Best Friends... von -Sugar-Pain- (...forever?) ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 1 -------------------- Chapter 1 Ein schrilles Klingeln riss mich aus meinem nicht sehr festen Schlaf. Schwerfällig befreite ich mich aus dem festen Griff des neben mir liegenden um die Quelle des nervtötenden Geräusches ausfindig zu machen. Mein Handy. Irgendjemand, der versuchte mich anzurufen, doch das war mir egal, ich wollte jetzt mit niemandem sprechen. Zumindest nicht Mitten in der Nacht. Wach war ich jetzt aber trotzdem. Meine Hand tastete vorsichtig nach der kleinen Lampe die immer auf meinem Nachttisch stand, doch sie griff aus mir unerfindlichen Gründen ins Leere. Verwirrt griff ich wieder nach meinem Handy um den Raum mit dem spärlichen Licht, das der Display abgab zu erhellen und tatsächlich, da stand keine Lampe, noch nicht einmal ein Nachttisch. Irritiert schweifte mein Blick weiter durch den Raum und ich stellte fest, dass auch mein großer schöner Kleiderschrank nicht dort stand wo er sollte. Stattdessen bedeckte nur ein leeres Regal die lilafarbene Wand dahinter. Moment, eine LILAFARBENE Wand?! Seit wann waren meine Wände LILA?! Ich kannte nur einen, der seine Schlafzimmerwand lila streichen würde. Aber wieso um alles in der Welt sollte ich in Uruhas Bett liegen?! Erschrocken drehte ich mich wieder zu dem neben mir Liegenden um und strahlte ihm mit meinem Handy ins Gesicht. „Moah.. mach das Licht aus.“ murrte er. Erleichtert darüber, dass nicht Uruha es war der sich gerade mürrisch die Decke über den Kopf zog sondern mein Freund – Reita – wendete ich das Licht wieder ab. Allerdings warf das irgendwie nur mehr Fragen auf als es beantwortete. Beim Versuch mich aufzurichten merkte ich erst, welch unfassbaren Kopfschmerzen ich eigentlich hatte und vor allem, wir übel mir war. Schwerfällig stand ich auf und wollte mir eigentlich den Weg zur Tür durch das Chaos, das bei Uruha immer herrschte bahnen, doch das plötzlich aufkommende Schwindelgefühl machte mir einen Strich durch die Rechnung und ließ mich wieder nach hinten aufs Bett fallen. Den zweiten Versuch startete ich deutlich vorsichtiger und weniger schwungvoll, sodass ich es mehr oder weniger sicher und ohne große Zwischenfälle schaffte in das Badezimmer meines Bandkollegen zu gelangen. Das grelle Licht schmerzte in meinen Augen und trug nicht gerade positiv zu meinen immer stärker werdenden Kopfschmerzen bei. Damit ich nicht gleich wieder umkippte stützte ich mich am Waschbecken ab und sah in den – meiner Meinung nach – viel zu großen Spiegel. Zumindest bei dem Anblick der sich mir gerade bot empfand ich ihn als übertrieben groß. Meine Haut war blass und meine Augenringe sahen aus als hätte ich seit Tagen, oder fast schon eher Wochen nicht mehr wie ein normaler Mensch geschlafen. Im Endeffekt fühlte ich mich auch genauso. Da sich auch die Übelkeit verschlimmerte zog ich mich an der Badewanne entlang zur Toilette setzte mich auf den Rand der Wanne und hielt den Kopf gerade noch rechtzeitig über die weiße Porzellanschüssel. Nachdem ich fast meinen gesamten Mageninhalt wieder auf eher unangenehme Weise losgeworden war, ließ ich mich auf den kühlen Boden sinken, lehnte mich mit dem Rücken an die Badewanne, zog meine Knie an und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ein leises Klopfen an der Tür ließ mich einige Sekunden später wieder hochschrecken. „Aoi? Geht's dir gut?“, erklang eine besorgte Stimme. Es klang nach Kai.. oder doch eher Uruha? Ich konnte das gerade beim besten Willen nicht einschätzen. „Ja, alles okay.“ antwortete ich nicht ganz wahrheitsgemäß und mit zittriger Stimme, was wohl nicht sehr überzeugend rüberkam. „Bist du dir sicher? Sollen wir nicht eher reinkommen?“ wollte eine zweite Stimme wissen. Bevor ich überhaupt über eine Antwort nachdenken konnte, wurde die Klinke schon heruntergedrückt, und die Tür vorsichtig aufgeschoben, damit mich die beiden ebenso blassen Gesichtern gemustert werden konnte. Wieso zum Teufel habe ich die verdammte Tür nicht abgesperrt? Uruha setzte sich neben mich auf den Boden, legte seinen Arm um mich und zog mich etwas zu sich heran, sodass mein Kopf in seiner Halsbeuge lag, während Kai im Türrahmen stehen blieb und mich mit seinen traurigen, leeren Augen weiter ansah. Ich war etwas irritiert, weil ich immer noch nicht so recht wusste, wieso es mir so dreckig ging, und ihnen ja anscheinend auch. Aber es tat irgendwie gut, dass mich Uruha in den Arm nahm. Allerdings trug seine Körperwärme dazu bei, dass es mir unerträglich heiß wurde, weshalb ich die Ärmel meines Pullovers, der, wie mir eben erst auffiel, eigentlich von Reita war, nach oben schob. Und als mir das angetrocknete Blut und die langen, dünnen Linien auf meinem Arm auffielen, schoss mir plötzlich alles wieder in den Kopf. Meine Finger fuhren vorsichtig über über die narbige Haut, was etwas weh tat, doch das ignorierte ich einfach. Von meinen Wangen rollten Tränen, die auf meiner Hose landeten. Uruha zog mich noch fester an sich und streichelte mir mit seiner freien Hand beruhigend durchs Haar, während mir ein leises Schluchzen entkam. Das durfte alles nicht wahr sein. Er konnte doch nicht wirklich.. nein, nein, das konnte einfach nicht sein. Er war doch mein bester Freund, ich hätte alles für ihn getan, hätte mein Leben für ihn gegeben wenn es nötig gewesen wäre. Und jetzt war er tot. Hat sich selbst umgebracht, weil er es nicht mehr ausgehalten hat. Und ich habe nichts dagegen getan. Hätte wahrscheinlich nichts tun können. Wenn wir ehrlich sind war es das Beste für ihn. Das er sich jeden Tag aufs neue durchs Leben gequält hat hatte einfach keinen Sinn mehr. Du wolltest sterben, auch wenn ich dich unzählige Male davon abgehalten habe. Nun war einfach der Zeitpunkt gekommen, an dem es soweit war. Ich wusste, dass das irgendwann passieren würde und doch war ich immer noch nicht bereit dafür. „Wir können nicht die ganze Nacht im Bad auf dem Boden sitzen. Lasst uns ins Wohnzimmer gehen.“ riss mich Kais Stimme wieder aus meinen Gedanken. Mein Magen zog sich schmerzlich zusammen, als mich meine beiden Freunde versuchten auf die Beine zu ziehen. Da mir immer noch schwindelig war und ich durch den nassen Schleier vor meinen Augen nicht viel sehen konnte, krallte ich mich an einen von ihnen fest. Die beiden setzten mich behutsam auf dem großen Sofa ab, Uruha legte mir eine Decke über die Schultern und verschwand in die offene Küche. Kai blieb neben mir sitzen streichelte mir beruhigend über den Rücken, während auch ihm Tränen über die Wangen rollten und ihm gelegentlich ein leises Schluchzen entkam. Das Klirren des Glases, das Uruha gerade vor mich auf den gläsernen Wohnzimmertisch stellte ließ mich zu ihm hoch sehen. „Hier hast du ein Glas Wasser, du solltest etwas trinken, dann geht es dir bestimmt etwas besser.“ lächelte er mich milde an, vermutlich in dem Wissen, dass mir ein Schluck Wasser meinen besten Freund auch nicht wieder bringen konnte. Dennoch nahm ich das Wasser dankend an, nippte kurz daran und stellte es wieder zurück. Eines war mir aber irgendwie immer noch unklar. Ich weiß wo ich die vergangene Nacht war.. zumindest so grob, aber wieso ich mit Reita in Uruhas Bett aufgewacht bin war mir immer noch ein Rätsel. Das letzte woran ich mich erinnerte, war, dass ich die Rasierklinge aus meiner Tasche zog. Danach völliger Black Out. Ich überlegte, ob ich die Anderen einfach fragen sollte, was danach passiert ist, doch ich traute mich irgendwie nicht. Ich musste zugeben, dass mir das ganze schon ein wenig peinlich war. Meine Gedanken wurden von einem lauten Rumpeln unterbrochen, welches scheinbar aus dem Schlafzimmer kam und uns alle drei zur Wohnzimmertür blicken ließ. Wenige Augenblicke später erschien Reita leise fluchend im Türrahmen. „Sag mal, wie hältst du dieses Chaos in deinem Zimmer eigentlich aus? Das du dir noch nichts gebrochen hast.“ meckerte er und strich über sein rechtes Knie. „Entschuldige“ nuschelte er leise und musste etwas schmunzeln. „Ich hab halt Ordnung in dem Chaos, da passiert mir so etwas nicht.“ Reita verdrehte die Augen und kam zu mir aufs Sofa. „Was machte ihr eigentlich hier?“ hörte ich ihn noch fragen, dann die ausführliche Erklärung der anderen beiden wie sie mich aus dem Badezimmer ins Wohnzimmer rangiert haben. Ich schenkte dem Ganzen nicht viel Beachtung und starrte nur weiter gedankenversunken vor mich her. Mir war jetzt nicht danach Reita für seine Tollpatschigkeit auszulachen, so wie ich es sonst getan hätte, weshalb er mich besorgt musterte. Und eigentlich war mir auch nicht danach von Reita bemitleidet zu werden. Schließlich war ich ja nicht der Einzige der darunter litt. Ich gebe zu, meine Stimmungsschwankungen waren noch schlimmer als sonst. Im einen Moment wollte ich noch von ihm in den Arm genommen und getröstet werden und im nächsten einfach nur noch so weit von ihm weg sein wie irgendwie möglich. Trotz der herunter gedrehten Heizung und den hochgekrempelten Ärmeln war es mir immer noch extrem heiß. Könnte vielleicht unter anderem an der Decke liegen, in die Uruha mich vorhin eingewickelt hatte. Ohne einen Ton zu sagen erhob ich mich von der Couch und schlenderte in den Flur. Meine Schritte waren immer noch etwas unsicher. Und als ich ins Schwanken zu kommen drohte stand auch schon mein Freund hinter mir und hielt mich fest. „Wo willst du denn bitte hin?“ fragte er mich beunruhigt. „Ich brauch etwas frische Luft.“ antwortete ich knapp. In der Hoffnung, dass er mir nicht hinterherrennen wollte. Nachdenklich verzog er den Mund. „Meinetwegen, aber ich komme mit!“ Umsonst gehofft. „Ich wollte eigentlich etwas allein sein.“ antwortete ich genervter klingend als eigentlich gewollt. „Nichts da! Gestern wolltest du auch nur mal eben fünf Minuten an die frische Luft und deine Ruhe haben und was ist am Ende dabei raus gekommen? Wir haben dich ganze Nacht nicht erreicht und dich wie die Irren gesucht. Meine Nerven machen das kein zweites Mal mit, ich hatte solche Angst, dass dir irgendetwas passiert sein könnte. Die Polizeibeamten wollten mich schon in die Klapse stecken.“ hielt er mir einen vorwurfsvollen Vortrag. „Selbst die Polizei hat nach mir gesucht?“ hakte ich etwas eingeschüchtert nach. „Eben nicht, das war ja das Problem. Die meinten nur, du seist ein erwachsener Mann und kannst alleine auf dich aufpassen. Bevor du nicht mindestens 24 Stunden verschwunden bist, suchen die nicht nach dir.“ führte mein Gesprächspartner seinen Vortrag vor. Dann konnte er seine Lippen tatsächlich zu einem gequälten Lächeln formen. „Wenn du an die frische Luft und deine Ruhe haben willst setze dich doch einfach auf den Balkon.“ Seufzend nickte ich und schritt wieder durch das Wohnzimmer auf die Balkontür zu. Ich wollte ja nicht, dass sich mein Freund unnötig Sorgen machen musste. Und im Endeffekt machte es auch keinen großen Unterschied ob ich jetzt die Treppen nach unten lief um sie später wieder mühsam nach oben zusteigen, da dieser verdammte Aufzug kaputt war, oder ob ich mich einfach auf den – wie so gut wie alles in dieser Wohnung – viel zu großen Balkon setzte. Vermutlich war es sogar besser so, so lief ich wenigstens nicht Gefahr jemandem mein mehr als miserables Aussehen zumuten zu müssen, denn hier oben konnte mich – bis auf meine Kollegen natürlich – sowieso keiner sehen. Bevor ich die Tür überhaupt erreichen konnte, stand Rei schon mit der Decke, die ich zuvor auf dem Sofa liegen ließ, in der Hand davor und öffnete sie. „Nimm die bitte mit, es ist kalt draußen, ich will nicht das du dich erkältest.“ Da kamen wohl wieder Reis mütterlichen Instinkte zum Vorschein. Normalerweise hätte ich ihn damit aufgezogen, aber das schien mir jetzt wirklich sehr unpassend. Deshalb nahm ich ihm einfach dankend die Decke ab, quetschte mich an ihm vorbei durch die Tür und machte es mir auf einem der Stühle bequem. „Keine Angst, ich werde schon nicht erfrieren.“ murmelte ich noch leise. Was Reita noch von sich gab konnte ich beim besten Willen nicht verstehen und es war mir eigentlich auch ziemlich egal, ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Mein Blick schweifte über die schneebedeckten Häuser und deren Lichter. Man hatte von hier aus eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Nicht viele Japaner konnten sich so eine Wohnung leisten. Aber da Uruha nicht nur durch die Band schon Unmengen an Geld verdiente, sondern auch noch aus einer reichen Familie kam, die ihm zusätzlich noch einiges finanzieren konnte, war das natürlich kein Problem für ihn. Die Lichter verschwammen langsam, da sich meine Augen wieder mit Wasser füllten. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal so viel binnen so kurzer Zeit geweint habe. Früher saßen wir oft hier oben und haben die Aussicht genossen. Oft haben wir hier mit einander geweint, wenn Ruki mir erzählte was ihn bedrückte, wir verzweifelt nach einer Lösung gesucht haben, um diesem Horror endlich ein Ende zu setzen. Doch es schien egal zu sein was wir taten, es schien alles umsonst zu sein, hatte man das eine Problem beseitigt, tauchte irgendwo anders wieder ein neues, viel größeres Problem auf. Und wenn wir einsahen, dass wir machtlos waren, oder es einfach müde waren darüber zu diskutieren, saßen wir schweigend neben einander, betrachteten das Bild, welches sich uns hier oben bot und genossen die Anwesenheit des jeweils Anderen. Wieder zog ich die Rasierklinge aus meiner Hosentasche, an welcher immer noch mein Blut von der vorherigen Nacht klebte. Genau diese Klinge hatte ich Ruki vor ein paar Wochen weggenommen, da ich einfach nicht mehr mit ansehen konnte wie er sich das selbst immer an tat. Was natürlich nicht viel brachte, da er innerhalb von wenigen Minuten die nächste Klinge zwischen seinen kleinen, zierlichen Händen hielt. Trotzdem hatte ich sie seitdem immer bei mir. Meine Finger fuhren wieder über die Narben an meinem Arm, es waren nicht viele und es waren auch nicht sehr tiefe Schnitte, dennoch konnte man sie spüren. Sie fühlten sich genauso an wie bei Takanori und für einen Moment konnte ich sogar die Augen schließen und mir vorstellen es wäre sein Arm den ich umklammerte. Leider währte dieser Moment aber leider nicht, die Realität holte mich zu schnell wieder ein und führte mir vor Augen, dass mein bester Freund tot war. Es schmerzte diese Worte so deutlich auszusprechen, aber es war nun mal die Wahrheit und daran war nichts mehr zu ändern. Dass er tot war... Mehrmals sprach ich diese Worte mit brüchiger Stimme in die Stille die hier draußen herrschte, ehe ich wieder in Tränen ausbrach. Es tat einfach so unbeschreiblich weh. Ich überlegte hin und her, ob ich es noch ein zweites mal tun sollte, aber ehe ich zu einem vernünftigen Entschluss kommen konnte hatte sich mein Hirn schon abgeschaltet und meine Hand bewegte sich wie von allein über die nackte Haut, um die rote Flüssigkeit hinaus quillen zulassen. Der Schmerz füllte die fürchterliche Leere in mir und ich weiß nicht ob ich mir das jetzt nur einredete, aber ich bildete mir ein mich danach wirklich etwas besser zu fühlen. ------------------------------------------------------------------------------------------------ so, das war dann jetzt das erste richtige Kapitel. Ich hoffe man konnte es gut lesen, bzw. dass sich die Fehlerchen die ich immer so gerne einbaue in Grenzen halten q.q da ich solange nichts mehr geschrieben habe, habe ich derzeit auch keinen Beta-leser, also falls jemand von euch sich die Mühe machen möchte und mein Zeug korrigieren möchte kann sich gern bei mir melden^^ also dann bis zum nächsten Kapitelchen :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)