Here Without You von -lyra- ================================================================================ Kapitel 1: ~*~ -------------- Eigentlich sollten jetzt bereits Sommertemperaturen herrschen Ende Mai, doch in diesem Jahr war alles ziemlich seltsam. Anstatt Sonnenschein und Wärme gab es häufig nur Regen und Kälte. Es kam selten vor, dass sich die Sonne aus ihrem Versteck hervorwagte und wenn sie es tat, genoss es jeder so gut er konnte. Doch heute war nicht solch ein Tag. Ich stand mit einem viel zu großen Männerhemd, welches bereits unzählige Essens- und Getränkeflecken hatte, bekleidet bei meinem Fenster während eine heiße Tasse Tee meine Finger und meinen Körper versuchte zu wärmen. Der Regen prasselte gegen das Fenster und obwohl es regnete, sah ich wie unten auf der Straße sich einige Pärchen unter ihren Regenschirmen zusammen kuschelten so gut sie konnten. Wie sehr ich diese glücklichen Pärchen doch beneidete. Hinter mir hörte ich nur ein leichtes schnarchen von dem Kerl, mit dem ich diese Nacht verbracht hatte. Er war nur einer von vielen und leider war jeder von ihnen einer zu viel. Denn egal wie viele Männerbekanntschaften ich hatte, sie alle waren nur Lückenbüßer und hinterließen eine immer größer werdende Lücken wenn sie gingen. Ich nippte an meinem Tee und zog das Hemd enger an meinen Körper. Noch immer roch es nach Jens. Wie viele Monate waren nun bereits vergangen, seitdem er wegging? Sie zu zählen war unnötig, es waren bereits zu viele, bereits ein einziger Monat ohne ihn, war bereits zu viel für mich. Anfangs hatte ich so sehr gehofft, dass er wieder zurück kam, dass er wieder zu mir kam, dass alles nur ein böser Alptraum war. Doch mir war bewusst, dass dies nicht der Fall war. Jens war damals einfach gegangen. Viel zu früh war er gegangen, wir waren noch jung, wir waren verliebt und dennoch war er nun nicht mehr hier. Er würde auch nie wieder hier sein und alles was von ihm geblieben war, war dieses alte Hemd, welches ich immer trug und ein Bild auf dem Fenstersims, welches uns zeigte, als wir glücklich waren. A hundred days have made me older Since the last time that I saw your pretty face A thousand lies have made me colder And I don't think I can look at this the same But all the miles that separate They disappear now when I'm dreamin' of your face Als ich das Bild ansah, kamen mir die Tränen. Wie konnte er mich einfach so wortlos verlassen? Wie konnte er verschwinden ohne mir ein letztes Mal zu sagen, dass er mich liebte? Dass er mich brauchte? Dass er nie ohne mich sein könnte? Ich konnte es nach all dieser Zeit immer noch nicht begreifen. Mit dem Ärmel des Hemdes wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, doch sie wurden nicht weniger, die Tränen wurden immer mehr und bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht. Der Anblick des Bildes zerriss mein Herz immer wieder in kleine Stücke. Jens war meine große Liebe gewesen und ich konnte ihn einfach nicht vergessen. I'm here without you, baby But you're still on my lonely mind I think about you, baby And I dream about you all the time I'm here without you, baby But you're still with me in my dreams And tonight, there's only you and me Obwohl ich seit der Zeit als Jens gegangen war, bereits einige Männerbekanntschaften hatte, hatte ich mir immer vorgestellt, es wäre er. Auch wenn diese Kerle und Jens sich niemals ähnlich waren, stellte ich es mir dennoch immer wieder vor. Denn nur bei ihm wollte ich sein, nur bei ihm konnte ich glücklich sein. Doch er war nicht da. Die Kerle ersetzten ihn vielleicht für einige Stunden, doch niemals komplett. Den Tee stellte ich am Fenstersims ab, nahm das Bild aus vergangenen Zeiten in die Hand und drückte es so fest ich konnte an mein Herz. Ich dachte an den letzten Abend den wir zusammen verbrachten. Ich presste meine Lippen zusammen damit ich nicht laut anfing zu schluchzen. Meine Tränen rannen bereits wie Wasserfälle über mein Gesicht. Wir waren damals Essen gegangen in unserem Lieblingsrestaurant, wir haben uns amüsiert. Danach waren wir noch in ein paar Clubs und haben unsere Jugend und unsere Liebe gefeiert. Als wir am Weg nach Hause waren, meinte Jens damals, dass er noch kurz etwas zu erledigen hätte und ich sollte schon mal nach Hause gehen, er würde gleich nach kommen. Doch er kam nie nach Hause. Er wollte damals noch kurz bei einem Freund einen Ring abholen und mir eigentlich einen Heiratsantrag machen. Doch dazu kam er nicht. Als ich in der Wohnung ankam, wollte er über die Straße gehen und wurde von einem betrunkenen Autofahrer niedergefahren und verunglückte am Unfallort. Das er mir einen Heiratsantrag machen wollte, erfuhr ich erst einige Wochen nach dem Begräbnis von seinem besten Freund, als mir dieser eines Tages zu mir kam und mir den Ring, mit dem Jens mir damals den Heiratsantrag machen wollte, zeigte. Anscheinend war ich wirklich seine große Liebe, so wie er es mir damals immer sagte. Natürlich war er auch meine große Liebe, denn sonst hätte ich ihn bis heute wahrscheinlich bereits vergessen. Ich nahm das Bild von meiner Brust und warf noch einen Blick auf es. Dort steht sogar das Datum an dem es aufgenommen worden war. 19.3.2008. Es waren bereits mehr als fünf Jahre vergangen, seitdem Jens verschwand und mir kam es immer noch so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Jeden Tag stehe ich hier am Fenstersims, sehe mir das Bild an und höre unser Lied ganz leise auf meinem Handy. Damals hätte ich mir nie gedacht wie passend dieses Lied doch ist. Nun sang ich es ganz leise mit weinerlichen Augen mit. The miles just keep rollin' As the people leave their way to say hello I've heard this life is overrated But I hope that it gets better as we go Oh, yeah, yeah! I'm here without you, baby But you're still on my lonely mind I think about you, baby And I dream about you all the time I'm here without you, baby But you're still with me in my dreams And tonight, girl, there's only you and me Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)