The beginning of the new Hellsing von Leeni ================================================================================ Kapitel 5: 5 – Consequence -------------------------- Ihr Kopf dröhnte und schien zerplatzen zu wollen. Nur zäh sickerte die Erinnerung durch, wessen Schuld das war: Alucard. Ruckartig setzte sie sich auf, ignorierte den Protest ihres Körpers. Sie tapste vorsichtig zur Tür. Ihr Stand und ihre Beine fühlten sich nicht gerade sehr sicher an, aber es musste gehen. Sie musste zu ihm. Sofort. Sie schmiss sich ihren Mantel um, der über einem Stuhl hing. Sie schaffte es ungesehen, sich aus der Station zu schleichen und atmete auf. Der schwerste Teil war wohl geschafft, niemand hatte es mitbekommen. Sie begab sich in die Eingangshalle, um von dort aus in den Keller zu gehen. Die Tür zu den tiefsten Kellergewölben war versteckt und ohne dem Wissen, dass es hier noch eine Tür gäbe, wohl nicht ausfindig zu machen. Die tiefsten Kellergewölbe des Anwesens waren finster. Und man spürte deutlich Alucards mächtige und unheilvolle Aura, welche wie als Warnung den Gang erfüllte. Dies war sein Reich. Vorsichtig öffnete sie die Tür am Ende des Korridors. „Alucard?!“ Das war sein Gemach, zumindest laut Walters damaliger Erläuterung. Sie sah kaum etwas wegen der Dunkelheit. „Verdammt zeig dich!“ Sie tapste weiter in der absoluten Finsternis nach vorne. Sie sah von Weitem rote Augen in der Schwärze leuchten. Etwas schneller näherte sie sich diesen, blieb mit etwa 2 Meter Abstand stehen. Sie konnte ihn nicht ganz erkennen. Um genau zu sein, sah sie gar nichts außer seinen Augen. „Macht dir etwa die Finsternis zu schaffen?“, spottete er. Mit einem Fingerschnipsen seinerseits, entfachten zig Kerzen an der Wand und tauchten den Raum in einem schwachen Licht. Er saß da auf seinem thronähnlichen Stuhl, die Beine übereinander geschlagen, mit einem Weinglas in der Hand und einem süffisanten Grinsen im Gesicht. „Was sollte das gestern?! Ich sollte dich wieder einsperren! Ich schwöre dir, das sind dann wesentlich mehr als 20 Jahre!“ Er stellte sein Weinglas auf den kleinen Tisch rechts neben sich ab. Langsam erhob er sich und ging zwei Schritte auf sie zu. „Du dringst in mein Reich ein und drohst mir auch noch? Was bist du, Integra? Mutig? Närrisch? Oder todessehnsüchtig?!“ „Ich bin immer noch deine Herrin!“ Seine Augen funkelten unheilvoll auf. Augenblicklich stand er vor ihr und beugte sich zu ihr hinab. Seine Lippen berührten fast ihr Ohr. Ihr Atem stockte. „Du spielst gerade ein äußerst gefährliches Spiel! Wenn du glaubst, dieses lächerliche Siegel würde es verhindern, dass ich dir Leid zufüge, dann irrst du dich gewältig!“ Ängstlich wich sie von ihm zurück. „Wenn du es wagst mir etwas anzutun, dann werde ich…“ Sie konnte den Satz nicht beenden, denn Alucard hatte sie auf den Boden geschleudert. Er drückte ihre Hände neben ihren Kopf zu Boden und verhinderte mit seinem Körper, dass sie aufstehen konnte. Er beugte sich über sie. „Das hier ist MEIN Reich! Du hast hier keine Befehlsgewalt über mich, falls du diese jemals hattest!“ „Lass mich sofort los!" „Versuche doch dich zu befreien. Los, wehr‘ dich! Es ist so unendlich langweilig, wenn sich mein Opfer nicht wehrt und schreit.“ Damit beugte er sich mit einem gefährlichen Grinsen weiter runter und fuhr mit seiner unnatürlich langen Zunge ihre Halsschlagader nach. Panik kroch in jede Zelle ihres Körpers. Sie wand sich unter ihm und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. „Alucard!!!“, schrie sie panisch. Er erhob sich etwas und sah belustigt drein. „Los schrei lauter! Schrei dir deine kleine Seele aus dem Leib! Hier wird dich sowieso keiner hören…“ „Lass mich endlich los!“ Es sollte nach einem Befehl klingen, aber sie hörte sich von Panik und Hilflosigkeit durchtränkt an. „Ist die „große“ Hellsing etwa dem Vampirabschaum nicht gewachsen?“ „Hör auf damit…bitte!“ Ihre Stimme wirkte schwächer. Sein Grinsen wurde breiter. „Kontrollbeschränkungssystem Level 3, Level 2 und Level 1 aufheben.“ Ihre Augen weiteten sich entsetzt. „Was soll das?“ „Freisetzung aller Fähigkeiten.“ „Was hast du vor?!“ Er lachte nur. „Ich bin dir weit überlegen! Walter hatte dich gewarnt, doch du hast die Warnung ignoriert. Und nun liegst du hilflos ausgeliefert unter mir und ich könnte alles mit dir tun, was mir in den Sinn käme.“ Sie zappelte wieder stärker. Schatten umhüllten sie und begannen langsam damit, ihre Arme und Beine hochzukriechen. „Hör auf! Hör auf! Lass mich los, lass mich in Ruhe! Alucard! Alucard!!!“ „Es dürstet mich nach Blut, Integra.“, hauchte er leise. Die Schatten hüllten gerade ihren Oberkörper ein. //Er wird mich töten! Er wird mich töten! Er wird mich töten!// Mit geringer Genugtuung hörte er ihre Gedanken. Plötzlich fühlte sie einen scharfen Schmerz an ihrem Bauch. Ihre noch nicht ganz verheilte Stichwunde riss auf. Die Schatten zogen sich zurück und Alucard zerriss ihr Oberteil etwas um genüsslich das aus der Wunde quellende Blut aufzulecken. Sie zuckte zusammen, als sie seine kalte Zunge spürte. Sie schloss gepeinigt die Augen und konnte die Tränen der Verzweiflung nicht unterdrücken. Es dauerte nicht lang bis er sich zurück zog und über seine blutverschmierte Lippe leckte. „Wag es nicht noch einmal, mich als Abschaum zu bezeichnen. Wag es nicht noch einmal, deine Grenzen zu überschreiten, Mensch! Das nächste Mal könnte es fataler für dich enden. Und nun verschwinde, bevor ich mich dazu entscheide mir dein restliches Blut auch noch zu nehmen!“ Er ließ ihre Handgelenkte los und zog sich auf seinen Thron zurück. Sie aus den Augenwinkeln beobachtend widmete er sich wieder seinem mit Blut gefüllten Weinglas. Stöhnend raffte sie sich auf. Ihr Bauch schmerzte höllisch und diese Hölle wurde bei jeder kleinsten Bewegung schlimmer. Sie verließ, so schnell es ihr Zustand zuließ, fluchtartig den Raum. Während sie sich zurück zum Erdgeschoss kämpfte, konnte sie deutlich sein dunkles, überaus amüsiertes Lachen wahrnehmen. Sie schleppte sich mühsam die Treppen hoch. Sie konnte nicht mehr. Sie war ohnehin schon geschwächt und nun auch noch verletzt. Aber zumindest aus dem Keller musste sie es schaffen, denn dann war es egal. Dann würde man sie früher oder später finden. Wohl eher früher. Geschafft. Sie hatte es geschafft und schien wenigstens etwas Glück zu haben. Walter war gerade die Treppe zum 1. Stock hochgegangen. „Walter!!!“, rief sie mit der letzten Kraft, die sie aufbringen konnte. Sie sah noch, wie der treue Butler die Treppe hinunter eilte, ehe sie zum wiederholten Male in Ohnmacht fiel. Walter tastete nach ihrem Puls. Er war schwach. Er rief die Krankenstation an. Es dauerte nicht lange bis 3 Sanitäter mit einer Trage bei ihnen waren. Sie stabilisierten das Mädchen und brachten sie dann zurück. Niemand bemerkte, dass zwei rote Augen amüsiert die Szene aus der dunkelsten Ecke beobachten. Ihre Wunde musste neu genäht werden und nach einer Woche durfte sie endlich gehen. Von Alucard hatte sie in der Zeit nichts gehört. Das war ihr auch Recht so. Er würde dafür definitiv noch büßen. Wenn sie jetzt nichts tat, würde sie ihn nie auch nur annähernd kontrollieren können. Ihm musste Einhalt geboten werden, bevor es endgültig zu spät war. Aber wie? Ihn wieder versiegeln, wie ihr Vater es tat, würde ihn wahrscheinlich sowieso nicht sonderlich interessieren. Er würde halt in einem schlafähnlichen Zustand verrotten und darauf warten, dass man ihn wiedererwecken würde. Er wäre nicht mal wirklich bei Bewusstsein, er würde nichts spüren. Weder den Bluthunger, noch seinen geschwächten Körper, der langsam vor sich hin rottet. Außerdem hatte sie das Gefühl, sie würden ihn brauchen, sehr bald. Ihm das Blut zu streichen, würde wahrscheinlich nichts bringen. Sie bezweifelte stark, dass er sich dann sein Blut nicht selber besorgte – und zwar indem er Menschen lebendig aussaugt. Das konnte sie nicht riskieren. Aber was blieb ihr sonst noch übrig? Wie sollte man ihn sonst in die Schranken weisen? Er war mächtig, wahrscheinlich zu mächtig. Seine eigenen Methoden gegen ihn anzuwenden, wäre wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Sie hatte sich nachdenklich in die Bibliothek verzogen und blätterte in einem Buch, in welchem unter anderen die Versiegelungsmethode, welche man bei ihm anwandte, beschrieben stand. Dann fand sie etwas Interessantes. Man konnte Wesen seines gleichen einsperren. Ganz einfach und normal. So als wenn man Menschen hinter Schloss und Riegel steckte. Ein schwaches Siegel, erschaffen aus Blut. Er würde es sicherlich leicht durchbrechen können. Allerdings war es ein anderes Stichwort, welches es so interessant machte. Blut. Mit dem Blut einer Hellsing…dass Cromwell-Siegel würde es ihm unmöglich machen, sich zu befreien. Sie las es sich genau durch, achtete auf jedes kleinste Detail. Es war perfekt. Einfach perfekt. Simpel und dennoch perfekt. Sie würde jetzt Rache üben und gleichzeitig aufzeigen, dass sie am längerem Hebel saß. Dass sie mehr Macht hatte, als er. Am Abend ging sie erneut durch die Kellergewölbe zu seinem Gemach. Er sah auf und fixierte das grinsende Mädchen, als sie dieses betrat. „Was willst du?“, fauchte er etwas genervt. Er wollte seine Ruhe haben. Diese Hellsing machte ein Teil von ihm rasend. Außerdem hatte er heute noch kein Blut getrunken oder viel mehr Walter hatte ihn noch keines gebracht. „Nichts Besonderes. Ich dachte, ich erwidere endlich mal deine läppischen Machtdemonstrationen.“ „Bitte? War meine Warnung nicht deutlich genug? Du solltest nicht schon wieder ein Fehler begehen, Integra. So etwas kann schnell tödlich enden.“ Sie zog unbeeindruckt ein kleines Messer hervor und schnitt sich mit einem schnellen Ruck ihr Handgelenk auf. Alucard knurrte dunkel, als der Geruch ihres Blutes sich im Raum verteilte. „Was soll das werden?“ Sie sollte aufpassen. „Nichts. Es ist doch nur Blut. Stört dich das etwa? Bist du etwa hungrig?“ Ihre Stimme klang leicht spöttisch. Also war das wohl Absicht, dass Walter noch nicht hier war. „Minder.“, knurrte er zurück. Der zähflüssige Lebenssaft tropfte zu Boden und eine kleine Pfütze bildete sich langsam. „Du spielst gerade mit deinem Leben, Mädchen. Ist dir das überhaupt klar?“ Sie grinste wieder und hockte sich hinunter zu ihrem Blut. Flink begann sie ein Symbol mit ihrem Blut auf den Steinboden zu zeichnen. Ein Kreis, in dessen Mitte ein schlangenartiger Drache, welcher sich in seinen eigenen Schwanz biss. Alucard grinste süffisant. War das etwa ihr Ernst? Solch ein lächerlich schwaches Siegel? „Ein Blutsiegel.“, grinste er. „So ein schwaches Siegel würde mich…“ Er brach ab. Seine Augen weiteten sich und Verstehen spiegelte sich in ihnen. „Durch Blut an Blut gebunden…“, sagte er monoton. Das Cromwell Symbol auf seinem Handrücken glühte rot. „Du verdammtes Miststück!“ Dieses verfluchte Cromwell-Siegel würde es ihm unmöglich machen, sich aus einem Siegel aus dem Blut eines Hellsings zu befreien. „Eine Versiegelung wäre keine Strafe für dich, nicht? In einem schlafähnlichen Zustand einfach zu warten und kaum etwas wahr zu nehmen…das würde dich nicht stören. Du hast die Ewigkeit vor dir. Beim vollen Bewusstsein eingesperrt in einem Raum zu sein, ist etwas völlig anderes. Vor allem ohne Blut!“ „Das solltest du nicht wagen. Das würdest du nicht überleben kleine Hellsing!“ „Es wird dich früher oder später in den Wahnsinn treiben. Selbst du bist schlussendlich nur ein Vampir. Und solange du noch in der Lage bist klar zu denken, solltest du dir Gedanken machen, warum du jetzt in solch einer aussichtslosen Situation steckst!“ Damit ging sie und ließ den überrumpelten Vampir in seinem Gefängnis zurück. Die Tür fiel zu und sie zeichnete von außen das selbige Symbol auf die Tür. Er würde niemals aus eigener Kraft entkommen können, dafür war das Cromwell-Siegel zu stark. Er realisierte nur träge, was sie da gerade getan hatte. Wenn sie glaubte, sie würde ihn damit brechen, dann irrte sie sich. Er würde sich nicht so einfach unterordnen. Er würde nicht einfach stumpf einem kleinen naiven Gör dienen. Er hält es wesentlich länger als andere Vampire ohne Blut aus. Er würde das hier über sich ergehen lassen, sie zwingen ihm von seiner Versklavung zu befreien und sie dann mit einem qualvollen und langsamen Tod beschenken. Eine Woche verging. Eine endlos lange Woche, die ihm mehr als ein Jahrhundert vorkam. Er schlief anfangs viel, denn im Schlaf spürte er nicht den Hunger. Allerdings wuchs sein Blutdurst ins Unermessliche. Das brennende Verlangen nach Blut quälte ihn. Trieb ihn langsam in den Wahnsinn. Dieses Verlangen, dieser Blutdurst er ertrug es nicht mehr. Es sollte endlich aufhören. Es raubte ihm seinen kompletten Verstand. Er würde den Nächsten mit einem Puls anfallen und restlos leertrinken. Ganz egal wer es auch sein mag. Aber darauf brauchte er nicht zu hoffen. Sie hatte noch nicht das, was sie wollte. Allerdings hielt er es jetzt schon nicht mehr aus. Er drehte komplett durch. Er zertrümmerte die Wände, die Decke, den Fußboden. Es sollte verschwinden. Er wusste nicht warum er das tat. Ob es der verzweifelte Versuch war, sich zu befreien, obwohl es kein Befreien gab. Ob es bloße Ablenkung von diesem Verlangen war. Oder ob es ein ebenso verzweifelter Versuch war, sich selber zu verletzen, damit der körperliche Schmerz seinen vernichtenden Blutdurst überschattete. „Lady Integra, er randaliert und scheint vollkommend den Verstand zu verlieren. Sie sollten es abbrechen.“ „Nein!“, kam es scharf. „Er wird das Zimmer komplett auseinander nehmen!“ „Ich sagte nein! Das wird sich geben. Er wird schon irgendwann damit aufhören, spätestens wenn es nichts mehr zum Zerstören gibt.“ „Das ist pure Folter für ihn. Er scheint vollkommen seine Kontrolle zu verlieren und dem Blutdurst zu verfallen. So war er noch niemals. Er muss es nicht mehr aushalten, wenn er so reagiert!“ „Das ist mir vollkommen egal. Außerdem würde er denjenigen zerfetzen, der ihn befreit.“ „Es wird aber höchstens schlimmer werden.“ „Nein Walter. Ich entscheide allein, wann es beendetet wird. Und nun geh!“ Der zweiundzwanzigste Tag. „Er ist schon seit zwei Tagen völlig ruhig, Mylady.“ „Ich denke, es wird langsam Zeit ihn aus seiner persönlichen Hölle zu holen.“ „Ich werde, dass sofort erledigen, wenn ihr gestattet.“ „Nein. Ich werde es tun. Ich muss es tun.“ „Aber das ist zu gefährlich. Er ist zwar anscheinend ruhig, aber wir wissen nicht in welchem Zustand er sich befindet. Er könnte…“ „Er wird mir nichts antun, Walter.“ „Aber wie könnt ihr…“ „Ich weiß es eben!“, unterbrach sie ihn. „Nun, wie ihr wünscht, Lady Hellsing.“ Sie nickte und ging in die Küche. Sie füllte einen großen Eimer mit Blutkonserven. Mit dem Blut schritt sie langsam durch den Keller zu Alucard. Er lag kraftlos mit geschlossenen Augen in seinem Sarg. Er hatte seine kompletten Kraftreserven aufgebracht. Und egal wie lange er schlief, es wurde einfach nicht besser. Eher das Gegenteil. Er wurde von Tag zu Tag schwächer, bis ihn nun seine Kräfte vollkommen verlassen hatten. Die Tür ging auf und jemand bewegte sich langsam auf seinen Sarg zu. Er hörte die Schritte, bewegte sich aber nicht. Er wäre dazu auch gar nicht in der Lage gewesen. Die Schritte verhallten und mit einem stumpfen Geräusch wurde anscheinend etwas auf den Boden gestellt. „Alucard?“ Diese Stimme war vertraut, aber er konnte sie nicht einordnen. Langsam öffnete er die Augen. Er schien durch sie hindurch zu sehen. Sein Blick war leer und seine sonst so blutroten Augen waren vollkommen matt und hatten ein blasses hellrot angenommen. Es fehlte nicht mehr viel und man könnte es nicht mehr als rot bezeichnen, sondern als rosa. „Integra…“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauch. Sie kniete sich vor seinen Sarg und fischte eine Blutkonserve aus dem Eimer, um sie direkt aufzureißen. Er schloss halb gequält, halb erschöpft wieder die Augen. Gequält durch den unerträglichen Blutgeruch, welcher seinen peinigenden Blutdurst wieder entfachte. Erschöpft, weil Sprechen so verdammt anstrengend war. Viel zu anstrengend. Sie hob behutsam seinen Kopf etwas an und setze die Konserve an seine Lippe. Doch er trank nicht, geschweige denn dass er sich rührte. Sie benetzte seine Lippen mit dem Blut. Aber er war selbst zum Trinken zu schwach. Vorsichtig kippte sie ihm das Blut in seinen Mund, sodass es einfach seinen Rachen hinunter lief. Blutige Tränen rannen aus seinen geschlossenen Lidern. Es war so entwürdigend, obwohl die Geste schon fürsorglich wirkte. Sie musste ihm schon Blut einflößen... Das letzte Mal, als er ein ähnliches erbärmliches Gefühl hatte, war, als dieser van Hellsing ihn besiegte. Dieses kleine Mädchen hatte ihm schlussendlich vollkommen gebrochen. Er war am Ende. Sie warf die leere Konserve achtlos zu Boden und setzte ihm die Nächste an die Lippen, um es ihm wieder einzuflößen. Als sie das Selbige mit der Dritten vorhatte, saugte er sacht, kaum merkbar, an dieser und trank das Blut selbstständig. Er öffnete seine Augen einen Spalt. Das Rot war dunkler und kräftiger geworden, aber immer noch glanzlos, obwohl ein trauriges Funkeln in seinen Augen lag. Vorsichtig legte er seine Hand um die Konserve. Integra wischte sanft die Spuren seiner Tränen weg, stützte aber weiterhin seinen Kopf. Er kam schon nach so einer kleinen Menge zu Kräften, dachte sie verwundert. Es dauerte eine ganze Weile, bis er das gesamte Blut leer getrunken hatte. Alucard hatte sich etwas aufgesetzt und mied stumm ihren Blick. Der Zorn, welcher sie dafür zerfetzen wollte, war schon in der ersten Woche erloschen. „Brauchst du noch mehr? Dann hol‘ ich schnell noch welches.“ Er schüttelte nur den Kopf. Sie seufzte. Es war eine komische Situation mit bedrückter Stimmung. Er wirkte verloren wie ein kleines Kind und schien mit der Situation nichts anfangen zu können. Sie folterte ihn auf eine Art, welche nicht hätte grausamer sein können und päppelte ihn dann fürsorglich wieder auf. Das passte weder zusammen, noch ergab es einen Sinn. Er sah leicht hoch. „Warum hast du das gerade eben getan…?“ Er brauchte eine Antwort. Sie hätte das nicht auf diese Weise tun müssen. Sie hätte es nicht mal selbst tun müssen. Walter hätte es ohne Widerworte getan. „Sieh es, als den Grundstein für einen Neuanfang an. Der Diener rettete seine Herrin und die Herrin pflegt die Wunde, die er deswegen davon getragen hat…“, letzten Satz flüsterte sie nur noch, aber er verstand diesen dennoch deutlich. „Du verzeihst mir, wenn ich mich jetzt so verhalte, wie ich es sollte…?“ „Ich nehme an, da du mich noch nicht angegriffen hast oder ähnliches, dass du mich nun als dein Meister akzeptierst und mir deinen Gehorsam schenkst.“ Er nickte leicht. Weiter Widerstand leisten, hätte sowieso keinem Sinn mehr. Und er lebte so eigentlich nicht schlecht. Diese Freaks würde er auch unter freien Willen ohne zu Zögern vernichten. Und sie würde ihn nicht schlechter behandeln, als er sie. Besser Jäger als Gejagter. Während sie es beruhigte. Wenn er immer noch rebelliert hätte, würde er ihr keine Wahl lassen. Sie könnte seine Freiheit, dann nicht mehr verantworten. „Ich bin müde.“, murmelte er. Sie erhob sich langsam wieder. „Dann schlaf. Ich verlange, dass du dich morgen in meinen Büro meldest.“ Sie räumte die leeren Blutkonserven weg und verließ sein zerstörtes Zimmer. Während er sich hinlegte und seinen Sarg schloss, um in einen erholsamen Schlaf zu fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)