Das Andenken von Schokobrot (Chris und Piers) ================================================================================ Kapitel 1: Das Andenken ----------------------- Das Andenken Leise Gespräche vereinigten sich in seinen Ohren zu einem monotonen Summen. Captain Chris Redfield saß an dem Tisch in dem kleinen, schlichten Restaurant und starrte auf sein Steak dessen Geruch ihm verführerisch in die Nase zog. Er hatte mit Absicht das gleiche Gericht bestellt wie Piers Monate zuvor, als er ihn aus der kleinen Spelunke geholt hatte um ihn wieder zu dem Mann zu machen der er war. Eine kleine Mahnung nicht wieder alte Dämonen einziehen zu lassen. PTBS, posttraumatische Belastungsstörung, nannten sie es. Viele Soldaten erkrankten daran. Chris war es nicht passiert, trotz all dem Horror durch den er gegangen war. Er hatte vorher auch nie jemanden so endgültig verloren, wie an diesem Tag. Dem Tag, der alles verändert hatte. Natürlich, man hätte einwenden können, er hätte bereits einmal geglaubt jemanden verloren zu haben, der ihm mindestens genauso wichtig war, wenn nicht wichtiger. Jill Valentine. Aber aus irgendeinem seltsamen Grund hatte er bis zuletzt nicht an ihren Tod geglaubt. Etwas in ihm hatte dagegen gesprochen, sie war nicht verloren gewesen. Sonst hätte er wohl auch nicht so hartnäckig daran festgehalten sie zu finden, damals in Afrika. Osteuropa war etwas anderes. Er hätte wissen müssen, dass diese Frau nicht in Ordnung war. Ada Wong. Sie war zu gelassen gewesen, beinahe spöttisch amüsiert. So verhielt sich keine Geisel. Er hätte seine Männer schützen müssen. Es war seine Schuld gewesen. Jedenfalls hatte er das geglaubt. Bis Piers ihm gezeigt hatte wo, nunja, der Hammer hängt. Chris lächelte unwillkürlich sein Steak an. Er griff in seine Hosentasche, öffnete langsam seine Hand. Piers abgerissenes BSAA-Zeichen lag darin. Er legte es auf den Tisch, es raschelte. Überrascht stellte er fest, dass etwas Papier oben aus dem Stoff-Emblem ragte. Vorsichtig fasste Chris es und zog daran. Es ließ sich einfach aus dem Stoff lösen. Das Emblem hatte als Tasche gedient, es war nicht wie die anderen einfach angenäht worden, sondern jemand hatte einen zweiten runden Stofffleck hinzugenäht, oben einen Spalt aufgelassen und es dann erst auf die Uniform genäht. Es musste geschehen sein, nachdem derjenige die Uniform erhalten hatte, denn das BSAA-Emblem war natürlich immer auf der vollständigen Uniform schon angenäht und wurde nicht erst anschließend hinzugefügt. Aufgrund der äußerst bescheidenen Nähkünste nahm Chris an, dass Piers selbst der Schneider gewesen war. Kein Wunder, dass er das Emblem so einfach hatte abreißen können. Vorsichtig und sehr neugierig faltete er das Papier auseinander. Es war sehr oft zusammengefaltet worden um in den kleinen Raum zu passen, in den es gedrängt worden war. Außerdem war es ein wenig nass geworden. Chris hoffte, es noch lesen zu können. Er verspürte ein seltsames Kribbeln in seinem Bauch. Vorsichtig öffnete er das Papier ganz, breitete es aus und strich es gerade. Eine ganz gewöhnliche DIN-A-4 Seite. Spärlich beschrieben. Nur ein paar Zeilen. In einer sehr unsauberen, eiligen Schrift, dahingeschmiert. Seiner Schrift. Er, Chris, hatte das geschrieben. Und als er anfing zu lesen, was dort stand, wusste er auch genau worum es sich handelte. Chris Redfield, 5.4.2013 Ich träume immer dasselbe, jede einzelne Nacht. Ich träume von kalten Gitterstäben, die sich gegen mein Gesicht pressen, während ich versuche meinen Arm noch weiter durch eine Lücke zwischen ihnen zu drücken. Ich spüre einen Schmerz in der Schulter. Ich versuche etwas zu erreichen, es ist unglaublich wichtig, aber ich weiß nicht was. Ich weiß nur, dass ich es nicht erreiche. Dann falle ich nach hinten in Dunkelheit. Ein Gesicht taucht über mir auf. Es sieht ernst aus, aber ich werde ruhig, wenn ich es sehe. Es ist der junge Piers Nivans. Es gibt keinen Menschen, in den ich größeres Vertrauen setzte. Er ist mir sehr viel wert. Vielleicht mehr als Jill. Denn ich weiß in diesem Traum, dass er mich retten wird. Chris fuhr sich über die Augen um etwas wegzuwischen von dem er nicht zugeben wollte, dass seine Augen es produzieren konnten. Sein Psychologe, den er für kurze Zeit besucht hatte, hatte ihn gebeten seine Träume niederzuschreiben. Er hatte nicht viel zum Schreiben gehabt. Damals hatte er seine Erinnerungen noch nicht zurückgewonnen, er hatte Piers nicht "gekannt". Gerade deshalb war der Traum so wichtig für ihn gewesen. Dieser junge Soldat, der ihn abgeholt hatte und ihm gesagt hatte, wer er war, was für eine Verantwortung er trug und Chris besser kannte als er sich selbst zu dieser Zeit, ihm wäre er wohl kaum gefolgt, wäre dieser Traum nicht gewesen. Der Traum in dem etwas in ihm sagte, dass er Piers vertrauen sollte, dass Piers ihn retten würde. Chris konnte sich nicht erklären, wie die Abschrift des sich immer wiederholenden Traumes in Piers Besitz gekommen war. Er erinnerte sich jedoch, einmal nach diesem Stück Papier gesucht zu haben und es nicht mehr gefunden zu haben. Piers musste es gefunden und behalten haben. Und jetzt hatte er es ihm zurückgegeben. Chris starrte sein Steak an. Dann lächelte er. Es war gut, dass Piers es gelesen hatte. Er hätte es wohl nie auf die Reihe gebracht, es ihm zu sagen. Gegen BOW's kämpfen war eine Sache, zu Gefühlen stehen eine andere. Und Chris zog es definitiv vor, sich BOW's entgegen zu stellen. Die waren wenigstens berechenbar. Vorsichtig faltete er seinen Traum wieder zusammen, steckte ihn in das Emblem und das wiederum in seine Hosentasche. Er beschloss sich Piers Emblem anstatt des seinen aufzunähen, wenn er die Zeit fand. Mitsamt seinem Traum. Ein Andenken. An einen Mann, dem er sehr viel bedeutet und der ihn bewundert hatte. An einen Mann, der ihm sehr viel bedeutete und den er sehr bewunderte. Nicht erst seit eben, sondern schon sehr lange, wie sein Traum bewies. Chris schnitt endlich das Steak an und biss hinein. Piers Nivans hatte ihn gerettet. Nicht nur körperlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)