Fünf Jahre von Juju ((K)eine Freundschaft für immer) ================================================================================ Kapitel 28: Hochzeitsplanung ---------------------------- „Was für eine Farbe soll ich denn bloß nehmen?“ „Naja zumindest nicht weiß. Weiß ist nur für die Braut.“ „Das ist mir auch klar. Aber es ist ja nicht so, als gäbe es jetzt nur noch zwei Farben zur Auswahl.“ „Manchmal machst du es aber auch echt kompliziert. Versteif dich doch nicht auf eine Farbe, sondern such dir lieber irgendein Kleid, das dir gefällt. Die Farbe ist doch zweitrangig.“ Kari und Nana gingen an einer Stange voller Cocktailkleider auf und ab, zogen Kleider heraus, hängten sie wieder zurück und kamen einfach zu keinem Ergebnis. Dabei wollte Kari doch unbedingt ein hübsches Kleid für die Hochzeit ihres Bruders haben. Das war doch ein so wichtiger Anlass. „Guck mal, wie findest du das?“, fragte Nana und hielt ein enges, schwarzes Kleid in die Höhe. „Schwarz?“, fragte Kari zweifelnd. Nana stöhnte genervt auf. „Hab' ich nicht gerade gesagt, du sollst dich nicht so an der Farbe aufhalten?“ „Aber ich will kein Schwarz. Außerdem ist das zu kurz“, antwortete Kari bestimmt und suchte weiter. „Ach was. Du kannst deine Beine ruhig zeigen. Die sind doch so dünn“, meinte Nana und ein wenig Neid schwang in ihrer Stimme mit. „Auf Hochzeiten taucht man doch aber nicht so aufreizend auf“, widersprach Kari und schüttelte den Kopf. Nana murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und wühlte sich weiter durch die Kleider. Als nächstes zog sie ein sonnengelbes hervor. „Wie wär's hiermit?“ Kari verzog das Gesicht. „Ich will doch nicht aussehen wie eine wandelnde Sonnenblume.“ Genervt verdrehte Nana die Augen. „Also weißt du, ich habe nach der Schule eigentlich andere Sachen zu tun, als mit dir durch die ganze Stadt zu latschen und das richtige Kleid für eine Hochzeit zu finden. Du probierst ja nicht mal eins an.“ „Dich mit Ken zu treffen zum Beispiel?“, fragte Kari und hob die Augenbrauen. „Ja, zum Beispiel“, gab Nana zu. „Wie war denn euer Date?“, fragte Kari interessiert. „Du hast noch gar nichts erzählt.“ „Oh, es war ein Traum“, seufzte Nana und bekam leuchtende Augen. „Jetzt bin ich endlich keine Jungfrau mehr.“ Kari machte große Augen, während ein paar andere Kundinnen in dem Geschäft sich mit mürrischem Blick zu Nana umdrehten. „Und wie war's?“, fragte Kari flüsternd, als die Kundinnen weitergegangen waren. Sie zog ein fliederfarbenes Kleid hervor und beschloss, es anzuprobieren. „Es war ganz toll“, raunte Nana verträumt. „Ken war so vorsichtig und zärtlich und es hat kein bisschen weh getan. Okay, vielleicht am Anfang, aber das ging ganz schnell weg.“ „Wie schön“, fand Kari, versuchte aber, sich diese Szene nicht vorzustellen. Stattdessen fragte sie sich, wie dieses Gefühl wohl war, das Nana so toll fand. „Ja. Wir waren uns so nahe. Und danach bin ich in seinem Arm eingeschlafen. Wie im Film. Und am nächsten Morgen sind wir zusammen aufgewacht und haben im Bett gefrühstückt. Es war so toll.“ Während Nana dort stand und geistig weggetreten war, hatte Kari wahllos Kleider herausgezogen, die sie für annähernd in Ordnung befunden hatte, und machte sich nun auf den Weg in die Umkleidekabine. Es dauerte einige Sekunden, bis Nana realisierte, dass Kari nicht mehr neben ihr stand. „Und wir war dein Filmabend mit Davis?“, hörte Kari Nana von draußen fragen, während sie sich gerade in ein enges graues Kleid zwängte. „Oh, es war okay“, antwortete sie und dachte unwillkürlich daran zurück, wie sie sich geküsst hatten. Unwirsch schüttelte sie den Kopf. Das war wirklich mehr als seltsam und unpassend gewesen. Aber immerhin hatten sie es ausprobiert. „Ich glaube, Ken ist ganz schön traurig“, meinte Nana. „Er redet oft von Davis. Aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass er in mich verliebt ist. Davon habe ich nie etwas bemerkt.“ „Tja“, murmelte Kari nur schulterzuckend und zog den Vorhang zur Seite. „Was hältst du davon?“ Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und warf sich eine elegante Pose. Nana kicherte und griff ihr an die Brust. „Das sitzt hier zu locker. Und die Farbe ist ein bisschen langweilig.“ Kari sah sie genervt an. „Willst du mich eigentlich verarschen? Die ganze Zeit erzählst du mir, ich solle mich nicht auf die Farbe versteifen und jetzt...“ „Du bist doch auf dem Trip, dass du nicht langweilig aussehen willst. Dafür ist grau halt nicht so gut geeignet“, unterbrach Nana sie abwehrend. „Ja, schon gut“, seufzte Kari und schob den Vorhang wieder zu. „Hach, ich würde auch gern mit auf die Hochzeit kommen“, seufzte Nana. „Wenn du willst, kann ich Tai mal fragen. Er hat bestimmt nichts dagegen“, antwortete Kari, während sie sich aus dem Kleid schälte und nach dem nächsten griff. „Nein, schon gut. Ich kenne ihn und seine Freundin ja gar nicht. Das kommt doch blöd“, meinte Nana zögerlich. „Ich glaube, auf der Hochzeit werden ungefähr hundert Gäste sein. Da fällt einer mehr oder weniger auch nicht auf“, erwiderte Kari abwinkend. „Nein, trotzdem“, beharrte Nana. „Ich lasse das lieber. Aber du musst mir erzählen, wie's war. Kann Ken eigentlich tanzen? Auf Hochzeiten tanzt man doch immer so viel.“ „Keine Ahnung. Werde ich ja dann sehen“, antwortete Kari und zog erneut den Vorhang beiseite. Nun präsentierte sie sich in einem weiten, violetten Kleid. Nana musterte sie eingehend, rümpfte aber schließlich die Nase und schüttelte den Kopf. „Die Farbe ist okay, aber in dem Kleid gehst du ja komplett unter“, meinte sie und verschränkte mit kritischem Blick die Arme vor der Brust. Kari seufzte und verschwand wieder in die Umkleidekabine. So ging das noch die restlichen Kleider, bis beide Mädchen irgendwann frustriert den Laden verließen. „Wenn das so weitergeht, werde ich wohl nackt auf die Hochzeit gehen müssen“, murmelte Kari resigniert. „Oder du hörst einfach auf mich und ziehst dir endlich mal mein rotes Kleid an“, entgegnete Nana bestimmt. „Das Enge? Nein, ganz sicher nicht“, sagte Kari entschlossen. „Das ist doch auf einer Hochzeit total unangebracht.“ „Ach was. Du bist die Schwester des Bräutigams, du kannst ruhig ein bisschen auffallen“, meinte Nana abwinkend. „Auffallen, ja. Wie eine Nutte aussehen, nein“, murrte Kari. Als Kari die Wohnung betrat, hörte sie sofort zwei Frauenstimmen. Zuerst dachte sie, es wäre vielleicht Natsuko, die mal wieder zu Besuch war, doch dann erkannte sie, dass es nicht Natsukos Stimme war. „Oh, hallo Mimi.“ Mimi saß dort mit Yuuko auf der Couch im Wohnzimmer und trank Tee. Sie lächelte Kari an, als sie sie sah. „Hi. Auf dich habe ich gewartet.“ „Auf mich?“, fragte Kari verwirrt. Mimi nickte und stand auf. „Ich möchte etwas mit dir besprechen.“ Kari sah ihre Mutter fragend an, konnte jedoch aus deren Blick nichts herauslesen. Also ging sie mit Mimi in ihr Zimmer, wo diese sich gleich auf Karis Bett niederließ. „Wie geht’s dir? Ist alles okay?“, fragte Kari sie und schielte verstohlen auf Mimis Bauch. Sie glaubte jedoch nicht, etwas zu erkennen. „Ach wegen des Babys“, sagte Mimi, die Karis Blick gefolgt war. „Ja, alles in Ordnung. Mir ist ab und zu schlecht, ich habe manchmal Kopfschmerzen und kann manche Sachen nicht mehr essen, aber ansonsten geht’s mir gut. Und dem Baby natürlich auch.“ Sie stellte sich wieder hin, hob ihr Oberteil ein Stück an und schob ihren Rock ein kleines Stück nach unten. „Schau mal. Ein bisschen sieht man es schon.“ Stirnrunzelnd inspizierte Kari Mimis Bauch und tatsächlich war eine Wölbung zu erkennen. Allerdings hätte die auch daher kommen können, dass Mimi gerade viel gegessen hatte. Es war also nicht unbedingt zu sehen, dass es sich hier um einen Babybauch handelte. „Ein bisschen sieht man es“, meinte Kari. Mimi schob ihr Oberteil wieder dorthin, wo es hingehörte und setzte sich wieder, eine Hand auf den Bauch legend. „Ich wollte aber eigentlich was ganz Anderes mit dir besprechen.“ Langsam setzte Kari sich neben sie und sah sie abwartend an. Sie hatte keine Ahnung, auf was Mimi hinaus wollte. Sie griff nach ihrer Hand und umklammerte sie. „Ich wollte dich um etwas bitten.“ „Um was denn?“, fragte Kari, nun fast ein wenig ängstlich. „Würdest du bitte meine Brautjungfer werden?“ Mimi machte große Augen und sah sie bettelnd an. „Ich... was? Deine Brautjungfer?“, fragte Kari verdattert. Mimi nickte wild, wobei ihr langes braunes Haar nach oben und unten wippte. „Bitte. Ich brauche eine und dich kenne ich schon so lang. Ich weiß, dass du eine prima Brautjungfer wärst.“ „Ich ähm... ja klar, wieso nicht? Das wäre super“, antwortete Kari ehrlich und lächelte. „Ich freue mich drauf.“ Mimi strahlte und umarmte Kari stürmisch. „Danke, danke, danke! Ich bin in den letzten Tagen schon verzweifelt, weil ich einfach nicht wusste, wen ich fragen sollte. Ich weiß selbst nicht, warum ich nicht gleich an dich gedacht habe. Du bist perfekt dafür.“ Kari kicherte und freute sich, dass sie Mimi mit dieser einfachen Geste so begeistern konnte. „Warum hast du eigentlich nicht Sora gefragt?“, fragte sie verwundert. Mimi winkte ab. „Ach, die kommt erst am Tag vor der Hochzeit an. Ich wollte ihr nicht so viel Stress damit machen. Außerdem entwirft sie ja schon mein Kleid.“ „Oh, wie toll“, fand Kari. „Ja, das ist wirklich toll. Ich bin die Einzige, die je dieses Kleid tragen wird. Allerdings kann sie natürlich die genauen Maße nicht bestimmen und bestimmt muss ich es vor der Hochzeit noch mal ändern lassen, aber ich freue mich wahnsinnig darauf. Es wird ein Traum.“ Mimis Augen funkelten aufgeregt und Kari war nun neugierig auf das Kleid. Was gab es schon Besseres, als sein eigenes Hochzeitkleid geschneidert zu bekommen? „Wie geht es Sora eigentlich?“, fragte Kari. „Anscheinend läuft ihr Studium gut.“ „Jaja, der geht’s blendend. Sie ist gerade erst mit Fabio zusammengezogen“, antwortete Mimi grinsend. „Fabio?“, fragte Kari und hob eine Augenbraue. „Na ihr Freund. Ein Italiener. Angeblich kann er wahnsinnig gut kochen. Und gut aussehen tut er auch“, antwortete Mimi verschmitzt lächelnd. „Er ist Model, weißt du?“ „Oh, das klingt super. Kommt er auch zur Hochzeit?“ „Nein, leider nicht. Er hat an dem Tag einen wichtigen Termin.“ Kari machte ein enttäuschtes Gesicht. Sie hätte doch so gern mal ein Model kennen gelernt. Und dazu auch noch ein männliches, das gut kochen konnte. „Ja, ich bin auch ganz traurig“, lachte Mimi. „Nicht, dass Tai nicht gut aussehen würde, aber...“ Sie kramte ihr Handy hervor, tippte darauf herum und drückte es Kari in die Hand. Sie erblickte ein Foto von Sora und einem jungen Mann mit dunklen, sauber frisierten Haaren und stechend blauen Augen. Auf seinen Lippen lag der Hauch eines Lächelns. Kari räusperte sich und gab Mimi das Handy zurück. „Wirklich schade, dass er nicht kommt.“ „Sag' ich ja“, meinte Mimi grinsend. Nachdem Kari Mimi wieder zur Tür gebracht hatte, ging sie zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer. Diese saß vor dem Fernseher und sah sich eine ihrer Serien an. „Du, Mama?“, fing Kari an. „Mhm?“, machte ihre Mutter, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden. „Was ist eigentlich die Aufgabe einer Brautjungfer?“ Ihre Mutter sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Hat Mimi dich etwa zu ihrer Brautjungfer gemacht?“ Kari nickte nur. „Oh, das ist wirklich schön. Naja, eine Brautjungfer... sie ist am Tag der Hochzeit eben sehr wichtig. Du bist dann die ganze Zeit für die Braut da, hältst ihr den Brautstrauß während der Trauzeremonie, reichst ihr Taschentücher, hältst ihr Kleid, wenn sie auf die Toilette muss, beruhigst sie, wenn sie aufgeregt ist oder in Tränen ausbricht, sagst ihr, wie umwerfend sie aussieht und dass schon alles gut gehen wird, begleitest sie zum Standesbeamten...“ Yuuko lächelte schief. „Okay, verstehe“, erwiderte Kari nachdenklich. Sie stellte fest, dass die Aufgabe der Brautjungfer verantwortungsvoller war, als sie angenommen hatte. Sie konnte verstehen, dass Mimi eine brauchte. Sie würde wohl auch so jemanden an ihrem Hochzeitstag haben wollen. „Mach nicht so ein Gesicht. Brautjungfer sein ist super. Ich war die Brautjungfer meiner Schwester und es hat wirklich Spaß gemacht“, sagte Yuuko und lächelte aufmunternd. „Das wird schon. Du musst eigentlich nur für Mimi da sein.“ „Verstehe. Ich glaube, das kriege ich hin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)