402 Jahre später von Futuhiro ================================================================================ Kapitel 5: "Nein, das ist bitterer Ernst." ------------------------------------------ Danke an die lieben Freischalter, die gerade wieder etwas Arbeit mit mir haben. ^^ _________________________________________ Fünf wandte den Blick vom klaren Sternenhimmel ab, als er Schritte hörte. Es war inzwischen dunkel geworden. Wie lange stand er wohl schon hier an dieser Felswand? Um ihn scharten sich die Geister, jetzt wo der Wind nachgelassen hatte und sie nicht mehr herumbeutelte, und lachten ihn aus. Aber was wollte er machen? Er konnte sie nur ignorieren, mehr blieb ihm nicht. Seine magischen Fähigkeiten waren von der Begegnung mit dem Rosenquarz noch immer unterdrückt. Im Schein des herabbrennenden Lagerfeuers sah er einen Kerl in schwarzer Leder-Kombi und Wuschelfrisur vorbeigehen. „Shinda, komm schon. Mach mich wieder los.“ „Nein.“, entschied der und ging ungerührt weiter um nach dem Feuer zu sehen. Hier gab es zwar nicht viel, was hätte abfackeln und einen Waldbrand verursachen können, aber trotzdem. „Wie lange willst du mich noch hier festgeknotet lassen?“ „Bis du wieder ganz zu klarem Verstand gekommen bist.“ „Bin ich doch.“ „Bist du nicht. In deinen Augen brennt immer noch Feuer. Solange das nicht erloschen ist, bleibst du da angebunden.“ Fünf seufzte. „Willst du mich denn die ganze Nacht hier stehen lassen?“ „Wenn es sein muss, ja.“ Mit diesen Worten war er wieder in der kleinen Höhle verschwunden, in der er Maya und Terry scheinbar festhielt. Was die drei da drin trieben, wusste Fünf nicht. Vermutlich nicht viel mehr als einfach nur einen Bogen um ihn zu machen. Vielleicht schliefen die Menschen auch schon. Er fragte sich, ob das nicht doch etwas dreist von Shinda war, ihn, einen Höllenfürsten, einfach so zu behandeln. Aber Shinda hatte ja bereits von Anfang an klargestellt, daß er ihm keinen Respekt zollen würde, und hatte Fünf´s Einverständnis dazu erhalten. Was hatte Fünf sich dabei nur gedacht? Hätte er gewusst, daß Shinda es so auf die Spitze trieb ... Naja, nicht zu ändern. Jetzt war es eben so. Er verabschiedete sich von dem Gedanken, hier noch vor Anbruch des nächsten Tages wieder loszukommen. Fünf kam langsam wieder zu sich und versuchte, seinen schmerzenden Rücken zu strecken. War es die unbequeme Haltung, die ihn aufgeweckt hatte, oder das leise Rumoren in der Höhle? Jemand beschwerte sich, furchtbar schlecht geschlafen zu haben und von Alpträumen geplagt worden zu sein. Ein anderer murmelte irgendwas von Frühstück machen. Eine Weile herrschte geschäftiges Ramschen und Hantieren. Irgendwann kam Maya müde aus der Höhle geschlichen, warf nur einen kurzen Blick in Fünfs Richtung, um zu sehen ob er noch da war, und schlurkste dann um die Ecke, um sich ein stilles Plätzchen zu suchen, wo er sich erleichtern konnte. Als nächstes kam Terry heraus und streckte sich genüsslich. Zufrieden hielt sie die Nase in die Morgensonne und lächelte. Dann fiel ihr Blick auf Fünf und wurde ein wenig gehässiger, als sie sich in Bewegung setzte und zu ihm kam. „Ist alles okay bei dir?“ „Erwecke ich diesen Eindruck denn?“, fragte Fünf kühl. „Also nicht?“ „Nein, verdammt, könntest du mich endlich mal befreien?“ Terry grinste finster. „Wieso? Du gefällst mir ganz gut so.“ Ihre Hand fuhr über seinen Oberkörper. Da seine Arme von Ranken festgezurrt waren, war er relativ ausgeliefert und schutzlos. Er konnte weder weg noch sich wehren. Seine Augen verengten sich zu wütenden Schlitzen, als Terry den Reisverschluss seiner Jacke aufzerrte und ihre Finger die Konturen seiner Muskulatur nun auf der blanken Haut nachvollzogen. „Du gehst zu weit!“, warnte er und zuckte genervt mit seinen Flügeln. Terry griff ungerührt in seine Jacke hinein und schlang unter dem Leder die Arme um seine Mitte. Ihre Hände fuhren über seinen Rücken, während sie sich an ihn schmiegte. Sein Atem wurde ungewollt tiefer. „Terry, hör jetzt auf!“ „Ich zieh hier mit dir in eine Schlacht. Kriege ich keine Gegenleistung für meine Hilfe?“ „Du kriegst eine satte Strafe für diese Anmaßung, wenn du nicht auf der Stelle ...“, er schnappte nach Luft, als das rothaarige Mädchen nach seinem Hosenknopf griff, ihn ohne viel Federlesen öffnete und ihre Finger ein Stück weit in dem sich auftuenden Kleidungsstück verschwanden. „Sag !“, verlangte sie ernst. „Ich befehle es dir!“ „Du HAST mir nichts zu befehlen!“, klärte Terry ihn gebieterisch auf und schob sich noch tiefer in seine Hose hinein. Schon gefährlich tief! In Fünf krampfte sich alles zusammen. Das war eine saudämliche Situation gerade. Unter anderen Umständen hätte er sie dazu gebracht, alles mit ihm anzustellen, was man mit einem wehrlos ausgelieferten Mann gegen dessen Willen nur anzustellen vermochte. Er hätte es genossen. Wirklich, Dämonen genossen sowas! Sie waren furchtbar masochistisch. Ersatzweise auch sadistisch, je nach Gelegenheit. Weil sie aus der negativen Energie Kraft schöpften. Und danach hätte er sie aus Revange langsam und genüsslich getötet. Bedauerlicherweise brauchte er Terry noch, und in diesem Augenblick hasste er sie dafür. Allerdings hatte er auch nicht vor, ihre Misshandlungen hinzunehmen, ohne sich danach der wohlverdienten, süßen Rache hinzugeben. „Schluss jetzt!“, gebot er und schubbste das Mädchen mit einer Druckwelle von sich. Er war zwar gefesselt, aber das unterband seine magischen Fähigkeiten ja nicht gänzlich. Nur Shindas blöder Edelstein wirkte noch immer nach, daher war die Druckwelle nicht sehr stark, leider, sie brachte Terry lediglich zwei Schritte weit ins Taumeln. Immerhin war er ihr lästiges Gefinger erstmal los. „Was fällt dir ein? Halt gefälligst still, du Miststück!“, zeterte das Mädchen los, kam wieder näher und schlug ihm mit der flachen Hand so hart ins Gesicht, daß ihm kurz der ganze Kopf klingelte. Er keuchte auf. Sie hatte Kraft, nicht zu fassen. Fünf sah langsam wieder auf, suchte beinahe amüsiert ihren Blick, und fuhr dabei grinsend mit der Zungenspitze seine Oberlippe nach, um zu sehen ob sie aufgeplatzt war. Dann lächelte er süffisant. „Du hast Mut.“, fand er. Anerkennend. In eben diesem Moment hatte er beschlossen, ihr das alles doppelt und dreifach heimzuzahlen, sobald er nur endlich diese Fesseln los wurde. Der Gedanke daran erheiterte ihn. „Du willst also eine Gegenleistung? Komm her und gib mir einen Kuss!“ „Tu es nicht, das würde dich umbringen.“, warf Maya gelassen ein, der gerade wieder zurückgekehrt war und das Ende dieses Szenarios noch mitbekommen hatte. „Und lass ihn in Ruhe, solange er gefesselt ist.“ Fünf bäumt sich in den Ranken auf – vielleicht reichte seine Kraft ja inzwischen wieder, um sich endlich selbst zu befreien – riss sich los, stürzte sich auf das rothaarige Mädchen und stieß sie unsanft zu Boden. Sie quiekte panisch auf, als sie hart auf dem steinigen Untergrund aufschlug und auch schon das Gewicht des Dämons auf sich spürte. Das lästige Ziehen in seinen Schultern ignorierte er. Er war noch halb steif davon, die ganze Nacht gefesselt gewesen zu sein, aber das hielt ihn jetzt nicht auf. Er zerrte sie am Handgelenk einige Meter weit mit sich und schleifte sie direkt in ein Brennnessel-Feld hinein. Terry wand sich schreiend in dem schmerzhaft nesselnden Unkraut, da sie nur kurze Hotpants und ein Spagettiträger-Hemdchen trug, aber Fünf kletterte wütend auf sie und hielt sie unter sich fest. Mit ihrem hilflosen Um-sich-Geschlage machte sie alles nur noch schlimmer und wälzte sich um so tiefer und gründlicher in das Brennnessel-Feld hinein. Fünf hielt sie erbarmungslos darin nieder. Ihre Schreie wurden immer hysterischer und schmerzerfüllter. Der Dämon blieb gnadenlos, hielt sie weiterhin unter sich fest. „Maya, warum tust du nichts?“, wollte Shinda erschrocken wissen, als er, angelockt von dem Theater, hinzukam. „Wieso sollte ich? Sie hat ihn ja misshandelt, da muss sie auch die Konsequenzen tragen.“, gab der nur gelassen zurück und verschränkte die Arme, während er weiter untätig zusah. „Ich dachte, wir machen diese ganze Reise hier nur, um sie zu schützen!“ „Ja, aber doch nicht vor ihrer eigenen Dummheit.“, stellte Maya klar. „Sie ist doch selber Schuld, wenn sie sich mit so einem anlegt.“ „Es ist nicht ihre Schuld! Es ist SEIN Einfluss, der sie so hat werden lassen!“ „Ja, und es ist SEIN Recht, sich zu revangieren.“ „Ich erinnere dich daran, wenn du das nächste Mal wieder kämpfen willst!“, maulte Shinda und ging los, um die beiden zu trennen. Terry hatte die Brennnesseln lange genug zu spüren bekommen. Was für ein Kindergarten, nicht zu glauben! Jetzt musste er auch noch auf Terry aufpassen. Als ob Maya alleine nicht schon genug Probleme machen würde. Und das alles schon vor dem Frühstück. „Hör endlich auf, dich zu kratzen und mach das Frühstück!“, maulte Maya das Mädchen an und hievte den Topf Wasser für sie auf das wiederentfachte Feuer. „Das tut aber weh!“, zeterte Terry. Sie musste sich wirklich zwingen, ihre Brennnessel-Schwellungen in Ruhe zu lassen. Sie juckten fürchterlich. Aber das schlimme war, wenn man sie kratzte, schmerzten sie auch noch zusätzlich. „Selber Schuld!“, kam es von Maya und Fünf wie aus einem Mund, dann lachten sie leise über ihre Gedankengleichheit und spazierten zusammen zum Fluss, um sich die Hände zu waschen. Maya seufzte zufrieden. „Shinda nennt dich . Die große Fledermaus.“ Fünf schmunzelte. „So nennt man mich für gewöhnlich, ja.“ „Dann bist du also tatsächlich einer der Höllenfürsten?“ „Tja, in den nächsten Tagen soll sich zeigen, ob ich das bin. Vielleicht nimmt jetzt ein anderer meinen Platz ein.“, sinnierte er etwas wehmütig und lies den Blick über den Horizont streifen, während er sich ans Ufer kniete. „Ist The Big Bat dein echter Name?“ „Nein, nur ein Titel. Jeder Höllenfürst hat einen. Sie nennen uns nach den Tieren, in die wir uns verwandeln.“ „Ich dachte, du könntest völlig frei jede Form annehmen.“ „Ja, kann ich. Aber wir haben trotzdem so unsere bevorzugten Erscheinungsbilder. Nimm dich in Acht vor dem jagenden Affen, der ist der gefährlichste von allen. Er nennt sich gegenüber Menschen Ruzlan. Und er ist ziemlich übel drauf.“ Maya setzte sich neben ihn und sah ebenfalls in die Ferne. „Wenn ihr Höllenfürsten solche mächtigen Wesen seid, wieso brauchst du dann Terrys Hilfe? Was kann ein menschlicher Körper dir bieten?“ „Wenn wir einen Menschen in Besitz nehmen, löst sich unser eigener Körper völlig auf. Wir können dann nicht mehr verletzt werden, spüren keine Schmerzen mehr. Wir sind dann nur noch ein loser Verstand ohne stoffliche Bindung. Der Mensch, der von uns besessen ist, dient uns dabei als Begrenzung und Träger, damit wir uns nicht verflüchtigen wie Nebel im Wind. Du kannst dir diesen Zustand vorstellen, als wären wir eine Software auf einem Computer. Wenn es keinen Computer gibt, also keinen Menschen als Träger, existiert auch die Software nicht. Wir würden uns einfach auflösen und aufhören zu existieren. Und der Mensch dient uns natürlich als Werkzeug, damit wir trotz unserer eigenen Körperlosigkeit weiter agieren können.“ „Was passiert, wenn man den Menschen tötet, der von dir besessen ist?“ „Einen besessenen Menschen KANN man nicht töten!“, lächelte Fünf. „Er ist wie ein Zombie, unaufhaltbar, egal was man ihm antut.“ „Und wenn du ihn dann irgendwann wieder verlässt, so rumpuniert und zerstört wie er ist?“ „Tja ... das ist dann ein Problem, zugegeben.“ Maya überlegte, ob er Fünf nun bitten sollte, Terrys Körper zu schonen, solange er in ihr steckte. Aber eigentlich war es ihm ja egal. Terry war ihm egal. Er hörte Shinda sauer nach ihm rufen, wusch sich schnell die Hände im Fluss und beeilte sich, zurückzukommen. Shinda untersagte es, daß er sich zu lange mit dem Unterwelt-Dämon alleine herumtrieb. „Gib ihn mir wieder! Wir wollen los!“, verlangte Shinda mit aufgesetzer Wut und hielt Fünf am Bein fest, der lachend mit einem Rucksack wedelte und versuchte, davonzufliegen, aber nur kläglich flügelschlagend in der Luft hing. Shinda war zu schwer, er kam nicht in die Höhe solange er festgehalten wurde. Von der anderen Seite zerrte auch Terry an seiner Jacke, der der Rucksack gehörte. Trotz der Rangelei lachten alle mehr oder weniger ausgelassen, denn es war klar, daß das hier nicht ernst war. „Du hast seltsame Gefährten um dich geschaart.“, unterbrach eine dunkle Stimme das gesamte Theater. Alle fuhren herum und glotzten dumm auf den Neuankömmling, der kaum 5 Meter von ihnen entfernt stand. Fünf setzte mit fragendem Blick wieder auf dem Boden auf. Keiner hatte ihn kommen hören. Oder das stattliche Gefolge, das sich ordentlich in Reih und Glied hinter ihm sammelte. Sie alle waren bewaffnet und leicht gerüstet, also Krieger, und trugen Fuchswappen an ihrer Kleidung. Einen Moment herrschte ratlose Stille, dann lief Fünf dem Kerl lächelnd entgegen. „Hey, was tust du denn hier? Waren wir nicht in drei Tagen am Galgenfelsen verabredet?“ „Nun, du bist ja auch jetzt hier. Also spricht nichts dagegen.“, gab der Neue zurück und schüttelte Fünf die angebotene Hand. Er trug einen knielangen Kampfkimono in weiß mit roten und blauen Zierungen, dazu blaue Hosen. Seine Haare waren blutrot und hingen ihm offen bis zur Hüfte. Ihm sah man sofort an, daß er ein Höllenfürst war. „Du bist pünktlich und gut vorbereitet, wie immer, Koya. So kenne ich dich. Lass uns den Rest des Weges eben zusammen gehen.“ Lachend deutete er auf Maya und Shinda. „Sind das all deine Männer? Hast du keine Dämonen mehr, die noch zu dir halten?“ „Bin ich kein Dämon?“, schaltete sich Shinda beleidigt ein. Unabhängig davon, ob er sich nun unbedingt als Fünfs Gefolgsmann sehen wollte oder nicht, kratzte diese arrogante Bemerkung doch sehr an seinem Stolz. Ein verächtlicher Blick traf ihn. „Ein Irdischer, super. Ein Dämon ohne Flügel ist kein Dämon!“, meinte Koya. „Wie kommst du zu dieser Feststellung?“ „Ein Mann ohne Eier ist ja auch kein Mann.“, erwiderte der mutmaßliche Höllenfürst nur, als sei das Erklärung genug, und ging dann mit Fünf weg. Shinda sah ihm kopfschüttelnd nach. Dieser Vergleich hinkte nicht nur, der war gänzlich bewegungsunfähig. „Der hat gesessen.“, murmelte Maya und schaute dann besorgt dem Dämonenheer zu, das in geschäftiges Treiben verfiel. Überall wurden Zelte aufgeschlagen, Feuerstellen entfacht, Gerüste aufgebaut, Gepäck zusammengetragen. Sie schlugen offenbar ein Lager auf, um sich niederzulassen. Shinda lies sich etwas genervt auf einem großen Stein nieder. „Ich schätze wir können wieder auspacken. So schnell kommen wir hier nicht mehr weg.“ „Dachte ich auch schon. Wahrscheinlich brechen wir nun erst morgen zum Galgenfelsen auf.“, stimmte Maya zu, während er in seinem Rucksack nach etwas essbarem kramte. Auf den Lagerfeuern der Dämonen brutzelten Schlangen und Kröten über dem Feuer. Ihm drehte sich der Magen um, wenn er nur hinsah. Darum und weil er immer noch nicht wusste, wie die Typen so drauf waren, hatte er es bisher tunlichst unterlassen, mit einem von ihnen ein Wort zu wechseln, obwohl er sie durchaus interessant fand und so einige Fragen gehabt hätte. Etwa was das Fuchswappen bedeutete oder wer ihr Anführer war. Shinda schien den Rothaarigen auch nicht zu kennen. Beziehungsweise, wenn er ihn kannte, weigerte er sich, darüber zu reden. „Wo sind nur meine Schokoriegel hin?“, seufzte der Student schließlich frustriert und sah sich um. „Terry, hast du meine ... Terry? Ist alles okay mit dir?“ Das Mädchen starrte mit leerem Blick vor sich hin und eine einzelne Träne sickerte gerade über ihre Wange hinweg. Sie schreckte hoch, als sie angesprochen wurde und wischte die Träne schnell weg. „Ja ... es ist nichts.“ „Terry.“ Maya rutschte zu ihr herüber und legte einen Arm um sie. „Was ist los?“ Sie schniefte laut auf und klammerte sich dann mit Verzweiflung in seinen Klamotten fest, krampfartig, als wäre er ihr letzter Halt im Leben. „Das ist alles so furchtbar.“, jammerte Terry und heulte nun ungeniert los. „Das muss meine ganz private Hölle sein. Und vermutlich habe ich es sogar verdient.“ Maya wusste nicht recht, was er darauf sagen sollte. Ihr plötzlicher, scheinbar völlig grundloser Heulkrampf überforderte ihn. „All diese Dämonen hier! Dort sind hunderte von denen! Das macht mir solche Angst! Ich will weg, Maya, hilf mir doch!“, flennte sie weiter. „Das können wir nicht, Terry. Fünf hat dein Versprechen.“ Tröstend rieb er ihr über den Rücken. „Beruhige dich doch, komm schon. Sieh mal, keiner tut dir was.“ „Das ist ein Krieg, Maya! Wir werden alle sterben!“ „Unsinn.“, hauchte Maya sanft und hoffte, daß seine Unsicherheit nicht allzu hörbar mitschwang. Die Heere begannen sich zu versammeln. Es ging in die heiße Phase, das sah man nun mit eigenen Augen. Klar, daß Terry das Angst machte. Das Mädchen schluchzte kurz, als würde sie sich wieder fangen, aber dann griff der Heulkrampf wieder mit neuer Macht auf sie zurück. „Wer ist der Kerl?“, wollte Maya wissen, als Fünf sich Stunden später wieder zu ihm gesellte. Scheinbar hatte er endlich genug Informationsaustausch mit dem Rothaarigen betrieben. „Koya, mein Feind. Er wird in dieser Schlacht mein Gegner sein.“ „Er ist also tatsächlich ein Höllenfürst?“, rückversicherte sich der Junge. Die Vermutung hatte vom ersten Augenblick an nahe gelegen, aber es aus dem Mund des Unterweltlers bestätigt zu hören, war doch irgendwie hart. „Ja. Und er will mich stürzen.“ „Dafür macht ihr aber nen sehr kameradschaftlichen Eindruck, wenn ihr zusammen seid.“ Maya begann im Fluss herumzustochern, an dessen Ufer er saß. „Wir Dämonen verbinden Rivalität nicht mit Hass, so wie ihr Menschen es tut. Koya und ich haben nichts gegeneinander. Kriege sind bei uns Dämonen äußerst sachlich und die vorher vereinbarten Regeln werden auf jeden Fall eingehalten.“ „Klingt nach einem Show-Kampf.“ „Nein, das ist bitterer Ernst. Im Gegensatz zu einem Show-Kampf steht der Gewinner hier nicht schon vorher fest.“ „Die vielen Typen hier sind sein Heer, oder?“ „Ja. Jeder Höllenfürst zieht mit genau hundert willigen Männern in die Schlacht. Keiner mehr und keiner weniger.“ „Komische Regel.“ „Sie ist sinnvoll. So hat jeder die gleichen Voraussetzungen und der Schaden wird ungleich geringer gehalten als wenn man restlos alle Untertanen in den Tod schickt, die man hat.“ „Wo sind deine Krieger?“ „Die stoßen erst am Galgenfelsen zu uns.“ Fünf sah eine Weile nachdenklich auf Maya. Sollte er wirklich? Die Gelegenheit war einfach zu umwerfend, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Ein kurzer Blick in die Runde. Shinda war nirgends zu sehen. Ein bittendes Lächeln umgab seine Züge. „Willst du mir helfen, Maya?“ „Gern. Wie kann ich?“ „Pass auf, ich bringe dir einen Zauber bei, mit dem du jeden Dämon vernichten kannst. Setze ihn in der Schlacht großzügig ein! Aber bitte nicht eher!“ Er griff in seine Jackentasche und holte eine kleine Viole mit einem tiefblau schillernden Pulver hervor. „Du wirst noch ein wenig Vorbereitung betreiben müssen, der Sand muss erst aktiviert und mit anderen Substanzen vermengt werden, bevor es zur Waffe wird. Ich erkläre dir, wie du es machen musst ...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)