Ein Meer voller Geschichten von Yalene (One Piece Drabbles) ================================================================================ Kapitel 2: Zeit --------------- „Kindheit kennt keine Zeit.“ Hans Ulrich Bänziger (* 1938), Schweizer Psychologe und Schriftsteller ~ Sanji trocknete sich die Hände an einem Tuch ab. Das mittägliche Gelage war noch nicht lange vorbei und er hatte das Spülen des Geschirrs gerade erledigt. Von draußen hörte er Gelächter. Es gehörte klar zu Ruffy, Usopp und Chopper. Der blonde Koch musste grinsen, schlenderte nach draußen aufs Deck und zündete sich auf dem Weg eine Zigarette an. Automatisch sondierte sein Blick die Umgebung und suchte nach Nami und Robin. Letztere konnte er nicht sehen. Vermutlich war sie wieder in der Bibliothek. Nami jedoch zeichnete auf dem oberen Deck an einem Tisch ihre Karten. Der Koch machte eine mentale Notiz, ihr einen Eisbecher zuzubereiten und für Robin einen Kaffee bereit zu stellen, sobald er aufgeraucht hatte. Sein Blick glitt auf das Grasbewachsene Mitteldeck. Dort tollten in der warmen Sonne die drei Jüngsten ihrer Mannschaft herum. Sanji lehnte sich auf die Reling, nahm einen langen Zug von der Zigarette und lächelte. Heute war ein guter Tag, entschied er. Sie hatten am Morgen ein kleines Scharmützel mit einem Kriegsschiff der Marine gehabt und konnten sich da ein bisschen austoben. Das stabile Hoch dieser Region ließ sie alle ein wenig entspannen, da keine schnellen Kurskorrekturen gemacht werden mussten. Und nun sah er den dreien beim Spielen zu. Es mochte infantil klingen, wenn man bei ausgewachsenen Männern, oder Fastmenschen in Choppers Fall, vom Spielen sprach. Aber Sanji konnte beim besten Willen keine bessere Bezeichnung dafür finden. Usopp hatte einen kleinen Workshop aufgebaut und bastelte eifrig an einer technischen Spielerei. Ruffy und Chopper sahen interessiert zu, freuten sich über – was auch immer es sein mochte – lachten und waren ungeduldig wie eh und je. Nebenbei schnitten sie sich gegenseitig Fratzen, was natürlich nur dazu führte, dass Usopp durch das Lachen noch länger zum Fertigstellen des Gerätes brauchte. Sanji pustete Qualm in die warme Meeresluft. Er war dankbar für Tage wie diesen. Den drei Jungs dabei zuzusehen, wie sie scheinbar wie Kinder herumtollten, ließ ihn innerlich vor Freude auflachen. Sie waren schließlich eine sehr ungewöhnliche Familie. Jeder hatte sein Bündel zu tragen, jeder hatte seine eigene traurige Geschichte zu erzählen und fast jeder von ihnen hatte eine Sache niemals gehabt: eine normale Kindheit. Sie war ihnen versagt gewesen. Manchen schon von Geburt an, anderen aufgrund der Umstände, in die sie geraten waren. Und die Beschäftigung, der sie nachgingen, war auch nicht immer eine Angelegenheit zum Lachen. Sie lachten dennoch, sie sangen, sie feierten und sie lebten. Was sich die drei teilweise bewahrt hatten war die kindliche Unschuld. Nicht immer, natürlich. Dafür war das Leben einfach zu hart. Aber die kleinen Dinge im Leben schienen sie manchmal immer noch derart hinzureißen, wie es sonst nur bei Kindern der Fall war. Die fertig aufgerauchte Zigarette steckte Sanji in ein kleines Beutelchen, was er eigens dafür mit sich führte. Der Abfall sollte schließlich weder an Deck noch im Meer landen. Er warf einen letzten Blick auf die drei jungen Männer, lächelte erneut und spürte die innere Ruhe, die dieser Tag mit sich brachte. Auf dem Weg zurück in die Küche entschied er, dass er für alle Eisbecher zaubern würde. Vielleicht sollte er auch noch eine Limonade ansetzen. Heute war schließlich ein guter Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)