Der Tag an dem das Feuer auf Erden wanderte von Kiznachan ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sirenen heulten, heulten wie sie es immer taten. Der endlose Laut schwebte durch die Gassen. Gefahr, Vorsicht. Staub des zeitlosen Verfalls vibrierte und legte sich auf die Flickenmäntel der am Straßenrand sitzenden Stadtbewohner. Zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass die stündliche Warnung noch länger eine Rolle spielte. Der Nordwind fegte durch die geisterhaften Ruinen, die wie schimmelnde Zahnstümmel klagend gen Himmel ragten. Metallische Balken zeigten fingerartig in alle Richtungen und zeugten mit ihrer Höhe von der ehemaligen Pracht der durch Meersalz zerfressenen Metropole. Fay zog seine Kapuze enger in das ausgemergelte Gesicht. Der Stoff bot kaum Schutz vor den ersten Schneeflocken der kalten Jahreszeit. Den Blick auf der unter seinen Schuhen nachgebenden Straße gerichtet, schliff er das rechte Bein hinter sich her. Bleibe unbemerkt. Ein Knurren setzte neben ihm an. Das Geräusch aufeinandertreffender Zähne und der süßliche Gestank frischer Verwesung drangen durch das kleine Sichtloch seiner Bekleidung. Fürchte nicht. Im gleichbleibenden Schritt zwang er seinem Herz einen ruhigen Schlag auf. Gedanken überschlugen sich. Das Himmelblau eines unbedeckten Sommertages. Jana, wie sie in ihrem armlosen Kleid den Rapier verspielt an ihrer Seite baumeln ließ. Eine Schuppe und dann nur noch Dunkelheit. Bleibe beherrscht. Weiteres Gebell. Etwas Feuchtes streifte den durchlöcherten Stoff seiner Hose, bevor es die Zähne in seiner Wade versenkte. Fay schrie nicht, zeigte keine Reaktion. Das nachgezogene Bein wog schwer. Doch noch immer bewegte er sich weiter. Handle bedacht. "Sarian." Warmes Blut schoss durch seine Adern. Als wütender Strom schwoll es in ihm an. Er konnte spüren, wie die Hitze sich in seinem Bauch sammelte. Eisen und Mangan stiegen ihm die Nase hoch und er spuckte den Geschmack von Asche aus. Alle Warnungen verhallten, das Knurren verebbte. "Deraei." Fays Pupillen weiteten sich. Er atmete tief, während er die Kapuze von seinem Kopf zog. Ein Schwall aus Schweiß tropfte das schulterlange Haar herab. Seine Aufmerksamkeit lag auf der Ansammlung wilder Tiere. Kojoten, Hunde und einige rattenähnliche Bestien, zu groß um sie noch länger mit ihren kleineren Verwandten zu vergleichen und dennoch Ratten. "Veranis" Fays Augen trafen die des Rudelführers. Der Wolfshund hang an seinem Bein und zerrte mit eiterunterlaufenen Iriden am nicht nachgebenden Fleisch. Die Hälfte der Schnauze fehlte und an vielen Stellen des behaarten Körpers ragten kahle Stellen aus dem Fell hervor. Fays Schritte kamen zum Stillstand. Sein Blut kochte, brachte feine Adern zum Platzen und zeichnete sich als Gitter unter der Haut seiner Arme ab. "Flos." Absolute Stille. Einzig das feine Klimpern der Schneeflocken legte dem Mantel der Lautlosigkeit seinen Klang auf. Er spürte den pulsierenden Schlag des Herzens seines Gegenübers. Das hecktische Auf und Ab als Kontrast zum gleichmäßigen Rhythmus seines eigenen. "Sceric." Das Jaulen des Rudelführers durchbrach die Belagerung. So schnell sich der Kreis aus Jägern um Fay geschlossen hatte, so schnell verschwanden sie wieder in den Windungen der gefallen Stadt. Er atmete auf. Der Duft von gebratenem Fleisch und verbrannten Fell lag in der Luft. Der zersplitterte Kiefer hang an seinem Bein. Ein Teile der künstlichen Haut blätterte an der Stelle des Kontaktes ab und lies freie Sicht auf das Gestell aus Metall und Schläuchen. Fay zog den Mund hoch, als er sich mit der Hand über die Verletzung fuhr. Zu viel Kraft freigesetzt. Er kaute auf seiner Unterlippe bis sich ein feines Blutgerinnsel bildete und das Kinn hinab floss. Die rötlich schimmernden Linien an seinen Armen erloschen. Die Sirenen sangen ihr Lied. Gefahr, Vorsicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)