Speciousness von Lina_Kudo (Trügerischer Schein (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 5: Confession --------------------- Kapitel 5: CONFESSION »Du hast die Wahrheit verdient …« ****Rückblick**** Ran ließ den Kopf plötzlich hängen. Ihre Haare an der Stirn fielen ihr vor die Augen und behinderten so seine Sicht auf das warme Lavendelblau. »Erzähl mir keinen Mist. Wie lange willst du mich noch an der Nase herumführen, Shinichi?« Shinichi glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als sie folgenden Satz aussprach: »Ich weiß alles!« ****Rückblick**** Shinichi schluckte schwer. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Die Luft hatte er unbewusst für Sekunden angehalten. Der Schock saß tief in seinen Knochen. Das war es dann wohl. Sie wusste zweifelsohne über alles Bescheid. Allein ihr Blick verriet es ihm. Es war also überflüssig, sich mal wieder dumm zu stellen. Und allerspätestens nach ihrem folgenden Satz waren endgültig alle Zweifel beseitigt. »Anscheinend kannst du dich ja nach Belieben hin- und herverwandeln, mein lieber Shinichi. Oder bist du es nun eher gewohnt, von mir ›Conan‹ genannt zu werden?« Diesmal gab es keine Chance, sich irgendwie rauszureden. Offen gestanden wollte er das eigentlich auch gar nicht mehr. Diese ewige Lügerei führte doch zu nichts. Außer zu Leid und Schmerz für beide. Es würde nichts bringen, dieses Spiel weiter fortzuführen. Es würde sie nur noch mehr verärgern und demütigen als ohnehin schon. Und er wollte sie jetzt auch nicht unbedingt fragen, woher sie das wusste. Er war ihr zunächst Antworten schuldig, nicht umgekehrt. Der Siebzehnjährige schaute über Ran hinweg zu dem hinten stehenden Restaurant. »Möchten wir uns vielleicht setzen und etwas essen?«, fragte er sie und streckte ihr ein wenig ängstlich seine Hand aus. Zu seiner Erleichterung nahm sie seine Hand und somit auch das Angebot an. Beiden durchzuckte ein wohliges Gefühl, als sie die Haut des anderen berührten. Es fühlte sich an wie ein elektrischer Schlag, konnte jedoch nicht angenehmer sein. Und so kam es, wie es kommen musste: Er erzählte ihr alles. Von Anfang bis zum Ende; ließ dabei keine Kleinigkeit aus. Er begann mit dem Vorfall im ›Tropical Land‹, wo alles begonnen hatte und arbeitete sich Stück für Stück vor. Bis zum momentanen Stand. Ran ließ ihn ausreden und unterbrach ihn kein einziges Mal. Ihre Miene machte innerhalb seiner Erzählung jegliche Emotionen durch, die es gab: Von Ungläubigkeit, Verzweiflung, Entsetzen und Angst bis hin zu Enttäuschung, Sorge, Scham und Reue. Dennoch gab sie keinen Ton von sich, der ihn aus seiner Offenbarung rausbringen konnte. Sie wollte alles wissen. Sie wollte verstehen, warum er so gehandelt hatte, denn sie wusste: Dafür hatte es einen guten Grund geben müssen. Und damit behielt sie auch Recht, wie sie nun feststellen musste. Shinichi endete ruhig mit seiner Erzählung und nahm anschließend einen Schluck aus seiner Saftschorle, da er in der Zwischenzeit einen ziemlich trockenen Hals bekommen hatte von der ganzen Rederei. Sie hatten sich noch kein Essen bestellt, denn während des Speisens so ein ernstes Gespräch zu führen – danach war ihnen beiden nicht zumute. Zwar hätten sie auch erst essen und dann reden können, doch in Anbetracht der Situation hatten sie keinen besonders großen Hunger gehabt und hätten auch gar nicht entspannt essen können unter solch angespannten Umständen, sodass sie das klärende Gespräch vorverlegt hatten. Zwar sah man es Shinichi nicht an, doch er war mehr als nur nervös. Sein Blut pochte in seinen Ohren und er musste sich schon sehr zusammenreißen, um das Glas in seiner Hand nicht zittern zu lassen. Er traute sich kaum, ihr in die Augen zu sehen; so miserabel fühlte er sich, nachdem er nun gestanden hatte, dass er sie, seine beste Freundin, die er schon fast sein ganzes Leben lang kannte, so lange hinter das Licht geführt hatte. Wie würde Ran nun reagieren? Wütend? Enttäuscht? Verletzt? Wahrscheinlich alles auf einmal. Und das hatte er ja auch verdient, nachdem er sie so mies angelogen hatte, auch wenn es nur zu ihrem Schutz gewesen war. Das bedeutete jedoch nicht, dass das auch seinem Willen entsprochen hätte. Auf gar keinen Fall! Sie sollte nicht mehr leiden. Keine einzige Sekunde länger. Schon gar nicht seinetwegen. Ran hatte es am wenigsten von allen Menschen, die er kannte, verdient. »Du ... schwebst also in größter Gefahr. Die Schwarze Organisation trachtet nach deinem Leben. Das ist ja furchtbar.« Erstaunt sah Shinichi zu ihr hoch. Anstatt dass sie sauer oder enttäuscht von ihm war, weil er sie so lange getäuscht hatte, war ihre erste, richtige Reaktion Sorge um ihn. Und gerade das war doch so typisch für sie. Trotzdem schaffte sie es, ihn jedes Mal auf’s Neue mit diesem engelsgleichen Charakterzug zu überraschen. Ein zärtliches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, welches kurze Zeit später auch seine Augen erreichte. »Noch wissen sie ja nicht, dass ich noch lebe«, versuchte er sie zu beruhigen, nahm all seinen Mut zusammen und griff nach ihrer Hand, die auf dem Tisch gebettet war. »Solange das nicht ans Licht kommt, sind wir vorerst in Sicherheit«, erklärte er und sah ihr dabei tief in die Augen. »Warum hast du dich mir nicht schon früher anvertraut? Ich werde dir beistehen und so gut es geht unterstützen. Gemeinsam kriegen wir das doch hin!« Shinichi schloss ernst seine Augen. Auch wenn er es nicht preisgab: Er war gerührt von ihrer unendlichen Fürsorge. »Ich wollte dich einfach nicht mit diesem Kram belasten und dich in unnötige Gefahr bringen. Denn deine Sicherheit hat bei mir oberste Priorität.« Er öffnete seine Augen wieder und sah direkt in ihre. Er merkte es dabei selbst nicht, wie sich sein Griff um ihre Hand festigte. »Du wirst dich aber bald wieder in Conan zurückverwandeln, oder?«, fragte sie leise und sah etwas betrübt zu ihren Händen. Natürlich liebte sie Conan nach wie vor; schließlich war er so etwas wie ihr kleiner Bruder gewesen. Doch nun war er zugleich auch die Liebe ihres Lebens – schon verrückt. Wie sollte sie in Zukunft bloß mit ihm umgehen? Aber das war wohl auch eine der Gründe, warum er ihr diese Sache so lange vorenthalten hatte. »In ungefähr 24 Stunden werde ich mich wieder zurückverwandeln – leider«, fügte er langsam hinzu und war nicht minder betrübt darüber. Wie gerne würde er endlich dauerhaft in seinem echten Körper bleiben? Als Shinichi Kudo weiterleben, gemeinsam an Rans Seite. Für immer. Doch da fiel ihm urplötzlich etwas Entscheidendes ein: »Sag mal, hat dich jetzt Araide wirklich sitzen gelassen?« Ran schüttelte grinsend den Kopf. »Ich bin gar nicht mit ihm verabredet gewesen. Das war nur ein Test, um zu sehen, wie du darauf reagieren würdest. Und in meinen Augen hast du genau so reagiert, wie ich es mir gedacht und erhofft habe und hast dich damit endlich selbst verraten.« Eine Spur von Selbstgefälligkeit zierte ihre triumphierende Miene. Shinichi setzte eine Grimasse auf. »Du Schlingel du. Aber raffiniert; das muss man dir lassen.« Ja, das musste er zugeben. Sogar Engel konnten äußerst gerissen sein. Der lebende Beweis saß gerade direkt vor seiner Nase und lachte sich ins Fäustchen. »Wie bist du eigentlich darauf gekommen? Zwar hattest du schon öfters den Verdacht gehegt, aber diesmal warst du dir ja zu hundert Prozent sicher?!« Die Neugier, die ihm in die Wiege gelegt worden war, versuchte er gar nicht erst zu verbergen. »Na ja; ich habe es ja eine Zeit lang schon wieder geahnt, und mein Verdacht wurde endgültig bestätigt, als letztens Heiji da war und ihr euch miteinander unterhalten habt. Ich war nämlich etwas früher da und hab … nun ja, ein bisschen gelauscht.« Siegessicher legte sie ihren Kopf schief, jedoch nicht ohne einen Hauch von einem schlechten Gewissen, weil es sich ja eigentlich nicht gehörte, anderer Leute Gespräche zu belauschen. Trotzdem war sie heilfroh, es getan zu haben, weshalb sich ihr Schuldgefühl dennoch in Grenzen hielt. »Also dafür, dass ihr zwei Meisterdetektive seid, wart ihr ziemlich nachlässig«, neckte sie ihn. Okay; das war in der Tat peinlich, dass sie beide, die besten Jungdetektive Japans, keine Notiz davon genommen hatten und anscheinend so tief in ihr Gespräch vertieft gewesen waren. Aber vielleicht war das gar nicht so schlecht. Vielleicht sollte das passieren, damit es zwischen ihm und Ran endlich keine Geheimnisse mehr gab. Vielleicht wollte Gott es so; damit es beide leichter hatten. Vielleicht würde von nun an alles besser werden. Vielleicht. Mit einem Schlag wurde ihm plötzlich klar, dass das nun ihr erstes Aufeinandertreffen nach seinem mehr oder weniger gelungenen Liebesgeständnis in London war. Ach herrje … Sofort wurde er knallrot um die Wangen, ließ ihre Hand los und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Dies blieb von Ran natürlich nicht unbemerkt. »Was hast du denn auf einmal?«, hakte sie stirnrunzelnd nach. »Ach nichts«, lenkte er sofort ein und griff nach der Speisekarte. »Wollen wir schon mal etwas zu essen bestellen, denn so langsam bekomme ich einen Bärenhunger«, führte er sein Ablenkungsmanöver weiter fort. Zu seiner Erleichterung mit Erfolg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)