaubwürdig gemacht hatten. Mein unerschütterliches Vertrauen in ihre Liebe die so lange nicht echt war. Ich kannte auch die Aufnahmen aus der zweiten Arena. Ihre Reaktion auf meinen Tod. Was sich dort auf ihrem Gesicht abgespielt hatte, das war nicht gespielt. Nichts davon. Und unsere Nacht am Strand? Noch jetzt durchzuckte mich die Erinnerung und ich hob seufzend eine Augenbraue. Das war nicht gespielt. Aber all das war vorbei. Wir brauchten beide einen Neustart, eine gerechte Chance auf ein eigenes Leben. Ich dachte an das Lied das sie vor ein paar Tagen gesungen hatte. I can‘t make you love me if you don‘t. Die Erinnerung riss an meinem Herzen. Wieder änderte sich mein Blick auf sie. Ich sah ihre vollen Lippen im Mondschein, so blass und weich. Ihre hohen Wangenknochen, der Schwung ihrer langen Wimpern. Sie war wunderschön. So verletzlich. Aber wieso sah sie nicht dass ich sie verlor? Ich wollte sie anflehen es zu erkennen, es zu spüren, irgendwie zu verhindern. Please, please tell me you know that I’ve got to let you go. ‘Cause I can’t help falling out of love with you. Aber ich wusste dass das nicht passieren würde. Das wir uns beide gegenseitig zerstören würden wenn ich das nicht beendete. Ich war nicht mehr was sie brauchte, ich konnte sie nicht mehr beschützen. Genauso wie sie nicht mehr war was ich brauchte. Solange sie in meinem Kopf weiterhin vom Monster zu meiner Traumfrau und zurück zum Monster pendelte konnten wir keine Beziehung aufbauen. In welcher Form auch immer. Wie hatte Haymitch es damals formuliert? Einen sauberen Schnitt machen. Ich würde einen sauberen Schnitt machen. Ich musste. Sie war nicht sie selbst und ich war nicht ich selbst. Wie sollte da je etwas Gutes bei raus kommen? Ich dachte an all die Bilder die ich von ihr gemalt hatte, die ich bis heute von ihr malte. Es verging kein Tag an dem ich sie nicht wenigstens einmal zeichnete. Mein Keller war voll mit ihren Bildern. Es war einem Wutanfall zu verdanken, dass keines ihrer Bilder im Flur gehangen hatte. Ihr Blick als es ihr aufgefallen war, der Schmerz der ihr Gesicht verzerrte. Nichts davon war gespielt. Jetzt liebte sie mich wirklich und alles woran ich noch denken konnte war, ja was eigentlich? Das ich mit ihr Schluss machen wollte? Das klang albern und falsch. Unsere Verlobung lösen? Als wäre die je ernst gemeint gewesen. Das war pathetisch und lächerlich. Wieder hisste die dunkle Stimme triumphierend in meinem Kopf und ich blockte sie durch lautes Summen aus. Katniss schlief wie ein Stein, ich hätte sie anschreien können und sie wäre nicht wach geworden. Nicht mit der Menge an Morphium im Körper. Eine Bewegung in der Ecke des Zimmers ließ meinen Kopf herum fahren. Sofort spannte mein Körper sich an. Aber es war nur Buttercup der herein schlich, sich an meinen Beinen rieb, Katniss einen kurzen Blick zu warf und entschied, dass es draußen spannender war als hier drinnen. „Wie recht du hast..“ murmelte ich und stand auf. Eine Weile stand ich am offenen Fenster und sah über ihren Garten hinweg zum Wald hinterm Zaun. Wie anders unsere Leben hätten verlaufen können. Sicher hätte sie Gale geheiratet. Es sei denn ich hätte meinen Mut zusammen gekratzt und sie endlich angesprochen. Was wäre wohl aus uns geworden? Dunkel erinnerte ich mich daran dass sie eigentlich nicht heiraten wollte und dass Kinder für sie auch nie in Fragen kämen. Ich wollte Kinder. Oder? Mein Kopf sagte mir dass ich das wollte. Eine Familie. Wie unendlich weit weg und unerreichbar dieses Leben doch jetzt war. Von meiner Familie war nichts weiter übrig als Asche. Wie seltsam fremd ich mir selbst geworden war. Als wären das zwei Leben. Meines und das eines Menschen den ich nur beobachtet hatte. Tief seufzend fuhr ich mir mit beiden Händen übers Gesicht. So war ich doch gar nicht. Ich grub die Finger in das Holz des Fensterbretts und starrte in die dunkle Nacht. Der Mond war von Wolken verschluckt worden und die Schrecken der Schwärze tanzten vor meinen Augen. Not real. Not real. Not real. Wiederholte ich mein Mantra und schloss schließlich doch das Fenster. Ich ließ mich zurück in den Sessel fallen und ging all die Optionen durch. Wie unser Leben weiter gehen könnte. Aber egal in welcher Konstellation, es fühlte sich nie richtig an. Denn das was mich damals aufrecht gehalten hatte, die bedingungslose, unendliche Liebe zu ihr war zu einem verkümmerten etwas in meiner Brust geschrumpft und solange ich nicht sicher sein konnte das es wieder zu dem wurde was es mal war, wollte ich mein Herz nicht riskieren. Die Stimme lachte rau. Es würde nur eine Trennung auf Zeit. Nichts Endgültiges. Aber ich musste sicher sein das sie mich liebte und ich sie. Wieder spürte ich das feste Ziehen in meiner Brust. Nur das ich es diesmal ignorierte. Ich blieb wo ich war und versuchte mir Worte zu recht zu legen, mit denen ich ihr klar machen konnte warum ich ihr nicht mehr nahe sein konnte. Darüber musste ich irgendwann eingeschlafen sein. Katniss Als ich aufwachte spürte ich die warmen Strahlen der Sonne auf meinem Gesicht. Mein Knöchel war seltsam taub und ich musste mich aus der betäubenden Dumpfheit meines Morphium durchtränkten Verstandes kämpfen. Mühsam hob ich die schweren Augenlider und blinzelte gegen das helle Sonnenlicht. Es kostete mich einiges an Willenskraft meinen bleischweren, benommenen Kopf zu heben und ihn aus den Sonnenstrahlen zu ziehen. Und es dauerte weitere Minuten ehe ich die Augen lange genug offen halten konnte um zu erfassen was um mich herum geschah. Ich lag noch immer in meinem Bett, mein Fuß war nicht mehr bandagiert, er lag erhöht auf einem Kissen und glänzte. Offenbar hatte meine Mutter eine der teuren Cremes aus dem Capitol geschickt, denn ich spürte dieses bekannte ziehen meiner Haut. Trotzdem wagte ich es nicht ihn zu bewegen. Zu deutlich erinnerte ich mich an den unerträglichen Schmerz. Die Bilder meines letzten Traumes hingen wie Filmausschnitte vor meinem geistigen Auge. Es war wieder einer dieser Peeta Träume in denen mein verwirrter Verstand uns glücklich und verliebt zusammen sah. Ein Traum der erfüllt war von seiner Nähe, seinen Küssen und der Sicherheit die seine Arme versprachen. Ich fühlte mich fremd in meinem eigenen Kopf und war mehr als irritiert von diesen Gefühlen die mir so erschreckend echt nachhingen. Langsam ließ ich meinen Blick durchs Zimmer gleiten und stockte. Da saß er. Noch immer in dem Sessel beim Fenster, mir zugewandt. Seine Augen waren geschlossen und er hatte die langen Beine ausgestreckt. Seine Arme lagen locker verschränkt auf seiner Brust und sein Kopf war gegen seine Schulter gesackt. Peeta schlief. Mein Herz überschlug sich, stolperte und fiel auf die Nase. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Er war hier. Was bedeutete, dass er die ganze Nacht neben mir verbracht hatte. Ohne mich umzubringen oder die Flucht zu ergreifen. Ein kleiner Funken Hoffnung glomm in meiner Brust auf und ich wagte es mich zu fragen ob wir einander wieder näher kommen würden. Ugh, waren das meine Gedanken oder Reste meines Traumes? Es hatte lange genug gedauert mir einzugestehen das ich tatsächlich etwas für ihn empfand und das dieses etwas doch recht eindeutig Liebe war. Ich erinnerte mich an Finnicks Worte, an das was er über meine Reaktion in der Arena gesagt hatte. Ich erinnerte mich ungern an den Moment in dem Peeta vor meinen Augen gestorben war. Den Moment, in dem ich dachte ich hätte ihn verloren. Mein Herz zog sich zusammen. Finnick hatte recht. Neben meinem Bett stand ein Tablett mit einem Teller dampfender Suppe, jemand musste ihn erst eben dort hin gestellt haben. Im ganzen Haus herrschte Stille, ich konnte nichts hören außer Peetas ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen. Mein Blick wanderte zurück zu ihm und blieb an seinem Gesicht hängen. Er war älter geworden. Kein Kind mehr. Seine Kinnlinie war härter geworden, maskuliner, seine Wangenknochen traten deutlicher hervor. Auch kam es mir so vor als wäre er in letzter Zeit gewachsen. Dunkel erinnerte ich mich, dass meine Mutter mir einmal erklärt hatte das Jungen oft mit 18 oder 19 Jahren noch wachsen. Peeta schien da keine Ausnahme zu sein. Waren seine Beine immer schon so lang gewesen? Das Sonnenlicht schimmerte golden in seinem blonden Haar, es fiel ihm in wirren Strähnen in die Augen. Ich runzelte die Stirn und biss mir auf die Unterlippe. Ich spürte tief in meiner Brust dasselbe Ziehen das ich in meinem Traum verspürt hatte. Jenes Ziehen das mich am Strand in seine Arme getrieben hatte. Es war mehr als verwirrend. Wie gerne ich jetzt durch seine Haare streicheln wollte. Es waren diese kleinen Gesten die mir so vertraut waren und die ich solange unterschätzt und als unwichtig abgetan hatte. Jetzt vermisste ich sie, umnebelt von Schmerzmitteln und meinem wirren Traum. Ich betrachtete ihn weiter, versuchte mir einen Reim auf meine seltsamen Gefühle und sein Aussehen zu machen. Seine Schultern waren unverändert breit und muskulös. Auch wenn ich bezweifelte das er noch immer täglich mehrere Kilo schwere Mehlsäcke herum trug. Mein Blick verfing sich an seinen Händen. Sie waren locker verschränkt und lagen entspannt auf Höhe seiner Hüfte. Starke, sichere Hände mit feinen Gliedern. Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an. Was war nur mit mir los? Ich war niemand der verliebt war. Ich konnte weder flirten noch mich mit meinen Gefühlen auseinander setzen. Die letzten Monate hatten meinen Verstand beinahe vollständig verstört und irreparabel beschädigt. Es fehlte bis heute vermutlich nicht viel um mich für geisteskrank zu erklären. Das letzte was ich da brauchte waren Mädchengefühle. Heiraten und Kinderkriegen, das waren schlichtweg keine Optionen. Auch heute nicht. Wir lebten in einer anderen Welt, aber was für eine Welt war das? Was würde aus Panem werden? Welche Rolle würden Peeta und ich darin spielen? Wenn er wirklich zu sich selbst zurück fand, zu diesem unwiderstehlich charismatischem jungen Mann, der mit Worten Berge versetzen konnte. Es würde mich nicht wundern wenn die Regierung ihn für sich würde gewinnen wollen. Peeta wäre ein wundervoller Anführer. Er hätte der Mockingjay sein sollen, nicht ich. Wieso das niemand gesehen hatte war mir ein Rätsel. Schon bei unseren Interviews war es so offensichtlich gewesen. Immer war Peeta es der die Massen bewegte. Mit seiner Liebeserklärung. Mit seinem Kuss, seinem Heiratsantrag und dann damit das er erzählte ich wäre schwanger. Ein winzig kleiner Teil in mir wünschte sich wir hätten wirklich heimlich geheiratet. Dann würde er mir gehören egal was noch zwischen uns stand. Dann müsste ich mir keine Gedanken darüber machen ihn an eine andere zu verlieren. Auch wenn das absurd war. Es gab keine Andere. Da waren wieder diese seltsamen Mädchengedanken. Ich fuhr innerlich zusammen als ich nur kurz dachte wie gerne ich mit Prim darüber gesprochen hätte. Trauer verzerrte meine Züge und ich atmete gegen die Panik an. Langsam zählte ich meine Atemzüge, eine weitere Technik die mir dabei helfen sollte bei mir selbst zu bleiben. Prim hätte sicher gewusst wie ich damit umgehen sollte, was ich tun könnte um dieses Wirrwarr aus Gefühlen in meinem Kopf und meinem Herzen zu sortieren. Gale fiel definitiv als Gesprächspartner flach. Haymitch auch. Blieben noch Greasy Sae und Hazelle. Hazelle. Aber sie war Gales Mutter und wenn sie vielleicht versehentlich etwas davon Gale gegenüber erwähnte, das wäre nicht fair. Plötzlich vermisste ich Madge so schmerzhaft das ich das Loch in meiner Brust wieder umarmen musste. Ich drohte wirklich jeden Moment auseinander zu fallen. Joanna fiel mir ein, wir waren schließlich auch irgendwie Freundinnen geworden aber sie war weit weg in ihrem Distrikt oder in irgendeiner Klinik mit freiem Zugang zu Morphium. Das Ausmaß meiner Einsamkeit traf mich unvorbereitet. Darüber hatte ich in dieser Form nie nachgedacht. Schließlich gab es auch früher nie viele Menschen in meinem Leben. Doch jetzt zu realisieren das es keine Menschenseele gab mit der ich sprechen konnte war mehr als hart. Wenn ich Peeta wirklich verlor wäre ich vollkommen alleine. Aber das war auf seltsame Weise beruhigend. Ich würde mir nie wieder um jemanden Sorgen machen müssen. Niemand war mehr von mir abhängig. So in meine Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt das Peeta aufgewacht war und als mein Blick von seinen Händen zurück zu seinem Gesicht wanderte stockte ich, als ich ihm plötzlich in die Augen sehen konnte. Den Ausdruck darin konnte ich nicht lesen. Er war neu. Mein Herz klopfte wild in meiner Brust, Peeta hatte mich im Wald gefunden und mich geküsst. Und nachhause getragen. Das alles sprach doch dafür dass ich ihn nicht vollkommen verloren hatte. Trotzdem bereitete mir sein Ausdruck Unbehagen, denn nichts darin sprach von Liebe, Freundschaft oder wenigstens Freude mich zu sehen. Vielleicht hatte ich mir seine letzten Worte bevor ich eingeschlafen war nur eingebildet. Always. Es hallte in meinem Kopf wider wie eine hohle, dumpfe Bandansage die zu oft wiederholt worden war. Ich war noch viel zu umnebelt um mich mit ihm beschäftigen zu können. Mit den Fragen die er in mir aufwarf und den Gefühlen die mich überforderten. Peeta stand auf und kam langsam zu mir, er ging neben meinem Bett in die Hocke und strich mir sacht eine Strähne aus der Stirn. Sofort hob ich die Hand und ergriff seine. Ich wollte ihn spüren, wissen dass er wirklich hier war. Er wehrte sich nicht, schloss die warmen, starken Finger sicher um meine. Was war nur passiert das ich mich in seiner Gegenwart so verletzlich fühlte, das musste mein Traum verursacht haben. Mein Blick war mit seinem verwoben, wir versuchten beide zu ergründen was der jeweils andere dachte. „Danke dass du mich gefunden hast.“ Flüsterte ich schließlich um diese Stille zu durchbrechen. „Ich würde dich immer finden.“ Antwortete er leise, abwesend. Ich runzelte leicht dir Stirn und spannte mich intuitiv an. Jetzt wusste ich woher ich diesen Ausdruck kannte. Es war Gales Ausdruck. Wenn er ein Tier umbrachte, eben jener, den er aufsetzte als er mir erzählte das es kein Distrikt 12 mehr gab. Peeta versuchte mich vor dem Todesstoß zu beruhigen und das war mehr als beunruhigend. Seine Stirn legte sich in ratlose Falten. Offenbar wusste er nicht wo er beginnen sollte. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Als läge sein eiserner Griff noch immer um meinen Hals. Wir waren wieder im Krankenzimmer in Distrikt 13. Plötzlich fühlte es sich falsch an seine Hand zu halten. Ich wollte ihn weg stoßen, musste versuchen mich vor dem zu wappnen was kommen würde. Meine Brust hob und senkte sich unruhig und Peeta fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. Jetzt wo er mir so nahe war sah ich noch deutlicher dass er älter geworden war. Erwachsener. Er war ein Mann geworden und nicht länger der Junge mit dem Brot. Ein Mann der mich jeden Moment verlassen würde. Ich fühlte mich dumpf, betäubt. Als würde ich schlafwandeln. Spürte er dass ich schlafwandelte? Ich hielt doch seine Hand. Wieso sagte er mir nicht dass alles gut war? Das nichts passieren würde. Es war als würden wir einander innerlich anflehen zu erkennen und zu sehen was der jeweils andere spürte aber nicht aussprechen konnte. Peeta sah mir direkt in die Augen. Ich hielt den Atem an. Das blau seiner Augen schien zu changieren. Auf einmal konnte ich alles darin erkennen. Frustration, Hilflosigkeit, Verlust, Wut und Aufgabe. Und da wusste ich es. „Du liebst mich nicht mehr.“ Flüsterte ich tonlos. Er nickte langsam. Sehr langsam. „So einfach ist es nicht Katniss.“ Seine Stimme trieb den Speer in meinem Herzen tiefer. „Ich habe es versucht. Aber ich kann nichts dagegen tun. Wenn ich mich weiter an diese-“ er suchte nach Worten während ich versuchte nicht zu zerbrechen. „An diese Vorstellung von dem was wir vielleicht mal waren klammere, dann werde ich niemals wissen ob ich wirklich etwas für dich empfinde oder empfunden habe. Ich kann so viele meiner Erinnerungen nicht mehr von dem was Snow mit mir gemacht hat unterscheiden. In einem Moment bist du das wundervollste Wesen das ich mir vorstellen kann und im nächsten zerreißt du mich. Ich muss zu mir selbst zurück finden. Und auch wenn Haymitch glaubt das es mir hilft dich weiter in meiner Nähe zu haben und dich täglich zu sehen, es wird nichts ändern. Es macht alles nur schlimmer weil ich mir nie sicher bin ob ich dich wirklich sehe oder ob mir mein Verstand einen Streich spielt. Du weißt nicht wie das ist Katniss.“ Er seufzte schwer und ich fühlte wie meine Brust auseinander brach. Wie ich Stück für Stück zerbröckelte und all meine Versuche mich zusammen zu halten waren vergeblich. Aber war es nicht das was ich hatte kommen sehen? Womit ich eigentlich gerechnet hatte? Noch vor ein paar Stunden war ich bereit gewesen im Wald einsam zu sterben. Jetzt zerbrach meine letzte Hoffnung auf eine Art Leben. „ Ich werde weiterhin hier sein, aber ich will nicht länger darüber nachdenken müssen ob du mich liebst oder ich dich liebe. Denn ich erinnere mich an deine Abmachung mit Haymitch. An dein Theater in der Arena, ich erinnere mich daran das du mich nie geliebt hast, das du mich umbringen wolltest. Ich weiß auch dass du nicht mehr mit mir gesprochen hast nachdem wir aus der Arena zurückkamen. Du bist mit Gale im Wald verschwunden, warst überall nur nicht bei mir. Ich habe Erinnerungen die mir das Capitol nicht nehmen konnte. Davon das du mich weg gestoßen hast, immer und immer und immer wieder. Dass ich mich verbogen habe um dir meine Liebe zu beweisen, dass ich einen verzweifelten Versuch nach dem anderen unternommen habe um dir begreifbar zu machen was du mir bedeutest. Aber du hast mir nicht zugehört. Es hat dich nie berührt. Weißt du woran ich mich noch erinnere? Daran das du mich angegriffen hast nachdem ich ganz Panem meine Liebe zu dir erklärt habe. Ist dir je in den Sinn gekommen warum ich das getan haben könnte?“ Ich schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. Ich ahnte was er sagen würde, aber damals war es wirklich mit Abstand das absurdeste das ich mir vorstellen konnte. Wer sollte mich schon lieben? Ich kannte ihn ja nicht mal. „Weil ich wusste das du nur so zuhören würdest. Und selbst das hat sich gegen mich gewendet. Du hast mich angegriffen und nicht einen Gedanken daran verschwendet das ich es vielleicht ernst gemeint haben könnte. Haymitch wusste das ich dich liebe. Ich habe es ihm gesagt. Und er hat eine Farce daraus gemacht. The Starcrossed Lovers from District 12.“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und unterdrückter Wut. „Mein Kopf zeigt mir Bilder, Erinnerungen die ich nicht einordnen kann. Dinge die vielleicht geschehen sind, vielleicht auch nicht. All die Wochen habe ich versucht Abstand zu dir zugewinnen. Es hat mich unglaublich viel Kraft gekostet hier her zurück zu kommen. Mich dir zu stellen. Und alles was mir entgegenschlug war deine Gleichgültigkeit und dein Schweigen.“ Ich war wie erstarrt, er hatte mein Handeln so vollkommen anders interpretiert. Und wieder fragte ich mich wie er mich überhaupt je hatte lieben können. Dieses ganze Prinzip von Gefühlen und Zuneigung war mir schlichtweg fremd. Ich war nicht sehr gut darin und hier bekam ich den Beweis. Ich war selbst schuld das ich ihn jetzt endgültig verlor. „Katniss da wird immer ein Teil in mir sein der sich daran erinnert das ich dich geliebt habe. Aber dieser Teil ist Vergangenheit und ich will all das hinter mir lassen.“ Es klang so endgültig. Ich durchforstete mein Hirn nach einer adäquaten Reaktion auf seine Worte. Sollte ich weinen? Schockiert sein? Erschrocken oder verletzt? Mühsam suchte ich in mir nach dem was es mit mir machte. Aber da war einfach nur dieses taube Gefühl verlassen zu werden und den einzigen wirklichen Freund den ich noch zu haben glaubte zu verlieren. Das sich meine momentane Gleichgültigkeit früher oder später rächen würde war mir klar. Ich wusste dass die Realität dieses Momentes mich unvorbereitet von den Füßen reißen würde, wenn ich endlich sortiert hatte was ich empfand und wie ich damit umgehen sollte. Aber im Moment griff mein Selbstschutz. Ich sah ihn einfach nur benommen an. „Ich wollte dir nicht wehtun.“ Raunte er und seine Hand strich leicht über meine Wange. Ich sah dass es ihm genauso schwer fiel wie mir. Wenn auch auf andere Weise. Denn selbst jetzt, wo ich er mich wirklich verließ war ich ihm noch wichtig genug das er sich entschuldigte und sich Gedanken um meine Gefühle machte. Ich fühlte mich unendlich schuldig. Ich hatte nie auf ihn Rücksicht genommen. Immer waren andere mir wichtiger gewesen als er und im Grunde auch ich. Prim, Gale, meine Mutter. Menschen um die ich mich kümmern musste. Das war mein Lebensinhalt. Die Menschen die von mir Abhängig waren. Was würde ich mit mir anfangen jetzt wo es niemanden mehr gab? Ich blinzelte und runzelte die Stirn. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Was sagte man wenn man von dem Mann den man liebte verlassen wurde kurz nachdem man endlich begriffen hatte das man ihn liebte? Words failed me. Es gab sicher irgendeine Antwort. Peeta würde sie wissen. Er wusste immer wie man auf solche Dinge antwortete. Aber ich konnte ihn ja schlecht fragen. Und so lag ich nur da, fühlte mich Taub und fremd in meinem Körper. So als passiere das alles gerade gar nicht mir. Offenbar kannte mich Peeta gut genug um mein Schweigen wenigstens diesmal richtig zu verstehen. Vielleicht war es der hilflose Blick den ich zur Tür warf, fast so als hoffte ich die Antwort würde einfach herein spazieren und die Stille die zwischen uns herrschte zerbrechen. Sollte ich ihn anflehen mich nicht zu verlassen? Ihm von all meinen wirren Gefühlen erzählen? Versuchen ihm zu erklären dass ich es endlich begriffen hatte? Ich liebe dich Peeta Mellark. Die Worte lagen wie Blei auf meiner Zunge. Denn sie auszusprechen wäre das selbstsüchtigste das ich jemals tun würde. Ich wusste dass er mich dann nicht verlassen würde. Nicht konnte. Aber nur einmal, nur dieses eine Mal wollte ich um seinetwillen nicht selbstsüchtig sein. Das Wort klang hart in meinen Ohren. Ich hatte doch nur versucht ihn und mich am Leben zu erhalten. Und ich wollte ihn behalten. Jetzt wo Prim nicht mehr lebte war er der letzte Mensch den ich noch lieben konnte und bei dem ich mir sicher war. Ich klammerte mich an seine klaren, hellblauen Augen. Augen die immer schon so viel älter waren als meine und dabei doch nie ihre Unschuld verloren hatten. Selbst jetzt nicht. Wer war ich das ich ihn für mich beanspruchen konnte nach allem was ich ihm angetan hatte und was Snow ihm meinetwegen angetan hatte. Ich würde das niemals wieder gut machen können. Niemals. Aber ich konnte ihn jetzt gehen lassen. Vollkommen egal was das mit mir machen würde. Peeta nickte nur und ein halb geschnaubtes Lachen kam über seine Lippen. So als wolle er sagen, ich wusste du würdest die Zähne nicht auseinander kriegen Katniss. Und wie so oft hatte er Recht. „Wir sehen uns.“ sagte er ruhig und neigte den Kopf um mir einen kurzen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Ich schloss die Augen und dann entglitt seine Hand der meinen und er ging. Ich hielt die Augen geschlossen bis ich die Haustür hörte. Er war weg. Es war der Moment in der die Tür ins Schloss fiel als mir die Tragweite seiner Worte bewusst wurde und ich unter all dem was ich eben noch so mühelos zurück gehalten hatte begraben wurde. Ich japste erstickt nach Luft und riss die Augen auf. Mein Schrei war stumm, ich hatte keine Stimme mehr. Ich war erstickt. Meine Brust hob sich, ich versuchte zu atmen doch nichts erreichte meine Lungen und bald schon umfing mich bleierne Schwärze. Es waren nur Sekunden bis der Schrei sich seinen Weg aus meinem Hals gekämpfte hatte und mit ihm all der Sauerstoff meine überfüllten Lungen verließ. Ich schnappte Schluchzend nach Luft und starrte panisch an die Decke. Konnte man auf dem Trockenen ersticken? Ich atmete, aber ich bekam keine Luft. Bald schon nahmen Tränen mir die Sicht und ich verlor mich in all den Gefühlen die mich überforderten, die ich nicht benennen und nicht erfassen konnte. Peeta hatte mich verlassen. Das war um Welten schlimmer als im Wald zu sterben. Hosted by Animexx e.V. 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