The Order of the Assassin von Yukiko-Arakawa ================================================================================ Kapitel 4: Tränen der Zweifel ----------------------------- Sichtlich verblüfft sahen alle mich an. „Erinnert mich bitte daran, ihr niemals etwas zu tun“, murmelte Lampo erschrocken. Fragend drehte ich mich zu ihm um. „Wieso das denn? Würdest du die Frau treffen, wären dies die harmlosesten Bezeichnungen, die dir einfallen würden, glaub mir.“ Bevor einer der anderen noch etwas dazu sagen konnte, klickte ich auf Play und ließ das Video laufen. „Du kleine Schlampe“, begrüßte meine Mutter mich mit knurrigem Unterton. Hab dich auch lieb Mama, dachte ich sarkastisch. „Wir haben deinen Brief bekommen. Kannst du dir auch nur im Geringsten vorstellen, was du uns damit antust? Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein? All die Jahre…Und so dankst du es uns!“ Mal ganz davon abgesehen, dass die Frau vor mir die gleichen langen dunkelblonden Haare besaß, sowie die gleiche Gesichtsstruktur und die gleichen dunkelblauen Augen, war es schon echt unheimlich, wie echt sie rüberkam. Sie schien beinahe wie eine Mutter in Sorge, wobei man diese Sorge nicht ganz definieren konnte. Die Frau auf den Bildschirm holte ein Besticktes Taschentuch aus ihrer Tasche und tüpfelte sich damit einmal dramatisch über die Augen. Was für eine Dramaqueen! „Leute merkt euch eins, wenn ich so ein Gesicht machen sollte, dann lüge ich wie gedruckt“, knurrte ich mies gelaunt. Leider teilten diese Frau und ich auch noch die gleiche Mimik, jedenfalls fast die gleiche. Wieder einmal zu verblüfft um mir zu antworten, starrten alle weiter den Bildschirm an. „Du hast Glück, dass Kenneth und Christoph so an dir hängen! Wäre es nach mir gegangen, hättest du jetzt schon ein dutzend Jäger am Hals“, knurrte sie wieder unfreundlich in die Kamera. Kichernd stützte ich meinen Kopf mit den Händen und stellte die Ellbogen auf meinen Knien ab. Mit den Jägern würde ich schon fertig werden, damit hatte ich kein Problem. Sie waren unsere Außenseiter, hatten also weder richtige Familie noch Freunde und würden daher nicht richtig auf meinem Gewissen lasten. „Ich hoffe dir ist klar, dass der kleine niedliche Vertrag, den du für diese Prostituierte und ihren Sohn geschaffen hast, hiermit null und nichtig ist. Komm in zwei Monaten nach Sirmione, dort wird entschieden, wie du dich freikämpfen darfst. Christoph erlaubt dir, all deine Verbündeten mit zu nehmen und die, die bei uns sind zu dir zu rufen, wenn sie sich den dafür entscheiden sollten. Bis in zwei Monaten, Tochter“, das letzte Wort spie sie förmlich wie Gift in die Kamera. Wütend fegte ich den Laptop vom Tisch und sprang leichtfüßig über den Tisch. Gerade als ich in der Tür stand, merkte ich, wie Konfuse ich auf die anderen wirken musste und blieb stehen. „Giotto? Dürfte ich einige Leute einladen?“ Vollkommen verwirrt sah der Mafioso mich an, ehe er nickte, sichtlich unentschlossen. „Was soll das den bitte heißen?“ schrie ich in den Hörer. Erschrocken zuckte Elena neben mir zusammen. Wir waren in den Garten gegangen um die anderen nicht zu stören und da hatte ich die Gelegenheit genutzt und bei meinem jüngeren Bruder, Vincent, angerufen. „Das soll heißen, dass mir einfach nicht wohldabei ist mich gegen Mutter zu stellen“, sprach er leise in sein Handy. Entweder war er noch in der Schule und telefonierte unerlaubt, oder er war zu Hause und telefonierte unerlaubt, so oder so war er nicht gut dran. Wütend sprang ich vom Korbstuhl auf und begann hin und her zu tigern. „Jetzt hör mir mal ganz genau zu! Wir sind Geschwister und damit hast du mehr mit mir gemein als mit dieser Belinda, welches sich eine Mutter schimpft und ihren willenlosen Sklaven Kenneth, unseren armen Vater. Du wirst jetzt also deine Sachen packen, alles was du brauchst, wirst dir dann Mei und Noah schnappen und hier her kommen! Hast du mich verstanden Vinc?! Der Vertrag ist nichtig!“ schrie ich schon beinahe panisch in den Hörer. Sobald der Vertrag nichtig war, würden die beiden gejagt werden und dann hätten wir ein Problem. „Ist ja schon gut. Sie…Sie hat wirklich gesagt, dass Mei und Noah nicht mehr unter Schutz stehen?“ fragte er mit belegter Stimme nach. Ich wusste nicht wieso er sich so sehr für meine Freundin interessierte, jedoch konnte ich es im Moment nur als Vorteil benutzten. „Ja, das sagte ich dir bereits. Glaubst du…Glaubst du Valentin kommt auch, wenn ich ihn frage?“ flüsterte ich beinahe schon. Mein großer Bruder, Valentin, und ich standen uns schon immer Nahe, aber ich wusste nicht wie weit er für mich gehen würde. Das Schnauben was ich zu hören bekam, war Antwort genug für mich. „Danke, dass du für mich da bist kleiner Bruder. Ich werde dir nach all dem hier ein richtiges Italienisches Eis ausgeben. Sogar so viel bis du platzt“, versprach ich ihm und musste gegen die Tränen ankämpfen. „Jaja vergiss das mal lieber nicht. Wir sehen uns dann spätestens Übermorgen“, damit legte er auf. „So viel Eis wie er essen kann?“ fragte Elena belustigt nach. Seufzend ließ ich mich wieder in den weichen Korbstuhl fallen und legte den Kopf in den Nacken, so dass die Sonne mir direkt ins Gesicht schien. Doch ehrlich gesagt, war ich so Müde, dass ich nicht einmal mehr dagegen etwas hatte. „Er liebt Eis“, nuschelte ich unverständlich. War diese Wärme schon immer so angenehm und Einlullend gewesen? Langsam glitten mir die Augen zu und ich war kurz davor im Sitzen einzuschlafen, da holte mich das Klingeln meines Handys wieder von der Kippe zurück. Noch bevor ich mich melden konnte, sprach mich der Anrufer an. „Li? Alles okay bei dir?! Ich habe schon alles gehört. Wo genau befindest du dich?! Ich komme sofort!“ vernahm ich die Aufgeregte Stimme meines älteren Bruders. Wieder mit Tränen in den Augen, richtete ich mich etwas auf und zog meine Beine zu mir auf den großen Stuhl. „Hi Großer. Hast du? Und du bist nicht auf Belindas Seite? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer es war Vincent zu überreden auf meiner Seite zu stehen“, murmelte ich ermattet in den Hörer. Am anderen Ende hörte ich etwas Schweres zu Boden fallen. „Wie bitte? Wenn ich das Bürschchen in die Finger bekomme…“ er ließ den Satz offen, anscheinend durfte ich alles einfügen was ich wollte. „Ist schon okay Val. Es ist schwer sich gegen die eigene Familie zu stellen…Val?“ Ich konnte nicht mehr damit Leben, irgendjemanden musste ich das fragen. „Was meine Kleine?“ Mit einem riesigen Kloß im Hals, versuchte ich genug Luft für den nächsten Satz zu bekommen. „Glaubst du, ich mache das richtige?“ kaum war diese Frage endlich über meine Lippen gekommen, entflohen auch die Tränen meine Augen. „Hey Wein nicht. Du tust es um uns alle zu befreien, vergiss das nicht. Mit deiner Freiheit, bekommen auch alle die du wählst ihre Freiheit. Ohne dich und deinen Mut, würden wir wahrscheinlich noch Generationen weiter so leben“, antwortete er mir ehrlich. Schniefend wischte ich mir über die Augen und blickte zu Elena, welche mich mitleidig ansah, jedoch auf ihrem Platz sitzen blieb. Sie wusste genau, dass ich nur noch mehr weinen würde, wenn jemand versuchen würde mich zu trösten. „Du hast recht“, wimmerte ich ins Telefon. Schnell gab ich ihm die Adresse und legte das Handy dann auf den Tisch. Unendlich ermattet, legte ich meinen plötzlich schweren Kopf auf meine Knie ab. Es tat gut mal wieder so viel Deutsch zu sprechen, obwohl mir jetzt der Hals wehtat und ich das Gefühl hatte, dass meine Zunge sich einen Knoten verpasst hatte. „Geht es dir gut?“ hörte ich Elena neben mir fragen. Mit falschem Lächeln, sie sollte mein Leid nicht teilen müssen, stand ich auf und streckte mich etwas. „Ja alles bestens. Ich glaube nur, ich sollte mich etwas entspannen und ein paar dieser Sonnenstrahl-Dinger aufnehmen, auf die du so scharf bist“, stichelte ich und machte mich auf den Weg weiter in den Garten hinein. Erleichtert endlich Ruhe zu haben und ungestört zu sein, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen den großen Baum im Garten, gut zwanzig Meter entfernt vom Haus. Dieser Garten war schon beinahe so groß wie eine Weide, was mir jedoch nur zu Gute kam. Vom Haus aus würde man mich nicht ganz erkennen, besonders wenn ich mit dem Rücken zum Haus saß. Unendlich erschöpft kugelte ich mich vor dem Stamm des Baumes zusammen und ließ es zu, dass Wärme der Sonne mich einlullte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)