One-Shot Sammlungen von Lizerce (Genre wechsel dich!) ================================================================================ Kapitel 1: Im Brunnen --------------------- Ich knallte meine Hände gegen die Wand, es hallte. „Hört mich jemand?", schrie ich hinauf. Was ich sah war die Unterseite eines Holzeimers, die Vögel schienen mich mit ihrem Zwitschern mit Absicht übertönen zu wollen. Ich lehnte mich an die Wand, ich war eingekreist, umzingelt von Steinen. Viel Platz hatte man mir nicht geboten. Es grenzte schon an einem Wunder, dass ich diesen Sturz überlebte. Ich rutschte hinab, saß auf dem Schlamm und dachte nach. Sicher, die Welt hüpfte fröhlich auf und ab, Denis musste sich schlapp lachen. Ich jedoch kauerte tief unten, wo kein Schwein jemals vorbeikommen wird. Mein Kopf rauchte . Ich dachte wir wären Freunde, beste Freunde. Und dann wollte er mir zeigen, wie ich mich bessern konnte, sagte er? Klar, ja. Umbringen wollte er mich! den besten Freund ungeschützt in einen Brunnen zu schubsen war das Beste was man machen konnte. Ich sah mir die Backsteine genauer an, einige ragten hervor, sie boten doch die perfekte Klettermöglichkeit, damit würde jeder herauskommen. Ich sprang auf und erklomm den steilen Weg. Fast bei der Hälfte war ich angekommen, mir kam der Gedanke Denis hier demnächst auch einzulochen. Payback! Mein Gedankengang wurde rasch beendet, als ich ausrutschte und nochmals hinunterfiel. „Denis, wenn ich dich erwische, bist du tot! Ich verhungere!" Ich lag am Boden eines Brunnens, niemals hatte ich mir erträumt, dass ich eines Tages in einem Brunnen meinen letzten Atemzug haben werde. Müssten nicht meine Eltern eine Suchanzeige erstellen, die Polizei benachrichtigen und mich suchen? Ich starrte noch auf den Eimer, zehn vielleicht auch fünfzehn Meter über mir musste es hängen. Wieder versuchte ich Denis zu drohen, auch wenn es nutzlos schien, zumindest wurde ich die Wut los, Enttäuschung und auch Trauer. Er war doch mein bester Freund, oder nicht? Plötzlich hatte er mich übers Ohr gehauen, nie hatte ich ihm oder irgendjemanden etwas zu leide getan. „Denis, wenn du dich nicht gleich erblicken lässt, verfolge ich dich auch nach dem Tod bis hin in die Hölle!” Dann aus dem Nichts lugte sein Kopf hervor. „Oh, das wäre schrecklich, das will ich nicht...”, mit diesen Worten warf er das Seil ab und verhalf mir den Brunnen zu entkommen. Als meine Füße das Gras berührten war ich sicher, der Brunnen war passé. Tief atmete ich ein und schlug ihm mit einem Hieb ins Gesicht. Er prallte auf den Boden und lachte. Verdutzt sah ich ihn an: „Sind wir jetzt in einer Comedyshow, oder was?!”, brüllte ich ihn an. Schmerzhaft fasste er sich an die Wange und deutete darauf. „Jetzt sind wir quitt. Alles klar?” Ich runzelte die Stirn. „Okay, du hast dich gebessert, jetzt kannst du dich zumindest wie ein Mann wehren”, gab er mir zur Kenntnis. Vor Unglauben fehlten mir die Worte, doch er hatte recht, jetzt hatte ich gelernt. Nochmals setze er ein: „Also zur Not...”, er deutete auf seine zur Faust geballten Hand und schlug symbolisch leicht auf die Wange; „du weißt was du zu tun hast.” Ich lachte mit ihm, ich schlug ihn am Arm, nie wieder wollte ich mich von ihm so verarscht fühlen wie an diesem Tag. „Ah, man! Das tat weh! Du lernst zu schnell.” Er kniff mir in den Arm. Zuletzt gab er mir noch einen Sandwich, den ich gierig verschlang. Damit war alles vergeben und vergessen. -ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)