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Flo & Co

von

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Der Geisterdieb

Der Geisterdieb
 

Wie ein Luftzug flog das Etwas zum Fenster herein. Im Moment konnte man ihn sehen. Allerdings war er nicht aus Fleisch und Blut. Er war nur eine durchsichtige, leuchtende Masse, die sich vom Wind treiben ließ. Man konnte ihn für einen Geist halten. War er vielleicht auch einer? Er war in das Haus eine sehr wohlhabenden Familie eingestiegen. Er kannte sie gut. Letzten Sommer war er bei ihnen zu einer Party eingeladen. Diese war jedoch gähnend langweilig. Das wollte er ihnen jetzt heimzahlen. Er hatte einen Sack mitgenommen und stopfte alles was aussah als hätte es einen Wert hinein. Es war bereits das Fünfte aus in das er ‚eingebrochen‘ war. Als er mit dem geräumigen Wohnzimmer fertig war, ging es mit der Küche weiter. Sofort stach ihm das silberne Besteck in die Augen. Auch das verschwand in seinem Sack. Er kam sich wie der Nikolaus vor. Allerdings ein Nikolaus, der den Kindern die Geschenke wieder wegnimmt. Er nahm sich noch ein paar Porzellantassen und teuerausehende Töpfe. Dann war der Sack voll. Jetzt musste er nur mehr eines tun. Er schlich sich wieder ins Wohnzimmer und begann einen Krach wie auf dem Rummelplatz zu machen. Er warf Tische um, zertrümmerte einen Glaskasten und gab wilde, beschwörende Laute von sich. Im Schlafzimmer ging das Licht an. Ein Mann im Schlafanzug stürmte zu dem Geist. „Na warte, du Einbrecher!“, schrie er und schreckte dann zurück. Sein Herz raste und seine Augen weiteten sich. „Ein.... Gei.... ein Geist! Du bist ein Geist!“ Die Erscheinung grinste ihn hämisch und wissend an. Dann ergriff sie die Flucht. Sie hopste wieder durchs Fenster und war bald in der Dunkelheit der Nacht verschwunden. Der Bestohlene konnte es nicht fassen. Ein Geist hatte ihn ausgeraubt. Aber nicht nur das. Ihm war klar, dass es sich um einen echten Geist handeln musste. Er war in Gestalt eines alten Freundes erschienen, der schon seit langem Tod war.

Der ungebetene Zuhörer
 

Flo zog die Rollo soweit hinunter wie es nur ging. Trotzdem schien sie zu klemmen. Ein kleiner Spalt der Glastür, die auf die Terrasse führte blieb frei. Flo setzte sich und umschlug seine Arme um seine Beine. So konnte er sicher und bequem hinausschauen. Nun konnte er besser reagieren. Es war inzwischen Dunkel geworden und Flo hörte wie Türen geschlossen wurden. Er wagte es nicht sich in sein Bett zu legen und zu schlafen. Die Angst das ihm heute noch etwas passierte war zu groß. So hockte Flo einige Minuten vor der Tür und wartete. Kleine dunkle Flecken bildeten sich auf dem Stein der Terrasse. Es wurden immer mehr, bis alles vom Regen unter Wasser stand. Flo ließ den kleinen Spalt nicht aus den Augen. Immer wieder bückte er sich vorsichtig um auch bestimmt nichts zu verpassen. Plötzlich durchdrang ein Schrei die Nacht. Flo zuckte zusammen und dachte er müsse sich schnell in Sicherheit bringen. Nach einigen Sekunden Ruhe erkannte er jedoch das es nur eine Eule sein konnte. Er war besonders unruhig und ängstlich. Er versuchte sich selbst Mut zu machen, doch es misslang. Dann geschah es. Flo hörte Schritte die näher kamen. Er hoffte das er sich irrte, doch die Schritte näherten sich ihm bedrohlich. Flo erschrak fürchterlich als die beiden Schuhe vor ihm auftauchten. Sein Herz fing an rasend zu pochen. Flo warf sich auf den Boden um mehr von der Gestalt zu erkennen. Fehlanzeige. Die Gestalt war bereits zu nahe an die Glastür herangetreten. Sie begann zu klopfen. Es war ein eher leiseres und langsameres Klopfen. Was sollte Flo unternehmen? Fliehen? Aber wohin? Wenn er nicht einmal zu Hause sicher war. Nun begann die Gestalt zu sprechen. Flo stutzte. Er kannte die Stimme. Nachdem er begriffen hatte, packte er sofort das Rolloband und zog so fest er konnte. Nach getaner Arbeit stand seine Mutter vor ihm. Unverzüglich öffnete er die Tür und die Mutter stürmte platschnass herein. „Florian! Konntest du nicht schneller aufschließen? Die Haustür ist zu und ich habe den Schlüssel vergessen. Zum Glück warst du noch nicht im Bett, aber wieso eigentlich?“ Flo presste die Lippen zusammen. Sollte er seiner Mutter von seinem Erlebnis berichten? Niemals! Sie könnte in etwas hineingezogen werden, was Flo nicht wollte. Da seine Mutter jetzt zu Hause war, wagte es der Junge doch die Glastür zu verschließen und schlafen zu gehen. Das hieß er legte sich zwar in sein Bett, doch von Schlaf war keine Rede. Wenn er doch nur so mutig wäre wie sein großer Bruder. Dieser machte gerade eine Ausbildung zum Polizisten. Er war Flos großes Vorbild. Er wüsste was in so einer Situation zu tun ist.

Es war Freitag, der 16te. Flo war es allerdings wie der 13te vorgekommen. Alles hatte damit begonnen das Flo seinen Bus verpasste. Er musste laufen und hätte fast die erste Stunde verpasst. Dann bemerkte Florian, dass er in der Aufregung seine Hausaufgaben vergessen hatte. Herr Zöllner, Flos Deutschlehrer brummte ihm sofort eine Strafarbeit auf. Herr Zöllner war jeden Tag schlecht aufgelegt und heute konnte er es an Flo auslassen. Er solle einen Bericht über Vergesslichkeit und Pünktlichkeit schreiben. Es war wahrlich nicht Flos Glückstag. „Keine Panik! Ich werde dir schon helfen. Das Geschreibsel kriegen wir schon hin.“, bot ihm Jan, sein Sitznachbar an. Jan war auch Flos bester Freund. Ohne ihn wäre Flo aufgeschmissen. Er half ihm wenn er mal Probleme mit Hausaufgaben hatte, aber auch wenn ihn andere ärgerten. Jan beugte sich zu Flo und sah ihn erwartungsvoll an. „Na? Was unternehmen wir dieses Wochenende?“, wollte er wissen. „Uns wird schon etwas geeignetes einfallen.“, entschied Flo. „Wir wäre es mal wieder mit Tennis?“, schlug Jan vor. „Können wir machen.“, tat Flo die Sache ab. „Was gibt’s den da zu reden?!“, fuhr sie plötzlich Herr Zöllner an. Blitzschnell ergriffen die beiden Jungen ihre Deutschbücher und taten so als würden sie fleißig lernen. Herr Zöllner kniff die Augen zusammen und beschloss es für dieses Mal zu vergessen. Um Punkt 10 begann in der Hauptschule, in die Flo und Jan gingen die große Pause. Das erste Ziel der beiden, auf dem Schulhof, war der Verkaufsstand. Dort wurden für die Schüler frische Brötchen und andere Leckereien angeboten. Auch die verschiedensten Getränke waren vorhanden. Jan holte sich ein kleines Brötchen, welches er genüßlich hinunterschlang. Er war kein besonders großer Esser. Im Gegenteil zu Flo. Er kaufte gleich 2 belegte Brote und eine große Cola. Das war für ihn eine Art Zuflucht aus dem Schulstress. Hungrig biss er am ersten Brötchen ab. In seiner anderen Hand hielt er gleichzeitig das zweite und die Cola. „Jan, kannst du mir mal helfen?“, fragte Flo noch mit vollem Mund. Dann geschah es. Er drehte sich um und bemerkte nicht das jemand hinter ihm stand. Es kam, wie es kommen musste. Flos Brötchenaustrich zierte den Pullover seines Hintermannes. „Tut mir Leid!“, entschuldigte er sich unverzüglich. Erst als der Betroffene ihn am Kragen packte erkannte Flo, wen das Brötchen getroffen hatte. Vor ihm stand Jochen, mit wütendem Gesicht. Mit seiner Rechten Hand hielt er Flo am Kragen fest, mit der linken versuchte er den Aufstrich von seinem Pulli zu bekommen. „Du willst dich wohl mit mir anlegen!“, fuhr Jochen den unschuldigen Flo an. „Nein!“, erwiderte der. „Es war ein Versehen, tut mir Leid! Ich helfe dir auch deinen Pulli wieder sauberzumachen.“ Jochen schien mit dieser Antwort nicht zufrieden. Dann mischte sich auch Jan ein, der Jochen doch wenig beeindruckte. Jochen dachte schon darüber nach, Flo eine zu verpassen, als er jedoch ein Kichern hinter sich hörte. Hinter ihm standen ein paar Mädchen. „Der spielt wohl den wilden Kerl!“, rief eine. „Jungs...“, erwiderte eine andere. Schnell ließ Jochen Flo los und suchte aufgebracht das Weite.
 

„Ich glaube heute ist einfach nicht mein Tag.“, meinte Flo, Anfang der nächsten Stunde. Er und Jan hatten Sport, worauf sich Jan mehr Freude als Flo. Flo war nicht gerade ein Sport-Freak, oder ein Muskelprotz. „Kein Wunder, wenn heute doch Freitag ist.“ Flo blickte Jan verblüfft an. „Aber heute ist nicht der Dreizehnte!“, erinnerte er seinen Kumpel. Dieser machte eine abfällige Handbewegung. „Nein, aber trotzdem. Wir haben zwei Tage in der Woche frei. Samstag und Sonntag. Da ist es ja wohl logisch, das der Schulstress am Freitag noch einmal seinen Höhepunkt erreicht.“, klärte Jan auf. „Du solltest Professor werden.“, meinte Flo spöttisch. Jan überhörte den Spott einfach und redete weiter. „Vielleicht, aber nur wenn das mit dem Piloten nicht klappt.“ Flo erinnerte sich. Jan hatte ihm erzählt sein Vater wäre Pilot gewesen. Als er starb hatte Jan für sich entschlossen in seine Fußstapfen zu treten. „Und wie siehts bei dir Jobmäßig aus?“ Flo beließ es bei einem Achselzucken und begann damit seinen Spinnt zu öffnen. Darin verstauten die Schüler ihre Turnsachen. Nachdem Flo alles hatte, schloss er die Spinnttür und bekam einen Schreck. Neben ihm stand Marina. Sie ging zwar nicht in Flos Klasse, sondern in die Paralelklasse, jedoch kannte Flo sie sehr gut. „Oh, habe ich dich erschreckt?“, wollte Marina erfahren. „Nein, schon gut.“, lächelte Flo verlegen. Hinter ihm stand Jan, der sich die Hand vor den Mund hielt. Er wollte somit sein Grinsen verbergen. Er wusste was zwischen Flo und Marina vorging. Dann entdeckte er das Marina nicht ihre Turnsachen genommen hatte und ihren Rucksack trug. „Nanu? Sag mal, Marina, hast du gar keinen Sportunterricht?“, fragte er verwundert. Normalerweise hatten Flos und Marinas Klassen Stunden wie Sport oder Werken gemeinsam. So hatte Flo Marina auch besser kennengelernt. „Nein, ich habe noch einen Arzttermin. Der dauert zwar keine ganze Stunde, aber ich treffe mich nachher noch mit Freunden zum Dart spielen. Aber wehe ihr verratet das jetzt einem Lehrer!“, zwinkerte Marina Flo und Jan verschwörerisch zu. Die beiden schüttelten die Köpfe. Dann schnipste Jan mit den Fingern. „Ich habe eine Idee! Wie wäre es wenn Flo nach der Schule zu euch dazu stoßen würde? Er ist ein ausgezeichneter Dart-Spieler.“ Flo riss die Augen auf. Es kam gerade so vor als hätte Jan gesagt, er würde Hausaufgaben lieben. „Aber ich habe keine Ahnu.....“ Jan stieß ihn sanft mit dem Ellbogen an. Marina fand die Idee großartig und nannte Flo die Adresse. Dieser lächelte nur milde und schaffte es nicht einmal sich von ihr zu verabschieden. Als Marina den Raum verlassen hatte, wandte er sich sofort an Jan. „Was sollte der Scheiß? Ich habe keinen Schimmer wie man Dart spielt!“ Jan rollte verächtlich mit den Augen. „Es wird doch wohl kein Problem darstellen einen Pfeil zu werfen, oder? Außerdem habe ich dir gerade die Chance verpasst Marina näher kennenzulernen.“ Flo spürte wie sein Herz anfing zu rasen. „Wer sagt den das ich das überhaupt will?“, protestierte er. „Dein gerötetes Gesicht!“, gab Jan zurück und konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Flo war sauer auf Jan, aber auch etwas dankbar. In der Sportstunde kam heute Völkerball an die Reihe. So konnte sich Flo an Jan rächen. Die Schule endete um Eins und Jan erinnerte Flo, dass er sich beeilen musste, um noch rechtzeitig zu seinem Date zu kommen, wie er es nannte. Das Problem war nur, dass Flo keine Ahnung hatte wohin er musste. Er hatte zwar eine Adresse, doch die befand sich in der Innenstadt und Flo hatte es schwer sich zurecht zu finden. Eulenspiegelstraße 7. Er nahm die Straßenbahn und stieg an der Endstation aus. Jetzt musste er die Richtige Straße finden, was sich nicht als leicht herausstellte. Die Endstation hieß nicht umsonst so. Familienhäuser mit Gärten gab es hier nirgends. Auch Geschäfte und öffentliche Gebäude waren rar. In einiger Entfernung hörte Flo einen Zug, der über die Gleise raste. In ihm kam das unangenehme Gefühl auf, das er hier falsch sein könnte. Er griff in seine Hosentasche und fischte den Zettel mit der Adresse heraus. Flo musste nach dem Eulenspiegelstraße suchen. Er sah sich um und entdeckte sofort das große Schild. Kugelplatz. Flo beschloss, sich in den umliegenden Gassen umzusehen. Bald musste der Junge jedoch feststellen, das es Zeitverschwendung war. Amselgasse, Heustraße, Amadeusweg ... . Die Seitenstraßen sahen sich alle ziemlich ähnlich. Heruntergekommene Gebäude und steinalte Autos. Flo war in der Altstadt gelandet. Wenn er doch bloß einen Stadtplan bei sich hätte. Da das aber nicht der Fall war, war Flos einzige Chance jemanden zu finden, der ihm weiterhelfen konnte. Der Bub sah sich nach allen Seiten um, konnte aber keine Menschenseele ausmachen. Da kam ihm eine Idee. Die meisten Leute stiegen nur an der Endstation aus, da in der Nähe eine Haltestelle für die Bahn war. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende, vernahm er auch schon wieder den nächsten Zug. Er folgte dem Geräusch und war bald am Ziel angelangt. Die Haltestelle war eher klein und zierlich. Unter dem kleinen Häuschen, unter dem die Leute meist warteten befand sich niemand. Sollte Flo warten, bis jemand aus dem nächsten Zug sprang? Allerdings wer würde hier schon aussteigen? Flo war klar das er entweder zu spät ausgestiegen oder überhaupt die falsche Straßenbahn genommen hatte. Flo wartete bis drei Züge an ihm vorbeirauschten, bis er schlussendlich beschloss aufzugeben. Er wollte den Bahnhof gerade verlassen als er Stimmen hörte. Flo spitzte seine Ohren und schloss die Augen. Nach kurzer Zeit war er sich sicher, dass die Stimmen aus dem inneren des Bahnhofsgebäude kommen musste. Erleichtert atmete er auf. Vielleicht konnte er nun doch noch rechtzeitig zu seinem Date kommen. Schnell schüttelte Flo den Kopf und wunderte sich warum er dieses Wort benutzte. Wenn er allerdings nicht schnell handelte, könnte er seinen Termin vergessen. Er lief auf das Gebäude zu, das eher hoch als breit war. Neben der Eingangstür erblickte er eine vergläserte Kabine, die früher zum Kartenkauf benutzt worden sein musste. Flo wollte die Eingangstür öffnen, wurde jedoch enttäuscht. Entweder war sie verschlossen, oder sie klemmte. Wieder vernahm Flo das Gerede aus dem Inneren. Die Leute mussten doch irgendwie hineingekommen sein. Die Möglichkeit, es wären Angestellte der Bahn verwarf Flo schnell. Bei diesem alten Gebäude bestand sicherlich schon Einsturzgefahr. Er umrundete das Haus und hätte sich anschließend ohrfeigen können. Die hintere Wand des Bahnhofgebäudes war schon zum Teil eingestürzt. Die Sicht auf das Innenleben war möglich. Flo hörte die Stimmen jetzt deutlicher. Es mussten die von Männern sein, doch Flo musste näher ran. Er stieg über die Trümmer und befand sich kurz darauf auf einem Schlachtfeld. Sand regnete von der Decke hinunter und einige Balken waren eingestürzt. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Laden abgerissen wird.“, dachte Flo und sah sich weiter um. Die Stimmen schienen aus einem Nebenraum zu kommen. Nur eine brüchige Wand trennte ihn von den Männern. Er wollte zu ihnen gehen, doch dann er hielt inne, als sich unerwartet der Tonfall änderte. „Ich verstehe einfach nicht wo das Problem liegt!“, schrie einer der beiden. Flo schlich sich bis zum Ende der Mauer und unternahm einen Versuch in den anderen Raum zu sehen. Wie erwartet standen sich zwei Männer gegenüber. Der eine stach Flo sofort ins Auge. Es war ein bulliger Kerl, mit kahlrasierten Schädel und einem Sweatshort, das offenbar zu klein war. Noch etwas fiel Flo auf. Auf seiner rechten Schulter hatte er eine Tätowierung. Zwei Schlangen, die sich miteinander verbunden hatten und ein Herz bildeten. Flo glaubte zu erkennen das es sich um Kobras handelte. Er schien wütend zu sein. Das leitete Flo davon ab, da der Unbekannte seine Zigarette aus dem Mund spuckte und fest mit seinem Stiefel zertrat. Der andere Mann war sein genaues Gegenteil. Er schien sehr gepflegt und hatte auch einen vornehmen Anzug an. Flo wusste nicht, was er unternehmen sollte, weswegen er noch wartete. „André! Verstehe doch bitte! Gut, es ist für mich sicher kein Problem die Informationen zu beschaffen, aber meine Kollegen stellen Fragen. Unangenehme Fragen! Ich habe die Akte von Lehmann aus dem Archiv geholt und einer meiner Kollegen hat es gesehen. Es ist...... zugegeben ein merkwürdiger Fall gewesen, deswegen wurde er auch misstrauisch!“, beklagte sich der feinere von beiden. Der Mann, den er André nannte schüttelte nur den Kopf. „Oh mann! Tobias, es wird für dich doch nicht schwierig sein, ihn irgendwie abzuschwatzen!“ Dieser trat verlegen mit den Beinen auf der Stelle. „Nein, ich habe meinem Kollegen erzählt, ich brauche die Informationen privat. Das hat ihn jedoch veranlasst noch mehr Fragen zu stellen. Es wird einfach zu gefährlich für mich!“ André wischte sich mit seiner Hand über die Stirn. Es sah aus als würde er angestrengt nachdenken. „Also gut! Ich bin mir nicht sicher, ob die bisherigen Informationen ausreichen! Whisky will unbedingt an das Ding ran!“ André griff in seine Jackentasche und holte ein Bündel Geldscheine heraus. Tobias nahm sie entgegen und zählte sie. Verwundert blickte er André an. „Das ist zu viel!“ „Ach was! Da ist das nächste mal mit drin.“ Tobias schüttelte energisch den Kopf. Er nahm zirka die Hälfte des Geldes und wollte es André zurückgeben. Dieser wollte davon nichts wissen. Stattdessen packte er Tobias an der Krawatte und zog ihn näher an sich. „Es ist mir egal ob du Schwierigkeiten bekommst oder nicht! Die Sache ist einfach zu wichtig, verstanden!“ Tobias blieb nichts anderes übrig als schwach zu nicken. Flo verstand zwar nicht worüber die beiden quatschten, aber ihm war klar das sie nicht über die neueste Mode redeten. Die zwei hatten irgendein krummes Ding vor, das

stand fest. Flos Herz hatte das ganze Gespräch lang gerast und er konnte an nichts anderes mehr denken als an die Männer. Er befürchtete schon die Männer würden seinen Herzschlag hören. Er musste fort! Wenn die beiden wirklich Verbrecher waren, durften sie Flo nicht sehen! Auf Zehenspitzen ging er den selben Weg zurück, den er gekommen war. Er wollte gerade über die Trümmer nach draußen steigen, als plötzlich wie aus dem Nichts zwei Hände über ihm auftauchten. So schnell wie sie gekommen waren packten sie Flo auch schon. Dieser bekam den Schreck des Jahrhunderts. „Wusste ich doch, das ich etwas gehört habe!“, ertönte die Stimme von André. Flo begann sich zu wehren und wild um sich zu schlagen, doch gegen den Muskelprotz hatte er keine Chance. „He, Tobias! Ich brauch mal deine Hilfe!“, rief er dem anderen zu. Doch dieser kam nicht. „Tobias!“ André wurde langsam ungeduldig. Dann durchbrach ein Schrei die Stille des Ortes. Das war Flos Gelegenheit. Es gelang ihm sich loszureissen und wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Wieder erklang das Schreien, das ohne Zweifel von Tobias stammte. Flo hatte schreckliche Angst. Er schaltete sein Gehirn ab und rannte. Er rannte einfach blindlings los, egal wo er auch ankommen würde. André wollte ihm folgen, doch er hörte Tobias schmerzend stöhnen. Er musste sich entscheiden. Verfolgte er den heimlichen Lauscher oder half er seinem Komplizen? Er entschied sich dafür nach Tobias zu sehen, bereute es jedoch. Dieser war, als André ihn gerufen hatte sofort losgerannt, jedoch dabei gestolpert. „Mein Bein!“, schluchzte Tobias mit schmerzverzerrtem Gesicht. André wurde sauer. „Verdammt! Spinnst du? Wegen so etwas rufst du mich? Da war ein kleiner Junge, der unsere Unterhaltung wahrscheinlich belauscht hat! Wenn wir den nicht bekommen und alles auffliegt killt Whisky uns beide!“, schrie André seinem Komplizen ins Gesicht.

Flo dachte nicht darüber nach was momentan mit den beiden Männern passierte. Er rannte immer noch blind in den Straßen herum. Er hatte etwas gehört was er nicht hören sollte und jetzt sahs er in der Patsche. Die Kerle dachten bestimmt Flo hätte alles mitgehört, doch das stimmte nicht. Es war ihm zwar gelungen ein paar Sätze mit zu bekommen, doch worum es überhaupt ging war Flo unklar. Obwohl Flo ohne nachzudenken losgelaufen war fand es sich in der Nähe der Straßenbahn-Endstation wieder. Es war wie ein Segen, als plötzlich die Siebener vor ihm stehenblieb. Flo stürmte sofort hinein warf sich auf den ersten Sitz, den er ergattern konnte. Er schnaufte und seine Lunge brannte. Er wollte nur Weg. Weg von diesem Ort und von den Männern.

Eigene Nachforschungen
 

„Krass!“ Das war alles was Jan einfiel, als ihm Flo von seinem Erlebnis berichtete. „Krass? Ich habe die pure Panik bekommen!“, erklärte Flo noch etwas geschockt. „Du musst zu deinem Bruder, er ist doch Polizist, nicht?“ Flo nickte langsam. „Er ist in der Ausbildung.“ „Dann lauf schnell zu ihm und erzähl ihm alles!“, schlug Jan vor. „Und wenn..... er mir nicht glaubt?“, zögerte Flo. „Muss er! Sowas kann sich keiner ausdenken.“

Flo beherzigte Jans Rat und fand sich eine Stunde später im Polizeipräsidium wieder. Jan war ebenfalls mitgekommen und wartete vor dem Eingang. „Was kann ich den für dich tun?“, fragte plötzlich eine Unbekannte Stimme. Neben Flo war ein Beamter aufgetaucht. Er sah sehr freundlich aus und lächelte ihm entgegen. „Ähh...... ich suche meinen Bruder... Niko. Nikolas.“ Der Beamte überlegte einen Moment und meinte dann:„ Ja! Unser Lehrling! Siehst du die Tür, ganz unten am Gang? Dort findest du ihn bestimmt!“ Flo bedankte sich überquerte den langen Gang, bis zur Tür. Er klopfte an und vernahm kurz darauf die Stimme seines Bruders. „Moment! Bin gleich soweit.“ Irgendwie klang sie aber komisch. Als Niko öffnete sah Flo wie er ein Stück Wurstsemmel im Mund hatte. Niko schien sich über den Besuch zu freuen, war aber auch etwas verwundert. Als er Flos Gesichtsausdruck bemerkte, bot er ihm sofort einen Stuhl an. Er legte seine Wurstsemmel auf die Verpackung und begann auf Flo einzureden. „Was führt dich zu mir, Bruderherz? Du siehst aus als hättest du einen Alien gesehen.“ „So etwas ähnliches.“, murmelte Flo. In kurzen Sätzen berichtete er was ihm widerfahren war. Nikos Gesichtszüge änderten sich schlagartig. „Wenn das wirklich war ist, dann... dann bist du in Gefahr. Die Kerle haben bestimmt über ein Verbrechen geredet! Pass auf. Ich hole jetzt einen Kommissar. Kommissar Schäfer. Er wird sich deine Geschichte nochmal anhören und wir unternehmen gemeinsam etwas!“ Flo freute sich wie an seinem Geburtstag. Nicht nur, dass Niko ihm Glauben schenkte, er wollte ihm sogar damit helfen. Sein Bruder rannte aus dem Zimmer und kehrte kurz später mit einem Mann mittleren Alters wieder. Flo musste zu ihm aufsehen und.... Er riss entsetzt die Augen auf. Sein Herz, dass gerade noch ruhig geschlagen hatte, raste nun auf 180. Kommissar Schäfer beugte sich zu ihm. „Na, dann erzähl mal!“ Als Flo sich nicht rührte, begann Niko zu erzählen. Kaum hatte er jedoch angefangen, so unterbrach ihn sein kleiner Bruder. „Nein!“, rief er schnell. „Das.... das war alles nur ein Scherz! Mir... war langweilig und ich wollte einfach nur meinen Bruder sehen! Da habe ich mir diese Geschichte ausgedacht.“ Nikolas und Herr Schäfer musterten ihn eine Weile, bis der Kommissar meinte:„ Niko! Pass besser auf deine Verwandtschaft auf! Ich bin sehr beschäftigt und habe überhaupt keine Zeit für diesen Unsinn!“ Niko entschuldigte sich für seinen kleinen Bruder bedankte sich für die Mühe. Dann drehte er sich um und strafte Flo mit einem bösen Blick. „Weißt du was ich jetzt für einen Ärger kriege?“, fragte er verärgert. Flo schüttelte verzweifelt den Kopf. „Niko! Die Geschichte stimmt. Aber.... dieser Mann! Er war einer der beiden Männer, die ich gesehen habe!“, verteidigte sich der Junge, Niko verzog noch mehr die Miene, was soviel bedeuten sollte, wie das er ihm nicht glaubte. Ohne ein Wort schmiss er seinen kleinen Bruder einfach raus. Dort wurde er von Jan empfangen. „Und wie wars? Bekommst du Polizeischutz?“ Als er Flo ansah vergass er diese Frage schnell wieder. „Sag jetzt bloß nicht, er hat dir nicht geglaubt.“ Stockend antwortete sein Bester Freund und kam auch auf den Kommissar zu sprechen. „Das ist ja ein Hammer!“, klatschte sich Jan mit seiner Hand auf die Stirn. Flo erhöhte seine Lautstärke und schrie Jan richtig an. „Ich weiß das er es war! Es war dieser Tobias!“ „Ich glaube dir ja!“, beruhigte ihn Jan. Dann hielt er inne. „Du kennst seinen Vornamen? Das ist der Beweis das du die Wahrheit sagst! Niko wird dir glauben.“ Flo hob die Augenbrauen. Jan hatte Recht. Schnell machte er kehrt und rannte zurück zu Niko. Der Lauf hatte ein schnelles Ende, als er mit jemanden zusammenstieß. „Tut mir Leid!“, entschuldigte er sich sofort. Dann nahm er erst wahr, mit wem er da zusammengeprallt war. „Du bist doch dieser Flo! Was suchst du noch hier? Verschwinde, oder es hat auch Konsequenzen für deinen Bruder.“ Flo zögerte nicht lange und machte kehrt. „Ob dieser Schäfer etwas mitbekommen hat?“, fragte er außer Atem. „Das kann ich mir eher nicht vorstellen!“, meinte Jan, was Flo aber nicht wirklich besänftigte. „Was tun wir jetzt? Einfach abwarten und hoffen das mich der Kobratyp nicht findet?“ Jan schüttelte energisch den Kopf. „Unsinn! Wir beschatten diesen Schäfer natürlich.“ Flo glaubte sich verhört zu haben. „Was? Warum sollten wir das tun?“ Jan setzte fort. „Ist doch Easy. Schäfer und dieser Kobratyp haben Dreck am Stecken und wir finden heraus welchen!“ Flo knirschte mit den Zähnen. „Jan! Die Sache ist gefährlich. Du kannst nicht einfach Detektiv spielen!“, versuchte Flo seinem Kumpel klar zu machen. „Das habe ich auch nicht vor.“ Flo atmete erleichtert. „WIR werden Detektiv spielen. Um genau zu sein, wir werden richtig ermitteln.“ Flo wollte auf Jan einreden, doch wenn dieser sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war jedes Wort zwecklos.

„Dann holen wir am besten gleich eine Lupe.“, meinte Flo trotzig. Jan beachtete diese Bemerkung gar nicht. „Als erstes müssen wir mehr herausbekommen, also werden wir Schäfer beschatten.“ „Und wenn er uns bemerkt sind wir tot.“, fügte Flo hinzu. Jan verrollte die Augen. „Ewiger Schwarzseher. Du musst dich etwas verändern und mich kennt er ohnehin nicht.“

Mit verändern meinte Jan, das Flo von dessen Schwester eine völlig neue Frisur bekam. Sie war Friseurin und Flo machte es kaum etwas aus. Doch als sie die Haare rot färben wollte stieg er aus. Jan sah auf seine Uhr. Das Präsidium schließt gleich, was heißt das auch die Polizisten, Kommissare, Inspektoren und was es noch alles gibt Feierabend haben. Wir gehen Schäfer einfach nach.“ Flo gefiel diese Idee überhaupt nicht, doch er wollte Jan auch nicht allein gehen lassen. So kam es, das beide im Park neben dem Präsidium auf der Lauer lagen. „Da ist Tobias Schäfer!“, warnte Flo. „Ich habe ihn schon gesehen. Wir lassen ihm einen Vorsprung.“ Kaum war Schäfer um die Ecke gebogen konnte die Aktion starten. Nicht nur Flo war unwohl. Jan wusste das ihr Unternehmen nicht ganz ungefährlich war. Doch bereits am nächsten Häuserblock drohte die Verfolgung ein Ende zu haben. „Flo, schau mal!“, verlangte Jan. Schäfer hatte es plötzlich sehr eilig. Anscheinend wollte er zum Gegenüberliegenden Gehsteig. Dort parkten mehrere Taxis und Schäfer winkte einem. „Was jetzt? Wir können doch keinem Taxi nachrennen.“, gab Flo zu bedenken. „Vielleicht doch. Wir sind hier in der Innenstadt. Und da heute Freitag ist, herrscht besonders viel Verkehr. Wenn wir uns sputen können wir ihn einholen.“ Flo wusste bereits auf was das hinauslief. Flo hasste laufen, doch diesmal blieb ihm nichts anderes übrig. Gleichzeitig, als das Seitenstechen für beide Jungen unerträglich wurde hielt auch das Taxi. Schäfer bezahlte und stieg aus. Hinter Schäfer standen mehrere Familienhäuser. Schäfer musste in einem von ihnen wohnen. Gleich würden Flo und Jan es genau wissen. Sie blickten ihm angestrengt nach, bis ihnen die Sicht versperrt wurde. Vollkommen unerwartet schob sich ein Bus zwischen sie und Schäfer. „Mist!“, fluchte Flo. „Wieso hält dieser Bus ausgerechnet vor unseren Augen?“ Jan sah sich um und deutete auf ein Schild, das direkt neben Flo stand. Linie 510. Die Jungen waren direkt vor einer Bushaltestelle stehen geblieben. Der Busfahrer musste also zwangsweise denken, dass sie einsteigen wollten. Jan gab dem Fahrer ein Handzeichen weiterzufahren. Dann trat das ein was geschehen musste. Schäfer war weg. Spurlos verschwunden. „Wir haben ihn verloren!“, schimpfte Jan. „Nicht unbedingt. Der Bus ist doch nur eine halbe Minute stehengeblieben. Schäfer ist ganz langsam gegangen. Er kann nur in einem der zwei Häuser sein, die uns gegenüber liegen.“ Jan gab Flo recht und schlug ihm anerkennend auf die Schulter. „Welches testen wir zuerst?“, wollte Jan wissen. Flo antwortete nicht, sondern lief gleich auf das erste zu. Er tippte auf die Klingel und wartete ab. Jan hatte ihn eingeholt und bat ihn vorsichtig zu sein. Als die Tür geöffnet wurde, bekam Flo die Überraschung seines Lebens verpasst.

„Ja?“ Vor ihm war Marina aufgetaucht. Nachdenklich musterte sie ihn. „Die Party ist längst vorbei. Du hast zwar gesagt, das du später kommst, aber das ist ein Witz!“ Flo war noch immer so erstaunt, das er keinen Ton herausbekam. Da musste natürlich wieder Jan ran. „Flo hat sich verirrt und wollte sich nur entschuldigen, nicht wahr?“ Jan stieß Flo leicht mir der Schulter. „Ja..... Genau!“, bestätigte dieser. Marina schien zu überlegen, ob sie den beiden glauben sollte. Dann bat sie die Jungen jedoch einzutreten. Marina und ihre Familie bewohnte ein eher älteres Haus. Die Farbe bröckelte von außen ab und innen waren mehrere alte Schränke und Tische zu sehen. „Marina, kennst du einen Herrn Schäfer?“, stieß Flo plötzlich heraus. Marina wunderte sich kurz. „Herr Schäfer, unser Nachbar? Woher kennt ihr ihn?“ „Er ist Polizist, richtig?“, forschte Flo weiter. Marina nickte kurz. Sie führte die zwei Detektive in das Wohnzimmer und bat sie zu warten. Sie wollte Colas bringen. Jan machte Flo auf etwas aufmerksam. Das Wohnzimmer besaß lediglich drei Wände. Die Vierte bestand aus vielen Schiebetüren aus Glas. Dahinter war ein gut gepflegter Garten zu sehen, und dahinter das Haus von Herrn Schäfer. „So!“, meinte Jan auf einmal. „Ich lasse dich mit Marina alleine und sehe mir das genauer an!“ Bevor Flo noch protestieren konnte, hatte Jan schon die Tür geöffnet und war in den Garten getreten. Langsam pirschte er sich neben zahlreichen Sträuchern zum Gartenzaun. Er war aus alten, morschaussehenden Holzbrettern erbaut worden. Dahinter lag das Grundstück von Tobias Schäfer. Im Gegenzug zu Marinas Heim sah Schäfers Haus eher aus, als wäre es gerade gebaut worden. „Mist!“, fluchte Jan. Von Marinas Grundstück aus konnte er keinen Blick in das innere des Gebäudes werfen. Er sah sich um und entdeckte schließlich etwas was ihm helfen konnte. Am Ende des Zaunes lag ein Brett, dass in der Mitte auseinander gebrochen war. Der Zaun schien schon sehr viele Jahre auf dem Buckel zu haben. Jedenfalls gab es einen Weg zu Schäfers Garten. Jan war klar, dass es gefährlich war, aber er wollte mehr herausfinden! Er zwängte sich durch den schmalen Durchgang und fand sich neben einem Brunnen wieder. Das Haus war keine zehn Schritte entfernt. Geduckt schlich er weiter, bis er nur noch blau sah. Das Haus hatte einen blauen Anstrich, der mit weißen Linien an den Ecken und Enden verseht war. Jan huschte zum Ersten Fenster das er fand. Vorsichtig guckte er hinein und erblickte einen Tisch, umringt von mehreren Stühlen. Das Zimmer sah kreisförmig aus und an die Wand gepresst standen ein Herd, ein Geschirrspüler und ein Kühlschrank. Es war also die Küche. Von Herrn Schäfer war allerdings keine Spur. Jan dachte schon daran den Rückweg einzuschlagen als es geschah. Wie aus dem Nichts packte etwas fest seine Hosenbeine und riss sie nach hinten. Jan verlor das Gleichgewicht.

„Wo ist den Jan?“, fragte Marina verblüfft.“ „Der hatte noch einen Termin!“, warf Flo ein. Marina zuckte mit den Schultern und meinte:„Dann müssen wir uns die dritte Cola eben teilen.“ Flo schluckte heftig. „Aber jetzt sag mal! Was habt ihr mit diesem Schäfer zu schaffen?“ Da Flo sonst kein Gesprächsstoff einfiel, begann er von seinen bisherigen Erlebnissen zu erzählen. Als er fertig war, sah er Marinas nachdenkliches Gesicht. Sie überlegte ob sie die Geschichte glauben sollte. Dann klatschte sie jedoch die Hände zusammen. „Dann bist du meinetwegen in dieses Dilemmer geraden! Sorry!“ Verblüfft sprang Flo auf. „Aber nein! Es war doch nicht deine Schuld, das ich mich verirrt hab! Flo stand Marina jetzt genau gegenüber sah ihr in die Augen. Nach einigen Sekunden setzte er sich wieder und versuchte weiterzureden. „Was kannst du mir über Schäfer erzählen?“ Marina überlegte kurz und antwortete dann:„Er ist geschieden und lebt seitdem allein im Nachbarhaus. Mein Vater unterhält sich manchmal beim Rasenmähern mit ihm, aber das war auch schon alles. Achja und er ist Polizist, aber das wisst ihr ja schon.“
 

Entsetzt starrte Jan in das Gesicht eines Rotweilers. Wütend fletschte er die Zähne und musterte den Eindringlich bedenklich. An seinem Hals war eine Leine befestigt, die zirka 5 Meter lang reichte. Befestigt war sie an einem alten Schubentor, das auch das zu Hause des Hundes zu sein schien. Der Rotweiler setzte sich in Bewegung und fing an Jan zu umkreisen. Der Junge rechnete jeden Augenblick damit zerfleischt zu werden, als plötzlich ein Pfiff ertönte. Von der Seite war nun Schäfer aufgetaucht und steckte seine Finger in den Mund. Er pfiff abermals, bis der Hund reagierte. Artig setzte er sich auf ließ die Zunge heraushängen. Auf einmal war er so artig und verspielt, wie Jan es sich nie hätte vorstellen können. „Was suchst du hier?“, fragte Schäfer nun. Als Jan nicht antwortete, setzte er erneut zu einem Pfiff an. Dieser sollte jedoch eine andere Wirkung haben. „Stop! Ich... ich heiße Jan und bin ein Freund von Marina.“ „Und was suchst du hier?“, forschte Schäfer weiter. Jan wusste nicht was er antworten sollte, bis er wieder die Zähne es Hundes sah. „Ich habe meinen Ball in Ihren Garten geschossen!“ Etwas besseres fiel Jan nicht ein. Schäfer ließ seinen Blick schweifen, konnte aber nichts finden. „Äh... ich habe ihn natürlich bereits zurückgeschossen!“ Schäfer dachte nach, ob er die Version des Jungen glauben konnte. Schließlich zeigte er auf das Haus von Marina. „Verschwinde! Ich will dich hier nie mehr sehen! Und wenn du nochmals deinen Ball zu mir schiesst wird er Futter für meinen Basti. Und du auch! “ Für Jan war klar das damit der Rotweiler gemeint war. Ohne ein weiteres Wort rannte er schnell wie der Wind zurück zu Flo und Marina.
 

Akte Lehmann
 

Jan wusste nicht worüber er sich mehr ärgern sollte. Über sein Erlebnis mit dem Rotweiler oder das Flo Marina gegenüber alles preisgegeben hatte. „Ich hätte dir gleich sagen können, dass dieser Schäfer einen bissigen Hund hat.“ Als Marina sich umdrehte schnitt Jan eine Grimasse hinter ihrem Rücken. Von Flo bekam er einen strafenden Blick dafür. „Ich finde es toll, dass wir Marina eingeweiht haben. Zu dritt ist doch cooler.“, meinte Flo. Jan war so sauer, dass er aufpassen musste nicht gleich los zu lachen. Die drei beratschlagten noch eine Weile, bis ihnen auffiel das es draußen langsam dunkel wurde. Flo und Jan verabschiedeten sich und machten sich auf den Heimweg. Sie gingen den selben Weg, den sie auch gekommen waren. Dabei nahmen sie jedoch nicht wahr das sie beobachtet wurden. Gegenüber von Schäfers Haus waren mehrere Mietshäuser gebaut worden. Die meisten standen noch leer, was dem Mann, der es sich gerade auf dem Balkon gemütlich gemacht hatte sehr nutzte. Er war ziemlich dick und sein Gesicht erinnerte an einen Ballon. Seine Freunde sagten immer er solle endlich abnehmen, doch er hörte nicht auf sie. Wie gerade im Moment. Er hatte sich mit einem Korb voller Brötchen und einem Kasten Bier eingedeckt. Schon eine ganze Weile beobachtete er das Haus von Herrn Schäfer. Als ihm jedoch aufgefallen war das ein kleiner Junge dessen Grundstück betreten hatte, wurde seine Aufmerksamkeit auch auf das Nachbarhaus gelenkt. Er hatte sich erkundigt und erfahren das eine gewisse Familie Schacher dort wohnte. Die Jungen die in das Haus gegangen waren mussten aber nur zu Besuch sein. Es war mittlerweile so dunkel geworden das sich die Straßenlampen automatisch einschalteten. Der Mann nahm nun ein Handy aus der Hosentasche, zumindest versuchte er es. Im Moment fluchte er über sein Volumen. Er bekam sein Handy einfach nicht raus. Als er es endlich geschafft hatte befürchtete er schon es wäre zu spät. Nein, doch nicht. Die Jungen gingen gerade unter einer Straßenlampe hindurch. Schnell zückte er sein Handy und tippte ein paar Tasten. Dann richtete er es auf das Ziel und knipste. Sein Handy diente auch als Fotoapparat und er konnte es nun an jeden Empfänger schicken, den er wollte. Er öffnete das digitale Adressbuch und wählte den Namen „Whisky“ aus. Kaum war das Foto verschickt, begann er die Nummer anzurufen. Sein Gesprächspartner schien sich Zeit zu lassen. Möglicherweise begutachtete er gerade das gesendete Bild. 30 Sekunden später wurde abgehoben. „Ja? Manfred bist du das? Was soll ich mit dem Bild?“ Der Mann am anderen Ende war sehr aufgebracht. Manfred versuchte zu erklären. „Sir, es ist wegen Schäfer.“, begann er. „Was? Hat er etwa was ausgeplaudert?“ „Nein, aber ein Junge hat bei ihm spioniert. Vielleicht könnte sich André mal ansehen ob es der Junge ist, den wir suchen.“ Am anderen Ende verstummte es. Manfreds Gesprächspartner schien angestrengt zu überlegen. „Also gut. Ich werde André das Foto schicken. Finde du inzwischen heraus wo diese Kinder wohnen!“ „Verstanden.“, sagte Manfred ernst und legte dann auf. Manfred machte sich sofort an die Arbeit und folgte den beiden. Als die zwei jedoch in verschiedene Busse einstiegen, war Manfred verwirrt. Welchem sollte er folgen? Er entschied sich für den, den er auch bei Schäfer gesehen hatte. Zu Manfreds Überraschung stieg er bereits an der nächsten Station aus und steuerte auf ein neueres Mehrfamilienhaus zu. Kaum war er darin verschwunden notierte sich Manfred die Adresse und machte sich auf den Weg, zurück zu Schäfer.
 

„Das ist eine miese Idee!“, beschwerte sich Flo am nächsten Tag. Er, Jan und Marina hatten sich heute nämlich vor der Polizeistation verabredet. Marina hatte einen Einfall gehabt, der den jungen Detektiven weiterhelfen konnte. „Und du bist sicher sie haben Lehmann gesagt?“, fragte Marina anscheinend nochmal. Flo nickte. „Ja, aber wenn das irgend jemand bemerkt, vielleicht mein Bruder oder....“ „Reg dich ab!“, lächelte Marina ihn an. „Das wird ein Kinderspiel.“ Jan musste sein Kichern verbergen. Er wusste das Flo nun weich wie Wachs war. Die Plan sah folgendermaßen aus. Sie wollten in das Archiv der Polizeistation um die Akte von diesem Lehmann „auszuborgen“. Laut Marina war das die einzige Möglichkeit weiter zu kommen. Als die drei die Station betraten hatte Flo fürchterliche Angst Schäfer oder Niko zu begegnen. Das blieb zum Glück aus. „Entschuldigung, wo es denn hier das Archiv?“, fragte Jan einen vorbeikommenden Beamten. „Was wollt ihr den da?“, fragte dieser misstrauisch. Die drei beschlossen bei der Wahrheit zu bleiben – zumindest fast. „Wir sollen ein paar Akten holen.“, erklärte Marina schnell. Der Beamte schien es ihnen zu glauben und beschrieb ihnen den Weg. Dieser führte in den Keller. Sie hatten Glück, das sie unterwegs nicht angesprochen wurden. Flo bemerkte als erster die Tür, hinter der sich eine Bibliothek zu befinden schien. Schnell riss Jan Flo zurück. Neben der Tür war ein Schreibtisch aufgebaut, hinter dem jemand saß. Es war ein eher älterer Mann in grauem Anzug. Allen dreien kam die selbe Idee. Er musste das Archiv verwalten. „Sollen wir nochmal die selbe Ausrede benutzen?“, wollte Flo wissen. Marina schüttelte den Kopf. „Unmöglich, aber ich habe bereits eine andere Idee. Sie verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und ging auf den Verwalter zu. „Hoffentlich geht das gut.“, betete Flo. „Halt, wer bist du und was willst du hier?“, wurde Marina sofort gefragt. „Ich bin wegen des Praktikums da.“ Der Verwalter sah sie verständnislos an. „Praktikum?“, fragte er verwirrt. „Ja, das hinter Ihnen ist doch das Archiv, oder?“ Der Verwalter nickte bedenklich. „Dann bin ich hier ja richtig!“ „Wofür? Und welches Praktikum meinst du?“ Marina schaltete schnell. „Ich bin hier wegen dem Praktikum und Ihr Chef sagte ich solle mir hier alles genau ansehen. Sagen Sie bloß, Sie wissen nichts davon.“ Der Verwalter schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern zugleich. „Nein, aber mir wird ja nie was gesagt. Für die da oben bin ich ja nur gut zum Computertippen.“ „Darf ich mich jetzt umsehen?“ „Nein! Auch wenn der Chef das gesagt hat, das Archiv kann er nicht gemeint haben. Dort haben nur Beamte Zutritt.“ Marina ließ sich nicht unterkriegen. Sie setzte ihren Dackelblick auf und tat so als würde sie jeden Moment zu weinen anfangen. „Ich... ich wollte doch nur besonders fleißig und brav sein.....“ Der Verwalter rang mit sich. „Also gut! Aber sag niemanden was davon!“ Marina freute sich wie ein kleines Kind. Wie das, welches sie gerade gespielt hatte. Kaum war sie mit dem Verwalter im Archiv verschwunden war der Weg für Flo und Jan frei. „Los jetzt!“ Doch Flo rührte sich keinen Millimeter. Jan glaubte zu wissen woher das rührte. „Los, du Wachsfigur, wir müssen weiter!“, „Was für eine Uhr?“ Jan zerrte Flo einfach mit, bis sie im Archiv waren. Kühle, stickige Luft wehte ihnen entgegen. „Hier ist es angenehm!“, meinte Flo. „Ja, aber wir haben keine Zeit. Suchen wir das ‚L‘ !“ Das Archiv war fast so groß eine eine halbe Turnhalle. Aus der Ferne hörten sie Marinas Stimme. Sie sprach besonders laut, um Flo und Jan rechtzeitig warnen zu können. Die beiden untersuchten währenddessen das erste Regal das sie fanden. „E, das L muss weiter links sein.“, erklärte Jan. Vier Regale weiter wurden sie fündig. Zirka in der Mitte fanden sie Lehmann. Besser gesagt zwei. Es befanden sich zwei Akten mit der Aufschrift Lehmann im Schlitz. „Welche ist die richtige?“, wollte Flo wissen. Jan wusste keine Antwort darauf. Dann entschloss er sich jedoch dazu, beide Akten heraus zu ziehen und unter seinem Pullover verschwinden zu lassen. „Das ist Diebstahl!“, warnte ihn Flo so leise wie möglich. Jan war das egal. Er hatte sich völlig in die Sache verbissen und wollte alles herausfinden. Marinas Stimme wurde lauter und die Jungen waren gezwungen zu fliehen. Sie warteten um die Ecke, bis Marina auch wieder herauskam. Der Verwalter setzte sich wieder auf seinen Schreibtisch und wünschte noch einen schönen Tag. „Und habt ihr sie?“, wollte sie sofort wissen. Jan deutete ihr erst nach draußen zu gehen. Dort präsentierte er stolz die Akten. Später trafen sich die drei bei Jan zu Hause, um dort die Akten durch zu sehen.

Stehlen Geister?
 

„Bedrohung! Die erste war schon mal eine Pleite.“ Jan öffnete die erste Akte und las unter Straftat Bedrohung. Er öffnete die zweite und las Schwerer Diebstahl. Dann schüttelte er verwirrt den Kopf. „Ich kann mir beim Besten Willen nicht vorstellen, dass eine dieser Akten für Ganoven wichtig sein könnte.“ Flo stimmte ihm zu, doch dann entdeckte er etwas. „Jan, Marina, die zweite Akte ist ziemlich alt. 1961 steht darauf.“ Jan und Marina sahen ihn nur fragend an. Für sie schien das nichts besonderes zu sein. Sofort schnappte sich Flo die Akte und blätterte darin. Jan und Marina wollten ebenfalls ein Blick erhaschen, doch Flo zog die Akte zu sich. Er schien etwas gefunden zu haben. „Und?“, wollte Marina wissen. „Also.“, begann Flo. „Hier steht das es vor zirka 40 Jahren hier in der Nähe einen Dieb gab, der fast in jedes Haus eingestiegen ist. Ein gewisser Harald Lehmann.“ „Das ist wirklich Schwerer Diebstahl.“, hob Jan die Augenbrauen. „Ihr wisst doch wo der Adlerwald ist, oder?“ Jan und Marina nickten. „Ich gehe einmal in der Woche dort vorbei, weil in der Nähe mein Flötenunterricht stattfindet.“, erzählte das Mädchen. „Naja, jedenfalls ist rund um den Wald Lehmann unterwegs gewesen und hat alles geklaut, was nicht Niet – und nagelfest war.“ „Und warum ist das für die Ganoven so wichtig?“ Diese Frage interessierte Jan und Marina nach wie vor. „Hier steht auch, dass die Polizei annahm das es gar nicht Lehmann selbst war, der die Diebstähle beging. Sie glaubten, dass sich jemand für ihn ausgegeben hat, auch wenn einige Lehmann wiedererkannt haben.“ „Und wieso?“ Flo blätterte um und las weiter. Seine Augen weiteten sich. „Lehmann ist bereits ein halbes Jahr vor den Überfällen gestorben!“, berichtete er aufgeregt. „Dann hat wohl sein Geist die Einbrüche begangen.“, meinte Marina eher scherzhaft. Doch dann dachte sie nochmal nach. Sie nahm Flo die Akte ab und las die Absätze selbst durch. Die Leute, die Lehmann gesehen hatten, sagten aus, dass er es wirklich war. Er war jedoch ein halbes Jahr vorher verstorben. Die Obduktion des Polizeiarztes hatte ergeben, dass es Herzversagen war. Marina las weiter.

Name: Harald Lehmann

Obduktionsergebnis: Herzinfarkt

Tod: 19.01.1961 – 23.00 Uhr

Unterschrift: Doktor Karl Reiter

Es gab noch eine letzte Seite, auf der mehrere Fingerabdrücke abgebildet waren. „Er kann doch nicht wirklich als Geist zurück gekommen sein!“, gab Flo zu bedenken. „Wieso nicht?“, fragte Jan. „Als Geist musste er nicht befürchten ins Gefängnis zu müssen.“ Flo fand diese Begründung mehr als unsinnig. Dennoch bekam er sie nicht aus dem Kopf. „Vielleicht sind diese Typen hinter der Beute von Lehmann oder seinem Geist her!“, fiel Marina nun ein. Flo warf ihr anerkennende Blicke. „Das ist sehr gut möglich! Super Idee!“, lobte er sie. Marina lächelte verlegen. „He, ihr Turteltäubchen, seht was ich gefunden hab!“, versuchte Jan auf etwas aufmerksam zu machen. Für das ‚Turteltäubchen‘ erntete er allerdings nur einen Fußtritt von Flo und einen leichten Schupser von Marina. Doch dann fanden sie den letzten Teil der Akte doch interessanter. Dort war nämlich eine Adresse angeführt, bei der Harald Lehmann gewohnt hatte. „Jetzt wohnt bestimmt niemand mehr dort!“, fiel Flo ein. „Wir könnten uns doch genauer umsehen!“ Marina und Jan hatten nichts dagegen. Vielleicht würde ihnen das weiter helfen.
 

„Eindeutig!“, schrie André. „Er ist es.“ Er zeigte auf den etwas kleineren Jungen auf dem Foto. André hatte sich an einen Tisch gesetzt, auf dem bereits das Bild lag. Ein Mann tauchte hinter ihm auf. In der Hand hielt er eine Tasse Kaffee, der er André überreichte. Ohne sich zu bedanken schlürfte er sie genüsslich. „Das Kind war letztes mal so fertig, dass ich dachte es würde untertauchen oder sonst etwas.“ „Das war nicht Fall!“, erwiderte der Mann und setzte sich neben ihn. „Ich denke du wirst dir noch mehr Mühe geben müssen!“, schärfte er André ein. Dieser nickte und versprach sein Möglichstes zu tun.
 

Pünktlich um 9 Uhr trafen sich Jan und Flo mit Marina. Flo wirkte noch etwas verschlafen. „Mussten wir schon um 9 los? Heute ist Sonntag!“, beschwerte es sich. „Trotzdem, du kannst doch nicht den ganzen Tag verschlafen.“, warf ihm Marina vor. Das wirkte. Flo war hellwach.

Drachenallee 28 stand in der Akte. Diese Adresse visierten die drei jetzt an. „Was soll mit den Akten passieren?“, wollte Jan erfahren. Flo schien das nicht zu sorgen. „Wenn wir herausgefunden haben, was hier vorgeht gebe ich sie meinem Bruder. Da wir Informationen über die Gangster liefern, wird uns sicher verziehen.“ „Das hoffe ich....“, meinte Jan kleinlaut. Bald waren sie in der Straße angekommen. Drachenallee stand auf einem grünweißen Schild. Es war eine sehr lange Straße, die dicht an den Wald führte. Bald waren sie bei 20 angekommen. Nicht mehr lange und sie würden das Haus eines Geistes sehen. 26....27....nichts. Es gab kein Haus mit der Nummer 28. „Das.... das verstehe ich nicht!“, beteuerte Flo. Sie sahen sich nochmals um, konnten aber kein weiteres Haus wahrnehmen. Marina kam ein schrecklicher Verdacht. „Vielleicht wurde das Haus ja eingerissen!“ Flo und Jan dachten über Marinas Vermutung nach. Wenn das stimmte, war alles umsonst. „Nein! So leicht lasse ich mich nicht abspeisen!“, antwortete Jan entschlossen. Selbstbewusst steuerte auf das Haus mit der Nummer 27 zu. Er klingelte und im inneren war ein Geräusch zu hören, dass an ein Schlangenzischen erinnerte. Zögernd wurde die Tür ausgeschlossen. Ein Mann trat heraus und musterte sie Kinder. Er sah vom Einen zum Anderen. Dann traf ihn der Schlag. Er torkelte zurück, als hätte er gerade einen Geist gesehen. „Was wollt ihr!“, schrie er ihnen entgegen. Jan, dem das Verhalten des Mannes äußerst seltsam vorkam setzte zur Frage an. „Gibt es hier nicht auch ein Haus mit der Nummer 28?“ Jan erhielt keine Antwort. Der Mann schien etwas unter Schock zu stehen. Erst als Jan die Frage wiederholte antwortete er. „Verschwindet! Lasst diesen Blödsinn und verzieht euch!“, schnauzte er sie an. Danach warf er mit lautem Knall die Tür zu. „Ich glaube , ich habe gerade den unhöflichsten Menschen der Welt kennengelernt.“, ächzte Marina. „Wir werden beobachtet!“, warnte Flo seine Freunde. Tatsächlich. Auf der anderen Straßenseite war eine Sitzbank angebracht auf der ein alter Mann mit Gehstock platzgenommen hatte. Amüsiert sah er den dreien zu. Flo und Jan waren die ersten die bei ihm waren. Bevor sie noch etwas fragen konnte plapperte er schon drauf los. „Das war der Schiller! Mein Lieblingsbekannter. Beachtet ihn gar nicht. Wenn ihr eine Frage habt, fragt mich. Der alte Mann hatte beide Hände am Gehstock, obwohl er noch recht fit aussah. Sein Gesicht war von Falten überseht und seine Haare schienen lang nicht geschnitten worden zu sein. Neben seinem linken Ohr ragte ein kleiner Leberfleck hervor, der von seinen Haaren schon fast verdeckt wurde. Er kniff immer wieder seine Augen zusammen, da er wohl ein Seh – Problem aufwies. „Gibt es hier ein Haus Nr. 28?“, fragte Jan abermals. Der Mann hob seinen linken Arm und zeigte auf den Adlerwald. Die Junior-Detektive verstanden nicht ganz. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkten sie weit im Wald etwas farbiges. Ein Haus. Das war Harald Lehmanns altes Heim. Sie bedankten sich bei dem alten Mann und setzten ihren Weg fort. Kaum waren sie im Wäldchen verschwunden wurden im Haus von Herrn Schiller die Vorhänge zur Seite gerissen. Wutentbrannt sah ein bulliges Gesicht den Kindern nach.

„Das ist es also.“, schluckte Flo. Die drei hatten ihr Ziel erreicht und standen vor einem großen Anwesen mitten im Wald. Es war ihnen früher noch nie aufgefallen. Es war eingezäunt und hatte einen riesigen Garten. „Sollen..... wir klingeln?“, fragte Marina vorsichtig. Flo und Jan nickten beide zustimmend. Nur so konnten sie mehr über Lehmann erfahren. Jan spitzte seinen Zeigefinger und drückte gespannt auf die Klingel. Von draußen war kein Ton zu hören. Nach einigen Sekunden versuchte er es nochmals. Die Zeit verstrich. „Vielleicht keiner daheim.“, schlug Marina als Möglichkeit vor. „Natürlich nicht!“, klatschte sich Flo auf die Stirn. Das Haus muss doch schon seit Jahren leer stehen. Seit Harald Lehmann gestorben ist.“ Wenn Flo recht hatte, würden die drei noch ewig warten. Es war Jan, der die Initiative ergriff. Er packte mit beiden Händen das Gittertor und zog sich hoch. „Warte, Jan!“, wollte ihn Flo abhalten. „Das ist unerlaubtes Betreten!“ Jan achtete nicht auf Flos Kommentare. Wenn das alte Haus tatsächlich leer stand, würde niemand etwas dagegen haben. Bald hatte Jan das Gitter hinter sich gelassen und versuchte es von innen auf zu bekommen. Doch dies gelang ihm nicht und Flo und Marina mussten ebenfalls klettern. Die drei standen nun in dem wildwuchsigen Garten, in dem das Gras schon fast einen Meter lang war. Bald waren sie vor dem Haus und beratschlagten was nun zu tun war. „Brich die Tür doch einfach auf!“, flötete Flo Jan zu. Das war nicht nötig. Wie von Geisterhand ging die Tür auf. Die Kinder erschraken und machten einen Schritt zurück. „Wieso..... wieso ist die Tür von allein aufgegangen?“, wollte Flo wissen. „Vielleicht ist sie mechanisch.“, antwortete ihm Marina. „Wirklich?“, fragte Flo erstaunt. Dann wurde ihm klar, dass sich Marina über ihn lustig machte. In einem so alten Haus konnte es nichts mechanisches geben. „Rein!“, kommandierte Jan. Es war nicht der Mut der aus ihm sprach, sondern die Neugier. Schnell war er in der Halle verschwunden. Flo und Marina warteten noch etwas. Dann hörten sie einen Schrei. Er stammte ohne Zweifel von Jan. Die beiden stürmten wie von einer Biene gestochen in die Halle. Dort fanden sie nicht nur Jan vor. Neben ihm hatte es eine empörte Frau aufgebaut. Sie war sehr jung und besaß langes blondes Haar. Sie trug eine karierte Bluse und einen bodenlangen Rock. Mit festen Griff hielt sie Jan an der Schulter. „Da haben wir wohl ein paar Einbrecher ertappt!“, sagte sie forsch. „Nein!“, wehrte sich der Junge. „Wir haben geklingelt, aber niemand hat aufgemacht!“, rief ihr Flo entgegen. „Ja, wir dachten hier lebt keiner mehr.“, wollte auch Marina eine Erklärung liefern. Die Frau schüttelte den Kopf. „Falsch gedacht. Ich lebe hier. Mein Name ist Patrizia Lehmann. Zugegeben hier ist es ziemlich staubig und Spinnennetze durchziehen schon einige Zimmer, doch es ist mein zu Hause. Die Kinder horchten auf. „Lehmann? Patrizia Lehmann?“, wunderte sich Marina. „Ja, warum?“, starrte sie die Frau nun an. „Sind sie mit Harald Lehmann verwand?“ Die junge Frau nickte. „Ich bin seine Tochter. Was habt ihr mit ihm zu schaffen?“ Die drei beschlossen bei der Wahrheit zu bleiben. Die Augen der Frau weiteten sich bei jedem Satz. „Ich verstehe. So war das also. Ihr müsst entsetzliches durchgemacht haben. Entschuldigt mein Verhalten.“ Harald Lehmanns Tochter führte die drei in das Wohnzimmer. Es war so groß, dass sogar noch eine Küche hineingepasst hätte. „He, Leute!“, machte Flo die anderen auf etwas aufmerksam. Im Wohnzimmer sah es aus wie nach einem Bombenangriff. Möbeln waren umgestoßen, Vasen zertrümmert und an manchen Stellen war der Teppich aufgerissen. „Welcher Krieg hat den hier stattgefunden?“, wunderte sich Marina. Patrizia schien beunruhigt. „Eigentlich wohne ich woanders. Ich sehe nur manchmal nach dem Haus meines Vaters. In der Zeit, in der ich nicht hier war, wurde eingebrochen.“ Flo zuckte zusammen. „Ob das die selben Typen waren, die ich belauscht habe?“ „Durchaus möglich.“, antwortete Patrizia. Jan fiel es etwas ein. „Hey! Die Kerle haben hier bestimmt etwas gesucht! Vielleicht hat Ihr Vater die Diebesbeute ja in seinem Haus versteckt!“ Flo und Marina horchten auf. Das war durchaus möglich. Aber die Ganoven schienen nicht fündig geworden zu ein. „Vielleicht aber auch nicht.“, meinte Flo zaghaft. „Was haltet ihr von dieser Version? Die Ganoven durchsuchen das Haus und finden nichts. Dieser Tobias, der Polizist ist, soll Informationen über Lehmann besorgen. Die Gauner hoffen so auf das Versteck der Beute zu kommen.“ Alle sahen ihn verblüfft an. Das war das Logischste. „Wartet kurz.“, bat Patrizia. Sie ging in die Küche und brachte die dreien frisches Getränke. „Mit Durst lässt sich bekanntlich schlecht denken.“, scherzte Patrizia. Die Vier legten eine Pause ein, was allen gut tat. Marina wollte gerade aufstehen, als sie auf etwas trat. Ich bückte sich und hob es auf. Es war ein Bild. Der Bilderrahmen war durch ihr Missgeschick gesprungen. Auf dem Bild waren zwei Herren zu sehen. „Wer ist den das?“, fragte Marina verdutzt. Patrizia nahm ihr das Bild aus der Hand und erklärte:„Das sind nur Vater und Onkel Benjamin. Das Foto ist schon alt und hat nichts zu bedeuten.“ Die drei sahen sie verwundert an. „Ist Ihr Onkel wirklich durch einen Herzinfarkt gestorben?“, forschte Jan. Patrizia nickte. „Ja, er hatte immer schon ein schwaches Herz. Und eines Tages....“ „Aber.... wie kann er.... als Toter stehlen?“ Patrizia konnte ihm darauf keine Antwort geben. Die Vier unterhielten sich noch eine Weile, bis es Zeit war zu gehen. Die drei bedankten sich für die Hilfe und machten sich auf den Heimweg. Patrizia hatte ihnen das Tor geöffnet, damit sie nicht wieder klettern mussten. Flo fiel nun aber etwas ein, dass für sie sehr wichtig sein konnte. Vielleicht irrte er sich ja, aber er musste den anderen davon erzählen. Sie waren einige Schritte vom Haus weggegangen als Flo über seinem Kopf ein Rascheln hörte. Erst dachte der Junge es wäre der Wind, bis er dann den echten Grund erkannte. Ober sich erblickte er eine Gestalt, die auf ihn heruntersah. Sie hielt ihre Hände fest um die Äste. Dann ließ sie die Äste los und sprang in die Tiefe. Sie landete genau hinter Flo. Die Gestalt griff in ihre Hosentasche und zog unerwartet ein Messer hervor. Während sie mit der Linken Hand Flo fest umschlungen hielt, schob er mit der Rechten das Messer vor dessen Hals.
 

Die Entführung
 

„Hi...Hilfe!“, rief Flo entsetzt. Jan und Marina waren schon einige Schritte weiter vorne, doch dann hörten sie Flos flehen. Er bewegte seine Augen nach unten und sah das Messer. Er erkannte sofort das es ein Schweizer Armeemesser war, das auch mehrere Zwecke erfüllte. Eine dicke, behaarte Hand hielt das Messer dicht an seinen Hals. Er sah die Hand entlang und erschrak fürchterlich. Er konnte bis zum Oberarm seines Angreifers blicken. „Jan! Marina!“, rief er nach seinen Freunden. „Das.....das ist er! Der Kobratyp!“ „Lass....Lassen sie unseren Freund los!“, verlangte Jan. Sein Mut war nur gespielt. Er hatte schreckliche Angst, dass der Mann durchdrehen und Flo erstechen könnte. „OK! Jetzt hört gut zu, ihr Knirpse!“, verlangte André. Ihr geht jetzt schön nach Hause. Dort werft ihr dann die Akten in den Müll und vergesst was ihr bislang erlebt habt. Andernfalls werdet ihr bei unserer nächsten Begegnung nur noch zu zweit sein!“ Dabei sah André Flo an. André steckte sein Messer wieder ein und ließ von Flo ab. Keuchend stürmte dieser zu seinen Freunden. „Zieht Leine! Und kein Wort zu niemanden!“, schärfte ihnen André noch ein, bevor er das Weite suchte. „Flo, alles in Ordnung?“, fragte Marina besorgt. Es dauerte etwas bis der Junge wieder klar denken konnte. Marina hatte sich zu ihm gehockt und versuchte ihm zu helfen. „Ist euch das auch aufgefallen?“, fragte Jan seine Freunde. „Er hat von den Akten gewusst. Aber er konnte unmöglich wissen, dass wir sie genommen haben! Wir müssen herausfinden wieso er das weiß.“ Flo glaubte sich verhört zu haben. Schnell rappelte er sich auf und stieß Marina einfach von sich weg. Er packte Jan an den Schultern und schnauzte ihn wütend an. „Du! Du und dein Detektiv spielen! Der Gangster hätte mir gerade die Kehle aufgeschlitzt, wegen dir. Das alles war nicht nur deine Idee, sondern du hast seit Anfang an nichts anderes getan als uns alle in Gefahr zu bringen.“ Jan wusste nicht was er darauf antworten sollte. Flo war so aufgebracht, dass er es nicht einmal wagte sich zu verteidigen. Erschöpft sank der Junge wieder zu Boden. „Flo....“, fing Marina an. Dann stoppte sie. Sie zeigte langsam auf den Hals den Jungen. Flo fasste sich an die Stelle und starrte auf seine Hand. Er blutete. Das Messer hatte ihn ein Stück berührt. Flo hatte seine letzten Kräfte verloren und ließ sich auf den harten Waldboden fallen.

„Bist du den völlig verrückt?“, schnauzte ihn der Mann an, der sich als Decknamen Whisky ausgesucht hatte ins Telefon. André rauchte gerade eine Zigarette, ließ sie fallen und zertrat sie mit seinen Stiefeln. „Sir, beruhigen sie sich. Sie haben die Kinder nicht gesehen. Die waren fertig! Vorallem der Junge, der mich beobachtet hat. Die verraten bestimmt nichts mehr.“ „Wollen wir es hoffen!“, brüllte Whisky weiter. „Wenn sie nochmal im Haus von Lehmann auftauchen, weißt du was zu tun ist.“ André nickte, obwohl Whisky das natürlich nicht sehen konnte. Dann legte er auf.

Whisky strich sich währenddessen mit beiden Händen das Gesicht ab. Er hielt inne. Er war ziemlich verschwitzt. Er beschloss sich waschen zu gehen und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Dabei kam er aber an seinem Arbeitszimmer vorbei. Er richtete einen kurzen Abstecher ein und setzte sich an einen protzigen Schreibtisch. Er öffnete eine Schublade und fischte ein paar Unterlagen heraus. Das zerknitterte Papier ließ darauf schließen, dass er sie schon oft durchgesehen hatte. Trotzdem tat er es wieder. Er musste sicher gehen, nichts übersehen zu haben. Neben seinem Telefon hatte er auch ein dickeres Buch liegen, das er ebenfalls aufschlug. Ärztliches Fachbegriffe war darauf geschrieben. In seinen Unterlagen gab es einigen Kauderwelsch, den er erst übersetzen musste. „Es dauerte beinahe ein halbe Stunde bis er fertig war. Das er ins Badezimmer wollte, hatte er bereits vergessen. „Dieser alte Fuchs.“, lachte Whisky in sich hinein.
 

„Wie geht es ihm?“, wollte Marina von Flos Mutter wissen. „Schwer zu sagen. Er fühlt sich schon seit gestern nicht gut.“ „Das ist unsere Schuld.“, meinte Jan bedrückt. „Es ist doch nicht eure Schuld, dass er krank ist.“, versuchte Flos Mutter sie zu beruhigen. „Wenn die wüsste.....“, flüsterte Marina Jan zu. „Dürfen wir eintreten?“, fragten sie so freundlich wie nur möglich. Flos Mutter schien nicht recht zu wissen. „Eigentlich hat er gesagt er will niemanden sehen, aber es wird ihm gut tun Freunde um sich zu haben.“ Jan und Marina traten in die eher kleinere Wohnung ein und erblickten sofort Flos Zimmer. Dieser hatte die letzte Nacht kaum geschlafen. Immer wieder war er aufgewacht und hatte sich an das Ereignis mit André erinnert. Auch in seinen Träumen verfolgte er ihn. Flo rannte vor ihm weg, doch André verwandelte sich in eine riesige Kobra und wickelte sich um ihn. Als sie zudrückte wachte Flo auf. An seiner Tür klopfte es. Es konnte nicht sein Mutter sein. Diese würde einfach so hereinkommen. Und der Kobratyp würde die Tür einfach aufbrechen. Dann bleiben nur noch zwei..... . „Bleibt draußen!“, schrie Flo. „Flo..... es tut uns Leid. Bitte lass uns rein.“, flehte Marina. Flo atmete tief ein und stimmte zu. Skeptisch betrachtete er seine Besucher. „Ich weiß, ich hab Scheisse gebaut.“, sagte Jan sofort. „Ich hab mich hinreißen lassen und habe dich in Gefahr gebracht.“ „Schon in Ordnung. Ich vergebe dir wenn dieser André hinter Gittern sitzt.“ Jan wusste nicht recht was Flo ihm sagen wollte. „Heißt das..... du willst weitermachen?“, fragte Jan zögernd. Flo schüttelte energisch den Kopf. „Nein, aber mir ist es eben erst wieder eingefallen.“ Seine Kumpels sahen ihn fragend an. „Also. Als wir bei Patrizia waren. Sie hat gesagt sie lebt nicht in dem Haus.“ Ein gleichzeitiges Nicken. „Sie hat gelogen! Erstens waren die Getränke die sie uns gebracht hat kühl! Das heißt sie muss sie im Kühlschrank gehabt haben. Ein verlassenes Haus hat aber keinen Strom. Sie kann die Getränke auch nicht mitgehabt haben. Der Strom bedeutet das sie im Haus wohnt. Und das mit dem Einbruch ist Schwachsinn. Entweder muss sie die Einbrecher gesehen haben oder sie hat selbst dieses Chaos angerichtet.“ Jan und Marina starrten ihn eine Weile an. Darauf währen sie selbst nie gekommen. „Wir müssen sie sofort unter die Lupe nehmen. Womöglich sucht sie die Beute auf eigene Faust!“, sprach Jan festentschlossen. Er verstummte als er Flos Blick sah. „Wir werden meinen Bruder einschalten!“, forderte er. Jan war damit nicht einverstanden den Fall in die Hände der Polizei zu geben, doch er war es Flo schuldig.
 

Am nächsten Tag am Früchstückstisch. Niko hatte sich drei Marmeladenbrötchen im voraus gestrichen. Heute hatte er viel vor und brauchte die Stärkung. Seine Verwunderung war groß als nicht nur Flo, sondern auch zwei andere sich an den Tisch setzten. „Wer....?“, fragte er verwirrt. „Meine Freunde Jan und Marina.“, antwortete Flo sofort. Niko schien mit der Antwort zufrieden zu sein. Trotzdem entging es ihm nicht das Flo ihm etwas sagen wollte. „Schiess schon los.“ Flo knetete nervös mit seinen Händen. „Es ist wegen dem, was ich gesagt habe.“ „Deine Geschichte? Schon vergessen.“, meinte Niko lässig. „Nein, ist sie nicht.“ Aufgeregt erzählte er von seinen und den Erlebnissen seiner Freunde. Nikos Gesichtsausdruck veränderte sich ständig. Und als Flo auch das mit den Akten erzählte, brauste Niko auf. „Spinnt ihr? Ihr könnt doch keine Akten klauen, das ist Diebstahl. Selbst wenn es um sowas geht.“ „Heißt das, Sie glauben uns?“, wollte Marina erfahren. Niko presste seine Lippen zusammen und dachte angestrengt nach. „Erstens sag Du zu mir. Zweitens weiß ich das noch nicht. Ich werde Kommissar Schäfer zur Rede stellen und dann sehen wir weiter. Und bis dahin, keine Alleintouren mehr!“ Davon hatten die Kids ohnehin genug. Niko fuhr mit dem Motorrad zum Polizeipräsidium. Er musste sich eingestehen, dass er die Erzählungen der Kinder nicht glaubte. Wenn sie aber doch wahr sein sollten, waren sie in Gefahr. Und wenn Schäfer wirklich Dreck am Stecken hatte müsste das an Tageslicht kommen. „Hannes! Weißt du wo Kommissar Schäfer ist?“, fragte er als er im Polizeigebäude angekommen war. „Der hat heute seinen freien Tag.“, antwortete ihm ein Kollege. Niko biss sich auf die Fingernägel. Sofort stürmte er in Schäfers Büro und wühlte in dessen Sachen. Bald hatte er einen Zettel in der Hand, auf der eine Adresse stand. Er prägte sie sich gut ein und wollte schon zur Tür raus als ihm noch etwas einfiel. Schäfer war womöglich gefährlich. Er hatte immer etwas undurchschaubares an sich. Obwohl es verboten war und Niko viel Ärger bekommen würde, riss er eine Schublade in Schäfers Schreibtisch auf und zog seine Dienstwaffe heraus. Er steckte sie in seinen hinteren Hosenteil und marschierte los.
 

„Au! Verdammte Sch....“, schimpfte Manfred. Er hatte gerade eine Salamiwurst aus ihrer Verpackung genommen und wollte mit seinem Messer eine Scheibe abschneiden. Stattdessen hatte es aber seinen Finger erwischt. Doch zum Fluchen hatte er keine Zeit. Fast hätte er den jungen Mann übersehen, der sich widerrechtlich Zugang zu Schäfers Grundstück verschaffte. Er stieg über den Zaun und ging zielstrebig auf die Eingangstür zu. Schnell holte Manfred sein Handy aus der Tasche, doch es entglitt ihm wieder. Als er es endlich in der Hand hielt hatte der Mann schon geklingelt und war eingelassen worden. Schnell wählte er Whiskys Nummer und berichtete ihm. „Was soll ich jetzt tun?“ „Schäfer ist wahrscheinlich -aufgeflogen. Räum ihn und den anderen aus dem Weg. Bring sie vorerst zu mir, bis wir beratschlagen was weiter geschieht.“

„Nikolas, was willst du hier?“, fragte Tobias ihn misstrauisch. „Herr Schäfer! Sie stehen im Verdacht Akten missbraucht zu haben. Bitte kommen Sie ins Präsidium mit.“ Herr Schäfer schluckte. Er hatte geahnt das sein Treiben bald entdeckt würde, doch von Nikolas? Er hatte keine andere Wahl. Er musste auspacken um noch gut davon zu kommen. Dann geschah aber alles anders, als er es sich gedacht hatte. Die Haustür stand noch immer offen und hinter Niko tauchte ein ziemlich dicker Mann auf. Niko hörte ihn nicht, bis es zu spät war. Manfred hielt eine Pistole in der Hand, die er nun mit voller Kraft gegen Nikos Kopf schlug. Bewusstlos sank er zu Boden. Herr Schäfer sah dem Unbekannten skeptisch an. „Los! Fesseln Sie den Mann und dann mitkommen.“, befahl er nun. Herr Schäfer blieb nichts anders übrig als zu folgen. Bald hatte er Niko mit einem Seil vom Dachboden gefesselt und geknebelt. Manfred riss des bewusstlosen Niko hoch und befahl Tobias Schäfer vor die Tür zu gehen. Vor seinem Haus erblickte er einen silbernen Merzedes. Am Steuer saß niemand anderer als André. Dieser würdigte ihm keinen Blick. Mit einem Ruck beförderte Manfred Tobias und Niko auf die Rückbank. Dann begann die Fahrt.

Die Falsche Tochter
 

„Der.... der Kobratyp hat ihn! Ich bin mir sicher!“, jammerte Flo. Ihm stiegen die Tränen in die Augen und er machte sich furchtbare Sorgen. „Das muss doch nicht sein!“, versuchte Marina ihm Mut zu machen. Niko hatte sich den ganzen Tag nicht gemeldet. Als Flo bei der Polizei angerufen hatte, meinten die sie wüssten nicht wo er stecke. „Es ist nicht ganz unmöglich das dieser André etwas damit zu tun hat.“, meinte Jan etwas leise. Marina stupste ihn mit dem Ellbogen an. „Ich weiß, aber..... André kennt Schäfer. Und wenn Niko Schäfer zur Rede gestellt hat, dann.....“ „Wir müssen hin!“, rief Flo entschlossen. „Ich habe eine Idee.“, meinte Marina nun. „Ich sehe mich nochmal bei Schäfer um. Ich glaube nämlich nicht das Niko dort ist. Selbst wenn er dort war, muss er nicht mehr da sein. Seht ihr euch nochmal bei Lehmann um, so können wir unsere Aktionen optimieren.“ Flo war zwar einverstanden, doch er wollte mit Marina gehen. Diese lehnte aber ab. Sie war dafür, dass Flo lieber seinen besten Freund begleiten sollte. Gesagt getan. Die drei trennten sich und Flo und Jan bestritten wieder den weiten Weg in die Drachenallee. Das dachte zumindest Flo. Jan bog plötzlich in eine andere Straße ein. „Warte, Jan. Wo willst du hin?“ „Wir müssen vorher noch etwas nachsehen.“, wehrte er schnell ab. Flo wusste nicht was er davon halten sollte, also folgte er Jan einfach. Vor einem großen Hochhaus blieben sie stehen. „Und was wollen wir hier?“, wollte Flo endlich wissen. „Nach Informationen suchen. Das ist das Gebäude der Kronen Zeitung. Ich erkläre es dir. Ein Freund meines Vaters arbeitet dort. Die Geschichte vom Geisterdieb muss doch auch in den Zeitungen standen haben.“ „Und jetzt willst du sie nachlesen.“, setzte Flo fort. Jan nickte. Flo gefiel die Idee eigentlich ganz gut. Als sie jedoch in das Gebäude gehen wollten, hielt sie ein stämmiger Mann zurück. „Hier haben nur Journalisten Zutritt.“ „Wir wollen zu Peter Riedler, wir sind Freunde von ihm.“, sagte Jan sofort. Der Wächter musterte sie und griff dann zu einem Handy. Er führte ein kurzes Gespräch und ließ die Jungen dann hinein. In der Halle wurden sie schon von Herrn Riedler empfangen. „Jan, was für eine Überraschung dich hier zu sehen, was führt dich zu mir?“, begrüßte er ihn überschwenglich. „Hallo, Herr Riedler. Ich und mein Freund Flo wollten Sie um einen Gefallen bitten.“ Herr Riedler hörte gespannt zu. „Also.... wir suchen eine Zeitung, die vor zirka Vierzig Jahren gedruckt worden ist.“, erklärte Jan. Herr Riedler hob die Augenbrauen. „Was? Wieso sucht ihr den sowas?“ Jan gab ihm eine Schnelleinführung von ihren Erlebnissen. Er spannte auch immer wieder das Wort ‚Fall‘ ein. Herr Riedler strich sich aufgeregt übers Gesicht. „Wenn eure Erzählung tatsächlich wahr ist, dann seit ihr da in etwas gefährliches geraten. Ihr solltet lieber zur Polizei gehen.“ Das hielt Flo für keine gute Idee, da die Gauner womöglich Jan in ihrer Gewalt hatten. Herr Riedler war einverstanden den Jungen zu helfen. Er führte sie in sein Büro und holte ihnen Stühle. Dann setzte er sich an seinen Computer und durchsuchte das Archiv. Es dauerte etwa Fünfzehn Minuten bis er den fraglichen Zeitraum fand. „Es gibt zwei Artikel über den Vorfall.“, meinte Herr Riedler schließlich. Er druckte sie aus und gab sie den Jungs. Diese legten die Blätter auf den Boden und begannen gespannt zu lesen.
 

DER GEISTERDIEB
 

Wie Sie bereits vor einigen Tagen in den Nachrichten hören konnten, sind in vielen Häusern, rund um den Adlerwald mehrere Einbrüche betätigt worden. Es wurden Geld, Antiquitäten und andere Wertsachen entwendet. Eine Mitteilung der Polizei ließ dann aber die Bombe platzen. Viele der Bestohlenen haben den Einbrecher gesehen. Alle sagten übereinstimmend aus, er habe geleuchtet und war durchsichtig. Diese Beschreibung trifft exakt auf einen Geist zu. Die Polizei hält diese Geschichte für Unsinn und sucht nach weiteren Hinweisen. Die Bestohlenen haben den Geist als alten Bekannten wieder erkannt. Und zwar als Harald Lehmann. Der 34-Jährige Harald Lehmann war vor einem halben Jahr an Herzversagen gestorben. Da jedoch immer mehr Einbrüche betätigt wurden, ordnete die Polizei eine Exormierung von Lehmanns Leiche an. Es wurde tatsächlich in Toter gefunden und als Lehmann identifiziert. Die Polizei geht nun davon aus, dass sich jemand als Lehmann tarnt. Sobald wir mehr Informationen haben, unterrichten wir Sie selbstverständlich.
 

Armin Kracher
 

Flo und Jan begutachteten den zweiten Zettel. Darauf war jedoch nur ein sehr kurzer Absatz.
 

Ungelöst?
 

Noch immer hat die Polizei keine Spur auf den Verbrecher, der sich als Harald Lehmann ausgibt. Auch die Tochter Lehmanns konnte keine Informationen liefern. Werden die Besitzer des Diebesgutes ihren Besitz je zurück bekommen? Und wird dieser Fall ungelöst in die Akten eingehen?
 

Armin Kracher
 

„Sehr viel mehr wissen wir auch nicht.“, entgegnete Flo. Jan überlegte. „Nunja, wir wissen jetzt mit Sicherheit, dass es nicht Lehmann gewesen sein kann. Ich schlage vor wir besuchen jetzt erstmal seine Tochter.“ Flo war einverstanden. Sie verabschiedeten sich von Herrn Riedler und setzten ihren Weg zur Drachenallee fort. Dort angekommen bemerkte Flo sofort wieder den alten Mann auf der Bank. „Na ihr? Euch kenne ich doch. Ihr habt mich letztes mal nach dem Weg zu diesem Haus gefragt.“ Flo und Jan nickten. „Habt wohl Ärger mit eurem Vater oder Onkel bekommen, was?“ Die Jungen verstanden nicht recht. „Na, nach euch ist doch dieser komische bullige Mann gekommen. Er hat gefragt wo ihr hinwolltet.“ Flo und Jan erschraken. Es konnte sich nur um André gehandelt haben. Sie verabschiedeten sich von dem Mann und liefen zum Haus. Auch diesmal bemerkten sie nicht, das sie nicht allein waren. Nicht weit entfernt stand ein Mann, der ihnen behutsam nachsah. Dann zog er ein Funkgerät aus der Tasche und drückte ein paar Knöpfe. „Agent 0 an Agent 2! Melden Sie sich!“ „Hier Agent 2, was gibt es?“ Es war zu erkennen das es sich um eine Frauenstimme handelte. „Wie läuft es mit der Durchsuchung?“, fragte Agent 0. „Leider noch immer nichts.“, meinte Agent 2 betrübt. „Egal, die Kinder sind zu Ihnen unterwegs. Schaffen Sie sie beiseite.“, verlangte Agent 0. „Dann setzen Sie sich mit Agent 1 in Verbindung. Ab jetzt wird er Ihnen helfen. Die Zeit drängt. Wir müssen es finden! Whisky ist nicht untätig. Soeben habe ich erfahren das er Schäfer entführt hat. Tun Sie ihr bestes!“ Dann beendete der Mann das Gespräch.

„Wieder klingeln?“, fragte Flo seinen Freund. „Beim Letzten mal hat es nicht funktioniert, aber versuch es!“ Kaum hatte Flo geklingelt, wurde auch schon die Haustür aufgerissen. Patrizia stürmte den beiden entgegen. „Ich habe euch schon erwartet!“, rief sie, als hätte sie etwas großartig entdeckt. Flo und Jan sahen einander fragend an. Patrizia bat sie schnell ins Haus zu kommen, was die zwei auch taten. „Sie haben uns letztes mal angelogen!“, sagte ihr Jan direkt ins Gesicht. „Wahrscheinlich wollten Sie die Beute alleine finden.“ Patrizia achtete gar nicht darauf, was Jan sagte. „Ich.... ich habe die Beute meines Vaters gefunden!“, sagte sie aufgeregt. Flo und Jan dachten sie hätten sich gehört. „Ist das Ihr ernst?“ „Wo war sie versteckt?“ „Wieviel ist es?“ „Haben Sie schon die Polizei informiert?“ „Werden Sie jetzt berühmt?“ Die Fragen von Jan und Flo prasselten nur so auf die Frau nieder. „Eines nach dem anderen!“, verlangte Patrizia. „Die Beute war im Keller versteckt. Dort ist sie noch, kommt mit!“ Die Jungen konnten es gar nicht abwarten das viele Diebesgut zu begutachten. Sie waren nun an einer pechschwarzen Tür angelangt. „Sie führt zum Keller.“, erklärte die Frau. Dann öffnete sie sie. Finsternis kam den Jungen entgegen. Alles was sie sahen war reines Schwarz. „Wo ist der Lichtschalter?“, wollte Flo wissen. „Kein Strom, kein Licht.“, meinte Patrizia. Schon das hätte Flo verdächtig vorkommen müssen, vorallem da sie bereits das Gegenteil bewiesen hatten. Auf einem Schrank, neben der Tür lag eine Taschenlampe. Das hätte Flo ebenfalls wundern müssen. Patrizia reichte den Jungen die Lampe. Jan schaltete sie ein und ein Lichtstrahl durchdrang die Dunkelheit. Eine Treppe war zu erkennen. „Also los!“, rief Jan abenteuerlustig. Jan ging zuerst die Treppe hinunter. Stufe für Stufe. Hinter ihm folgte Flo. Patrizia war das Schlusslicht. Kaum hatte Jan die letzte Stufe erreicht hob Patrizia ihre Hände. Sie gab Flo einen Schubs, der sofort nach vorne flog und Jan überrumpelte. Unverzüglich machte Patrizia kehrt und rannte die Treppe wieder hinauf. Sie schloss die Tür und Flo und Jan hörten wie dreimal ein Schlüssel umgedreht wurde. „Geh von mir runter.“, verlangte Jan. Flo hatte immer noch nicht kapiert was passiert war. „Die..... die hat uns eingesperrt!“, rief er lautstark. „Ja, das war eine Falle. Und wir sind hineingetappt!“, ärgerte sich Jan zu Tode. Beide rannten sofort zur Tür und rüttelten daran. Vergebens. Sie war fest verschlossen. Jan warf sich sogar dagegen, verletzte sich aber nur sein Handgelenk. Patrizia atmete inzwischen tief ein. Sie hatte den Auftrag, den sie von Agent 0 bekommen hatte ausgeführt. Die Kinder waren sie für einige Zeit los. Sie raste ins Wohnzimmer wo ihre Handtasche lag. Sie nahm ein Funkgerät heraus und drückte ein paar Tasten. „Hier Agent 2. Die Kinder stellen kein Problem mehr da.“ Patrizia dachte sie würde für diese Tat gelobt werden, doch Agent 0 befahl ihr ihre Arbeit schnell fortzusetzen. Plötzlich hörte Patrizia es abermals klingeln. Sie lief zu einem der Fenster und spähte hinaus. Vor dem Gittertor standen zwei Männer. Einer war dick. Nein, er war fett. Patrizia fand ihn gleich widerlich. Der andere hatte einen ärmellosen Pulli und zerrissene Hosen. Patrizia stieß sofort das Kobra-Tattoo in die Augen. Ihr war klar, was die Männer hier wollten. Sie überlegte fieberhaft, was nun zu tun war. Sollte sie nochmal Agent 0 anfunken? Oder sollte sie, wie bei den Kindern einen Ort zum Einsperren suchen? Wieder klingelte es. Die Zeit verstrich und die Männer wurden immer ungeduldiger. Schließlich entschied sie sich dafür die zwei zu empfangen. Falls die Situation eskalieren sollte, konnte sie auf die Hilfe von Agent 1 hoffen. Sie betete jedenfalls das er ihr helfen würde.
 

Nicht nur Flo und Jan kämpften mit Problemen. Es war spät geworden, als Marina zu Hause ankam. Ihre Mutter wollte sie nicht mehr weggehen lassen. Streng schickte sie ihre Tochter in ihr Zimmer. Das machte Marina jedoch nicht viel aus. Sie war schon öfter heimlich aus ihrem Zimmer geschlichen. Diesmal war es sogar ein Notfall. In ihrem Zimmer befand sich auch ein hoher Schreibtisch mit einem richtigen Bürosessel. Wenn sie sich sicher war, dass niemand sie beobachtete ergriff sei den Stuhl und ließ ihn aus dem Fenster fallen. Ihre Eltern hatten ihr Zimmer im ersten Stock eingerichtet, Absicht, wie Marina ihnen manchmal unterstellte. Wenn Marina nun aus dem Fenster sprang würde sie weich landen. Nachdem sie den Sessel hinuntergelassen hatte, wollte sie springen, dachte aber noch daran eine Taschenlampe mitzunehmen. Draußen dämmerte es bereits. Als sie unten angekommenen war, verstaute sie den Sessel im Gartenhäuschen und schlich wie ein Wiesel zum Nachbargrundstück. Sie hoffte, das Schäfer schon schlief und sie nicht bemerkte. Sie war an ihrem Ziel angekommen, als ihr plötzlich die Haustür auffiel. Sie stand sperrangelweit offen. War Schäfer doch noch wach? Beobachtete er sie gerade? Marina hörte kein Wort. Kein Geräusch, nichts. Es war riskant, doch sie beschloss näher heran zu gehen. Doch schon beim Ersten Schritt stockte sie. Schnell zog sie ihren Fuß zurück. Sie war auf etwas getreten. Da das Licht der Straßenlampen ihr nicht genug war, knipste sie die Taschenlampe an und durchsuchte den Boden. Bald hatte sie die Stelle wiedergefunden. Es sah aus wie ein kleiner, rechteckiger Kasten. Erst als sie es aufhob erkannte sie das es sich um ein Handy handelte. Es sah wie ein älteres Model aus. Auf der Spitze ragte eine kleine Antenne heraus. Aus Versehen drückte Marina eine Taste. Schon leuchtete das Display auf. Es war also eingeschalten. „Ob das Ding Herrn Schäfer gehört?“, fragte sich das Mädchen. Plötzlich hörte sie ein Bellen. Es kam aus der Scheune, hinter dem Haus. Marina schaltete sofort. Es war der Hund von Herrn Schäfer. Er bellte allerdings nur wenn ihm jemand zu nahe kam, oder wenn er Hunger hatte. Marina kam der Gedanke, dass Schäfer entführt worden sein könnte. Wenn das der Fall war, könnte es sich bei dem Handy um den Besitz des Kidnappers handeln. Marina beschloss Flo und Jan sofort mitzuteilen was sie entdeckt hatte. Vielleicht würde sie das Handy auf eine neue Spur bringen. Doch wo waren die beiden? Noch bei Lehmanns Haus? Oder schon zu Hause? Es würde sicher Ärger mit ihren Eltern geben, wenn diese Marina nicht in ihrem Zimmer vorfanden. Trotzdem konnte das Mädchen nicht bis morgen warten. Sie beschloss einen Umweg durch den Adlerwald zu machen. Wenn Flo und Jan dort waren umso besser.
 

„Es hat keinen Sinn!“, erklärte Jan Flo eindringlich. Dieser gab jedoch nicht auf. Er trat und schlug gegen die Tür, als würden die Wände von hinten auf ihn zu kommen. Er hörte erst auf als ihn seine Kräfte verließen. „Flo!“, rief ihn sein Freund. „Hörst du das auch?“ Flo verstand zuerst nicht was Jan meinte. Dann hörte aber auch er die gedämpfte Stimme eines Menschen. „Ha...hallo? Ist dort jemand?“, rief Flo in die Dunkelheit. „Runter!“, kommandierte Jan. Zum Glück hielt er noch die Taschenlampe, die ihm Patrizia überreicht hatte. Die Jungen waren die Treppe wieder hinunter gegangen und vernahmen ein leises Stöhnen. „Hallo?“, rief Flo noch einmal. Jan leuchtete den gesamten Keller ab. „Jan!“, machte ihn Flo auf etwas aufmerksam. In einer Ecke sahen sie einen Menschen liegen. Auf den ersten Blick erkannten sie, dass er gefesselt und geknebelt war. Ein breites Klebeband war über seinen Mund gestreift, so dass er kein Wort sprechen konnte. „Das ist eine Frau! Wir müssen sie losbinden!“, erklärte Flo. Jan war einverstanden. Von ihr würde sicher keine Gefahr ausgehen. „Au!“, beschwerte sich die Frau, als Flo ihr das Klebeband abriss. „Tut, mir Leid!“, sagte er sofort. „Wer seit ihr?“, wollte die Frau sofort wissen. Flo und Jan stellten sich vor und erzählten wie sie von Patrizia in die Falle gelockt worden sind. „Und wer sind Sie?“, musterte Jan die Frau mit Bedenken. Er schätzte sie auf zirka 40 oder noch älter. Die Frau war noch etwas geschafft, trotzdem schaffte sie es zu sprechen. „Ich bin Patrizia, ich wurde ebenfalls gefesselt und hier verstaut.“ Flo und Jan warfen sich fragende Blicke zu. „Die Frau da oben gibt sich als mich aus! Ihr Name ist Rika. Vor einem Monat hat sie als Putzfrau bei mir angefangen. Zuerst hatte ich sie nicht so eingeschätzt. Sie hat ausgesehen wie Papas Liebling, die alles bekommt was sie will. Deshalb auch mein Erstaunen, als sie sich beworben hat. Ich hätte einfach Nein sagen müssen! Vor einer Woche hat sie mich dann im Keller eingesperrt. Was ich nur nicht verstehe..... . Wenn sie mich ausrauben will, warum ist sie jetzt noch hier?“ „Sie will die Beute Ihres Vater!“, platzte Jan sofort heraus. Die echte Patrizia sah ihn fassungslos an. Flo tippte sich an die Stirn. „Wir sind die größten Idioten die herumlaufen!“ Jan verstand nicht was er meinte. „Diese Betrügerin war doch nicht älter als 20. Wenn Harald Lehmann schon vor 40 Jahren gestorben ist, kann sie doch gar nicht seine Tochter sein.“ „Und das fällt dir jetzt ein?!“, fragte Jan leicht sauer. Dann beruhigte er sich wieder. „Naja, ich habe es ja auch nicht gecheckt.“ „Wir....wir müssen hier raus und Hilfe holen.“, stammelte Patrizia. „Die Tür lässt sich aber nicht öffnen.“, erklärte Flo ihr eindringlich. Kaum hatte er den Satz beendet hörte er ein leises Klicken. Die Jungen zuckten zusammen. „Was war das?“, wollte Jan wissen. Zwei weitere Klicks ertönten. „Das war die Kellertür!“, rief Patrizia freudig. Obwohl sie erschöpft war, torkelte sie zur Treppe, hielt sich am Gelände fest und stieg eine Stufe nach der anderen nach oben. „Stop! Das könnte wieder eine Falle sein!“, warnten sie die Jungen. Schließlich holten sie Patrizia ein und schoben sich vor sie. Flo berührte die Tür nur leicht, aber trotzdem schwenkte sie auf. „Rika hat uns rausgelassen! Vielleicht lässt sie uns jetzt endlich gehen!“, sagte Patrizia erleichtert. Flo und Jan waren anderer Meinung. Warum machte sich Rika solche Mühe, wenn sie vorhat ihre Gefangenen gehen zu lassen? Sie beschlossen vorsichtig zu sein und betraten den Raum, der Halle und Keller miteinander verband. „Flo? Jan?“, hörten die zwei eine bekannte Stimme. Marina trat gerade zur Tür herein. „Wer ist das?“, fragte sie zögernd, als sie Frau Lehmann erblickte. „Das ist Patrizia.“, sagte Flo, als wäre es das normalste der Welt. Als er Marinas Verwirrung bemerkte, erzählte er was er und Jan erlebt hatten. „Hast du die Tür aufgeschlossen?“, erkundigte sich. Marina verneinte. „Und hast du diese Rika draußen irgendwo gesehen?“, fragte die echte Patrizia. Marina schüttelte den Kopf. „Nein, aber seht was ich gefunden habe!“ Sofort präsentierte sie ihren Fund. „Ob das Schäfer gehört?“, überlegte Jan laut. Die Frage erübrigte sich als das Handy unerwartet anfing zu klingeln. Alle erschraken. Marina kannte die Melodie. Es war ein „James-Bond Klingelton“. In der Schule war er auch sehr beliebt. „Wir müssen abheben!“, erklärte Jan. „Gut!“ Marina überreichte ihm das Handy und wies auf einen grünen Knopf hin. Jan holte tief Luft, drückte den Knopf und hielt sich das Handy ans Ohr. „Verdammt, Manfred!“, brüllte eine Stimme am anderen Ende. Du solltest doch mit Schäfer und dem anderen zur Basis kommen! Was tust du solange?“ Als Jan nicht antwortete wurde der Anrufer misstrauisch. „Manfred?“ Schnell legte Jan wieder auf. „Was hat er gesagt?“, wollten seine Freunde wissen. Jan erzählte das wohl ein gewisser Manfred Herrn Schäfer und noch jemanden entführt haben musste. Flo hielt sich die Hand vor den Mund. „Niko! Das war bestimmt Niko! Er wollte zu Schäfer und dann haben ihn diese Kerle erwischt.“ „Beruhige dich! Wir wissen doch nichts genaues.“, redete Marina auf ihn ein. Dann blitzte es in Flos Kopf. Ihm war eine Idee gekommen. Unerwartet riss er Jan das Handy aus der Hand und begann zu rennen. „Flo! Warte, wo willst du hin?“ Jan versuchte ihm zu folgen, zwecklos. „Was hat er vor?“, fragte Patrizia ängstlich. Jan hatte eine Vermutung, die er allerdings lieber nicht offenbarte. Als das Handy angefangen hatte zu klingeln, war eine Nummer auf dem Display aufgetaucht. Er wusste das es kein Problem war den Besitzer der Nummer ausfindig zu machen. Aber war Flo wirklich so leichtsinnig den Ganoven einfach in die Hände zu laufen? Wenn er recht hatte und sie Niko tatsächlich entführt hatten, war Flo zu allem entschlossen. Flo rannte als wäre der Teufel hinter ihm her. Jan wusste das es nutzlos war ihn jetzt zu verfolgen. „Wir rufen jetzt die Polizei!“, entschied Patrizia. Jan und Marina nickten zustimmend.
 

„Hehe! Hat dich eine Hummel gestochen?“, fragte der Mann, der noch immer auf seinem Platz saß. „Ich habe es sehr eilig. Wissen Sie wo ich hier eine Telefonzelle finde?“, fragte ihn Flo außer Atem. Der alte Mann nickte. „Ich sitze jeden Tag hier, schaue in die Natur und beobachtete die Menschen.“ Dabei blickte er Flo merkwürdig verschwörerisch an. Als er Flos Ungeduld bemerkte, zeigte er auf das Ende der Straße. Zwischen zwei großen Tannen stand ein Apparat. Flo nahm wieder die Beine in die Hand und rannte los. Als er angekommen war entdeckte er das der Apparat nur mit Telefonkarte funktionierte. Aber das war ihm egal. Er war auf etwas anderes aus. Auf dem Pult davor lag ein dickes Telefonbuch. Flo tippte etwas auf dem Handy herum und schlug dann das Buch auf. Es dauerte etwas bis er die Nummer gefunden hatte. Wilhelm Reiter – Kometengasse 16. Flo hatte keine Ahnung wo sich die Kometengasse befand, doch hinten im Telefonbuch fand er auch eine Karte der Stadt vor. Ärger stieg in ihm hoch. Die Kometengasse befand sich am anderen Ende der Stadt. Er dachte daran einen Bus zu nehmen, doch er erinnerte sich an das letzte Mal. Er trat aus der Zelle und sah sich um. Sofort stach ihm das Taxi in die Augen, dass nicht weit entfernt parkte. Flo hoffte sein Geld würde reichen. „Kometengasse 16.“, sagte er als er die hintere Tür öffnete und einstieg.

Flo im Alleingang
 

Inzwischen waren zwei Polizisten im Haus von Patrizia Lehmann eingetroffen. Interessiert hörten sie den Ausführungen von Patrizia zu. Als dann aber Jan und Marina von ihren Erlebnissen erzählten verzogen die Beamten die Gesichter. Jan war sofort klar, dass die zwei dachten, er und Marina würden sie etwas zusammenspinnen. Obwohl die beiden auf ihrer Geschichte behaarten, nahmen die Polizisten nur die Daten über Patrizias Putzfrau auf. Marina wollte unbedingt noch von Flos Alleingang erzählen, doch dann ließ sie es doch bleiben. Kaum waren die Polizisten gegangen, sprang Patrizia auf und rannte die Treppe nach oben. Marina blickte Jan an und umgekehrt. „Ihr nach!“, kommandierte der Junge. Patrizias Ziel war der Dachboden. „Was suchen Sie?“, verlangte Marina zu wissen. Patrizia antwortete nicht, sondern zeigte es ihnen. Sie hatte eine kleine Leiter in die Hand genommen, klappte sie auf und stieg auf die höchstmögliche Stufe. Sie streckte ihre Arme nach oben, wo sich ein Balken befand. Erleichtert atmete sie auf. „Es ist noch da!“, seufzte sie glücklich. Jan und Marina wollten eine Antwort. „Wenn ihr recht habt und Rika war hinter dem Schatz meines Vaters her, dann hat sie nach dem hier gesucht.“ Patrizia hielt einen zusammengefalteten Zettel in der Hand, den sie nun ausbreitete. Jan und Marina kamen näher und staunten. Auf den ersten Blick sah es aus wie gewöhnliches Gekritzel. „Das habe ich eine Woche nach dem Tod meines Vater zugeschickt bekommen.“, erklärte Patrizia. „Und..... was ist das genau?“, fragte Marina. „Also.... angeblich soll dieser Plan zur Beute führen.“ Jan und Marina horchten auf. Jan riss Patrizia den Zettel aus der Hand und begutachtete ihn genauer. Es waren Rechtecke und Quadrate zu sehen. Ein Quadrat war besonders markiert. Es hatte eine dicke Umrandung und innen waren kleine Rechtecke mit Strichen zu sehen. Jan erinnerte es an ein kariertes Hemd. „He!“, rief Marina plötzlich. „Das.... das könnten Räume sein! Vielleicht ist es ein Plan des Hauses. Und die markierte Stelle ist der Raum mit der Beute.“ Jan sah Marina bewunderungswürdig an. „Dann müssen wir den Raum finden. Diese kleinen Rechtecke und diese Linien.... klar! Das sind Bücher. Frau Lehmann gibt es hier eine Bibliothek?“ Patrizia nickte. „Ja, gibt es. Doch auf diese Idee bin ich auch schon gekommen. Ich suche diese Beute schon seit Vierzig Jahren und habe noch immer keinen Anhaltspunkt.“ In Jan wurde die Hoffnung immer kleiner. Wenn Patrizia 40 Jahre benötigte, wie lange würden sie dann suchen? „Trotzdem. Ich schlage vor wir sehen uns einmal um. Das kann doch nicht Schaden.“ Patrizia stimmte ihm zu und wollte die beiden zur Bibliothek führen. Nur Marina zögerte noch. Alles in Ordnung?“, fragte Jan. „Naja... es ist wegen Flo. Vielleicht ist er in Gefahr.“ Jan wollte die Sache nicht runterspielen. Was Marina sagte war durchaus möglich. „Flo ist taff! Der packt das schon. Und wenn er wieder kommt überraschen wir ihn mit der Beute von Harald Lehmann!“
 

Es war stockdunkel als das Taxi hielt. „Wir sind da.“, sagte der Taxifahrer zu Flo. Dieser blickte ihn nur fragend an. „Kometengasse 16. Das ist hier.“ Flo guckte aus dem Fenster, konnte aber weit und breit kein Haus sehen. Alles was er erkannte war ein hohes Maisfeld. „Sie müssen sich irren!“ Der Fahrer schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin hier schon richtig. Die Gasse ist hinter dem Maisfeld. Ein schmaler Waldweg führt zu ihr. Ich kann da aber nicht fahren. Du musst den Rest zu Fuß gehen.“ Flo verstand. Er bezahlte und stieg dann aus. Kaum war das Taxi weggefahren hörte Flo einen Motor. Ein Auto kam näher. Und es bestand kein Zweifel das es vom Feldweg kam, der angeblich zu schmal war. Der kommende Wagen wagte anscheind sein Glück. Flo versteckte sich hinter einigen Maisstangen und beobachte was passierte. Ein silberner Merzedes bog um die Ecke. Flo erkannte sofort wer am Steuer saß. André und zwei weitere Personen. Einer am Beifahrersitz und einer auf der Rückbank. Flo konnte nicht sehen um wen es sich handelte. Er musste seinen Kopf jetzt klar bekommen. Er musste weiter zum Haus. Er hatte Angst entdeckt zu werden, deshalb schlug er sich durch das Maisfeld. Das stellte sich als schwieriger heraus als geplant. Als er es endlich geschafft hatte, schreckte er zurück. Schnell torkelte er zurück. Vor ihm war ein Mann aufgetaucht. Das Haus war innen beleuchtet, so dass Flo ihn gut erkennen konnte. Er stand vor dem Haus und schien zu rauchen. Hatte er Flo bemerkt? Oder war er zu sehr in Gedanken? Flo kniete sich hin und beobachtete den Mann weiter. Er hatte einen roten Vollbart und wuschiges Haar. Flo erinnerte er sofort an einen Piratenkäpten. Endlich warf er seine Zigarette weg und betrat das Haus. Es war schon ziemlich alt. Zirka wie das von Harald Lehmann. Aber was sollte Flo jetzt unternehmen? Sich ins Haus schleichen? Womöglich waren Nikolas und Herr Schäfer darin gefangen. Vielleicht sollte er auch die Polizei rufen. Aber was wenn sie ihm nicht glaubte? Außerdem wäre das viel zu gefährlich für Niko. Dann stach Flo das Fenster in die Augen. Fast versteckt ragte es aus dem Boden. Die Scheibe war bereits zersprungen und von schwarzem Rus bedeckt. Dahinter musste sich der Keller befinden. Auf Zehenspitzen schlich Flo näher heran. Er bückte sich und wischte mit den Händen den Rus weg. Angestrengt spähte er mit seinen Augen in das innere. Moment! War da nicht etwas? Hatte sich da nicht was bewegt? Flo presste sein Gesicht fest ans Glas. Tatsächlich. Am Boden des Kellers taumelten zwei Leute. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie Männer. Flo konnte nicht sagen ob einer der beiden Niko war. Doch er musste es herausfinden. Doch wie? Das Fenster war viel zu schmal um durchzukriechen. Musste Flo doch in das Haus hinein? Wenn der Rotbart ihn bemerkte war alles aus. Niemand wusste wo er war. Nicht einmal Jan und Marina. Warum hatte er ihnen nur nichts gesagt? Er wollte sie einfach nicht in Gefahr bringen, doch nun saß er in Schwierigkeiten. Seine einzige Hoffnung war, in den Keller zu kommen, ohne von dem Rotbart bemerkt zu werden. Zur Haustür rein wäre Wahnsinn. Flo schlich sich auf die andere Seite des Hauses. Er sah sich um und hätte jubeln können. Ein Fenster stand weit offen. Jetzt musste er aufpassen das man ihn nicht hörte. Er stützte sich mit den Händen ab und schob sich nach oben. Dann zog er seine Füße nach und hopste nach innen. Er schluckte. War sein Sprung gehört worden? Er wartete einige Sekunden, bis er sich sicher war. Nichts tat sich. Er schien sich in einer Art Vorratsraum zu befinden. Nun musste er nur noch den Abgang zum Keller finden. Als nächstes musste Flo die Tür öffnen. Aber was wenn der Rotbart dahinter war? Flo packte all seinen Mut zusammen und riss die Tür auf. Er erschrak heftig. Vor ihm stand tatsächlich der Rotbart. Wutentbrannt starrte er den Jungen an. „Du nicht!“, schrie er ihn an. „Du wirst meinen Plan nicht durchkreuzen! Das werde ich zu verhindern wissen.“ Er schnellte seinen Arm nach vorne und ergriff Flos Handgelenk. Dieser wehrte sich, doch der Rotbart griff nur noch fester zu. Dann zerrte er ihn mit. „Wo bringen Sie mich hin? Und wer sind Sie überhaupt?“, wollte der Junge wissen. Strafend blickte ihn der Rotbart an. „Du hast eigentlich keine Antwort verdient, aber weil heute der Tag der Tage ist..... . Mein Name ist Whisky. Nunja, das ist zumindest mein Deckname. Und ich bring dich jetzt in den Keller, zu den anderen Gefangenen.“ So ernst die Situation auch war. Flo würde endlich Niko wieder sehen.
 

„Selbst wenn die Beute hier versteckt ist, brauchen wir einen Metall-Detektor.“, meckerte Marina. Aber sie hatte Recht. Die Bibliothek war ungewöhnlich groß. Jan massierte sein Kinn. Das half ihm manchmal beim Nachdenken. „Ich glaube nicht, dass die Beute hinter den Büchern oder sonstwo versteckt ist. Das erinnert mich alles an das Geheimversteck hinter dem Bücherregal. Der Klassiker. Man zieht ein Buch heraus und das Regal schiebt sich zur Seite.“ „Du siehst zu viel Fern.“, lautete Marinas Kommentar. Da war sich Jan aber nicht sicher. Sein Jagdfieber war nun so groß geworden, dass er alles tun wollte, was möglich war. Sofort packte er ein Buch und zog es heraus. Natürlich ohne Erfolg. Das nächste. Wieder nichts. Und das dritte. Diesmal fiel es lediglich auf seinen Fuß. Immer mehr Bücher riss er aus dem Regal. „He, spinnst du? Du kannst nicht alle Bücher auf den Boden werfen!“, beschwerte sich Marina. Jan war schon am Ende der Reihe angekommen, als ihn jemand zurück hielt. „Lass es!“, bat ihn Patrizia. Auf diese Idee bin ich selbst gekommen und habe es auch immer und immer wieder versucht. Ohne Erfolg.“ Jan sank zusammen. Er hatte sich so gefreut endlich das Rätsel zu lösen. Dann machte es plötzlich Klick bei ihm. „Moment mal! Patrizia, wer hat Ihnen den Plan geschickt? Ihr Vater kann es ja nicht gewesen sein. Denn soviel ich weiß können Geister nicht schreiben.“ Patrizia erschrak unerwartet. „Ähhmmm... also.... ich weiß es auch nicht, tut mir Leid.“, stammelte sie. Jan wunderte sich. Er hatte ihr doch eine simple Frage gestellt und keine Mathematik Aufgabe. „Wer von euch hat den Plan?“, fragte Jan nun. Weder Patrizia noch Marina hatten ihn mitgenommen. Jan ärgerte sich und lief zurück auf den Dachboden. Patrizia begann damit die Bücher wieder in das Regal zu stellen. „Das müssen Sie doch nicht!“, sagte Marina und wollte ihr zur Hilfe kommen. Doch Patrizia stieß sie zurück. „Nein, ähhhh das kann ich schon selber!“ Marina stutzte. „He, mir ist etwas aufgefallen!“, rief Jan als er wieder zurück war. „Die Bibliothek ist Quadratisch aufgemalt, aber seht euch den Raum mal genauer an. Der ist doch eher Rechteckig.“ Marina und Patrizia hoben die Augenbrauen. Jans Entdeckung stimmte. Die Bibliothek war rechteckig. „Ist das vielleicht gar nicht die Bibliothek auf dem Plan?“, fragte Marina sichtlich verwirrt. „Doch!“, behaarte Jan. „Aber wer sagt uns, dass es das Haus von Lehmann ist. Er wird doch nicht so dumm sein und die Diebesbeute in seinem eigenen Haus verstecken.“ „Da ist was dran.“, gab ihm Patrizia recht. „Ist ja toll! Dann brauchen wir ja nur alle Häuser in der Stadt durchsuchen!“, jammerte Marina. „Nur die Bibliotheken.“, ergänzte Jan. „Ich traue dir auch zu, dass du das machst!“ Plötzlich bekam Patrizia einen Schreck. „Ich..... ich glaube ich weiß wo er sein könnte.“ Ihre neuen Freunde hörten ihr gespannt zu. „Mein Vater hatte damals.... naja.... einen Feind sozusagen. Er hieß Bernhard Schiller.“ Jan unterbrach sie. „Etwa der Schiller, der sein Haus vor dem Adlerwald hat?“ „Du kennst ihn? Das ist sein Sohn, Johannes Schiller. Ein unfreundlicher Zeitgenosse, aber egal. Herr Schiller und mein Vater stritten sich bei jeder Gelegenheit. Einmal sagte mein Vater, er würde Schiller aus dem Weg räumen.“ Jan und Marina stockten. „Heißt das.... er hat ihn...“ Patrizia schüttelte den Kopf. „Nein, Bernhard Schiller ist vor ein paar Jahren an Krebs gestorben. Aber das ist nicht der Punkt. Vater hat mal davon gesprochen, dass Schiller ein Schuft sei und eigentlich ins Gefängnis gehöre.“ Marina wusste nicht worauf Patrizia hinaus wollte. „Ist doch logo!“, meinte Jan. „Harald Lehmamm hat die Diebesbeute bei dem Schiller versteckt!“ Marina grinste hämisch. „Jetzt glaubst du also auch, dass sein Geist der Dieb war.“ Jan war das peinlich. Er hatte vollkommen vergessen, dass Lehmann bereits tot war. „ Was haltet ihr von dieser Version? Bernhard Schiller ist der Dieb. Er hat sich als Harald Lehmann verkleidet.“ Marina war sich da nicht so sicher. „Was hätte er davon, wenn er sich als Toter maskiert?“ Auch darauf wusste Jan eine Antwort. „Als erstes hasste er Lehmann. Und wer würde schon nach einem Toten suchen.“ Doch Jan hatte selbst auch Zweifel an seiner Theorie. „Johannes Schiller hat ebenfalls eine Bibliothek. Das hab ich gesehen, als er mich einmal verklagt hat. Er meinte ihn würde die laute Musik aus meinem Haus stören. Sie war aber nie laut. Und mein Haus ist weit genug entfernt. Jedenfalls habe ich damals eine Bibliothek bei ihm gesehen. Die Bücher waren alle schon uralt.“ „War das Zimmer Quadratisch?“, fragten die Kids. „Ich weiß nicht, aber es ist möglich.“ „Dann sehen wir uns bei Schiller mal genauer um!“, bestimmte Jan. „Viel Glück! Der verjagt jeden der auf sein Grundstück kommt mit seiner Schrotflinte! Er ist wie sein Vater.“, erklärte Patrizia. Jan machte eine abfällige Handbewegung. „Wenn er hört, dass das Diebesgut von damals vielleicht in seinem Haus ist, wird er uns sogar helfen.“ Das hoffte Jan zumindest. „Können wir vorher noch telefonieren? Ich will sehen, ob Flo zu Hause ist.“, fragte Marina bedrückt. Niemand hatte etwas dagegen.
 

Dem Finder gehörts
 

Immer näher kam die merkwürdige Erscheinung. Sie war durchsichtig und glühte. Ihre Augen waren nur zwei hohle Löcher. Es musste sich um einen Geist handeln. Flo befand sich in seinem Versteck. Rund um ihn befand sich die Beute, die der Geist angesammelt hatte. Der Geist schien verärgert zu sein und musterte Flo. Wo war er da nur reingeraten? Plötzlich sauste der Geist los und durchbohrte Flo. Ein kaltes, hartes Gefühl zog sich durch seine Brust. Der Geist war in ihm verschwunden. Nun tauchte er aus Flos Mund wieder auf. Es schien im Spass zu machen, Flo immer mehr Angst einzujagen. Nun schoss der Geist wie ein Blitz aus Flo und flog über ihn eine Runde. Dann verformte sich eine Hand zu einem Speer, der direkt auf Flo hinunter sauste. Dann erwachte Flo. Es war nur ein Traum. Doch wo war er? Er starrte auf eine schwarze, morsche Mauer. Nun erinnerte er sich. Der Mann, der sich Whisky nannte hatte ihn gepackt und in den Keller transportiert. Dann hatte er ihm ein feuchtes Tuch vor die Nase gehalten. Und dann.... nichts. Danach erinnerte sich Flo nur noch an seinen Traum. Der Keller! Genau! Er war jetzt im Keller. Hier wollte er schon von Anfang an hin. Er wollte sich aufrichten, doch dann bemerkte er das es nicht ging. Seine Hände und Füße waren hinten zusammengebunden. Wie es sich anfühlte mit einem Seil. Er guckte nach allen Seiten, bis er die zwei Gestalten sah. Er robbte zu ihnen und entdeckte das einer der beiden Niko war. Der andere war Herr Schäfer. „Niko? Niko kannst du mich hören?“, fragte der Junge bittend. Doch keine Antwort. War Niko etwa.... . Nein, dann würde er nicht gefesselt sein. Niko musste ebenfalls betäubt worden sein. Als Whisky Flo nach unten brachte, hatte er Stimmen gehört. Whiskys Gefangene waren mittlerweile sicher aufgewacht und er hatte sie wieder betäuben müssen. Wenn Flos Verdacht stimmte, würde er die beiden nicht so leicht wach bekommen. Wenn er doch nur seine Fesseln losbekam. „Niko! Niko!“, flüsterte Flo seinem Bruder immer wieder ins Ohr. Natürlich ohne Ergebnis. Plötzlich hörte er Schritte. Whisky steuerte auf den Keller zu. Sicherlich wollte er überprüfen ob Flo noch schlief. Da dieser keine Lust hatte, nochmal betäubt zu werden, robbte er an seine alte Stelle zurück und stellte sich schlafend. Whisky öffnete die Tür zum Keller und schaltete das Licht ein. Er sah einen friedlich schlummerten Flo. Danach schlug er die Tür wieder zu. „Er hat vergessen das Licht abzuschalten.“, ging es Flo durch den Kopf. Das war die Gelegenheit sich den Kellerraum genauer anzuschauen. Viel entdeckte er aber nicht. An einigen Stellen waren die Ziegeln bereits herausgebrochen und von der Decke rieselte es Staub. Flo erblickte auch alte Geräte wie ein Rasenmäher oder ein Fahrrad. Neben dem Fahrrad stand eine Werkzeugkiste. Flo kam ein Gedanke. Vielleicht würde er in ihm etwas finden, was ihm von den Fesseln befreite. Es war anstrengend wie eine Raupe den Boden zu überqueren. Als es ihm endlich gelungen war, musste er den Werkzeugkasten mit seinem Mund öffnen. Flo spuckte angewidert. Auf dem Ding hatte sich jede Menge Staub angesammelt. Er begutachtete die Gegenstände. Eine Zange, ein Hammer, mehrere Nägeln, ein Stanleymesser und Schraubenzieher. Stopp! Ein Stanleymesser? Das könnte die Lösung auf Flos Problem sein. Er musste eine Rolle machen um sich umzudrehen. Verkehrt tastete er dann das Innere ab. Bald hatte er das Messer in der Hand versuchte das Seil um sein Handgelenk zu durchschneiden. „Ahh! Mist!“, schrie der Junge so leise wie er nur konnte. Die Spitze der Klinge hatte sich in seine Hand gebohrt. Aber er hatte jetzt keine Zeit zum Heulen. Ohne Pause machte er weiter, bis er es endlich geschafft hatte. Nun waren seine Hände frei und er konnte auch die Fesseln an seinen Füßen entfernen. Er hoppelte zu Niko und rüttelte ihn. Keine Regung. Irgendwie musste Flo seinen großen Bruder doch wach bekommen. Nun fiel sein Blick wieder auf das Fahrrad. Dort hing nämlich eine Wasserflasche, wie sie Fahrradfahrer oft bei sich hatten. Er riss sie von der Halterung und schüttelte sie. Zum Glück. Es befand sich noch Wasser darin. Langsam tröpfelte er es über Nikos Kopf. Er zwinkerte! „F....Flo?“, sagte er schwach. „Niko! Hier, drink das.“, meinte er und ließ Niko die Flasche austrinken. Danach befreite Flo ihn von den Fesseln. Verschlafen und verwirrt blickte er auf. „Was ist passiert?“, wollte er unbedingt wissen. „Was passiert ist? Dein kleiner Freund sorgt für eine Menge Ärger.“ Flo schreckte auf. Ohne das er es bemerkt hatte, war die Tür aufgegangen und Whisky war eingetreten. Nun zog er eine Pistole aus seiner Jackentasche. „Wenn ihr nicht schlummern könnt, muss ich wohl anders dafür sorgen das ihr still seit!“, fuhr er sie an. „Nein, nicht. Nehmen Sie die Waffe weg, Sie Irrer!“, schrie ihm Niko entgegen. Woher er die plötzliche Kraft hernahm war ihm ein Rätsel. Whisky entsicherte nun seine Waffe und richtete sie auf Niko. Langsam schritt er die Treppe hinunter und streichelte mit seinem Finger immer wieder den Abzug.
 

„Ich bin jetzt im Haus.“, sprach eine aufgeregte Frau in ein Telefon. „Habe verstanden, Agent 2. Sind Sie sich auch wirklich sicher, dass die Beute dort ist?“ „Jaja, kein Zweifel. Ich habe diesem einen Mädchen nämlich eine Wanze verpasst. Schon beim Ersten Besuch der Kinder. Mir war klar, dass sie etwas wissen mussten. Deswegen.“ „Ausgezeichnet! Ich hätte zwar nie gedacht, dass sich die Beute dort befindet, aber im Nachhinein wundert es mich nicht. Haben Sie eine Ahnung wo im Haus sie sein könnte?“, fragte Agent 0. „Nein, aber im Gegensatz zu Ihnen kenne ich mich im Haus nicht so gut aus. Was halten Sie davon, wenn ich die Kinder beobachte? Sie müssen bald hier sein.“ „Einverstanden, aber Vorsicht! Wir sind einfach zu nahe dran. Ich will jetzt keine Fehler! Was tut Agent 1?“ Agent 2 antwortete wieder. „Es kann gar nichts passieren! Die Kinder sind keine Gefahr. Agent 1 kümmert sich um den Helfer von Whisky. Wenn wir die Beute haben, schalten wir den Boss auch aus und niemand kann uns mehr etwas anhaben.“ Agent 2 klang sehr überzeugend. „Also, gut. Ich werde dann selbst zu Ihnen beiden stoßen. Bis dann.“, verkündete Agent 0 und beendete das Gespräch.
 

„Er scheint nicht zu Hause zu sein.“, unterrichtete Patrizia Jan und Marina. Jan schnipste mit den Fingern. „Perfekt, dann hat er schon Recht nichts dagegen, wenn wir uns mal umsehen.“ „Wenn er davon nichts weiß, sicher nicht.“, antwortete ihm Marina mit abfälligem Blick. „Die Tür war sogar offen.“, setzte Patrizia fort. „Dann brauchen wir nur noch einen Pfeil, der uns zur Beute führt. Aber ich glaube wir sollten unser Glück nicht herausfordern.“, scherzte Jan. Schließlich betraten sie das Innere des Hauses. Auf den ersten Blick sah es aus wie ganz normales eingerichtetes Haus. „Eine Männerwirtschaft.“, meinte Marina als sie die Unordnung bemerkte. „Die Bibliothek!“, rief Patrizia und wies auf das Zimmer am Ende des Ganges hin. Eine dicke Holztür baute sich vor den dreien auf, welche aber ebenfalls nicht versperrt war. „Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl.“, meinte Marina plötzlich. Jan verdrehte die Augen. „Wenn du Angst hast, kannst du ja nach Hause gehen. Wir verständigen dich, wenn wir was gefunden haben.“ Das ließ sich Marina nicht gefallen. Sie wollte Jan ein Schimpfwort entgegen werfen, als sie jedoch Patrizia reden hörte. „Quadratisch.“ Jan und Marina verstanden sofort. Sie hatten die Bibliothek betreten und sahen sofort das der Raum Quadratisch war. An drei Wänden waren Bücherregale befestigt, in denen sich die verschiedensten Werke und Autoren befanden. In der Mitte stand ein großer Lesetisch und zwei Sesseln. Jan studierte den Plan. Vor der Bibliothek war ein langes Rechteck. Das musste der Vorraum von Herrn Schiller sein. Sie waren ohne Zweifel richtig. „Und wo beginnen wir zu suchen?“, wollte Jan wissen. „Zieh doch wieder alle Bücher raus!“, riet ihm Marina spöttisch. Jan hörte gar nicht auf sie. Er erinnerte sich an einen Krimi, indem es um geheime Verstecke ging. Zuerst klopfte er den Boden ab, ob sich darunter ein Hohlraum befand. Doch er hatte kein Glück. Vielleicht gab es diesmal tatsächlich einen Raum hinter den Regalen. Dazu musste Jan nicht einmal Bücher rausziehen. Er lief aus dem Haus und sah sich die rechte Seite genauer an. Mit triumphierendem Grinsen kehrte er zurück. „Was entdeckt?“, fragte Patrizia aufgeregt. „Und ob! Die Außenwand ist breiter als dieses Zimmer.“, erklärte er. Als er bemerkte das weder Patrizia noch Marina reagierten fuhr er fort. „Sowas kommt oft in Krimis vor. Es muss sich noch ein kleiner Raum zwischen der Bibliothek

und der Außenmauer befinden.“ „Heißt das, du willst doch wieder Bücher rausziehen?“ Diesmal meinte es Marina ernst. Jan überlegte und schritt dann zu dem Regal, dass nicht an die Außenmauer grenzte. Er untersuchte das Holz, konnte aber nichts finden. Dann zog er eines der Bücher heraus. Er stutzte. Ein zweites fiel auf den Boden. „Marina, Patrizia, schaut mal!“ Die beiden kamen näher und sahen was Jan meinte. Im Regal befanden sich zwei Reihen Bücher. Die zweite wurde von der ersten verdeckt. „Was ist daran so ungewöhnlich?“, fragte Marina fordernd. Jan wusste es nicht, doch ihm war klar das er etwas gefunden hatte. Er wollte eines der Bücher aus der zweiten Reihe hervorholen, doch das gelang nicht. „Ich bekomme das Buch nicht heraus!“, beschwerte er sich. Marina und Patrizia wollten ihm helfen, hatten aber auch kein Glück. „Das steckt fest.“, erklärte Patrizia. Jan zog nun seinen Mittelfinger ein und klopfte auf den Einband. „Das.... das Buch ist aus Holz! Außerdem scheint es an der Wand festgeklebt zu sein.“, kombinierte Jan. „Ein falsches Buch also.“, überlegte Marina. „Versuch es mal hinein zu schieben.“, schlug sie vor. Jan probierte es, doch der Erfolg blieb aus. Dann aber kam ihm die Idee, die zur Lösung führen könnte. Er klopfte nochmal gegen das Buch und bemerkte das es innen hohl war. Wie wild begann er alle normalen Bücher rauszureissen. „Er fängt schon wieder an!“, beschwerte sich Marina. „Ja, helft mir.“, gab er protzig zurück. Mit Bedenken halfen ihm das Mädchen und die Frau. „Und jetzt?“, fragte Marina als sie fertig waren. „Die Bücher in der zweiten Reihe sind nicht nur falsch, sondern auch hohl. Das heißt sie wiegen fast überhaupt nichts.“ In Marina und Patrizia funkte es. Patrizia nahm sofort das Ende des Regals in die Hand versuchte es zur Seite zu schieben. Nichts. Marina versuchte es von der anderen Seite, hatte doch wieder Pech. „Du hast dich geirrt!“, warf Marina Jan vor. Dieser schüttelte den Kopf. „Wenn man das Regal einfach zur Seite schieben könnte, wären die hohlen Bücher unnötig.“ Er bückte sich und untersuchte den Boden. „Aha!“, sagte er und ergriff das Unterste Fach. „Das Holz ist zersplittert. Das Regal muss also auf und ab bewegt worden sein. Helft mir es hoch zu schieben.“ Marina und Frau Lehmann knieten sich hin und packten mit an, Tatsächlich schafften sie es das Regal nach oben zu schieben. „Ich habe mir sowas gleich gedacht. Der Raum dahinter geht bis in den Dachboden, was mir schon bei der Außenmauer aufgefallen ist.“, erklärte Jan als das Regal auf halber Höhe war. „Du hast Recht!“, fiel ihm Patrizia in die Arme, als tatsächlich ein Raum sichtbar wurde. Jan löste sich von der Umklammerung. Das Rätsel stand kurz vor der Lösung. Vor den dreien hatte sich eine dunkle Kammer aufgetan. In Jans Fingerspitzen juckte es bereits. „Die Beute muss hier drin sein.“, rief Marina überschwenglich. Jan hatte an sowas gedacht und vorsichtshalber die Taschenlampe mitgenommen. Langsam leuchtete er den Raum ab. „Hier wurde eindeutig gebohrt!“, stellte er fest. Als Marina ihn fragte wie er darauf kam, zeigte er ihr die Wände. „Die Wände waren einmal ziemlich breit. Jemand hat ein riesiges Loch gebohrt, dass darauf ein Raum enstanden ist.“ „Dann kann es ja nur Herr Schiller gewesen sein.“, sprach Marina ihren Verdacht aus. „Wenn jemand anders das Loch gebohrt hätte, wäre es ihm sicher aufgefallen. Oder glaubst du Bernhard Schiller kommt eines Morgens aus seinem Schlafzimmer in die Bibliothek, sieht jemanden bohren und sagt: Lassen Sie sich nicht stören.“ Jan gab ihr Recht. Der Verdacht lastete auf Johannes Schillers Vater. Patrizia wurde ziemlich ungeduldig. „Aber wo ist die Beute?“ „Die hab ich fast vergessen!“, gab Jan kleinlaut zu. Er leuchtete nochmal alles ab, entdeckte jedoch nichts. In dem engen Raum gab es keinen einzigen Gegenstand. Er strahlte nach oben, sah aber nur Mauer. Er dachte nochmal angestrengt nach. Die Mauer vor ihnen bröckelte bereits. Die Seitenwände sahen normal und gut erhalten aus. Als er sich umdrehte stutzte er. Er bat Marina und Patrizia ihm zu helfen das Regal wieder herunter zu ziehen. Ohne Fragen halfen sie ihm. „Marina, Frau Lehmann, das ist doch merkwürdig, oder?“ Die beiden sahen sofort was der Junge meinte. Das Regal hatte keine Rückseite. „Normalerweise hat so ein Regal doch eine hölzerne Rückseite, aber ich sehe nur die hölzernen Bücher.“ Marina hielt das nicht für wichtig. „Mit einer Rückwand, wäre das Regal sicher zu schwer gewesen um es hinaufschieben zu können.“ Trotzdem beschlich Jan ein merkwürdiges Gefühl. Ein Klicken sorgte dafür das er aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Rika!“, hörte er Frau Lehmann schreien. Jan sah in Richtung Ausgang. Dort stand die falsche Frau Lehmann und hielt eine Pistole in der Hand. „Sie...Sie...“ Patrizia fand keine Worte. „Sie haben uns im Keller eingesperrt!“, warf Jan ihr vor. „Ja und es wundert mich wie ihr wieder rausgekommen seit. Wo ist die Beute?“ „Nicht hier.“, sagte Marina trocken. Rika überzeugte sich selbst. Dann begann sie zu fluchen. Sie nahm ein Funkgerät aus der Tasche und drückte ein paar Tasten. „Agent 0, es ist wichtig!“ Jemand antwortete ihr. „Was gibt es, Rika? Haben Sie die Beute?“ Rika redete drum herum. „Also....die Kinder.... sie haben einen geheimen Raum gefunden. Aber die Beute scheint nicht dort zu sein... . Aber vielleicht ist sie auch nur gut versteckt!“, versuchte Rika die Situation zu retten. Agent 0 ließ sich Zeit mit dem Antworten. „Ich bin auf dem Weg. Kümmern Sie sich um die Kinder und sehen Sie ob sie Anhaltspunkte finden.“ Rika bestätigte und legte auf. „So, zuerst werde ich mich um euch kümmern!“, sagte sie forsch. Jan beeindruckte das wenig. „Und was, wenn wir Ihnen sagen wo die Beute versteckt ist?“ Rika sah ihn prüfend an. Marina und Frau Lehmann wussten nicht ob Jan nur blöffte oder wirklich eine Spur hatte. „Wo ist sie?“, schnauzte ihn Rika an. „Versprechen Sie uns gehen zu lassen?“, fragte er abermals. „Ich verspreche euch keine Kugel in den Kopf zu jagen.“, schrie sie stinksauer. Jan blieb ruhig. Marina bewunderte ihn für seinen Mut. „Bitte Junge! Sag ihr was sie wissen will!“, bettelte Patrizia. „Ja, hör auf die Alte!“, riet ihm Rika. Jan holte Luft und fing an zu reden. „Ok, ich sage es Ihnen. Aber nehmen Sie zuerst die Pistole weg.“ Rika folgte. Dann zeigte Jan auf die Rückseite des Regals. „Ist Ihnen bereits aufgefallen, dass das Regal keinen Rücken hat?“ Rika nickte. „Sehen Sie sich bitte die falschen Bücher vorne und hinten an. Rika tat was Jan ihr auftrug, konnte aber nichts feststellen. „Worauf willst du hinaus?“, fragte ungeduldig. „Wenn du mich nur hinhalten willst dann....“ Jan sprach einfach weiter. „Es sind drei. Drei Reihen Bücher. Die erste Reihe bestand aus echten und die anderen sind aus Holz.“ Marina und Patrizia hörten Jans Ausführungen zu und verstanden sofort. Auch Rika, wie es aussah. Sie überprüfte etwas und stimmte Jan zu. Jedes der falschen Bücher existierte zweimal. Zwei gleiche Exemplare waren hintereinander gestellt, so das es aussah als würde das selbe wie außen auch innen stehen. Wenn man das Regal von der Seite betrachtete merkte man jedoch den Unterschied. „Wahrscheinlich befindet sich ein Hohlraum zwischen den Büchern.“, war Jans Vermutung. Rika musste unbedingt sicher gehen. Wenn der Junge recht hatte, war sie und ihre Kollegen bald steinreich. Die inneren Bücher ließen sich tatsächlich problemlos herausziehen. „Besteck!“, rief Rika erstaunt. Hinter dem ersten Buch waren jede Menge silberne Gabeln, Messer und Löffeln. Rika zog weitere Bücher heraus und entdeckte noch drei Lampen und Porzellantassen. Dann kam das dicke Ende. Rika jubelte als sie altes Geld und mehrere alte Münzen in den Händen hielt. Sie nahm eine Hand voll und warf sie über ihren Kopf. Diese alten Münzen waren ein Vermögen wert. Sie war im Besitz der Beute, wofür sie dem Jungen nur danken konnte. „So und jetzt....“ Sie erschrak fürchterlich. Die Kinder und Frau Lehmann waren verschwunden. Rika hätte sich eine Ohrfeige geben können. Sie war so vertieft gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte wie ihre Gefangenen abgehauen waren. Sie würden bestimmt die Polizei verständigen, was das Ende für sie wäre. Sie ballte die Fäuste und brach in Verzweiflung aus. Dann ertönte ein Schuss.

Die glücklichen Finder
 

Jan hatte Marina und Patrizia hinter seinem Rücken gedeutet vorsichtig abzuhauen. Das Mädchen und die Frau verstanden und konnten unentdeckt entkommen. Jan hinterher. Sie wollten gerade durch die Tür entkommen, als sich ein bulliger Kerl vor ihnen aufbaute. In der Hand hielt er eine Pistole und schoss in die Luft. Die Decke hatte ein Loch. „Der Kobramann!“, stotterte Marina. Fast! Fast wären sie entkommen und hätten die Gauner hinter sich gelassen. Doch nun hatte die Flucht ein Ende. Hinter sich hörten sie die völlig verstörte Rika. „He, Rikaschatz, sieh mal was mir ins Netz gegangen ist.“, rief André ihr zu. Rika strahlte übers ganze Gesicht. „André, ich habe die Beute.“ André schnitt ein Gesicht, als hätte er gerade eine Million gewonnen. „Baby, das ist großartig!“ Dann deutete er den Kindern und Frau Lehmann wieder in die Bibliothek zurück zu gehen. Widerwillig folgten sie. „Ach du Heilige Sch....“, staunte André als er den Fund sah. „Rika-Baby hol schnell einen Sack! Wir müssen das Zeugs verstauen und abhauen. Agent 0 diese Null ist bereits auf dem Weg hierher.“ Rika zögerte. „Du willst einfach so weg? Heißt das du willst den Boss betrügen?“, erkundigte sie sich. André grinste nur. „Welchen Boss? Whisky oder die Null? Whisky ist mir egal und die andere Niete brauchen wir nicht. Dann müssten wir die Beute schließlich durch drei teilen.“ Rika nickte. „Was ist mit Trittmaier?“ André fing an zu lachen. „Manfred? Den Fettsack habe ich eingesperrt, rate mal wo. In einer Sauna! Da kann er endlich mal ein paar Pfunde verlieren. Den sind wir los.“, beruhigte André sie. Bald hatten die beiden alles in einem großen Jutesack gepackt. „Bleiben noch die Kinder. Was machen wir mit ihnen?“, wollte Rika wissen. Nun hatte auch Jan seinen Mut verloren. Sein Plan zu fliehen war zwar geklappt, doch das würde kein zweites mal funktionieren. Und schon gar nicht bei André. „He, wo ist den der dritte von euch?“, brüllte sie André an. Nun hatte Marina die rettende Idee. „Der....der ist zu Hause. Sie haben ihm letztes mal solche Angst eingejagt!“, warf ihm sie ihm gespielt vor. André schien ihr die Antwort abzukaufen. Marina hoffte das Flo sie befreien konnte. Ihr fiel ein, dass es möglich wäre, dass Flo bereits in den Händen der Gauner war. Da André aber nichts wusste, war die Chance groß, gerettet zu werden. „Rein mit euch!“, schrie André nun. Als die drei nicht spurteten zeigte er auf den geheimen Raum. Jan und Marina kam ein schlimmer Gedanke. André wollte sie einsperren und verschimmeln lassen. Selbst wenn sie noch auf Flo zählen konnten, er würde sie hier nie finden. André streckte ihnen seine Pistole vor die Nase, so das sie gar keine andere Wahl hatten. Ihre größte Sorge war, dass sie im Hohlraum keine Luft bekamen. Aber selbst das wäre André wahrscheinlich egal. Er war sehr gerissen und gefährlich. Ein Entkommen war ausgeschlossen. „Wir müssen das Regal hinunterschieben.“, erklärte ihm Rika. „Das habe ich bereits gemerkt!“, schnauzte er sie an. „Aber in dem Raum ist noch Platz. Für vier Personen um genau zu sein.“ Rika zuckte zusammen. André bedrohte nun auch sie mit der Waffe. „Aber....aber André, das verstehe ich nicht. Du liebst mich doch und ich dich!“ André fing an schallend zu lachen. „Bei ein paar Millionen hört die Liebe eben auf und jetzt rein da!“, kommandierte er. Rika blieb nichts anderes übrig, als sich zu Frau Lehmann und den Kindern zu gesellen. „André, bitte überleg es dir doch nochmal.“ André antwortete nicht mehr, sondern begann das Regal hinunter zu ziehen. „Du verdammter....“, fluchte sie. Als das Regal wieder unten war saßen Jan, Marina und die Frauen im Dunkeln. Draußen schob André nun den großen Lesetisch vor das Regal und schützte ihn schräg dagegen. So fest von der anderen Seiten auch gezogen wurde, das Regal würde nicht nachgeben. „Das ist doch ein Alptraum!“, schimpfte Jan. Marina hatte bereits Tränen in den Augen. Würden sie hier für immer festsitzen? Draußen hörten sie wie André den Sack nahm und fortging. Die Vier dachten sie würden nun eine lange Zeit warten müssen, bis wieder etwas geschah, doch das täuschte. Schüsse durchbohrten die Stille. „Da....da schiesst jemand!“, stieß Patrizia hervor. In Jan und Marina breitete sich Unruhe aus. Sie hatten keine Ahnung was da vor sich ging. Die Schüsse hatten aufgehört. Dafür war jedoch zu hören wie Stühle fielen und Fenster zersprangen. Dann.... nichts. Es war wieder Ruhe eingekehrt. Marina spitzte ihre Ohren und konzentrierte sich. „Es....es kommt jemand!“ Nun hörten es auch die anderen. Schnelle Schritte näherten sich der Bibliothek. „Wir müssen uns bemerkbar machen!“, erklärte Jan mit neuer Hoffnung. Der Unbekannte war nun im Zimmer. Jan, Marina und Patrizia klopften auf die Holzbücher. Nur Rika nicht. Sie hatte einen Verdacht um wen es sich handeln könnte. „Entfernen Sie bitte den Tisch!“, schrie Jan so laut er nur konnte. Es wirkte. Der Unbekannte schob den Tisch zur Seite und Jan und Marina machten sich daran das Regal nach oben zu schieben. Frische, klare Luft stieg ihnen in ihre Nasen. „Endlich!“, seufzte Patrizia. Jan sah zu ihrem Retter. „Herr Schiller!“, brachte er überrascht heraus. „Wieso so überrascht? Das ist doch mein Haus oder?“, antwortete er mit merkwürdig verstellter Stimme. Jan nickte. „Das war vielleicht ein Ding, das der alte Lehmann seine eigene Beute im Haus meines Vaters versteckt hat, aber eigentlich kann mir das nur recht sein.“ Jan stutzte. Woher wusste der Mann was hier vorging? Rika fing plötzlich unerwartet an zu lachen. „Sie sind gerade im richtigen Moment gekommen, Boss! André wollte mit der Beute abhauen.“ Die Kinder und Patrizia erstarrten. Boss? Herr Schiller war der Boss der Ganoven? „André ist keine Gefahr mehr. Den habe ich abgeknallt.“, erklärte Herr Schiller kalt. Marina schluckte. Erst jetzt sah sie den Revolver, der in Johannes Schillers Gürtel steckte. „Wollen Sie... uns etwa auch...?“, stotterte Frau Lehmann. „Ich weiß noch nicht.“, antwortete der Mann. „Ich würde das tun! Lass sie am besten zusammen mit André verschwinden!“, redete Rika ihm zu. Doch dieser lachte nur und richtete seinen Revolver auf Rika. Diese erschrak fürchterlich. „Du und André seit doch ein Paar. Du hättest mich genauso hintergangen. Zum Glück hat André aber schon vorgesorgt.“ Rika hatte sich bereits gefreut aus der Situation heraus zu kommen, doch nun sah es wieder nicht rosig für sie aus. Jan bemerkte als erstes was hinter Herrn Schiller geschah. Eine Hand hatte nach einem Briefbeschwerer gegriffen, welcher auf einem Kasten neben der Tür lag. Es war ein großer Rosenquarz, ein rosernes Mineral. Jemand schlich sich von hinten an Johannes Schiller heran. Jan musste ihm helfen. „Jetzt verstehe ich auch wieso Sie bei unserer ersten Begegnung so erschrocken sind! Diese Rika und der Kobratyp arbeiten für Sie. Wahrscheinlich hat er Ihnen von uns erzählt.“ Jan versuchte Herrn Schiller in ein Gespräch zu vertiefen. Zum Glück stieg dieser darauf ein. Marina, Patrizia und Rika versuchten nicht in die Richtung zu sehen, aus der ihr möglicher Retter kam. „Der Kobratyp, wie du ihn nennst, also André Hoffer hat mir ein Bild von euch gezeigt. Deswegen bin ich so erschrocken, als ihr plötzlich bei mir aufgetaucht seit. Ich dachte ihr hättet mich durchschaut. Deswegen habe ich André aufgetragen, er solle euch einen Schreck einjagen. Aber genug jetzt. Ich muss euch leider alle von hier fortbringen. Keine Angst, ich töte euch nicht, aber ihr seit mir ein Dorn im Auge!“ Kaum hatte Herr Schiller zu Ende gesprochen war der Moment gekommen. Herr Schiller hatte nichts davon mitbekommen, dass sich jemand hinter ihn geschlichen hatte. Derjenige schlug mit voller Wucht zu. Der Rosenquarz traf Schillers Kopf, der sofort zusammensank.
 

„Ich werde alle meine Feinde vernichten!“ Der Mann war bereit abzufeuern, niemand konnte ihn stoppen. Whisky schien enorm sauer zu sein. Nicht nur das sich seine Handlanger nicht wie vereinbart meldeten, jetzt hatte er auch noch Flo und den anderen an der Backe. „Erschießen Sie mich von mir aus, aber doch nicht den Jungen!“, rief ihm Niko zu. Flo glaubte sich verhört zu haben. Sein Bruder würde sich für ihn opfern. „Tut mir Leid, aber dieser ‚Junge‘ ist schlimmer als die gesamte Polizei zusammen.“ Whisky war bereit abzudrücken, als ihm seine Pistole unerwartet aus der Hand geschlagen wurde. Sie landete direkt unter dem Kellerfenster. Der Angreifer war niemand anderer als Tobias Schäfer. Von dem Geschrei aufgewacht, stürmte er auf Whisky los und entwaffnete ihn. Whisky wollte sofort losrennen und sich die Pistole wiederholen, doch Niko hielt plötzlich eine eigene Pistole in der Hand. Er grinste und meinte:„Was sind Sie den für ein Krimineller? Sie haben mich nicht einmal nach Waffen überprüft!“ Whisky stand der Schweiß im Gesicht. Er wusste: Sein Spiel war aus.
 

„Und wer?“, fragte Flo bereits zum Dritten Mal. Jan machte es unnötig spannend. Die Freunde, Niko und Frau Lehmann hatten sich bei Flo zu Hause versammelt. Stürmisch waren sich die drei in die Arme gefallen. Es gab auch jede Menge zu erzählen. Flo platzte sofort heraus, dass er und Niko den Gangsterboss namens Whisky gestellt hatten. Doch Jan winkte ab. Er war sich sicher, dass seine Erlebnisse viel aufregende und spannender waren. „Also wer!“, fragte Flo ungeduldig. „Es war der alte Mann, der immer auf der Bank, vor dem Adlerwald sitzt. Er sitzt immer dort, was unser Glück war. Als er die Schüsse hörte, ist er sofort rein und hat Herrn Schiller K.O. geschlagen.“ „Da seit ihr ja mit heiler Haut davon gekommen. Ich beneide euch nur, dass ihr die Beute gefunden habt.“, gab Flo kleinlaut zu. Niko legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dafür haben wir diesen Whisky zur Strecke gebracht. Und einen Teil des Finderlohns bekommst du trotzdem.“ Die Kinder horchten auf. „Finderlohn?“, fragten sie gleichzeitig. Niko nickte. „Ja, die Sachen, die ihr gefunden habt, werden auf zirka 3 Millionen geschätzt. Ihr bekommt 1 % Finderlohn.“ Flo und Jan waren ziemliche Nieten im Kopfrechnen, also half Marina aus. „1 % von 3 Millionen sind 30.000 Euro!“ Flo und Jan sahen dumm aus der Wäsche. „Das beutetet jeder von uns bekommt 10.000 Euro.“, errechnete Flo. „Da sind wir ja mit Taschengeld eingedeckt.“, lächelte Jan. „Sollten wir Frau Lehmann nicht auch einbeziehen?“, wollte Marina wissen. „OK, 7.500 für jeden.“, schlug Jan vor. Doch Patrizia schüttelte den Kopf. Nicht nötig. Dank euch ist die Erinnerung an meinen Vater wieder neu aufgeflammt, das reicht mir. Außerdem danke ich euch, dass ich bei eurem Abenteuer mitmachen durfte. Auch wenn es sehr gefährlich war.“ Die Kinder verstanden nicht ganz, was Patrizia meinte. Also sprang Niko ein. „Die Diebstähle hat nicht Bernhard Schiller sondern Harald Lehmann begangen.“, erklärte er. „Aber, der ist doch Tod! Oder?“ Flo war sich nicht sicher. Niko schüttelte den Kopf. „Nein, jetzt kommt der dicke Fisch. Mittlerweile kann es gut sein, dass er verstorben ist. Jedenfalls war er es damals nicht. Er hatte damals einen Freund bei der Gerichtsmedizin. Einen gewissen Karl Reiter. Zusammen mit ihm fasste Lehmann einen Plan. Karl Reiter gab ihm ein Mittel, mit dem er für zwei Tage schlief. Dann fälschte er das Obduktionsergebnis und alle Welt hielt Harald Lehmann für Tod.“ Flo, Jan und Marina kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Niko fuhr fort. „ Wie gesagt, alle hielten ihn für Tod. Deswegen dachten auch alle ein Geist stünde ihnen gegenüber, als sie Harald Lehmann sahen, wie er ihr Haus ausräumte. Alle hatten einstimmig ausgesagt, er habe geleuchtet. Dieses Zeug hatte er ebenfalls von Karl Reiter. Es war eine Farbe, die im Dunkeln leuchtet. Sowas ähnliches, wie es heutzutage auch auf T-Shirts gibt.“ „Die von damals mussten ziemlich doof gewesen sein, wenn sie ihn nur deswegen für einen Geist hielten.“, war Jan Meinung. „Pssss!“, zischte ihm Flo zu. Er wollte weiter hören was sein Bruder zu sagen hatte. „Wir haben die Farbe in Lehmanns Haus gefunden. Außerdem war sie auf manchen Sachen der Beute. Ihr fragt euch jetzt sicher warum das Diebesgut bei Herrn Schiller versteckt war!“ Gemeinsames Nicken. Niko holte Luft und fuhr fort. „Das ist jetzt ganz witzig. Harald Lehmann und Bernhard Schiller hassten sich wie die Best. Aber das wisst ihr bestimmt schon. Jedenfalls ist das, was ihr gefunden habt nicht die ganze Beute.“ Flo und seine Freunde waren froh, dass sie wenigstens einen Großteil gefunden hatten. „Lehmann hatte alles im Detail geplant. Ein Jahr zuvor war Bernhard Schiller im Urlaub in Spanien. In dieser Zeit hat Lehmann sich für Schiller ausgegeben und eine Baufirma beauftragt den geheimen Raum zu installieren. Durch den Trick mit den doppelten Büchern würde Schiller von selbst nicht darauf kommen, das sich dahinter ein Zimmer befand. Lehmann wollte es so aussehen lassen, als ob Schiller der Dieb wäre. Einerseits beging er die Einbrüche um Schiller ins Gefängnis zu bringen und andererseits um sich selbst abzusetzen. Wahrscheinlich ist er ins Ausland verschwunden. Aber vorher hat er sich noch etwas einfallen lassen. Reiter war auch Gesichtschirurg und veränderte Lehmanns Aussehen. Das war aber noch nicht alles. Er verpasste einem Toden das Gesicht von Lehmann. Als die Polizei sich vergewissern wollte, fanden sie seine Leiche, obwohl er es gar nicht war. Wieso er der Polizei keinen Hinweis auf Schiller gegeben hat wissen wir nicht.“ Niko legte eine Pause ein. Er brachte sich und seinen Gästen eine Flasche Mineralwasser und schenkte ihnen ein. „Jetzt, vierzig Jahre später ist alles ans Licht gekommen. Vor einem halben Jahr ist Karl Reiter bei einem Unfall gestorben. Seine Sachen wurden seinem Sohn Wilhelm Reiter übergeben.“ „Stop!“, unterbrach ihn sein kleiner Bruder. „Diesen Namen kenne ich! Und zwar im Zusammenhang mit der Kometengasse, wo sich Whisky befand.“ Niko gab ihm Recht. „Ja, Wilhelm Reiter ist der Verbrecherboss mit dem Decknamen Whisky. Er hat die Unterlagen seines Vaters studiert und ist darauf gekommen, dass dieser Harald Lehmann geholfen haben musste, dessen Tod zu inszenieren. Er besorgte sich Informationen und fand heraus, dass Harald Lehmann der Dieb war. Er war von da an bessesen die Beute zu finden. Also angagierte er André und seine Freundin Rika. André hatte einen Freund bei der Polizei. Tobias Schäfer. Zu dieser Stelle möchte ich sagen, dass es mir Leid tut, dass ich euch nicht geglaubt habe.“ Flo und Jan winkten ab. Ihnen war Nikolas Erzählung wichtiger. „Ich wollte Schäfer dann zur Rede stellen, jedoch André Hoffer und Manfred Trittmaier – ein weiterer Komplize von Reiter – haben mich und Schäfer dann leider entführt und mich zu Whisky gebracht. Ohne meinen kleinen Bruder wäre ich da wohl nie mehr rausgekommen.“, meinte Niko und strich Flo über die Haare. „Whisky hat Rika beauftragt als Putzfrau bei Frau Lehmann anzufangen. Als Rika aber nichts fand, verhörte sie Frau Lehmann. Als auch das nichts brachte, gab sie sich für Harald Lehmanns Tochter aus, um besser und freier suchen zu können. Als ihr sie besucht habt, hat sie dir, Marina, eine Wanze verpasst. Also ein Abhörgerät.“ Diese nickte. Zum Glück hatte die Polizei es schon entfernt. Es steckte zwischen ihren Haaren. Ihr fiel nun auch wieder ein, wieso die falsche Frau Lehmann so besorgt war, als sie das Bild mit Lehmann und dem anderen Mann gefunden hatte. Rika sagte es wäre ihr Onkel, doch es war Karl Reiter. Niko setzte fort. „Jetzt kommt das Verwirrende. Wilhelm Reiter war nicht der einzige Boss von André und Rika. Als Johannes Schiller herausbekam, wer die falsche Frau Lehmann war, überredete er sie und ihren Freund André für sich zu arbeiten. Die beiden spielten von da an ein doppeltes Spiel und arbeiteten für Whisky und Schiller. Damit ihr Vorhaben nicht entdeckt werden konnte, gab sich Schiller den Decknamen Agent 0. André bekam Agent 1 und Rika Agent 2. Als ihr, Jan und Marina in Schillers Haus suchtet, hat euch Rika beobachtet. André hat inzwischen seinen Komplizen Manfred ‚entsorgt‘. Dieser wusste nichts von den Machenschaften, seiner Mitarbeiter. André hat ihn in eine Sauna gesteckt. Man hat ihn zum Glück noch rechtzeitig gefunden. Schiller hat André nie ganz vertraut. Als er zu seinem Haus kam und André mit der Beute abhauen sah, schoss er auf ihn. André wurde sofort am Bein getroffen, konnte sich aber noch wehren. Als beide keine Patronen mehr hatten, kämpften sie mit den Fäusten. Schiller gewann wegen Andrés Verletzung. Ihr hattet Glück, dass dieser alte Mann in der Nähe war. Reiter, Schiller und ihre Handlanger werden erstmal für eine ganze Zeit hinter Gittern verschwinden.“ Ihr habt das Rätsel um den Geisterdieb gelöst, schloss Niko seinen Bericht. „Nicht ganz!“, unterbrach ihn Jan. „Die ganze Beute wurde noch nicht gefunden. Der Fall ist noch nicht ganz abgeschlossen.“ „Du bekommst auch nie genug!“, lachte Flo. „Aber das nächste mal, wenn dich die Abenteuerlust packt, bin ich krank!“ Jan verzog das Gesicht. „So ein Abenteuer werden wir sicher nicht nochmal erleben. Aber der Spannung halber sollten wir doch noch nach dem Rest der Beute suchen.“ „Vielleicht wissen wir bereits wo sie sich befindet....“, sprach Marina leise. Dabei sah sie Frau Lehmann verschwörerisch an. Sie hatte ihr im Vertrauen erzählt, dass ihr Vater ihr einen Teil gelassen hatte, damit sie leben konnte. Marina musste versprechen niemanden davon zu erzählen. „Mädchen....“, seufzte Jan. Dann überreichte Niko den jungen Helden noch Karten für ein Rock-Konzert. „Die hat unser Präsidium gespendet.“, meinte er. Jan grinste und sagte:„Zu schade, dass ich da schon zum Zahnarzt muss. Flo und Marina müssen wohl oder übel allein hingehen.“ Diesmal nahm Flo es seinem Kumpel gar nicht übel. Dann fiel ihm aber noch etwas ein. „Ich muss noch was erledigen!“, sagte er schnell und rannte aus dem Haus. Seine Freunde, sein Bruder und Frau Lehmann blieben allein zurück. Sein Ziel war die Drachenallee. Allerdings steuerte er weder auf Schillers noch auf Lehmanns Haus zu. Sein Ziel war die Bank, vor dem Adlerwald. Wie jeden Tag, saß auch heute wieder der alte Mann an seinem Platz. „Danke, dass Sie meine Freunde gerettet haben!“, platzte Flo heraus. Der Mann lächelte ihn an. „Ich habe alles in der Zeitung gelesen, ihr seit Helden. Ich war sowieso froh, diesem Schiller eins über die Rübe zu ziehen. Er ist wie sein Vater war.“, meinte er. „Der Autor, Herr Riedler hat einen riesigen Artikel über uns geschrieben.“ Flo setzte sich neben ihn und leistete ihm Gesellschaft. „Ein lustiges Muttermal haben Sie da. Ich glaube ich habe es schonmal auf einem Bild gesehen.“, sagte Flo nun.

Der alte Mann strich sich übers Gesicht. „Ja, das ist ein Zeichen für die Ewigkeit. Ich habe es schon seit der Geburt.“, antwortet er. „Sie haben mal gesagt, Sie haben hier alles in Sicht.“, redete Flo weiter. Der Mann nickte. „Ja, ich sehe hier auf meiner Bank vieles, was andere nicht sehen.“ „Haben Sie uns auch aus dem Keller von Lehmanns Haus geholfen?“, führte Flo sein Verhör fort. Der alte Mann konnte nur nicken. „Wenn ihr mich wieder einmal braucht, bin ich euer Mann. Aber lassen wir die Sache erst einmal auf sich beruhen. Es ist schon spät. Du solltest wieder zu deinen Freunden gehen.“, riet er ihm. „Das werde ich tun.“, lächelte Flo, stand auf und machte sich auf den Heimweg. Der alte Mann jedoch blieb noch eine Weile auf seiner Bank, vor dem Wald sitzen und beobachtete das, was viele andere nicht sahen.

Die Cluedo Tour

Es war genau 8 Minuten vor Mitternacht als jemand die Tür zum Salon öffnete. Dieser jemand wusste dies so genau, da er genau nach Zeitplan vorging. Wenn er von diesem abweichen sollte, konnte das schon eine Katastrophe bedeuten. Der Salon war vollkommen grün. Grüner Teppich, grüne Bänke und grüne Vorhänge. In der Villa, in der sich der Eindringling befand gab es noch weitere Räume die so aussahen. Der Besitzer musste wohl eine Leidenschaft für Grün haben. Eine Leidenschaft, die der Eindringling nicht unbedingt teilte. Doch im Moment war wichtigeres angesagt. Ein kleine Leselampe, spendete Licht und so konnte er sein Ziel ausmachen. Jemand saß in einem der grünen Garnituren und schien zu schlafen. Ein Schatten verriet, dass es sich um einen Mann handeln musste. In seiner Hand hielt er ein Buch, mit dem Titel ‚Moby Dick‘. Das Buch war zusammengeklappt, was verriet, dass er mittendrin eingeschlafen war. Das machte die Sache für den Eindringling natürlich einfacher. In seiner Hand hielt er einen dumpfen Gegenstand, den er sich aus einem anderen Zimmer besorgt hatte. Langsam und fast lautlos pirschte er sich an den Mann heran. Der schien noch immer im Land der Träume zu sein. Es war soweit. Mit einem Riesentempo ließ der Eindringling den Gegenstand hinabsausen. Ohne Geräusch kippte der Mann um und flog auf den Garniturtisch. Der Eindringling atmete tief durch. Bis jetzt war alles problemlos gelaufen. Allerdings hatte er gerade auf eine Puppe eingeschlagen. Er hatte sie vor Jahren auf dem Jahrmarkt gewonnen. Sein Vorhaben würde er allerdings bei einem richtigen Menschen praktizieren, was ihm Angst einjagte. Trotzdem war es unvermeidlich. Nun ging er auf die gegenüberliegende Ecke des Salons zu. Wie er es sich dachte, war der Teppich dort ausgefranst und faltig. Er ließ sich ohne Mühe angreifen und wegziehen. Darunter kam ein hölzernes Brett zum Vorschein. Es war der Zugang zu einem geheimen Gang. Er öffnete ihn und schob die Puppe hinunter. Er sah auf seine Uhr und fluchte. Er war nicht in der Zeit. Er würde es noch viele male versuchen müssen, bis es ganz funktionierte.
 

„Hochzeitsritz?“ „Nein, Hochosterwitz, du Nullchecker.“ Flo funkelte ihn böse an. „Dann eben Oster...dings...halt... . was ist das überhaupt.“ „Gebildet bis zum Gehtnichtmehr.“, lästerte Jan weiter. „Das ist eine Burg und eine der Sehenswürdigkeiten von Kärnten.“, erklärte er seinem Kumpel. Dieser nickte nur. „Toll, eine Burg. Sowas habe ich noch nie gesehen.“, meinte Flo interessenlos. „Du bist doch nur so schlecht drauf, weil deine Marina nicht hier ist.“ Doch auch das half nichts. Flo lehnte seinen Kopf an die Scheibe des Wagens und starrte hinaus. Sie waren schon eine Weile in der Landschaft herumgekurft und Flo war lustlos. Er hatte sich so auf die Ferien bei seinem Onkel Jakob gefreut. Doch dieser musste geschäftlich in die Schweiz und hat seinen Assistenten beauftragt sich um seinen Neffen zu kümmern. Flos Onkel wohnte in Klagenfurt und Flo besuchte ihn immer in den Ferien. Diesmal fiel der Besuch wohl aus. Aber eigentlich sollte Flo ganz glücklich sein. Onkel Jakobs Assistent hieß Jürgen und war sehr freundlich. Er wollte Flo alle Sehenswürdigkeiten von Kärnten zeigen. Als er jedoch sah, dass Flo über die Abwesenheit seines Chefs traurig war, erklärte er sich einverstanden auch dessen Freunde einzuladen. Jan war sofort begeistert. Seine anderen Freunde waren alle in Italien, Jugoslawien oder sonst wo. Als Flo auf Marina zu sprechen kam, fiel Jan plötzlich ein, dass er gar keine Lust mehr hatte. Flo wollte ihn deswegen schon beschimpfen, doch es kam anders. Marina machte selbst Urlaub und war nicht zu Hause. Weder Flo noch Jan wussten wo sie zu finden war und mussten deswegen ohne sie fahren. „Jetzt schmoll nicht!“, raunte ihm Jan zu. „Hochosterwitz wird sicher super.“ Flo drehte seinen Kopf zu ihm. „Hast du schon vom Großglockner, Wörthersee und Minimundus gesagt. OK, der Minimundus war cool, aber das ist alles nicht mein Fall.“ Jan ließ sich von Flos Missmut nicht anstecken. „Herr Krause? Können Sie Flo nicht sagen, dass er ein bisschen fröhlicher sein soll? Wenigstens ein bisschen....“ Ihr Fahrer drehte sich zu den Jungen um und sah sie verständnislos an. „He, Kidis! Ich zeige euch hier die coolsten Sehenswürdigkeiten von Kärnten und ihr könnt nichts besseres als herum zu raunzen. Wir sind gleich auf der Burg Hochosterwitz, da wird sich eure Laune aufbessern. Die Burg wurde vor zirka 2000 Jahren erbaut, stellt euch das mal vor.“ „Ich finde das überaus interessant, Flo ist nur so schlecht drauf, weil seine Freundin nicht da ist.“, räumte Jan ein. Flo bekam einen roten Kopf und trat seinem Freund gegen das Bein. „Zankt euch draußen, aber nicht im Auto.“, rief ihnen Jürgen zu. Es dauerte nicht mal mehr 5 Minuten als die drei vor der beliebten Touristenatraktion standen. „Beginnen wir den Aufstieg!“, sagte Jan voller Tatendrang. Jürgen sah Flos Gesicht. „Alles in Ordnung?“ Flo blickte zu ihm auf nickte schnell. „Es ist nur..... Ich habe das alles schon mal gesehen. Als ich noch ganz klein war. Es haut mich nicht mehr so von den Socken, wenn Sie verstehen.“

Jürgen nickte. „Ich verstehe. Ich habe da vielleicht eine Idee. Wir werden etwas unternehmen, was ihr bestimmt noch nie hattet!“ Flo und Jan blickten ihn fragend an. Jürgen hatte auf einmal einen merkwürdig, verschwörerischen Blick. „Zuerst lasst uns Hochosterwitz besteigen. Es wäre doch Unsinn etwas anderes zu machen wenn wir schon mal hier sind.“ Sie gaben Jürgen Recht und begannen mit dem Aufstieg. Die Burg lag auf einem Berg und nur ein Weg führte hinauf. Immer wieder kamen die drei unter verschiedenen Toren vorbei. „Es gibt 14 von ihnen. Sie wurden gebaut, um Feinde abzuhalten. Die Burg war damals also gut gesichert.“, gab Jürgen ihnen eine Einschulung zum Thema Mittelalter. Als sie endlich oben angelangt waren, traute Flo seinen Augen nicht. „Jan!“, verständigte er seinen Kumpel. Dieser kam gerade noch einem Hot-Dog-Stand zurück. „Ist das.... ist das nicht?“, machte Flo Jan auf jemanden aufmerksam. Flo meinte ein Mädchen, welches auf einem der großen Tische saß. „Sieht die nicht aus wie Marina?“, fragte Flo verwirrt. Jan konnte nur mit den Augen rollen. „Ohman. Dich hat´s wirklich total erwischt.“ Flo achtete gar nicht auf Jans Kommentar sondern marschierte zielstrebig auf das Mädchen zu. „Ma....Marina?“, fragte er langsam. Das Mädchen drehte

sich um und blickte Flo überrascht an. Dabei vergass sie das Stück Semmel, welches sie gerade aß hinunter zu schlucken. Nun kam auch Jan dazu. „Marina? Wie kommst du den hierher?“, fragte er mehr als verblüfft. „Das könnte ich euch fragen! Schleicht ihr mir nach?“ Flo und Jan schüttelten die Köpfe. „Nein, wir sind hier zur Besichtigung. Und du?“, wollte Jan erfahren. „Das selbe würde ich sagen. Aber ist das wirklich ein Zufall?“, wunderte sich das Mädchen. „Wenn, dann ist es ein gigantischer Zufall. Wir alle in der selben Stadt und auch noch auf dieser Burg....“, rätselte Flo. „Ich habs!“, verkündete Jan. Flo und Marina sahen ihn überrascht an.

„Die Liebe kennt keine Grenzen. Das Schicksal hat euch zusammengeführt!“ Bei seiner Rede hatte Jan die Augen geschlossen. Als er sie wieder öffnete waren seine Freunde verschwunden. Sie standen abseits und unterhielten sich. „Das hast du schön gesagt.“, erklang hinter Jan eine Stimme. Sie gehörte Jürgen. Jan wurde rot. Es war ihm peinlich, dass Herr Krause zugehört hatte.“ Er schlenderte wieder zu Flo und Marina und setze sich auf eine der langen Holzbänke. „Steht etwa wieder ein Fall an?“, wollte Marina wissen. „Bei unserem ersten Fall, haben wir uns auch so getroffen. Zufall?“ „Das Schicksal kennt kein....“ Weiter kam Jan nicht. Flo schnitt ihm einfach das Wort ab. „Gehen wir mal von einem Zufall aus. Marina, wie kommt es, dass du hier bist?“ Diese überlegte kurz. „Meine Eltern und ich machen hier natürlich Ferien. Wir haben ein Hotel in der Nähe des Wörthersees. Und was treibt ihr so?“ Flo erzählte von seinem verhinderten Onkel und dass Jürgen sie herumkutschierte. „Ich glaube wir kennen uns noch nicht junges Fräulein.“, trat Jürgen nun an die Gruppe heran. „Mein Name ist Jürgen Krause, sehr erfreut.“ Jürgen wollte schon spasseshalber zu einem Handkuss ansetzten, wie es im Mittelalter so üblich war, doch Flo drängte sich dazwischen. Jan konnte darüber nur lachen. „Ich habe gerade ein Telefonat geführt. Unsere Sache geht in Ordnung.“, verkündete Jürgen. Flo und Jan blickten ihn fragend an und Marina hatte überhaupt keine Ahnung wovon der Mann sprach. „Ich erkläre es euch. Ich habe einen alten Freund, der hier in der Nähe regelmäßig eine Tour veranstaltet.“ „Und was für eine Tour? Wandern oder was?“, hakte Jan nach. Jürgen schüttelte amüsiert den Kopf. „Nein, ihr kennt doch sicher das Spiel Cluedo, oder?“ Die Kinder dachten kurz nach und nickten dann. „Das ist doch dieses Detektivspiel,

wo man herausfinden muss wer der Mörder ist. Ich glaube ich habe es zu Hause in einem Schrank.“, erinnerte sich Marina. „Jetzt weiß ich auch wieder. Das habe ich früher oft gespielt.“, ergänzte Flo. „Und was ist damit?“, wollte Jan weiter wissen. „Dieses Spiel hatte weltweiten Erfolg. Deswegen hat mein Bekannter eine „Cluedo-Tour“ veranstaltet.“ Flo und die anderen verstanden nur Bahnhof, doch es klang interessant. „Ist das eine Art Detektivspiel?“ Jürgen bejahte. „Ihr müsst euch unter die Leute mischen und den Mörder enttarnen. Das wird bestimmt lustig! Ihr könnt ermitteln wie richtige Detektive!“ Die Kinder warfen sich wissende Blicke zu. „Wenn der wüsste.“, flüsterte Marina ihren Freunden zu. „Klingt super, wann fängt es an?“, fragte Jan sofort nach. Jürgen setzte wieder an. „Wir fahren heute Abend zu dem Landhaus, wo die Tour stattfindet. Eigentlich wurde sie nicht für Kinder gemacht, ihr habt Glück, dass ich den Veranstalter kenne.“ „Sagen Sie mal..... wäre es möglich, dass ich auch teilnehmen kann?“, fragte Marina zögernd. Jürgen dachte kurz nach. „Wo sind den deine Eltern?“ „Die machen gerade eine Führung, aber sie haben bestimmt nichts dagegen!“, räumte Marina ein. Jürgen erklärte sich schließlich einverstanden. Sie warteten gemeinsam auf Marinas Eltern und zum Glück des Mädchens hatten sie wirklich nichts dagegen. So kam es das sie wenig später bei Jürgen zu Hause waren und packten. „Wie lange werden wir den dort sein?“, erkundigte sich Flo. „Drei Tage haben wir Zeit um den Mörder zu finden. Allerdings könntet ihr es auch selbst sein, oder ich! Das kommt auf den Zufall an.“, erzählte Jürgen. Dann war ihm anscheinend etwas eingefallen und er schlenderte ins Wohnzimmer. Als er zurück kam, hielt er etwas in der Hand. „Hier, zum Üben.“, meinte er und überreichte es den Kindern. „Cluedo“ stand darauf. „Das ist das Brettspiel, so könnt ihr euch schonmal darauf einstimmen.“, erklärte Jürgen.

„Cool, dann können wir gleich mit den Ermittlungen anfangen.“, freute sich Jan. Jan hatte das Spiel noch nie gespielt, doch Flo und Marina erklärten ihm schnell die Regeln. „Also!“, begann Flo und las zuerst demonstrativ die Beschreibung. „Am Samstag um 20.45 wurde Graf Eutin tot aufgefunden. Der leblose Körper lag am Fuß der Kellertreppe, auf dem mit X markierten Punkt. Fräulein Gloria fand den Grafen. Wie es scheint, wurden ihre Schreie sogar im naheliegenden Dorf gehört. Oder waren ihre Schreie gar zu laut?“ „Alles klar! Sie war es!“, rief Jan, als hätte er den Fall schon gelöst. Seine Freunde rollten mit den Augen.

„So einfach geht das nicht. Man muss Hinweise sammeln und den Mörder, die Tatwaffe und das Zimmer herausfinden, indem er getötet wurde.“, setzte Marina fort. Jetzt hatte Jan kapiert. „Und welche Verdächtigen gibt es alles?“, wollte er als nächstes erfahren. Flo holte die Figuren aus der Schachtel und stellte sie auf. „Der erste ist Oberst von Gatow und steht für gelb. Dann Reverend Grün für... naja... grün eben.

Dann Professor Bloom für violett und Frau Weiss für weiss. Und dann noch Fräulein Gloria für rot und Baronin von Porz für blau.“, erklärte Flo bis ins Detail. Dann übernahm Marina und wechselte zu den Tatwerkzeugen. „Da gibt es die Pistole, den Dolch, das Seil, die Rohrzange, das Heizungsrohr und den Leuchter. Jeder dieser Gegenstände könnte die Mordwaffe sein.“ Als letztes erklärte Flo noch die Zimmer. „Es gibt 9 verschiedene Zimmer, in denen der Fall spielt. Das Musikzimmer, die Bibliothek, der Wintergarten, der Salon, die Küche, die Halle, das Arbeitszimmer, das Speisezimmer und das Billiardzimmer. In manchen Zimmer gibt es auch Geheimgänge, durch die man in andere Räume gelangt. Außerdem hat jeder der Verdächtigen ein Motiv.“ „Kein Wunder, dass alle diesen Grafen umbringen wollen. Wer hat schon ein eigenes Billiardzimmer?“, scherzte Jan. Marina übernahm den Rest. „Man muss seine Mitspieler fragen, ob dieser eine bestimmte

Karte hat. Wenn nicht, dann kann es schon der Mörder, die Tatwaffe oder das Zimmer sein, indem der Mord passiert ist.“ Nun hatte Jan verstanden und das Spiel konnte beginnen. Jan entschied sich dafür Oberst von Gatow zu nehmen, während sich Marina Fräulein Gloria aussuchte. Nur Flo brauchte wieder irrelang um sich eine Figur auszusuchen. Schließlich nahm er einfach Professor Bloom. Jeder der drei erhielt Karten, die er sehr gut versteckte. Keiner wollte dem anderen einen Vorteil geben. Jan fing an und würfelte. Er schob seine Figur in die Küche und begann seine Mitspieler zu fragen. Er fragte nach Reverend Grün, dem Leuchter und natürlich der Küche. Während Marina die Charakter Karte und die Waffenkarte besaß, konnte Flo mit dem Zimmer mithalten. Jan strich alles auf seinem Notizzettel aus. So ging das Spiel noch eine ganze Weile, bis der Sieger fest stand. „Also gut, ich sage es war Professor Bloom mit der Rohrzange im Musikzimmer.“, sprach Marina ihre Verdächtigung aus. Flo und Jan sahen nach und mussten Marina den Sieg leider überlassen. „Aber warum bin ich der Mörder?“, fragte Flo verwirrt. „Das kann auch sein, kommt alles auf den Zufall an.“, erklärte Marina und freute sich weiter über ihren Sieg. „Noch ein Spiel!“, forderte Jan seine Freunde auf.

Diese hatten nichts dagegen. Ihnen gefiel das Spiel mittlerweile sehr gut.

Graf Eutin
 

So kam es das die drei bis zum Abend noch spielten. Dann ging es endlich los. Flo, Jan und Marina packten ihre Koffer in den Kofferraum und stiegen in den Wagen. Flo durfte vorne sitzen. Es dauerte beinahe eine Stunde bis sie in Drasendorf ankamen. Dabei hatte Jürgen ihnen immer wieder versichert es würde nicht mehr lange dauern. „Wir machen hier erstmal Rast. Heinz wartet hier auf uns. Also der Veranstalter.“ Jürgen und seine Begleiter kehrten in einen Gasthof ein um etwas zu trinken. „Jürgen!“, rief jemand von der Bar aus. Er hatte langes graues Haar und einen ernsten Blick. „Kennen Sie den?“, fragte Flo vorsichtig. Jürgen nickte. „Heinz, lange nicht gesehen. Wie gehts?“ Der Mann kam nun zu ihnen. „Bestens, Jürgen, bestens. Und das müssen also deine Schützlinge sein.“, plauderte Heinz. „Das sind Flo, Jan und Marina.“, erklärte er. Heinz stutzte als er Marina sah. „Sagtest du nicht zwei Jungen?“ Jürgen nickte verschämt. „Tut mir Leid. Das Mädchen wollte auch unbedingt mit, ist das ein Problem?“ Heinz machte eine abfällige Handbewegung. „Schon in Ordnung. Ich werde mal losfahren. Bestellt ihr ruhig noch etwas. Das geht auf meine Rechnung. Ich verabschiede mich.“ Mit diesen Worten ging Heinz auch wieder und Flo und die anderen hörten ein Auto starten.

„Ich schlage vor wir trinken noch etwas und fahren dann weiter.“ Die Kinder stimmten Jürgen zu. Sie bestellten eine Cola, während Jürgen sich ein Bier genehmigte. Plötzlich fing Flo an zu husten. Immer stärker und lauter. „Flo was ist?“, machte sich Marina Sorgen. „Nur...verschluckt...hust“ Flo entschied sich ein wenig frische Luft zu schnappen. Als er draußen war atmete er tief ein. Schon ging es ihm besser. Dann erschrak Flo.

Auf der anderen Straßenseite stand Heinz und unterhielt sich mit einem anderen Mann. Dieser war sehr groß und stämmig. Flo dachte sich sofort, dass dieser regelmäßig ins Fitnesscenter gehen musste. Er trug einen langen, dunklen Mantel und einen gar riesigen Hut. „Ich dachte dieser Heinz hätte es so eilig.“, wunderte sich der Junge. Als Heinz sich jedoch von dem Mann verabschiedete und in seinen Wagen stieg beschloss Flo

nicht länger nachzudenken und kehrte zu den anderen zurück. Er erzählte den anderen vorerst nichts davon. Das sollte sich jedoch als Fehler herausstellen....

Das letzte Stück ging steil nach oben. Das Haus des Veranstalters schien auf einem Berg zu stehen. „Wow! Das ist ja eine richtige Villa.“, staunte Marina. „Ihr Freund scheint mit dieser Tour richtig Geld zu verdienen.“, warf Flo Jürgen zu. Dieser lachte nur. „Nein, nein. Die Villa ist nur ein altes Erbstück. Solche Touren sind zwar sehr beliebt, aber Millionär ist noch keiner geworden.“ Zu der Überraschung der Kinder gab es zu dem großen Haus kaum Parkplätze. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Teilnehmerzahl begrenzt war. Die Vier nahmen ihre Koffer und schlenderten zur Tür. Dort wurden sie bereits von einem Mann in schwarzem Smoking erwartet. „Guten Tag, mein Name ist James und ich bin der Butler des Grafen. Sie müssen Oberst von Gatow sein.

Und das sind ihre Sprösslinge.“ Flo und die anderen Blickten ihn an als hätte er gerade wilde Grimassen geschnitten. Jürgen lächelte verlegen. „Das habe ich euch noch gar nicht gesagt. Der Oberst ist meine Rolle bei der Tour.“ Jetzt verstanden die drei. „Und wer sind wir?“, fragte Flo.

„Ihr seit ihr. Ihr habt keinen anderen Namen, weil Kinder normalerweise nicht teilnehmen.“, klärte Jürgen auf. „Ich bin Officer Jan, der verschlagene und bestechliche Polizist!“, dachte sich Jan selbst eine Rolle aus. „Du bist ein Hohlkopf und jetzt komm!“, scherzte Flo. „Bitte, hier entlang. Graf Eutin erwartet Sie bereits.“ James machte eine tiefe Verbeugung und schwenkte seine Hand zur Tür. Jürgen und seine Begleiter öffneten sie und standen kurz darauf in einer prachtvollen Halle. „He, Leute!“, wollte Jan die anderen auf etwas aufmerksam machen.

„Die Halle sieht genauso aus wie die auf dem Spielbrett. Oder zumindest fast.“ Flo und Marina mussten ihm zustimmen. „Kein Wunder. Heinz wollte alles so real wie möglich.“, erklärte ihnen Jürgen.

„Bitte folgen Sei mir.“, bat sie James und öffnete die Tür zum nächsten Raum. Eigentlich war es ein Gang. Ein Gang der in verschiedene Richtungen zu führen schien. „Der Graf erwartet Sie im Speisezimmer.“

Auf dem Weg dorthin kamen Flo und seine Kumpels an der Kellertreppe vorbei. „Soll dort nicht der tote Graf liegen?“, fragte Marina nochmal nach. Ihre Freunde nickten. Später, wenn der Mord begangen wurde, war es geplant, dass der Herr Graf dort lag. Als sie ins Speisezimmer eintraten, wurden sie bereits erwartet. „Ah! Der verehrte Oberst von Gatow und seine Kinder. Willkommen.“, begrüßte sie Graf Eutin herzlich.

„Florian, Jan und Marina.“ „Officer Jan!“, verbesserte Jan den Grafen. Dann hörte er ein Räuspern von Jürgen. „Setzt euch doch bitte zu den anderen Gästen.“ Erst jetzt erkannten Flo, Jan und Marina die anderen Teilnehmer. An dem langen und breiten Tisch saßen zwei Männer und drei Frauen. Die Männer hatten einen grünen und einen violetten Anzug. Zwei der Frauen steckten in einem teuren Kleid, während die dritte bediensteten Gewänder trug. Graf Eutin bot seinen Gästen Stühle an. „Also meine lieben Gäste bzw. Tourteilnehmer. Ich bitte Sie erst mit Ihren Rollen und dann mit ihrer tatsächlichen Person vorzustellen.“, bat sie der Graf und begann gleich selbst. „Mein Name ist Graf Emanuel Eutin. Ich bin Geschäftsmann und Eigentümer dieser Villa. Mein wirklicher Name ist Heinz Kowalsky. Ich leite diese Tour seit 5 Jahren und freue mich, dass Sie alle erschienen sind. Ich würde nun Professor Bloom bitten sich vorzustellen.“ Der Mann stand sofort auf und richtete seinen Anzug. „Mein Name ist Professor Carlos Bloom und ich bin Archäologe. Die meiste Zeit verbringe ich in Ägypten bei Ausgrabungen. Der sehr geehrte Graf Eutin unterstützt mich finanziell, wobei ich ihm nochmals danken möchte. Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch etwas zeigen.“ Er hatte ein großes Paket dabei, das er eilig auspackte. Ein dickes Seil war darum gewickelt. Der Professor legte es danach zur Seite. Das gehörte wohl auch dazu. Er fischte ein Amulett heraus. „Sieht wertvoll aus!“, flüsterte Flo. „Das ist ein Mitbringsel meiner letzten Reise. Sie dürfen es sich gerne alles ansehen. Mein tatsächlicher Name ist Horst Reihmann und ich bin Polizei-Oberkommisar.“, schloss er seinen Bericht. „Mist!“, flüsterte Jan zu seinen Freunden. „Der Kerl ist Polizist, er hat also einen Vorteil.“ Flo beruhigte ihn. „Egal, wir kriegen das schon hin!“ Der Mann neben Herrn Reihmann stand nun auf. „Guten Tag, ich bin Reverend Grün und bin der Pfarrer der örtlichen Kirche. Ich bin auf Wunsch meiner alten Freundin Frau Weiss hier. Mein richtiger Name ist Walter Kirchner und ich bin Förster von Beruf. Ich gebe dann weiter zum Nächsten.“ Die Frau mit der weißen Schürze neben ihm stand auf. „Ich bin Frau Weiss, die Haushälterin des Grafen. Ich stehe seit vielen Jahren im Dienst des Grafen und möchte ihm danken, dass ich heute mit am Tisch sitzen darf. In Wirklichkeit heiße ich Mariane Schuster und bin Verkäuferin. Ich gebe an die junge Dame, mir gegenüber weiter. Die Frau mit roten Abendkleid bemühte sich. „Mein Name ist Fräulein Gloria und ich bin Schauspielerin. Danke für die Einladung, Herr Graf. Mein richtiger Name ist Hilde Wolf und bin Köchin, danke.“ Nun war auch die Frau mit dem blauen Kleid an der Reihe. „Ich bin Baronin von Porz und nehme an jeder Party des Herrn Grafen teil. Mein ‚bürgerlicher‘ Name ist Paula Janneg und bin Ärztin.“ Als letztes musste sich nun Jürgen vorstellen. Er hatte bereits einmal an dieser Tour teilgenommen, allerdings als Professor Bloom. „Mein Name ist Oberst von Gatow. Ich war früher beim Militär, bis ich austritt. Seither lebe ich von meiner Pension. Ich habe ein Geschenk für Sie mitgebracht.“, verkündete er und überreichte dem Grafen ein Paket. Bevor er es auspackte stellte sich Jürgen nochmal richtig vor.

„Ich bin Jürgen Krause und Assistent bei einer Fluglinie. Mein Chef, Herr Winter hat mich gebeten mit seinem Neffen und dessen Freunde etwas zu unternehmen und da ist mir diese Tour eingefallen. Ich bin ein alter Freund von Herrn Kowalsky und war bereits einmal dabei.“ Graf Eutin hatte das Paket ausgepackt und hielt einen Dolch in der Hand. Jürgen kramte schnell einen Zettel aus seiner Hosentasche und las. „Da ich weiß, dass Sie Waffen lieben habe ich Ihnen diesen seltenen Dolch mitgebracht.“ Der Graf bedankte sich und legte ihn beiseite. Nun stellten sich Flo, Jan und Marina vor. Sie waren froh, dass sie keine Rolle hatten, da es so einfacher war. Unerwartet stand Baronin von Porz auf und verließ den Raum. „Ich habe keinen Appetit mehr, Sie finden mich im Salon.“, rief sie noch nach hinten. „Flo, Jürgen hat dem Grafen einen Dolch geschenkt, das könnte schon ein Hinweis sein.“, flüsterte Jan seinem besten Freund zu. „In den ganzen Vorstellungen sind Hinweise versteckt, hast du das nicht bemerkt? Jeder hat etwas zu verbergen.“ Dann wollten die fleißigen Detektive einen Schluck zu sich nehmen. Flo war der erste, der sein Glas wieder hinstellte. „Das ist ja Alkohol!“, beschwerte er sich. „Egal, benimm dich!“, schärfte ihm Jürgen ein. „Nein, schon gut. Es ist das erste Mal, dass wir Kinder bei uns haben, was wollt ihr stattdessen?“, fragte der Graf. „Haben Sie nicht Milch oder sowas?“, fragte Marina schnell. Graf Eutin musste leider verneinen. „Milch haben wir leider nicht, aber Orangensaft. James wird euch etwas bringen.“ Er winkte seinem Butler, der sofort drei Gläser brachte. Nach dem Essen trat James in den Raum und zeigte den Gästen ihr Zimmer. Flo und Jan bewohnten eines, während Marina ihr eigenes hatte. Jürgen war auch nicht weit entfernt. Kurz nachdem sie ausgepackt hatten schlich Marina sich in das Zimmer der Jungen um sich mit ihnen zu beraten. „Irgendwie hat jeder etwas zu verheimlichen.“,

war Marina aufgefallen. „Das ist sicher bei allen Touren so, aber wer der wirkliche Mörder ist, oder sein wird müssen wir richtig ermitteln.“, warf Jan ein. „Was ist wenn es Jürgen ist?“, fragte Flo. „Dann überführen wir ihn natürlich!“, meinte Marina streng. „Ich glaube es war der Professor! Der Graf wollte seine Ausgrabungen nicht mehr finanzieren und da ist er ausgerastet.“, erzählte Jan seinen Verdacht. Seine Freunde schüttelten den Kopf. „Hast du es immer noch nicht kapiert? Jedes mal ist jemand anders der Mörder. Wir können erst mehr sagen wenn der Mord geschehen ist.“, redete Marina auf ihn ein. Jan rollte mit den Augen. „Ja, aber ich habe eine Überraschung für euch.“ Er hatte einen Sack dabei, indem sich etwas schweres befinden musste. Flo und Marina blickten überrascht als Jan das Cluedospiel von Jürgen auspackte. „Ich dachte, es könnte uns sicher helfen.“, erklärte dieser. Seine Freunde lobten ihn für diese Idee. Schnell sahen sich die Detektive die Karten genauer an. Es gab Karten für Personen, Waffen und Räume. „Nehmen wir zuerst Jürgen unter die Lupe!“, schlug Flo vor. Bald hatten sie Oberst von Gatows Karte und die des Dolches vor sich. „Unehrenhaft entlassen....“ , las Flo vor. „Muss nichts bedeuten.“, meinte Marina. Aber dann sahen sie den Dolch. Sie lasen ein paar Zeilen und sahen sich dann an. Schnell liefen sie aus dem Zimmer, hatten sich jedoch bald verlaufen.

Flo passte nicht auf und rempelte plötzlich James an. „Ach hier seit ihr. Ihr sollt in den Salon kommen.“, bat er sie. „Dort wollen wir auch hin! Aber wir haben uns irgendwie verirrt.“, gab Marina kleinlaut zu. „Kann ich verstehen. Diese Villa ist ein Labyrinth. Geht den Gang entlang und biegt links ab. Die dritte Tür ist es. Ihr könnt sie nicht übersehen.“, erklärte James ihnen den Weg. Die Detektive bedankten sich und rannten los. Kaum waren sie hinter der Ecke verschwunden nahm James seine Beine in die Hand. Sein Ziel war das Zimmer der Jungen und das des Mädchens. Als er eingetreten war bemerkte er das Cluedospiel auf dem Boden. Er grinste, doch eigentlich war ihm egal das sie schummelten. Er musste etwas erledigen.

In dem Zimmer der Jungen befand sich ein alter Schreibtisch mit mehreren Schubladen. In einer davon war ein Schloss eingebaut. James kramte einen Schlüssel aus der Hosentasche und sperrte umständlich auf. Im Inneren befand sich ein Gerät. Auf den ersten Blick konnte man nicht genau sagen um was es sich handelte. Er hantierte ein bisschen herum und sperrte wieder ab. Dann begab er sich in das Zimmer der Mädchens. Dort befand sich das Gerät in der Mauer. Eine kleine Klappe verschaffte Zutritt. Er führte die selbe Prozedur durch und wischte sich über die Stirn. Jetzt hatte er nur mehr das Zimmer von Herrn Reihmann vor sich.

„Aber, aber Herr Krause!“, kamen hinter Jürgen die belehrenden Stimmen seiner Schützlinge. Schnell drehte er sich um und sah die Detektive fassungslos an. „Es ist nicht so wie es aussieht!“, wehrte er sich.

Er und Baronin von Porz hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten. „Wers glaubt.“, spottete Jan. „Das gehört zu meiner Rolle, es steht auf dem Zettel.“, versuchte Jürgen die Sache aufzuklären. Die Kinder wussten das, ließen Jürgen jedoch noch ein bisschen leiden. Nun trat auch Professor Bloom in den Salon. Jürgen, oder besser Oberst von Gatow und die Baronin steckten die Köpfe abermals zusammen und taten verschwörerisch. Frau Weiss und Reverend Grün befanden sich bereits im Salon. Als letztes kamen Graf Eutin und Gloria ins Zimmer. Sie schienen sich leise zu unterhalten. „Meine lieben Gäste.“, stellte sich der Graf wieder in den Mittelpunkt. „Gleich vorweg. Sie dürfen sich untereinander nicht beraten. Falls Sie das doch tun, zeichnet eine versteckte Kamera in Ihren Zimmern alles auf. Diese Kameras sind auch dazu da, dass Sie nach der Fallösung ein Souvenir haben!“ Einige Gäste steckten die Köpfe zusammen. „Wir sind hier doch nicht bei Big Brother!“, beschwerte sich Frau Weiss. Der Professor pflichtete ihr bei. „Haben Sie eine Genehmigung dafür?“, wollte er vom Veranstalter wissen. Dieser nickte und zeigte sie ihm sogar. Dann trat James in den Raum. Er brachte Graf Eutin einen Brief, welchen er seinem Butler sofort aus der Hand riss. Er hatte den Dolch des Oberst eingesteckt, welchen er als Brieföffner benutzte. Danach legte er ihn auf einen Schrank. „Das gehört bestimmt dazu!“, flüsterte Marina den anderen zu. Graf Eutin las den Brief schnell durch und schob ihn dann ein. „Meine lieben Gäste, Sie dürfen sich frei im Haus bewegen. Bitte halten Sie die Bettruhe ein. Sie beginnt um 11 Uhr.“

Professor Bloom und Reverend Grün baten den Grafen um Eintritt in die Bibliothek. Der Reverend wollte Material für seine nächste Predigt besorgen und danach ins Arbeitszimmer. Graf Eutin nickte zustimmend.

Dann sah er ungeduldig zu Jürgen. Dieser erschrak. Schnell richtete er sich auf und suchte nach Worten. „Verehrter Graf, erlauben Sie mir Sie zu einer Runde Billard herauszufordern?“, fragte er nun. „Sehr gern, jedoch später.“, sagte dieser und verabschiedete sich.

„Das.... das war ein Schuss! Ich bin mir ganz sicher.“, stammelte Flo. Marina wehrte ab. „Es ist noch nicht die Zeit, also kann auch niemand schießen.“ Jan stürzte sich auf die Karten und suchte herum. „Aha!“, sagte er wissend. Er zeigte den anderen eine Karte mit einer Pistole darauf. „Als leidenschaftlicher Jäger, besaß Graf Eutin mehrere Revolver. Im Verlauf des Abends holte der Graf eine Pistole, da er glaubte, dass sich ein Eindringling auf dem Grundstück befände. Zu dieser Zeit waren aber alle Gäste auf ihren Zimmern, die Pistole wurde später im Speisezimmer gefunden.“, las Jan laut vor. „Wieso schreiben die so einen Müll?“, meckerte Marina. „Sicher zur Verwirrung. Oder es kann auch sein das dieses Mal die Pistole das Tatwerkzeug ist.“, kombinierte Jan. „He! Wollte der Reverend nicht ins Arbeitszimmer?“, fragte Flo nachdenklich. Jan und Marina stimmten ihm zu. „Am besten wir gehen mal dorthin!“, schlug Jan vor.

Auf dem Weg nach draußen schob Jan noch schnell die Karten der anderen Räume ein.

Sie ahnten jedoch nicht, dass sich beobachtet wurden. Die Kamera in Flo und Jans Zimmer funktionierte hervorragend. Der Mann, der die Bildschirme kontrollierte, saß in einem Raum direkt unter dem Wintergarten.

Im Moment funktionierten lediglich drei der Kameras. In den drei Zimmern, in denen er sie zum Laufen gebracht hatte, befanden sich Personen, die sein Vorhaben durchkreuzen konnten. Ein schneller Blick auf die Uhr ergab 20 Uhr. 45 Minuten noch. Dann war es soweit. Es musste alles perfekt ablaufen. Ein Fehler und es war aus. Er blickte zum Bildschirm von Professor Bloom, alias Herr Reihmann. Er war die größte Gefahr. War es Zufall, dass er an der Tour teilnahm? Der Mann schüttelte den Kopf. Er musste einfach alles so tun, wie er es geplant hatte. Im Schauspielern war er grandios. Er hatte es bereits oft getan und nun würde es vielleicht das letzte Mal sein.

Nicht nur der Mann machte sich auf das Kommende sorgen. Die Haustür zur Villa wurde geöffnet und James trat heraus. Er blickte sich suchend um und überzeugte sich, dass ihn niemand beobachtete. Dann lief er ein Stück von der Villa weg. Genauer gesagt, zu den Autos der Tourteilnehmer. Es befand sich ein Auto unter ihnen das jemand anderem gehörte. Am Steuer saß ein Mann der gemütlich rauchte. Es war unmöglich sein Gesicht zu sehen. Er trug lange, dunkle Klamotten und einen großen Hut. James rutschte auf den Beifahrersitz des Wagens. „Wie laufen es?“, fragte der Mann, der eindeutig Ausländer war. „Es läuft sehr gut. Es ist jetzt...ähhh.... kurz nach 20 Uhr. In zirka 45 Minuten ist es soweit.“, erwiderte James. „Migele nicht zufrieden!“, beschwerte er sich. James nickte schnell. „Ich verstehe, aber unser Lieferant hat sich eben dafür entschlossen und es geht ja auch

weiter. Also halb so schlimm!“, versuchte James den Mann zu beruhigen. „Ich werde die Sache noch ein bisschen weiter beobachten und in einer Woche kündigen. Hat Migele schon eine andere Arbeit für mich in Sicht?“, hakte er nach. Der Mann mit dem Hut gab einen Laut von sich der Ja und Nein heißen konnte. Nach dem Gespräch lief James zurück ins Haus. Der Mann mit dem Hut telefonierte nochmal kurz mit dem Handy. Es war zu erkennen, dass er Italienisch sprach. Plötzlich verzog er das Gesicht. Was sein Gesprächspartner sagte, ließ ihn nachdenken. Sein Auftrag hatte sich geändert. Er musste sich also etwas neues einfallen lassen.

„Ach ihr seit das! Was kann ich für euch tun?“, fragte Reverend Grün überrascht. Jan beschloss bei der Wahrheit zu bleiben. Es war nur ein Spiel, also bestand keine Gefahr. „Wir... ermitteln eben.“, antwortete er.

Reverend Grün blieb ruhig und grinste. „Und ihr haltet mich für den Mörder?“, fragte er amüsiert. Die Detektive redeten drum herum. „Also gut.“, begann Herr Grün. „Ich war zusammen mit Professor Bloom in der Bibliothek und bin gerade eben gekommen. Ich habe mir Bücher über Theologie geholt. Unter uns, Religion interessiert mich wenig, aber das ist eben meine Rolle. Noch Fragen?“ Reverend Grün erschien den

Kindern sehr auskunftsfreudig. „Nein, danke wir müssen auch schon weiter.“, verabschiedete sich Jan, auch für seine Freunde. „Wohin jetzt?“, fragte Marina schon etwas müde. „Fräulein Gloria müsste jetzt in der Halle sein.“, antwortete Jan, der eine Karte aus seiner Hosentasche gefischt hatte. Viele Türen bauten sich vor den Detektiven auf. Manche gehörten zur Tour und wieder andere waren privat. Als die drei jedoch bei der Halle

ankamen sahen sie niemanden. „Um diese Zeit müsste sie doch hier sein!“, wunderte sich Jan. „Die wird ihre Rolle wohl nicht so ernst nehmen.“, erwiderte Flo. Als sie wieder auf dem Gang waren, stießen sie mit jemanden zusammen. „Kinder, passt doch auf!“, ermahnte sie die Baronin.

Die Detektive entschuldigten sich. „Verzeihung, wo müssten Sie den jetzt sein?“, fragte Flo schnell. „Ich bin auf dem Weg in den Salon, wie es auf meinem Zettel steht.“, erklärte sie. „Verstehe, dann sind Sie pflichtbewusster als Fräulein Gloria.“, meinte Marina. Die Baronin sah sie fragend an.

„Na, die sollte doch in der Halle sein!“, erinnerte sie die Baronin. Im Nachhinein bereute sie es schon. Es hatte indirekt verraten, dass sie und ihre Freunde die Karten des Spiels besaßen. Die Baronin grinste. „Ich habe mir auch Karten zur Erinnerung eingesteckt, eigentlich ist das verboten, aber trotzdem nützlich! Übrigens habe ich vorhin Schritte in der Halle gehört. Vielleicht war Gloria nur zu früh dran.“ Die Detektive waren erleichtert, als die Baronin ihnen versprach nichts zu verraten. Sie legte ihren Finger auf die Lippen und setzte ihren Weg zum Salon fort. „Nächste Station Küche!“, befahl Jan den anderen. Ohne zu fragen folgten ihm Flo und Marina.

Sie erlebten eine Überraschung, als sie Gloria dort antrafen. Als sie die Kinder sah erschrak sie so, dass sie sich ans Herz fassen musste. „Ähhmm, Sorry, wir wollten Sie nicht erschrecken.“, entschuldigte sich Flo so schnell wie möglich. Jan musterte sie misstrauisch. „Eigentlich müsste Frau Weiss hier sein, was tun Sie hier?“, wollte er erfahren. Gloria beruhigte sich langsam und setzte zu einer Antwort an. „Ich weiß nicht wo Frau Weiss ist, ich hatte solchen Hunger, deswegen bin ich in die Küche.“ Gloria hatte mehrere Zutaten aus dem Kühlschrank geräumt. „Sie haben sich wohl etwas gekocht.“, bemerkte Marina. Gloria nickte schnell. „Ich war dabei mir Palatschinken zu machen, also wenn ihr mich jetzt alleine lasst, danke.“ „Wir gehen ja schon. Wiedersehen.“, verkrümelten sich die drei wieder. Ihr nächstes Ziel war die Bibliothek. Sie hatten erwartet Professor Bloom dort anzutreffen, doch Fehlanzeige. „Irgendwie ist niemand dort, wo er sein sollte. So macht das keinen Spass.“, schimpfte Flo. „Ja, aber es wird noch komplizierter.“, jubelte Jan. Flo konnte seinen Freund nicht verstehen.

Flo gefiel die Tour bis jetzt natürlich und sie war auch äußerst spannend. Aber immer wenn ein Fall anstand – oder hier so etwas ähnliches – drehte Jan total durch. Er dachte an nichts anderes mehr. Zum Glück konnte hier nicht viel passieren. Das hoffte er zumindest. „Sehen wir uns trotzdem ein bisschen um!“, schlug Jan vor. „Ihr könnt ja, ich gehe zurück ins Zimmer. Noch 15 Minuten bis zum Mord.“, meinte Marina und ging. „Langweilige Freundin hast du da!“, raunte Jan Flo zu. „Jetzt hör aber auf.“, antwortete Flo ihm scharf. „Jaja, reg dich nicht auf, du kriegst sie schon noch.“ Das war zuviel. Flo war sauer und stieß Jan von sich weg.

Dieser prallte direkt gegen ein Regal. Dieses gab nach und fing an heftig zu wackeln. „Ahh!“, Flo und Jan hörten einen tiefen Schrei. Schnell umrundeten sie das Regal und sahen Frau Weiss auf dem Boden liegen. Sie war von mehreren Büchern bedeckt. Schnell schafften die Jungen die Bücher beiseite und halfen der armen Frau auf. „Sollte das ein Anschlag werden? Ich bin doch nicht Graf Eutin!“, schimpfte Frau Weiss. „Das.... tut uns Leid. Es war keine Absicht.“, bedauerte Flo. „Schon gut, ich bin nicht nachtragend. Aber passt ab jetzt besser auf!“, belehrte sie die Frau. „Das werden wir!“, versprachen die Jungen. „Sagen Sie... was tun sie eigentlich in der Bibliothek? Sollten sie nicht in der Küche sein?“, fragte Jan trotz des Unfalls. Frau Weiss nickte. „Ja, sagt es bitte nicht weiter. Ich ermittle schon vor dem Mord. Ich wollte nach Professor Bloom sehen, doch dieser war nicht anwesend. Deswegen.... verdächtige ich ihn. Aber bitte erzählt es niemanden weiter. Es ist nur ein Verdacht.“, erzählte Frau Weiss. Dann tauchte plötzlich James hinter ihr und den Jungen auf.

„Ich weiß, ich sollte in der Küche sein, aber....“, stotterte Frau Weiss. James achtete gar nicht darauf. Ich möchte Sie bitten in die Küche zu gehen. Und ihr geht bitte auf euer Zimmer.“, gab der Butler Anweisungen. Er schien es nicht leiden zu können, dass jemand aus der Reihe tanzte. Frau Weiss und die jungen Detektive folgten und trafen sich wenig später in Marinas Zimmer. „Ich glaube ihr.“, meinte Flo. „Wenn sie die Mörderin wäre, was suchst sie dann in der Bibliothek?“ Die anderen gaben ihm Recht. „Hört ihr das?“, fragte Marina verwundert. „Was den?“ Jan hörte nichts. „Musik! Ich höre Musik.“, erwiderte das Mädchen. Jetzt hörten es auch die Buben. Leise Musik war zu hören. Sie klang klassisch und weit entfernt. „Könnte aus dem Musikzimmer kommen. Vielleicht hat es sogar mit dem Fall zu tun.“, sprach Jan seinen Verdacht aus. Die Musik hörte auf. Dafür war aber ein schriller, ohrenbetäubender Schrei zu hören. Er gehörte Fräulein Gloria.
 

Eine echte Leiche
 

„Es ist soweit.“, meinte Jan ernst. „Dann los!“, kommandierte Marina. Auf dem Gang stieß Jan mit jemanden zusammen. „Zum zweiten Mal heute.“, beschwerte sich James. „Sorry, wir müssen weiter.“, drängelte Jan und rannte an James vorbei. Seine Freunde taten es ihm nach. „Wohin?“, fragte

Flo auf einmal. „Natürlich zur Kellertreppe!“, erinnerte ihn Marina. Leider waren die drei Detektive die Letzten, die dort ankamen. Die anderen Teilnehmer standen um den Toten. „Ent...entsetzlich!“, schrie Gloria. Sie war auf die Knie gesunken. Nicht nur in ihrer Rolle schien sie gut zu schauspielern. Der Graf lag leblos da und es war eine Lache Blut unter seinem Kopf entstanden. „Total echt.“, raunte Marina Flo zu. „Da...da stimmt etwas nicht.“, schrie die Baronin plötzlich. Sie stürzte zu ihm und untersuchte ihm. „Achja, sie ist in Wirklichkeit ja Ärztin.“, erinnerte sich Flo. „Er.... er ist tot!“, schrie die Frau entsetzt auf. Die anderen standen einfach nur da. Sie realisierten nicht, was gerade geschah. Sie dachten noch immer, alles würde zur Veranstaltung gehören. Professor Bloom riss die Baronin zur Seite und versuchte den Grafen wachzurütteln. Vergebens. Flo wurde weiss im Gesicht. Marina stieß sogar einen leisen Schrei aus. „Ist er... wirklich... ?“, stammelte Jan erschrocken. Die Baronin nickte. „Ja, er zeigt keine Regung mehr.“ „Aber....das ist doch ein Spiel!“, warf Gloria ein.

Da waren sich die anderen Teilnehmer nicht mehr sicher. „Meine Damen und Herren, bitte bewahren sie Ruhe.“, bat sie der Professor. „Der Veranstalter, Herr Kowalsky ist tot. Ob es ein Unfall beim Spielen war, oder ein gezielter Anschlag ist noch unklar. Bitte bleiben Sie alle zusammen und folgen Sie mir. Wir werden die Polizei des Ortes verständigen. Es ist möglich, dass der Mörder unter Ihnen ist.“ Die Baronin sträubte sich. „Wie kommen Sie dazu uns Befehle zu erteilen? Außerdem könnten Sie es ebenfalls gewesen sein!“ Herr Reihmann nickte. „Das ist richtig. Ich bin zwar Polizist, aber nicht vor Verdächtigungen gefeit. Jetzt müssen wir jedoch telefonieren!“ „Das.....hätte ich nie gedacht.“, meinte Flo kreidebleich. „Da hat es jemand mit dem Mord wohl ernst gemeint.“, schluckte Jan. „He, Leute. Da...da sonst niemand im Haus ist, muss es doch einer der Teilnehmer gewesen sein!“, befürchtete Marina. Die Jungen mussten ihr leider zustimmen. „Ich war zur Tatzeit im Musikzimmer und Sie?“, sah der Polizist fragend die anderen an. „Also ich befand mich im Arbeitszimmer!“,

erhielt er die Erklärung von Herrn Kirchner. „Wie meine Rolle es befahl war ich in der Halle.“, antwortete Frau Wolf. Schnell mischten sie die drei Detektive ein. „Moment! Wir haben Sie doch in der Küche angetroffen.“, platzte Marina heraus. Herr Reihmann sah Frau Wolf skeptisch an. „Ja, das stimmt. Ich hatte noch Hunger. Aber ich war danach dort.“, setzte sie fort. Herr Reihmann schien mit der Antwort zufrieden. Die Baronin erklärte, dass sie im Salon gewesen war und Jürgen erzählte das er im Billiardzimmer wartete. „Und ich in der Bibliothek!“, berichtete Frau Weiss als letztes. „Aber Sie sollten in der Küche sein!“, entgegnete Jan.

„Woher weißt du das?“, fragte Herr Reihmann. Die drei gaben nun zu, dass sie die Karten des Spiels mitgenommen hatten und schon vorher ermittelten. „Das war auch mein Vorhaben.“, gab Frau Weiss bzw. Frau Schuster zu. „Frau Weiss kann die Tat also nicht mehr begangen haben. Reverend Grün wäre Zeitmäßig auch nicht in der Lage gewesen. Diese beiden haben somit ein Alibi.“, ermittelte Herr Reihmann weiter. Dann bat er die Teilnehmer ihm ins Arbeitszimmer zu folgen. Die Detektive und die Teilnehmer schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und gingen geordnet in das Arbeitszimmer. Reverend Grün hatte dort ein Telefon gesehen. Gemeinsam traten sie in das Zimmer ein. „Ahh, Hilfe.“, schrie Frau Weiss plötzlich. Sie war ausgerutscht und hingefallen. Der Reverend half ihr hoch. „Heute ist wirklich nicht mein Glückstag. Erst dieser Mord und jetzt das. Wieso liegt den der Teppich so zerwühlt da?“, schimpfte sie vor sich hin. „Keine Ahnung, vorhin wars nicht so!“, lächelte der Reverend verlegen. „Dort steht es!“, rief Jan dem Polizisten zu. „Ah, sehr gut.“

Herr Reihmann packte den Hörer und hielt ihn ans Ohr. Auf einmal verzog er eine ängstliche Miene und schmiß den Hörer wieder auf die Gabel. „Das Telefon ist tot!“, brüllte er verzweifelt. Ein paar der Gäste sahen ihn

verwirrt an. Jan sprang für Herrn Reihmann ein. „Der Anschluss muss kaputt oder zerstört sein, sodass wir keine Verbindung bekommen.“ „Was...was machen wir jetzt?“, fragten die ängstlichen Teilnehmer Herrn Reihmann. Dieser schien bereits eine weitere Idee zu haben. „Mit dem Auto sind wir in 15 Minuten im Dorf. Dort verständigen wir sofort meine Kollegen.“, erklärte er festentschlossen.

Als sie Gruppe jedoch draußen ankam, stand ihnen der Schweiß ins Gesicht. „Das... das gibt es doch nicht!“, stammelte Flo entsetzt. „Doch! Gibt es!“, brüllte Herr Reihmann. „Jemand hat alle unsere Reifen zerstochen.“, erklärte er und strich sich gestresst über den Nacken. „Müssen wir jetzt zu Fuß gehen?“, fragte Marina missmutig. Herr Reihmann schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Es ist zu weit und bei Nacht ist es auf Bergen zu gefährlich. Wir....wir warten bis morgen früh. Ich schlage vor, wir bilden zwei Teams. Eine versucht neue Reifen zu finden und die andere versucht die Telefonverbindung zu reparieren. Ist jemand von Ihnen technisch begabt?“ Zu seiner Überraschung hob nur Jan die Hand. „Ich kenne mich

bei solchen Dingen gut aus. Ich habe zwar noch nie Telefonkabeln repariert, aber dafür Kameras, meinen Videorecorder und andere Sachen.“, erzählte er stolz. Herr Reihmann fand den Vorschlag gut. Dennoch wollte er die Kinder nicht allein gehen lassen. Jürgen wollte sie anbieten, doch Frau Weiss kam ihm zuvor. „Ich kann auf die Kinder aufpassen, das ist gar kein Problem.“ „Gut, dann wären alle Aufgabe verteilt. Vorher müssen wir allerdings nochmal zurück und die Leiche untersuchen, Frau....“, erklärte er und sah die Baronin an. „Janneg.“, meinte diese trocken. „Richtig, Frau Janneg. Ich benötige Ihre ärztliche Meinung.“ Als die Gruppe jedoch zur Kellertreppe zurückkehrte erlebten sie eine böse Überraschung.

„Spinn ich?“, rieb sich Jürgen die Augen. „Nein, tun Sie nicht. Die Leiche ist tatsächlich verschwunden.“, seufzte Herr Reihmann. „Aber wir waren doch alle zusammen!“, erinnerte Frau Schuster. „Aber eine Leiche kann doch nicht einfach verschwinden!“, meinte Reverend Grün, der schon am Ende seiner Kraft war. Wie ein Blitz durchfuhr es Jan. „Ja...James! Er ist der Mörder!“, schrie er plötzlich. Als hätten sie gerade ein Monster gesehen, blickten ihn die Teilnehmer an. Flo und Marina wussten was Jan meinte. „Jan hat Recht!“, beharrte Marina. „Nur er hatte die Möglichkeit. Und er war allein im Haus, als wir bei den Wagen waren.“ Herr Reihmann schluckte. Der Verdacht der Kinder war schlüssig. Der Verdacht ruhte auf dem Butler des Hauses. Er bat nun die beiden Gruppen sich um ihre Aufgaben zu kümmern. Er selbst wollte auf eigene Faust nach James

suchen. Die Teilnehmer der Tour vertrauten ihm mittlerweile. Aber war das richtig?

Mörder gefunden?
 

„Wo sollen wir überhaupt suchen?“, fragte Flo ahnungslos. „Die meisten Sicherungen sind bei mir im Keller!“, warf Frau Schuster ein. Auf die Antwort hätte Flo verzichten können. Gerade war ein Mord geschehen und sie mussten in den Keller. Es war nämlich sehr gut möglich, dass James sich dort unten verstecken konnte. Plötzlich sah sich Frau Schuster um. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Marina. Frau Schuster lächelte verlegen. „Ja....ich habe meine Handtasche in der Bibliothek vergessen. Es dauert nur 5 Minuten, geht doch schon vor.“, erklärte sie und verschwand dann um die nächste Ecke. „Merkwürdig.“, dachte Jan laut. „Als uns der Unfall mit den Büchern passiert ist, habe ich gar keine Handtasche gesehen.“ „Aber wieso will sie unbedingt wieder in die Bibliothek?“, fragte Flo. „Ich werde es euch sagen.“, meinte Marina zuversichtlich. Die Jungen fragten sie was sie vorhabe. Marina wollte Frau Schuster etwas beschatten. Flo riet davon ab, da es ihm zu gefährlich erschien. Doch Marina argumentierte so, dass Frau Schuster doch nur eine alte Dame sei. Gleich darauf war sie auch schon verschwunden. „Und wir?“, fragte Flo weiter. „In den Keller!“, kommandierte Jan. Flo seufzte. Von Jan hatte

er auch nichts anderes erwartet.

„Bist du jetzt völlig durchgedreht Giovanni?“, schrie ihn James an. Dabei blickte er in den Lauf einer Pistole. „Nein, bin nicht. Migele haben befohlen alle Beweise zu zerstören.“ James war als der Mord entdeckt wurde, sofort aus dem Haus gerannt. Um die Ecke hatte er ein Fahrrad versteckt, mit dem er zurück ins Dorf radeln wollte. Einen Kilometer weiter kam ihm dann ein Auto entgegen. Der Mann mit dem Hut war ausgestiegen und richtete eine Pistole auf ihn. „Migele will alle Beweise beiseite schaffen? Heißt das, dass er Kowalsky.....“ „Und du...dich!“, redete Giovanni weiter. James stand starr da. Was sollte er unternehmen? Fliehen war unmöglich. Giovanni würde bald feuern und er... . „Du... du kannst mich doch nicht einfach töten. Wir kennen uns doch schon lange!“, versuchte James sein Glück. Der Mann mit dem Hut nickte. Sein Auftrag schien ihm ebenfalls nicht zu gefallen. „Zuhören!“, befahl er. „Du verschwinden aus Stadt, besser noch aus Land. Wenn Migele erfahren ich dich laufen gelassen, er tötet mich.“, schärfte er ihm ein. James atmete erleichtert. Er schwang sich

wieder auf sein Rad und befolgte Giovannis Vorschlag. Wenn Migele erfahren würde, dass er noch lebt war er ohnehin in Gefahr. Er hatte noch einen Cousin in Holland. Dort würde er für einige Zeit untertauchen.

„Was sucht sie hier nur?“, fragte sich Marina als sie die Bibliothek betrat. Sie war Frau Schuster mit sicherem Abstand gefolgt. Sie schien alle Regale abzusuchen. „Juhu!“, schrie sie plötzlich. Marina wagte sich näher heran und versteckte sich hinter einem der Regale. Vorsichtig guckte sie um die Ecke. Frau Schuster hielt ein Buch in der Hand, indem sie blätterte. Bald war sie durch und fluchte was das Zeug hielt. Dann zog sie etwas aus der Tasche. „Ein Handy!“, wunderte sich das Mädchen. „Aber wenn sie eines dabei hat, wieso hat sie es nicht Herrn Reihmann gegeben?“ Frau Schuster begann nun eine Nummer zu wählen. Den Tastaturklängen nach, musste sie sehr lang sein. „Jerry, bist dus?“ Der Gesprächspartner schien ein ‚Ja‘ von sich gegeben zu haben. „Es....es ist etwas passiert. Kowalsky ist tot. Aber wirklich, kein Spiel mehr.“ Am anderen Ende

schien eine lange Antwort zu folgen. Empört schrie Frau Weiss in den Hörer „Natürlich habe ich ihn nicht.... . Er wurde tot aufgefunden. Ein Mensch, wie er hat sicher mehr Feinde!“ Frau Weiss Gesprächspartner

schien zu überlegen. „Nein. Ich habe das Buch ‚Schneeweiss‘ gefunden. Aber von dem Geld keine Spur. Nichtmal ein Cent. Wir sollten die Sache abblasen. Kowalsky ist tot und unser Druckmittel ebenso!“ Ihr Gesprächspartner schien ihr zuzustimmen, wenn auch nur missmutig. Frau Schuster legte auf und wollte den Raum verlassen. Marina erschrak. Wenn sie jetzt ging, würde sie das Mädchen entdecken. Die Frau verheimlichte etwas und es konnte etwas verbotenes sein. Wenn sie Marina fand, dann... . Die Schritte der Frau kamen immer näher. Marina suchte nach einem Versteck, fand aber keines. Ein Globus! Nicht weit entfernt stand ein großer Globus. Dahinter konnte sich das Mädchen verstecken. Allerdings war es riskant. Sah Frau Weiss alias Frau Schuster genauer hin, konnte sie Marina bemerken. Doch das Mädchen musste es versuchen.

Sie hielt die Luft an und machte sich so dünn wie möglich. Frau Schuster blieb stehen. War Marina entdeckt worden? Nein. Frau Schuster verließ das Zimmer wieder. Marina atmete auf. Jetzt musste sie schnell zu Flo und Jan, um ihnen alles zu erzählen.

„Es werde Licht!“, sprach Jan feierlich und betätigte den Lichtschalter. Schnell wurde es im Keller hell. „Also wenn er hier ist, dann können wir lange suchen.“, jammerte Flo. Der Keller war riesig. Es gab mehrere Kellerräume, die aber fast alle leer standen. „Wir teilen uns einfach auf, dann finden wir ihn schon.“, schlug Jan vor. Flo sträubte sich. „Und was wenn James hier ist? Dieser Kerl ist gefährlich.“, gab er zu bedenken. Jan winkte ab. „Selbst wenn, stellen wir ihn einfach. Dann haben wir den Mörder!“ Flo tippte sich auf die Stirn. „Und wenn er eine Waffe bei sich hat? Du scheinst die Situation zu unterschätzen. Diesmal haben wir es mit einem Mord zu tun.“, redete Flo auf seinen Freund ein. Dieser blickte beleidigt zu Boden. „Schon gut, ich habe kapiert. Du kannst meine detektivische Leidenschaft nicht ausstehen. Ab jetzt werden wir eben vorsichtig sein!“ Die Jungen stiegen die Treppe hinab und fanden sich im ersten Raum wieder. „Kein James!“, beruhigte Jan seinen Kumpel. „Was ist den das?“, fragte Flo auf einmal und zeigte auf ein großes Loch in der Mauer. Jan zuckte mit den Schultern. „Sieht aus wie ein Gang in der Mauer. Und eine weitere Spur!“, verkündete er freudig. Flo seufzte über seinen unbelehrbaren Freund. „Ausrüstungsgegenstand Nummer 1.“, verkündete er und zog eine Mini-Taschenlampe aus der Hosentasche. Flo hielt ihn zurück. „Wir sollten Herrn Reihmann verständigen. Der Gang sieht nicht sicher und stabil aus. Außerdem ist er ein gutes Versteck für Mörder!“, wies Flo darauf hin, dass James sich dort befinden konnte.Doch anstatt zu antworten marschierte Jan zielstrebig auf den Gang zu. Das Licht der Mini-Taschenlampe war zum Glück ausreichend. Jan und Flo mussten sich geduckt halten um vorwärts zu kommen. „Bis jetzt noch kein Mörder in Sicht.“, meinte Jan. Bald waren sie an einer Biegung angekommen. „Das sind vier Gänge.“, zählte Flo. „Dann erkunden wir sie mal aus.“, meinte Jan. „Aber zusammen!“, verlange Flo. Jan nickte zustimmend und die Jungen wählten den ersten Gang aus. Es dauerte etwas bis sie am Ende angelangt waren. „Eine Sackgasse.“, meinte Flo.

Jan schüttelte den Kopf und zeigte auf eine Leiter. Sie führte nach oben. Jan stieg nach oben, wo sich ein Brett befand. Es musste eine Art Falltür sein. Er schlug sie auf und erkannte sofort den Raum, indem er sich befand.

„Das ist die Küche!“, rief er Flo zu. Bei diesem blitzte es. „Komm wieder runter, ich habe einen Verdacht.“ Jan kletterte wieder abwärts und hörte Flo zu. „Diese Gänge wurde angelegt, um zwischen den Räumen zu wechseln. Sie sind wie im Spiel. Küche, Wintergarten, Salon und Arbeitszimmer sind miteinander verbunden.“ Für Jan klang das logisch. Sie erkundeten einen weiteren Gang aus und fanden sich unter dem Wintergarten wieder.

„Den nächsten!“, befahl Jan. Als sie jedoch im nächsten Gang eintrafen fiel Jan etwas auf. Er leuchtete gerade den Boden ab, als er eine kleine Lache Blut entdeckte. „Von wem die stammt?“, fragte er sich.

„Sieht noch frisch aus.“, war Flos Meinung. Der Raum, in dem der Gang endete war das Arbeitszimmer. „Sehen wir mal nach!“, entschied Jan. Er stieg wieder auf die Leiter und öffnete die Geheimtür. Diesmal war sie schwerer. Das lag daran, dass ein Teppich darüber lag. Als sie endlich im Zimmer waren schreckte Flo zurück. „Eine Pistole!“, rief er aufgeregt. Jan hatte sie auch bemerkt. Sie lag weniger Zentimeter neben der Falltür. Er griff sie an und untersuchte sie. „Flo...ich .... ich glaube die ist echt.“, stutzte er. „Ist es keine Requisite?“, fragte Flo. Jan nahm nochmals die Pistolenkarte aus der Tasche. Laut Karte stimmt es. Die Pistole ist hier richtig.

Aber wieso ist sie echt? Außerdem muss es die sein, die Graf Eutin verwendet hat.“, stellte der Junge fest. „Er hat sich an seine Rolle gehalten und? Wieso ist das so.....“ Flo stockte. Jan nickte ihm zu.

„Das Blut im Gang kann nur vom Grafen stammen. Ich habe einen Verdacht, komm mit.“ Jan schob sich wieder in den schmalen Gang und setzte seinen Weg fort. Flo hinterher. Er konnte sich denken, was Jan herausfinden

wollte. Dieser wollte gerade in den letzten Gang einbiegen, als ihn zwei dicke Arme packten. „Ihr verdammten, kleinen Rotznasen!“, brüllte Reverend Grün. Flo wich zurück. Herr Kirchner hielt Jan festumschlungen und gab ihm keine Möglichkeit zur Flucht. „Lass....lassen Sie Jan los!“, verlangte Flo mutig. Reverend Grüns Gesicht spiegelte mehr Angst als Wut. Jan ließ sich nicht beeindrucken. „Sie haben den Grafen umgebracht. Nachdem dieser den Schuss hinter dem Haus abgefeuert hat, ist er in den Salon gegangen. Sie haben den geheimen Gang im Arbeitszimmer entdeckt und sind so in den Salon gelangt. Dort haben Sie den Grafen dann erschlagen.“ Herr Kirchner verzog gestresst das Gesicht. „Sie sind samt Leiche zurück ins Arbeitszimmer. Im Gang sind noch Blutspuren von ihr. Der Weg vom Arbeitszimmer zum Salon dauert in diesem großen Haus zirka 10 Minuten. Durch den Gang ist man schneller dort und zurück. Im Arbeitszimmer hat Herr Kowalsky aber seine Pistole verloren, die er wahrscheinlich eingesteckt hatte. Die Kellertreppe ist nicht weit vom Arbeitszimmer entfernt. Sie haben den Grafen hinausgeschleift und sind zurück ins Zimmer. Sie haben die Falltür versteckt und gewartet

bis Frau Wolf die Leiche fand. Einen Fehler haben Sie gemacht. Nachdem Sie die Leiche fortgebracht, haben Sie den Teppich nicht wieder gerichtet. Bei unserem gemeinsamen Eintreffen im Arbeitszimmer war dieser zerwühlt. Die Telefone im Haus funktionieren übrigens bestens. Nur das, welches Sie vorgeschlagen haben war nicht angeschlossen. Ein perfider Plan!“, schloss Jan seinen Bericht. Flo war verblüfft, was Jan herausgefunden hatte. Herr Kirchner ließ nun von ihm ab. Jan rannte zu seinem Freund. Der Reverend sank nun auf den Boden und begann zu heulen. „Es ist aus. Es ist alles aus. Ich wollte das doch nicht.“ Wie Herr Kirchner so am Boden lag, verschwand plötzlich die Angst aus den Jungen. „Was heißt Sie wollten ihn nicht töten? Es war ein geplanter Mord, das habe ich Ihnen gerade erklärt.“, beharrte Jan auf seinem Standpunkt. Herr Kirchner versuchte sich wieder fassen und rang nach Worten.„Ich....ich sollte ihn doch töten! Ich war der Mörder des Spiels!“, versuchte er eine Erklärung zu liefern. Das überraschte die Jungen. „Aber Sie mussten ihn doch nicht gleich richtig umbringen!“, warf ihm Flo vor. Herr Kirchner nickte schwach. „Ich habe doch nur ganz leicht zugestochen.... mit dem Dolch.... im Salon. So stand es in meinen Anweisungen. Ich habe ihn doch kaum damit berührt. Aber er ist zusammengesackt und hat geblutet. Zuerst habe ich mich gewundert und dann habe ich alles gemacht wie aufgetragen. Erst als er im Gang war, habe ich bemerkt das er vielleicht wirklich tot war.“, jammerte der Mann. In Flo und Jan kamen nun Zweifel auf. „Bitte...bitte kommen Sie kurz mit.“, bat ihn Jan. Der Mann war völlig am Ende und die Jungen mussten ihm aufhelfen. Bald waren sie bei der Leiter angekommen, die in den Salon führte. Widerwillig zog es den Reverend wieder an den Tatort. Sofort wich er zurück. „Da... das Messer!“, sagte er verschreckt. Die Jungen begutachteten es sofort. „Aber... aber das ist doch nur.“, begann Flo. Jan nickte ihm zu. „Das ist ein Requisit. Damit kann man niemanden töten.“, meinte dieser schließlich. Herrn Kirchners Miene ändertete sich. Es bestand die Möglichkeit, dass er doch niemanden getötet hatte. „Ich habe einen Verdacht.“, meinte Jan schnell. „Der Mörder ist lange vorher in den

Salon gekommen und hat Herrn Kowalsky getötet. Dann brauchte er nur mehr Sie! Sie sollten als Sündenbock herhalten und einen falschen Mörder darstellen. So konnte der richtige Mörder hoffen davon zu kommen.“, kombinierte Jan.

Viele Lügen
 

„Ich glaube euch!“, verkündete Herr Reihmann. Trotzdem wollte er mit Herrn Kirchner nochmals alleine sprechen. Alle Teilnehmer waren nun überzeugt, dass nur James als Mörder in Frage kam. Jeder konnte sich wieder frei bewegen. Herr Reihmann machte sich daran sie Polizei anzurufen.

Er wählte eine kurze Nummer und wartete. „Polizeistation, Schreiner mein Name. Was kann ich für Sie tun. „Guten Tag, mein Name ist Horst Reihmann. Ich bin Teilnehmer an der Cluedo-Tour.“

Der Polizist kannte diese. „Es.... es ist ein Mord geschehen. Ein echter!

Der Veranstalter, Herr Kowalsky ist ums Leben gekommen.“, erzählte der Professor seinem Kollegen. „Ich verstehe. Allerdings können wir nicht bis morgen früh kommen. In Ihrer Nähe ist ein Steinschlag passiert

und die Straße ist gesperrt worden.“ Dieser Antwort gefiel Herrn Reihmann wenig. „Aber hören Sie! Der Mörder könnte immer noch im Haus sein.“ Seine Beschwerden halfen nichts. Der Polizist versprach sein Möglichstes zu tun. Dann legte er auf. Oder besser gesagt er unterbrach die Verbindung.

Der Mann schnaufte. Auf dem Boden lag ein Wörterbuch, aus dem er sich vorhin etwas herausgesucht hatte. „Deutsche Sprache schwer.“, seufzte er und ließ sich auf den Boden fallen. Er hatte einen Unterbrecher in die Telefonleitung eingebaut um alle ausgehenden Gespräche abzufangen. Nun musste er seinen Auftrag nur noch beenden. Und der lautete, alle Beweise zu vernichten, die Leiche zu beseitigen und den Mörder von Kowalsky, der in alles eingeweiht war zu entfernen.

Stolz kehrten die Jungen und Marina zu ihren Zimmern zurück. Marina wollte gerade in ihres eintreten, als sie ein „He!“ hörte. Schnell ging sie zurück zu ihren Freunden um zu sehen, was los war.

Diese starrten fassungslos auf ihre Zimmertür. „Was ist passiert?“, wollte Marina von ihren Kumpels wissen. Jan zeigte stumm auf ihre Tür. Auch Marina war überrascht und etwas verschreckt. Mit einem Messer war ein Stück Papier auf der Holztür befestigt worden. Das Messer steckte tief im Holz. „Ist.... ist das Blut auf dem Papier?“, fragte Flo zögernd. Jan, der immer noch erschrocken war, nickte heftig. „Ja, ist es. Aber seht es euch genauer an.“ Flo und Marina wussten erst nicht, was ihr Freund meinte, doch dann sahen auch sie es. Auf den ersten Blick sah es aus, als wären es ganz normale Blutspritzer, doch bei genauerem Hinsehen, bemerkte man, dass es sich um Buchstaben handelte. „Da... da hat jemand etwas geschrieben. Mit Blut!“, stellte Flo fest. Jan war der erste, der wieder Mut fand und den Zettel abriss. „Könnt ihr das entziffern?“, fragte Marina ihre Detektivkollegen. Jan studierte den Zettel, bis er alle Buchstaben erkannt hatte. Dann begann er zu lesen. „Warnung. Ihr habt gerade etwas sehr dummes getan. Es ist nun nicht mehr zu ändern, aber noch so eine Aktion und die nächsten Toden werdet ihr sein!“ Den jungen Detektiven wurde mulmig zumute. Es handelte sich eindeutig um einen Drohbrief. Jemand wollte nicht, dass sie schnüffeln. Die drei zogen sich in das Zimmer der Jungen zurück um zu beraten. „Die wichtigste Frage zuerst. Von wem stammt das Ding?“, interessierte Jan brennend. „Möglicherweise von James.“, gab Flo als Antwort an. Diese Idee gefiel aber weder Jan noch Marina. Das hieße nämlich, dass James sich frei im Haus bewegte und alles tun konnte, was er wollte. „James kennt bestimmt viele Gänge und Zimmer, die wir nicht kennen. Es wäre für ihn kein Problem, diese Nachricht zu schreiben.“, meinte Marina. „Ob das Blut von Herrn Kowalsky stammt?“, wollte Flo in Erfahrung bringen. Seine Freunde konnten ihm darauf keine Antwort geben. Unerwartet wurde die Tür zum Zimmer aufgestoßen. Reflexartig versteckte Jan die Botschaft hinter seinen Rücken. Jürgen war ins Zimmer getreten und hatte eine ernste Miene aufgesetzt. Im Zimmer der Jungen mussten sich Flo, Jan und Marina nun eine Standpauke anhören. Jürgen erklärte ihnen zichmal, dass Flos Onkel ihm vertraute und er auf sie aufpassen musste. Und, dass es hier um einen Mord ging. Das schärfte er besonders Jan ein. Er hatte seine lockere Art schon bemerkt. Die Kinder entschuldigten sich für ihren Alleingang und versprachen es nie wieder zu tun. Dabei hielten sie natürlich die Finger gekreuzt. Doch eines stand fest. Der Fall war noch lange nicht geklärt. Im Moment sah es danach aus, als wäre James der Mörder. Er hatte Herrn Kirchner als Sündenbock benutzt. Aber es gab noch offene Fragen. Wo war James jetzt? Hatte er die Leiche verschwinden lassen? Wenn ja wozu? Was verheimlichte Frau Schuster? Marina hatte den Jungen ihre Erlebnisse berichtet. Herrn Reihmann hatten sie vorsichtshalber nichts erzählt. „Aber das war noch nicht alles.“, begann das Mädchen wieder. Die Jungen hörten gespannt zu. „Als Frau Schuster weg war, habe ich durst bekommen!“ Jan verzog das Gesicht. „Das hättest du auch für dich behalten können.“ Marina schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Ihr wisst doch, dass mein Lieblingsgetränk Milch ist.“ Jan nickte und flüsterte Flo etwas ins Ohr. „Merk dirs, vielleicht kannst du sie so mal überraschen!“ Flo hörte gar nicht zu. Ihn interessierten Marinas Erzählungen mehr. „Erinnert ihr euch? Ich habe beim Abendessen um Milch gebeten, weil mir...ähhh.. uns der Alkohol nicht geschmeckt hat. Der Graf sagte, er habe keine Milch.“ Die Jungen stimmten ihr zu. „Als wir Frau Wolf in der Küche getroffen haben, hat sie gesagt sie macht sich Palatschinken. Aber wie will sie das ohne Milch machen? Sie kann es auch nicht vergessen haben.

Sie ist Köchin, ihr passiert das nicht.“ Jan und Flo verstanden. Fräulein Gloria hatte sie belogen. Sie wollte etwas anderes in der Küche. Da fiel Flo etwas schreckliches ein. Als die Leiche verschwand waren sie zwar alle zusammen, aber für den Mord hatten nur Herr Kirchner und Frau Weiss ein Alibi. „Jürgen können wir auch ausschließen.“, meinte Flo. „Mir ist noch etwas aufgefallen.“, begann Jan. „Ich kann mich auch irren, aber...“ „Unmöglich!“, warf Flo ein. „Deine Kombinationen bei Herrn Kirchner waren auch alle richtig.“ Jan fühlte sich geschmeichelt und setzte fort. „Die Baronin ist doch Ärztin. Als sie Herrn Kowalsky den Puls gefühlt hat, hat sie nicht versucht ihn wiederzubeleben.“ Flo und Marina stimmten ihm zu.

Er konnte sich irren. Aber er konnte auch Recht haben. Flo sprach einen weiteren Verdacht aus. „Also... ich habe zwar keine Beweise oder Indizien, aber.... dieser Polizist kommt mir etwas faul vor.“ Jan und Marina teilten seine Meinung nicht. Für sie war Herr Reihmann außer Jürgen der einzig nicht Verdächtige in diesem Fall. Trotzdem beschlossen sie Flos ‚Gefühl‘ miteinzubeziehen. „Das Telefon funktioniert doch wieder!“, fiel Flo ein. „Ich werde versuchen Niko anzurufen. Er kann mir sagen, ob Herr Reihmann ein Polizist ist.“ Jan und Marina fanden das eine tolle Idee. Jan entschied sich dafür die Gänge nochmals anzusehen, während

Marina Frau Wolf abtasten wollte.

Der Mann in der Kommandozentrale tobte. Es lief überhaupt nichts nach Plan. Dieser Kinder! Diese verdammten Kinder machten ihm die meisten Sorgen. Nicht nur das sie die geheimen Gänge entdeckt hatten. Sie hatten Kirchner geholfen und seinen Plan teilweise aufgedeckt. Es wurde einfach zu gefährlich. Er musste verschwinden. Sofort! Er würde noch alles zu Ende bringen und dann abhauen.

Es dauerte etwas, bis sich Niko meldete. „He, kleiner Bruder, wie geht es dir? Ich habe gehört Onkelchen ist verreist?“ „Hallo Niko. Ja, sein Assistent begleitet uns. Aber... ich habe eine Frage.“ Niko hörte gespannt zu. Flo kam nun auf Herrn Reihmann zu sprechen. Er hörte das Knurren seines Bruder. Warum willst du das den wissen?“, fragte er äußerst misstrauisch.

Flo wollte seinen Bruder nicht belügen, also schwieg er. „Das letzte Mal als ihr sowas von mir wissen wolltet wurde ich entführt und in einen Keller gesperrt.“, erinnerte Niko seinen kleinen Bruder. Dieser bedäuerte, dass es ihm Leid täte, er aber unbedingt eine Antwort brauche. Widerwillig rang sich Niko dazu durch. Flo musste fünf Minuten am Hörer bleiben.

Solange dauerte es bis der Computer Horst Reihmann finden konnte. „Also.“, meinte Niko. „Es gibt 6 Reihmanns in der Polizei. Zwei in Bregenz, einer in Tirol, zwei in Wien und einer in Kärnten.“ Flo strahlte.

Er lag also falsch. „Aber es gibt keinen Horst Reihmann bei der Polizei.“, schloss Niko den Bericht. Flo schluckte. Er hatte also doch Recht. Auch Reihmann hatte sie belogen. Fast alle Tourteilnehmer hatten falsche Personalien angegeben. Flo bedankte sich und legte dann auf.

Das Skelett im Keller
 

„Sie sind die Mörderin!“, warf Marina Fräulein Gloria vor. Diese zeigte keine Regung. Marina bewunderte sich für ihren Mut. Doch höchstwahrscheinlich war es ein Fehler die Frau direkt auf ihre Vermutung anzusprechen. Allerdings war Herr Reihmann bei ihr, was sie beruhigte. „Was sagen Sie zu den Vorwürfen?“, fragte der Polizist die junge Frau. Diese seufzte. „Es wäre ja sowieso ans Tageslicht gekommen.“ Marina und Professor Bloom erschraken. „Dann waren Sie es also!“, sprach er. Gloria schüttelte den Kopf. „Nein. In Wirklichkeit.... gehöre ich zu Detektive-Tours.“ Marina verstand kein Wort. „Ich habe an der Tour teilgenommen, um die Konkurrenz auszuspionieren. Deswegen war ich auch in Räumen, in denen ich nicht sein sollte.“ Herr Reihmann wurde nun einiges klar. „Gut, Sie dürfen wieder gehen. Sie haben nichts unrechtes getan.“ Gloria nickte und ging zurück in ihr Zimmer. Marina erzählte auch von Frau Schuster und Herr Reihmann versprach ihr sich auch darum zu kümmern.

Inzwischen war Jan wieder in den feuchten Keller zurückgekehrt. „Wenn mich Jürgen jetzt sehen könnte!“, führte Jan ein Selbstgespräch. Wieder bog er in den Gang ein, der ihm letztes Mal die Lösung auf ein Rätsel eingebracht hatte. Sein Ziel war die Stelle mit dem Blut. Er wusste nicht was er hoffte zu finden, doch er versuchte einfach sein Glück. Letztens lag er damit goldrichtig. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe den Fleck ab. Plötzlich hob er die Augenbrauen. Irgendwas stimmte nicht. Das Blut war rot. Normalerweise wäre das ja normal, doch wenn Blut länger liegt, verfärbt es sich braun. Das hatte Jan aus dem Biologieunterricht behalten. „Sehr merkwürdig!“, murmelte er vor sich hin. Auf einmal hörte er ein Knirschen. Jan hörte genau hin und war sich sicher das Geräusch kam aus dem Gang, der zum Wintergarten führte. Geduckt schlich er in den Gang und fand auch bald sein Ziel. „Den habe ich ja überhaupt noch nie gesehen!“, staunte der Junge als er plötzlich vor einem weiteren Gang stand. Er erstreckte sich kurz vor dem Ausgang zum Wintergarten. Dann bemerkte Jan wieso. In der Wand befand sich ein versteckter Schalter. Ein kleines, gelbes Lämpchen blinkte auf. „Ok, Jan! Das könnte die entscheidende Spur sein! Jetzt keine Angst zeigen.“, redete er sich immer wieder ein. Der Gang unterschied sich wenig von den anderen. Gut, er war breiter, aber sonst... . Der Gang endete in einem geräumigen Zimmer. Es war höhlenartig und Staub rieselte von der Decke. Jan leuchtete den Raum genau ab. Er sah eine dicke Eisentür, vor die ein Riegel geschoben war. Links im Raum erkannte Jan mehrere Kisten. Er versuchte sie aufzubekommen, aber vergebens. Er sah sich weiter um, bis er es entdeckte. Jan ließ die Taschenlampe fallen und schrie so laut wie es ging. Die Angst hatte ihn gepackt. Keine Spur mehr von Mut oder Abenteuerlust. Er musste hier hinaus. Sein Fund war zu schrecklich. Neben den Kisten, in einer Ecke befand sich ein Skelett. Jan hatte die Taschenlampe fallen lassen, doch sie leuchtete immer noch auf es. Ein ekeliger, fauliger Gestank durchzog den Raum. Noch immer hingen Hautfetzen von dem fast völlig verwesten Skelett. Jan begann zu schwitzen und es gelang ihm nur schwer zu atmen. „Hast du also mein kleines Geheimnis gelüftet.“, säuselte eine Stimme hinter ihm. Ohne das Jan es bemerkt hatte, war die Eisentür aufgegangen und ein war Mann herausgetreten. Jan konnte sein Gesicht nicht erkennen, da er die Taschenlampe nicht mehr hielt. Mit einem Ruck beförderte der Mann Jan nach oben. Mit einem starken Griff brachte er den Jungen in den Raum, hinter der Tür. Er stieß ihn hinein und sperrte von außen ab. Jan hörte ihn lachend fortgehen. Er rüttelte an der Tür, doch kein Erfolg. Es dauerte etwas, bis er sich wieder beruhigte. Er sah sich in seinem Gefängnis um und bemerkte sofort die großen Fernseher. Der Detektiv stutzte. Auf den Monitoren waren die Zimmer der Teilnehmer zu sehen. Videokameras mussten alles aufzeichnen. Jan erinnerte sich wieder. Graf Eutin hatte ihnen gesagt das ihre Erfolge gefilmt wurden. Jans Peiniger, musste das zu seinem Vorteil genutzt haben und alle Schritte der Detektive beobachtet haben.

„Das hätte ich echt nicht gedacht!“, meinte Marina. „Doch, Niko hat es bestätigt. Dieser Reihmann ist kein Polizist.“ „Können wir überhaupt noch jemanden vertrauen?“, fragte Marina seufzend. Flo nickte.

„Herrn Kirchner, dessen Unschuld wir bewiesen haben und natürlich Jürgen.“ Das beruhigte Marina jedoch wenig. „Flo, wo bleibt eigentlich Jan? Ich dachte ihr seit immer zusammen?“, wollte das weibliche Mitglied der Clique wissen. Flo hob die Schultern. „Nicht immer. Manchmal ist er einfach nur nervig.“, antwortete der Junge. „Und was, wenn er in Gefahr ist?“, befürchtete Marina. Flo grinste nur. „Der doch nicht. Er ist der mutigste den ich kenne. Naja... aber leider sieht er auch nie die Gefahr. Trotzdem. Ihm geht’s sicher gut. Bestimmt ist er gerade wieder auf etwas gestoßen und kommt bald zu uns.“ Marina gab sich mit der Antwort zufrieden. Sie warf sich auf ihr Bett und ruhte sich kurz aus. Dann schoss sie wieder hoch. „Ins Arbeitszimmer!“, kommandierte sie. Flo sah sie fragend an. Als das Mädchen jedoch losstürmte, folgte ihr der Junge einfach. Dort angekommen schien Marina nach etwas zu suchen. „Suchst du was Bestimmtes?“, fragte Flo ungeduldig. Marina war gerade unter den Schreibtisch gekrochen, als sie sagte: „Ja, die falsche Pistole.“ Flo verstand nicht ganz. „Die Pistole, die du und Jan gefunden habt war echt. Die hier ist falsch. Also warum hat Herr Kowalsky eine echte Pistole dabei?“ Flo hatte darauf keine Antwort. Hinter dem Haus hatte es sich der Mann mit dem Hut zwischen einigen Tannen gemütlich gemacht. Er wusste, dass sein Opfer bald aus dem Haus kommen müsste. Das Warten fiel ihm schwer. Er hatte letzte Nacht schon nicht geschlafen. Falls es zu einem Kampf kommen sollte,

würde er den kürzeren ziehen. Plötzlich erschütterte ein lautes Gedöse die Ruhe der Nacht. Der Mann zuckte zusammen. Was war das? Geduckt rannte er ein Stückchen weiter. Ein Lastwagen! Weniger Meter vor dem Haus war tatsächlich ein Lastwagen vorgefahren. Er parkte in einigem Abstand zum Haus, sodass er nicht entdeckt werden konnte. Der Mann mit dem Hut dachte angestrengt nach. Was wollte der LKW hier? Natürlich! Jetzt wusste Giovanni, was sein Opfer vorhatte. Er wollte die Ware wegschaffen, aber das musste er verhindern. Im Moment befand er sich auf dem Hügel, oberhalb der Villa. Im Schutz der Bäume, pirschte er

sich immer näher an den LKW heran. Bald befand er sich auf gleicher Höhe und konnte den Fahrer ausmachen. Es war ein rundlicher Mann mit blonden Haaren. In der rechten Hand hielt er ein kleines Fläschchen, aus dem er immer wieder trank. Wahrscheinlich befand sich Alkohol darin.

Giovanni fasste einen tollkühnen Plan. Im Schutz der Dunkelheit schlich er zielstrebig auf den LKW zu. „Hallo!“, begrüßte er den Fahrer. Dieser reagierte sofort und stieg aus. „Ähhmmm...hallo. Sind Sie der Auftraggeber?“, fragte er mit aufrechter Haltung. „Sie sollen Kisten transportieren, stimmts?“, hakte Giovanni nach. Der Fahrer sah am Akzent, dass er Italiener war. Er sah auf einen Zettel und nickte dann.

„Gut, Kisten in Haus.“, erklärte er. Wieder nickte der Mann. Doch kaum hatte er Giovanni den Rücken zugekehrt, zog dieser eine Pistole und schlug sie über seinen Kopf. Der Fahrer sackte bewusstlos zusammen. Dann begann Giovanni ihm die Kleider auszuziehen.

„Warum willst du die den mitnehmen?“, wollte Flo von Marina wissen. Diese hatte nämlich gerade die Pistolen-Requisite eingesteckt. „Nur so. Vielleicht brauchen wir sie noch. Aber jetzt sehen wir uns mal im Musikzimmer um.“ Flo sah sie fragend an. „Was wollen wir den dort?“ Marina verrollte die Augen. „Na was schon. Herr Reihmann war zuletzt dort. Er hat uns belogen, also sehen wir uns dort mal genauer um.“, beschloss das Mädchen. So ergab es sich, dass die zwei Detektive sich wenig später im Musikzimmer umsahen. Es hatte vier verschiedene Eingänge, was besonders Flo übertrieben fand. Es befanden sich mehrere Stühle und Bänke an den Wänden. In allen Ecken gab es Schränke, in denen Flöten, Trommeln und andere Instrumente eingeordnet waren. In der Mitte des Zimmer stand ein großes Klavier. Es sah teuer und noch recht neu aus. „Ahhhh, mist!“ „Was ist den?“, fragte Marina besorgt. „Ich... ich bin ausgerutscht.“ Flo richtete sich wieder auf und betrachtete den Boden. Er war über ein Seil gestolpert. „Das kennen wir doch.“, überlegte Marina laut. Flo gab ihr Recht. Es war das Seil das Professor Bloom, welches er beim Abendessen dabei hatte. Er hatte es um ein Paket gewickelt gehabt. „Was tut das blöde Ding hier?“, verlangte Flo zu wissen. „Ich habe zwar nicht Jans Karten, wette aber, dass es zur Tour gehört.“, war Marinas Meinung. „Herr Reihmann hat es mitgeschleift.“ Jetzt fiel Flo etwas ein. „Kurz vor dem Mord haben wir doch Musik gehört! Das war bestimmt Reihmann.“ Marina begab sich zum Klavier und klappte den Flügel nach oben. „Hab ichs mir doch gedacht.“, meinte sie triumphierend und zog einen Kassettenrecorder heraus. „Die Tour verlangt, dass Professor Bloom am Klavier spielt. Herr Reihmann kann wahrscheinlich nicht spielen, deswegen der Rekorder.“ Für Flo klang das schlüssig. „Wenn er aber den Rekorder hat laufen lassen, hatte er genug Zeit für etwas anderes.

Marina schluckte. „Dann... ist es sehr gut möglich, dass Herr Reihmann der Killer ist!“, stellte das Mädchen fest. Flo gab ihr Recht. Es war möglich das Reihmann der Mörder des Grafen war, aber Beweise hatten sie keine.

„Mist. Wo ist nur Jan wenn man ihn mal braucht!“, schimpfte Flo vor sich hin. „Vielleicht... ist Jan tatsächlich in Gefahr. Vielleicht hat er mehr herausgefunden und Herr Reihmann....“, stotterte Flo. Marina wollte die Sache nicht ab tun. Es war möglich. Jan suchte manchmal die Gefahr. „Wir... wir suchen jetzt Reihmann!“, beschloss Flo. Marina glaubte sich verhört zu haben. „Spinnst du? Reihmann ist sicher gefährlich.“

Flo beharrte auf seiner Idee. „Möglich. Aber Jan ist mein bester Freund und wenn er in Gefahr ist, müssen wir ihn retten!“ Marina stimmte ihrem Detektivkollegen zögernd zu. Im Gang begegneten sie dann Frau Janneg. „Hallo Kinder, so spät noch auf? Es ist fast Mitternacht.“ „Ja, wissen wir. Haben Sie Herrn Reihmann gesehen?“, musste Flo unbedingt erfahren. „Ist er nicht in seinem Zimmer?“, fragte die Baronin. Auf diese Idee waren Flo und Marina noch gar nicht gekommen. Sie wünschten der Frau noch eine gute Nacht und liefen wieder los. Bald waren sie im Flur angekommen, in dem das Zimmer des Professors lag. Auf einmal zog Marina ihren

Freund zurück. Herr Reihmann war nämlich gerade aus seinem Zimmer getreten. „Achtung Flo! Er sieht uns sonst!“, warnte Marina. Doch zum Glück der Detektive schlug Herr Reihmann die andere Richtung ein. „Wir müssen ihm nachschleichen!“, brachte Flo seiner Freundin bei.

Diese nickte nur. Die beiden Detektive folgten dem falschen Polizisten mit sicherem Abstand. Bald stand eines fest. Er wollte das Haus verlassen. „Glaubst du er will abhauen?“, fragte Marina Flo flüsternd.

„Mit was den? Außerdem hat er seinen Koffer nicht dabei.“ Die beiden konnten gerade noch erkennen wie der Mann in die Halle trat und durch die Haustür die Villa verließ. „Ihm nach!“, forderte Flo wieder. Doch kaum waren sie aus der Villa getreten, hatten sie Reihmann auch schon verloren. Sie sahen sich genau um, konnten ihn aber nicht wiederfinden. „Er ist weg, mist!“, fluchte Flo. „Flo, sieh mal dort!“, machte Marina Flo auf den LKW aufmerksam. „Ein Lastwagen! Ob Reihmann mit ihm flüchten will?“ Marina fand das unlogisch. „Du glaubst doch nicht, dass er einen LKW als Fluchtfahrzeug benutzt, oder?“ Als Flo darüber nachdachte,

kam ihm die Idee wirklich unsinnig vor. „Wir müssen näher ran. Vielleicht befindet sich Jan im Inneren.“, flüsterte Flo. Marina gefiel dieser Vorschlag wenig, doch sie machte mit. Sie schlichen die Felsenwand entlang um nicht entdeckt zu werden. Als sie nahe genug dran waren, suchten sie hinter einem Busch Deckung. Vor dem LKW stand ein Mann. Er hatte eine Arbeitsuniform und eine Baseballmütze auf. Auf der Uniform stand ‚Streuner-Transport‘. „Er will damit sicher etwas weg- oder herbringen lassen.“, überlegte Marina. Auf einmal hörten die zwei ein lautes Pfeifen. Der Mann mit der Uniform reagierte schnell und rannte zu einer Stelle auf der Straße. Mehrere Steine waren auf die Stelle gelegt worden, um sie zu markieren. Das Zeichen sollte X bedeuten. Flo und Marina staunten, als das Stück Straße plötzlich einbrach. Der Grund dafür, war ein Geheimgang. Obwohl es Nacht war, konnten die beiden Detektive von ihrem Platz aus gut sehen. „Ein geheimer Abgang!“, flüsterte Flo. Unerwartet stieg ein Mann aus dem Abgang, der sehr gut getarnt war. „Was hat der Typ da auf?“,

fragte Flo verwirrt. „Das ist eine Schimütze!“, half ihm Marina auf die Sprünge. „Der Kerl will nicht, dass man sein Gesicht sieht!“ Das klang für Flo logisch. Was dann passierte konnte keiner der beiden im Nachhinein noch genau berichten. Der Mann mit der Uniform riss sich die Mütze vom Kopf und zog eine Pistole aus der Tasche. Der maskierte Mann konnte zuerst gar nicht reagieren. Erst als der andere im Begriff war abzufeuern, warf er sich auf den Boden. Instinktiv packte er die Beine des Angreifers und zog sie zu sich. Der Angreifer verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Sofort versuchte der Maskierte nach der Waffe zu greifen. Der Mann mit der Uniform wehrte sich natürlich und so entbrannte ein Kampf. Am Ende war nur noch ein Schuss zu hören. Keuchend stand der Maskierte auf. In der rechten Hand die Pistole. Der Mann mit der Uniform lag am Boden und hielt sich schmerzend die Schulter. Ein Schuss hatte sich gelöst und seine Schulter getroffen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht biss er die Zähne zusammen. Am liebsten hätte laut losgebrüllt und geheult. Der Maskierte hielt ihm nun die Waffe vors Gesicht. „Nicht Schuss! Nein!“, jammerte dieser. Dem Maskierten

machte es Spass den Mann leiden zu sehen. „Aufstehen!“, befahl er seinem Angreifer. Als dieser nicht spurtete half er selbst nach. Er trieb ihn bis zur Ladefläche des LKWs, in den er ihn schließlich einsperrte. Die Aktion schien den Mann mitgenommen zu haben. Erschöpft riss er sich die Maske vom Gesicht und atmete frische Luft ein. Flo und Marina stockte der Atem, als sie sahen wer sich hinter der Maske verbarg.
 

Eine Leiche geht spazieren
 

„Aber... das ist gar nicht möglich!“, stotterte Flo fast lautlos.

Auch Marina konnte nicht glauben in welches Gesicht sie gerade starrte. „Ein Zombie!“, war der erste Gedanke der ihr kam. Oder vielleicht ein Geist? Graf Eutin ließ die Maske auf den Boden fallen und kehrte schnaufend in den Geheimgang zurück. Marina tippte Flo auf die Schulter. „Wir... wir müssen ihm nach!“, erklärte sie. Doch Flo reagierte nicht. „Ich...habe Angst!“, brachte er noch heraus. „Ich auch!“, erwiderte seine Freundin.

„Aber... wir müssen das hier zu Ende bringen. Wir gehen Herrn Kowalsky nach und schauen was er macht. Wenn er wirklich etwas mit Jans Verschwinden zu tun hat, helfen wir unserem Freund und fliehen dann. Danach können wir sofort die Polizei rufen!“, schlug Marina vor. Flo zierte sich. „Aber er hat eine Waffe und er wird auch von ihr Gebrauch machen.“, versuchte er seiner Freundin klar zu machen. Das wusste Marina, doch dann war auch Jan in Gefahr. Es kostete sie einige Überredungskünste um Flo endlich zum Mitgehen zu bewirken.

Jan wusste nicht wie lange er schon in diesem Raum, mit den vielen Monitoren eingesperrt war. Er konnte sich nur die Zeit vertreiben, indem er auf die Bildschirme starrte. Momentan waren lediglich drei Kameras online. Auf der ersten erkannte er seines und Flos Zimmer. Auf den anderen erkannte er Marinas Zimmer und noch eines. Er konnte erst in Erfahrung bringen wem das Zimmer gehörte, als der Besitzer eintrat. Es gehörte Herrn Reihmann. Jan hatte keine Ahnung, warum jemand den Polizisten überwachen wollte. Hatte er vielleicht etwas herausgefunden? Vor wenigen Minuten jedenfalls war er ins Zimmer gestürmt. Er kroch unter sein Bett und holte eine Mappe hervor. Er klappte sie auf und viele Unterlagen flogen auf den Boden. Gestresst sammelte er sie wieder ein und durchsuchte sie. Er schien etwas gefunden zu haben, da er plötzlich grinste, als hätte er Lachgas eingeatmet. Sofort verließ er sein Zimmer. Jan konnte nicht sehen was sein nächstes Ziel war. Dafür bekam er eine andere Überraschung zu sehen. Kurze Zeit später betrat eine Frau das Zimmer der Jungen. Erst bei genauerem Hinsehen, bemerkte Jan, dass es sich um Frau Weiss alias Frau Schuster handelte. Was nun folgte, ließ Jan vor Wut kochen. Empört sah er zu wie Frau Schuster begann das Zimmer von ihm und Flo zu durchsuchen. Sie ließ nichts aus. Sie kroch unters Bett, öffnete jeden Schrank und jeden Koffer der Jungen. Jan hasste es nichts tun zu können. Jetzt durchsuchte die Frau Jans Rucksack und leerte den gesamten Inhalt.

„Diese miese...“, schnaubte Jan. Dann fand sie schließlich die blutige Nachricht. Sie begutachtete sie genau, konnte aber nichts damit anfangen, worauf sie sie wieder zurücksteckte. Dann suchte sie weiter.

Doch was suchte sie? Sie suchte sogar an manchen Stellen zweimal, bis sie das Zimmer wieder verließ. Dafür trat sie keine Minute später in Marinas Zimmer ein. Ungläubig musste der Junge mitansehen, wie Frau Schuster auch jeden Fleck im Zimmer des Mädchens durchsuchte. Was hoffte sie zu finden? Es dauerte zehn Minuten bis sie fertig war. Fluchend stapfte sie wieder aus dem Zimmer. Auch sie verschwand aus Jans Blickfeld.

Aber warum suchte sie etwas in den Räumen der Detektive? Hatten sie etwas, was die Frau wollte? Jan überlegte, kam jedoch zu keinem Ergebnis. Er erinnerte sich an den Vorfall in der Bibliothek zurück und an Marinas Beobachtungen. Die Frau hatte etwas gesucht und zwar in dem Buch ‚Schneeweiss‘. Sie schien es jedoch nicht gefunden zu haben. Glaubte die Frau etwa, die drei Detektive hätten den Inhalt des Buches mitgenommen? Vielleicht dachte, sie Flo, Jan und Marinas wären ebenfalls dahinter her. Möglicherweise hatte sie sogar Marinas bemerkt, als diese die Frau beschattete. Jan konnte sich aber beim Besten Willen nicht vorstellen, hinter was Frau Schuster her war. Plötzlich hörte er Geräusche. Sie kamen von außen. Aus dem Raum mit den Kisten. Zwei Stimmen waren zu hören. Eine männliche und eine weibliche. Die männliche erkannte Jan sofort. Sie gehörte dem Mann, der ihn eingesperrt hatte. Bei der weiblichen musste er einige Zeit überlegen. Dann war er sich sicher. Sie war es!„Komm, ich helfe dir!“, bot Flo seiner Freundin an. Die beiden hatten es gewagt in den geheimen Gang einzudringen. Ihre Ohren hatten sie gespitzt. Sollte der Graf wieder zurückkommen, mussten sie so schnell fliehen, wie nur möglich. „Es ist zu dunkel.“, berichtete Flo.

„Keine Ausreden!“, sagte Marina streng. Doch als sie nichts als schwarz sah, bekam sie doch ein bisschen Angst. Doch ein wenig ängstlich griff sie nach Flos Hand. Dessen Herz fing sofort an wild zu pochen. „Am besten wir bleiben zusammen.“, war Marinas Vorschlag. „Ähh.... ja wi.. wir..“ Als Flo bemerkte, dass er keinen anständigen Satz herausbekam, nickte er einfach. „Wenn wir wenigstens eine Taschenlampe hätten!“, beschwerte sich Flo. „Einfach weiter gehen! Bis wir irgendwo ankommen.“, riet Marina. Der Gang kam Flo bekannt vor. Er war gleich angelegt, wie die Gänge, die zur Tour gehörten. Vielleicht war dieser Gang sogar eine Verbindung zu den anderen. „Eine Sackgasse.“, meinte Marina bedrückt. Tatsächlich waren die zwei Detektive am Ende des Ganges angekommen. „Wie? Das verstehe ich nicht. Herr Kowalsky ist doch auch hier entlang gegangen.“, versicherte Flo. „Das könnte eine Art Tür sein.“, meinte das Mädchen und tastete die Wand ab, die vor ihnen lag. Erst jetzt bemerkten die zwei, dass ihnen eine Holzwand den Weg versperrte. „Wenn das eine Tür ist, dann hat sie keine Klinke.“, entgegnete Flo. „Schieben!“, befahl Marina. Flo wusste noch was das helfen sollte, doch er hob mit an. Zu seiner Überraschung ließ sich die Holztür bewegen. Die beiden schafften es sie einige Zentimeter nach innen zu drücken. „Ein Raum!“, rief Flo aufgeregt. Flo zwängte sich sofort durch den dünnen Spalt. Dann versuchte Marina ihr Glück, die es jedoch schwer hatte. „Mist, ich sollte wohl mal lieber abnehmen.“, schimpfte sie. „Achwas. Das brauchst du wirklich nicht.“, meinte Flo verlegen. Plötzlich bemerkte er etwas neben seinem Fuß. „Cool, eine Taschenlampe.“, freute er sich und hob sie auf. Er erschrak, als er erkannte, dass sie Jan gehörte. „Jan... muss hier gewesen sein.“ „Leuchte mal alles ab!“, schlug Marina vor. Das tat Flo auch. Im Nachhinein, hasste er sich dafür, das er es getan hatte. Mit einem schrillen Schrei brach Flo in Panik aus. Marina wollte ihm helfen und fragen was mit ihm los sei, als sie es ebenfalls bemerkte.

„Geht es dir besser?“, fragte Marina ihren Freund nun. Dieser richtete sich wieder auf. „Ja... es... es geht schon wieder. Es war nur der Schock.“ „Kannst du laut sagen, man sieht ja nicht täglich ein Skelett.“, erwiderte Marina. „Meine Kehle fühlt sich an wie die Sahara-Wüste.“, meinte Flo schwach. „Sollen wir wieder verschwinden?“, fragte Marina vorsichtig. Flo schüttelte den Kopf. „Nein, Jan ist hier in der Nähe, wir müssen

ihn finden.“, behaarte er. Marina nickte. „Also gut! Suchen wir deinen besten Freund.“ Obwohl es den beiden grauste, gingen sie näher an das Skelett heran. „Ob das Graf Eutin ist?“, fragte Flo nachdenklich. Er erhielt nur einen scharfen Blick. „Das Skelett ist mindestens schon ein Jahr alt. Wahrscheinlich noch älter. Außerdem haben wir Herrn Kowalsky gerade gesehen. Glaubst du er ist als Geist wieder gekommen?“

Flo vergass seinen Verdacht sofort wieder. Er nahm die Taschenlampe und leuchtete weiter. Nun war ihm klar, was den beiden den Weg versperrt hatte. Große, schwere Holzkisten. Es waren mindestens zwei Dutzend, wie sich vor dem geheimen Ausgang befanden. „Was da wohl drin ist?“, fragte er sich. Marina versuchte eine der Kisten aufzumachen, doch vergebens. Dann offenbarte der Lichtstrahl der Taschenlampe die Eisentür, mit dem Riegel davor. Leise Geräusche waren von drinnen zu hören.

Jan konnte sich irren, aber er hoffte dass dies nicht der Fall war. Leise, sehr leise vernahm er die Stimmen seiner Freunde. Hatten sie ihn endlich gefunden? Dann waren sie auch auf das Skelett gestoßen. Mit beiden Fäusten trommelte er fest gegen die dicke Eisentür. Er war sich nicht sicher, ob man ihn draußen hören konnte. Er betete, dass es so war. Dann hörte er ein extrem leises Knirschen. Der Riegel! Jan konnte sich nicht täuschen. Jemand war dabei den Riegel wegzuschieben. Unter lautem Gedöse fuhr die Eisentür nach außen. Jan wankte sofort nach hinaus und blickte in die lächelnden Gesichter von Flo und Marina.

„Und ihr sagt, Herr Kowalsky lebt?“, fragte Jan ungläubig. Flo und Marina bestätigten es. „Aber.... er war doch tot! Baronin von Porz und Professor Bloom haben es doch bestätigt. Sie ist Ärztin und er Polizist! Sie können nur Recht haben.“ In Sachen Polizist konnte Flo auch einiges berichten. „Wir sollten jetzt von hier verschwinden!“, riet Marina den Jungen. Jan wehrte sich. „Noch nicht. Dieser LKW will etwas von

hier fortbringen und ich wette es sind die Kisten.“ Flo und Marina stimmten ihm zu. „Die kriegen wir aber nicht auf.“, erklärte Marina. Für Jan schien das kein Problem zu sein. Er torkelte zurück in den Kontrollraum und kam mit einem Brecheisen zurück. „Solche Dinger gibt’s jede Menge, dort drin.“, erzählte er. „Dann mal ans Werk!“, meinte Jan voller Tatendrang. Er wusste das sich das Geheimnis lüftete, wenn er die Kisten öffnete. Allerdings war es wie mit der Büchse der Pandora. Jan wusste das sich auch etwas gefährliches darin befinden konnte. Trotzdem war seine Neugier zu groß und gemeinsam mit Flo stemmte er die erste Kiste auf. Staub stieg en beiden in die Nasen. „Und? Was ist drinnen?“, fragte Flo sofort. Jan konnte es ihm nicht sagen. „Gib mir die Taschenlampe.“, bat er ihn. Flo überreichte sie ihm und Jan kundschaftete den Inhalt. Er stieß einen langen

Pfiff aus. „Leute, das müsst ihr euch reinziehen.“, rief er seinen Freunden verblüfft zu. Diese kamen näher und Jan präsentierte mit beiden Armen schwenkend den Inhalt. Flo und Marina waren so nah, dass sie in die Kiste sehen konnten. Beide hoben sofort die Augenbrauen. „Ist das, dass was ich denke?“, fragte Marina Jan. Dieser nickte nur. „Pistolen! Das müssen mindestens 100 sein!“, sprach völlig überrascht. „20 um genau zu sein.“, verbesserte Jan. Diese Zahl stand nämlich auf der Seite der Kiste. „Also das sind bestimmt keine Requisiten.“, war sich Marina sicher. „In den anderen Kisten müssen dann wohl auch Pistolen sein.“, kombinierte Flo. „Sehen wir einfach mal nach!“, schlug Jan vor. Schon hatte Jan wieder das Brecheisen gepackt und machte sich über die nächste Kiste her. Darauf war die Zahl 5 zu lesen. „Auch Pistolen?“, wollten seine Freunde sofort wissen. „Fast.“, war Jans knappe Antwort. „Hier sind Gewehre enthalten.“, erzählte er. Die Freunde öffneten noch eine weitere Kiste, in der sie besonders spitze Messer vorfanden. Dann geschah etwas, mit dem keiner der jungen Detektive gerechnet hatte. Ein Schuss dröhnte durch den Raum, der sich tief unter der Villa befand. „War das einer von euch?“, fragte Jan seine Kumpels vorwurfsvoll. Er hatte gedacht, einer seine Freunde hätte mit den Pistolen herumgespielt. Das war nicht der Fall. Starr blickten Flo und Marina in den Gang, aus dem schon Jan in den Raum gefunden hatte. Jetzt verschlug es auch Jan die Sprache. Flo und Marina hatten ihm zwar bereits davon berichtet, doch nun sah er ihn mit eigenen Augen. Vor den dreien war Herr Kowalsky aufgetaucht. Er funkelte die Detektive böse an und hielt mit festem Griff seine Pistole. „Sie... Sie sind doch tot!“,

brachte Jan gerade noch heraus. Der tote Graf gab dem Jungen keine Antwort. „Ihr nehmt das Detektivpielen ein wenig zu ernst, befürchte ich.“, knurrte er nun. „In diesem Fall muss ich euch wohl oder übel beseitigen.“ Nun bekamen es die Detektive wirklich mit der Angst zu tun.

Besonders Jan, der immer auf Cool tat, ängstigte sich. Er überlegte fieberhaft wie er und seine Freunde aus dieser Situation wieder herauskommen konnten, doch ihm fiel nicht ein. Bis jetzt war nur Flo aufgefallen, dass sich noch eine weitere Person im Raum befand. Diese versteckte sich im Gang, hinter Herrn Kowalsky. Sie schien das Geschehen zu beobachten. Nun trat sie jedoch aus dem Schatten und begab sich in das Blickfeld

aller. „Sie?“, fragte Marina verwundert. Mit ihr hatte das Mädchen nicht gerechnet. Neben dem Grafen war Baronin von Porz, oder besser Frau Janneg aufgetaucht. „Ich habe dir schon immer gesagt, das Versteck ist nicht sicher. Zum Zweiten mal hat es jemand gefunden.“, versuchte Frau Janneg den Grafen zu belehren. „Schnauze!“, fuhr sie dieser nur an. Er schien sehr nervös zu ein, was die Sache nur noch erschwerte. „Wir... wir werden die Kinder erledigen und ihre Leichen hier verstauen. Genau wie den Typen vor ihnen.“, begann er. Die drei Detektive schluckten. Alle drei wussten, dass damit nur das Skelett gemeint sein konnte. Es war also schon jemand Herrn Kowalsky auf die Spur gekommen. Dieser jemand hatte mit dem Leben bezahlen müssen. Und jetzt waren sie an der Reihe. „Nein,warten Sie! Wir verraten bestimmt nichts!“, flehte Flo sie an. Herr Kowalsky und Frau Janneg wollten davon nichts hören. „Wenn wir die Gören beseitigt haben, müssen wir die Kisten rausschafen, verstanden?“, fuhr er seine Freundin an. Missmutig nickte diese. Nun richtete der Mann,

der eigentlich tot sein sollte die Waffe genau auf Flo. Dieser schloss die Augen und erwartete schon das Schlimmste. Er wartete darauf einen Schuss zu hören und ungeheure Schmerzen zu verspüren. Er erwartete eine Kugel in seinem Inneren zu spüren und zu bluten. Und er erwartete zu sterben.

Doch nichts geschah. Dafür hörte er nur ein lautes, wütendes „Mist“. „Es sind keine Patronen mehr drin. Giovanni, dieser Idiot hätte ruhig mal nachladen können!“, fluchte Graf Eutin. Für die Kinder waren diese Worte ein Segen. Sie hatten nämlich eine Möglichkeit zur Flucht. „Weg! Schnell weg!“, brüllte Jan aus Leibeskräften. Flo war zu geschockt um sich zu rühren. Und Marina grinste nur. Jan sah das Mädchen ungläubig an. War sie verrückt geworden? Etwa durch den Schock? Oder warum zeigte sie solchen Mut? Dann geschah etwas, was Jan nicht von Marina erwartet hätte. Wie aus dem Nichts zog diese eine Pistole hervor und richtete sie auf die Ganoven. „Wenn Sie sich bewegen, schieße ich!“, drohte das Mädchen. Damit hatten die Gangster nicht gerechnet. „Wo... wo hast du die her?“, fragte Frau Janneg verschreckt. „Aus der Kiste genommen, bewegen Sie sich nicht.“ „Du schieß nicht , Kleine!“, gaffte der Graf sie an. Marina richtete die Waffe genau auf ihn. „Sie wollten uns doch auch töten, also dürfen wir uns doch wehren!“ argumentierte sie. Während Jan noch immer überlegte, ob Marina die Wahrheit sagte, wusste Flo bereits woher die Waffe stammte. Was seine Freundin da machte war gefährlich. Marina hatte noch immer die Requisite eingesteckt, die sie aus dem Arbeitszimmer mitgenommen hatte. Wenn die Gauner allerdings bemerkten, dass das Teil nicht echt war, war es aus mit ihnen. Herr Kowalsky machte einige Schritte auf Marina zu und es trat das ein, was Flo so befürchtet

hatte. Graf Eutin begann schallend zu lachen. „Wenn die Pistole aus der Kiste sein soll, wieso hat sie dann nicht mein Symbol?“ Marinas Herz setzte kurz aus. Der Schreck saß ihr in den Gliedern. Herr Kowalsky hatte seine Waffen markiert und erkannt, dass es sich um das Requisit handelte. Es war aus. Auch Jan hatte nun bemerkt, dass Marina nur blöffte. Er wollte zu seinem ursprünglichen Plan zurückkehren, doch der

Graf war schneller. Er preschte auf die Kiste mit den Pistolen zu. Er war festentschlossen sich Ersatz zu besorgen. Flo sah schon die nächste Katastrophe, doch es kam ganz anders. Ein erneuter Schuss halte durch den Raum. Graf Eutin ging sofort in Deckung. Auch Frau Janneg sah sich suchend um. Jan bemerkte als erstes den Arm, der sich durch den Spalt schob, welcher nach draußen führte. Der Arm hielt eine Pistole in der Hand und eine Gestalt schob sich mit zusammengebissenen Zähnen hindurch. Die Detektive dachten schon, es wäre ihr Rettung, doch dann sahen sie Herrn Reihmann ins Gesicht. Dieser blickte sich schnell im Raum um und entdeckte zuerst die Kinder und dann Frau Janneg. Gerade noch rechtzeitig erblickte er auch Herrn Kowalsky, der schon in die Kiste greifen wollte. „Sie und Sie! Stellen Sie sich zusammen. Ich will Sie beide sehen.“, befahl er mit entschlossener Stimme. Graf Eutin und Frau Janneg blieb nichts anderes übrig als zu folgen. Widerwillig stellten sie sich zusammen. Herr Reihmann befahl ihnen die Tür zu den Gängen zu verschließen und sich dann zu setzen. Nachdem diese Arbeit erletigt war, widmete sich der Professor den jungen Detektiven. Skeptisch blickten ihm diese in die Augen. „Es wird alles wieder gut. Die Polizei ist informiert und wird bald eintreffen. Ihr seit in Sicherheit.“ Die Kinder glaubten ihm kein Wort. „Sie... Sie sind kein Polizist! Sie haben uns belogen!“, stieß Flo heraus. Herr Reihmann fühlte sich ertappt. „Ich habe euch angeschwindelt, stimmt. Ich bin kein Polizist und mein Name ist auch nicht Reihmann. In Wirklichkeit heiße ich Thomas Gustaphs und bin Privatermittler. Ich habe mich als Polizist ausgegeben um Herrn Kowalskys Reaktion zu erproben.“, lieferte er eine Erklärung. Die Detektive wussten immer noch nicht, ob sie diese Version glauben konnten. Erst als sie die

Polizeisirenen hörten, vertrauten sie Herrn Gustaphs.

Mafiamethoden
 

Eine Woche später saßen alle gemeinsam in der Detektei von Herrn Gustaphs. Dieser hatte sie nämlich eingeladen, da er dachte die drei Detektive würden sich über die neuesten Erkenntnisse im Fall „Cluedo“ freuen. Die Polizei hatte Herrn Kowalsky und Frau Janneg verhaftet und die drei Detektive und die anderen Teilnehmer wurden ins

Dorf zurückgebracht. Jürgen hielt ihnen wieder eine seitenlange Strafpredigt, die sich die drei aber gerne anhörten. Im Vergleich zu dem anderen Ärger, den sie gehabt hatten, war das ein Witz. Aber Jürgen gab nicht nur eine Strafpredigt, er bekam auch eine. Flos Onkel Jakob war wieder von seiner Reise zurück und machte seinem Assistenten schwere Vorwürfe. Er hätte die Kinder niemals auf diese gefährliche Tour mitnehmen dürfen. Jürgen argumentierte so, dass er Herrn Kowalsky schon länger gekannt habe und ihm vertraute. Umso überraschter und bedrückter war er, als er von Herrn Gustaphs erfahren hat, dass sein Freund ein Waffenlieferand war. Es war Freitag als Herr Gustaph angerufen hatte. Jakob und Jürgen wollten zuerst nichts davon hören, aber Flo, Jan und Marina flehten sie solange an, bis sie sich einverstanden erklärten. Herrn Gustaphs Detektei lag in Klagenfurt. Auch Marinas Eltern hatten ihre Tochter stürmisch umarmt, als sie von ihrem Abenteuer erfahren haben. Onkel Jakob und Jürgen mussten sich etwas von ihnen anhören. Die drei Detektive, Jakob und Jürgen waren gerade in die Detektei eingetreten, da begrüßte sie Herr Gustaphs schon. „Hallo, Kinder! Herr Winter, Herr Krause guten Tag. Wir können sofort in mein Büro gehen.“, bot er an und zeigte auf ein Zimmer mit Glastür. Das ließen sich Flo und seine Freunde nicht zweimal sagen. Sie waren gespannt, was ihnen Herr Gustaphs zu sagen hatte. Dieser winkte seiner Sekretärin, welche sofort etwas zu trinken brachte. Für Marina stand ein Glas Milch auf dem Tablett. „Sie haben ein gutes Erinnerungsvermögen.“, lobte das Mädchen. Herr Gustaphs lächelte. „Das muss ein Detektiv ja haben.“ Jakob und Jürgen fanden das weniger komisch. Sie machten auch dem Detektiv Vorwürfe. Dieser meinte nur, dass er die Kinder jedenfalls gerettet habe. „Glaubt mir. Nicht nur für euch war das ein aufregender Fall. Aber eigentlich könnt ihr euch richtig was darauf einbilden. Immerhin habt ihr mitgeholfen einen Waffenlieferanden für die Mafia zu stellen.“ Jan spitzte seine Ohren. Das mit der Mafia war neu. „Ich glaube Herr Gustaphs meint den

Mann mit dem großen Hut, den ich im Dorf gesehen habe.“, half Flo weiter. Der Privatdetektiv nickte. „Sein Name ist Giovanni Magoni und er arbeitet für die Mafia, korrekt. Herr Kowalsky hat seine Cluedo-Tour als Tarnung benutzt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass er Waffen an die Mafia verkaufe.“„Eines verstehe ich nicht.“, begann Marina. „Wenn er für die Mafia arbeitet, wieso wollte dieser Giovanni ihn dann aus dem Weg räumen?“ Auch das konnte Herr Gustaphs beantworten. „Weil er aufhören wollte. Und das hat man bei der Mafia nicht gern gesehen. Giovanni hat das von James erfahren. James war sozusagen ein Doppelagent.

Er hat zuerst nur für Kowalsky gearbeitet und dann für Giovanni. Er lieferte ihm immer wieder Informationen über seinen Chef. Als Kowalsky jedoch aufhören wollte, bekam Giovanni den Befehl ihn aus dem Weg zu räumen und alle Beweise ebenfalls. Giovanni hat angegeben James laufen gelassen zu haben. Wir fahnden momentan nach ihm.“ Die drei Detektive hörten weiter zu. Sie konnten es immer noch nicht glauben, was sie getan hatten. Herr Gustaphs trank aus seinem Glas und erzählte weiter. „Kowalsky hatte eine Zentrale im Labyrinth der Gänge.“ „Dort hat er mich eingesperrt!“, unterbrach Jan. Herr Gustaphs nickte. „Ja, im ganzen Haus befinden sich Kameras, die alles aufzeichnen. Die anderen Gäste waren nicht interessant, aber euch und mich hat Kowalsky im Auge behalten. Nach seinem arrangierten Tod wollte Kowalsky mit den Kisten abhauen. Doch Giovanni hat sich als LKW-Fahrer verkleidet und ihn angegriffen. Kowalsky konnte ihn jedoch überwältigen. Als die Polizei ihn im Lastwagen fand, wurde er sofort ins Haftkrankenhaus gebracht.“ „Wir hätten nie gedacht, dass Herr Kowalsky gar nicht wirklich tot ist.“, meinte Flo. Marina gab ihm Recht. „Ja, ohne seine Freundin, Frau Janneg wäre es sicher schiefgegangen. Sie hat sich als Ärztin ausgegeben und ihn für Tod erklärt.“ „Eure Ausführungen stimmen. Abschließend zu der Cluedo-Tour kann man also sagen: Es war Baronin von Porz mit dem Ketchup im Salon.“ Die Kinder glaubten sich verhört zu haben. „Herr Kowalsky hat sich selbst betäubt und Frau Janegg hat mit Ketchup eine künstliche Wunde präpariert. Ich habe mir gedacht, dass er gar nicht to sein könnte, spielte aber mit. Der fingierte Mord der beiden passte genau zu der Aufgabe der Baronin. Auch Kowalsky hat den Umstand, dass er mit einer Pistole feuern soll ausgenutzt. Er hat eine echte benutzt und Giovanni ein Zeichen gegeben, dass der fingierte Mord losging. Sonst erzeugte er den Schuss immer mit einem Rekorder. Dann haben die beiden Herrn Kirchner als Mörder darstellen wollen. Das habt ihr zum Glück verhindert. Die echte Pistole hat Kowalsky dann im Arbeitszimmer verloren. Frau Janneg war es übrigens auch, die euch die schaurige Nachricht überbracht hat.“ Wie sind Sie eigentlich an den Fall mit den Waffen gekommen?“, wollte Jan wissen. Herr Gustaphs begann zu lachen. „Eigentlich habe ich einen ganz anderen Fall untersucht.“ Die drei Detektive blickten ihn gespannt an. „Ich habe für die Familie Berger gearbeitet. Dessen Sohn ist vor mehr als einem Jahr verschwunden. Als letztes nahm er an der Cluedo-Tour teil. Herr und Frau Berger haben mich beauftragt mehr herauszufinden, da die Polizei ihnen nicht helfen konnte.“ „Ich wette das Skelett ihm Keller ist der Sohn der Bergers!“, schoss Flo heraus. Herr Gustaphs nickte. „Diese Wette gewinnst du. Daniel Berger war damals als Oberst von Gatow unterwegs. Außerdem war er der Mörder der Tour. Durch Zufall stand die Tür zum Gang zu den Waffen offen. Berger fand das Geheimnis von Kowalsky heraus und musste dafür bezahlen.“ „Fast.... wäre es uns auch so ergangen.“, schluckte Marina.

„Ich habe mich zur Tour angemeldet und gesagt ich sei Polizist. Damit wollte ich Kowalskys Reaktion testen. Vor einem Monat ging bei ihm nämlich ein Erpresserschreiben ein. Jemand schrieb offen, dass er von der Leiche wusste und 200.000 Euro wollte, damit er es nicht verrät.“ „Die Erpresserin war Frau Weiss bzw. Frau Schuster!“, warf Jan ein. Herr Gustaphs stimmte ihm zu. Das habe ich auch gedacht, als du, Marina, mir von eurem Erlebnis erzählt habt. Im Erpresserschreiben stand eine Email-adresse, an die Kowalsky schreiben sollte. Er sollte die 200.000 Euro im Buch ‚Schneeweiss‘ verstauen. Vor einem Monat war ein gewisser Jerry Brock bei der Tour dabei. Auch er fand den Weg zu den Kisten. Er kam jedoch nicht auf die Idee sie zu öffnen. Er hatte zuviel Angst wegen dem Skelett. Aber er wusste nun, dass Kowalsky ein Geheimnis hatte. Da er nicht nochmal teilnehmen konnte, ohne entlarvt zu werden, beauftragte er Frau Schuster das Geld zu holen. Diese suchte in der Bibliothek nach dem Buch, fand es aber nicht. Sie glaubte sogar ihr hättet das Geld vielleicht geholt. Dafür hat sie euer Zimmer durchsucht. Doch alles was sie fand war die Warnung der Baronin. Sie wollte unbedingt an das Geld. Doch Kowalsky arrangierte seinen Tod und selbst wenn Brock und Schuster etwas verraten hätten, es wäre nun egal gewesen. Für alle war Graf Eutin tot.“, schloss der Privatdetektiv seinen Bericht. Die Gläser der

jungen Detektive waren fast noch voll, so aufmerksam waren sie dem Bericht gefolgt. Onkel Jakob seufzte. „Das ihr mir aber nie wieder in so etwas hineinschlittert!“, verlangte er von seinen Schützlingen.

Diese versprachen es, natürlich wie so oft mit gekreuzten Fingern. „Aber ich habe bereits eine Idee, wie ihr wieder auf andere Gedanken kommt! “, verkündete Flos Onkel. „Kennt ihr den Nationalpark?“, fragte er die Kinder. Die drei schüttelten die Köpfe. „Dort gibt es Hirsche, Rehe, Wildschweine usw. Aber vorallem werdet ihr dort nicht wieder in ein solch gefährliches Abenteuer gezogen!“, erzählte Onkel Jakob.

Da waren sich Flo, Jan und Marina jedoch nicht sicher. Bis jetzt hatten die Abenteuer sie gesucht.

Terror auf dem Jahrmarkt

Angespannt ging Boris seiner Arbeit nach. Bis jetzt war er ein ehrlicher Geschäftsmann, doch seine finanzielle Situation, brachte ihn dazu, seine Geschäftsprinzipe nochmals zu überdenken. Es war genau vor einer Woche geschehen. Ein älterer Mann war an ihn herangetreten und hatte ihn über seine Arbeit ausgefragt. Außerdem wollte er wissen, ob Boris auch andere Geschäfte ausprobieren wolle. Boris war klar, dass der Mann damit etwas illegales meinte. Boris hatte lange überlegt und die Entscheidung war ihm alles andere als leicht gefallen. Erst als ein Mann von seiner Bank an ihn herantrat und etwas von pfänden erwähnte, entschloss er sich dazu, für den alten Mann zu arbeiten. Seine Aufgabe war einfach, jedoch war das Risiko groß von der Polizei oder jemand anderem erwischt zu werden. Boris hatte jedoch keine andere Wahl. Seine größte Sorge war, dass nach längerer Zeit ein Teufelskreis entstehen konnte, aus dem er nicht mehr entkommen konnte. Mit dem Wissen etwas unrechtes zu tun, begann er seinen ersten, neuen Arbeitstag. Ein dunkelhäutiger Mann brachte ihm eine bestimmte Ware und trug ihm Instruktionen auf. Der Dunkelhäutige würde von da an jeden Tag kommen. Boris stellte sich in sein Geschäft. Immer wieder kamen Personen, welche die ‚Ware‘ abholen wollten. Sogar Jugendliche waren unter ihnen, was Boris gar nicht gefiel. Die Bezahlung war jedoch gut. Mehr als gut. Er konnte nicht nur sein momentanes Leben sichern, sondern auch seine Zukunft. Gerade trat ein weiterer Kunde an ihn heran. Er trug eine übergroße Brille und legte ein paar Scheine auf den Tisch. Während der Kunde eine gewisse Prozedur vollzog, besorgte Boris die Ware, die gut versteckt war. In einem Behälter übergab ihn Boris dem Kunden. Der Behälter war klein genug, um in die Jackentasche des Mannes mit der Brille zu passen. Dann entfernte er sich wieder. Kurze Zeit später wollte er abermals seine Brieftasche benutzen. Dann fiel ihm jedoch auf, dass er kein Geld mehr hatte. Er hatte dem Mann von vorhin zuviel Geld gegeben. Der Mann mit der Brille dachte schon daran zurück zu gehen, ließ es aber bleiben. Es hätte keinen Sinn. Auch Boris war mittlerweile aufgefallen, dass der Brillenmann nicht zu den Kunden gehört hatte, welche ihm der alte Mann beschrieben hatte. Boris erschrak natürlich fürchterlich und bangte um sein Leben. Wenn sein Auftraggeber herausfand, dass er Mist gebaut hatte, war er in Gefahr. Der alte Mann war gefährlich und würde mit Boris sicher kein Mitleid haben. Boris hatte nur eine Chance. Er musste den Brillenmann finden und ihm die Ware abknöpfen, bevor er wusste, was er da in den Händen hielt. Und bevor sein Auftraggeber etwas herausfand.

Der Neue
 

Langsam kamen ihre Lippen sich näher. Flo war aufgeregter als bei seiner letzten Zeugnisvergabe. Nur noch wenige Millimeter trennten ihn von seinem ersten Kuss mit Marina. Er spürte förmlich wie nahe er an seinem Ziel war. Gleich war es soweit. Und... . „Hey, weißt du wie spät es ist?“, raunzte Jan ihn an. „Hä? Wie jetzt? Wo bin ich?“, wurde Flo vollkommen verwirrt aus seinem Traum gerissen. „In deinem Bett, wo du um diese Zeit nicht mehr sein solltest.“ „Jan!“, wollte sich Flo beschweren. „Weißt du was fast passiert wäre?“ Jan blickte seinen Freund musternd an. „Was? Hättest du Marina fast geknutscht, oder was? Ne, Scherz beiseite.“ Als Jan jedoch Flos fast jammernden Gesichtsausdruck bemerkte, konnte er nur seufzen. „Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall!“ „Es reicht! Wieso störst du mich so früh am Morgen?“, fragte Flo gereizt. „Ahmmm.... Schule?!“ Flo rollte mit den Augen. „Du hast echt kein Gefühl für Zeit. Erst nächste Woche beginnt das neue Schuljahr.“, wollte Flo verbessern. „Gefühl für Zeit? Das trifft auf dich zu! Heute ist der 10 September, Schulanfang!“, versuchte Jan seinem Kumpel zu erklären. „Aber wir haben doch noch ne Woche! Insgesamt 8 Wochen! Heute ist erst die achte.“, rang Flo nach Antworten. „Leider nicht, mein Freund. Die war letzte Woche schon. Erinnerst du dich an unseren Schulausflug? Der war bereits in den Ferien und alle Schüler haben zugestimmt.“ Flo schluckte und sein Herz begann zu rasen. „Verdammt! Du hast Recht, was mach ich jetzt? Ich hab noch nicht mal Schulsachen für dieses Jahr!“ Jan verzog seine Lippen. „Du bist echt anstrengend. Heute ist der erste Schultag, da brauchst du keine Sachen. Wenn du willst gehe ich am Nachmittag mit dir einkaufen.“ „Ich hab keinen Bock auf Schule. Können wir nicht die Woche wegzählen, in der wir diesen Fall mit der Cluedo-Tour gelöst haben?“ Jan musste ihn enttäuschen. „Nein, aber wenn du jetzt aufstehst, kannst du in 15 Minuten Marina sehen.“ Das wirkte. In Rekordtempo sprang Flo aus seinem Bett und flitzte ins Bad. Es dauerte kaum 2 Minuten, bis Flo fertig angezogen wieder heraustrat.
 

„Sonne, Strand, Wasser...“ „.....Bruchrechnen, Englischvokabeln, ja das perfekte Ferienende. Dieses Gebäude habe ich wirklich vermisst.“, lästere Jan.“ Beiden war anzusehen, dass sie wenig Lust hatten, wieder ihre alte Klasse aufzusuchen. „Jan, wir müssen jetzt. Ich will nicht gleich am ersten Schultag zu spät kommen.“, wollte Flo seinen Freund überreden. Darauf folgte ein strafender Blick. „He! ICH musste DICH doch aus dem Bett stampfen. Aber du hast Recht, gehen wir.“ Kurz nachdem die beiden Freunde die breite Tür des Schulgebäudes durchquert hatten, betrat ein weiterer Junge den Schulhof. Er wollte eintreten, blieb dann aber stehen. „Das ist sie also.“, seufzte er und setzte seinen Weg fort.

„Wahrscheinlich ist sie schon in ihrer Klasse.“, meinte Jan grinsend, als er Flos suchenden Blick bemerkte. „Wer?“, fragte dieser ganz unschuldig. „Fifi, das Schulmaskottchen! Ich spreche natürlich von Marina.“ „Ach, du meinst wir sollten sie vorher noch besuchen gehen?“, setzte Flo sein schönstes Lächeln auf. Jan atmete tief durch. „Du bist echt anstrengend. Aber lass uns gehen, sonst beginnt Frau Meinhard ohne uns ihre berühmten ‚Ferienerzählungen‘. Gerade als die beiden das Klassenzimmer der 7c betreten wollten, kam ihnen ein Mädchen entgegen. „Hi, ist Marina schon da?“, fragte Flo geistesgegenwärtig. „Ja, aber du wirst sie nicht wiedererkennen.“, entgegnete sie dem Jungen und setzte ihren Weg fort. „Was meint die?“, fragte Flo stirnrunzelnd. Bevor er jedoch noch weiter nachdenken konnte, hatte Jan bereits die Tür zur Klasse geöffnet und war hineinspaziert. Flo taumelte sofort hinter ihm hinein. „Ich sehe sie nicht.“, meinte Flo verwirrt. Plötzlich tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter. „Wen sucht ihr den?“, ertönte eine bekannte Stimme hinter den beiden. Flo erkannte sie sofort und drehte sich unverzüglich um, um Marina Guten Tag zu sagen. „Hilfe, was ist den mit dir passiert!“, rief Flo entsetzt. Auch Jan sah Marina an und hob die Augenbrauen. Er hatte von Marinas Veränderung bereits gehört und amüsierte sich nun über Flos Überraschung. Marina gefiel die Reaktion ihres Freundes gar nicht. „Schön das dir meine neue Frisur gefällt!“, fauchte sie Flo beleidigt an. Dieser versuchte sich schnell wieder zu fangen. „Tut...tut mir Leid. Ich.... ich war total überrascht als ich deine kurzen Haare sah.“ Sofort erntete er wieder einen strengen Blick von seiner Freundin. „Und wie ich sehe gefallen sie dir nicht. Ich habe sie doch nur deinetwegen abgeschnitten. Und jetzt lachst du über mich!“ Marina stülpte ihre Hände vor die Augen und schluchzte. Flo spürte wie er aufgeregter und aufgeregter wurde. „Marina, wirklich.... du hast dir wirklich nur meinetwegen deine langen Haare gekürzt? Also... weißt du...“ Fast auf die Sekunde begannen Jan und Marina schallend zu lachen. Erst verstand Flo die Welt nicht mehr und betrachtete seine Kumpels verwirrt. Dann wurde er jedoch rot im Gesicht und Wut stieg in ihm auf. „Das war alles nur ein Joke? Voll gemein von euch!“, presste Flo aus sich hinaus. Jan beruhigte seinen Freund wieder. „Keep cool. Das ist doch ein Kompliment für dich. Mit dir kann man super gut lachen.“ Flo fand das gar nicht. „Ihr lacht aber über mich, und das finde ich weniger lustig.“, wehrte er sich. „Mach dir keinen Kopf. Vergessen wir das. Und? Wie findest du meine neue Frisur wirklich?“, horchte Marina ihren Freund aus. „Naja... . Ehrlich gesagt, sahst du mit langen Haaren besser aus. Ähh..... ich meine sie standen dir besser!“, kritisierte dieser. „Na und? Jetzt trage ich meine Haare eben kurz, und dieser Look gefällt mir. Was dagegen?“, erklärte Marina ihren Standpunkt. Flo schüttelte sofort den Kopf und versuchte Komplimente zu finden, was ihm jedoch nicht gelang. „Ich glaube nicht, dass ihr in meiner Klasse seit.“, erklang unerwartet eine Stimme hinter Flo und Jan. Frau Seifert, Marinas Klassenlehrerin war in den Raum getreten und hatte sofort Flo und Jan entdeckt, die fehlamplatze waren. Die Jungen entschuldigten sich und machten sich auf den Weg in ihre eigene Klasse. Wie erwartet waren die beiden die letzten die dort eintrafen. „Florian! Jan! Die Glocke hat vor 3 Minuten geläutet!“, fuhr sie Frau Meinhard an.“ Die Jungs konnten lediglich ihr bedauern ausdrücken. „Da ihr schon mal hier vorne steht, könnt ihr gleich von euren Ferienerlebnissen berichten!“, schlug Frau Meinhard vor. „Hast du wieder toll hinbekommen.“, flüsterte Jan seinem besten Freund zu. Dieser presste nur die Lippen zusammen. Dies musste er allerdings unterbinden, als sie Frau Meinhard nochmals darum bat, ihre Erlebnisse zu erzählen. „Nun... Nach dem Schulausflug, waren ich und Jan noch in Kärnten, wo wir meinen Onkel besuchen wollten, doch er war nicht da und...“ Flo gelang so etwas gar nicht. Es fiel ihm schwer vor der gesamten Klasse zu stehen und irgendeinen Monolog aufzusagen. „Dann sind wir mit seinem Assistenten unterwegs gewesen und haben einen Mord aufgeklärt und so...“ Schon begann die ganze Klasse in sich hinein zu lachen. Jan hatte dies erwartet und zog ein Blatt Papier aus der Hosentasche. Es handelte sich um einen Zeitungsbericht, indem die Heldentat von 3 jungen Detektiven geschildert wurde. Jan marschierte zur Wand und hing den Artikel auf. Ehrfürchtig bewunderten die Klassenkameraden das Stück Papier. Sofort fielen ihre Mitschüler mit Fragen über sie her. „Das wars im großen und ganzen. Nur das ich eine Woche mehr Ferien erwartet hätte.“ Dafür hätte sich Flo wieder ohrfeigen können. Bevor Frau Meinhard noch Fragen stellen konnte, saßen die Jungen schon auf ihren Plätzen. Die Lehrerin setzte nun zu einer Ansprache an. „ Meine lieben Schüler, herzlich willkommen in der siebten Klasse! Leider gibt es nichts gratis.“, versuchte sie einen Scherz zu bringen, der jedoch misslang. „Der Unterricht dauert heute nur bis 9 und ihr braucht keine Schulsachen.“ Flo atmete erleichtert. „Nun noch allgemeine Informationen. Herr Zöllner hat unsere Schule verlassen und unterrichtet nun wo anders.“ Das war die beste Nachricht, die Flo, Jan und ihre Klassenkameraden an diesem Tag hörten. Herr Zöllner war nicht gerade ein beliebter Lehrer. „Außerdem hat der Direktor beschlossen, Fifi, unser Schulmaskottchen zu ändern. Und außerdem wird ab heute....“ Weiter sprechen konnte die Lehrerin nicht. Die Tür zur Klasse ging auf und jemand kam wortlos hereinspaziert. Die Schüler musterten ihn verwundert. „Tut mir Leid, der Direktor wollte nicht mit mir sprechen.“, sprach er plötzlich. Selbst Frau Meinhard brachte zuerst kein Wort heraus. „Ja, also... das ist Hikaru. Er wird dieses Schuljahr in unsere Klasse gehen.“, klärte die Lehrerin auf. Hikaru selbst sagte kein Wort um sich vorstellen. Er versuchte sich kaum in den Vordergrund zu drängen. Trotzdem begutachtete Jan seinen vielleicht neuen Freund. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen verstaut und blickte auf den Boden. Trotzdem kam er Jan nicht schüchtern vor. Er hatte rote, wuschige Haare, so das seine Augen kaum zu erkennen waren. Sein Gesichtszug hatte sich seit dem Eintreten in den Klassenraum auch nicht verändert. „Also, im Augenblick haben wir nur einen freien Platz. Du kannst dich neben Johannes setzen.“, erklärte Frau Meinhard dem Buben. Hikaru setzte sich sofort links neben Johannes und erblickte sofort den Zeitungsartikel, an der Wand. Ohne seine Pupillen zu bewegen, schien er den Bericht zu lesen. Dann fiel sein Blick auf ein Foto, welches Flo, Jan und Marina zeigte. Nun drehte er seinen Kopf, um nach den Jungen und dem Mädchen Ausschau zu halten. Er konnte nur Flo und Jan ausmachen. Das Mädchen schien nicht in diese Klasse zu gehen. Die Zeit verflog wie im Flug. Bald war die Stunde um und die Schüler waren froh wieder nach Hause gehen zu können.
 

„Und? Was hältst du von dem Neuen?“, fragte Jan gespannt. „Komischer Typ. Bis jetzt hat er ja noch nicht viel gesagt.“, meinte Flo. „Morgen wissen wir mehr.“, setzte Jan fort. Flo zuckte für einen kurzen Moment zusammen. „Mist! Ich brauche dringend neue Hefte!“ Jan klopfte seinem Freund auf die Schulter. „No Problem. Wir gehen gleich einkaufen. Ich muss ohnehin in die Stadt. Meine Knapperreien sind alle.“ Die beiden spazierten gemütlich zur Bushaltestelle, die sich in der Nähe ihrer Schule befand. Sie nahmen den erstbesten Bus und fuhren ohne Halt in die nahegelegene Stadt. In weniger als einer Viertelstunde waren sie ausgestiegen und Flo sah sich suchend nach einen geeigneten Laden um. Jan packte seinen Freund einfach an den Schultern und zerrte ihn quasi mit. „Komm, da drüben ist ein Süßwarenladen!“, meinte er freudig. „Sollten wir nicht erst einmal Schulsachen besorgen?“, fragte Flo eilig. Jan verzog die Lippen. „Später, ich habe Hunger.“, drängte er. „Du lebst ziemlich ungesund.“, warf Flo seinem Kumpel vor. Das schien Jan nichts auszumachen. Kurze Zeit später standen beide mit Chipstüten und Bonbons an ihrer Ausgangsposition. „Wo sollen wir das ganze Zeug verstauen? Ich wünschte ich hätte meinen Rucksack mitgenommen.“, beschwerte sich Flo. Jan schien auch dafür eine Lösung parat zu haben. „Ich weiß einen Schreibwarenladen in der Nähe. Dort bekommen wir sicher einen Sack, wo wir unsere Sachen verstauen können!“, schlug er vor. Flo gab sich damit zufrieden und schritt schnell weiter, um die Leckereien nicht länger tragen zu müssen. Die Verkäuferin an der Kassa staunte nicht schlecht, als sie zwei Jungen entdeckte, welche mit Chipstüten beladen waren. Jan verlangte sofort einen Sack, welchen ihm die Kassiererin grinsend überreichte. Da dieser bald voll war, bat Flo um einen weiteren für seine Schulsachen. Danach stiegen die beiden die Treppe hinauf, um ins obere Stockwerk zu gelangen. Gerade als die beiden oben angekommen waren, kam ihnen ein Junge entgegen. Er schien es sehr eilig zu haben. Er rammte Flo an der Schulter und setzte seinen Weg fort. „So ein Raudi!“, schimpfte Flo. Im oberen Stockwerk befand sich unter anderem alles was Schulanfänger brauchten. Flo steuerte zuerst auf die Auslage zu, wo alle möglichen Hefte ausgebreitet waren. „3 karierte für Mathe, 1 leeres für Religion und 7 linierte für den Rest.“, zählte Flo auf und sammelte alles zusammen. „Ein paar Stifte noch und dann haben wirs!“, verkündete er. „Flo, daisdisahivu!“, hörte der Junge hinter sich Jans unverständliches Geplapper. Flo drehte sich um und sah wie sich Jan den Mund mit Chips vollstopfte. Schnell schluckte dieser runter und deutete auf jemanden, der in einiger Entfernung zu den beiden stand. „Hikaru!“, rief Flo verblüfft. „Ob er uns bemerkt hat?“, flüsterte Jan Flo ins Ohr. „Wenn, dann tut er so, als würde er uns ignorieren.“ „Wenigstens Hallo könnte er sagen.“, meinte Jan empört. „Vielleicht erinnert er sich nicht an uns. Unsere Klasse ist ziemlich groß!“, warf Flo ein. Das leuchtete Jan ein. Gemeinsam gingen sie auf Hikaru zu. „Hi, Hikaru. Du erinnerst dich vielleicht nicht mehr, aber wir sind in der selben Klasse.“, grüßte Jan so freundlich wie es ging. Hikaru hielt gerade ein Schulbuch in der Hand und schien etwas zu lesen. Mit seinen Augen blickte er in Flos und Hikarus Richtung, ohne den Kopf zu bewegen. „Das ist vielleicht ein Zufall dich hier anzutreffen. Kaufst du auch für das neue Schuljahr ein?“, versuchte Flo die Konversation fortzuführen.“ Hikaru schloss die Augen und hob das Schulbuch hoch, welches er gerade las. Flo kam sich dumm vor, da er sich diese Frage hätte sparen können. „Ihr seit also diese berühmten Detektive.“, sprach Hikaru nun mit gesenkter Stimme. Jan hob die Augenbrauen. Hikaru hatte sie also doch erkannt. Bestimmt war ihm der Zeitungsartikel an der Klassenwand aufgefallen. „Ähhmm ja. Ich bin Jan und das ist Flo.“, stellte er sich vor, obwohl er sich vorstellen konnte, dass Hikaru das bereits wusste. „Was ist mit Marina?“, fragte Hikaru unerwartet. Das überraschte Flo und Jan. „Das ist unsere Freundin. Sie geht in die Paralelklasse. Die ist gleich hinter unserer. Wenn du willst kann ich dir morgen die ganze Schule zeigen!“, schlug Jan vor. Hikaru machte nur eine abfällige Handbewegung. „Nein, danke. Nicht nötig.“ „Kann ich etwas für euch tun?“, fragte nun eine Stimme hinter den dreien. Sie gehörte einer jungen Frau, die anscheinend im Geschäft angestellt war. „Wir suchen nur Hefte und so. Für den Schulanfang.“, erklärte Flo schnell. „Verstehe. Das ist also auf den letzten Drücker. Ihr habt Glück, die Schulsachen werden heute noch weggeräumt.“, erzählte die junge Frau. Da hatte Flo wirklich noch einmal Glück im Unglück gehabt. „He, darf ich euch eine Mappe empfehlen? Sie ist im Sonderangebot.“, versuchte die Angestellte den Jungen etwas aufzuschwatzen. In diesem Fall brauchte Flo jedoch wirklich eine neue Mappe. Seine alte, die er für Deutsch benutzte war ausgeleiert. Die Verkäuferin brachte ihm eine niegelnagelneue Ringmappe. Flo bedankte sich und schob sie sofort ein den Einkaufssack. Die Verkäuferin hielt sich den Finger in den Mund. Wahrscheinlich hatte sie sich irgendwo verletzt. „Und was kann ich für dich tun?“, fragte sie nun Hikaru. „Nichts, danke.“, wehrte dieser schnell ab. Zum Erstaunen Flo und Jans gab sie bei Hikaru schneller auf als bei ihnen. „Bis irgendwann mal.“, verabschiedete er sich und stieg die Treppe zum Ausgang hinunter. „Also der Typ ist echt merkwürdig!“, war Jans Meinung. Flo konnte sich im Moment nicht damit beschäftigen. Er besorgte sich noch schnell die restlichen Dinge, die er brauchte und schritt dann zur Kassa. Unten angekommen, sahen sie noch wie der Junge aus dem Gebäude trat, der Flo vorhin fast umgerannt hatte. Auch Hikaru stand vor der Kassa und wartete geduldig. Er hatte sein Buch und noch ein merkwürdiges, buntes Papier bei sich. Bald war er fertig und ließ Flo und Jan den Vortritt. „Passt lieber auf.“, flüsterte er ihnen zu. Die beiden wunderten sich, schritten dann aber vor, zur Kassa. Die Kassiererin tippte alles ein, als Jan plötzlich noch etwas dazu legte. Es waren zwei lange, bunte Papierstreifen. „Was ist den das?“, fragte Flo überrascht. „Sag ich dir später.“, zwinkerte ihm Jan zu. Kaum waren die beiden Freunde vor dem Ausgang, erklang wie aus dem Nichts ein starkes Klingeln. „Was ist den das?“, erschraken die beiden. Sie treten sich zur Kassiererin um, wo auch Hikaru noch stand. Auch die Verkäuferin von den Schreibwaren stürmte von oben herunter. „Was ist das?“, fragte Jan die Verkäuferin. Aus einem Nebenraum kam nun ein bulliger Mann heraus, der alles andere als freundlich wirkte. „Hah! Haben wir euch endlich.“, schrie er. Flo und Jan bekamen es allmählich mit der Angst zu tun. „Wir verlangen zu wissen, was hier passiert!“, sagte Flo bestimmt, aber etwas ängstlich. „Ihr habt gar nichts zu sagen, ihr kleinen Diebe!“, schrie sie der Mann an, der scheinbar der Geschäftsführer war. Jetzt verstanden die beiden Detektive. Es hatte geklingelt, da die Anlage, die in fast jedem Geschäft stand, glaubte sie hätten etwas mitgehen lassen. „Das ist ein Missverständnis!“, wollte Jan den Mann beruhigen. „Sehen wir gleich. Säcke lehren!“, befahl er streng. Jan und Flo hatten richtige Panik, obwohl sie wussten, dass sie nichts getan hatten. Trotzdem lehrten sie brav ihre Säcke. Der Mann durchsuchte sie angestrengt. Ein weiterer Kunde kam herein und sah sofort was vor sich ging. Flo und Jan war das alles mehr als peinlich. „Aha!“, rief er triumphierend und zog etwas heraus. Die beiden Unschuldslämmer erkannten unverzüglich, dass es sich um ein Videospiel handelte. „Jetzt rufen wir erst einmal die Polizei!“ Flo und Jan wehrten sich mit Händen und Füßen. „Nein! Wir waren das nicht. Wir haben das nicht eingepackt.“, versuchten sie alles um ihre Unschuld zu bedäuern. Dem Geschäftsführer schien das nicht zu kümmern. „Warten Sie, Herr Gruber. Diese beiden kommen mir wirklich nicht wie Diebe vor.“, mischte sich die Kassiererin ein. „Die beiden wurden auf frischer Tat ertappt!“, bestand Herr Gruber auf seinem Standpunkt. Es durchfuhr Jan wie ein Blitz. „Ich glaube ich weiß, wer uns das untergeschoben hat!“, rief er. Herr Gruber zeigte sich nicht beeindruckt. „Es war der Junge, der uns gerammt hat! Er hat das Videospiel in unseren Sack geschmuggelt.“, offenbarte Jan seinen Verdacht. Herr Gruber glaubte dem Jungen natürlich nicht. „Ich glaube das könnte stimmen.“, meinte die Kassiererin. „Der Junge kam mir auch verdächtig vor.“ Herr Gruber dachte nach, ob er dem glauben schenken konnte. „Wirklich, der war es.“, redete Flo auf ihn ein. „Also, gut. Ihr seht mir wirklich nicht wie Diebe aus. Ich bin geneigt, euch diesmal zu glauben.“ Flo und Jan atmeten erleichtert auf. „Können wir jetzt gehen?“, fragten die zwei geschafft. Herr Gruber nickte. „Nein, noch nicht.“, sagte nun jemand. Hikaru mischte sich nun in den Vordergrund. „Das hier ist noch nicht vorbei.“, erklärte er. Herr Gruber blickte ihn verdutzt an. „Ich weiß wer der Dieb ist.“, verkündete er kühl. „Ja, der Junge, wir wissens!“, entgegnete Jan seinem neuen Mitschüler. Hikaru schritt nun nur Kassa und kramte in dem Sack, in das Videospiel gefunden wurde. Ohne Erklärung zog er die Mappe heraus, die Flo vorhin eingepackt hatte. „Was wird das?“, wollte Herr Gruber wissen. Hikaru öffnete die Mappe knipste die Ringe zur Seite. Alle Anwesenden kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hikaru zog ein goldenes Armband heraus. Herr Gruber verstand die Welt nicht mehr. „Junge, kannst du uns das erklären?“, fragte er verdutzt. „Der Dieb war nicht der Typ von vorhin. Sondern

Sie.“, dreht er sich um zeigte auf die Verkäuferin. Herr Gruber, die Kassiererin, Flo und Jan sahen sie interessiert an. „Was soll das? Der Junge spinnt doch total!“, beschwerte sich die junge Dame. Dabei führte sie sich auf wie eine Furie. Herr Grubers Blick fiel wieder auf Hikaru. „Sie hat das Armband unter den Ringen versteckt. Das freie Auge kann es so nicht sofort erkennen. Dann hat sie das Videospiel in die Mappe gelegt. Beim einführen in den Sack, musste es zwangsweise herausfallen. Wenn der Dieb entlarvt wird, wird nur das Videospiel gefunden. Sie hat es übrigens mehrmals getan. Daher auch Ihre größere Diebstahlrate. Bei mir hat sie das nicht getan, da es sonst zu auffällig wäre.“ Jan staunte, was Hikaru herausgefunden hatte. Er hätte alles von ihm erwartet, aber so etwas nicht. „Der Junge ist verrückt!“, behaarte die Verkäuferin. „Er hat das Armband sicher selbst versteckt.“, gab sie zurück. Herr Gruber wusste nicht mehr, wem er glauben sollte. „Ja, ich hätte es auch machen können. Aber mein Finger blutet nicht.“, fuhr er fort. Während Herr Gruber nicht verstand, wussten Flo und Jan Bescheid. Die Verkäuferin hatte sich beim Aufmachen der Ringe verletzt. Deswegen auch ihr komisches Verhalten vorhin. Als Flo und Jan ihrer Beobachtung erzählten, packte Herr Gruber sofort seine Angestellte und drängte sie in den Nebenraum. Dann griff er zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei. „Danke, Junge. Ich habe dir viel zu verdanken.“, sprach er, wusste bald aber nicht mehr zu wem. Hikaru war nämlich weg. „Wo ist er?“, fragte er Flo und Jan. „Gegangen.“, meinte Jan, der immer noch verblüfft von Hikarus Schlussfolgerungen war. „Wenn ihr ihn seht, sagt wenn er wieder kommt, erwartet ihn eine Belohnung!“, bat sie Herr Gruber. Die beiden Detektive bejahten und verabschiedeten sich.
 

„Der... der Typ ist Spitze! Mega-Spitze!“, rief Jan, als er endlich seine Gedanken geordnet hatte. „Wie wäre es , wenn wir Hikaru in unsere Truppe aufnehmen würden?“, schlug Flo vor. Jan dachte nach. „Hikaru ist schon allein besser als wir drei zusammen. Aber gut. Wenn wir ihn das nächste mal sehen fragen wir ihn. Dann sind wir vielleicht bald zu viert.“
 

Flos erstes Date
 

„Sag mir endlich was das ist!“, verlangte Flo zu wissen. Ihm waren die Papierstreifen wieder eingefallen, welche Jan ihm zugesteckt hatte. „Ein Sechster im Lotto!“, zwinkerte Jan ihm zu. „Ein Lottoschein?“, fragte Flo weiter, doch Jan schüttelte nur den Kopf. „Nein das ist deine Eintrittskarte zum Glück.“, redete er lächelnd weiter. Er konnte Flos ungeduldig förmlich riechen und beschloss ihn aufzuklären. „Das sind zwei Eintrittskarten zur Herbstmesse, oder auch Jahrmarkt genannt.“ Flo war anzusehen, dass er trotzdem kein Wort verstand. „Du weißt schon. Entchenfischen, Schießstand usw. Fällt jetzt der Groschen? Oder wenigstens der Cent?“ Jetzt hatte Flo kapiert. „Könnte lustig werden, aber eigentlich habe ich heute noch viel für die Schule zu erledigen.“, erklärte er. Jan schien gar nicht auf Flos Ausrede zu achten. „Leider habe ich heute noch etwas vor und kann leider nicht mit. Du wirst wohl mit jemand anderen hingehen müssen.“, meinte er mit gezogene Stimmlage. Flo ahnte auf was Jan hinaus wollte. „Du könntest Marina doch fragen, ob sie mit dir hingehen will!“, schlug Jan vor, als wäre ihm diese Idee gerade erst gekommen. Flo zögerte noch. „Ich... ich weiß nicht. Wie schon gesagt, ich habe wirklich noch viel zu tun.“, stammelte er. Jan konnte nicht glauben was er da hörte. „Spinnst du? Das ist DIE Chance. Mit dir ist in letzter Zeit ohnehin nicht viel anzufangen, ich glaube wir brauchen einen neuen Fall.“, dachte Jan laut. Flo ergriff Chance um von Marina abzulenken. „Die Katze meines Nachbarn ist entlaufen. Wir...“ Jan strafte ihm mit einem nahezu tödlichen Blick. „Beeil dich! Sonst hat Marina schon etwas anderes vor.“, redete Jan auf seinen verknallten Kumpel ein.
 

So stand Flo wenig später vor Marinas Haus. Es kostete ihm einige Überwindung an der Haustür zu klingeln. Er hörte wie der Türknopf betätigt wurde und setzte sein schönstes Lächeln auf. „Hallo Mari...“ „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen.“, säuselte Hikaru. Flos Überraschung war ihm anzusehen. „Hikaru? Was machst du hier? Das ist doch Marinas Haus.“, fragte er vollkommen verwirrt. Schon schob sich Marina vor Hikaru. „Hi Flo! Schön dich zu sehen. Was führt dich zu mir? Na komm erst einmal rein, in die gute Stube.“ Der immer noch perplexe Flo betrat nun Marinas Haus. Marina führte ihn zur Küche, wo Flo mehrere Personen sah. Marinas Familie schien Besuch zu haben. Sofort sprang Marinas Mutter auf. „Oh, das ist Florian. Wenn ich mich nicht ganz irre, geht er mit Ihrem Sohn in die selbe Klasse.“, erklärte sie den anderen. Flo kombinierte, dass es sich um Hikarus Eltern handeln musste. Marina klärte ihn nun endlich auf. „Das sind die Eltern von Hikaru. Sie sind in unsere Straße gezogen und meine Eltern haben sie eingeladen.“ Der Tag ging von Überraschung zu Überraschung über. „Guten Tag, hat Ihnen Hikaru schon von dem Diebstahl erzählt?“, fragte Flo die Gäste. Diese blickten ihn nur fragend an. Überrascht, dass Hikaru seinen Eltern noch nichts berichtet hatte, fing er an von den Erlebnissen zu erzählen. Gespannt hörten Hikarus Mutter und sein Vater zu. Als Flo fertig war, blickten sie zu ihrem Sohn. „Ist das wahr, Junge? Du bist ja ein richtiger Held.“, lobte ihn sein Vater. „Stimmt das den alles, was dein Freund gesagt hat?“, wollte seine Mutter erfahren. „Achwas, der liest zuviel.“, sagte Hikaru einfach und gab seinen Eltern ein Handzeichen, dass er jetzt ging. Flo verstand die Welt nicht mehr. Warum bestritt Hikaru seine Heldentat? Hatte er vielleicht einen Zwillingsbruder? Flo lief Hikaru hinterher und stellte ihn zur Rede. „He, warum hast du mich auflaufen lassen?“, fragte er erbost. „Ich wollte nicht, dass sie mich nerven.“, speiste er Flo ab. „Aber... du bist echt gut!“, gab Flo sein Statement ab. „Kann sein.“, war alles was Hikaru ihm an Antwort darbrachte. Nun kam Flo auf ihre Clique zu sprechen. „Willst du nicht bei uns mitmachen? Ich, Jan und Marina würden uns freuen. Wir wären ein Superteam!“, überredete Flo seinen Mitschüler. Hikaru schickte einen nahezu tödlichen Blick zurück. „Das würde ich wirklich gerne, aber ich habe schon lange aufgehört mit Puppen und Autos zu spielen. Und eure ‚Clique‘ läuft aufs selbe hinaus.“, zischte er scharf zurück. Das war zuviel. Er hatte nicht nur Flo, sondern auch seine Freunde beleidigt. Wutentbrannt ergriff er Hikarus Schulter und wollte ihn zurückdrängen. Doch Hikaru packte Flos Arm und presste ihn stark zusammen. Er schien fast keine Kraft dazu zu benötigen. Als er jedoch Marina um die Ecke kommen sah, ließ er von Flo los und stapfte davon. „Flo, was war den gerade?“, fragte Marina. Flo beschloss nichts von Hikarus miesen Beleidigungen zu erzählen, sondern versuchte das Gespräch auf die Tickets für den Jahrmarkt zu lenken. „Ach, Marina, da ist noch etwas. In dem Geschäft haben wir zufällig zwei Eintrittskarten für den Jahrmarkt bekommen. Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht eine haben möchtest.“, fragte Flo ganz unschuldig und rieb sich dabei den Hinterkopf. Marina blickte verwundert auf. „Gerne, aber kann Jan den nicht? Ihr seit doch sonst so unzertrennlich.“, gab sie zu bedenken. Jetzt musste Flo Fantasie aufweisen. „Der.... der arbeitet an einem neuen Fall.“, sagte er schnell. Das war ein Fehler. Sofort wollte Marina mehr wissen. Flo strengte seine grauen Zellen an. „Da... gibt es so einen Killer, der in der Nachbarschaft frei herumläuft. Er ist aus dem Gefängnis ausgebrochen!“ Flo hätte sich ohrfeigen können. Eine blödere Ausrede war ihm nicht eingefallen. „Aber... dann müssen wir ihm doch helfen! Der Typ ist sicher total gefährlich!“, rief Marina in Panik. Flo kam in Bedrängnis. „Er will keine Hilfe. Du... du kennst ihn doch!“ Es kostete Flo noch einige Überredungskünste um Marina zu besänftigen. „Naja, zurück zum Jahrmarkt. Gehst du auch hin, oder gibst du dein Ticket jemand anderen?“, fragte Marina nun unerwartet. Flo biss die Zähne zusammen. „Naja... ich dachte... wenn du eins hast und ich eins, dann könnten ja zusammen hingehen. Wäre ja blöd wenn wir beide hingehen und dann getrennt.“ „Ja, du hast Recht, gehen wir gemeinsam hin. Ich lese hier, dass es um 5 anfängt. Ich schlage vor, wir treffen uns gleich dort.“, schlug Marina vor. Flo brachte mittlerweile nur noch ein müdes Nicken hervor. Dann trat er den Heimweg an. Marina schloss die Tür hinter ihm, rannte ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Grinsend blickte sie auf das Ticket.
 

Mit Herzpochen blickte Boris auf die Uhr. 3 Uhr. Bald würde der zweite Tag anbrechen und sein Vorhaben ging weiter. Er hatte inzwischen bemerkt, dass ein Objekt fehlte. Er hatte nicht aufgepasst, was für ihn nicht nur leichtsinnig war, sondern auch nicht ungestraft ausgehen konnte. Er hatte seinen Auftrag ganz normal ausgeführt, doch es war ihm trotzdem ein Fehler unterlaufen. Er hatte seinem Auftraggeber noch nichts davon berichtet. Wenn er jedoch die Ware überprüfen sollte, war Boris aufgeschmissen. Seine einzige Chance war es, die Ware wieder zu beschaffen. Er hatte keine Ahnung wie, oder wo sie sich befand, aber er musste einfach. Heute war das jedoch nicht möglich. Bald würde Tag 2 anbrechen und er musste weitermachen. Um die verschwundene Ware konnte er sich nur Morgen kümmern. Er hoffte, dass es dann nicht zu spät war.
 

„Ist das mein Parfum?“, fragte Niko naserümpfend. Flo war gerade aus dem Bad getreten und sah aus, als wäre er gerade durch eine Waschanlage spaziert. So roch er allerdings nicht. „Und wenn schon.“, meinte Flo. „Du hast vielzuviel davon aufgetragen!“, beschwerte sich sein großer Bruder. „Egal, das gehört zum erwachsenwerden dazu.“, gab er zurück. Niko betrachtete Flos Lippen. „He, du blutest ja!“, erschrak er. Flo wehrte ab. Das stammt nur vom Rasieren.“ Niko konnte sich nicht mehr halten. Er hielt sich den Bauch und begann herzhaft zu lachen. „Rasieren? Du? Du hast doch noch nicht mal einen Stimmbruch.“, versuchte Niko seinem Bruder klar zu machen. Beleidigt drehte sich dieser um und schritt in sein Zimmer. Fertig angezogen trat er wenig später wieder heraus. „Gibs zu! Du hast heute ein Date!“, flüsterte ihm Niko ins Ohr. Flo wurde rot im Gesicht. „Du wirst ja ganz rot!“, fiel auch Niko auf. „Das ist wegen der Tusche!“, fand Flo schnell eine Ausrede. „Es ist Marina, stimmts?“, fragte Niko weiter, obwohl er genau wusste, dass die Situation für Flo mehr als unangenehm war. „Komm schon, kleiner Bruder. Ich kann dir ein nützliche Tips geben!“, schlug Niko vor. Darauf konnte Flo verzichten. „Achja? Wieso habe ich dich dann noch nie mit einer Freundin gesehen?“, gab er frech zurück. Das saß. Niko fasste sich an die Stirn und überdachte die Situation. Oder er spielten nur den Unglücklichen. Er wollte noch weiter mit Flo reden, doch dieser hatte sich bereits verkrümelt. Es dauerte eine Stunde, bis Flo den Jahrmarkt überhaupt gefunden hatte. Marina wartete schon ungeduldig auf ihn. „Tut mir Leid, dass ich so spät bin!“, bedäuerte er. „Keine Sorge, ich warte noch nicht alzulange. Aber was ist das für ein Geruch?“, fragte sie und roch in die Luft. „Keine Ahnung, ist doch egal!“, meinte Flo schnell. „Lass uns endlich reinlegen!“, drängte das Mädchen und marschierte mit den Armen am Rücken verkreuzt durch den Eingang. Flo konzentrierte sich und ging ihr nach. Das könnte sein wichtigster Abend werden. Endlich war er einmal mit Marina allein. Außerdem brauchte er sich keine Kommentare von Jan anzuhören, wenn er mit Marina sprach. Weder Flo, noch Marina bemerkten in ihrer Aufregung, dass sie beobachtet wurde. Und das nicht nur von einer Person. Die eine machte keine großen Anstalten sich ein gutes Versteck zu suchen. Sie stand im Schatten eines Baumes und sah hin und wieder zu den beiden. Anders die zweite Person. Sie hatte sich duckend, hinter einem kleinen Zelt versteckt. Ihre Spannung steigerte sich von Minute zu Minute. „He, guck mal Flo!“, rief Marina ihrem Freund zu und deute auf einen Stand, der so aussah, als würde eine Regenrinne auf ihn liegen. Erst als Flo näher heranging konnte er sehen, wobei es sich handelte. Schon trat eine Standinhaberin und den Jungen und das Mädchen heran. „Das ist der Enten-Marathon! Wählt eine Ente und wenn sie als erstes durchs Ziel kommt, gewinnt ihr einen Preis!“ Flo und Marina wollten sofort mitmachen. Flo entschied sich für eine grüne Ente, während Marina eine rote auswählte. Schon schwammen die Plastikentchen in dem klaren Wasser. Flos und Marinas Entchen waren fast gleich schnell. Flos Chancen auf einen Sieg verringerten sich drastisch, als sein Entchen eine Umdrehung machten und umkippte. Für ihn war das Rennen so gut wie gelaufen. Marina gewann und bekam einen Schlüsselanhänger. „Nicht gerade mein Traumpreis, aber immerhin.“ „Flo versuchte es noch einmal, da er unbedingt einen Preis abstauben wollte. Diesmal schaffte er es, und bekam einen Mini-Plüsch-Hund. Das nächste Ziel der beiden war die Geisterbahn. Der Standinhaber macht den Eindruck gleich einzuschlafen. Trotzdem erhielten die beiden eine Karte und fuhren in das Innere. Kaum waren sie drinnen, kamen ihnen auch schon Fledermäuse aus Pappe und kleine Geister entgegen geschwirrt. Flo machte das nicht besonders viel Angst. Auch nicht die ziemlich echtaussehende Mumie, die wie aus dem Nichts auftauchte. Marina schien sie jedoch schon Angst zu bereiten. Zutiefst erschrocken packte sie Flos Oberarm. Der standen kurz darauf Schweißperlen im Gesicht, welche jedoch nicht von den Geistern stammte. Draußen angekommen musste Flo erstmal richtig einatmen. „Das war doch lustig!“, war Marinas Meinung. Flo stimmte ihr sofort zu. Nun fiel Marinas Blick auf den Schießstand. „He, Flo, sieh mal!“, machte sie ihren Freund darauf aufmerksam. „Cool, ein Schießstand. So etwas wollte ich schon immer einmal ausprobieren. Marina, ich werde dir einfach ein Stofftier schießen, das größte das sie haben!“, verkündete er zuversichtlich. Als ihm Marina jedoch entgegen lächelte, verlor er seine Selbstkontrolle sofort wieder. Sie schritten auf den Stand zu und sahen sich um. Sie konnten allerdings niemanden entdecken. „Ah! Mist!“, schrie der Standinhaber. „Alles OK?“, wollte Flo wissen. Der Standinhaber trat aus dem Hinterzimmer und lutschte an seinem Daumen. „Was? Ja, ich habe mich nur gestochen. Was kann ich für euch tun?“ Flo legte ein paar Euro auf den Tresen und der Standinhaber überreichte ihm ein Gewehr. „So etwas ist ein reines Glücksspiel. Versuch es lieber nur einmal!“, redete Marina auf ihn ein. Flo hatte ohnehin keine Lust abgezockt zu werden. Der Abend kostete ihn sein ganzes Taschengeld, aber das war es wert! „Ich schieße dir, das größte Stofftier, das sie haben!“, versprach Flo. Er wurde jedoch enttäuscht. Es gelang ihm gar nicht mit dem großen Spielzeuggewehr umzugehen, und so traf er nur ein kleineres Stofftier. „Hier, für dich!“, sagte der Standinhaber und überreichte Flo eine kleine, graue Maus. „Tut mir echt Leid, Marina.“, seufzte Flo. „Mach dir nichts draus. Die Maus ist auch schön!“, beruhigte sie ihn. „Oh, da steht ja etwas drauf!“, fiel dem Mädchen auf. Flo sah nach und bekam einen knallroten Kopf. Die Maus trug ein Herz auf dem Bauch, auf welchem ‚Ich hab dich lieb‘ stand. „Die ist ja lustig!“, freute sich Marina. Flo wusste nicht, ob ihm das Schicksal Streiche spielte, oder er einfach nur Pech hatte. Marina beschloss die Maus den ganzen Abend mit sich zu tragen. Der nächste Stopp der beiden war ein Stand für Zuckerwatte. Flo mochte nichts lieber als Zuckerwatte. Schon als kleines Kind besuchte er oft den Rummelplatz und sein großer Bruder hatte ihm jedes mal eine große Portion Zuckerwatte gekauft. Die Verkäuferin war eine ältere, grimmige Frau, die die beiden zuerst gar nicht wahr nahm. Erst als Flo hustete, richtete sie ihrer Aufmerksamkeit auf ihre Kunden. Kaum hatte sie den beiden eine große Zuckerwatte verkauft, richtete sie ihre Augen wieder auf andere Geschehnisse. Flo und Marina ließen sich von ihrer Unfreundlichkeit nicht abhalten und aßen den leckeren Süßstoff. Die beiden probierten noch die verschiedensten Attraktionen aus, bis Flo auffiel, dass es allmählich dunkel wurde. „Es ist schon zu spät, vielleicht sollten wir uns jetzt auf den Heimweg machen.“, schlug er vor. Marina war anderer Ansicht. „Ach Quatsch. Wenns dunkel ist, macht es doch erst Recht Spass!“, versuchte sie Flo umzustimmen. „Wenn du meinst. Aber wir haben doch schon fast alles auskundschaftet.“, gab er zu bedenken. Marina schien eine Idee zu haben. „Besorgen wir uns doch noch ein Eis und setzen uns an den Fluss.“ Flo verstand zuerst nicht. Dann zeigte Marina auf eine Stelle mit vielen Bäumen. Dahinter schien sich ein kleiner Fluss zu befinden. Die beiden marschierten sofort hin, jedoch nicht nur sie. Eine der Personen, welche Flo und Marina schon die ganze Zeit beobachtet hatte, schlich ihnen heimlich nach. Ganz so unsichtbar schien sie allerdings doch nicht zu sein. Ein Ehepaar musterte die Person und räusperte deutlich.

„Sie dir das an!“, machte Marina Flo auf etwas aufmerksam. Dieser bemerkte sofort, was Marina entdeckt hatte. „Wow, cool.“, meinte er, als er hoch zum Himmel sah. Die Sonne ging gerade unter und der Anblick war atemberaubend. „Das ist doch wunderschön, oder?“, wollte Marina Flos Meinung wissen. „Ehrlich gesagt, habe ich nie wirklich auf so etwas geachtet.“, gestand er. „Dann hast du aber was verpasst.“, lächelte das Mädchen. Die beiden sahen noch weiter dem Horizont entgegen, bis es bald stockdunkel war. „Ihhh.“, rief Marina. Sie hatte vollkommen auf ihr Eis vergessen, welches nun auf ihre Hand tropfte. Sie torkelte zum Fluss, um die Reste abzuwaschen. „Jetzt war ich total in Gedanken verloren, sowas.“, lächelte Marina verlegen. „Weißt du, Marina.... . Der Abend gefällt mir bis jetzt wirklich sehr.“, fing Flo an zu stottern. „OK, jetzt bau keinen Mist!“, befahl er sich selbst. „Mir auch. Ich bin froh, dass ich zugesagt habe und du niemand anderen gefragt hast.“ Flo wurde allmählich ziemlich aufgeregt. Er spürte, wie sein ganzer Rücken einschlief. „Wenn hätte ich den sonst einladen sollen? Du warst natürlich meine erste Wahl. Ich... ich bin gern mit dir zusammen.“ Dafür hätte sich Flo hassen können. Aufgeregt krallte sich Flo mit seinen Fingernägeln in die Handfläche. „Das gilt auch für mich.“, gab Marina zurück. „Ich bin richtig das ich euch getroffen habe. Ich meine dich und Jan.“ Das schlug bei Flo wie ein Fausthieb ein. „Seit ich euch kenne, habe ich viel erlebt. Naja, ich bin auch in die eine oder andere Gefahr geschlittert, aber das gehört wohl dazu.“, schwärmte Marina. Flo freute sich über das Geständnis seiner Freundin, war aber enttäuscht, da er ihr fast die magischen Worte sagen konnte. „Ahh!“, schrie Marina total unerwartet. „Was ist passiert?“, wollte Flo wissen. Marina zeigte auf den Fluss. Darin war auf einmal ein Gesicht aufgetaucht. Flo wusste wem es gehörte und wie es dahin kam. „Jan!“, rief er wütend nach hinten. Zuerst tat sich nichts, dann jedoch offenbarte sich der versteckte Beobachter. „Jan? Was machst du den hier?“, fragte Marina verwirrt. Verlegen und ertappt schlich der junge Detektiv zu seinen Freunden. „Nun... . Sorry, ich hatte doch Zeit zu kommen. Ich wollte euch nicht so erschrecken, es war Zufall, dass ich euch gesehen habe!“, versuchte Jan zu erklären. Flo glaubte ihm selbstverständlich kein Wort. Er wusste, dass Jan ihnen lediglich aus reiner Neugier gefolgt war. Er traute ihm sogar zu, dass er ihn und Marina die ganze Zeit hinterher geschlichen war. Im Gegensatz zu Flo verzieh Marina ihrem ertappten Freund schnell. „Jan, was ist den mit deinem Fall? Hast du den Killer schon?“, fragte sie nun aufgeregt. Dieser zog ein Gesicht, als hätte man ihn gerade zu einer mündlichen Prüfung aufgefordert. Doch dann klickte es. „Ja, klar! Ich habe ihn gestellt und ihn in polizeiliche Obhut übergeben!“, prallte er mit seinem Fantasie-Fall. „Erzähl uns jedes Detail!“, verlangte das weibliche Mitglied der Clique. Jan hatte keine Lust, sich eine Geschichte auszudenken, worauf er einfach ablenkte. „Später, jetzt erzählt von euch. Flo hat dir das Ticket gegeben, welches wir im Schreibwarenladen gekauft haben?“, wechselte er das Thema. „Gekauft? Ich dachte, ihr hättet es angedreht bekommen?“, hakte sie nach. Jan war wieder in ein Fettnäpfchen getreten. „Mein ich doch!“, sagte er, als wäre nichts gewesen. So plauderten die drei noch eine Weile.

Der Auftritt des Clowns
 

„Es wird langsam wirklich spät!“, bemerkte Flo nun. „Ich hole mir noch eine Zuckerwatte und dann schlage ich vor, gehen treten wir den Heimmarsch an!“ Seine Freunde hatten nichts dagegen. Flo beeilte sich zum Zuckerwattestand zu kommen und legte sofort das nötige Geld auf den Tresen. Die Verkäuferin achtete zuerst wieder nicht auf den Jungen, sondern blickte sich auf dem ganzen Platz um. Gestresst überreichte sie Flo seine Zuckerwatte. Flo wollte schnell zu seinen Freunden zurück, als es geschah. Zwei Hände tauchten von der Seite auf, welche blitzschnell zugriffen und den jungen umwarfen. Zuerst wusste Flo nicht wie ihm geschah. Die Zuckerwatte fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Erdboden. Wenige Millisekunden auch er selbst. Er dachte sofort an einen Angriff und schlug deswegen mit Händen und Füßen um sich. Er merkte, dass er den Angreifer damit getroffen hatte. Dieser zog sich jedoch nicht zurück. Er warf sich auf seine Knie, so dass er nun über Flo gebeugt war. Er packte Flos Arme und dieser konnte zum ersten mal das Gesicht seines Peinigers sehen. Ein Clown. Bei dem Angreifer handelte es sich um einen Clown. Es war kein echter, wie Flo ihn schon in Zirkussen gesehen hatte. Zum einen trug er eine Maske, die jedoch keine gewöhnliche Clownsmaske war. Clowns sahen normalerweise lustig und komisch aus, anders dieser. Bei der Maske handelte es sich um eine schreckliche Fratze, die nur als ‚Höllenclown‘ beschrieben werden konnte. Anstelle der lustigen, roten Nase, ragte ein spitzes Etwas hervor. Nicht nur die Maske war gruselig. Der Maskierte trug auch noch einen alten, zerfledderten, übelriechenden Anzug, der wohl zum Kostüm dazu gehörte. „Flo! Flo!“, hörte der Junge nun seine Freunde rufen. Die kommende Verstärkung schien dem Höllenclown gar nicht zu gefallen. Er begann in Flos Taschen herumzuwühlen. Als Jan und Marina nur noch wenige Meter entfernt waren, beschloss der Clown das Weite zu suchen. Noch immer geschockt und außer Atem rappelte sich Flo auf. Er starrte dem Clown einfach nur nach. Jan nahm unverzüglich die Verfolgung auf. Schon nach einer Minute kam er zurück. „Ich habe ihn verloren!“, schimpfte der Bub mit sich selbst. „Was war das für ein Freak?“, wollte Marina wissen. „Ein Dieb!“, rief Flo sofort. Seine Freunde blickten ihn erwartungsvoll an. Nun kamen auch einige Besucher und auch Standinhaber zum Platz des Geschehens. Auch der Sicherheitsbeamte des Jahrmarkts drängte sich vor und überprüfte ob es Flo auch wirklich gut ging. „Hat er etwas gestohlen?“, fragte er sofort. Flo nickte. „Er hat in meinen Taschen gewühlt. Ich... ich glaube er hat dieses kleine Plüschtier mitgenommen. Das habe ich vorhin mein Entchenfischen gewonnen.“, stotterte er. Der Beamte schnappte sich ein Funkgerät und telefonierte mit einem Kollegen. „Du hattest Glück! Es hätte schlimmer ausgehen können. Er hätte dich verletzen können, oder schlimmer. So hat er dich nur beklaut.“, machte Marina ihm Mut. „Das ist Unsinn. Das war kein Dieb, nie und nimmer.“, hörten die Freunde jemanden aus der Menge rufen. Der Beamte stürzte zu der Stelle und machte dem jenigen Platz. „Junge, hast du etwas gesehen?“, fragte er den jenigen. Flo, Jan und Marina durchzuckte es. „Nicht der schon wieder!“, stöhnte Flo. Hikaru schob sich durch die Menge hindurch und trabte zu seinen Mitschülern. „Was tust du den hier?“, fragte Jan sofort. „Ich habe mir im Geschäft ebenfalls ein Ticket besorgt. Aber von jemanden der nicht beobachten kann und sich auch noch selbst Detektiv nennt, habe ich diese Unachtsamkeit ja erwartet.“, gab er forsch zurück. Jan ballte die Fäuste. „Das war kein gewöhnlicher Dieb.“, sagte er streng. Das konnte Jan nicht glauben. „Hast das Szenario nicht gesehen? Er hat Flo überfallen!“, wollte Jan Hikaru überzeugen. „Ja, das hat er. Allerdings war er nicht auf Geld oder andere Wertgegenstände aus.“, klärte Hikaru seine Klassenkameraden und den Sicherheitsbeamten auf. Jan hörte gespannt zu. Auch Flo, welcher Marina ein Zeichen gab. „Wenn es wirklich ein echter Dieb wäre, dann hätte er doch wohl die Geldtasche des Jungen beschlagnahmt. Dieser befindet sich jedoch immer noch in seiner Hosentasche, und das auch noch in der durchsuchten.“ Flo gefiel es gar nicht, dass Hikaru ihn ‚Junge‘ nannte, obwohl er sehr wohl seinen Namen kannte. Allerdings hatte er mit seiner Schlussfolgerung Recht. „Und warum hat er dann nur meinen Plüschhund mitgenommen?“, fragte Flo wartend. „Nun, er war wahrscheinlich darauf aus. Obwohl ich bezweifle, dass es das richtige ist.“ Dabei blickte er zu Marina. Diese verstand sofort. Sie kramte sofort die kleine, graue Maus hervor, die Flo für sie gewonnen hatte. „Warum die?“, fragte sie verdutzt. „Ich weiß woher dieser Clown sein Kostüm hat. Aus der Geisterbahn. Ich habe das Kostüm bei einer Fahrt zufällig an einer Puppe gesehen. Ich bin nicht lang nach euch beiden gefahren, was heißt, dass der Angreifer sich das falsche Stofftier genommen hat. Er dachte, du Flo, wärst noch im Besitz des richtigen.“, fuhr er fort. Jan hörte Hikaru etwas neidisch zu. „Ja, das könnte stimmen!“, bemerkte der Beamte. „Das tut es. Der Angreifer hat das Kostüm aus der Geisterbahn entwendet. Der Kartenverkäufer dort, schläft ohnehin nur. Es war also ein leichtes.“ Das war für Flo und seine Freunde einleuchtend. „Ich glaube sogar, dass er sich das Kostüm in der Geisterbahn angezogen hat.“, kombinierte Hikaru weiter. Nun entfloh Jan doch ein kurzer Lacher. „Hah! Wie kommst du den darauf? Jetzt spinnst du dir etwas zusammen!“, warf er ihm vor. Hikaru antwortete nicht, sondern redete weiter. Aus irgendeinem Grund hat der Angreifer das Höllenclownskostüm gewählt. Der Anzug dazu ist jedoch sehr eng und schmal, wie bei einem normalen Clown. Demnach muss er seine normalen Klamotten ausgezogen haben. Und da er nicht nackt in die Geisterbahn konnte, wird er in diesem Augenblick wieder dort sein.“ Jan hörte aufgeregt zu, verstand aber nicht was Hikaru meinte. „Es ist unmöglich frei hier auf dem Jahrmarkt herumzurennen. Jeder würde ihn entdecken. Er muss demnach in dem Kostüm zurück gegangen sein und sich in diesem Moment seine richtigen Sachen anziehen. Dadurch hinterlässt er auch keine Spuren, die auf ihn zurückschließen. Ich bin mir deshalb so sicher, da er die Clownsmaske gewählt hat. Er hätte sich auch eine einfach Schimütze oder ähnliches besorgen können, doch er hat seine Tat spontan geplant.“, schloss Hikaru seine Ausführungen. Der Sicherheitsbeamte hatte die ganze Zeit den Mund offen gelassen. Schnell verständigte er seinen Kollegen und gab ihm ein Zeichen in die Geisterbahn zu kommen. „Und warum mein Stofftier?“, fragte Marina nun. „Das weiß ich nicht. Aber am besten ich werde es untersuchen.“, meinte er und schritt zu dem Mädchen. Er wollte Marina das Stofftier aus der Hand reißen, doch die zog es schnell zurück. „Das machen wir gemeinsam! Ich, Jan und Flo. Du kannst dich uns ja anschließen.“, stellte Marina ihre Bedingungen. Hikaru schien das nicht zu passen. „Sagt mir morgen was ihr ermittelt habt.“, sprach er in Befehlsform und marschierte davon. Das Wort ‚ermitteltet‘ hatte er mit einem nicht ernstnehmendem Unterton unterstrichen. Langsam dichtete sich die Menge wieder und die drei Detektive standen wieder allein da. „Was sollen wir jetzt unternehmen?“, fragte Marina nachdenklich. Flo beschloss zu den Sicherheitsbeamten zu gehen und zu hinterfragen, was mit dem Kostüm war. „Kommst du mit?“, fragte er seinen besten Freund. Dieser reagierte nicht. Erst beim zweiten mal, schüttelte Jan den Kopf. Als Flo weg war, wandte sich Marina an ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Jan nickte. „Ja. Nur dieser Hikaru. Er ist ein Rätsel. Außerdem ist er der beste Detektiv, den ich je gesehen habe.“, erzählte er, was ihm bedrückt. Marina konnte ihm nur zustimmen. „Ja, das war nicht von schlechten Eltern. So fern, seine Vermutungen auch wahr sind.“ Jan war sich sicher. „Ja, sind sie. Es passt alles zusammen.“ „Vielleicht sollten wir ihn in unsere Clique aufnehmen!“, fiel Marina ein. Jan wehrte ab. „Nein, den Typen? Niemals. Erstens braucht er uns nicht und zweitens ist er viel zu arrogant. Er würde niemals bei uns einsteigen. Aber jetzt ist es spät. Wir sollten gehen.“ Marina stimmte ihm voll und ganz zu. „Gut, wir suchen Flo und gehen dann.“ Marina wollte schon losgehen, doch Jan hielt sie noch zurück. „Noch etwas anderes.“, entgegnete er nun etwas lockerer. „Wie lange willst du Flo noch leiden lassen?“, fragte er ganz direkt. Auf Marinas Gesicht bildete sich ein breites Grinsen. „Mal sehen.“, flötete sie einfach und ging los. Jan atmete tief durch und folgte ihr schließlich. Aber seine Gedanken waren nur bei diesem Höllenclown und vorallem bei Hikaru.

Jan gegen Hikaru
 

„Wo warst du? Sag nicht heute hast du verschlafen!“, fragte Flo seinen Freund aus. Dieser kam gerade angerannt und war noch außer Atem. „Ich war heute Früh noch auf dem Jahrmarkt.“, erklärte er. „Und?“, fragte Flo gespannt. „Nichts.“, war Jans knappe Antwort. „In der Früh war dort alles verrammelt und dicht gemacht. Die sperren erst um 5 Uhr auf. Trotzdem ist es mir gelungen den Sicherheitsbeamten von gestern ausfindig zu machen. Ich habe das ganze Gelände von außen abgesucht und schließlich eine kleine Holzhütte gefunden, auf welcher privat stand. Darin habe ich ihn dann, am Computer sitzend gesehen. Er hat gerade eine, der fünf Kameras angesehen, welche es auf dem Jahrmarkt gibt. Eine davon hängt direkt über der Geisterbahn.“ Flo weitete die Augen. „Dann wissen wir jetzt, wer der Clown ist?“, fragte er nach. Jan wollte sich nicht festlegen. „Also. Es sind insgesamt 8 Personen nach euch gefahren Außerdem noch Hikaru. Einer davon ist der Clown.“, berichtete er. „Klingt logisch!“, meinte Flo. „Eben nicht! Es sind alle 8 Personen wieder herausgefahren. Und der Clown! Es waren also 9!“, beendete Jan seine Erzählung. Das verwirrte Flo. „Dann war der Clown schon in der Geisterbahn?“, fragte er weiter. Jan zuckte mit den Schultern. „Ich verstehe das auch nicht. Auf einmal ist eine neunte Person aufgetaucht, die nicht in die Geisterbahn reingegangen ist. Aber um das Rätsel zu lösen, hat mir der nette Beamte eine Kopie des Videos gegeben.“, erklärte Jan und zog triumphierend eine CD-Rom aus seinem Rucksack. Da tauchte auch schon eine unbekannte Hand auf, welche nach der CD schnappte. „Danke.“, hauchte Hikaru und zog sie zu sich. „He!“, beschwerten sich Flo und Jan. „Was? Ihr braucht das Ding nicht mehr. Ich habe euch zufällig zugehört und weiß bereits wer von den 8 Personen der Clown ist.“, erzählte er. Jan wurde wieder sauer. Flo fragte ihn allerdings, was er herausgefunden hatte. „Die Person, die sich als Clown verkleidet hat, kann nur eine derer sein, welche in einem der angrenzenden Wagen saß.“, kombinierte er laut. Flo und Jan verstanden zuerst nicht. „Muss man euch den alles erklären? Es gab keinen neunten Mann. Der Clown war die Puppe. Der Dieb hat der Puppe das Kostüm nie ausgezogen. So konnte er auch nicht verdächtigt werden.“ Das war einleuchtend für beide. Jan ließ sich jedoch nicht beeindrucken. „Es sind 3. 3 Personen saßen mehr oder weniger hintereinander in den Waggons.“, trumpfte Jan nun auf. Hikaru gab lediglich ein kurzes ‚Danke‘ von sich und marschierte in die Schule. So einfach ließen sich Jan und Flo aber nicht abwimmeln. „Warte, wir sind an diesem Fall genauso beteiligt wie du!“, wollte Jan Hikaru umstimmen. „Dann folgt mir jetzt zu eurer Freundin.“, schlug dieser vor. Flo verstand. Hikaru wollte nachschauen, ob Marina etwas herausgefunden hatte.
 

„Das verstehen Sie alles falsch!“, jammerte Boris. „Was ist daran falsch zu verstehen? Sie haben Mist gebaut. Sie haben eines der Stofftiere vertauscht und nicht nur das. Sie haben es auch noch Kindern überlassen!“, brüllte der alte Mann. Er war an Boris herangetreten und hatte plötzlich eine Pistole auf ihn gerichtet. „Ja... es... es tut mir Leid. Ich wollte mir das Stofftier zurück holen, aber es hat nicht funktioniert, aber das nächste mal....“ „Wer sagt, dass es ein nächstes mal für Sie gibt?“, schrie ihm der alte Mann ins Gesicht. Boris Knie zitterten und Schweißperlen rannen ihm übers Gesicht. „Bi... bitte. Geben Sie mir noch eine Chance! Bitte!“, winselte er und blickte weiter auf den Pistolenlauf. „Nun....“, grummelte der alte Mann. „Ich werde es dir einfach von Lohn abziehen. Allerdings, wenn die Kinder die Ware finden.... . Du wirst sie zurückholen!“, befahl er. „Das werde ich!“, rief Boris sofort. „Ich habe die Kinder verfolgt und bin sicher, dass das Mädchen das Stofftier hat! Ich werde bei ihr einsteigen, wenn sie nicht zu Hause ist. Haben Sie keine Angst, ich werde die Ware wiederbeschaffen!“, versprach Boris hoch und heilig. Der alte Mann glaubte ihm und gab ihm noch eine Chance. Danach verschwand er wieder. Boris atmete auf. Er hatte Glück. Wenn sein Auftraggeber auch herausgefunden hatte, dass es bereits das zweite mal war, dass er dem falschen die Ware ausgehändigt hatte, wäre es jetzt mit im vorbei. Er hatte keinen Schimmer, wo sich der Brillenmann befand, doch er wusste wo das Mädchen zu finden war. Er hatte keine andere Wahl, als bei ihr einzubrechen.
 

„Du hast was?!“, fuhr Hikaru das zusammengezuckte Mädchen an. „Tut... tut mir Leid. Ich habe das Stofftier vergessen.“, bedäuerte Marina. Hikaru durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick. „Reg dich ab! Marina hat es doch nicht mit Absicht gemacht!“, redete Flo auf Hikaru ein. Anstatt sich weiter aufzuregen, ging er einfach, ohne noch ein Wort zu sagen. Als Flo und Jan wieder in der Klasse waren, wollten sie nochmal mit ihm sprechen, doch es gab keine Gelegenheit mehr. Auch in der Pause war Hikaru nicht im Klassenraum, und so kam es, dass Flo und Jan ihn erst in der dritten Stunde anquatschen konnten. Zufälligerweise wurde in dieser Stunde gerade der neue Computerraum eingeweiht. Besser konnte es für die Detektive gar nicht kommen. Endlich hatten auch Flo und Hikaru die Möglichkeit das Band anzusehen. Jan war auch gespannt, obwohl er es bereits kannte. Er kannte sich gut mit Technik und Computern aus und bot Hikaru seine Hilfe an. Dieser verzichtete und bereitete selbst alles vor, um das Band anzusehen. Es dauerte etwas, bis der PC die CD-Rom fertig geladen hatte. Dann fing das Video an zu laufen. Hikaru spulte vor, bis Flo und Jan den Clown erkannten. Er saß in der selben Waggongruppe wie drei weitere Personen. Eine rundlichere Frau, ein Teenager und ein dürrer Mann waren die gesuchten Personen. „Der Clown bewegt sich nicht. Du hattest Recht, es ist eine Puppe.“, fiel Flo auf. „Aber welcher von denen ist es?“, grübelte Jan. „Der Mann natürlich.“, erklärte Hikaru genervt. Flo und Jan wollten sofort eine Erklärung. Hikaru verschaffte sie ihnen. „Der Teenager kann es nicht sein, da er ganz vorne sitzt. Mann hätte ihn gesehen.“, setzte Hikaru fort. „Und warum kann es nicht die Frau sein? Die Puppe ist auf gleicher Ebene wie sie.“, entdeckte Jan. „Unsinn. Es ist dunkel in der Geisterbahn, aber nicht so. Es wäre zu auffällig gewesen. Da der Waggon nicht anhält, kann es nur der dürre Mann sein. Er sitzt im letzten Waggon. Im Gegensatz zu der Frau ist er sportlich genug um hinauszuspringen, die Puppe zu holen und ohne Aufmerksamkeit wieder in seinen Waggon zu kommen. Die Puppe sitzt außerdem nur 2 Sitze vor ihm.“, schloss Hikaru seinen Bericht. Die drei musterten den dürren Mann genau und dachten angestrengt nach. „Ich... ich glaube ich habe ihn schon einmal gesehen.“, schilderte Flo seinen Verdacht. „Wo?!“, fragten Jan und Hikaru gleichzeitig. „Das kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen. Irgendwo auf dem Jahrmarkt, aber mehr fällt mir jetzt nicht ein.“, bedauerte Flo. „Dann streng dich an!“, fuhr ihn Hikaru an. Jan zog ihn zurück. „He! Flo tut sein bestes. Wenn ihm mehr einfällt, lassen wir es dich wissen.“, erklärte er mit klarer Stimme. Hikaru stand auf und verließ einfach den Raum. Jan konnte es nicht fassen, dass Hikaru ihn schon wieder alt aussehen hatte lassen. Nach der vierten Stunde endete der zweite Schultag und Flo und Jan trafen sich mit Marina vor dem Schulgebäude. „Ich habe zu Hause einen PC. Ich kann mir den Mann ja einmal ansehen, vielleicht habe ich ihn auch gesehen.“, schlug sie vor. „Wir müssen ohnehin zu dir. Wegen der Stoffmaus.“, erinnerte Flo seine Freundin. „Ich komme mit.“, überzeugte Hikaru, der gerade zu den dreien gestoßen war. „Ich dachte, du wolltest nicht mit uns zusammen arbeiten.“, warf Jan Hikaru vor. „Dieses mal haben wir eben gemeinsame Interessen.“, erklärte er, mit einem milden Lächeln. Die vier machten sich auf den Weg zu Marinas Haus, wo sie jedoch eine böse Überraschung erleben sollten.

„Das glaube ich nicht!“, rief Marina erschrocken. „Das ist doch echt nicht wahr.“, seufzte das Mädchen, das den Tränen nahe war. „War.... war das vorher etwa nicht so?“, fragte Flo verdutzt. Das löste Marinas Zünder aus. „Vorher? Ob das schon vorher war? Nein! Das Haus sah vorher nicht aus, wie nach einer Bombenexplosion! Wie soll ich das meinen Eltern erklären?“ Möbel waren umgestoßen, Lampen hinuntergeworfen und Schränke durchwühlt worden. Marina musste sich setzen, um alles zu verdauen. „Das gesamte Haus wurde durchsucht.“, mischte sich Hikaru ein. „Toll, du Blitzmerker! Das hätte schon jeder Trottel bemerkt!“, warf Jan ihm an den Kopf. „Ich nehme an, damit meinst du dich.“, spielte Hikaru mit. Anscheinend gewann er das Spiel zwischen ihm und Jan, den dieser konnte nicht mehr. Er stürzte sich auf Hikaru, doch dieser wich schnell genug nach rechts aus, worauf Jan auf den Boden fiel und so eine Lampe demolierte, die ohnehin bereits übel aussah. „Aufhören!“, schrie Marina die beiden Streithähne an. „Hier sieht es schlimm genug aus.“ Flo spürte, dass es Marina gar nicht gut ging. Zusehends kam noch dazu, dass gerade in diesem Augenblick Marinas Mutter das Haus betrat. Zuerst konnte sie gar nicht fassen, was sie da sah. Sie kniff die Augen zu und wieder auf, doch es änderte sich nichts. „Was.... was ist hier passiert?“, fragte sie vorwurfsvoll. „Ein... ein Einbrecher!“, antwortete Marina ihrer Mutter schnell. „Nein. Wir waren das.“, schnitt Hikaru ihr das Wort ab. Marina konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Eine Stunde! Eine Stunde, dann ist hier wieder alles in Ordnung!“, brüllte sie ihre Mutter an. Bevor das Mädchen sich noch rechtfertigen konnte, hatte ihrer Mutter die Haustüre schon wieder zugeschlagen und war gegangen. „Was sollte diese Aktion?“, schrie sie Hikaru fast weinend an. „Sie hätte sicher die Polizei geholt und ich würde diesen Fall gerne lösen.“, erklärte er mit einem gedämpften Unterton. Jan wollte schon wieder zu streiten beginnen, doch Flo lenkte das Gespräch wieder auf ihren Fall. „Ja, richtig. He, du. Wo ist das Stofftier?“, fragte er und blickte zu Marina. „Ich habe einen Namen.“, fing das Mädchen an zu streiten. Die Anspannung zwischen allen Vieren spitzte sich zu. Flo hatte alle Mühe Ruhe unter die Anwesenden zu bringen. „Das Tier ist auf meinem Bett.“, berichtete Marina. Hikaru glaubte sich verhört zu haben. „Deinem Bett? Wo ist dein Zimmer?“, fragte er sie hastig. „Eigentlich geht dich das nichts an, aber die Treppe hinauf.“, beschrieb sie ihm den Weg. Hikaru stürmte sofort dorthin und riss die Tür auf. Flo und seine Freunde hinterher. Hikaru ballte die Fäuste. „Es... ist weg.“, seufzte Marina. „Hättest du dir kein richtiges Versteck suchen können?“, warf Hikaru Marina vor. Diese wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte. „Jetzt mal halb lang. Marina konnte doch nicht ahnen, dass jemand ihr Haus durchsuchen würde.“, gab Flo zu beachten. Hikaru war anderer Ansicht. „Achnein? Nach gestern, hätte sie mit so etwas rechnen müssen.“ Nun drängte sich Jan in den Vordergrund. „Dieses Zimmer ist nicht durchwühlt. Vielleicht war der Clown gar nicht hier und die Stoffmaus ist noch im Raum.“, sprach Jan seinen Verdacht aus. „Quatsch. Der Raum ist doch gar nicht durchsucht worden. Der Höllenclown hat die Stoffmaus sofort entdeckt und ist abgehauen.“, klärte Hikaru auf. „Gut, ich habe es vergeigt, aber wärt ihr so nett mir beim Aufräumen zu helfen, bevor wir in der Sache weiter ermitteln?“, fragte Marina hoffnungsvoll. Jan und Flo waren sofort einverstanden. „Ohne mich. Ihr müsst auf meine Hilfe ab jetzt verzichten. Auch wenn ihr ohne mich verloren seit. Bis irgendwann.“, verabschiedete er sich, verließ das Zimmer und kurz darauf auch das Haus. Weder Flo noch Jan hielten ihn auf. „Wir sind besser ohne ihn dran.“, überzeugte Jan seine Freunde. „Aber nicht ohne seine Kombinationsgabe.“, warf Flo ein. Langsam fing Jan an, auch auf Flo zornig zu werden. „Ihr habt immer noch mich!“, beruhigte er seine Detektivkollegen.
 

„Es ist Ihnen also gelungen.“, stellte der alte Mann fest. „Ja, es tut mir wirklich Leid, was geschehen ist, aber ich habe die Ware wiederbeschaft. Bitte vergeben Sie mir noch einmal.“, bettelte Boris. Der Alte nickte. „Ja, das hast. Allerdings hast du versagt, was die andere Ware angeht.“, lächelte er Boris boshaft an. Boris erstarrte. Der Alte hatte herausgefunden, dass er zweimal Mist gebaut hatte. Der Alte hatte zwei muskulöse Männer bei sich. Einer der beiden war der Schwarze, welcher Boris immer belieferte. „Unser Geschäft ist leider vorbei. Sie sind nicht zuverlässig und das kann ich nicht gebrauchen. Ich muss unsere Geschäftsbeziehung nun leider beenden.“, sprach der Alte ein Machtwort. Der Schwarze packte Boris fest an der Schulter und drängte ihn nach draußen. Ort schob er ihm eine Pistole in den Rücken. „Tja, Freundchen, tut mir Leid für dich. Und jetzt geh schön weiter. Und wenn du auch nur einen Menschen auf der Straße anspricht, hast du ein Loch im Rücken. Habe ich mich klar ausgedrückt?“, drohte er dem armen Boris. Dieser konnte nur nicken. Der Schwarze führte ihn aus dem Jahrmarkt und stieß ihn in ein Auto, welches auf dem Parkplatz abgestellt war. Der Alte befand sich noch im Schießstand und kramte eine kleine Büchse aus seiner Hosentasche. Darin befanden sich winzige Tabletten. Der Alte nahm eine Handvoll heraus und schluckte sie schnell und ohne nachzutrinken hinunter. Danach gab er seinem Leibwächter ein Zeichen, ihn zum Auto zurück zu bringen. Die Büchse war leer, worauf er sie in einen Papierkorb warf.
 

„Wir haben es tatsächlich geschafft.“, wunderte sich Flo selbst. „Ja, wir haben das ganze Haus aufgeräumt, ich kann es noch immer nicht fassen.“, staunte Jan und strich sich über den Hals. Die Aufräumaktion hatte ihn geschafft. „Aber wir haben es hinbekommen. Danke, ich liebe euch!“, dankte Marina ihren Freunden glücklich und überschwenglich. „Das ging an dich!“, flüsterte Jan seinem Kumpel zu. Dieser zog seinen Ellbogen weg. „He, du bist doch nicht noch immer sauer, wegen dem Date, oder?“, wollte Jan wissen. Flo reagierte erst gar nicht darauf. „Bevor meine Mutter kommt, sollten wir uns die CD-Rom ansehen. Ich will auch endlich anschauen, was da passiert ist.“, bestand Marina. Flo und Jan hatten nichts dagegen. So kauerten alle drei später vor dem Computer, im Arbeitszimmer von Marinas Vater. Zuerst sahen sie Hikaru in die Geisterbahn eintreten. Danach folgten die anderen 8, unter denen auch der dürre Mann war. Marina sah ganz genau hin und glaubte den Mann zu erkennen. Aber erst als sie ihn wieder herausfahren sah, wusste sie es genau. „Ja, das ist es!“, wusste sie nun Bescheid. Flo sah sie fragend an. Hatte sie wirklich den Mann erkannt? „Kannst du dich nicht erinnern Flo? Das ist der Mann vom Schießstand. Der, der sich den Finger verletzt hat. Er trägt zwar einen Schnurrbart, aber der ist nur aufgeklebt. Im Schießstand gibt es sicher solche Dinge.“ Nun erinnerte sich auch Flo wieder. Aber auch Jan hatte etwas herausgefunden. „Ich bin zwar nicht Hikaru, aber das hätte selbst er nicht herausgefunden.“ Marina und Flo sahen ihn erwartungsvoll an. „Ich glaube er hat sich mit einer Nadel verletzt. Und zwar beim vernähen der Stofftiere.“ Die Detektive ahnten was im Schießstand vor sich ging. Jan setzte fort:„ Er hat sicher irgendetwas in die Tiere eingenäht. Und zwar in bestimmte, für bestimmte Kunden. Er hat euch die Maus sicher nur versehentlich überlassen. Er hat sicher gestohlene Juwelen oder ähnliches in den Tieren versteckt.“ Flo und Marina bewunderten Jan für seine Schlussfolgerung. „Wir werden diesen Typen gleich unter die Lupe nehmen!“, schlug Jan vor. Seine Freunde mussten ihn enttäuschen. Der Jahrmarkt schloss leider erst um 5 auf.
 

Hikaru ließ sich nicht davon abhalten. Er hatte eine Vermutung. Der Inhaber des Schießstandes hatte seinen neuen Klassenkameraden das Stofftier gegeben. Aber warum sollte ein Fremder Interesse dafür haben? Hikaru glaubte, dass der Standinhaber etwas mit der Sache zutun haben könnte. Er schwang sich einfach um den Zaun, welcher um das Gelände gezäunt war. Das dies in gewisserweise Einbruch war, ließ ihn von seinen Ermittlungen nicht abbringen. Zielstrebig marschierte er zum Haus des Standinhabers. Der Jahrmarkt war menschenleer. Keine Menschenseele war da. ‚Boris Karrej‘ stand auf dem Schild vor der Tür. Zu Hikarus wundern war die Tür nicht verschlossen. Als er eintrat, entdeckte er sofort das Merkwürdige. Die Stofftiere waren verschwunden. Kein einziges hing noch an der Wand, oder lag im Lager. Dafür konnte Hikaru Fußabdrücke ausmachen. Dieser halfen jedoch nicht weiter, worauf er seine Aufmerksamkeit vom Boden ließ. Das war ein Fehler, da er so ein wichtiges Indiz übersah. Er suchte den Stand noch weiter ab. Als er nichts fand trat er wieder heraus, worauf ihm gleich der Papierkorb neben dem Schießstand auffiel. Und tatsächlich fand Hikaru darin etwas, was ihm weiterbrachte.

Firma Bio-Tech
 

„Verdammt. Es ist doch schon 5! Warum öffnen sie nicht das Tor?“, beschwerte sich Jan. „Weil es erst 5 vor 5 ist.“, gab Marina ihm eine protzige Antwort. „Vielleicht sollten wir dem Sicherheitsbeamten bescheidsagen.“, schlug Flo vor. Das war nicht nötig. Das Tor sperrte sich gerade selbst auf, dank einem elektrischen Mechanismus. Flo und seine Freunde waren die einzigen auf dem Jahrmarkt, doch das war ihnen egal. Sie versuchten schnell den Schießstand wieder zu finden, was ihnen auch gelang. „Wir müssen die Tür aufbrechen!“, entschied Jan voller Tatendrang. Marina schob sich vorher und schubste sie leicht an. Sie öffnete sich ganz leicht. „Jungs.“, gab sie spöttisch zurück. „Seht euch das an.“, machte Flo seinen besten Freund und seine Flamme auf etwas aufmerksam. Sämtliche Stofftiere waren verschwunden. „Dieser Kerl ist abgehauen.“, schimpfte Marina. Jan war anderer Meinung. „Nein, er wurde entführt.“ Schnell fragten seine Freunde nach, wie er den auf diese Idee komme. Jan deutete auf die vielen Fußabdrücke auf dem Boden. „Dieser Boris betreibt seinen Stand allein. Und Kunden haben keinen Zutritt. Außerdem sieht eine Fußspur aus, als wäre jemand verschleppt worden.“, kombinierte Jan. Flo lobte ihn für seine Leistung. „Entführungen entdecken, aber nicht wissen, wann eine Tür offen oder zu ist.“, scherzte Marina. „Ich habe etwas gefunden.“, verkündete Flo. „Es ist ziemlich klein, aber ich habe es zufällig gesehen.“ Wartend hielt er eine kleine, runde, weiße Tablette hoch. „Sie wird Boris oder seinen Entführern gehören.“, vermutete Jan. Marina hatte nun einen Einfall. Sie sah sich im Schießstand um und lief dann nach draußen. Dort hatte sie bald einen Papierkorb entdeckt. „Was ist damit?“, fragten sie ihre Freunde. „Diese Tablette muss doch irgendwo drin gewesen sein!“, erklärte sie. Ihre Kumpels verstanden. Schnell durchsuchten sie den Korb. Flo fand als erstes die kleine Büchse. „Da steht etwas drauf. Atempillen F1.“ Flo drehte die Büchse um und konnte am Boden noch etwas lesen. „Da steht noch Bio-Tech GmbH. Das ist sicher eine Firma.“ Jan dachte nach. „Das gehört sicher einem der Entführer. Er braucht Atemnpillen. Es wird wahrscheinlich vergebliche Müh sein, doch wir sollten bei dieser Firma nachfragen. Vielleicht geben sie uns eine Liste mit ihren Käufern.“, schlug Jan vor. Flo und Marina hatten Zweifel. „Solche Informationen sind sicher geheim. Außerdem könnten es hunderte sein, die so etwas kaufen. Und es könnte sein, dass auch viele Apotheken das Zeug verscherbeln.“, warf Marina ein. „Sie hat Recht. Diese Spur bringt uns nicht weiter.“, stimmte Flo ihr zu. Jan biss sich auf die Unterlippe. „Mist. Was sollen wir weiter unternehmen?“, fragte er seine Kollegen. Marina beschloss dem Sicherheitsbeamten alles über diesen Boris berichten. Jan wollte trotzdem die Firma aufsuchen und Flo musste leider nach Hause.
 

Jan nahm sein Fahrrad um zu der Firma zu gelangen. Die Firma Bio-Tech war sehr weit vom Stadtzentrum entfernt. Als er endlich angekommen war, stand er vor dem nächsten Problem. Er fand den Eingang nicht. Er sah mindestens vier Türen, doch alle waren mit Sicherheit kein Eingang. Nach etwas suchen, fand er schließlich einen Auskunftsschalter. Darin fand er jedoch niemanden vor. Dafür aber einen Knopf, der wohl dazu da war, die Empfangsdame zu rufen. Diese kam dann auch, aber sie schien keine gute Laune zu besitzen. „Ja? Was ist?“, fragte sie auf die unhöflichste Art. „Ahmmm... Guten Tag, mein Name ist Jan Becker. Ich habe eine Frage.“, begann er. „Dann frag schnell.“, schnauzte sie ihn an. Jan ließ nicht locker. „Es geht um die Atempille F1.“, erklärte er. „Gibt es nicht.“, war die knappe Antwort der Dame. Jan ließ sich nicht abschütteln und zeigte der Frau die Büchse und die Tablette. Verdutzt untersuchte diese die Stücke. Dann setzte sie sich an den Computer und tippte. Nach einiger Zeit wandte sie sich wieder an Jan. „Tja, Junge, habe ich mich doch geirrt.“, entschuldigte sie sich. Jan verstand nicht Recht. „Also F1 ist eine Spezialanfertigung. Ich dachte nicht, dass es sie gibt, aber ich wurde eines besseren belehrt.“, erklärte sie. „Spezialanfertigung? Was heißt das?“, hakte Jan nach. „Nun, das ist eine Anfertigung für den Chef, Herrn Gilles. Im Computer steht, sie sind für seine Atemprobleme.“, klärte die Frau die Situation auf. „Die gehören also nur ihm?“, horchte Jan die Dame weiter aus. Diese nickte. „Ja, der Vorsitzende von Bio-Tech GmbH ist Edward Gilles. Die Pillen wurden nur für ihn gemacht. Aber wie kommst du an sie?“, wurde die Frau langsam misstrauisch. Jan fiel keine passende Ausrede ein, deswegen bedankte er sich und ging einfach. Das war jedoch ein Fehler. Die Dame hatte ein ungutes Gefühl und wählte die Nummer ihres Chefs. Sie berichtete was sie gerade erlebt hatte. Jan war schon wieder auf dem Weg zu Flo. Er hatte ihm viel zu erzählen.

„Dieser Mister Gilles musste demnach im Schießstand gewesen sein. Er könnte einer der Männer sein, die diesen Boris entführt haben.“, erzählte er seinem besten Freund. Flo kam gut mit. „Aber dieser Gilles ist doch sicher reich. Warum entführt er einfache Jahrmarktsbetreiber und stiehlt Stofftiere?“ Das wollte Flo einfach nicht in den Sinn kommen. Jan fasste einen Plan. „Wir sehen uns morgen mal genauer bei Bio-Tech um. Ich bin sicher wir werden danach ein großes Stück weiter an der Lösung dieses Falles sein.“

Am nächsten Tag fehlte Hikaru in der Schule. „Warum ist er nicht hier? Gestern hat er noch ganz gesund ausgesehen.“, wunderte sich Flo. „Ich habe ein ungutes Gefühl. Vielleicht ist er bei Bio-Tech.“, kam Jan in den Sinn. Flo verstand nicht. „Ich war mir nicht sicher, aber ich glaube ich habe Fußspuren im Schießstand entdeckt, welche auf Hikaru hindeuten könnten.“ Flo erschrak. „Womöglich hat er auch die Büchse gefunden und ist darauf zu Bio-Tech. Wenn dieser Mr. Gilles etwas damit zutun hat, ist er in Gefahr.“, befürchtete Flo. Jan musste ihm Recht geben. Hikaru war zwar ein Kotzbrocken, doch er könnte ernsthaft in Gefahr sein. Jan und Flo konnten den ganzen Unterricht über nicht richtig aufpassen. Die ersten drei Tage war die Schule ja noch angenehm, aber nun begann der Stress wieder. In der letzten Stunde hatten die beiden Mathematik und konnten sich überhaupt nicht konzentrieren. Gegen Ende der Stunde wandte sich Frau Meinhard an die ganze Klasse. „Ihr wisst ja nun alle, dass Herr Zöllner die Schule verlassen hat. Ich habe hier einen Abschiedsbrief, von mir und allen anderen Lehrern unterschrieben. Ich würde mich freuen, wenn ihr das auch tätet. Und er würde das sicher auch.“ Die Schüler hatten nichts dagegen und unterschrieben brav. „Gibt es vielleicht Freiwillige, die den Brief Herrn Zöllner bringen?“, fragte Frau Meinhard. Die Schüler zierten sich. Keiner von ihnen konnte Herrn Zöllner gut leiden. Trotzdem meldeten sich Flo und Jan. Sie wollten am Nachmittag ohnehin zusammen mit Marina in die Stadt. Genauer gesagt zu Bio-Tech. Zöllners Haus lag direkt auf der Strecke. Marina beschwerte sich, über den Zwischenstop. Sie hatte Herrn Zöllner ebenfalls in zwei Fächern gehabt und war froh gewesen zu hören, dass er die Schule verließ. „Das Haus unseres Ex-Lehrers liegt genau auf der Strecke, also hab dich nicht so.“, redete Jan auf seine Freundin ein.

Die Liste
 

Tatsächlich standen sie wenige Minuten später vor dem kleinen Anwesen, ihres ehemaligen Lehrers. „So viel zum Thema, Lehrer verdienen nicht viel. Das Haus ist ja winzig. Aber trotzdem hat er jede Menge Garten, das versteh mal einer.“, wunderte sich Flo. Marina hatte am Gitter, welches den Eingang zum Grundstück zeigte, eine Klingel entdeckt. „Ich hoffe er ist zu Hause. Aber wenn nicht wers mir auch Recht.“, meinte sie und betätigte den Knopf. Die Kinder hörten selbst kein Geräusch. Doch im Haus musste etwas zu hören sein. Die Haustür wurde aufgerissen und ein Kopf erschien. Flo und seine Freunde erkannten ihn sofort. Er gehörte Herrn Zöllner. Er hatte ein merkwürdiges Grinsen auf dem Gesicht. Auch er erkannte seine ehemaligen Schützlinge sofort. Mit einer übertriebenen Schwenkbewegung lud er die drei ein, zu ihm zu kommen. Die Detektive sahen sich nochmal gegenseitig an und folgen der Einladung schließlich. Jan hatte schon einen gewissen Verdacht, was der Grund für den Zustand des Lehrers sein konnte. „Also mit euch! Damit hätte ich gar nicht gerechnet.“, säuselte er ihnen entgegen. „Was zu trinken?“, fragte er und nahm gleichzeitig einen großen Schluck aus der Flasche, welche er in seiner linken Hand hielt. „Ich würde euch ja gerne etwas davon anbieten, aber das ist meine!“ „Jan, Flo, lasst uns gehen. Der Typ ist total betrunken!“, drängte Marina. Ihre Freunde gaben ihr Recht. Jan wollte dem Lehrer nur mehr die Karte schenken und dann abhauen. „Nein, danke, Herr Zöllner. Unsere Klasse und ihre Kollegen haben alle auf dieser Karte unterschrieben. Zum Abschied.“, erklärte er mit schneller Stimme. Zöllner riss sie ihm aus der Hand und hielt sie dicht an seine Augen. Er durchflog schnell die Namen, wobei keiner der drei Überbringer glaubte, dass er sie auch wirklich erkennen konnte. Nachdem Herr Zöllner fertig war, nahm er abermals einen Schluck aus der Flasche. Unerwartet ließ er die Karte auf den Boden fallen und begann zu heulen. Mit dicken Tränen machte er ein paar Schritte auf Flo zu und nahm ihn in den Arm. Dem war sein Unbehagen anzusehen. Zöllner hatte die Flasche mit dem Alkohol noch immer in der Hand und klopfte Flo immer wieder auf den Rücken. „Ach ihr! Es tut mir so Leid, dass ich euch immer beschimpft habe!“, jammerte er weiter. „Helft mir!“, verlangte Flo flüsternd. Seine Freunde hatten Mitleid mit dem Lehrer. Die drei schafften es Herrn Zöllner in dessen Küche zu transportieren und auf einen Stuhl zu setzen. Marina besorgte ein Glas Wasser. Flo nahm ihm die Flasche weg, was dieser nicht einmal bemerkte. „Ach ihr Kinderlein. Euch werd ich am meisten vermissen!“, stöhnte er. „Aber an Ihrer neuen Schule haben Sie doch sicher eine neue Klasse!“, versuchte Flo seinen Ex-Lehrer aufzumuntern. „Pah!“, platzte dieser heraus. „Neue Schule, was fürn Scheiss! Wer hat das erzählt? Die Bio-Tante? Oder Napoleon?“, schwafelte er unverständlich. Flo wusste, dass er seine Biologie-Lehrerin und seinen Geschichte-Lehrer meinte. Herr Zöllner hatte für alle seine Kollegen Spitznamen gehabt. „Frau Meinhard meinte Sie hätten die Schule gewechselt.“, begann Jan zögernd. Herr Zöllner warf seinen Arm zur Seite, um zu zeigen wie lächerlich das war. Dabei traf er allerdings sein Glas, das auf den Boden fiel und zersprang. Zöllner merkte davon nichts. „Hat die alte Schabrake gesagt, ja? Wisst ihr was der feine

Herr Direktor gemeint hat?“, fragte er und setzte eine nichtsahnende Miene auf. „Ich denke nicht, dass wir für jemanden wie Sie einen Platz an unserer Schule haben!“, rief er lautstark in den Raum. Flo und seine Freunde wurde immer mulmiger zumute. Sie hätten ahnen können, dass Herr Zöllner nicht die Schule gewechselt hatte, sondern gefeuert wurde. Während Flo und Jans Zeit kam Zöllner schon dreimal betrunken zum Unterricht. Er hatte ohne Zweifel ein Alkoholproblem. Deswegen hatte ihn der Direktor ohne weiteres entlassen. Die drei Detektive waren zuerst froh, dass Herr Zöllner nicht mehr da war, doch ihn so zu sehen, ließ bei ihnen Mitleid aufkommen. „Kinderlein, tut ihr mir einen Gefallen?“, fragte er hoffnungsvoll.“ Die drei bejahten sofort, hofften aber dass es nichts schlimmes sei. Die drei bangten umsonst. Herr Zöllner bat die drei lediglich nach seiner Brille zu suchen. Ohne sie war er nämlich fast blind. Während Flo in der Küche blieb um zu suchen, nahm sich Marina das Wohnzimmer vor. Jan, der das Schlafzimmer durchforstete wurde schließlich fündig. Er durchwühlte gerade das Bett, als sie ihm praktisch in die Hände fiel. Aber sie war nicht das einzige, was er fand. Unter der Decke war ein Stofftier zum Vorschein gekommen, welches Jan bekannt vorkam. Er schnappte es und schlich damit wieder zur Küche. Dort angekommen überreichte er Herrn Zöllner die Brille. Dieser war noch so betrunken, dass er sie zuerst verkehrt aufsetzte. Als er sie richtig herum hatte, fiel ihm die graue Stoffmaus auf. „Ist das meine?“, fragte er verwirrt. Jan nickte. „Ja, ich habe sie gefunden. Darf ich fragen wo Sie sie her haben?“, fragte er ganz unschuldig. Herr Zöllner kratzte sich am Kopf. Er dachte nach. Als nach 2 Minuten kein Ergebnis vorlag, half Jan ihm weiter. „Vielleicht vom Jahrmarkt?“, hakte er nach. „Ähh... genau! Da war ich! Wieso?“ „Ist das etwa meine Maus?“, wunderte sich Marina. Jan nickte. „Ja, oder besser nein. Ich glaube Herr Zöllner hat sie auch vom Jahrmarkt. Wahrscheinlich sogar vom Schießstand.“, klärte er auf. Seine Freunde verstanden. „Alles klar, aber glaubst du, dass an dieser Maus auch etwas faul ist? Das ist doch weit her geholt, oder?“, wollte Flo erfahren. Jan stimmte ihm zu, doch er musste versuchen etwas herauszufinden. „Wir haben uns unsere Maus wie Anfänger abknöpfen lassen. Wenn an der hier ebenfalls etwas nicht stimmt, müssen wir nachsehen!“, sagte er bestimmt. Die Detektive untersuchten die Maus, konnten aber nichts finden. Jan hatte die Idee, im Inneren nachzusehen. Zum Glück gab Herr Zöllner sein O.K. dazu. Mit einem Küchenmesser schnitt Jan die Naht auf, um das Innere zu sehen. Sofort drängte Watte nach draußen, und Jan ließ sie einfach zu Boden fallen. Die Abenteuerlust hatte ihn wieder einmal gepackt. Er würde bald mehr über das Rätsel um den Jahrmarkt und den Plüschmäusen wissen. Nichts. Außer Watte befand sich nichts im Inneren. „Verdammt!“, fluchte der Junge. Er wollte schon wütend werden, doch Flo streckte ihm etwas entgegen. „Ist rausgefallen.“, meinte er und zwinkerte seinem Freund zu. Das war Jan ein wenig peinlich. Schnell sah er sich den Fund genauer an. Es handelte sich um eine kleine Plastiktüte, mit prallgefülltem Inhalt. „Das sind Tabletten!“, staunte Marina. Sie nahm Jan die Tüte aus der Hand und riss ein kleines Loch hinein. Eine Tablette kullerte heraus und Marina begutachtete sie. Es war eine gewöhnliche, kleine, weisse Tablette mit einem rosa ‚C‘ in der Mitte. „Ich weiß nicht was das für Tabletten sind, aber es steht wohl außer Zweifel, dass sie von Bio-Tech hergestellt worden sind.“, kombinierte Jan. „Dann ist es vielleicht Medizin.“, versuchte Flo weiter zu helfen. „Nanu.“, meinte Marina und stocherte mit ihren Fingern in der Tüte. Plötzlich zog sie ein kleines Papierstück heraus. „Ist das eine Beschreibung, oder ein Rezept?“, wollten ihre Freunde sofort wissen. Das Mädchen zuckte mit den Schultern. Sie faltete das Blatt auf und runzelte die Stirn. „Da sind so komische Zeichen drauf!“, erzählte sie und übergab den Zettel ihren Freunden. Jan sah ihn sich genauer an.

So etwas hatten die Detektive noch nie gesehen. „Sieht aus, als hätte das ein Kind gemalt.“, fiel Flo auf. Jan verwarf diese Idee. „Stimmt, diese Bilder, Buchstaben und Zahlen sind merkwürdig, aber ich glaube das alles ergibt Sinn. Es könnte sich um eine Art Geheimbotschaft handeln.“, gab er zu bedenken. Seine Freunde staunten nicht schlecht. „Und was soll das Gekritzel heißen?“, fragte Marina nach. Jan konnte sich noch keinen Reim darauf machen. „Wenn ich mich nicht irre, ist das eine Liste.“, kombinierte er. „Die Buchstaben führen etwas auf. Was die verschiedenen Bilder bedeuten könnten, weiß ich nicht. Auch die Tiere sind sicher nicht zufällig da. Aber das verwirrendste sind diese Zahlen am Schluss. Sie können alles Mögliche beuteten.“ Da Jan nicht weiterwusste, steckte er den Zettel vorerst ein. Doch er würde ihn noch sehr lange beschäftigen. Instinktiv schob Marina, die eine Tablette, die sie gerade untersucht hatte ein, und packte die Tüte in ihren Rucksack. „Wir werden diese Tabletten einfach untersuchen lassen. Wir übergeben sie der Polizei.“, entschied das Mädchen. Jan war dagegen. „Nein, was sollen wir ihr sagen? Das jemand deine Plüschmaus geklaut hat? Und wenn diese Tabletten nichts weiter als Kopfschmerztabletten, oder so sind? Dann machen wir uns vor der Polizei zu Clowns.“, behaarte Jan. Seine Freunde wussten, dass ihr Kumpel den Fall nicht abgeben wollte. Dennoch hatte er Recht. Sie hatten noch zu wenig, um damit zur Polizei zu gehen. Flo hatte nun die passende Idee. „Ich gebe sie einfach Niko! Er kann sie untersuchen lassen. Wenn an ihnen etwas nicht stimmt, haben wir den Beweis.“ Seine Detektivkollegen waren einverstanden. Jan bestand jedoch darauf, sich vorher nochmals bei Bio-Tech umzusehen. Sie verabschiedeten sich von Herrn Zöllner, der von der ganzen Sache fast gar nichts mitbekommen hatte. Sie wollten ein anderes mal nach ihm sehen, und ihm eventuell helfen. Nun schwangen sie sich aber wieder auf ihre Räder und fuhren in Richtung Bio-Tech.

„Was sagen wir überhaupt, wenn wir dort sind? Hallo, wir sind Detektive und möchten gerne herausfinden, ob ihre Firma etwas illegales tut?“, rief Flo seinen Freunden zu. „Uns wird schon etwas einfallen!“, beruhigte ihn Marina. Jan hörte den beiden nicht zu. Er hatte sich den Zettel, aus der Tüte mit den Tabletten auf die Lenkstange seines Fahrrads gehängt. Fast wäre er in einen Baum gefahren, wenn er die Gefahr nicht noch rechtzeitig erkannt hätte. „Jan ist total in diese Geheimbotschaft vernarrt.“, entgegnete Marina. „Wenn er etwas herausfindet....“, tat Flo die Sache ab. „Hoffentlich findet er nicht heraus, dass alles nur ein Scherz ist, und die Botschaft gar keine Bedeutung hat.“ „Sie hat eine Bedeutung!“, behaarte Jan. Plötzlich bremste er und stieg vom Fahrrad. Er ließ es einfach auf den Boden knallen und lief weg. Seine Freunde sahen ihrem Freund nur verwundert nach. „So, jetzt hat es ihn erwischt.“, seufzte Flo. Jan war in die Richtung einer Telefonzelle gelaufen. Er trat ein und suchte sofort das Telefonbuch, welches in fast allen Telefonzellen lag. Seine Freunde wussten, dass Jan etwas entdeckt haben musste. Er blätterte das Buch schnell durch, und schien auch zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Er verließ die Telefonzelle wieder und kehrte zu seinen Freunden zurück. „Und? Was gibt es neues?“, fragten diese ihn erwartungsvoll. Jan rückte nur stetig damit heraus. „Ich weiß vielleicht was die Nummern heißen sollen, aber ich bin mir nicht sicher.“, klärte er auf. „Erzähl!“, forderten seine Freunde. „Noch nicht, später. Lasst uns vorher zu Bio-Tech.“, verlangte er. Ein paar Blocks weiter standen sie auch schon vor dem riesigen Unternehmen. „Jan, du warst doch schon mal hier. Wo müssen wir rein?“, fragte Marina das Detektivgenie. Dieser kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Letztes mal hatte er den Haupteingang nicht gefunden. Flo hatte eine Erklärung dafür. „Wahrscheinlich warst du voriges mal hinter der Firma.“ Das leuchtete Jan ein. Deswegen auch der Informationsschalter. Die Firma, die größer als ein Lagerhaus war, bot viele Türen, doch der Haupteingang war gut versteckt. Eine nicht allzubreite Glastür bildete den Eingang. Die Detektive verstauten ihre Fahrräder und wollten hinein. Doch kaum hatten sie die Glastür hinter sich gelassen, versperrte ihnen auch schon jemand den Weg. Ein bulliger Mann im Anzug betrachtete sie mit verächtlichem Blick. „Ähh.... dürfen wir vorbei?“, fragte Marina mit Dackelblick. Der Wachmann rümpfte die Nase. „Nein.“, war seine knappe Antwort. Er erwartete wohl, dass die unerwünschten Besucher verschwanden, doch diese waren hartnäckig. „Bitte. Lieber Herr..... .“, begann Marina. „Deichmann.“, presste der Wächter heraus. „Lieber, Herr Deichmann. Wir sind von der Schule aus hier und würden uns gerne ein kleines Bisschen umsehen. Es ist für einen Aufsatz.“, log Marina bis sich die Balken bogen. Doch Herr Deichmann blieb hart. „Nein.“, flötete er abermals. Die Detektive kippten fast aus den Latschen. „Ein hartnäckiger Typ, aber O.K!“, dachte das Mädchen. Sie presste ihre Augen fest zusammen und begann zu weinen – natürlich nicht wirklich. Das schien nun endlich zu wirken. Dem Wachmann wurde mulmig zumute. Es gingen auch immer wieder Leute am Gebäude vorbei, und das Mädchen wollte einfach nicht aufhören. „Versteht doch Kinder. Ich darf euch nicht reinlassen. Die Firma bietet zwar eine Führung an, aber nicht im Moment. Kommt doch ein anderes mal wieder!“, flehte Herr Deichmann Marina an aufzuhören. Die Detektive wollten sich damit nicht zufrieden geben, ahnten jedoch, dass sie keine große Wahl hatten. Sie wollten schon bedrückt von Tannen ziehen, als sie eine Stimme wahrnahmen. „Herr Deichmann! Wollten die Kinder eine Führung?“, fragte eine Frauenstimme. Dieser bejahte schnell. „Für ein Schulprojekt, oder so. Aber jetzt ist nicht die Zeit dafür.“, erklärte er. Die Frau schien das nicht abzuhalten, die drei Detektive in das Innere der Firma einzuladen. Flo, Jan und Marina freuten sich, dass sie nun doch Gelegenheit dazu hatten mehr herauszufinden. „Guten Tag, ich bin Professor Jahovich, aber ihr dürft Emily zu mir sagen.“, stellte sie die Frau vor. Marina war sie sofort sympathisch. „Ihr interessiert euch also für Bio-Tech?“, wollte sie die Kinder aushorchen. Marina erzählte ihr sofort die Geschichte von dem Schulaufsatz. „Du bist die beste Lügnerin, die ich kenne!“, flüsterte Flo seiner Freundin zu. Jan stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Ich hoffe, du machst Frauen nicht dauernd solche Komplimente!“, lästerte er. Marina füllte sich nicht wohl dabei, Emily zu belügen. Sie nahm sich extra Zeit, sich um die Detektive zu kümmern. „Wir gehen zuerst in mein Büro. Ich betreue im Moment einen Praktikanten, er ist kaum älter als ihr. Ich habe ihm ohnehin einen Rundgang versprochen, er kann also gleich mitkommen.“, verkündete die junge Professorin und führte die Clique zum Lift. Sie fuhren in den achten Stock und die drei Detektive fragten sich, ob sie wirklich etwas herausfinden konnten, wenn eine Begleitperson anwesend war. Im achten Stock stiegen alle vier aus und Frau Jahovich begleitete die kleine Gruppe in ihr Büro. „Nanu? Wo ist den der Praktikant? Er sollte doch hier auf mich warten. Nun gut, selber Schuld. Gehen wir eben ohne hin.“ Sie wollte schon los, als ein Junge den Raum betrat. „Ah, da bist du ja. Wo warst du den?“, wunderte sich Emily. „Hikaru!“, rief Flo überrascht. Sofort erhielt er einen strafend Blick. Nicht nur von Hikaru, auch von seinen Freunden. „Ihr kennt euch?“, machte Emily ein fragendes Gesicht. „Sie gehen auf die selbe Schule wie ich. Aber ich habe sie noch nie gesehen, sie sind wohl in der Förderklasse, beleidigte Hikaru seine Klassenkollegen, ohne dass Emily etwas mitbekam. Flo wollte sofort protestieren, doch Jan hielt ihn zurück. Ihre Tarnung durfte jetzt nicht auffliegen. Sie waren nahe dran, etwas herauszubekommen. „Ich war nur kurz auf der Toilette, aber wenn Sie jetzt Zeit für eine Führung haben, bin ich bereit.“, antwortete er Emily. Diese verstand und lud die vier ein mitzukommen. Zuerst zeigte Emily ihnen ein paar Büroräume, in denen wichtige Geschäftsmänner saßen. Die drei Detektive nutzten jede Chance, auch den kleinsten Winkel unter die Lupe zu nehmen. Emily deutete dies als Interesse an ihrer Führung. Sie zeigte den Vieren noch das Lager und die verschiedenen Computerräume. Der Abschluss der Führung bildete das Labor. „Hier werden die verschiedensten Arzneien hergestellt. Wissenschaftler konstruieren neue Medikamente, die dann an Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken geliefert werden.“, erzählte Emily, wie eine Touristenführerin. Für die Detektive war das Labor nicht wirklich eine Sensation. Sie kannten Reagenzgläser, Lötkolben und viele andere Dinge aus dem Chemieunterricht. Bald hatten sie das Labor hinter sich gelassen und die Führung neigte sich dem Ende. Flo hatte sicherheitshalber ein paar Sachen mitgeschrieben, um nicht verdächtig zu wirken. „So, liebe Kinder. Das war Bio-Tech. Habt ihr noch ein paar Fragen?“, wollte Emily wissen. Die Detektive mussten leider verneinen. Emily lud sie noch in den Aufenthaltsraum ein, wo die Kinder mit Kuchen und Tee versorgt wurden. Leider hatten sie auch dort keine Möglichkeit alleine zu sein. Plötzlich vernahmen sie ein Klingeln, welches von einem Telefon kommen musste. Es handelte sich um ein Handy, das Emily eingesteckt hatte. Sie holte es schnell heraus und sprach ein paar Worte in den Hörer. „Tut mir Leid, ich muss leider wieder weiter arbeiten. Hikaru, wärst du so nett und führst unsere Besucher hinaus, wenn sie fertig gegessen haben?“, bat Emily ihren Schützling eindringlich. Dem blieb praktisch keine andere Wahl. Kaum war Emily aus der Tür verschwunden, packte Marina auch schon die Tüte mit den Tabletten aus. „Hikaru, sieh mal. Hast du so etwas schon mal gesehen?“, fragte sie den Jungen. Dieser erhaschte nur einen kurzen Blick und schien nicht überrascht. Er hatte die Tabletten also schon einmal gesehen. „Schluss jetzt mit diesen Geheimniskremereien!“, sagte Jan bestimmt. „Sag uns, was du herausgefunden hast.“, bestand er auf eine Antwort. „Nun....“, begann Hikaru. „Ja?“, drängte Jan. „Nichts.“, war Hikarus knappe Antwort. „Wie bitte?“, fing Jan an zu streiten. „Ich hatte nicht viel Zeit, um hier etwas herauszufinden. Aber es steht außer Frage, dass eure komischen Pillen hier hergestellt wurden.“, erklärte er. Jan gab sich mit der Antwort nicht zufrieden. „Ja, das wissen wir auch! Wir sind doch nicht dämlich.“ „Ich wollte nur sicher gehen, dass ihr auch mitkommt.“, stachelte er Jan an. „Wie gesagt, sie wurden hier hergestellt, aber nicht im Labor, welches wir gerade besichtigt haben.“, fuhr er fort. Jan verlangte sofort eine Erklärung. „Ist doch ganz einfach. Jemand aus dieser Firma stellt diese Tabletten her, und verteilt sie an verschiedene Dealer, wie den Mann auf dem Jahrmarkt. Ich glaube nicht, dass die Pillen in diesem Labor hergestellt wurden. Der Erschaffer, würde zuviele Beweise hinterlassen. Ich muss nur noch herausfinden, wer in die Sache verwickelt ist und was für einen Effekt diese Pillen besitzen.“, schloss er seinen Bericht. „Du meinst WIR, werden es herausfinden.“, half Flo ihm auf die Sprünge. Hikaru warf lediglich seinen Kopf zur Seite. „Ähhmmm... Leute. Ich störe eure kleine Unterhaltung ja nur ungern, aber wir stehen unter Zeitdruck.“, erinnerte Marina Flo und Jan gaben ihr Recht. Nur Hikaru brauchte sich nicht zu beeilen. Er hatte sich eine langfristigere Ausrede einfallen lassen. Trotzdem schloss er sich der kleinen Gruppe an, welche sich zurück auf den Weg zum Labor machte.
 

„Sie sind sicher, dass es sich um die selben Kinder handelt?“, fragte Mr. Gilles seine Angestellte. Diese nickte. „Ja, es wäre doch sehr ungewöhnlich, wenn nicht. Die drei sind auf der Überwachungskamera. Vielleicht können sie das Video ihrem Spitzel auf dem Jahrmarkt zukommen lassen. Er könnte sie wiedererkennen.“, schlug Mr. Gilles Gesprächspartnerin vor. Dieser strich über seinen Kinnbart. Er schnappte sich den Hörer, des Telefons, welches auf seinen Schreibtisch stand und fing an zu wählen. Er beschrieb seinem Kontakt die Kinder, welche er auf der Überwachungskamera begutachtete. Das Ergebnis überraschte ihn nicht. Der Kontakt konnte sich gut an die drei erinnern. Die Kinder von damals und die auf dem Video waren identisch. Ohne sich zu bedanken legte Mr. Gilles wieder auf. „Was jetzt, Chef?“, fragte die Angestellte. Dieser dachte nicht lange nach. „Wir müssen davon ausgehen, dass sie über CHK 03 bescheitwissen. Oder zumindest Anhaltspunkte haben. Womöglich haben sie schon jemanden davon erzählt. Sie Sache wird zu heiß, wir müssen unser Labor aufgeben.“, bestimmte er festentschlossen. Seine Angestellte nickte. „Gut, was sollen wir also unternehmen?“, wartete sie auf Befehle. „Es sind Kinder, da können schon mal Unfälle passieren. Besonders in einem so gefährlichen Labor, wie unserem. Die Polizei und die Presse interessieren mich einen Dreck. Ich will auf Nummer sicher gehen! Schnappen Sie sich Denis und Karim, und bauen sie einen kleinen Unfall. Sie verstehen?“, blickte er die

Frau scharf an. Diese setzte sofort eine ernste Miene auf und folgte dem Befehl. Vor der Tür zu Mr. Gilles Büro standen der Schwarze und der andere Bodyguard. Mr. Gilles gab ihnen von seinem Büro aus ein Zeichen mitzugehen. Sie folgten sofort. Mr. Gilles nahm sofort ein kleines Fläschchen aus seiner Hosentasche und drückte eine Tablette heraus. Er steckte sie in den Mund und schluckte sie, ohne noch Wasser nachzutrinken.
 

Gefangen im Labor
 

„Ich sagte bereits, dass wir hier nicht fündig werden!“, erklärte Hikaru nochmal. „Keiner hat dich gezwungen mitzukommen.“, meinte Jan streng. „Doch, die Frau Professor. Ich muss immerhin auf euch aufpassen.“, antwortete Hikaru. Jan überhörte das. Er begann damit alle Schränke zu öffnen und den Inhalt zu überprüfen. „Los, helft mit!“, bat er seine Freunde. Flo und Marina halfen ihm, ohne lange zu hinterfragen. Hikaru seufzte nur. Jan hatte gerade einen leeren Schrank entdeckt und untersuchte die Böden der Regalfächer. „Bingo!“, verkündete er seinen Fund. Flo und Marina sahen sich die Sache genauer an. „Ich sehe nichts.“, sprach Flo. Auch Marina konnte nichts verdächtiges entdecken. „Das ist es ja gerade! Nichts! Es sind absolut keine Reagenzgläser darin.“, versuchte Jan zu erklären. Weder für Flo, noch für Marina war das ungewöhnlich. Drehte ihr Freund nun durch? Jan dachte nach, wie er seinen Freunden seine Vermutung klar machen konnte. Er öffnete noch weitere Schränke und zeigte ihnen den Inhalt. In manchen waren wenig Gläser, in vielen sogar gar keine. Nun trat Hikaru an ihn heran. „Ich verstehe was du meinst. Nicht schlecht, vielleicht bist du ja doch nicht so ein Stümper, wie ich dachte.“, lobte er Jan auf seine Weise. „Das fasse ich als Kompliment auf.“, grinste dieser. Flo und Marina machten immer noch Gesichter, wie der letzte Mensch auf der Welt. Jan vereinfachtes es für sie. „Ist doch ganz einfach. Ihr habt doch die dunklen, staubigen Flecken auf den Böden der Schrankregale gesehen, oder?“ Seine Freunde nickten zaghaft, wussten aber nicht worauf ihr Freund hinaus wollte. „Auf diesen Flecken standen Reagenzgläser, die einen Abdruck hinterlassen haben. Ich glaube, dass die Tabletten doch in diesem Labor gezeugt wurden. Und zwar mit den fehlenden Gläsern.“, erzählte Jan weiter. Seine Freunde verstanden. „Aber wie kommst du darauf?“, verstand Flo nicht. „Ist doch ganz einfach. Es hätte euch auch selbst auffallen können. Auf den Tischen steht nur wenig Material, und viele Schränke sind leer. Wobei in anderen nur wenig Gläser stehen. Die Verantwortlichen haben die benutzen Gläser entsorgt.“ Jetzt klingelte es bei Flo und Marina. Falls die Polizei etwas von der Pillen-Aktion mitbekommen sollte, würden sie sofort das Labor durchsuchen. Sie würden aber nichts finden, da die Reagenzgläser weg waren. In ihnen würde man noch lange Zeit Spuren von den Chemikalien feststellen können. Da die Verantwortlichen sie aber nach jeder Produktion verschwinden ließen, blieben keine Beweise. „Ich verstehe jetzt, aber wir können auch nichts beweisen!“, meinte Marina bedrückt. „Doch, können wir!“, rief Flo aufgeregt. „Wir haben noch die Pillen.“, jubelte er und machte sich über Marinas Rucksack her. Mit einem Haps zog er die Tüte heraus. „Was ist das?“, rief plötzlich eine bekannte und zornige Stimme. „Emily!“, erschrak Marina. „Was tut ihr hier?“, fragte sie nun ernst. „Wir.... wir haben hier nur etwas verloren und suchen es gerade.“, log Marina ihr vor. Doch diesmal glaubte Emily kein Wort. Sie entriss Flo die Tüte mit den Pillen und sah sie sich genauer an. „CHK 03.“, meinte sie bedrückt. Die Detektive verstanden nur Bahnhof. „Ach, ihr verdammten.... . „Warum habt ihr das getan? Jetzt kann ich euch nicht mehr schützen!“, schrie sie aufgebracht. Flo und seine Freunde hatten keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber etwas gutes sicherlich nicht. Die Tür zum Labor wurde aufgerissen und zwei Männer traten herein. Einer war Schwarz und besaß eine Glatze. Sein Kollege hatte ebenfalls fast keine Haare mehr. Beide trugen Anzüge und sahen wie Geschäftsmänner aus. Die beiden warfen sich schnelle Blicke zu und marschierten dann zielstrebig zu den Kindern. Während sich der Schwarze um Flo und Marina kümmerte, versuchte es der andere bei Jan und Hikaru. Er packte beide Jungen an den Armen, doch Hikaru verpasste ihm einen Tritt gegen das Knie. Das schmerzte den Mann jedoch wenig. Er schien auf so etwas ausgebildet worden zu sein und drängte die Jungen zueinander. Emily brachte zwei Stühle zu Denis und zwei zu Karim. Keiner von der Clique konnte sich großartig wehren. Denis hatte sogar Hikaru unter Kontrolle gebracht. Er schickte Emily ein Handzeichen, worauf diese Seile besorgte. Während Denis Jan und Hikaru fesselte, machte sich Karim über die anderen her. Während Jan und Hikaru, mit den Stühlen aneinander gebunden waren, kamen sich auch Flo und Marina näher. Allerdings nicht wie gewollt. „Emily, warum tun sie das?“, rief Marina der jungen Professorin zu. Diese blickte nur bedrückt zu Boden. Bald waren alle vier Detektive fest verschnürt, und es gab keine Möglichkeit zur Flucht. „Was... was haben Sie mit uns vor?“, wollte Flo wissen. „Tja.“, begann Denis. „Ihr seit Kinder. Da können Unfälle schon einmal vorkommen. Besonders wenn ihr unbefugt in ein verschlossenes Labor einbrecht und spielt! Da ihr das Schloss geknackt habt, kann uns die Polizei auch nicht verklagen!“, erklärte er, mit einem gefährlichen Unterton. Flo und seine Freunde glaubten sich verhört zu haben. Diese Verrückten wollten sie wirklich umbringen. Vorallem konnten sie nicht glauben, dass Emily zu ihnen gehörte. Besonders Marina fand sie sehr nett. „Los, bereite den Lötkolben vor!“, befahl Denis Emily. Diese zögerde jedoch, worauf Denis es selbst tat. Er hantierte an dem Gerät herum, bis es ihm schließlich zu passen schien. Dann öffnete er einen der Schränke und zog ein Brecheisen heraus. Zusammen mit Karim verließ er das Labor. Emily sah noch einmal zu den Kindern, bis sie ebenfalls ging. Von draußen hörten sie, wie Denis gegen die Tür schlug. Er wollte, dass alle Welt nach dem Unfall glaubte, es wäre die Schuld der Detektive gewesen. „Na, toll. Ich habe mir schon immer gewünscht, mit dir an einen Stuhl gefesselt zu sein.“, zischte Jan Hikaru zu. Leise Schritte entfernten sich. „Hilfe!“, fing Marina sofort an zu rufen. „Vergiss es!“, rief Hikaru zu ihr rüber. „Im Moment arbeitet niemand in diesem Stockwerk. Deine Schmiererei ist vergebens!“, erklärte er, selbst etwas entnervt. „Wir.... wir müssen von den Seilen loskommen! Diese Typen haben die Tür zerstört. Das heißt wir können ohne Gefahr aus dem Raum!“, machte Jan seinen Freunden Hoffnung. „Tolle Idee. Nun brauchst du uns nur noch erzählen, wie du das anstellen möchtest.“, schnauzte Hikaru seinen Rivalen an. „Wieso ich? Von dir ist auch lange keine großartige Aktion mehr gekommen. Hat der Super-Detektiv keine Idee?“, gab er protzig zurück. Flo glaubte sich verhört zu haben. „Habt ihr sie noch alle? Von mir aus könnt ihr so viel streiten, wie ihr wollt. Aber bitte, wenn wir hier draußen sind. Jetzt müssen wir zusammenhalten und uns etwas einfallen lassen!“, versuchte er Jan und Hikaru verständlich zu machen. Marina sah nur steif zu dem Lötkolben, der immer röter wurde. Bald würde er durch den Druck explodieren und das Labor stand in Flammen. Dann war alles aus. „Wir könnten versuchen, mit den Stühlen zum Ausgang zu rücken!“, schlug Flo vor. Die Detektive beherzigten den Vorschlag zwar, doch war es praktisch unmöglich. „Wir müssen zum Lötkolben!“, rief Hikaru plötzlich. Jan glaubte sich verhört zu haben. „Hast du sie noch alle? Dann gehen wir schneller drauf, oder was meinst du?“, wies Jan Hikaru darauf hin, wie dumm er diese Idee fand. „Es ist der einzige im Raum. Wenn wir ihn zum Brennen kriegen, fangen unsere Fesseln vielleicht Feuer. Wir könnten ein paar Schrammen abbekommen, aber wenn wir hier heil rauskommen wollen haben wir keine Wahl.“, erklärte er. Jan fand diese Idee dämlich. Sie brachten sich noch mehr in Gefahr, wenn der Lötkolben explodierte, wenn sie gerade daneben saßen. Egal, ob es eine gute Idee war, oder nicht. Es war zu spät. Mit einem gewaltigen Knall explodierte der Lötkolben, der nur wenige Tische von den Detektiven entfernt stand. Sofort enstand ein dicker, grauer, undurchsichtiger Rauch, der sich im gesamten Labor ausbreitete. „Nein, Hilfe! Hilfe!“, schrie Marina um ihr Leben. Auch Hikaru, der sonst immer die Ruhe bewahrte, geriet in Panik. „Verdammt, seit ich euch kenne, habe ich nur Unglück!“, fluchte er. Jan glaubte sich verhört zu haben. „Das gilt wohl eher umgekehrt. Du hast uns nur Ärger gemacht!“, gab er zurück. „Schön, dass ihr so herzhaft streiten könnt, während wir draufgehen!“, schrie Flo panisch. Der Rauch stieg nach oben und ein lautes Klingeln wurde hörbar. Hikaru wusste sofort, was es war. „Wir sind gerettet! Das sind die Feuermelder. Sie alarmiert sofort die Feuerwehr!“, atmete er erleichtert auf. Die anderen schienen sich allerdings nicht sonderlich zu freuen. „Wenn die Feuerwehr da ist, ist nur mehr Asche von uns übrig. Wir müssen hier raus, sofort!“, schrie Flo in den Raum. Die schrecklichsten Szenen spielten sich in den Köpfen, der Gefangenen ab. Aus irgendeinem Grund wurde der Rauch durchsichtiger, und Flo und seine Detektivkollegen konnten Feuer erkennen. Dort, wo der Lötkolben stand, hatte sich Feuer gebildet. Der ganze Tisch stand in Flammen. Der Anschließende fing ebenfalls gerade Feuer. Bald würde das ganze Labor von Flammen eingehüllt sein. „Das wars dann.“, seufzte Hikaru. Jan, Flo und Marina konnten nicht fassen, dass er einfach aufgab. „Versteht ihr nicht? Der vordere Teil des Saals ist vollkommen mit Flammen bedeckt. Wir können nicht mehr zur Tür!“, erklärte Hikaru die Situation. Seine Freunde kapierten. Sie konnten nicht mehr aus dem Raum. Noch dazu waren sie gefesselt. Sie würden also am lebendigen Leib verbrennen. Die Panik breitete sich immer mehr in ihnen aus. So, dass sie überhaupt keine Idee mehr bekamen. Flo schloss bereits mit dem Leben ab, und dachte an alle Menschen, die ihn vermissen würden. Da kam ihm plötzlich Herr Zöllner

ins Gedächtnis. Oder besser gesagt, sein Unterricht. Herr Zöllner war ihr Physik – und Chemielehrer gewesen. Flo erinnerte sich an einen Versuch, den er und Jan einmal gemacht hatten. Es ging um eine toxische Flüssigkeit, bei der man sehr gut aufpassen musste. Er und Jan hatten es damals vergeigt, und hatten ein Loch in den Tisch geätzt. Sie mussten zehn Seiten Strafarbeit schreiben, aber das war nicht der Punkt. Wenn sie eine solche toxische Chemikalie fanden, konnte das ihre Rettung sein. Er teilte seinen Freunden seine Idee mit, und diese fanden sie großartig. „Aber wir müssen vorher so etwas finden!“, erinnerte Jan. „Es ist der zweite Schrank, hinter uns. Ich habe das Labor schon einmal durchsucht. Ich kann mich erinnern.“, erzählte Hikaru. Die Detektive fasten wieder Hoffnung. Allerdings mussten sie sich beeilen. Der Rauch verdichtete sich, und sie konnten leicht eine Rauchvergiftung bekommen. Zuerst waren Jan und Hikaru sich nicht einig, in welche Richtung sie sollten, doch dann lernten sie gezwungenermaßen zusammen zu arbeiten. „Bist du sicher, dass es der Richtige ist?“, wollte Jan auf Nummer sicher gehen. „Natürlich.“, meinte Hikaru verächtlich. Jan traute ihm wohl gar nichts zu. Hikaru musste die Zähne benutzen, um den Griff des Schrankes aufzuziehen. Als er offen war, entdeckte er auch sofort das gesuchte Gefäß. Mit Mühe schaffte es Hikaru es herauszuholen, doch wie sollte er es öffnen, geschweige damit seine Fesseln lösen? „O.K, jetzt schlag das Ding gegen den Stuhl!“, befahl Jan. Hikaru spitzte die Ohren. „Wie bitte? Bist du noch ganz dicht? Meine Hände sind dann im Eimer!“, wehrte er ab. „Beruhige dich. Zerschlage das Gefäß am Stuhlbein, und lass die Flüssigkeit auf die Fesseln tropfen. Ich weiß es ist gefährlich, aber wir haben keine andere Option.“, redete Jan Hikaru ein. Dieser schien zu verstehen. „Also gut. Augen zu und durch.“, sagte er zu sich selbst und zerschlug das Gefäß. Er hörte das Glas zersplittern und fühlte wie das Reagenzglas leichter wurde. Schnell schwenkte er es zu sich und hoffte das beste. Tatsächlich ließen sich die Fesseln nun ganz einfach lösen. Jan und Hikaru waren an den Händen zusammengebunden gewesen und konnten sich so auch gleichzeitig befreien. „Das war knapp.“, atmete Jan erleichtert. Plötzlich erhielt er einen unerwarteten Stoss und fiel zu Boden. „He, spinnst du?“, schrie er Hikaru an. „Das hätte auch schief gehen können! Meine Hand wäre fast ab gewesen!“, schrie er außer sich. Jan reagierte nicht. Es gab wichtigeres zu tun. Im Eiltempo befreite er Flo und Marina von ihren Fesseln. Erleichtert und mit neuer Hoffnung sprangen sie von ihren Stühlen. „Es ist noch nicht vorbei. Wir können nicht durch die Tür hinaus!“, erinnerte Jan an ihre Situation. „Folgt mir.“, meinte Hikaru nun beherrschter. Die drei Detektive sahen wohin er unterwegs war. Das Labor hatte noch eine weitere Tür. Die drei machten sich allerdings keine großen Erwartungen. Die Tür führte nämlich nur in ein Nebenzimmer, indem noch mehr Schränke standen. In Chemiesaal der Schule, in welche die Detektive gingen, gab es ebenfalls so einen Raum. Allerdings besaß er weder ein Fenster, noch einen Ausgang. Es gab kein Entkommen. Es war Hikaru der die Lage rettete. In ihrer Aufregung und Panik war weder Flo, noch Jan, noch Marina der Feuerlöscher des Labors eingefallen. Jede solcher Einrichtungen besaß einen, das war Pflicht. „Wir müssen Tempo machen!“, befahl Hikaru und hob den Feuerlöscher von der Wand. Doch er erwies sich als schwerer als Gedacht. Jan packte mit an, und Hikaru ließ es tatsächlich zu, was er nicht erwartet hatte. „Ihr müsst die Luft anhalten!“, rief ihnen Flo nach. Jan und Hikaru verstanden. Der Rauch konnte leicht in ihre Lunge geraten. Dann war alles umsonst. Mit erschwerter Sicht, konnten sie jedoch das Feuer ausmachen. Hikaru sprühte los, und das Feuer wurde immer kleiner. „Bald!“, dachten beide, bis das Unglück weiterging. „Leer!“, dachten beide. Schnell zogen sie sich zurück und holten tief Luft. „Was für eine Blamage!“, jammerte Jan. „Das hätte ich eigentlich wissen müssen.“, seufzte Hikaru. „Ich habe vorhin eine Brandstelle in der Ecke bemerkt. Der Feuerlöscher wurde seit dem letzten Benutzen nicht wieder aufgefüllt.“, erklärte. „Hättest du auch vorher sagen können.“, beschwerte sich Marina. „Was jetzt? Einfach durchlaufen?“, fragte Flo. Hikaru verneinte. „Nein, die Flammen sind noch zu groß. Wir würden es nicht schaffen.“, provezeite er. Plötzlich hörten sie wieder das Geräusch des Feuerlöschers. „Er funktioniert wieder!“, jubelte Marina. Ihre Freunde waren anderer Meinung. Das Geräusch kam nicht vom Feuerlöscher. Jedenfalls nicht von ihrem. Jemand war ins Labor getreten, und zwar mit seinem eigenen. Aber wer kam da, zu ihrer Rettung? Kam die Feuerwehr doch noch rechtzeitig? Bald sahen die vier von dem Feuer nur noch einen kleinen Funken, der ebenfalls bald darauf verschwunden war. Aus dem Rauch sahen sie eine Gestalt treten. Es handelte sich zu ihrer großen Überraschung um Emily Jahovich. Marina stürmte sofort zu ihr. „Nein, das könnte eine Falle sein!“, warnte sie Flo. Jan und Hikaru waren anderer Meinung. Auch sie halfen der Frau. Sie hustete und hatte ein leicht bläuliches Gesicht. Für die Detektive stand außer Zweifel, dass sie sich eine Rauchvergiftung zugezogen hatte. Es viel ihr schwer zu sprechen. „Es... tut mir ... Leid. Wir sind zu weit gegangen. Unsere Gruppe.... .“, brachte sie mit Mühe heraus. „Gruppe?“, hinterfragte Jan. „Eine Gruppe in der Firma..... hust ...Ich habe C...HK ..03 hergestellt. Die... Pillen.... . Die Detektive verstanden nun. „Dieser Denis und dieser Karim gehören auch zur Gruppe, oder?“, fragte Hikaru nach. Emily nickte schwach. „Ja... . Ich habe sie betäubt. Außer ihnen ist nur noch einer in der.... Gruppe.... .“, war das letzte was Emily herausbrachte. Bewußtlos sank sie zusammen. Flo, Jan und Marina packten gemeinsam an, um Emily aus dem Labor zu ziehen. Sogar Hikaru half mit. Nach Minuten der Erschöpfung hörten die vier auch schon die Sirenen der Feuerwehr. Kurze Zeit später, kamen mehrere Feuerwehrleute durchs Treppenhaus in die Etage, und stellten erleichtert fest, dass das Feuer gebannt war. Dafür verständigten sie die Rettung und die Polizei. Diese kam ebenfalls kurze Zeit später und nahm Emily mit. Ein Arzt untersuchte die Kinder, konnte aber zum Glück nichts ernstes finden. Zwei Polizisten traten an die Detektive heran und wollten wissen was passiert war. „Wir haben zwei bewußtlose Männer aufgefunden. Und was ist hier geschehen?“, wollte einer wissen. „Verhaften Sie die Männer, die sind gefährlich!“, bestand Flo. Die Polizisten wussten nicht recht, was sie machen sollten. Sagten die Kinder die Wahrheit? Oder waren sie gar an dem Brand Schuld? Nun kam ein älterer Herr durchs Treppenhaus gestürmt. „Was ist hier geschehen?“, fragte er aufgebracht, aber auch besorgt. „Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“, fragte einer der Polizisten. „Ich bin Edward Gilles, der Eigentümer von Bio-Tech. Was ist hier los?“ Die Polizisten erklärten ihm schnell die Lage. „Verstehe. Dann waren es also die Kinder, die den Brand verursacht haben.“, stellte er fest. Flo und seine Freunde glaubten sich verhört zu haben. Was fiel diesem Betrüger überhaupt ein? Nun verlangte Mr. Gilles von den Polizisten, dass sie die Kinder mitnehmen und bestraften sollten. Die jungen Detektive saßen in der Klemme. Sie wussten, dass Mr. Gilles mit Sicherheit der Anführer dieser Gruppe war, von der Emily gesprochen hatte.

CHK 03
 

„Was? Sind Sie noch ganz richtig im Kopf? Wir wissen alles über Sie und Ihre Geschäfte!“, warf Jan ihm an den Kopf. Mr. Gilles hüllte sich in Unschuld. „Ich kenne euch überhaupt nicht. Und ich weiß auch nicht wovon ihr redet.“, wehrte er sich. Nun stand Hikaru auf und schob seine Hände in seine Hosentasche. Er senkte den Kopf und begann zu sprechen. „Sie haben Professor Jahovich beauftragt CHK 03 herzustellen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um ein Rauschgift handelt. Sie haben es hier, in diesem Labor gezeugt. Nach Beendigung einer Produktion haben Sie alle Reagenzgläser und anderes verschwinden lassen, um keine Spuren zu hinterlassen.“ Mr. Gilles ließ sich davon wenig beeindrucken. Er hatte das Labor zerstören lassen und alle Beweise vernichtet. „Sie haben die Droge an verschiedene Dealer geliefert, an verschiedenen Orten in der Stadt. Sie sollten CHK 03 an Kunden weiterverkaufen. Ein Weitergabeplatz war der Jahrmarkt. Sie haben den Standinhaber des Schießstandes eingespannt. Dieser hat jedoch einen Fehler gemacht. Er hat die Tabletten in Stofftieren versteckt, und eines an die falsche Person gebracht. So kam es, dass Jan, Flo und Marina auf ihre Spur kamen. Und dann auch ich, was Ihnen zum Verhängnis wird.“, erzählte er locker. Mr. Gilles änderte seine Haltung nicht. Jan freute sich, dass Hikaru sie endlich beim Namen nannte. „Der Dealer versuchte sich die Maus zurückzuholen, was ihm auch gelang. Dadurch konnte man weder ihm, noch Ihnen auf die Spur kommen.“, fuhr er fort. „Was du nicht sagst.“, gähnte Gilles. „Allerdings haben Sie den Fehler bemerkt. Sie besitzen einen Spitzel auf dem Jahrmarkt. Und zwar die Zuckerwatteverkäuferin. Sie ist dem Schießstand am nächsten, und kann den Besitzer jeder Zeit beobachten. Durch sie haben Sie es herausgefunden, und haben den Standinhaber entführt. Der Beweis dafür sind nicht nur Ihre Fußspuren am Tatort, sondern auch die speziell für Sie angefertigten Tabletten. Ich habe einen Dispenzer in einem Mülleimer gefunden. Darin werden Tabletten aufbewahrt. Mir wurde erzählt, dass sie eine Sonderanfertigung für Sie sind.“, schloss er seine Fallaufklärung. Flo konnte sogar eine kleine Tablette vorweisen, welche er gefunden hatte. „Achja, ich erinnere mich! Ich war gestern auf dem Jahrmarkt. Man gönnt sich ja so wenig. Aber ich muss dich enttäuschen, junger Freund. Das ist kein Beweis.“, stellte sich Gilles dumm. „Ich weiss.“, brummte Hikaru. „Sie haben einen Fehler gemacht.“, fing Jan nun an. „Oder besser, Sie haben einen übersehen. Der Dealer hat nicht nur einmal das falsche Stofftier herausgegeben, sondern mindestens zweimal.“ Mr. Gilles schien nun doch beunruhigt. „Er hat einem gewissen Herrn Zöllner das Stofftier gegeben. Wir haben ihn aufgesucht und sind tatsächlich fündig geworden.“, verkündete er. Nun mischten sich auch die Polizisten ein. „Wenn das stimmt, habt ihr doch sicher noch diese Tabletten, oder?“, fragte einer von ihnen. Jan biss die Zähne zusammen. Emily hatte die Tüte einfach auf dem Tisch mit dem Lötkolben gelegt. Sie waren jetzt nur noch Asche. Er wusste nicht was er antworten sollte, und blickte dabei in Gilles grinsendes Gesicht. Doch Marina rettete die Aktion. „Nunja, wir haben zumindest eine.“, sagte sie mit zarter Stimme, und holte eine Tablette hervor. Flo erinnerte sich. Marina hatte eine der Tabletten eingesteckt. Mr. Gilles wollte sie schon an sich reissen, doch der Polizist hielt ihn zurück. Sein Kollege nahm sie entgegen, und tat sie in ein kleines Plastiksäckchen. So etwas kannte Flo schon von seinem Bruder. Die Polizei bewahrte alle gefundenen Beweise so auf. „Was soll das eigentlich? Diese Tablette wurde doch nicht einmal in meiner Firma gezeugt.“, brüllte Gilles nun. Die Detektive konnten es nicht fassen. Mr. Gilles bestritt noch immer mit der Sache zu tun zu haben. Allerdings konnte seine Lüge durchgehen. Die Detektive hatten die Tablette nicht im Labor gefunden. Die drei Jungen und Marina überlegten fieberhaft, wie sie Gilles doch noch etwas beweisen konnten. Selbst wenn Emily etwas zugeben würde, sie lag im Moment im Krankenhaus und es stand kritisch um sie. Und wenn Gilles einfach so gehen konnte, war nicht nur sie in Gefahr. Jan war es, der die Lage rettete. Er zog die geheimnisvolle Botschaft heraus und zeigte sie den Polizisten. Diese runzelten nur die Stirn. „Ich bin mir ziemlich sicher zu wissen, was die Zeichen und Bilder zu bedeuten haben.“, sprach er. Jetzt war auch Hikaru gespannt. Er ärgerte sich, dass Jan nicht früher mit der Liste rausgerückt war, doch nun hörte er einfach zu. „Die Botschaft ist sehr schwierig zu deuten. Logisch, es sollten sie ja auch nicht alle lesen. Das ist eine Liste, der Orte, wo die Droge getestet wird.“, erklärte er feierlich. Nun wurde Gilles blas. Wie konnte dieser junge seinen Geheimcode entschlüsseln? „Die Buchstaben A bis F stehen für die Plätze. Also gibt es genau 5. Die ‚©‘ stehen für die Tabletten, ganz einfach. Die ersten Bilder stehen für die Orte, oder Geschäfte wo man sie bekommt. Die zweiten Bilder, welche überwiegend Tiere sind stehen für Straßennamen.“ Seine Freunde staunten darüber, was er entdeckt hatte. „Das erste Tier ist eine Schildkröte. Ich habe im Telefonbuch nachgesehen, und tatsächlich einen Schildkrötenweg gefunden. Die Zahl nach den Tieren ist einfach nur die Hausnummer. Die Orte sind z.B. Der Schießstand im Jahrmarkt, eine Trafik, der Park, Discos usw. Zugegeben. Wenn wir das mit dem Schießstand nicht gewusst hätten, wäre es mir sicher nicht möglich gewesen hinter das Geheimnis dieser Liste zu kommen.“, schloss er seine Fallaufklärung. Die Polizisten versprachen sich die Orte einmal anzusehen. Wenn sie etwas fanden, war Gilles geliefert. „Jetzt bin ich dran.“, sagte Flo plötzlich. Seine Freunde und die Polizisten blickten ihn fragend an. Ich kann Jan und Hikaru doch nicht die ganze Arbeit überlassen. Ich weiss nämlich auch etwas!“, verkündete er. Erwartende und Überraschte Blicke wurden auf ihn gerichtet. Mir geht da etwas nicht mehr aus dem Kopf, was Emily gesagt hat.“, fing er an. „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, Junge!“, drängte einer der Polizisten, der von der Spannung mitgerissen wurde. „Sie sagte, es wären nur Sie, die beiden Männer und noch jemand in dieser Gruppe. Wenn wir annehmen dieser jemand ist Mr. Gilles sind alle komplett. Also alle sind in diesem Gebäude.“ Seine Freunde wussten nicht worauf er hinaus wollte. „Wenn alle hier sind, wer bewacht dann diesen Boris? Das kann nur heißen, dass sie ihn hier, in diesem Gebäude versteckt haben müssen!“, erzählte Flo seinen Verdacht. Seine Freunde und die Polizisten verstanden. Wenn das stimmte, konnte er gegen Gilles aussagen. Einer der Polizisten beantragte per Telefon einen Durchsuchungsbefehl. Sein Vorgesetzter erlaubte ihm sogar sofort zu suchen, wegen Gefahr in Verzug, wie es bei der Polizei hieß. Die Polizisten riefen noch ein paar Kollegen zu sich und begannen die gesamte Firma auf den Kopf zu stellen. Und tatsächlich fanden sie Boris bald fest verschnürt in einem leeren Büro. Sie sagten ihm, es würde ihm helfen auszusagen. Das beherzigte Boris und erzählte alles was geschehen war. Wie Gilles an ihn herantrat und von seinen Schulden. Sie nahmen Mr. Gilles sofort fest und lobten die Kinder für ihre Tat. „Das hätten wir nicht ohne dich geschafft!“, machte Jan Hikaru ein Kompliment. „Schon gut.“, sagte der nur und setzte sich in Bewegung. „Man sieht sich.“, warf er noch zurück und verschwand schließlich.
 

„Das finde ich nicht witzig!“, rief Flo seinem Bruder empört zu. Dieser hatte nämlich seine Handschellen gezückt und Flo an den Küchentisch gefesselt. „Ich auch nicht! Du hast mir etwas versprochen. Und zwar, dass du dich nicht mehr in solche Gefahr begibst.“, ließ Niko den Erzieher raushängen. „Das war doch nicht meine Schuld!“, protestierte Flo. Doch davon wollte Niko nichts hören. „Ach nein? Du hättest jeder Zeit zu mir kommen können.“, schimpfte er. „Es ist auch meine Schuld.“, trat Jan verlegen mit den Beinen unter dem Tisch. „Ohja! Du bist sogar der schlimmste von euch!“, sagte Niko klar heraus. „Du wirst dich die nächste Zeit nicht mit meinem Bruder treffen, klar?“, fragte er ernst. Flo und Jan wollten schon unfair sagen, doch ließen es dann bleiben. Um sicher zu gehen, überredete Niko seine Eltern sogar, zu einem Hausarrest. So hatte sich Flo seine Belohnung nicht vorgestellt. „Und mit euren Dates ist vorerst auch schluss!“, redete Niko auf Marina ein. Flo hätte im Boden versinken können. Marina wusste natürlich nicht wovon Niko sprach. „Übrigens....“ Niko hollte eine kleine, graue Maus hervor. „Die wurde mir gegeben. Man hat mir gesagt, sie würde euch gehören.“, erzählte er. Flo nahm sie freudig entgegen. Man sah zwar, dass die Naht aufgeschnitten wurde, aber das war egal. Nachtragend überreichte er sie Marina. Diese schien sich unerwartet groß zu freuen. „Danke, Flo! Vielen Dank!“, bedankte sie sich und gab Flo einen Kuss auf die Wange. Dieser sank sofort wieder auf seinen Stuhl. Das war zuviel für ihn. Jan grinste Marina nur hämisch zu. Diese zeigte ihrem Freund nur die Zungenspitze. „He, wir sollten eine Siegesfeier veranstalten!“, fiel Jan plötzlich ein. Flo und Marina fanden das eine Super Idee. „Gut, aber dann nur hier. Florian hat Hausarrest!“, erinnerte Niko. Marina setzte wieder ihr ‚kleines Mädchen Lächeln‘ auf und sah Niko traurig an. „Wirklich? Wir wollten auf den Jahrmarkt. Und danach wollte ich mit Flo noch ins Kino. Sie zeigen nämlich einen Film über eine sprechende Katze, oder so.“, bat sie Flos großen Bruder. Niko sah Flo an, der gerade einen Klos im Hals hatte. „Also schön, weil ihr den Fall gelöst habt. Aber wenn ihr euch noch einmal in solche Gefahr begebt, dann ist schluss. Dann bin ich nicht mehr so nett.“, setzte Niko seinen Standpunkt da. Plötzlich sprang Jan auf. Ich muss noch jemanden für die Feier einladen!“, sagte er und lief aus dem Haus. Flo und Marina ahnten, wen er meinte.

„Ich dachte, dass ich dich hier erwischte.“, rief er Hikaru zu. „Dieser lag einfach so auf der Wiese, im Garten und schien sich auszuruhen. „Du wohnst ja in der Nähe von Marina. Da dachte ich, ich schau mal vorbei.“, redete er um den heißen Brei herum. „Emily kommt übrigens wieder auf die Beine. Sie bekommt nicht so eine schlimme Strafe, weil sie uns geholfen hat.“, erzählte er. „Ist das alles?“, hakte Hikaru nach. „Ähhnn..... nein. Wir feiern heute Abend. Also ich, Marina, Flo und dessen großer Bruder. Wir haben sogar Herrn Zöllner eingeladen. Der Bruder von Flo will ihn mit einem Job überraschen, und....“ „Komm zum Punkt!“, verlangte Hikaru. „Ich dachte mir, du willst vielleicht auch kommen.“, wagte Jan nun sein Glück. „Ja.“, antwortete Hikaru knapp. „Ja? Du willst wirklich kommen?“, fragte Jan nochmal nach. „Ja, hast du etwas an den Ohren? Wenn ihr unbedingt wollt, komme ich zu eurer Party.“, nahm Hikaru die Einladung an. Jan wagte es nun aufs ganze zu gehen. „Sag mal. Ich konnte dich selbst nie fragen, aber....willst du vielleicht bei uns mitmachen?“ Hikaru blickte auf. „O.K, mach ich.“, meinte er. Jan freute sich. Hikaru stand auf und redete weiter. „Aber nur wenn ich der Anführer sein darf. Ohne mich seit ihr doch ohnehin verloren.“, fing er wieder an zu streiten. Jan wollte schon darauf einsteigen, fühlte aber, dass Hikaru es diesmal nicht ernst meinte. Er wusste, dass es in seiner Sprache soviel hieß wie: Ich überlegs mir. „O.K, dann freue ich mich auf heute Abend. Ciao!“, verabschiedete er sich und lief zurück zu seinen Freunden.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Flo besorgt. Jan war schon die ganze Zeit etwas abwesend. „Ich warte auf Hikaru.“, gestand er. „Seit ihr jetzt die besten Freunde, oder was?“, fragte Flo nach. „Nein, aber er hat mir versprochen zu kommen.“, erklärte Jan. „Vergiss den Egoisten. Sicher hat er etwas besseres zu tun.“, meinte Marina. Sie hatte sich schon die ganze Zeit bei Flo eingehängt, was Jan erst jetzt auffiel. Normalerweise war er immer zur Stelle, um seine Witze zu reissen. „Huch, wann ist den das passiert?“, fragte er aus den Gedanken gerissen. Bevor Flo oder Marina antworten konnten, sah Jan wie Hikaru um die Ecke bog. „Du bist gekommen!“, jubelte Jan. „Hab ich doch gesagt.“, tat Hikaru die Sache ab. „Dann legen wir mal los!“, rief Jan, voller Energie. „Flo, du darfst als erstes bestimmen, was wir machen!“, erlaubte Marina ihrem Freund. Dieser musste nicht lange überlegen. Er hatte im Moment nur Lust auf eines. Zuckerwatte!



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