Ein Haus voller Geschichten von Yalene (Fairy Tail Drabbles) ================================================================================ Kapitel 10: Berührung --------------------- „Liebe ist Berührung – innerlich wie äußerlich.“   Irina Rauthmann (*1958), deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin   ~   Es war ruhig im Raum. Lily starrte auf das gleichmäßige Heben und Senken von Gajeels Brust. Der Anblick hatte etwas Beruhigendes an sich, auch wenn er seit seiner Einlieferung noch nicht wieder bei Bewusstsein gewesen war.   Der Exceed hatte keinen Zweifel daran, dass sich der robuste Drachentöter wieder fangen würde. Er wünschte sich nur, dass auch die junge Frau, die Lily nun schon seit einigen Stunden umklammert hielt, diese Zuversicht teilen würde. Levys Verletzungen waren nicht sonderlich schwer gewesen, dafür hatte Gajeel sich eingesetzt. Doch die Sorge fraß an ihr. Deswegen hatte sie bei dem schwarzen Exceed Halt gesucht, nachdem Wendy und Porliusca Gajeel versorgt hatten.   Momentan schlief sie und Lily war froh darüber. Lange hatte sie sich gegen die Müdigkeit gewehrt, aber der Kampf war auch für sie schwer gewesen. Schließlich musste sie der Erschöpfung nachgeben. Lily sah wieder zu Gajeel. Dieser hatte die Augen gerade geöffnet und schaute zu ihnen herüber. Der Exceed musste grinsen. Sein Partner war halt ein verdammter Sturkopf.   „Hey! Bist auch endlich wieder da?“, neckte Lily. Gajeel grinste ihm schwach entgegen. Das verflog jedoch schnell wieder, als seine Augen zum Gesicht der jungen Skriptmagierin wanderten. Lily verstand. „Sie war sehr besorgt. Erschöpft, aber ansonsten geht es ihr gut.“ Sein Partner sagte nichts. Lily fand sich wieder einmal in seinem Glauben bestätigt, dass die beiden Narren waren. Wenn sie nicht bald über ihren Schatten springen würden, musste Lily sie in einen Raum sperren, bis sie dieses von Spannung geprägte Verhältnis unsicherer Erwartung endlich geklärt hatten. Seine geistige Gesundheit verlangte dies von ihm.   Er rüttelte sanft an Levys Arm. Diese wachte prompt auf und ihr Blick flog sofort zum Drachentöter hinüber. Lily, noch immer in Levys Armen, fühlte ihre Anspannung verschwinden. Sie löste ihre Umarmung und ging zu Gajeels Bett hinüber. Lily nutzte diese Gelegenheit, sich aus dem Raum zu stehlen, während Levy auf der Bettkante Platz nahm. Gajeel hörte die Tür ins Schloss fallen. Er wusste nicht, ob er sich verraten oder dankbar fühlen sollte.   „Mach so etwas nie wieder.“ Levys Stimme war ruhig und gefasst, aber Gajeel wusste es besser. „Ich werde tun, was ich muss um dich zu beschützen.“ Er gab ihr nicht nach. Nicht in diesem Punkt. „Ich brauche keinen Schutz. Ich bin stark genug.“ Es war ein altes Argument, eine alte Diskussion. Gajeel konnte sie verstehen. Sie war temperamentvoll und unabhängig. Sie wollte anderen zeigen, dass sie auf sie zählen konnten. Er wusste dies alles. Aber Levy musste auch verstehen, dass er nicht anders konnte und dass er ihr hier nicht nachgeben würde. Ihr Blick verriet eine Unnachgiebigkeit, die jedem Drachentöter Ehre gemacht hätte. Und Gajeel war müde, sein Körper schmerzte. Langsam hob er die Hand und legte sie an ihre Wange. Ihr strenger Blick flackerte zunächst kurz, dann schloss sie die Augen und bedeckte seine Hand mit der ihren. Er fühlte, wie sie leicht zitterte.   „Du brauchst mir nicht zu erzählen, dass du stark bist. Ich weiß das besser als jeder andere…“ Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Sie ignorierten sie beide. Es war nicht ihre Schwäche, die ihn antrieb sie zu beschützen, sondern seine. Er ließ dies alles unausgesprochen, doch er hatte das Gefühl, dass sie das bereits wusste.   Einige Minuten schwiegen beide, gefangen in dem Moment und dankbar dafür, dass sie allein waren. Gajeel wartete auf Levys Reaktion und genoss den seltenen Körperkontakt. Viel zu oft wünschte er sich diesen zu haben und ebenso oft versagte er sich ihn selbst. Levy hatte Mühe, sich wieder zu fangen. Sie wollte ihm so viel sagen, wollte ihm vorwerfen, wie sehr er sie in Panik versetzt hatte, als er blutüberströmt vor ihr zusammenbrach nachdem er jeden Schlag, der für sie bestimmt gewesen war, auf sich gezogen hatte. Sie wollte ihm sagen, wie die Angst um ihn sie beinahe um den Verstand gebracht hatte. Trotz ihrer Eloquenz wusste sie nicht, wie sie ihm das alles begreiflich machen konnte.   Daher öffnete sie nur die Augen, sah ihn ernst an und ein liebevoll ausgesprochenes ‚Idiot’ erreichte seine empfindlichen Ohren. Sie lächelte nicht und er sah sie mit einer Ernsthaftigkeit an, die ihm so leicht keiner zugetraut hätte. Dann zog er sie langsam zu sich und hielt so lange Blickkontakt, bis sich ihre Lippen berührten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)